Lichtkrieger II von Sannyerd (Die neue Waffe) ================================================================================ Kapitel 41: Reise in die Vergangenheit -------------------------------------- *** 1945 Texas Billie hatte seine Grundausbildung vor einigen Wochen in Dallas beendet und ritt gedankenverloren durch die heimische Landschaft. Die Felder wurden bereits für die Ernte von den mexikanischen Erntehelfern vorbereitet. Der Krieg in Europa und im Pazific war weit weg, könnte man meinen. Doch seit zwei Tagen ist er für Billie greifbar geworden. “Die Ernte würde dieses Jahr erfolgreich werden und gutes Geld bringen.” versuchte der 23-jährige Texaner seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken und beschloss, zur Farm zurückzukehren, um seinem Vater bei den anfallenden Reparaturen zu helfen. “Anthony Thomson!” hörte Billie den Namen seines Freundes und stieg langsam von seinem braunen Pferd ab. “Schlimme Sache!” nickte Gary Wilcox betroffen. “Ich werde nachher zur Thomson Farm fahren, um Frank zu helfen!” beschloss er, der Pfarrer nickte und machte sich wieder auf den Weg, um den umliegenden Nachbarn diese traurige Nachricht zu überbringen. Gary Wilcox setzte sich betrübt seinen staubigen Hut wieder auf. Billie trat neben seinen Vater. “Es ist Anthony!” war alles, was der ältere zu ihm sagte und sich kopfschüttelnd wieder an die Arbeit machte. Billie blickte dem Pfarrer nach und auf seiner Haut breitete sich eine Gänsehaut aus, sein bester Freund seit Kindertagen würde nicht mehr zurückkommen und wenn, in einem Sarg. Er senkte seinen Kopf, sein Herz schmerzte, nach David und Mitch, jetzt auch noch Anthony! Er steckte seine Hände in seine Hosentaschen und spürte den Brief in seiner Hand. “Das wirst du nicht tun!” riss ihn eine feste, wütende Stimme aus seinem Lesefluss. Billie erschrak und sein Vater riss ihm den Brief von der US-Army aus den Händen. “Ich werde meinen Sohn nicht zu Grabe tragen!” sprach Garry wütend und den Tränen nahe zu seinem Sohn. Die erneute Nachricht, dass ein Nachbar und guter Freund sein Kind verloren hatte, schmerzte ihm. “Dad, ich gehe als Scharfschütze, somit diene ich nicht an vorderster Front!” erklärte Billie. “Nein!” kam es erneut fest von seinem Vater: “Was denkst du dir, dass der Feind keine guten Schützen hat, egal wo du sein wirst, es wird die Hölle sein! Dein Feld ist da!” und Gary zeigte auf das Maisfeld hinter sich: “Auf einem Schlachtfeld hast du nichts verloren!” fügte Gary noch mit an und warf den Brief zerknüllt auf einen Holzstapel. “Ich werde gehen, ich tue es für David, Mitch und jetzt auch für Anthony!” verteidigte Billie seine Entscheidung. "Nein, das, was du willst, ist Rache, aber du wirst nicht auf die Mörder von deinen Freunden treffen, sondern auf deinen!” Beide sahen sich nach diesem Satz in die Augen. “Ich gehe!” kam es fest entschlossen von Billie und drehte sich um. “Billie!” rief ihn sein Vater nach, doch sein Sohn lief die sandige Straße Richtung Farmhaus weiter. “Billie!” schrie Gary haiser und er begann innerlich zu beben, nach einigen Augenblicken nahm er seinen Hut und warf ihn wütend in den Staub. März 1945 “Meine Herren, dahin geht ihre gebuchte Kreuzfahrt!" und der Sergeant zeigte mit einem Stab auf die ausgerollte Landkarte an der Wand. Billie saß in dem überfüllten Raum und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seit einer Woche befanden sie sich bereits mit einer Flotte auf hoher See. “Das ist Iwo Jima, ja die Insel schaut aus wie ein verbranntes Schweinekotelett und stinkt auch so!” erklärte der Sergeant vorwitzig. Es befinden sich bereits vier Flotten vor Ort und die Insel wird Tag und Nacht von den Schiffen bombardiert. Es gibt keine Zivilisten auf der Insel, nur der stinkende Vulkan und schätzungsweise zwanzig - bis dreißigtausend Japaner, die nichts anderes im Sinn haben werden, als ihre Haustür zu verteidigen! Und eines sollte ihnen klar sein, wir werden hier japanische Erde betreten und das finden sie überhaupt nicht lustig!”, fügte der Sergeant noch hinzu. Jack drückte Billie eine Orange in die Hand, die der Cowboy begann, sie zu schälen und hörte dem Sergeant weiter zu. “Und die Japaner hatten genug Zeit, diese Insel in eine verdammte Festung zu verwandeln, wir gehen davon aus, dass alles vom Vulkan bis in den Norden untertunnelt ist! Unser Ziel ist der Flugplatz!” zeigte der aschblonde Mann mit seinem Stock auf der Karte an. “Bereiten Sie sich vor und merken Sie sich Ihren Namen und den Ihrer Einheit! An mehr werden sie eh nicht mehr denken können! Ach und an unsere neuen Helden, glaubt ja nicht, dass sich irgendjemand ergibt, ihr Glück wird enden, wenn sie einem japanischen Soldaten in die Augen blicken können!" beendete der Sergeant seinen kleinen Vortrag. Klatschen, war zu hören. Billie blickte fragend zu seinem Nachbarn. Jack nickte ihm zu: “Lass es nicht darauf ankommen, Billieboy du oder er!” war Jacks Erklärung. Billie steckte sich ein Stückchen Orange in den Mund. Der Vulkan bebte, Staub und kleinere Steine fielen immer mal wieder von den Decken, doch das ausgeklügelte Tunnelsystem hielt der Wucht der Einschläge stand. “Was haben die vor, die Insel zu versenken?” fragte Koiji genervt und schrieb seinen Brief weiter. “Was soll das?” fragte Kenshin. Koiji lachte, blickte aber nicht auf. “Ich schreibe meiner Frau, sie soll aus Osaka raus und aufs Land gehen!” erzählte er. Kenshin zog seine Augenbrauen zusammen: “Wozu, der Brief wird sie nie erreichen!” Koiji sah ernst auf und blickte in Kenshins fragende Augen: “Ja!” nickte er und faltete das Papier. Ein erneuter Treffer ließ den Berg beben. “Oh man!” kam es von Kenshin, als er aufstand und Richtung Ausgang lief. Alle waren müde, durch das Dauerbombardemond, das bereits seit vier Tagen ununterbrochen stattfand, war es kaum möglich, auch nur irgendwie zu schlafen. Mittlerweile wandte sich die Stimmung, es sollte verdammtnochmal endlich losgehen! Sonst würde man sich hier gegenseitig noch lynchen! “Hey, wohin?” rief Koiji Kenshin fragend nach: “Ich habe Kopfschmerzen und brauche frische Luft!” war alles, was der Adjutant sagte, als er langsam nach draußen trat. Die Wachen traten beiseite. Kenshin blickte nach oben, der blaue Himmel war überzogen mit grauen und schwarzen Rauchwolken, die das Sonnenlicht daran hinderten, den Boden der Insel zu erreichen. Er nickte der Wache zu und kletterte auf einen Felsvorsprung, um auf das Meer hinausblicken zu können und hielt inne, als sein Blick auf die Küste fiel. Vor der sich hunderte Schiffe in Position gebracht hatten, eines neben dem anderen. Erneut wurde vom Meer aus auf die Insel gefeuert, er zog seinen Kopf ein und ging in Deckung, das Geschoss schlug einige Meter über ihm ein. “Mist!”, fluchte er und auf ihm rieselten Staub und Erde, schnell rappelte er sich wieder auf und verschwand im Vulkan und lehnte sich schwer atmend gegen den Felsen. 