The Decisions of Tomorrow von Refaye (the first duty of love is to listen) ================================================================================ Kapitel 6: Curiosity --------------------   »Wir werden mit einfachen Duellen beginnen.«, sagte Professor Davis.   ~~~*~~~   Kapitel 6: Curiosity   Viele der Schüler begannen sich hastig zu unterhalten und miteinander zu flüstern. Harry schaute seinen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste aus großen Augen an. Sie würden tatsächlich praktisch arbeiten? Es klang einfach ermutigend. Den Gedanken, dass dieses Angebot wahrscheinlich ein wenig zu spät kam, ignorierte Harry und Vorfreude kam in ihm auf. War die Anwendung von Zaubern doch so viel spannender als die simple Theorie. Er mochte Magie. Vielleicht liebte er sie sogar. Eine der wenigen Konstanten, die in seinem Leben existierten. Er hatte diese Welt jedoch erst viel zu spät betreten dürfen. Jeder wusste von seiner Existenz, doch für Harry selbst blieb sie für 11 Jahre verborgen. Er war nie wie ein normaler Zauberer aufgewachsen und sogar Ron schaute ihn nach all der Zeit, die er mittlerweile in der magischen Welt verbracht hatte, manchmal komisch, an wenn Harry einige Dinge immer noch total unwirklich vorkamen. Wie zum Beispiel, dass Harry die Märchen von Beedle dem Barden nicht kannte. Harry schmunzelte und ließ seinen Blick schweifen. Gespannt sahen die Slytherins und die anderen Gryffindor auf Professor Davis, welcher locker lächelnd an der Bühne lehnte. Er fühlte sich plötzlich irgendwie beobachtet, folgte diesem Gefühl und wandte seinen Blick zu Malfoy, der es sich neben Zabini am Rand bequem gemacht hatte. Kurz traf er auf die silbergrauen Augen, doch Draco wendete hastig seinen Blick ab, als hätte er sich verbrannt. Was war das denn? Was wollte Malfoy ihm damit sagen? Der Slytherin war sich doch sonst nicht zu schade ihm einen hasserfüllten Blick zu schenken, den er wohl wochenlang vor dem Spiegel geübt hatte. Waffenstillstand, mehr nicht. Harrys Stirn legte sich in Falten. Doch wenn das Resultat aus diesem Abkommen ein Malfoy war, der seinen Blick mied, dann wusste Harry nicht, ob er das Feuer in dem hasserfüllten Blick seines Rivalen wenn sie sich stritten nicht bevorzugte. Er seufzte und blickte auf Hermine, die erwartungsvoll eine Hand in die Luft gestreckt hatte und ein wenig auf und ab wippte. »Ja, Miss …?«, lächelte der Lehrer leicht. »Granger, Sir. Hermine Granger.«, antwortete ihm Hermine. »Haben Sie Fragen, Miss Granger?« »Ja Sir! Ich meine … Nein – keine Frage.« Sie strich sich mit einer Hand kurz durch ihre Locken. »Ich wollte Ihnen eine Übersicht geben, welche Zauber wir bereits gelernt haben.« Hermine wollte schon anfangen, etliche Zauberlisten aufzuzählen, als Professor Davis sich jedoch erneut räusperte und sie verstummte. Harry konnte einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen erkennen. »Vielen Dank, aber das ist nicht nötig, Miss Granger. Ich habe sämtliche Notizen Ihrer ehemaligen Lehrkräfte ins Ministerium gesandt bekommen. Ich denke ich bin ausreichend informiert, was Sie behandelt haben. Und ich muss zugeben, dass der bisherige Lehrplan sehr willkürlich gewesen ist. Sie haben weder in der Theorie, noch in der Praxis ausreichende Kenntnisse, wenn man den Aufzeichnungen Glauben schenken mag.