Monogatari von Harulein (Eine Geschichte der Uchiha-Familie) ================================================================================ Kapitel 12: [Madara] Tiefrotes Mondlicht ---------------------------------------- 1989 Madaras Pläne für ein neues Dorf gerieten zum Ende des Jahres 1988 etwas ins Stocken. Nicht in der Form, dass er weniger motiviert war, doch einfach darin, dass er erkannte, zu wenige künftige Bewohner dieses neuen Ortes zur Hand zu haben. Die Bauern in den umliegenden Orten waren zufrieden mit dem, was sie hatten. Zwar gab es immer wieder Probleme mit Bandenkriminalität aus der Richtung von Ame Gakure, und sie bemerkten auch, dass Kakuzu und Madara diese Überfälle wirksam zu verringern wussten, doch das bewog sie nicht, das neue Dorf zu besiedeln. Am liebsten hätte Madara für das neue Dorf erst einmal starke Familien angeworben, Clans mit Kekkei Genkai und Zusammenhalt, eben solche, wie jene, aus denen auch Konoha Gakure einst entstanden war. Doch solche Clans zu dieser Zeit zu finden, war enorm schwer, weil die meisten von ihnen schon in anderen Dörfern fest eingebunden waren. Madara hatte zwar die Bücher, die er in Konoha über die Gründung des Dorfes gelesen hatte, nun nicht mehr praktisch zur Hand, doch er hatte das allermeiste davon so oft und intensiv gelesen, dass er die Inhalte aus dem Gedächtnis abrufen konnte. Er wusste, was und wie Hashirama Senjuu gedacht und gearbeitet hatte, was seine Pläne gewesen waren, und wie er die Familien Uchiha und Hyuuga angeworben und eingebunden hatte. Der Hokage der Ersten Generation war ein sehr charismatischer, freundlicher und begeisterungsfähiger Mensch gewesen, einer, dem es überaus leicht gefallen war, seine Ideale an andere Menschen weiter zu geben. Und Madara hatte dessen Schriften schon als Kind begeistert gelesen und tief in sich aufgenommen, so tief, dass er sich selbst für den Hashirama seiner eigenen Generation halten konnte. Er betrachtete sich ganz genau so, als einen Botschafter dieser Ideale für die Zukunft. Doch auch ein Idealist brauchte Kraft und ein Stück Macht, um das zu verwirklichen. Und das, obwohl Macht als solche nicht unbedingt zu Madaras bevorzugten Dingen gehörte. Er befürchtete, durch zu viel Macht den Kopf und die Klarheit zu verlieren. Diese Gedanken waren recht typisch für einen Uchiha, denn die Macht, die das Sharingan mit sich brachte, verursachte, dass man sich vor dieser Kraft fürchtete und sie zu binden versuchte. Eines Abends, es war Anfang des Jahres 1989, saß Madara mit Sasori und Kisame draußen vor dem Haus, in dem er immer noch mit Konan und Nagato lebte, und sie sprachen über ihre Pläne. Sasori war inzwischen aus diesem Haus in ein anderes, eigenes Haus umgezogen, da seine Werkstatt mehr Platz benötigte, und er hatte zudem eine Art von Arbeitsverhältnis und Trainingsbeziehung zu Kisame aufgebaut. Dieser hielt sich abseits davon weiterhin an Kakuzu. „… Wir brauchen irgendwas, was starke Familien anzieht. Irgendeine Kraft, einen Faktor, dem sie nicht widerstehen können“, sagte Madara. „Du meinst, dann verlässt vielleicht eine das Dorf, wo sie bisher gelebt haben, und kommt hier zu uns?“ Sasori schien nicht wirklich daran zu glauben. „In Kiri Gakure gibt’s so einen Clan. Die gehen immer dorthin, wo sie die meiste Kraft sehen“, sagte Kisame. „Die wollten auch schon mal nach Konoha, vor langer Zeit. Aber der Hokage der Zweiten Generation wollte sie nicht haben.“ „Und womit würde man sie anlocken?“, fragte Madara. „Mit so viel Macht und Energie, dass sie nicht widerstehen können.“ Kisame grinste. „Und woher kriegen wir die?“, fragte Sasori. „Fangt einen Bijuu-Geist.“ Das war Kakuzus Stimme. Er kam gerade den Weg vor dem Haus entlang, nachdem er den ganzen Tag irgendwo unterwegs gewesen war. Madara musste einen Moment überlegen, ob er das gerade wirklich so gehört hatte. Kakuzu sagte das so ungerührt daher, als würde er auf die Frage nach dem heutigen Abendessen antworten. Einen Bijuu-Geist fangen?! Das war eine ähnlich große Hausnummer wie den Mond vom Himmel zu holen, in ein Tuch einzuwickeln und dann wieder am Firmament aufzuhängen. „Wie bitte?“, fragte Madara. „Sag mir nicht, du weißt nicht, was ein Bijuu ist, Madara?“, erwiderte Kakuzu. „Meine Güte, natürlich weiß ich das!“ Madara stand auf. „Aber wie soll das bitte gehen?“ „Du hast das Sharingan, du müsstest das wissen“, sagte Kakuzu. „Und jetzt sag mir nicht, dass du zu feige bist.