3 Wochen später: Die fünfte Division kämpfte sich mühselig Meter für Meter auf die Insel. Den Strand mit seinem schwarzen, schwefelhaltigen, weichen Sand, der nur ein mühseliges Vorankommen gestattet hatte, hatte Billie mit seiner Einheit vor Tagen schon hinter sich gelassen. Das sie überhaupt noch lebten, grenzte an ein Wunder, doch wie lange noch? Die Insel war ein Schlachtfeld, überall lagen Hülsen von Raketen und MG geschütze herum, dazwischen ihre Toten und die der Feinde. Man stab hier gemeinsam. Eine Erkenntnis, die ihn nicht zufriedenstellte, egal wer hier gewinnen sollte, verloren haben sie eh schon alle! Er hatte kräftige, starke Männer gesehen, die voller Schock zusammengekauert und weinend wie kleine Kinder zwischen ihren toten Kameraden lagen. Männer, denen alles egal war und auf alles schossen, was sich bewegte, Männer voller Hass in ihren Augen, die nur noch das Töten im Sinn hatten. Und er? Voller erschrecken musste er feststellen, er sah die Toten, egal ob Freund oder Feind um sich herum, schon fast gar nicht mehr. Denn seit Tagen war das alles, was er sah. Es ging nur noch darum, nicht der Nächste zu sein. Denn eines konnte der Feind und das war kämpfen und das ohne Gnade, es war ihm egal, ob er selbst dabei draufging, verstehen konnte es Billie nicht, doch genau das machte den Feind so unberechenbar und gefährlich! Er rauchte auf und richtete sein MG aus. Der Vulkan war bereits gefallen, die Flagge wehte, doch von der endgültigen Einnahme war man in Billies Augen noch weit entfernt. Man ging davon aus, dass sich die Truppen, die sich noch im Vulkan befanden, zu den nördlichen Höhlen durchschlagen würden, um das Kampfgeschehen dorthin zu verlagern. Das sollte um jeden Preis verhindert werden! Die Deckung, in der sie sich befanden, war heikel, denn um sie herum waren mit Sicherheit noch nicht aufgegebene Schützengräben der Feinde, immer wieder wurde daraus geschossen. “Das ist eine verdammte Falle!”, sprach Billie vor sich und zündete sich erneut eine Zigarette an. Er war von dem schwarzen schwefelhaltigen Sand, der sich mit seinem Schweiß mischte, schmutzig und sein Gesicht brannte. Er hob seinen Helm und ging sich mit seinen fast schwarzen Händen durch seine mittlerweile stumpfen Locken. Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herab. Seine hellblauen Augen, die ihr Strahlen verloren hatten, versuchten, sich einen Überblick zu verschaffen. Hinter ihm sah er Panzer und Flammenwerfer, die jede Höhle und Loch ausbrannten. Östlich von ihm befand sich eine Stellung, aus der unermüdliches MG und Granatfeuer zu hören war. Wie viele hier in den letzten Tagen oder Stunden gestorben waren, wollte er nicht wissen! Vor ihm lag der Norden der Insel, ein Hügel, versperrte ihm die Sicht, auf das, was sich dahinter befand, er wusste es und genau dahin mussten sie um, aus ihren Löchern, die einmal japanische Stellungen gewesen waren, herauszukommen. Er nahm einen tiefen Zug seiner Zigarette und schloss seine Augen. Das Bild der elterlichen Farm in Texas erschien vor seinem inneren Auge. Er roch das Parfüm seiner Mutter, das sie trug, als sie sich von ihm verabschiedet hatte. “Nach vorn durchbrechen, wenn die Rattenfänger da sind!” brüllte einer und riss Billie aus seinen Gedanken. Billie drehte sich wütend um: “Die sollen lieber Wasser mitbringen, als ihr scheiß Feuer!” rief er den Boten wütend nach. Und schraubte seine Feldflasche auf, um sich den letzten Schluck des kühlen, erfrischenden Nasses zu nehmen. Lange behielt er es in seinem ausgetrockneten Mund, bevor er es hinunter schluckte. Durst hatten sie alle seit Stunden. Nachschub, hatte man ihnen versprochen, war unterwegs, doch auch dieser musste sich durchkämpfen. Billie atmete aus und holte einen Zipfel des weißen Schals hervor, den er unter seiner schmutzigen Uniform trug. “Auf dieser verdammten Insel gibt es kein Wasser!", hörte er Jack, der sein MG neben ihn in Stellung brachte und durch lud. Billie steckte den Schal zurück und musterte Jack, der, seit sie gemeinsam das Schiff Richtung Iwo Jima betreten hatten, befreundet waren. “Doch gibt es und zwar genau da!” und Billie zeigte vor sich auf den Hügel, auf dem mickrige, aber grüne Büsche zu sehen waren. “Na dann dahin!”, lehnte sich Tom breit grinsend zwischen Billie und Jack, der einen Tank für den mobilen Flammenwerfer auf seinem Rücken trug! “Verzieh dich!” kam es maulend von Billie, denn hätte ein japanischer Schütze Tom mit seiner explosiven Ladung im Visier, war es das für sie. “Ich habe wenigstens was zu spritzen!” lachte Tom und ging wieder. “Rattenfänger!” nannte man Soldaten wie Tom, die ihre tödliche Ladung in Lüftungslöcher der Tunnelsysteme sprühten. Manchmal rannten Soldaten der Feinde brennend heraus und was taten sie, sie erschossen sie dann, damit sie nicht am lebendigen Leibe verbrannten. “Was ein Scheiß!" kam es Billie in seine Gedanken. Es wurde dunkel und von Nah und Fern hörte man das nicht enden wollende Geräusch der Maschinengewehre, Panzer, Geschütze und Granateneinschläge. “Da müssen wir hin!” sprach Koiji und zeigte eine Richtung hinter einem Hügel an. “Sehr präzise!", kommentierte Kenshin und drehte sich den verbliebenen Männern zu. Den Vulkan hatten sie verlassen, die Tunnel wurden hinter ihnen nach und nach bereinigt oder