«, sprach ihr Professor ruhig und Harry merkte, wie sein Blick an seiner Stirn hängen blieb, bevor er ihn wieder abwandte. Er sah wie Hermine, welche von der Antwort des Lehrers nicht wirklich überzeugt schien, unruhig von einem Fuß auf den anderen trat. Die Aufzeichnungen würden sicherlich nicht die Übungen der DA beinhalten. Dumbledores Armee, in der Harry vielen Schülern, jedoch hauptsächlich den Gryffindors, verschiedene Zauber beigebracht hatte. Ob Malfoy wohl auch einen Patronus zaubern konnte? »Jetzt schicken sie schon Auroren zu uns in den Unterricht«, murmelte Ron neben ihm und sein Blick ruhte nachdenklich auf Hermine, welche sich zu ihnen umdrehte. »Nein, Ron. Wenn er tatsächlich ein Fluchbrecher ist, hat er genug Erfahrung um uns so Einiges beizubringen.«, flüsterte sie und vermittelte ihnen leise zu sein. Ron schnaubte und verdrehte die Augen. Harry war noch vor ein paar Wochen im Ministerium gewesen, doch Samuel Davis hatte er dort nicht getroffen. Vermutlich war der Auror öfter auf Außeneinsätzen unterwegs. Auror zu werden war immer schon interessant für Harry gewesen. In den vergangenen Jahren hatte er diesen Weg mehrfach in Betracht gezogen. Harry wollte definitiv einen magischen Beruf ausüben, das hatte er nach langer Überlegung beschlossen. Schien die Alternative doch so verlockend. Immerhin wusste in der Muggelwelt niemand, wer er war. Dort war er nur ein Jugendlicher mit zerzaustem Haar und Kleidung, die viele wohl als unmodisch bezeichnen würden. Dennoch, so wusste Harry, würde er es in Kauf nehmen müssen, denn ein Leben ohne Magie war für ihn nicht mehr ohne Weiteres vorstellbar. Normalerweise brauchte man die besten Noten und Abschlüsse, um überhaupt für die Ausbildung zum Auror in die engere Wahl genommen zu werden. Natürlich gab es noch andere magische Berufe, doch er dachte an das Angebot des Ministers. Harry hätte ohne Umwege und ohne Abschlüsse diese begehrte Ausbildung beginnen können. Allerdings wusste er, dass dies auch seinen Preis gehabt hätte. Der Minister hatte schon immer eine Faszination daran gefunden, direkten Einfluss auf Harry zu haben. Immerhin wusste er mittlerweile, wie unberechenbar der Gryffindor mit seiner impulsiven Handlungsweise manchmal sein konnte. Doch war es das, was Harry sich für seine Zukunft wünschte? Ein kontrolliertes Leben, dass die Gesellschaft erwartete? So dass sich niemand vor der großen Macht, die Voldemort getötet hatte, fürchten musste? Professor Davis Stimme ließ das allgemeine Gemurmel seiner Mitschüler verstummen. »Ich möchte, dass Sie sich bitte in zwei Reihen aufstellen. Die eine Reihe wird entsprechende Angriffszauber verwenden, die Andere konzentriert sich bitte auf das Blocken des entsprechenden Zaubers seines Gegenübers. Nachdem Sie dies ausgeführt haben, möchte ich dass Sie aufrücken und Ihren Partner wechseln, so dass sich Jeder einmal mit Jedem duelliert hat.