“ „Das hat nichts mit Feigheit zu tun. Ein Bijuu ist ne verdammt große Hausnummer!“ „Na und?“ Kakuzu legte seine Taschen ab, setzte sich neben Kisame und sah Madara nur an. „Könnte man schon …“, sagte Sasori. „Könnte man was?“ „In Suna Gakure gibts den Ichibi. Er ist in einer Frau versiegelt, die gut beschützt und bewacht wird. Kommst du nicht ran. Aber gibt ja noch andere. Man kann sicher rausfinden, welche noch frei sind, und dann sehen wir weiter.“ „Frei oder versiegelt, ist doch egal“, sagte Kisame. „Nein, ist es nicht!“ Madara stand auf, sah die anderen drei nacheinander an. „Ich werde keinem lebenden Menschen einen Bijuu austreiben, das wäre Mord! Könnt ihr vergessen, kapiert?!“ „Dann musst du nehmen, was übrig bleibt“, sagte Kakuzu. „Ist mir egal“, sagte Madara. „Und jetzt lasst mich damit in Ruhe.“ Damit war das Thema fürs erste erledigt, zumindest für Madara. Allerdings hatte keiner der vier mitbekommen, dass drinnen, hinter dem geöffneten Fenster, Nagato alles mit angehört hatte. Der Junge war inzwischen elf Jahre alt und hatte durch das Training einiges an Veränderungen durchgemacht. Er fühlte sich nun stärker, und von außen gesehen war er ruhiger geworden. Doch, was niemand wirklich sah, in seinem Inneren hatte er eine destruktive Motivation entwickelt. Kakuzus Idee mit den Bijuu löste in ihm einen Strudel an Gedanken aus. Am nächsten Morgen wachte Konan davon auf, dass Nagato aus seinem Zimmer lief, die Tür zuschlug und die Treppe hinunter rannte. Sie stand auf, lief zum Fenster ihres Zimmers und sah nach draußen. Unten vor der Tür stand Kisame, und als Nagato aus dem Haus kam, gingen die beiden los, in Richtung Tal. Konan fragte sich, was die beiden vorhatten, denn normalerweise war Madara dabei, wenn Nagato zum Training ging. Aber sie traute sich irgendwie nicht, zu rufen. In letzter Zeit war Nagato irgendwie sehr merkwürdig, und Konan wusste das nicht einzuordnen. Es fiel ihr auf, dass er nicht darüber sprach, was er im Training lernte, er schien keine Ambition zu haben, seine Fortschritte mit ihr zu teilen. „Na egal“, dachte sich das kleine Mädchen in diesem Moment. „Dann geh ich halt zu Sasori.“ Sie zog sich also an, nahm ein bisschen Papier mit und ging hinunter. In der Küche stand eine Schüssel mit Salat, da stoppte sie noch mal, füllte sich etwas davon in ein Schälchen, frühstückte ein wenig und ging dann raus. Es war noch dämmrig draußen, die Sonne war noch nicht zu sehen, und trotzdem setzte Konan sich ein wenig auf die Bank vor dem Haus und fühlte das Licht. Sie liebte Sonnenlicht nach wie vor, und konnte daraus auch viel Energie für sich ziehen. Und obwohl sie so viel und gern im Sonnenlicht badete, war ihre Haut noch immer weiß wie Schnee. Inzwischen wusste sie, das kam vom Papier, auch wenn sie nur raten konnte, ob sie das geerbt hatte oder nicht. Sie hatte weiterhin keinerlei Erinnerungen an ihre Wurzeln, aber das störte sie nicht. Sie konzentrierte sich voll auf das, was sie jetzt hatte. Das Einzige, was ihr manchmal fehlte, war ein anderes Mädchen, eine Freundin in ihrem Alter. Aber das hatte Zeit, irgendwann würden hier in das neue Dorf auch neue Menschen einziehen und dabei war sicher auch das eine oder andere kleine Mädchen. Konan sprang wieder von der Bank, nahm das Papier mit und lief zu Sasoris Haus. Von draußen sah sie, dass er schon den Ofen angemacht hatte, es kam Rauch oben aus dem Kamin. Sie lief zur Tür und klopfte. Als dann jedoch nicht aufgemacht wurde, klopfte sie nochmals und fragte laut: „Sasori? Bist du da?“ „Moment …“, kam es von drinnen. „Ich komm gleich.“ „Alles okay?“, fragte Konan draußen. Es dauerte ungewöhnlich lange, länger, als es für Sasori typisch war, bis er schließlich die Tür öffnete. Er trug ein langes, weites Gewand statt Hemd und Hose, und Konan fiel sofort auf, dass irgendwas mit seinem Körper nicht stimmte, seine Haltung war anders als sonst. „Was ist?“, fragte Konan. „Nichts.“ Das kleine Mädchen verdrehte die Augen. „Nichts gibt’s nicht.“ Sie dachte an Nagato, daran, wie dieser immer „Nichts“ sagte. „Komm mir nicht wie Nagato, das mag ich nicht.“ Sasori lächelte. „Okay.“ Er streckte sich ein wenig, und dabei gab es ein hölzernes Geräusch. Konan sah ihn irritiert an, und Sasori lächelte wieder. „Ich arbeite nur gerade.“ „Woran?“ Wieder lächelte der Puppenspieler. „An mir.