gesprengt, sie mussten hier weg! Kenshin musterte die Männer und zog seine Augenbrauen zusammen: “Das sind doch nicht alle!” stellte er fest. "Kommandant Tomoi sagte, es ist unehrenhaft, die Stellung aufzugeben!” traute sich ein Soldat, Meldung zu machen. “Gut, wer es noch unehrenhaft findet, kann hier bleiben, aber tot nützt ihr Japan nichts!” brüllte er den Männern entgegen. Koiji verließ seinen Aussichtspunkt und rannte zu Kenshin: ”Lass uns hier bleiben, wenn es dunkel ist, werden wir über die Hügel gehen!” beruhigte er den Adjutanten des Generals! Kenshin atmete tief ein und aus und nickte einige Augenblicke später. Mindestens 20 Männer fehlten, die sich einem Selbstmordkommando eines Kommandanten gebeugt hatten. “Pssst!” kam es von Koiji alles verstummte die Blicke der Soldaten folgten den geräuschen über ihnen. Niemand wagte es zu atmen, ein Geräusch und sie würden entdeckt werden. Billie lud erneut sein MG durch und schoss in die Dunkelheit, mehrere Leuchtraketen ließen das Feld vor ihm taghell erscheinen. “Vorbrechen!” kam der Befehl des Gruppenführers, alles stürmte aus der Deckung. Neben Billie und den anderen schlugen die Geschütze ein, ein Kamerad neben Billie fiel zu Boden und blieb liegen, sie mussten rennen, rennen, um ihr Leben. Die Leuchtrakete versagte und sie rannten in die dunkle Nacht. “Weiter, weiter laufen, los bewegt euch!” vernahm man die weiter brüllende Stimme des Kommandanten. “Was denkt der, was wir hier tun?”, ging es billi durchs einen Kopf, in diesem Moment leuchtete erneut eine Lichtspendende Rakete über sie auf: “Verdammt runter!” und nach Billie wurde gegriffen und der braunhaarige Scharfschütze landete unsanft auf dem stoppeligen Gras. Kugeln schlugen unmittelbar vor und neben ihm ein. Fast Blind richtete er sein MG in die Richtung der feindlichen Schützen und drückte ab. “Verdammt, das ist kein Campingausflug, brüllte der Kommandant und zog den ein oder anderen wieder auf die Beine, sie mussten hier weg, sonst machten die Feinde aus ihnen schweitzer Käse! Ein heißes, grelles Licht wärmte Billies Haut, Tom hatte seinen Flammenwerfer aktiviert, der den Weg für Billie und den anderen sichtbar machte. Ein klackendes Geräusch war zu hören, im nächsten Moment schrie Koiji: “Weg hier!” Schnell liefen sie den engen Gang Richtung Ausgang. Wenige Sekunden später gab es eine Explosion hinter ihnen. Sie waren entdeckt worden, nun hatten sie nur noch Sekunden. "Richtung Höhlen!” rief Koiji. “Nein!” kam es von Kenshin, der einen Soldaten mit sich zog. “Raus hier!”, fügte Kenshin außer Atem hinzu. Koiji verstand nicht, aber es gab keine Zeit zum Diskutieren und gab diese Anweisung sofort weiter! Mit dem Wissen, dass sie gerade gegen den Befehl von General Kobashi handeln. Doch im nächsten Moment erreichte sie Frontal eine Feuersbrunst, die ersten wurden davon erfasst, die Flammen ernährten sich nicht nur von dem Sauerstoff, der das Atmen fast unmöglich machte, sondern verschlang alles was sich diesen in den Weg stellte und es roch nach verbranntem Fleisch. Die Hitze war unerträglich, ein abgehender Tunnel wurde zur Rettung, für diejenigen, die sich aus der Flammenhölle befreien konnten und für einen Moment wieder Luft zum atmen hatten, doch im nächsten Augenblick standen sie schutzlos im freien. Eine Leuchtrakete wurde über sie gezündet und stellte sie bloß. Noch bevor sie sich umsehen konnten, wurde auf sie das Feuer eröffnet. “Hoch! Hoch! Hoch!” schrie Kenshin und schubste einen Soldaten in diese Richtung. Koiji und andere schossen zurück um sie herum, schlugen Geschütze ein, andere wurden getroffen und blieben leblos liegen. Ein pfeifendes Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit: “Runter!”, das Wort wurde noch nicht einmal zuende gesprochen und verstummte im nächsten Moment. Granaten und Doppelkaliever schlugen ein. Kenshin drehte sich vor Schmerzen, die Druckwelle der Detonation hatte ihn erreicht und glaubte nichts mehr zu hören. Es stieg eine Leuchtrakete nach der anderen auf, der Kampf war im vollen Gange. Die gegnerischen Geschützstellungen hauten alles raus, was sie hatten. “Los weiter, vor, vor, vor!" Billie und Jack rannten los, sie sahen sich um, vom Hügel leuchteten die Feuer der MG´s der Gegner auf, es knallte und pfiff nur so um sie herum. Ein granaten Geschütz schlug wenige Meter neben ihm ein, er wurde zurückgedrängt, für einen Moment dachte Billie, sein Herz hätte aufgehört zu schlagen. Flach blieb er liegen, um ihn herum lagen Kameraden, die vor Schmerzen nach einem Sani riefen oder sich nicht mehr bewegten. Schwer fiel es ihm einzuatmen, sein Mund war voller Sand, er spuckte und hustete sich gefühlt seine Seele aus dem Leib. “ahhh!”, stöhnte er auf und drehte sich schwerfällig auf den Rücken. Er wusste, er musste aufstehen, liegenbleiben würde den sicheren Tod bedeuten. Die zweite Division traf zur Verstärkung ein. Er griff nach seinem Gewähr, stand auf und lief los. Er schoss vor sich, seine zielfähigkeit hatte also nicht gelitten, sein Kopf brannte höllisch und sein Mund war staubtrocken, es fehlte ihm an Kraft, war es der Flüssigkeitsmangel, oder die Explosion, er wusste es nicht und hatte keine Zeit darüber weiter nachzudenken. “Weiter!” hörte er eine vertraute, genauso keuchende stimme neben sich. Es war Tom, Billie drehte sich ihm zu, neben ihm lief Jack mit seinem Gewehr im Anschlag und schaltete die zwei Schützen aus. Die Leuchtraketen brannten über sie langsam aus und es wurde immer dunkler. Er spürte, dass sie bergauf liefen, sie hatten also die Hügel erreicht! Kenshin atmete schwer, doch egal wohin er blickte, überall gab es eine Front und sie waren mittendrin. Er suchte seine Waffe und fand sie nicht, so griff er nach einer umliegenden und hielt für einen Moment des Schreckens inne, eine Hand umgriff noch immer den Abzug, doch der dazugehörige Arm fehlte. Mehrere Granaten Geschütze schlugen um sie herum ein, die Leuchtraketen ließen langsam nach, sie nutzten den Moment der Gelegenheit und liefen los. Eine Gruppe von mehreren GI´s kammen auf sie zu, Koiji setzte an und schoss. “Da, los feuer!” Jack