Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 22: Izara ----------------- Sie bestaunten die wundervolle Aussicht. Auf dem Berg konnten sie auf den Wald hinab schauen, der kein Ende zu nehmen schien. Izara war dennoch froh, als sie den Spaziergang hinter sich hatten und das Gespräch mit dem Fürsten unterbrochen wurde, nachdem seine älteste Tochter unglücklicherweise über eine Baumwurzel gestolpert war und die Aufmerksamkeit fortan ihr und dem geschundenen Knöchel galt. Lottas Sturz führte dazu, dass die Damen nur noch in der Nähe des Schlosses blieben. Reiten stand nun nicht mehr auf dem Programm und Izara atmete erleichtert auf. Im Gegenzug hatte die Fürstin ein Spiel organisiert - ein Holzklotz, der über einen anderen Holzbalken geworfen werden sollte, Izara war mit solchen Beschäftigungen überhaupt nicht vertraut und schaffte es nur mit Mühe, sich nicht völlig zu blamieren. Da genoss sie doch lieber die Führungen durch das Jagdschloss und hörte sich die Geschichten über die Porträts und Statuen des Anwesens an. Fürstin Maygrit Hallswejf hatte eine wohlklingende Stimme, der Izara nur allzu gerne lauschte. Was sich nicht änderte, waren die Abende. Der ein oder andere Besucher hatte sich angekündigt, die Festtafel des Fürsten war immer voll, es kam nie Langeweile auf. Erstaunlich war, dass keiner der Anwesenden über den Besuch der vier Drachen verwundert schien. Jeder behandelte König Devon und seine Begleiter als wären sie keine gefährlichen Bestien, für die sie in aller Landen beschimpft wurden. Fürsten und Grafen aus dem ganzen Kontinent besuchten den Schlossherren und seine Familie, die Gespräche waren meist politischer Natur, von welcher Izara eindeutig schon zu viel gehört hatte. So manches Mal wurde herzlich gelacht, Alkohol floss und besonders die Herren hatten ihre Freude daran, sich ausgelasseneren Themen zu widmen. Nur König Devon blieb erstaunlich nüchtern. Dabei schlug er keines von Fürst Hallswejfs selbstgebrannten Schnäpsen aus. Nach dem Abendessen versammelten sich die Herrschaften in den Salons, Männer und Frauen verbrachten die Abende meist getrennt, dass Izara nur selten das Vergnügen hatte, den Abend mit dem König ausklingen zu lassen. Sie gab es nicht gerne zu, doch sie hatte sich den Aufenthalt etwas anders vorgestellt. Wenn ihr König Devon nur etwas mehr Aufmerksamkeit schenken würde, wäre Izara schon zufrieden gewesen. Sie hasste es, dass ihr die Meinung des Königs so wichtig war, dass sie nichts gegen dieses aufsteigende Gefühl von Unzufriedenheit unternehmen konnte, das mit jedem Tag ein Stück weiter wuchs. Vielleicht hätte sie den Mut aufbringen können, ihn nach seinen Absichten zu fragen, wenn er sich ihr nur ein wenig widmen würde. Nur ein klitzekleines bisschen, damit sie sich nicht ganz so unnütz fühlte. Auf dem Jagdschloss schien es unmöglich König Devon unter vier Augen zu sprechen. Wenn Frauen mit den Männern zusammensaßen, dann nur, wenn Fiona sich an ihr Klavier setzte und die Herren mit ihrem lieblichen Spiel verzückte. Manchmal sang die Älteste oder auch Fürstin Maygrit Hallswejf erwies sich die Ehre und stimmte in die Melodien mit ein. Nur Izara hielt sich zurück. Singen konnte sie überhaupt nicht und das einzige, das sie mit den anderen vornehmen Damen gemeinsam hatte, war ihre Affinität zum Malen. Einmal hatte sie sich dazu hinreißen lassen und war mit den anderen Frauen in den Park gegangen, um einige Landschaftsbilder anzufertigen. Den Pinsel in die Hand zu nehmen, war ein gutes Gefühl. Sofort dachte sie an ihren Ziehvater. Er hatte ihr die Liebe zu den Farben näher gebracht und Izara genoss es, die Farbpalette anzurühren und nach so langer Zeit wieder aktiv zu werden. "Ihr seid wirklich talentiert, Prinzessin", lobte die Fürstin, "habt Ihr Unterricht genommen?" "Mein Adoptivvater war…ist Maler." Izara legte den Pinsel ab. "Er fertigt hauptsächlich