«, sagte er mit ruhiger Stimme. Er begann sie durch einfaches Durchzählen in zwei Gruppen aufzuteilen, bis er bei Harry ankam. Er blickte auf den hochgewachsenen Mann, der ihn schließlich mit der Zahl Vierzehn betitelte. Harry konnte nun, da sein neuer Professor direkt vor ihm stand, ihn zum ersten Mal genauer betrachten. Samuel Davis wirkte viel zu jung auf Harry und hätte er ihn so auf der Straße getroffen, wäre er ihm wahrscheinlich höchstens durch sein gutes Aussehen aufgefallen. Trotz des kurzen Bartes wirkte der Mann gepflegt und es lag eine Ruhe in seinem Blick, die Harry irgendwie beneidete. Der Blick seines Professors wirkte nicht so verzerrt wie sein Eigener, wenn er sich nach einem erneuten Albtraum im Badezimmerspiegel betrachtete und dennoch war sich Harry sicher, dass diese Augen wahrscheinlich auf den Einsätzen bereits viel ertragen mussten. »Die ungeraden Zahlen repräsentieren die Angreifer, Diejenigen unter euch mit den geraden Zahlen, bitte ich die Position des Verteidigers einzunehmen. Nun macht schon, stellt euch dort auf.« Er deutete auf die etwas höher gelegte Bühne. Harry wollte sich schon schulterzuckend in Bewegung setzen, als er die Stimme von Zabini vernahm. »Soll das hier ein Kennenlernspiel werden? Können wir uns nicht einfach einen Partner aussuchen?«, zischte er und Harry fiel auf, dass die Slytherins und Gryffindors getrennt im Raum standen. Es wirkte so, als wenn der Raum in Grün und Rot geteilt worden war. Insbesondere die Slytherins, welche sowieso lieber für sich waren in der momentanen Situation im Schloss, aber auch einige Gryffindors nickten in ihrer Zustimmung zu Zabinis Worten. Professor Davis schmunzelte. »Direktorin McGonagal hat mich bereits informiert, dass hier einige Rivalitäten existieren.« Er verengte seine Augen ein wenig. »Dies scheint insbesondere zwischen den Häuser zu bestehen. Das ist sehr interessant.« Er deutete ihnen mit einer Handbewegung ihre Positionen auf der Bühne einzunehmen. Harry stellte sich neben Zabini zu den Verteidigern und blickte in die Augen von Neville, welcher ihn herausfordernd angrinste. »Ich möchte mit dieser Übung für Sie einen geeigneten Partner für unsere Projektwochen in Vorbereitung für die Abschlussprüfung finden. Dies wird insbesondere wichtig werden, wenn wir uns den fortgeschritteneren Zaubern widmen.« Professor Davis atmete kurz ein und fuhr fort. »Weiß vielleicht jemand weshalb es wichtig ist mit jemandem zu üben, der eine kompatible Magie in sich trägt?«, fragte er die Klasse mit sanfter Stimme, bis sein Blick schlussendlich an Harry hängen blieb. »Mr. Potter, da ich davon ausgehen darf, dass Sie schon Erfahrung mit Duellen besitzen, wissen Sie eventuell eine Antwort auf diese Frage?« Harry wunderte sich schon lange nicht mehr, dass die Leute ihn nie nach seinem Namen fragten. Wäre es doch mal eine angenehme Abwechslung gewesen, immerhin war er Professor Davis noch nie in seinem Leben begegnet. Sein Blick glitt zu Hermine, die ihre Hand in die Luft gestreckt hatte, um wohl nach Harrys Scheitern die richtige Antwort zu geben oder seine zu ergänzen. »Ich denke Hermine könnte Ihnen die Antwort geben, Sir.«, sprach Harry seinen Gedanken müde aus. »Versuchen Sie es immerhin, Mr. Potter. Ihre Bekanntheit und Leistungen im Krieg werden Ihnen in meinem Unterricht keine gute Note garantieren.« Die Stimme seines Lehrers klang ganz ruhig und dennoch fühlten sich seine Worte an wie eine Herausforderung. »Magie kann miteinander harmonieren oder sich abstoßen, soweit ich weiß.«, murmelte Harry. »Richtig, Mr. Potter. 5 Punkte für Gryffindor.« Er lächelte zufrieden. »Jede Magie besitzt ihren eigenen Kern.« Er wandte sich erneut der Klasse zu und Harry sah, wie Hermine ihre Hand zögernd runter nahm. »Das Zusammentreffen von Magie kann viele Effekte haben. Ja, Miss Granger?