“ Er hob die Hand, der Ärmel seines Gewands rutschte bis zum Ellbogen herunter und enthüllte ein hölzernes Kugelgelenk anstelle von Haut und Knochen. „Wie bitte?“ Konan starrte ihn an. „Hab ich dir noch nicht erzählt, tut mir leid … Ich hab diese Idee schon sehr lange, und jetzt, wo ich sechzehn bin und am schönsten aussehe, ist der beste Zeitpunkt, sie umzusetzen.“ „Du … machst dich selber zu einer Puppe? Wie geht denn das?“ „Es gibt spezielle Jutsus, mit denen man das machen kann. In Suna Gakure gibt’s jede Menge davon, und meine Großmutter hatte Bücher darüber.“ „Weiß sie das hier?“ „Natürlich nicht. Ich werde sie damit überraschen, sollte ich … sie noch mal sehen.“ Konan musste das einen Moment sacken lassen. Es war unheimlich und gruselig, aber auch irgendwie interessant, und es passte auch zu Sasori. Er war perfektionistisch, ungeduldig und eben auch ein Künstler, jemand, dem Schönheit alles bedeutete. Dass er selbst auch ewig schön sein wollte, wie eine Puppe, war da nur logisch. „Was ist, Konanchen? Wollen wir ein bisschen üben?“, fragte Sasori. Konan kniff die Augen zu, riss sie wieder auf, dann nickte sie. „Ich hab Papier dabei.“ „Schön.“ Inzwischen konnte das Mädchen jede Waffe, die sich aus Papier nachbilden ließ, herstellen, sie beherrschte das Falten längst wie im Schlaf. Sasori ließ sie ins Haus und Konan entdeckte eine Vase mit frischen Blumen, Rosen und Kamelien. „Ich hab lang keine Blumen mehr gemacht“, sagte sie. „Dann wärs ja wieder Zeit.“ Sasori nahm die Vase vom Regal und stellte sie auf den Tisch, an dem Konan für gewöhnlich arbeitete. Das Mädchen nahm ein weißblaues Blatt Papier, fing an, es für das Falten weich zu machen, rollte es in alle Richtungen. Auf dem Tisch lag noch ein Papier-Shuriken herum vom letzten Mal, als sie hier mit Sasori gearbeitet hatte, und intuitiv griff sie danach, berührte vorsichtig die scharfen Kanten und schnitt ein winziges Stück Haut an ihrem Finger ab. Dann ließ sie ein wenig loses Chakra über das Papier laufen und der kleine Hautfetzen schmolz quasi in die Klinge hinein, machte sie blitzscharf und hart. Sasori sah ihr fasziniert zu. „Wolltest du nicht Blümchen falten?“, fragte er. „Warte ab, ich bin noch nicht fertig.“ Konan grinste. „Ich mag nicht warten.“ „Dann mach in der Zeit was anderes.“ Und so griff Sasori sich ein Holzteil und Schleifpapier, während Konan entdeckte, dass sich ihre Haut an der Stelle, wo sie etwas abgeschnitten hatte, schnell wieder regenerierte und neues Papier hervorbrachte. „Wie auch immer ich das mache, es klappt“, sagte sie leise, mehr zu sich, doch Sasori antwortete darauf: „So ist das bei mir auch.“ „Madara sagt, das nennt man Naturtalent.“ Eine halbe Stunde später hatte Sasori einen ganzen Arm aus Holz gebaut und Konan eine hübsche weiße Rose gefaltet. Sie nahm die kleine Spange, mit der sie ihren Pony beiseite hielt, aus ihrem Haar und befestigte sie an der Rose, drehte einen Teil ihres lilablauen Haars zu einer Kugel und steckte diese mit der Rose fest. „Wie seh ich aus?“, fragte sie und lächelte. Sasori sah von seiner Arbeit auf. „Sehr schön.“ „Ich bin auch ne Puppe.“ Konan grinste wieder. „Nur halt aus Papier, nicht aus Holz. Und weißt du, was die Blume Tolles kann?“ „Was denn?“ Konan hob die Hand, griff an die papierne Rose und als sie eins der Blätter herauszog, flogen viele kleine, harte Papiersplitter aus der Blüte, wie Kunai in alle Richtungen. Sasori machte große Augen. „Du bist eine ganz beeindruckende kleine Künstlerin“, sagte er. „Danke gleichfalls.“ Es klopfte an Sasoris Haustür. „Sasori? Ist Konan bei dir?“, ertönte Madaras Stimme. „Jaa“, antwortete Konan. „Ich bin hier.“ Sie sprang auf, lief zur Tür und öffnete sie. „Na, seid ihr fleißig?“ Madara lächelte. Er hatte eine große Tasche dabei, kam herein und stellte sie ab. „Ich war eben unten im Dorf, hab ein bisschen eingekauft. Und ich hab ein Geschenk für dich, Konanchen.“ „Ein Geschenk!“ Das kleine Mädchen strahlte. Sie stürzte sich geradezu auf die Tasche und öffnete diese, es kam ein großer Karton zum Vorschein. „Was ist da drin?“ „Mach es auf, dann siehst du’s.“ Konan fragte sich, während sie den Karton öffnete, was darin sein könnte. Sie erinnerte sich nicht, einen Wunsch nach einem so großen Gegenstand, wie ihn dieser Karton enthalten musste, geäußert zu haben. „Ich dachte, du hast vielleicht Lust, etwas Neues zu lernen“, sagte Madara. „Und eine Bäuerin aus dem Dorf wollte die verkaufen. War nicht teuer.