schoss in die besagte Richtung. Billie sah, wie eine Gruppe japanischer Soldaten die Gelegenheit des immer weniger werdenden Lichts nutzten, um in die nördlichen Stellungen zu gelangen, aus denen er und seine Kameraden beschossen wurden. Ein ohrenbetäubender Knall mit darauf folgender Explosion ließ Billie den Boden unter seinen Füßen verlieren: “Scheiße was, war das?” fing er sich ab und sah Tom und Jack in einem Feuerball verschwinden. Der Tank von Toms Flammenwerfer wurde getroffen und er flog mit allem um sich herum in die Luft. Wäre er mit stehen geblieben, um zu schießen, würde er jetzt auch mit in Flammen aufgehen. Das Licht der Leuchtraketen erlosch, das Licht der Explosion nutzte Billie, um vom Ort des Geschehens wegzukommen. Der Schütze hatte ihn garantiert auch gesehen! Er fluchte vor sich hin und stolperte mehr oder weniger den Hügel hinauf, er spürte, wie sein Blut durch seine Adern gepumpt wurde, seine Ohren begannen zu sausen. Er setzte sein Gewehr an und fixierte die Gruppe, er drückte ab und im nächsten Moment gab es ein langes Zischen. Kenshin sah auf und Koiji wurde hart zurückgestoßen und blieb liegen. Doch Zeit es zu realisieren, hatte er nicht ein Zischen und eine darauffolgende Explosion riss ihn erneut zu Boden, doch er musste weiter! Billie hielt sich die Brust, die Druckwelle der Explosion hatte ihn erwischt und er verlor das Gleichgewicht, er wankte zur Seite und rutschte die Seite des Hügels unkontrolliert hinunter. Ein kurzes, schmerzvolles “Ahh!” entwich ihm, zu mehr war er nicht mehr in der Lage. Kenshin wurde mit einem stumpfen “Ahh!” und massiven Schmerz, den sein ganzer Körper durchflutete, kraftvoll in die Tiefe gerissen. Halt gab es keinen mehr und nach gefühlten endlosen Metern schlug er hart auf. Billie hatte das Gefühl, direkt in die Hölle zu rutschen, den Aufprall, der seine Schläfe getroffen hatte, konnte er sich nicht erklären, war er getroffen? Er kroch auf allen vieren und hustete, er wünschte sich nur 5 Minuten Pause von diesem, ja was war das hier? Eine Leuchtrakete stieg hinauf, doch zu Billies Verwunderung, einige Meter weiter weg und auf der falschen Seite, verdammt wo war er? Doch das Licht reichte aus und er wagte es nicht zu atmen. Was eh besser war, denn jeder Atemzug schmerzte in seinem Hals. Er umschloss sein Gewehr fester. Kenshin zog sich nach der Rutschpartie schnell auf seine Knie, die sich wie Gummi anfühlten. Er benötigte einen Orientierungspunkt, er war von seinen Leuten getrennt worden, “das war nicht gut, nein, das war überhaupt nicht gut!” korrigierte er seine Gedanken. Die Leuchtrakete zündete östlich neben ihm, er war also noch auf der richtigen Seite, was ihm im ersten Moment etwas ruhiger atmen ließ, doch er war trotzdem allein, er griff nach seinem Gewähr und stand auf. Billie schaute in ein paar erschrockene, sehr dunkle Augen. Kenshin fixierte das hellblaue Augenpaar, das ihn ebenfalls fixierte. “Ihr Glück endet, wenn Sie einem japanischen Soldaten in seine Augen blicken können!” schossen Billie die Worte des Sergeants in den Kopf, der sich an Bord eines Schiffes garantiert gerade sein Abendessen schmecken ließ! Er wagte es nicht, sich weiter umzuschauen. Aber es war ruhig um sie, die Geräusche des Kampfes lagen hinter dem Hügel, der kein Hügel gewesen war, sondern ein verdammter scheiß Berg! Wütend war er über seine Lage, wo war er denn falsch abgebogen? Kenshins Herz schlug ihm bis zum Hals. Was war das jetzt, was hatte der Amerikaner vor ihm hier und vor allem allein zu suchen, ok die ganze Insel war voll mit denen, aber bis hier, waren sie noch nicht vorgedrungen. Ein Blindgänger schlug oberhalb des Berges, den sie wohl gemeinsam hinuntergerutscht waren, ein. Sie sprangen reflexartig gemeinsam in Deckung in eine Senke, die sich neben ihnen befand. Erde und Gras rieselten auf sie herab. Halb hockend ließen sie sich nicht aus den Augen. Billie hob seinen freien Arm, schließlich zielten sie nicht mehr mit ihren Waffen aufeinander und er hoffte, dass sein Gegenüber diese Geste verstehen würde. Kenshin wich im ersten Moment zurück und zog fragend seine Augenbrauen zusammen. Das Licht ließ nach, doch gleich darauf zündete eine erneute Leuchtrakete, die ihnen viel näher vorkam als die davor. “Billie!” sprach der Braunhaarige langsam und legte seine Hand flach auf seine Brust. Sein Gegenüber blickte ihn weiter ausdruckslos an. “Billie” wiederholte er und klopfte sich erneut gegen seine Brust. Kenshin verstand, sein Gegenüber hatte sich ihm wohl vorgestellt, den Impuls sich darauf zu verbeugen hielt er stand, etwas sträubte sich in ihm dagegen. Er schluckte schwer und presste seine Lippen fest aufeinander. Billie erkannte, dass sein Gegenüber verstand und mit sich rang. Anders ging es ihm selbst gerade ja auch nicht, doch sich jetzt hier wissentlich abzuknallen, fand er gerade überflüssig und musste etwas ironisch in sich auflachen. Sie knallten sich hier auf der Insel im Minutentakt ab, was war hier jetzt gerade anders? War es die Ruhe, die keine war um sie herum, oder waren sie beide genauso müde vom kämpfen und töten? Ein leichtes, kaum sichtbares Nicken nahm Billie von dem Mann vor sich wahr. Billie entspannte sich etwas, doch in diesem Moment überkam ihn ein Schwindel. Er hatte Mühe, sich aufrecht zu halten und ließ sein Gewehr los, um sich mit der freien Hand abzustützen. Kenshin beobachtete, wie das automatische Gewehr seines Feindes zu Boden glitt. Billie kniff fest seine Augen zusammen, als er sie wieder öffnete, landete vor seinen Knien ein Gegenstand. Erstaunt blickte er auf. Kenshin drehte seinen Handrücken nach oben, um seinem Gegenüber anzuzeigen, dass er trinken soll. Billie gingen viele Warnungen durch seinen Kopf, sie sollten auf der Insel kein Wasser trinken, weil es vergiftet sein könnte. Doch warum sollte der Typ vor ihm vergiftetes Wasser mit sich herumtragen? “Jetzt trink!” kam es genervt von Kenshin. Billie verstand kein Wort, aber genervt sein, klang in allen Sprachen gleich. “Okay, okay!” sagte er und gestikulierte mit seiner freien Hand. Und öffnete die Flasche, die