X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 29: Tag 29 ------------------ Jodie saß im Bus. Sie versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Denn sollten die Insassen in dem Bus bemerken, dass sie noch ein Neuling war, würde sie um ihren Respekt buhlen müssen. Es war das erste Mal, dass Jodie einen Gefangenentransport begleiten musste. Neben dem Fahrer und einem weiteren Polizist saßen 4 Verbrecher im Bus. Jodie wusste nicht, welche Straftaten sie verübt hatten, aber ihr war klar, dass die Männer nicht gerade harmlos waren. Nur in solchen Fällen wurde das FBI eingeschaltet. Die Agentin ging den regulären Ablauf im Kopf durch. Sie hatte einiges in Quantico gelernt und Fallberichte ausgiebig studiert. Sie glaubte zu wissen, wie der richtige Umgang war. Auch wenn es keine alltägliche Aufgabe war, zollte Jodie ihr doch Respekt. Sie würde keine Anfängerfehler machen und nichts auf die leichte Schulter nehmen. Jodie erlaubte sich einen kurzen Blick auf die Insassen. Sie saßen getrennt voneinander. Zwei starrten runter auf ihre Hände, einer sah aus dem Fenster und der Vierte blickte sie direkt an. Eine Gänsehaut legte sich auf ihren Körper. Sofort schaute sie wieder nach vorne. Der Fahrer des Buses wich einem Hindernis aus und überfuhr eine Nagelsperre. Die Reifen verloren langsam Luft, der Wagen der meilenweit vor ihnen war, fuhr immer langsamer. Um eine Kollision zu vermeiden, drosselte er die Geschwindigkeit, doch der Wagen vor ihm machte keine Anstalten schneller zu fahren. Der Busfahrer riss das Lenkrad um, durchstieß die Leitplanke und überschlug sich. Es dauerte einen Moment, bis Jodie wieder zu sich kam. Ihr Kopf schmerzte, genauso wie ihr restlicher Körper. Jodie öffnete langsam die Augen und sah sich um. Sie hatte den Unfall relativ unbeschadet überstanden, anders als der Fahrer. Er war auf der Stelle tot. Der Polizist hingegen war schwer verletzt, doch das lag daran, dass die beiden Insassen, die die während der Fahrt die Köpfe nach unten gerichtet hatten, auf ihn einschlugen. Anschließend nahmen sie ihm den Schlüsselbund ab und entfernten ihre Handschellen. Sie warfen den Bund dem dritten Mann zu, der sich ebenfalls von den Handschellen befreite und der Vierte tat es ihnen gleich. Jodie versuchte sich hinter einem der Sitze zu verstecken, den gegen vier Männer hatte auch sie keine Chance. Nicht einmal dann, wenn sie ihre Waffe zog. Allein bei dem Gedanken an ihre Waffe tastete sie nach dieser und fand nichts. Sie war aus ihrem Halfter gefallen und lag irgendwo auf dem Boden des Buses. Wenn einer der Verbrecher sie fand, war alles vorbei. „Gehen wir! Der Wagen wartet.“ Jodie hörte Schritte. Sie verhielt sich leise und hoffte, dass sie genug Zeit hatte, um sich in Sicherheit zu bringen. Danach musste sie einen Weg finden, um Hilfe zu rufen. Einer der Männer blieb im Bus und sah sich um. „Hey, Schätzchen, wo bist du?“, rief er. Jodie zuckte zusammen. Er erinnerte sich an sie. Die Agentin horchte weiter den Schritten. Sie kamen immer näher. Aber Jodie konnte nicht weglaufen. Ihr Bein schmerzte zu sehr, vielleicht war es gebrochen. „Da bist du ja.“ Er leckte sich über die Lippen und begutachtete Jodie. „Hübsches kleines Ding.