“ Konan hatte den letzten Verschluss des Kartons aufgerissen und als sie den Deckel abnahm, war endlich zu sehen, was Madara ihr da gekauft hatte: Eine Nähmaschine! „Was ist denn das?“ „Das ist eine Nähmaschine. Die schließt du an eine Steckdose an, bei uns im Haus, und dann kannst du damit Kleider nähen, oder Kissen und Decken, was du magst. Du bist ein kluges Mädchen, du lernst das bestimmt.“ Madara lächelte und zog eine weitere, etwas kleinere Kiste aus seiner Tasche. „Hier ist auch Garn und ein bisschen Stoff und was du sonst noch brauchst.“ Konan sah sich alles genau an, dann blickte sie hoch zu Madara. „Dankeschön, Dara. Dann kann ich ja auch Kleider wieder heil machen, wenn was kaputt geht.“ „Genau. Und ich freu mich einfach, wenn du neue Dinge lernst.“ „Ich weiß.“ Konan grinste. „Deshalb magst du ja Kinder.“ Konan unterbrach also erst einmal ihre Origami-Arbeit und begab sich mit der Nähmaschine in ihr Zimmer im Wohnhaus. Madara erklärte ihr kurz, wie man die Maschine anschaltete und ein wenig der Bedienung, dann ließ er das kleine Mädchen alleine. Er wusste, dass sie am besten lernte, wenn man sie ließ und sie sich ungestört dem Ausprobieren widmen konnte. Am Abend, als Madara mit seinen eigenen Aufgaben fertig war und Abendessen für sich und die Kinder machte, kam Sasori ins Haus. Er trug wieder Hemd und Hose statt des Gewands vom Morgen, und so war seine neue ewige Puppengestalt erkennbar. Madara hatte längst bemerkt, dass Sasori zu dieser Entscheidung tendiert hatte, und so wunderte es ihn nicht zu sehr, dass der Junge von sechzehn Jahren bei jeder Bewegung wie eine Kampfmarionette klapperte. „Bist fertig?“, fragte er. „Noch nicht ganz“, sagte Sasori. „Aber bald.“ Auf der Treppe waren schnelle Schritte zu hören, Konans Schritte. „Dara, hast du Essen gemacht? Ich hab Hunger.“ „Ist fast fertig“, antwortete Madara und stellte den Topf mit der Suppe noch mal aufs Herdfeuer. Dabei fiel sein Blick aus dem Küchenfenster und er sah den fast vollen Mond über den Wäldern, er war gerade aufgegangen und schimmerte satt bernsteingelb. „Der Mond!“, rief Konan freudig. „So eine tolle Farbe!“ „Das ist ja fast orange!“, bemerkte Sasori. „Morgen ist Vollmond“, sagte Madara. „Ich muss die Bonsais vorbereiten, nach dem Abendessen.“ Nagato tauchte ebenfalls zum Essen auf, aß schnell und konzentriert und verschwand dann wieder nach draußen. Er hatte den Tag mit Kisame verbracht und dieser aß in der Regel später mit Kakuzu zusammen. Konan bemerkte, wie Nagato sich während des Essens kaum umsah und er stellte auch keine Fragen oder beteiligte sich sonst wie am Gespräch. Sie fand das blöd, sagte aber nichts. Nach dem Abendessen ging Madara raus zu seinen Bonsais, die vor dem Vollmond mit besonders geladenem Wasser gepflegt und mit bestimmten Mineralien und Steinen versehen wurden, damit sie das Licht des Vollmonds bestmöglich aufnehmen konnten. Diese Maßnahmen waren nicht rein wissenschaftlich begründbar, sondern bedienten sich einer gewissen Mythologie und Philosophie, einer Mischung aus der Symbolik von Konoha Gakure, den Symbolen des Uchiha-Clans und der mythischen Kraft der Natur. Als er nach dem Pflegen der Pflanzen wieder zum Himmel hinauf blickte, war aus dem satten Gelborange des Mondes eine beinahe rote Farbe geworden, die sich mit dem Sonnenuntergang weiter über die Rundung des Himmelskörpers ausbreitete. Und in diesem Moment, am Abend vor diesem Maivollmond, der von allen Monden übers Jahr die meiste Kraft hatte, fiel dieses Wort von irgendwoher in Madaras Geist, er wusste nun einen Namen für das neue Dorf: Akatsuki-hikari Gakure, das Dorf versteckt im Licht des roten Mondes. Konoha hatte das Laub, dieses Dorf den Mond dazu. Beides gehörte zusammen. Madara Uchiha lächelte, blickte zum Mond hinauf und sah zu, wie dieser sich tiefrot verfärbte, so rot wie Madaras Sharingan. „Es ist so perfekt“, sprach er seinen Gedanken aus. „Jetzt fehlt nur noch der Geist der Menschen für dieses Dorf.