er hastig in einem Zug leerte. Unfassbar, wie gut das tat und ließ sich danach zurückfallen. Er setzte sich und ließ seine Beine angewinkelt und stützte seine Arme auf seine Knie ab. Zwischen ihm und den anderen herrschte wohl gerade ein Waffenstillstand. Kenshin beobachtete das Tun des Amerikaners. “Was tat er hier gerade?” ging es ihm durch seinen Kopf, sollte das jemand von seinen Leuten mitbekommen, würde er als Verräter gelten. Die Nacht neigte sich, der Mond stand über sie, aber das Licht reichte, um sich schemenhaft zu erkennen. Die Kampfgeräusche ließen nach, aber kamen näher. In der Ferne vernahm man ein gewaltiges Grollen. Was Billie ganz und gar nicht beruhigte, sollten sie jetzt eine Offensive starten, wäre er Blind und er befand sich zu einhundert Prozent hinter der feindlichen Linie, was ihm, wenn er hier lebend rauskommen sollte, wieder mal niemand glauben würde. “Ach!” stöhnte er und fischte sich seine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich eine an. Er warf seinem gegenüber die Schachtel hin: “Danke fürs Wasser!” sagte er und nahm einen tiefen Zug. Wenn sie sich beide in Zukunft schon abknallen, warum nicht vorher gemeinsam eine Zigarettenlänge genießen. Billie musterte den japanischen Soldaten, der den Kragen seiner Uniform nach außen trug, allgemein war er anders gekleidet als die Toten, die er bisher gesehen hatte. “Wem saß er da denn gegenüber?” was ihm im nächsten Moment auch wieder egal war. “Sag mal!”, begann der Lockenkopf. Kenshin, der mit seinen Gedanken etwas abgeschweift war, oder war es Müdigkeit? Seit Stunden saßen sie hier, ohne etwas zu sagen, was auch, verstehen konnten sie sich eh nicht und was hätten sie sich schon groß zu sagen? Aber er blickte auf, als er die Stimme des Amerikaners vernahm. “Was soll das hier? Ich meine, es ist vorbei! Wir wissen das! Und ihr wisst das auch!” sprach Billie und zeigte mit seiner Zigarette in der Hand auf seinen Gegenüber. Obwohl er wusste, dass er nicht verstanden wurde. Doch er musste es loswerden. Stimmen waren zu hören, weit weg aber hörbar. Kenshin stand abrupt auf. Billie hörte bekannte Worte und drehte sich den feindlichen Soldaten zu. Und zeigte ihn an, mit ihm zu kommen. Kenshin trat einen Schritt zurück, er verstand die Geste, er sollte sich ergeben. Der Tag brach an, Schüsse waren zu hören. Billie drehte sich den näherkommenden Stimmen zu, sehen konnte er aber noch nichts. Billie öffnete seine Uniform und zog den weißen Schal heraus und ging mit zwei großen Schritten auf sein Gegenüber zu. Kenshin wich erschrocken zurück, sein Gewehr lag neben ihm. “Wie ungeschickt”, dachte er sich. Doch Billie drückte ihm das Stück Stoff fest gegen seinen Oberkörper und schubste ihn unsanft von sich. Vollkommen perplex stolperte Kenshin, “was hatte das zu bedeuten?” Doch denken war jetzt nicht mehr, auf dem Berg zeichneten sich mehrere Gestalten ab, er griff nach seinem Gewähr und rannte weiter Richtung Stellungen. “Hey!” rief jemand und neben ihm schlug eine Kugel ein. Kenshin rannte weiter. “Stop, Stop!” brüllte Billie und die Neuankömmlinge ließen sich kontrolliert den Berg hinunter gleiten. Billie sah sich um und vor ihm lag die Feldflasche, langsam hob er sie auf und hängte sie sich um: “Ihren Namen und Einheit!” verlangte eine feste, sehr überraschte Stimme. Kenshin rannte, verdammt, sie waren näher als gedacht, auf noch so eine Begegnung hatte er keine Lust. Er wusste, dass hier der Eingang zu den nördlichen Höhlen war. Er wollte das Tuch fallen lassen, entschied sich aber dagegen und ließ es, bevor er in das Sichtfeld der Truppen des Generals kam, in seinem Hemd verschwinden. Nicht auszudenken, wenn er hier mit einer weißen Flagge, die das Stück Stoff ohne Zweifel darstellen sollte, auftauchen würde. 1 Woche später: Billie wurde in der vierten Division aufgenommen und brach mit ihnen weiter in den Norden vor, es sammelten sich weitere Einheiten, darunter auch bekannte Gesichter, doch die ihm vertrauten waren nicht mehr zu finden. Drei Tage später stießen sie zu der zweiten Infanterie, die dabei war, eine der hoffentlich letzten Höhlensysteme zu sprengen. Schusswechsel ergaben sich, doch etwas hatte sich in Billie verändert, er hielt Ausschau nach der markanten Uniform, doch was sollte das bringen in einem Schusswechsel, würde er nicht schießen, täte es garantiert ein anderer. Und ob sein Gegenüber vor einigen Nächten genauso dachte, war sich der Texaner nicht einhundert Prozent sicher! Billie blickte durch seine Zielerfassung, neben ihm wurde bereits geschossen. “Feuer einstellen!”, brüllte Billie. “Was feuereinstellen? Wilcox, sind sie wahnsenig?” Doch eine weitere Stimme schrie dasselbe. Es wurde langsam aufgeblickt und abgewartet, was da geschah. Eine weiße Flagge, die an einem Stock befestigt war, wurde herausgestreckt. “Clason, Davids und Smith!” wies der Sergeant an, die Drei sollten vorgehen, Billie senkte seinen Kopf und würde ihnen Feuerschutz geben. “Sofort schießen, wenn etwas nicht gut läuft!” hörte er die Anweisung. So wie es aussah, hatte der Sergeant das selbst noch nicht erlebt und war skeptisch. 15 Feindliche Soldaten traten einer nach dem anderen aus der Stellung hervor. “Ok langsam vorrücken!” Billie erreichte den Ort als einer der Ersten und sah sich um, es war ruhig, doch die Hügel gaben einen wunderbaren Blick auf das Geschehen hier. Sie standen mitten auf einem Präsentierteller. Wenn das eine Falle war, war es eine gute! Die Soldaten wurden festgenommen und hinter einen der Hügel gebracht. "Tja, wer hätte das gedacht, Pause!” kam ein anderer Scharfschütze auf Billie zu und hielt ihm seine Schachtel Zigaretten hin und zeigte auf die weiße Flagge, die im Dreck vor ihnen lag. Billie blickte nach unten und verstand was der andere meinte und nahm sich eine Zigarette aus der Packung, doch bevor er das tat, hielt er plötzlich inne und hob den Stoff auf, das war tatsächlich sein Schal, zwar nicht mehr so blütenweiß, aber er war es. “Wo werden die Gefangenen hingebracht?” fragte Billie sein Gegenüber, zeigte nur mit seinem Kopf in eine Richtung. Billie lief der