“ Jodie versuchte nach hinten zu weichen, stieß aber direkt gegen das zerbrochene Fenster. Würde sie versuchen darüber zu entkommen, würde sie sich nur noch mehr verletzen. Die Agentin schluckte. „Was hast du denn? Du musst doch vor mir keine Angst haben.“ Er machte einen Schritt auf sie zu. „Solche jungen Dinger, wie dich, mag ich.“ Sie war starr vor Angst. Gerade als sie etwas sagen wollte, fiel er bewusstlos zu Boden. Jodie blickte auf den Mann hinter ihm. Es war der vierte Insasse. Er schaute sie mit seinen tiefgrünen Augen an. „Bitte…ich…“ Er kniete sich zu ihr runter und starrte auf ihr Bein. Mit der Hand tastete er es ab. „Mhm..mhm…hng…“ „Vielleicht gebrochen“, entgegnete er. Er seufzte. „Was für ein Irrsinn…Hast du ein Handy?“ Jodie wusste nicht, wie sie am besten reagieren sollte. Er verdrehte die Augen. „Großartig…“, murmelte er und öffnete Jodies Jacke. Auf der Suche nach dem Handy griff er in die Taschen. Als er es fand, drückte er eine Taste, um den Bildschirm zu aktivieren. „Du solltest das Handy mit einem Sicherheitscode sichern, ansonsten können Feinde über dein Telefon an wichtige Informationen kommen.“ Er wählte eine Nummer. Obwohl Jodie Angst hatte, konnte sie den Blick von ihm nicht abwenden. „Ich muss einen Unfall melden, wir sind auf der Interstate 95 in einem Gefängnistransporter. Der Bus hat sich überschlagen, der Fahrer ist tot, einer der Polizisten schwer verletzt.“ Er sah zu Jodie. „Die FBI Agentin ist ebenfalls verletzt. Zwei Verbrecher sind flüchtig, einen konnte ich niederschlagen. Es war eine Falle. Draußen hat ein Wagen auf sie gewartet. Schicken Sie Verstärkung.“ Jodie beobachtete ihn weiter. „Ja…habe verstanden. Wir brechen ab.“ Er beendete das Gespräch und warf Jodie das Telefon zu. „Wer bist du?“, wisperte sie leise. „Wie du, arbeite auch ich für das FBI. Ich bin Shuichi Akai.“ Er blickte sich um. „Hilfe ist unterwegs. Es wird vermutlich eine halbe Stunde dauern.“ Er stand wieder auf und ging zum verletzten Polizisten. Er versuchte seine Position zu stabilisieren und nahm anschließend dessen Handschellen. Damit fesselte er den bewusstlosen Verbrecher. „Shuichi…Akai…“ Er drehte sich zu Jodie um. „Ja?“ „Warum…warum bist du hier?“ Er schmunzelte. „Verdeckter Einsatz“, antwortete er und blickte aus einem der Fenster. Ohne einen Wagen oder ein anderes Transportmittel würde er die beiden flüchtigen Verbrecher nicht verfolgen können. Sie kannten sein Gesicht und wäre er nicht im Bus geblieben, um Jodie zu helfen, hätte er die Flucht mit ihnen angetreten und wäre ihren Auftraggebern nähergekommen. „Danke für die Hilfe“, gab die Agentin von sich. „Ist das dein erster Einsatz?“ Sie nickte. „Verstehe…“ „Wieso…bist du nicht mit den beiden anderen geflohen?“ „Ich sollte eigentlich im Gefängnis ermitteln sollen. Die beiden Flüchtigen gehören ebenfalls zu meinen Zielpersonen. Ich wollte ihnen hinterher, allerdings hatte dich der dritte Insasse bereits ins Auge gefasst und du bist verletzt. Ich konnte dich doch nicht deinem Schicksal überlassen.“ „Tut mir leid. Das wollte ich nicht. Vielleicht…kannst du dich in ein paar Tagen noch ins Gefängnis einschleichen…“ „Vielleicht.“ Er überlegte. „Das müssen wir mit dem FBI besprechen.“ Allerdings hatte er bereits einen Plan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)