“ Und dann fiel ihm Kakuzus schräge Idee mit den Bijuu wieder ein. Wenn es ihm also gelänge, einen freien Bijuu zu bekommen, um die Kraft des Mondes mit der Energie dieser Wesen zusammen zu bringen, denn die Bijuu stammten wirklich ursprünglich vom Mond, ehe sie vor tausenden Jahren die Erde betreten hatten, dann hätte er die Macht, die es brauchte, ein neues Land mit glücklichen Bewohnern zu begründen. Madara räumte die Bonsai-Werkzeuge zusammen und weg, ging ins Haus und in sein Schlafzimmer und holte ein bestimmtes Buch aus dem Regal: Es war ein Buch, das er aus Konoha mitgenommen hatte, weil er, als er damals wieder nach Ame an die Front gemusst hatte, noch nicht fertig damit gewesen war, es zu lesen. In diesem Buch gab es zwei, drei Kapitel, die sich mit den Bijuu beschäftigten und auch mit dem legendären universellen Chakra des „Jubi“ genannten Energiewesens, das zwar selbst kein Bijuu war, doch eine große Macht hatte. Die meisten Bijuu waren in festen Händen der Dörfer, wurden, wie Sasori schon erzählt hatte, von einer Jinchu-Kraft zur nächsten weiter versiegelt. Doch einige wenige der neun waren frei, lebten in ihren eigenen Zwischendimensionen und tauchten nur hin und wieder auf. Jedoch war es schwer, einen freien Bijuu zu finden und zu fangen, denn diese Wesen waren wirklich extrem stark und mächtig, und sie hassten die Menschen. Doch Madara hatte einen ganz entscheidenden Vorteil, der ihm den Gedanken zuließ, dass es gelingen könnte, einen Bijuu für sich zu gewinnen: Bijuu wurden von den Menschen meist nach der Anzahl ihrer Schwänze benannt. Ichibi, Nibi, Sanbi, und so weiter, bis zum Kyuubi. Doch das waren nicht ihre wirklichen Namen. Jeder Bijuu hatte einen eigenen Namen, einen eigenen Charakter, sie waren denkende, fühlende Wesen mit Persönlichkeit, und sie waren meist deshalb so wütend und gefährlich, weil die Menschen ihnen diese Gefühle seit Urzeiten nicht zugestanden. Sie fühlten sich von den Menschen nicht als Persönlichkeit gesehen und einen Bijuu nur mit seiner Nummer anzusprechen, bedeutete genau das, sie fühlten sich dadurch schwer missachtet. Aber Madara hatte vor vielen, vielen Jahren mal mehr oder weniger zufällig eine versiegelte Schrift des Ersten Hokage in die Hände bekommen, die sich ihm von selbst geöffnet hatte, und in der der eigentliche, wirklich persönliche Name jedes Bijuu aufgeschrieben gewesen war. Und er hatte sich diese Liste gut gemerkt, das Wissen in seinen Sharingan gespeichert. Er aktivierte die Sharingan und las das Buch, das er in der Hand hatte, noch einmal. Und tatsächlich war das Wissen über die Namen der Bijuu in den Seiten dieses Buches ebenso versiegelt, die Liste der Namen aller Bijuu schimmerte durch die Seiten wie ein Wasserzeichen im Papier. Madara wusste nicht, warum es sich ihm hier und jetzt gerade offenbarte, er fühlte aber, dass längst nicht jeder, auch nicht jeder, der ein Sharingan hatte, diesen Effekt in diesem Buch erwecken konnte. Es war wie Schicksal, ein Wissen nur für ihn allein. Vielleicht war es der rote Mond, der ihm einen Blick gewährte? Und neben jedem Namen im Papier standen andere Worte, die Kräfte und Elementstärken jedes einzelnen Bijuu und, am Wichtigsten: Ob sie frei waren, und wenn ja, wo sie lebten. Madara sah diese Liste von Anfang bis Ende durch, von Ichibi, der eigentlich Shukaku hieß, bis zum Kyuubi, dessen wahrer Name Kurama lautete. Und Kurama war frei, hielt sich in seiner eigenen Welt auf, war dort aktiv und hatte möglicherweise Pläne, bald wieder in diese Dimension zu wechseln. Das Dorf Konoha war auf seinem Territorium erbaut worden, nachdem Hashirama Senjuu ihm dieses Land dereinst durch viele harte Verhandlungen so gesehen abgekauft hatte. Doch das war nun so lange her, dass Kurama offenbar die Idee hatte, sich wieder in Konoha blicken zu lassen. Doch wann genau, das stand hier nicht. „Du meine Güte …!“, flüsterte Madara erschrocken. „Das wäre … eine Katastrophe!“ Er las das Buch weiter, mit aktiven Sharingan, und dabei entdeckte er eine weitere Geheimnisseite, auf der ein Jutsu beschrieben war, das dieser Beschreibung nach ursprünglich zu den geheimsten Jutsus der Familie Senjuu gehörte. Ein Jutsu, mit dem man durch eine Drachengestalt einen Bijuu herbeilocken, bändigen und für sich gewinnen konnte. In der Shinobi-Welt gab es keine Drachen, doch es gab schon, wenn auch sehr, sehr verborgen, das Wissen, dass woanders, auf anderen Dimensionen, Drachenwesen lebten. Und die Einzigen, die dahin eine Chance auf einen Zugang dorthin hatten, waren von jeher die Senjuu und die Uchiha. Da die Senjuu sich jedoch in Konoha mit den anderen Familien vermischt hatten, blieben im Grunde nur noch die Uchiha als reine Hüter dieser Fähigkeit, und Madara hatte hier das einzige Buch in der Hand, mit dem sich dieses Jutsu erlernen ließ. Das Jutsu hieß „Jutsu des neunköpfigen Phantomdrachens“, und