Gruppe nach und ging jeden einzelnen durch, aber den, den er suchte, war nicht darunter. "Wilcox, alles klar bei Ihnen?" fragte ein Soldat und beobachtete den Scharfschützen, den sie vor ein paar Tagen aufgelesen hatten. “Hör auf damit, du verläufst dich nur wieder!” scherzte ein anderer. “Klappe!” brachte Billie die andern zum Schweigen, er zog einen japanischen Soldaten zu sich heran: "Woher hast du das?” schrie er ihn fast an. Er ging zum nächsten und fragte ihn. “Kann hier keiner Japanisch?” wurde Billie wütend. Die anderen lachten: “Verzieh dich Wilcox!” und die Gruppe lief weiter. “Dann sind hier noch welche!” sprach er vor sich und rannte zu seiner Einheit zurück. *** Still war es im Meetingraum, erwartungsvoll blickten alle zu Royu, der weiter erzählen sollte, doch die Geschichte, die in allem wie ein Film abgelaufen war, endete hier. Langsam kam man wieder ins Hier und Jetzt zurück. Colt schüttelte mit seinem Kopf, das war dann auch die Erklärung für den Schal, der in der Armee Kiste von Billie lag. Dieser unscheinbare weiße Schal hatte tatsächlich 15 Soldaten das Leben gerettet. Auch wenn der, den Billie diesen in die Hand gedrückt hatte, nicht darunter gewesen war. “In der Höhle befanden sich noch weitere Soldaten, die Selbstmord begangen hatten, genaueres darüber weiß man nicht, doch General Kobashi schien zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr das Komando gehabt zu haben.” fügte Royu noch hinzu. “Oder es war sein letztes!” setzte der Großvater noch mit drauf. Was die Stimmung im Raum nicht besser machte. “Und Kenshin?” fragte Saber, obwohl er wusste, wie es endete. “Er wurde einen Tag später mit einem anderen Soldaten hinter den nördlichen Höhlen festgenommen, wahrscheinlich wurde er, da er als Adjutant identifiziert wurde, auf ein Schiff gebracht und dort verhört, alles was danach geschah, wären Spekulationen." beendete Royu jetzt die Zusammenfassung. Es wurde nach und nach nach den Getränken auf den Tisch gegriffen, die Kehlen waren trocken und Worte für diese Geschichte fand eh gerade keiner. Das Gehörte, musste man erst einmal sacken lassen. Saber ließ seinen Blick, während er seine Flasche Limo in der Hand hielt, über den Tisch schweifen. Colt zog sich den übersetzten Brief heran und las ihn sich durch. Mutter, ich weiß nicht, ob das mein letzter Brief sein wird und wenn, weiß ich, dass auch dieser dich niemals erreichen wird. Denn was ich schreibe, würde dir sehr viel Kummer bereiten. Noch sitze ich auf japanischer Erde, wie lange noch, weiß ich nicht. Wir sind alle müde, nicht des Schlafmangels wegen, sondern des Kämpfens. Tag und Nacht hört man Geschützfeuer, Glück, wenn es zwischendurch eine Pause gibt. Meine Gedanken und Sorgen sind bei euch, ich hoffe, es geht euch gut und seid bereits in Naku! “Bleib gerecht!” Das ist es, was du immer gesagt hast. Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich es immer bin, aber wer ist das schon? Man handelt hier aus Angst! So wie die Angst uns beherrscht, beherrscht sie auch den Feind, ich habe es gesehen. Auch sie möchten nach Hause, jeder einzelne hat eine Mutter, bestimmt nicht so eine wunderbare wie sie es sind. Aber egal wer hier stirbt, es wird eine Mutter geben, die weinen wird. Ein Gedanke, als ich einem Amerikaner in die Augen blickte. Erstaunlich, oder? Ich gab ihm Wasser, er hat es getrunken, wie ein Wasserbüffel, der den ganzen Tag auf einer trockenen Weide gestanden hatte. Macht es mich jetzt zu einem Verräter? Es zeigten in diesem Moment keine Waffen auf uns, so standen wir uns als Männer gegenüber und nicht als Soldaten. Ob er es geschafft hat, weiß ich nicht. Doch haben wir jetzt die gleichen Chancen, wieder nach Hause zurückzukehren, vielleicht sogar ohne Krieg. Vielleicht irgendwann als Freunde. Ich habe mich nicht einmal vorgestellt oder bedankt! Jetzt verstehe ich auch, warum dieser Brief dich nicht erreichen soll! Kenshin Colt blickte auf. Royu nickte ihm bestätigend entgegen. Saber nahm Colt fragend den Brief ab, denn der Cowboy schaute, als ob er einen Geist gesehen hätte. Saber atmete tief ein und aus, nachdem er den Brief gelesen hatte: “Ja, diese Briefe ähneln sich überall auf der Welt!” Für Saber gab es jetzt keinen Zweifel mehr, dass sich tatsächlich damals ein Wilcox und ein Hikari als Feinde gegenüberstanden. Und jetzt waren ausgerechnet ein Hikari und ein Wilcox beste Freunde. Eine Gänsehaut durchflutete den Schotten. Colt ging es nicht anders, er würde nicht hier sitzen, hätte Kenshin damals abgedrückt, oder andersherum. Gerührt war er von den Worten, die wie eine Prophezeiung klangen. “Dass man sich irgendwann als Freunde gegenüberstehen wird." Er blickte zu den beiden Bildern, die immer noch so vor ihm lagen, wie er sie platziert hatte. In diese Augen hatte einer seiner Großväter geschaut und er selbst blickte täglich in genau die Gleichen, die ihn so manches Mal zur Weißglut und zum Lachen brachten! Er musste etwas grinsen. “Und die beiden dachten, der Andere wäre tot!” murmelte Colt vor sich. “Und der Brief sollte nie gefunden werden!” fügte der noch Schotte mit an. “Deswegen sind wir hauptsächlich hier!” griff Royu Sabers Worte auf. Colt und Saber blickten auf, das war also noch nicht das Ende. “Laut Kenshins Briefs, hat er Billie gegenüber ein schlechtes Gewissen gehabt!” begann Royu erneut. Colt verstand nicht. Saber dämmerte da etwas. “Er hat sich seinem Feind, der sich ihm vorgestellt hatte, nicht vorgestellt, das gilt als ziemlich unhöflich, selbst unter Feinden!" Und wie er seiner Mutter schrieb, wollte er sich bedanken.” erklärte Royu ausführlicher, nachdem er das fragende Gesicht des Cowboys gesehen hatte. Colt schob Fireball den Brief über den Tisch: “Hier von ihm kannst du noch was lernen!” sagte Colt breit grinsend Richtung seines Freundes, der den Brief entgegennahm, aber das Gesagte mit einem Augenrollen kommentierte. “Mein Reden!" warf Captain Hikari ein und zeigte auf seinen Sohn. “Hehe!” kam es darauf hörbar vom Großvater und blickte grinsend zu seinem Enkel. Fireball resignierte und lehnte sich im Stuhl zurück. Colt lachte, als