X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 21: Tag 21 ------------------ Jodie liebte ihren Job. Auch wenn sie ihn anfänglich nur machen wollte, um den Mord ihrer Eltern aufzuklären und den Täter hinter Gittern zu bringen. Sie wollte sie wegsperren – für immer. Aber es fühlte sich gut an, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Und schon wenige Wochen nach Dienstantritt verspürte sie eine Passion; so wie ihr Vater früher. Es tat gut, Menschen zu helfen, aufzuklären, was passiert war und die Familien der Opfer zu unterstützen. Sie erledigte jeden Auftrag, egal wie lange er auch dauert oder wie hart er war. Die Ermittlungen liefen nicht wie im Fernsehen ab, man fand nicht innerhalb von ein oder zwei Tagen seinen Täter, bekam vollständige Laboranalysen und hatte die entsprechenden Kapazitäten für die Untersuchung. Nicht einmal dann, wenn der Fall heikel war. Das Gegenteil stand an der Tagesordnung. Man wartete, war von Dritten abhängig, musste Verhöre durchführen, Berichte auswerten und und und. Es gehörte eben dazu und sie wusste es. Jeder der es sich einfacher vorstellte, hatte sich nie mit der Wahrheit beschäftigt oder wollte es nicht. Mittlerweile arbeitete sie an dem Fall ihrer Eltern nur noch nebenbei und auch nur dann, wenn sie die entsprechende Zeit hatte. Das hieß aber auch, dass es Tage oder sogar Wochen gab, an denen Jodie nichts daran tat. Und dann gab es Zeiten, wo sie fieberhaft nach der Wahrheit suchte. Jodie war Stress gewöhnt, spätestens nachdem sie einige Wochen für das FBI tätig war. Aber dann hatte sie mit einem Mal eine Spur zur Organisation und den Mördern ihrer Eltern gefunden. Das lange Warten hatte sich gelohnt. Es dauerte nicht lange, da kamen sie nach Japan. Zuerst war es Shuichi mit einem Team von Agenten. Als er aufflog, war ihre Mission erst einmal beendet, doch wenige Jahre später kam auch sie nach Japan. Endlich durfte sie selbst an vorderster Front agieren, auch wenn es zunächst hieß, verdeckt zu leben. Aber auch das hatte schon bald ein Ende gefunden und seitdem ging Jodie nur noch ihrer eigentlichen Arbeit nach. Dadurch hatte sich allerdings ihr Arbeitspensum verändert. Sie konnte sich ihre Arbeit zwar frei einteilen, aber das hinderte sie nicht daran, auch mal die Nacht durchzumachen. Immerhin gab es nun nur noch einen Fall, der ihre gesamte Aufmerksamkeit forderte. Und er war wichtig. Wenn sie nicht gerade außerhalb ihrer Wohnung nach verdächtigen Aktivitäten Ausschau hielt, recherchierte sie. Das hieß, dass sie nicht nur täglich eine aktuelle Tageszeitung auf potentielle Aktivitäten der Organisation untersuchte, sondern mehrere. Dazu kamen noch die Meldungen im Internet. Sie hatte sich mehrere Newsfeeds eingerichtet und verfolgte auch die Spuren von Chris Vineyard. Da sich die Schauspieler für zwei Kinder und die Detektei Mori interessierte, hatte sie ihre Suche entsprechend ausgeweitet. Dadurch reduzierten sich ihre Ausflüge nach draußen und die Agentin blieb oftmals in ihren eigenen vier Wänden. Beim Lesen der neusten Nachrichten kniff Jodie die Augen zusammen. Als sich ihre Sicht nicht besserte, setzte sie ihre Brille ab und rieb sich die Augen. Für einen kurzen Moment besserte sich ihr Blickfeld. Jodie seufzte leise auf. Sie speicherte ihre Suche und entschied, für einen Augenblick nach draußen zu gehen. Und nicht nur auf den Balkon, sondern wirklich raus an die