X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 22: Tag 22 ------------------ Jodie seufzte leise auf. „Muss ich wirklich mit?“ Sie blickte zu ihrer Mitbewohnerin. Rebecca studierte Kunstwissenschaften und war jeden Freitag in einer Bar und feierte das Wochenende. Jodie wusste gar nicht, wo sie die ganze Energie dafür hernahm, aber es war in Ordnung, solange sie nicht auch dorthin musste. Jodie ging lieber zu Vorlesungen, danach in die Bibliothek und wenn sie noch Zeit hatte, arbeitete sie in einem Coffee Shop auf dem Campusgelände. Wenn sie keine Schicht hatte, kam sie in ihr Zimmer im Wohnheim, lernte oder schrieb eine Hausarbeit. Abends oder nachts blieb sie nur weg, wenn es eine bestimmte Veranstaltung gab, die sie unbedingt besuchen musste. „Ja, du musst“, antwortete Rebecca. „Versprochen ist versprochen. Und du willst dein Versprechen doch nicht brechen, oder Streberin?“ Letzteres war eher scherzhaft gemeint. „Aber nicht lange, okay?“ Rebecca hackte sich bei ihr ein. „Mach dir mal nicht ins Hemd. Wir gehen in die Bar in der Nähe des Campuses…du kannst sie als Studentenbar bezeichnen. Ich bin oft dort und die Leute sind nett. Es wird lustig werden und vielleicht lernst du auch jemanden kennen.“ Jodie verzog das Gesicht. Es war die alte Leier. „Du weißt, dass ich keinen Freund brauche. Ich habe den ganzen Tag genug zu tun. Ich langweile mich nicht.“ Rebecca kicherte. „Jaja, weiß ich doch. Du wartest auf die große Liebe. Das ist ja so romantisch.“ Jodie schüttelte nur den Kopf. „Lass uns einfach gehen, ja?“ „Na klar.“ Rebecca zog sie mich sich. Der Weg zur Bar war nicht lang, maximal 20 Minuten. Es war voll, aber Rebecca steuerte zielstrebig einen Tisch an. „Hi, Leute. Das ist meine Mitbewohnerin Jodie. Sagt: Hallo.“ „Hallo“, kam es kollektiv von den Anwesenden, so als wären sie eine Selbsthilfegruppe. „Was willst du trinken?“ „Ich nehme eine Cola.“ Rebecca rollte mit den Augen und ging zur Bar. Sie holte ein Bier und eine Cola und brachte sie an den Tisch. Dann schob sie ihr eine Schüssel mit Nüssen rüber. „Gegen den leeren Magen.“ „Danke“, murmelte Jodie und sah sich in der Bar um. Mittlerweile hatten sich mehrere Gruppen gebildet und es herrschte reges Treiben. „Und? Ist es hier so schlimm?“ „Ich habe nie behauptet, dass es schlimm sein würde. Ich muss nur nicht abends noch unterwegs sein und feiern.“ Rebecca seufzte theatralisch. „Du bist ein hoffnungsloser Fall. Aber ich habe einen kleinen Teilsieg errungen. Du bist hier und du wirst Spaß haben.“ „Du bist leicht zufriedenzustellen“, entgegnete Jodie. Rebecca zuckte mit den Schultern. „Ich nehme, was ich kriegen kann.“ Sie sah sich um. „Bist du offen für neue Bekanntschaften? Und damit mein ich maximal einen kleinen Flirt, mehr aber auch nicht.“ Jodie überlegte, wie sie am besten darauf reagieren konnte. „Ich brauch keinen Flirt. Ich bin nicht einsam.“ „Das habe ich auch nicht behauptet“, entgegnete Rebecca. „Ich dachte nur, dass du mal mit ein paar anderen Menschen redest. Du musst ja nicht gleich mit einem Kerl ins Bett oder so.“ „Ich weiß doch, dass du es nicht böse meinst. Aber ich bin für das alles hier einfach nicht geschaffen. Wärst du mir sehr böse, wenn ich nicht so lange bleibe?“ „Nein, natürlich nicht“, fing sie an. „Wenn du wieder zurückwillst, werde ich dich nicht aufhalten.“ „Danke“, murmelte Jodie und nippte an ihrer Cola. „Und was machst du sonst immer hier?