er die Reaktionen darauf beobachtete. Das, was Billie damals verwehrt geblieben ist, hatte er jetzt täglich um sich. Und dafür war Colt gerade sehr, sehr dankbar! Trotzdem musste er wieder mit seinem Kopf schütteln: “Verrückt!” sprach es Colt erneut leise aus, wie oft er das heute schon von sich gegeben hatte, wusste er nicht mehr. “Die Aufklärung dieser Geschichte ermöglicht es uns, Kenshin den Frieden zu geben, den er danach nicht hatte!” Colt zog seine Augenbrauen zusammen, er verstand gerade nicht. Der Großvater erhob sich und reichte Colt eine dunkelgrüne lederne Mappe: “Ein Leben lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken, bitte nehmen Sie es trotzdem als Wertschätzung für Ihren Großvater vor sechs Generationen stellvertretend an." Und der Ältere verbeugte sich noch mit der Mappe in den Händen. Dem Cowboy entwichen alle seine Gesichtszüge inklusive Farbe. Saber stoppte für einen Moment der Atem, schien jedoch die Intention dahinter zu verstehen. Colt stand auf und nahm dem Großvater seines Hombres die Mappe ab. Fireball stellte sich neben seinen Großvater und grinste breit, so als könnte er es kaum erwarten, dass der Cowboy diese endlich öffnete. Colts Blick blieb an Fireball haften, dass dieser gerade vor ihm stand, beruhigte den Lockenkopf, denn die Situation war ihm etwas fremd! Saber, der neben dem Lockenkopf stand, nickte ihm zu. “Tja nun, ja, also…!” Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Auch Captain Hikari war bereits aufgestanden und wartete mit verschränkten Armen ab. “Jetzt mach endlich auf!” kam es ungeduldig von Fireball. “Na gut!” und Colt tat, was ihm gesagt wurde, denn neugierig war er allemal! Er las sich das Schreiben, welches die Mappe enthielt, mehrmals durch! Seine Augen wurden während des Lesens immer größer und sein Kopf machte immer wieder ungläubige Bewegung, er sah sich um und musterte jeden einzelnen im Raum und blickte wieder in die Mappe und begann noch einmal zu lesen: “Das ist meine, ich meine, das ist die Farm in Texas! Wie habt ihr, das ist doch … Was?" und er sah wieder auf. Er hatte das Gefühl, ihm würden jeden Moment seine Beine versagen. Saber erstarrte kurz und ging einen Schritt auf seinen Scharfschützen zu, nicht dass dieser noch umfiel. Sorgte sich der Schotte der sich von Colts Worten überzeugen musste! Tatsächlich, es war eine überschriebene Besitzurkunde, die Farm lief wieder offiziell auf den Namen Wilcox. Dem Lockenkopf schlug sein Herz bis zum Hals, das konnte doch nicht wahr sein! Immer wieder las er den Eigentümer der Farm, bis er sich sicher war, dass dort wirklich sein Name stand. Er schlug die Mappe zu und drückte sie den Schwertschwinger in die Hand. Überrascht nahm der Schotte sie entgegen, “was war denn jetzt?” fragte er sich und ließ den Cowboy nicht aus den Augen. Colt fixierte Fireball: “Du!” kam es von Colt. Der Angesprochene blickte sich um und zeigte auf sich. Colt nickte einige Male: "Ja!" Du!” Fireball verstand nun gar nichts mehr: “Was ich?” fragte der Japaner und machte einen Schritt Richtung Royu, der auch nicht wusste, was los war und sah zwischen seinen Neffen und dem Cowboy abwechselnd hin und her. Colt ging einige Schritte auf Fireball zu. Fireball wich weiter zurück und umkreiste den Tisch. Colt lief an Captain Hikari vorbei und zeigte weiter auf Fireball: “Du, wusstest davon!” begann Colt. “Hä, was?” fragte der Pilot und ging zum anderen Ende des Tisches, um etwas Abstand zwischen dem wildgewordenen Cowboy und sich zu bekommen: “Die Farm!” kam der nächste Wortfetzen des Cowboys und verfolgte seinen Freund weiter. Die Anwesenden verfolgten das Schauspiel, was die beiden gerade veranstalteten. Sogar Saber konnte die Lage gerade überhaupt nicht einschätzen. “Du wusstest, wer sie gekauft hat! Hirot Investment, das seid ihr, habe ich recht?” kam es von Colt fester und auch lauter und griff nach seinem Freund: “Bist du verrückt!” sprang Fireball zur Seite und lief zu Saber, der nicht wusste, ob er eingreifen sollte. Colt, der jetzt bereits einmal den ovalen Meetingtisch umrundet hatte, griff erneut nach Fireball, dieser hielt sich kurz an Saber fest, um sich gleich wieder zu lösen, damit Colt ihn nicht zu fassen bekam und flüchtete sich neben seinen Vater, der seinen Sohn darauf fragend ansah: “Keine Ahnung!” beantwortete Fireball die nicht gestellte Frage seines Vaters. Colt stand nun vor dem Captain, hinter dem sich sein Hombre doch tatsächlich versteckte. Saber, der die Szene gerade sehr belustigend fand, musste grinsen. “Was ist los, Mr. Wilcox?” fragte Captain Hikari die Frage, die jeden im Raum gerade am meisten beschäftigte. “Sie hatten die Farm! Die ganze Zeit!” sprach Colt überzeugt und sah dem Captain fest in die Augen. Dieser grinste etwas und trat einen Schritt beiseite: “Nein, er!” und nickte Richtung Royu. Colt sah blitzschnell zu Royu: “Was?” war alles, was er dem Colonel entgegenbringen konnte. Royu grinste darauf. Colt holte tief Luft: “Als wir in diesem Sandloch festsaßen, haben wir über die Farm gesprochen und du hast nichts dazu gesagt!” begann Colt. Alle blickten zu Royu. Royu hob seine Hände: “Zu diesem Zeitpunkt, habe ich nichts davon gewusst, ich habe die Transaktion nicht ausgeführt, das war er!” und Royu zeigte jetzt auf seinen Vater. Saber musste beinahe loslachen. Colt rollte mit seinen Augen, “das konnte doch nicht wahr sein!” dachte er: “Egal wer, Fakt ist, ihr hattet sie gekauft!” fasste es Colt jetzt zusammen. Royu nickte: “Ja, aber auch nur, weil er uns damit tagelang in den Ohren lag, wie falsch es doch ist, dass du sie verkaufst!” und zeigte dabei auf seinen Neffen. Colt stoppte vor Fireball, der beschlossen hatte, sich seinem Schicksal zu ergeben. Colt blickte ihm mit leicht geöffnetem Mund stumm und eindringlich an. Fireball hielt dem Blick des Cowboys stand und nickte nach wenigen Augenblicken: “Und ich bin immer noch davon überzeugt, dass es falsch war!” bestätigte er nochmals seine damalige Skepsis! Colt stemmte seine Hände in die Hüften und schüttelte mit seinem Kopf: “Shinji!” kam es fast leise vom Cowboy und griff jetzt nach