« »Manche Zauberer sind sogar in der Lage, die Zauberstäbe ihrer Verwandten oder engen Vertrauten zu benutzen, da sie ähnliche Magie in sich tragen. Verbringt man viel Zeit miteinander oder hat selbst eine starke negative Beziehung, harmonisieren Magiestränge miteinander oder stoßen sich ab, was viel Übung erfordert unter Kontrolle zu bringen.«, erläuterte Hermine. Harry erinnerte sich nur zu gut, wie er Hermines Zauberstab benutzt hatte, als sie auf der Flucht vor den Greifern waren. Er hatte sich etwas fremd angefühlt, aber er hatte ihn benutzen können. »Sehr gut zusammengefasst, Miss Granger.« Professor Davis gab auch Hermine ihre verdienten Hauspunkte und lächelte sanft, bevor er fortfuhr. »In der Legilimentik, oder allgemein in der Gedankenmagie ist dies besonders von Bedeutung. Der Einfluss der Magie eines Fremden in seinem Geist kann Konsequenzen mit sich bringen. Dies ist auch der Grund, weshalb es die Oklumentik zur Abwehr gegen dieses Eindringen gibt. Viele schwarzmagische aber auch gutartige Artefakte, die ich in meiner Laufbahn kennenlernen durfte -« er schmunzelte kurz »waren durch solche Magieverbindungen erschaffen worden. Leider waren es deutlich mehr bösartige Verbindungen als Gutartige.« Ron hob zögernd die Hand und Harry sah ihn verwundert an, als Professor Davis dem Rothaarigen zunickte. »Es ist auch möglich eine mentale Verbindung ohne Zauberstab zu erzeugen, wenn das Band stark genug ist. Man kann dann sogar manchmal die Gedanken des Partners verstehen. Hab ich zumindest gehört … « sagte sein bester Freund leise. Hatte Hermine doch mittlerweile auch viel Einfluss auf seinen besten Freund gehabt. Zudem erinnerte Harry sich wage, dass dieses Thema auch einmal bei Fleur und Bill Weasley thematisiert wurde. Die Verbindung einer Veela zu ihrem Herrn war immerhin die Stärkste, die Harry bekannt war. »Das stimmt. 10 Punkte für Gryffindor. Allerdings setzt dies häufig eine sehr intime Beziehung voraus.« Professor Davis schien erfreut über die Aufmerksamkeit zu sein, die auf ihm lag. Selbst die Slytherins lauschten den Worten des Aurors ruhig, ohne störende Kommentare zu machen. Doch Harrys Gedanken schweiften langsam ab. Fühlte er sich zu müde nach der kurzen Nacht, um seine Konzentration aufrecht zu erhalten. Zudem war Oklumentik nun wahrlich nicht sein Lieblingsthema. Harry dachte an seine Sonderstunden mit Snape und ein Schauer ging durch seinen Körper. Nein, danke. Hermine hatte ihn erst vor zwei Monaten zu einem Heiler geschleift. Harry hatte sich eine Zeit lang geweigert, schlafen zu gehen, und war nächtelang wach geblieben. Er konnte diese Albträume nur in geregelten Dosen vertragen. Manchmal kam es Harry sogar so vor, als wenn die Realität verschwamm, und nach einer langen Nacht war er sich nicht mehr sicher, was jetzt der Erinnerung, was seinen Träumen und was der Gegenwart entsprach. Da nahm er doch lieber ein paar durchgemachte Nächte in Kauf. Seine beste Freundin konnte sich dies jedoch nicht mitansehen und als sie ihn tatsächlich überredet hatte, einen Heiler aufzusuchen, stand er vor einem kleineren glatzköpfigen Mann, dessen Statur der eines kleinen Trolls ähnelte.   