die Beschreibung ließ erahnen, dass es nie vollständig fertig entwickelt werden konnte. Zur Anwendung war Jubi-Chakra notwendig, das universellste Chakra, mit allen fünf Elementen. Und nur mit einer größeren Menge dieses Chakras würde dieses Jutsu stark und sicher genug sein, um einen Bijuu überhaupt zu kontaktieren. Aber Jubi-Chakra war ungefähr so schwer zu finden wie die Bijuu selbst. Es tauchte nur auf, wenn sich schon ein Bijuu irgendwie in der Nähe befand. Es gab auch eine zweite Version des Jutsus, die jedoch als „äußerst verboten und sehr gefährlich“ beschrieben wurde, eine Version, mit der man ohne Jubi-Chakra einen in einem Menschen versiegelten Bijuu herausziehen konnte. Dieses Jutsu oder ein ihm sehr ähnliches war sogar bekannt, es wurde schon verwendet, wenn man einen Bijuu von einer Jinchu-Kraft zur nächsten weiter transferieren wollte. Doch dieses Jutsu bedeutete in jedem Fall, dass der Mensch, dem man den Bijuu entzog, dabei starb, und allein deshalb schon kam es für Madara absolut nicht infrage. „Na dann …“, sagte Madara zu sich, während er sich die erste Beschreibung des Jutsus noch mal ansah, „dann gibt’s erstmal nur die Theorie …“ Er klappte das Buch zu und setzte ein besonderes, nur auf sein Sharingan reaktives Sicherheitssiegel darauf. Schließlich lebte er hier mit Kakuzu und Kisame, und die beiden sollten sicherlich nicht wissen, dass es dieses Jutsu gab und woher es kam. Auf der anderen Seite von Madaras verschlossener Zimmertür stand Nagato. Madara hatte sich zu sehr auf das Buch konzentriert, um den Jungen zu bemerken, doch Nagato hatte sein Rinnegan aktiviert und konnte durch die Tür schauen. Er hatte Madara dabei beobachtet, wie dieser das Buch gelesen hatte, hatte die Energie bemerkt und daraus geschlossen, dass es wieder um Bijuu ging. Und auch wenn er keinen direkten Blick auf den Inhalt des Buches hatte erlangen können, war nun jedenfalls sein Interesse daran geweckt. Madara machte einen Schritt auf die Tür zu und Nagato lief schnell über den Flur in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich ab. Auf der Treppe nach unten kam Madara Konan entgegen, sie hatte die Blüte, die sie am Morgen hergestellt hatte, immer noch im Haar, und fragte: „Dara, hast du Nagato gesehen?“ „Ist er nicht bei Kisame?“ „Nee, Kisame ist bei Sasori.“ „Dann ist er wohl in seinem Zimmer, oder?“ Konan blieb auf der Treppe stehen, sah Madara einen Moment lang einfach an und sagte: „Er ist so komisch irgendwie …“ „Willst du drüber reden?“, fragte Madara. „M-hm“, machte Konan. „Ich mach mir … ein bisschen Sorgen …“ Madara nahm seine Ziehtochter an der Hand, ging mit ihr durch den Wohnraum unten nach draußen und sagte: „Komm, wir machen einen kleinen Spaziergang.“ Sie nahmen den Weg in den Wald, der unterhalb der Baustelle begann, und kaum waren sie außer Hörweite des Hauses, sagte Konan: „Du hast doch mit ihm trainiert. Was hat er?“ „Dass er schwer traumatisiert ist, weißt du wahrscheinlich. Wie du schon sagtest, du selbst vermisst deine Eltern nicht, weil du dich nicht erinnern kannst, wer sie waren. Aber Nagato kannte seine Eltern. Und er hat von ihnen etwas geerbt, das, was er Rinnegan nennt. Es ist tatsächlich vergleichbar mit meinem Sharingan. Und er weiß, dass es stark ist. Er weiß, dass er so stark sein kann, und er ist so wütend auf die Welt, weil er genau weiß, dass die Welt und der Krieg ihm die Eltern genommen haben.“ „Aber warum hängt er dann mit Kisame rum? Kisame interessiert sich doch null für ihn, der denkt doch immer nur an sein Schwert.“ „Weil Kisame stark ist. Und vielleicht ist diese Oberflächlichkeit für Nagato auch etwas, wo er sich … nun ja, wo er eben Raum für seine Wut innerlich hat. Verstehst du? Dir gegenüber hat Nagato eine Menge Gefühl, das merkst du daran, dass er eifersüchtig ist, und vielleicht findet er Kisame deswegen gut, weil der eben völlig desinteressiert an Verbindung ist.“ „Aber ich kanns nicht leiden, wenn er eifersüchtig ist.“ Konans Ausdruck war eine Mischung aus Sorge, Abneigung und Frage. „Früher hab ich gedacht, wenn ich ihm das immer sage, dass er gar nicht eifersüchtig sein muss, dann wird er damit irgendwann aufhören. Aber er hört nicht auf. Er will mich immer für sich allein haben, ich merke das, er würde Sasori am liebsten wegjagen. Ich hab ihm so oft gesagt, dass ich ihn doch ganz anders gern habe als Sasori, aber er hört mir gar nicht zu.