Portraits an, obwohl er auch Landschaften malen kann. Von ihm habe ich die Techniken gelernt. Er war ein guter Lehrmeister." Sie lächelte. Die vielen Male, als Levis mit ihr aufs Dach geklettert war, um den Sonnenaufgang mit ihr zu zeichnen, waren unvergesslich. "Ich würde viel lieber etwas Lebendiges zeichnen", schmollte Fiona und malte einige breite Linien auf das Blatt. "Du meinst wohl ein hübsches Männergesicht", korrigierte sie ihre ältere Schwester. "Graf Bleimhall würde bestimmt nicht nein sagen." "Ach, hör' schon auf", Fiona wurde ganz rot um die Nase. Der Graf hatte sich am vorherigen Abend vorgestellt. Scheinbar besuchte er die Fürstenfamilie regelmäßig und dass er wegen  Fürst Hallswejfs Tochter kam, schien auch kein Geheimnis zu sein. Zumindest machten die beiden jungen Leute kein Hehl darum und seit der Graf den Abend mit ihnen verbracht hatte, hörte Fiona auch auf, dem König Avancen zu machen. "Also wenn ich die Wahl hätte", sagte die Älteste und deutete auf König Devon und ihren Vater, die sich mit ein paar anderen Herren zur Jagd verabredet hatten. "Ich würde den Drachenkönig ja zu gerne einmal von Nahem betrachten." "Benimm' dich, Lotta", funkelte sie die Fürstin an, "wir reden immerhin von dem Drachenkönig und nicht von irgendeinem deiner Verehrer." "Aber du hast es doch selbst gesagt, Mutter - König Devon ist wirklich ein gutaussehender Mann." Drache, widersprach Izara ihr im Geiste. "Ihr seht es doch auch, Prinzessin", wandte sie sich an Izara, der es viel zu unangenehm war, mit ihnen über solche Themen zu reden. "Kann schon sein", murmelte Izara und versteckte sich hinter der Leinwand. Heimlich sah sie zu der kleinen Gruppe. Obwohl Fürst Hallswejf am auffälligsten gekleidet war, beanspruchte König Devon die gesamte Aufmerksamkeit für sich. Ob nun gewollt oder nicht, der König strahlte auch mit wenig so viel Macht und Stärke aus, dass Izara ein Schauer über den Rücken lief. Verständlich, dass auch andere Frauen auf seine Präsenz aufmerksam wurden, auch wenn Izara noch immer nicht damit umgehen konnte. Nicht zuletzt, weil sie mit sich und ihren eigenen Schwächen zu kämpfen hatte. Der Tag des Abschlussballs rückte immer näher und Izara wusste nicht, wie sie dort aufkreuzen sollte, ohne eine Schmach für sich und den König zu sein. "Ich will da nicht hin", sagte sie und schlug die Hände vor's Gesicht. Sie hatte mehrere Stunden vor dem Spiegel gestanden, um an ihrem Makeup für den morgigen Abend zu arbeiten. Sich zurecht machen war keine ihrer Stärken und zum ersten Mal wünschte sie, ihre Zofe wäre an ihrer Seite. "Ihr müsst, Prinzessin." "Und wenn ich plötzlich krank werde?" Kyia seufzte. Der Bergdrache lehnte an der Tür, die Beine lässig überkreuzt. "Das haben wir doch schon besprochen. Es ist nur ein Abend. Ihr werdet einen einfachen Walzer mit dem König tanzen, danach könnt Ihr Euch gerne zurückziehen." "Ein einfacher Walzer, sagst du", Izara ließ die Hände sinken. Durch den Spiegel blickte sie zu ihrer Leibwächterin. "Ich kann doch noch nicht einmal die Schrittfolge." "So schwer ist das nicht." "Das hat Trias auch gesagt", grummelte Izara. Kyia stützte sich von der Tür ab und marschierte auf sie zu. "Steht auf, Prinzessin." "Kyia, was hast du vor?" Unsicher erhob sie sich. Die beiden Weibchen standen sich gegenüber. "Tanzen natürlich", brummte der Bergdrache und hielt Izara ihre Hand hin, "im Gegensatz zum Volan hab ich nicht nur eine große Klappe." "Du kannst tanzen?" Sie wollte nicht so überrascht klingen, aber sie war es. "Nur die Grundschritte. Ich führe Euch, Prinzessin. Folgt einfach meinen Bewegungen." "Kyia", Izara wusste nicht wieso, aber sie war zu Tränen gerührt. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll." "Wenn Ihr mir versprecht, dass ihr den anderen nichts sagt, reicht mir das." "Abgemacht." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)