Er hatte sich als Heiler Bellwick und als Spezialist im Bereich der Gedankenmagie vorgestellt und irgendwie war Harry schon bei der ersten Begegnung mulmig zu Mute gewesen. Er hatte in die glubschartigen Augen sowie in das breite Grinsen gestarrt, welches der Heiler ihm versuchte vorzuenthalten, und sich gefragt, ob dieser nicht vielleicht doch seine Lizenz aufs Spiel setzen würde, um Harry Geheimnisse einfach an den Tagespropheten zu verkaufen. Immerhin könnte er bei den Informationen sich mit dem Erlös zur Ruhe setzen. Waren seine Erinnerungen und die Tatsachen, welche sich in seinen Träumen wiederholten, doch so viel brisanter als zu vermuten, ob eine Vorahnung dahinter steckte, nur weil er zwei verschieden farbige Socken an einem Donnerstag trug. Er hatte nach diesem Besuch bei dem Heiler beschlossen, dass er sich wohl daran gewöhnen musste, unausgeschlafen zu sein. Sie begannen die Übung und Harry wehrte den Klammerfluch ab, den Neville auf ihn schleuderte. Es machte ihm Spaß, all die Zauber abzuwehren. Harry gewöhnte sich einen Rhythmus an und ging in seinem Kopf mögliche Gegenzauber durch. Ihm gefiel defensive Magie. War sie doch irgendwie weniger zerstörerisch und beruhigend. »Petrificus totalus!« Hermine hatte ihren Zauberstab auf ihn gerichtet, doch Harry wehrte mit einem »Protego!« den Zauber ab und grinste süffisant. Seine beste Freundin erwiderte sein Lächeln und stellte sich vor Zabini. Ja, dies hier erinnerte ihn sehr an die DA, nur das Harry nicht mehr unterrichtete. Mit einem Lächeln, welches immer noch sein Gesicht zeichnete, wandte er schließlich den Blick auf seinen neuen Duellpartner, als er in silbergraue Augen blickte, die ihn kampfeslustig betrachteten.   Da war der Ausdruck, den Harry vermisst hatte. Der Blick seines Gegenübers verfinsterte sich und Harrys Lächeln verblasste leicht. »Angst, Potter?«   Harry spannte seinen Körper an, um sich möglichst gerade vor seinen Feind zu stellen, und nahm eine Kampfposition ein. »Träum weiter, Draco.«, flüsterte Harry, wollte ihn etwas aus der Reserve locken und bemerkte zufrieden, wie sich die Augen seines Rivalen verengten, als wenn es ihn verärgerte, dass Harry ihre heimliche Tradition einfach so veränderte. Harry konnte nicht ganz deuten, was dort in dem Blick seines Rivalen lag. Welchen Fluch würde der Malfoyerbe nun einsetzen? Er konnte ja schlecht einen unverzeihlichen Fluch hier im Klassenzimmer anwenden. Doch Draco überraschte ihn und Harry war unvorbereitet. »Expelliarmus!«, schrie Draco und Harrys Zauberstab flog im hohen Bogen durch die Luft. Einige Schüler folgten ihm mit ihren Blicken, bis Professor Davis ihn schließlich auffing. Er klatschte. »Bravo, Mr. Malfoy. Sie scheinen der Einzige zu sein, der unserem Mr. Potter hier wohl ebenbürtig gegenüber treten kann. 10 Punkte für Slytherin«, schmunzelte ihr Lehrer und Malfoy lächelte triumphierend.   Doch sein Lächeln verblasste augenblicklich, als ihr Professor seine Entscheidung verkündete. »Sie beide können sich schon einmal an meinem Pult in die Liste eintragen. Ich denke, Sie werden herausragende Trainingspartner sein.«, bestimmte er und Malfoy schien innerlich zu brodeln. »Das kann doch nicht wahr sein, Professor. Mir wird schon die Ehre zuteil, mit Potter in Zaubertränke zu arbeiten. Erbarmen Sie sich meiner, ich arbeite auch mit Longbottom zusammen«, zischte Malfoy und er sah, wie Neville kurz zusammenzuckte. »Umso besser, Mr. Malfoy. Ich möchte, dass Sie sich auf Mr. Potter als Ihren Trainingspartner einstellen und zusammen ihre Magie verbessern.