frische Luft. Jodie dachte, sie sei einfach nur überarbeitet und bräuchte nur eine Pause. Sie ging in den Flur, schlüpfte in ihre Schuhe und zog sich die Jacke über. Sie nahm ihre Handtasche und ging nach draußen. Bereits beim Gehen verspürte sie ein komisches Gefühl. Sie konnte es nur nicht zuordnen. Draußen sog sie die frische Luft ein. In ihrem Kopf drehte sich alles und sie schaffte es gerade noch so das Gleichgewicht zu halten. Jodie torkelte zu einer Bank und setzte sich. Ihren Kopf bewegte sie nach unten und hielt diesen mit ihren Händen fest. Ihr rechtes Ohr begann sich Taub anzufühlen, so als wäre es in Watte gepackt. Außerdem verschlechterte sich augenblicklich ihr Gehör. Jodie schloss die Augen und hoffte, dass es sich gleich besserte. Aber das war nicht der Fall. Sie hörte eine dumpfe Stimme und blickte auf. „Shu?“ „Du warst nicht zu Hause“, begann er. Sie kniff die Augen zusammen. „Kannst du das bitte wiederholen? Ich hör dich so schlecht…“ Er sah sie skeptisch an. „Was ist passiert? Bist du verletzt?“ „Mein Ohr…ich hör kaum was…es ist…wie in Watte. Als wäre…ich in einer Blase“, sagte sie ruhig. „Es ist auf einmal gekommen, ich habe gar nichts gemacht.“ Er stellte sich auf die andere Seite. „Seit wann hast du das?“ Nun hörte sie ihn besser. „Seit eben…“ Shuichi dachte nach. „Komm mit. Ich kenn einen Arzt der dich untersucht.“ Jodie stand langsam auf. „Es ist…bestimmt nichts…und bald besser. Bestimmt ist morgen alles wieder gut…“ Akai schüttelte den Kopf. „Du solltest trotzdem zu einem Arzt…Und ich bestehe darauf. Also komm, ich fahr dich.“ „Okay“, murmelte sie und stand auf. Sie ging mit ihm zu seinem Wagen und gemeinsam fuhren sie zu dem Arzt, den Shuichi kannte. Während der Agent im Wartezimmer Platz nahm, wurde Jodie untersucht. Die Untersuchung dauerte rund eine Stunde und wäre er kein Bekannter von Akai, hätte sie sicherlich einen Termin gebraucht. Mit einem Rezept in der Hand kam sie raus. Schweigend verließ sie mit ihm die Praxis. „Und? Du warst fast eine Stunde drin…“, wollte Akai wissen. „Der Arzt hat mir mehrere Fragen gestellt und mehrere Hörtests gemacht. Ich habe vermutlich einen Hörsturz, ausgelöst durch Stress…“ „Mhm…“, gab Akai von sich. „Stress…“ „Die nächsten Tage darf ich erst einmal Medikamente nehmen und dann sollte es sich bessern. In zehn Tagen habe ich den nächsten Termin. Wenn es nicht besser wird…naja…schauen wir mal.“ Der Agent nickte verstehend. „Hat er auch gesagt, was du machen sollst, um deinen Stress zu reduzieren? Bist du krankgeschrieben?“ „Mich ausruhen und Stress reduzieren…wie auch immer das aussehen soll“ Sie seufzte. „Ich habe ihm natürlich nicht gesagt, was ich beruflich mache, aber es wird schwer sein, für einige Tage abzuschalten. Eine Krankschreibung habe ich abgelehnt.“ „Verstehe…,wenn du von dir aus nicht kürzer trittst, werde ich dafür sorgen. Du könntest auch in ein Wellness-Hotel fahren.“ Jodie seufzte. „Als ob ich einfach so eine Pause machen könnte. Du weißt, woran wir arbeiten und es ist wichtig. Ich kann nicht einfach so für ein paar Tage wegfahren oder nichts tun. Das geht nicht.“ „Jodie!“ Obwohl sie seine Stimme nur dumpf wahrnahm, zuckte sie zusammen. „Ja?“ „Deine Gesundheit geht vor. Mach dich nicht kaputt. Ich werde aufpassen, dass du dich an seine Anweisungen hältst. Hast du verstanden?“ „Ja“, wisperte sie leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)