seinem in der Tat besten Freund und zog ihn zu sich und umarmte ihn. Fireball war von der Aktion so überrascht und öffnete seine zusammengekniffenen Augen, war er doch gerade davon überzeugt gewesen, dass der Cowboy stinksauer auf ihn war. Etwas überfordert erwiderte er die Umarmung. “Du bist und bleibst ein spoiled Boy!” sagte Colt wiedermals feststellend. Fireball löste sich, Colt bemerkte es und hielt seinen Freund, seine Hände auf seine Schulter und ruckte ihn einmal fest durch: “Danke man, du weißt gar nicht, was mir das bedeutet!” sagte der Lockenkopf sichtlich und hörbar gerührt: “Und ja, es war falsch, ich hätte damals auf dich hören sollen!” gab Colt einsichtig vor allen Anwesenden zu, was ihm Erleichterung verschaffte, hatte er sich doch die ganzen Monate eingeredet, dass es richtig war, obwohl ihm sein Herz immer etwas anderes gesagt hatte. Saber schmunzelte und nickte Colt anerkennend zu, auch er hatte gespürt, dass der Cowboy nicht zu einhundert Prozent hinter seiner Entscheidung gestanden hatte. Colt ließ von Fireball ab und wandte sich den anderen im Raum zu: “Danke!” Ein Nicken bekam er als Antwort. Captain Hikari setzte sich wieder. Colt umrundete den Tisch. Eine Frage brannte dem Cowboy noch: “Ich habe gesehen, dass die Farm bereits für etwas genutzt wird!” Der Ältere im Raum nickte Colt zu: “Auch das werden Sie den beigefügten Unterlagen entnehmen, sollten Sie dazu Fragen haben, halten Sie Rücksprache mit meinem Sohn.” und er zeigte auf Royu. “Was bist du Mädchen für alles?” fragte der Cowboy leicht spöttisch. Royu nickte seinem Bruder und Vater entgegen: “Seht ihr, sogar ihm fällt das auf!” Colt lachte kurz auf und nahm Saber, der auch grinsen musste, die Mappe ab. “Kann ich das haben?” fragte Colt und zeigte auf die Unterlagen und Fotos vor ihm auf dem Tisch. Royu nickte: “Ja, aber das machst jetzt du!” bestimmte Royu und Fireball stand auf: “Na toll!” kommentierte er und griff nach dem Papierkram vor Colt und verließ den Meetingraum. Captain Hikari und die anderen verabschiedeten sich und ließen Colt, Saber und Fireball allein, um das gerade erfahrene gemeinsam zu verarbeiten. Colt pustete hörbar Luft aus und sah zum Schotten. “Was hältst du davon?” Saber grinste breit: “Das nennt man Chronik pflege!” Colt nickte verstehend. Nur deswegen war es überhaupt möglich gewesen, diese Geschichte so detailliert aufzuklären. Dadurch das jeder Brief, oder noch so unbedeutender schnipsel sorgfältig aufgehoben wurde, bekamen gesichtslose und beinahe auch Namenlose verwandte und ihm zuvor gegangene Generationen ein Gesicht und die Vergangenheit begann zu leben, er fühlte sich gerade sehr verbunden mit Billie, denn dessen Blut floss auch durch seine Adern. Jetzt bekam Colt ein kleines Gefühl dafür, warum Dynastien so handelten und warum es sie noch gab, eben weil man damit lebt und eine Verantwortung für die Nachkommen hatte. “Ich werde damit anfangen!” beschloss Colt. Saber grinste seinem Freund entgegen und klopfte ihn auf seine Schultern: “Das hast du doch schon!” Fireball kam zurück in den Meetingraum und legte Colt die Unterlagen hin und setzte sich auf den Platz, wo zuvor sein Vater gesessen hatte. “Jetzt bist du Großgrundbesitzer, das reicht bestimmt für hundert Kuhherden!” kam es von Fireball. Colt schüttelte mit seinem Kopf und sah zu seinen Freunden: “Ich kann es immer noch nicht fassen, dass die Farm wieder da ist!” und griff nach dem Bild von Billie und musterte den Mann darauf. Saber und Fireball sahen sich an und warteten ab, bis sich ihr Freund wieder gefangen hatte. “Was wirst du jetzt tun?” fragte Saber und durchbrach damit die Stille. Fireball, der gedankenverloren einen Pen auf dem Tisch hat hin und her kullern lassen, blickte auf. Colt presste seine Lippen fest aufeinander und tippte auf das Bild von Billie: “Ich muss das sehen!” sagte Colt entschlossen. “Was?” kam es von Fireball ungläubig. “Ja genau und du kommst mit!” beschloss der Cowboy. “Auch Billie hat dort etwas vergessen!”, fügte der Lockenkopf noch an. Saber und Fireball warfen sich Blicke zu. “Ich muss eh demnächst nach Texas und jetzt wo ich die Farm wieder habe, werde ich einiges dort zu erledigen haben und kann mir auch gleich die Insel anschauen!” Saber zuckte mit einer Schulter. Das klang nach einem Plan, fand er und nickte: “Wir sind dabei!” versicherte der Schotte allgemein! Fireball sah fassungslos zwischen Saber und Colt abwechselnd hin und her. “Ramrod wird in zwei Monaten mit der neuartigen Lasertechnologie ausgestattet, ich könnte da was drehen, dass das direkt vor Ort in Japan geschehen soll!”, erklärte der Schotte darauf. Saber grinste seinem jüngsten Freund entgegen, der immer noch überfahren aus der Wäsche guckte, aus der Nummer würde Fireball jetzt nicht mehr herauskommen. “Aber, da gibt es nichts!” warf Fireball ein, er hatte keine Lust sich eine kahle, nach Schwefel riechende Insel mitten im Pazific anzuschauen, nein, da hätte er bessere Ideen! Colt stieß seinen Hombre leicht mit einer Hand gegen dessen Oberarm: “Ja, Party wird es dort bestimmt nicht geben!” konterte Colt. Fireball rollte mit seinen Augen. “Wie wollt ihr überhaupt dahin kommen, die Insel wird vom Militär genutzt …” Er unterbrach sich, als er merkte, dass dieses Argument nun überhaupt nicht ziehen würde. Seine Freunde grinsten ihn an. “Wir sind uns sicher, dir wird eine Lösung einfallen!” kam es von Saber bestimmend. “Das kann doch nicht wahr sein!” murmelte Fireball vor sich und ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen. “Gut, aber dann möchte ich auch die Farm sehen, die mir unwissend bis vor einer Woche noch gehört hatte!” verlangt er ein wenig eingeschnappt. Colt grinste seinem schmollenden Hombre entgegen: “Abgemacht!” und freute sich riesig auf diesen kleinen dienstlichen Trip in naher Zukunft! "Okay, super!” freute sich der Cowboy und stand auf: “Jetzt aber los, meine Holde wartet bestimmt schon!” erklärte er und sammelte alle Unterlagen auf. Saber stand auch auf. Auf Sincia und Sara freute er sich schon seit Stunden! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)