«, beendete Professor Davis, das Schnauben des Slytherins konsequent ignorierend, mit einem zufriedenen Lächeln die Diskussion und Harry ging langsam in Resignation zum Pult, um sich dort einzutragen. Er blickte auf die Liste des Professors und schrieb seinen Namen möglichst leserlich in eine der Spalten. »Schmierst du jetzt schon die Lehrer um mir nachzuspionieren, Potter?« , zischte Draco plötzlich neben ihm und Harry wurde bewusst, wie nah sie gerade beieinanderstanden. Harrys Augen fanden die seines neuen Projektpartners, welcher seinen Blick schnaufend nur abwandte. Draco nahm den Stift, welchen Harry benutzt hatte, und schrieb seinen eigenen Namen neben Harrys. Für einen Moment betrachtete er nachdenklich die beiden Namen, wie sie auf dem Papier direkt nebeneinanderstanden. Es sah für Harry auf eine komische Art nicht wirklich falsch aus. So verrückt sich das auch anhörte. »Du wolltest doch einen Waffenstillstand, Draco.«, sagte Harry schließlich und lächelte ihn an. »Kannst du dich nicht einfach von mir fern halten, Potter?«, murmelte Draco und biss sich unbewusst auf die Lippe.   Das Läuten der Schulglocke ließ sie zusammenzucken. Draco wandte seinen Blick ab, schnappte sich eilig seine Tasche und verließ das Klassenzimmer, ohne noch einmal zurückzublicken. Harry sah ihm schweigend hinterher.   ~~~*~~~ Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors hatte sich die wohlige Wärme des Kaminfeuers ausgebreitet. Harry hatte es sich zwischen den Sofakissen bequem gemacht und schaute auf den weißen Springer, der gerade Rons Dame mit seinem Pferd niedertrampelte.   »Verdammt, man! Du hast heimlich geübt. Das muss es sein ...«, fluchte Ron und Harry lächelte müde. Der Nachmittag und der Abend waren im Flug vergangen und Harry fühlte, wie durch die Wärme des Feuers seine Glieder wieder zum Leben erwachten.   Ein Kichern erklang vom anderen Ende des Raumes und Harry sah, wie Ginny es sich auf Deans Schoß bequem machte und ihn mit Nüssen fütterte. Genervt von diesem Anblick verdrehte er die Augen. Entweder hatte Ginny wirklich kein Schamgefühl, oder dies war ein eindeutiger Versuch ihn eifersüchtig zu machen. Sein bester Freund folgte seinem Blick, als Harry mit seinem nächsten Zug zögerte.   »Mach dir nichts draus, ich hatte es dir ja gesagt.«, murmelte Ron und zuckte mit den Schultern. »Anschauen muss ich mir das trotzdem nicht.«, zischte Harry und wollte aufstehen. »Harry .. wenn du jetzt aufspringst, dann hat sie das erreicht was sie wollte.« Harry hielt in seiner Bewegung inne und überlegte. Das war doch kindisch. Er fühlte sich einfach nur müde und wollte versuchen zu schlafen. Harry zuckte mit den Schultern, murmelte »Gute Nacht.« und ging an Ginny vorbei zu ihrem Schlafsaal. Ich hab es mir doch ausgesucht, dachte sich Harry, während er bedacht darauf war, Ginnys Blick zu meiden. Er hörte das Knarzen der Treppenstufen und öffnete die Holztür vor ihm. Erschöpft ließ Harry sich auf sein Bett fallen und genoss kurz, wie weich die Matratze war. Mit umständlichen Bewegungen befreite er sich aus seinem Umhang und zog die Decke über die Nase.   