“ „Vielleicht kann er das einfach nicht.“ „Aber …“, Konans Blick wurde eindeutig wütend, „… ich kanns halt echt nicht leiden. Ich kanns nicht ausstehen, wenn jemand … so klammert, ich bin doch meine eigene Person! Ich hab Nagato gern, er ist doch mein Bruder, aber wenn er gar nicht versteht, dass ich …“ Jetzt hatte das Mädchen Tränen in den Augen, „… es nicht leiden kann, wenn er denkt, ich bin nur sein Besitz … dann weiß ich gar nicht … ob ich ihn überhaupt so lieb haben will.“ Madara fühlte, dass ihn die Situation doch ein klein wenig … überforderte. Er war eigentlich wirklich gern Ziehvater und fühlte für Konan auch ziemlich genau das, was ein Vater für seine kleine Tochter empfand. Konan war ihm zufällig in vielem ähnlich, er war stolz auf sie und hatte sie sehr lieb. Doch diese emotionalen Komplikationen zwischen Konan und Nagato wären vielleicht auch für einen wirklichen Vater von zwei so unterschiedlichen Kindern schwer zu händeln gewesen. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander, und Madara spürte, dass Konan Gedanken hatte, das Denken war ihr anzusehen. Und dann fragte das kleine Mädchen: „Madara? Sag mal … wäre es möglich … dass ich irgendwie … in eine Schule gehen kann?“ „In eine Schule?“ Konan nickte. „Irgendwo, wo ich lernen kann und wo andere Mädchen sind …“ „Möchtest du eine Freundin?“ „M-hm. Und ich will noch mehr lernen.“ „Wie lange denkst du da schon drüber nach?“ „Noch nicht lange.“ Madara sah seine Tochter an, und wieder fühlte er Stolz. Dieses Mädchen war so klug und neugierig, und sie wusste schon so genau, was sie wollte und wohin es sie zog, was sie sich wünschte und was nicht. „Gibt’s hier in der Gegend eine Schule?“, fragte sie. „Ich hab noch nicht danach gesucht. Ame Gakure hat vielleicht eine Akademie …?“ „Aber nach Ame geh ich nicht!!“ Konans Stimme wurde eindeutig scharf und kalt. „Ich geh überall hin, aber nicht nach Ame!“ „Warum nicht?“, fragte Madara mit einer gewissen Vorsicht. „Da regnet es doch immerzu, und ich hasse Regen!“ „Okay, dann suchen wir woanders.“ „Wär das denn okay für dich, wenn ich woanders hin gehe?“, fragte Konan. „Es wär ja weit weg, ich müsste da auch übernachten und so …“ „Wenn es eine gute Schule ist, an einem Ort, wo du dich wohl fühlst, wär das für mich natürlich okay. Es gibt bestimmt irgendwo Internate, wo du eine Zeit bleibst und lernst, und wir besuchen dich dort.“ Konan lächelte. „Ich hab dich lieb, Dara.“ „Du brauchst deinen Freiraum, ne? Ich bin wirklich stolz auf dich, Konanchen. Wie du immer lernst und arbeitest und weißt, was du möchtest und was nicht, das ist richtig gut.“ Das kleine Mädchen sah zu ihm hoch, lächelte strahlend. „Ich bin halt meine eigene Person. Und … was ich zum Beispiel an Sasori mag, ist, dass er mich das sein lässt. Sasori tut nicht so, als müsste ich dies oder das für ihn machen, er fragt mich, und wenn ich Nein sage, macht er es selbst.“ „Deswegen seid ihr so ein gutes Team, stimmts?“ Konan nickte. „Und wenn Sasori mit Kisame Sachen arbeitet, wie ist das für dich?“ „Ich mag Kisame nicht. Aber ich kann doch nicht hergehen und Sasori sagen, was er zu tun hat, nur weil ich diesen Fisch nicht leiden kann. Sasori ist ja auch seine eigene Person.“ „Unabhängigkeit ist dir sehr wichtig, ne?“ „Ja. Ich mag das halt nicht, wenn einer mir sagt, ich soll nur für ihn da sein. Verlange ich dann auch nicht von anderen.“ „Du wirst sicher mal eine ganz starke Frau, wenn du groß bist.“ Madara lächelte. „Möchte ich auch. Ich weiß schon, was ich mal werden will. Ich möchte Kunoichi werden und die Welt sehen und so viel lernen, wie ich kann.“ „Ich werde mich mal informieren, wo es eine gute Schule für dich gibt“, sagte Madara. Sie gingen zum Haus zurück, und als sie dort ankamen, saß Nagato auf der Bank vor der Tür. Er hatte ein Buch in der Hand und ein Heft und einen Stift daneben liegen, lernte irgendwas. „Da bist du ja“, sagte Konan und setzte sich neben ihn. „Ich hatte dich gesucht.“ „Ich war in meinem Zimmer. Das Training mit Kisame war anstrengend, ich hab geschlafen.“ „Was trainiert ihr denn gerade?“ „Taijutsu.“ „Und jetzt lernst du?“ „Ja. Kisame hat was von Ballistik erzählt, und ich wollte wissen, was das ist und so …“ Madara stand nur da und sah seine beiden Kinder, wie sie miteinander sprachen. Konan schien tatsächlich zwiegespalten, was Nagato anging, denn in diesem Moment nahm sie einfach seine Hand in ihre und sagte: „Nagato … Du weißt, dass ich dich lieb hab, oder? Das ist ganz, ganz wichtig, dass du das weißt. Du bist mein Bruder, und egal wie gerne ich Sasori oder sonst wen mag, ich mag dich auch. Ein Bruder ist nicht dasselbe wie ein Freund.