“ „Naja…“ Sie druckste ein wenig herum. „Ich schau mich um, ob etwas Süßes dabei ist und dann gesell ich mich dazu.“ „Oh…und hast du…schon was gefunden?“, kam es von Jodie. „Ja.“ Rebecca schmunzelte. „Schau mal da drüben. Ich geh dorthin.“ Sie nahm ihr Bier und ging zu der Gruppe Japaner. Sie redeten allesamt in ihrer Muttersprache. „Hi“, begann Rebecca und zog sofort die Aufmerksamkeit auf sich. „Ich bin Re-be-cca“, dabei gestikulierte sie mit den Händen. Jodie beobachtete die Gruppe und gesellte sich irgendwann zu ihnen. „Hi.“ „Hast du es dir anders überlegt?“ Sie nickte. „Das…“ Rebecca zeigte auf Jodie. „…ist Jo-die. Sagt: Hi.“ „Hi“, kam es kollektiv. Der restliche Abend verlief ähnlich. Rebecca redete viel und ihr war es egal, ob die Gruppe sie verstand oder nicht. Dabei tranken sie ordentlich. … Als Jodie am nächsten Morgen wach wurde, tat ihr der Kopf weh. Ihre Haare waren zerzaust, ihre Kleidung zerknitterte, teilweise auch verrutscht. Aber sie war angezogen. „Mhm…“, stöhnte sie leise und setzte sich auf. „Morgen.“ Jodie riss die Augen und sah sich um. Ein wenig panisch zog sie die Decke an sich, realisierte aber schnell, dass sie ihre Kleidung noch anhatte. Sie spürte seinen Blick auf ihr und schluckte. „Mo…morgen…“, murmelte Jodie. Sie versuchte sich daran zu erinnern, was am Abend zuvor passiert war. Sie zeigte auf sich. „Ich…gehe…nach Hause.“ Mit den Fingern simulierte sie Schritte. Shuichi musterte sie schmunzelnd. „Ich kann dich auch nach Hause fahren.“ Jodie sah ihn irritiert an. „Du sprichst unsere Sprache? Aber gestern…ihr habt…nicht…“ „Ihr habt angenommen, dass ich kein Wort verstehe, weil ich bei der Gruppe war. Sie waren die Touristen und haben mich nur etwas gefragt.“ Sie schluckte und ihre Wangen begannen zu glühen. In dem Glauben, dass keiner sie verstand, hatten sie auch ein paar pikante und private Details geteilt. „Wie…wieso hast du nichts gesagt? Wir hatten…du hättest was sagen müssen.“ Akai lächelte. „Ich wollte euch nicht unterbrechen.“ „Und…wieso bin ich hier? Haben wir…also hatten wir…“ „Nein“, antwortete er. „Du hast dir aber scheinbar in den Kopf gesetzt, mich abzuschleppen. Du hast am Ende so viel getrunken, dass du nicht mehr laufen konntest. Ich hatte deine Adresse nicht, also habe ich dich zu mir gebracht.“ „Verstehe…D…danke…“, murmelte sie. „Möchtest du Kaffee? Oder Tee? Ich habe auch Wasser da.“ „Wasser reicht mir.“ Er nickte und ging in die Küche. Sofort sprang Jodie aus dem Bett, schlüpfte in ihre Schuhe, griff nach ihrer Jacke und der Handtasche auf dem Boden und lief zur Tür. Sie öffnete sie und war froh, dass es die Haustür war. Sofort hastete sie raus. Es war schon peinlich genug und da musste sie nicht noch mit ihm frühstücken oder sonst was tun. Und wahrscheinlich würde sie ihn eh nie wieder sehen. Seit Jahren hatte Jodie an den Vorfall gedacht und den Studenten von damals nicht wieder gesehen. Sie lebte ihr Leben und hatte ihren Traum verwirklicht. Sie arbeitete nun für das FBI und freute sich auf den ersten Tag. James führte sie durch das Gebäude, zeigte ihr die Abteilungen und stellte sie den Kollegen vor. Jodie fühlte sich großartig – bis sie in die kleine Kaffeeküche kamen. Denn dort sah sie ihn: Den Japaner von damals. Jodie schluckte. Sie hoffte, dass er sie nicht erkannte, aber dann zwinkerte er ihr zu und ihre Wangen begannen zu glühen. Das würde doch interessant werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)