Das Mondlicht spiegelte sich am kleinen Turmfenster neben ihm. Dort hatte normalerweise Hedwigs Käfig gestanden. Hatte er doch oft stundenlang das Fenster offengelassen, damit sie nachts wieder zurückkommen konnte. Nun war das Fenster geschlossen und beschützte ihn vor dem kalten Wind, den er draußen Pfeifen hören konnte. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf das Geräusch, bis er schließlich einschlief.   ~~~*~~~ Ein lautes Scheppern riss Harry aus seinem Traum. Sein Atem ging schwer und er versuchte, den Grund für diese Störung auszumachen, als er hinauf zum Turmfenster blickte. Ein dicker Ast war durch den Sturm dagegen geschleudert worden und ruhte nun auf dem Fenstersims. Einzelne Zweige kratzen immer noch an der Fensterscheibe. Ein langer Riss zog sich durch das Glas und Harry versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Verwirrt starrte er auf die einzelnen Scherben am Boden, welche im Mondlicht schimmerten. Der Wind pfiff durch den neu geschaffenen Zugang und Harry bemerkte, dass es drei Uhr nachts war. Na klasse. Seine Finger glitten zu seinem Koffer, um ein Blatt Pergament hervorzuziehen. Mit einem Schwung seines Zauberstabes schloss er die dunkelroten Vorhänge um sein Bett. »Lumos.« Ein warmes Licht drang aus der Spitze seines Zauberstabes. »Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin.«, flüsterte Harry möglichst leise, um die Anderen nicht zu wecken. Das Pergament faltete sich langsam auseinander und Tintenkleckse bildeten sich auf dem Papier. Sie verliefen und formten den Grundriss von Hogwarts. Hastig blätterte Harry einige Seiten, klappte sie auf und suchte aus einer Gewohnheit heraus nach einem Namen auf der Karte des Rumtreibers. Sein Blick fiel auf die Seite, indem die Kerkerräume eingezeichnet waren. Doch er fand ihn nicht. Seine Stirn zog sich angespannt zusammen. Es war mitten in der Nacht. Wo zum Teufel trieb sich Malfoy wieder herum? Vielleicht liegt er in einem fremden Bett, schoss es durch Harrys Gedanken. Nein. Das konnte er sich nicht vorstellen, so freizügig war Malfoy nicht … oder? Harry fuhr sich mit der Hand durch sein zerzaustes Haar. Es war doch egal. Draco durfte schließlich machen, was und mit wem er wollte. Seine Finger glitten an der Seite des Pergaments entlang und klappten erneut einige Seiten um. Dann sah Harry ihn. Kleine schwarze Fußabdrücke gingen auf und ab unter dem Namen Draco Malfoy. Sein Rivale stand auf dem Astronomieturm und schien hin und herzulaufen. Was machte Malfoy mitten in der Nacht auf dem Turm? Derselbe Turm, auf dem er fast Dumbledore getötet hatte. Um drei Uhr morgens. Konnte er etwa auch nicht schlafen?, fragte sich Harry und griff mit einer Hand in seine Bettdecke. Kannst du dich nicht einfach von mir fern halten, Potter? Ja, das hatte er gesagt ... doch Harry spürte eine Neugier in sich. Er wollte wissen, was Malfoy dazu bewegte, so spät bei Minusgraden auf dem Turm zu verweilen. Sollte er ihn doch verfluchen, es interessierte ihn halt. Außerdem würde Draco nicht mal bemerken, dass Harry dort war. »Nox.«, flüsterte er.   Das Licht erlosch und Harry griff in einer geübten Bewegung den Tarnumhang aus seinem Koffer. Der samtige Stoff glitt über seinen Körper und Harry öffnete auf leisen Sohlen die schwere Tür, bevor er in dem dunklen Gang verschwand.   ~~~*~~~       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)