“ Nagato sah sie überrascht an. „Ich mags nur nicht leiden, wenn du so eifersüchtig bist. Aber ich mag dich. Schau mal … ich geh doch auch nicht her und sag, du sollst nur für mich irgendwas sein. Du kannst mit Kisame rumhängen, obwohl ich so nen Fisch echt nicht mag. Ich lass es dir. Also lass mir auch meins. Sasori ist keine Gefahr dafür, dass du mein Bruder bist. Verstehst du das?“ Nagato schien es ein wenig die Sprache verschlagen zu haben, es dauerte einen Moment, bis er etwas dazu sagte: „Ja … Ich hab nur …“ „Angst?“ Er nickte. „Kann ich auch verstehen. Ich weiß, dass du Angst hast. Deswegen sag ich dir ja, was ich denke. Du kannst dich drauf verlassen, dass ich dir die Wahrheit sage, Nagato. Wenn irgendwas ist, wenn ich wirklich ein Problem habe oder so … Ich sag dir, was Sache ist.“ In diesem Moment hatte Madara den Eindruck, dass Konan dabei war, ihren älteren Bruder in Sachen Reife und Entwicklung zu überholen. Sie war die Jüngere, fünf Jahre jünger, doch die Art, wie sie sich ausdrückte und das, was sie demnach dachte und wie sie ihre Worte wählte, sprach von einer Reife, die Nagato offenbar fehlte. Und wieder fühlte Madara sich durch Konan an Itachi erinnert. Er ging ins Haus und begann, das Mittagessen zuzubereiten, während Konan bei Nagato draußen sitzen blieb und ihm beim Lernen zusah. Wenn er sich erinnerte, wie die beiden waren, als er sie gefunden hatte, fühlte er Stolz, sowohl auf die beiden, als auch auf sich selbst. Und er fragte sich, ob Konan von selbst diese Klarheit hatte, oder ob sie diese von ihm übernommen hatte. Genau gewusst, was sie wollte, hatte sie damals schon, vielleicht war sie einfach so. Aber so ein Talent wurde natürlich mehr, wenn so ein Kind in eine Umgebung kam, wo sie das entfalten konnte, und Madara bot ihr das. Ebenso wie Sasori, mit dem sie die Freude an der Kunst teilte. Abseits von den Gedanken an seine Kinder dachte ein Teil von Madaras Gedanken immer noch über die Sache mit den Bijuu nach. Er wollte es nicht so machen wie die anderen Dörfer, nicht nur einen Bijuu einfangen, versiegeln und zur Mitarbeit zwingen. Es wäre auf lange Sicht doch deutlich ertragreicher, wenn er den Bijuu auch mental und moralisch für sich gewinnen würde. Und er hatte eine Möglichkeit, das zu erreichen, da er die wahren Namen der Geister kannte. Vielleicht würde das genügen, um einen Bijuu zu überzeugen, sich dem neuen Dorf Akatsuki-hikari Gakure zuzuwenden und anzuschließen? Sollte also Kurama planen, sich wieder in Konoha blicken zu lassen, musste Madara das unbedingt vorher wissen und dort sein, um das Dorf zu retten und Kurama für sich zu gewinnen. Dieser Gedanke ließ ihn lächeln, denn vom vermeintlichen Deserteur zum Retter von Konoha zu werden und damit gleich eine positive Verbindung zu seinem neuen Dorf hier zu schaffen, stimmte ihn vorfreudig. Wenn Akatsuki-hikari somit zum Retter von Konoha wurde, dann wäre das die stärkste mögliche Allianz, die Madara sich nur wünschen konnte. Und Oma Yoneko wäre unfassbar stolz auf ihn. Am Nachmittag, nach dem gemeinsamen Mittagessen, zog Madara sich wieder auf sein Zimmer zurück und begann mit einer anderen Sache, die für das neue Dorf unerlässlich wichtig war: Er schrieb einen formalen, allgemeinen Brief, mit dem er sich an jene Familien und Clans wandte, die noch in keinem Dorf fest eingebunden waren. Es gab immer wieder Familien, auch in den kleinen Bauerndörfern, die ihre Kekkei Genkai versiegelt hatten, um sich vor dem Misstrauen der einfachen Bauern zu schützen. Oft bekamen zivile Bauern Angst, wenn sie in ihrer Mitte Menschen entdeckten, die solche Fähigkeiten hatten. In Ninjadörfern wurden solche Familien verehrt, doch in den zivilen Orten gab es viel Angst und Misstrauen gegenüber Kekkei Genkai Familien. Diese Familien waren also so weit benachteiligt, dass es sinnvoll und nebenbei ein gutes Werk war, sie für ein neues Dorf anzuwerben, in dem ihre Fähigkeiten gewürdigt werden würden. Madara vervielfältigte den Brief ein paar Mal und würde nun, wenn er unterwegs Hinweise auf solche Clans finden sollte, ihnen ein Exemplar dieses Briefes ähnlich wie ein Flugblatt zukommen lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)