Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 51: Devon ----------------- Sobald Devon den Palast erreicht hatte, schickte er Sila los, um den Blitzdrachen mit der nötigen Erstversorgung zu behandeln. In solchen Situationen war sie die einzige, der er die nötigen Fähigkeiten zugestand. Lóng waren nicht nur ausgezeichnete Wasserdrachen. Sie beherrschten zudem eine äußerst seltene Heilmagie, die sie aus dem Ursprung ihres Elements zogen und daraus neue Kraft schöpften. Ihr Wasser bedeutete Leben und Überleben zu gleichen Teilen - ein Fluss, der zwei Abzweigungen bereithielt. Soweit Devon es einschätzen konnte, war Sila stabil genug, um sich der Sache anzunehmen und Sila ihrerseits schien froh, eine Hilfe sein zu können. Die linke Hand an die Schläfe gerieben, stiefelte Devon weiter über die verbrannten Überreste seiner Schlosstore. Überall lagen Gesteinsbrocken herum, das Ausmaß der Verwüstungen hatte mit dem hundert Meter tiefen Erdloch inmitten des Platzes seinen Höhepunkt erreicht. Der Gestank von Erdmagie legte sich auf Blut und Gedärme. Soldaten - diejenigen, die nicht im Speisesaal von Bediensteten verarztet wurden - hatten sich um die Leichen gekümmert, dass nur noch die Überreste ihres Lebenssaftes auf den Steinen und Mauern klebte. Die Dienerschaft kümmerte sich um die Drecksarbeit. Lindwürmer hatte sich derweil der verkohlten und verstümmelten Überreste alles Sterblichen angenommen - Drachen wurden separat in ein Leinentuch gewickelt, der Rest wurde auf einen großen Scheiterhaufen geborgen, der zu gegebener Zeit angezündet werden sollte. Immer wieder sah Devon einen Wyvern auf den Boden hocken. Die Aufräumarbeiten waren überschaubar. Nur wenige von ihnen waren unversehrt geblieben, und wenn, dann schienen sie ihre Makellosigkeit wie einen Schandfleck verbergen zu wollen. Ihre Art hatte es am meisten getroffen. Die Zahl der Überlebenden war erschreckend überschaubar. Leise schlurften sie über die Wege, sammelten Gesteinsbrocken vom Boden, um sie später auf Magiespuren zu untersuchen. Zwischen all ihren toten Freunden und Gefährten waren sie diejenigen, die leblos umherirrten. Kaum einer traute sich, Devon in die Augen zu sehen. Ihre Scham versetzte ihm einen Stich in der Brust. Nicht sie waren es, die ihre Gesichter verbergen sollten. "Hoheit", rief Trias. Von der Seite kam er auf seinen König zugeeilt. Das Haar wirr im Gesicht, dass die Augenringe gänzlich im Verborgenen blieben. "Keine Spur von der Prinzessin." "Sag' mir lieber etwas, das ich nicht weiß", entgegnete Devon und folgte seinem Leibwächter in den Hinterhof. Der Volan holte einmal tief Luft. "Sieben Paladine wurden auf dem Schloss gesichtet. Vier wurden eliminiert - drei Paladine ersten Ranges und ein Drachenreiter. Die anderen sind Richtung Osten geflohen. Hyrakonden haben die Bastarde per Untergrund ins Landesinnere geschleust. Ein paar eingestürzte Tunnel wurden in Richtung Dragor gefunden." "Das erklärt nicht, wie die Drachenreiter die Grenze passieren konnten." "Die Untersuchungen laufen, Hoheit", Trias rieb sich übers Gesicht, die Haare klebten ihm an Stirn und Wange, als hätte er den letzten Paladin persönlich erdrosselt. "Wir konnten fünfunddreißig von ihnen festnehmen", sagte Trias, die Arme hinterm Rücken verschränkt, nachdem er seine Frisur unter Kontrolle gebracht hatte. "Larel hat ein paar von ihnen befragt, aber sie scheinen auch nicht viel zu wissen. Die meisten sind einfach nur dem Ruf der einen  Hyrakonda gefolgt." Mit einem Kopfnicken deutete Trias auf die Wände. Fünfunddreißig Hyrakonden reihten sich vor den Schlossmauern. Die Hände hinterm Rücken gefesselt, knieten sie vor drei Soldaten, die ihr Augenmerk auf eine ganz bestimmte Hyrakonda geworfen hatten. Devon steuerte auf sie zu. Die Soldaten verneigten sich, um anschließend Platz für ihren König zu machen. "Sie hat sich ergeben, kurz nachdem die Paladine aufgetaucht sind", erzählte Trias dicht hinter seinem König, "Sie hat die Schutzmauer von innen geschwächt…Immunisierung Nummer zwei, Hoheit." Immunisierung Nummer zwei - Devon legte die Stirn kraus. Eine Sondermischung aus Isven, wenn er sich nicht irrte. Jene Tinktur, die eine ganz bestimmte Pflanze benötigte und nur selten ins Ausland importiert wurde. Wenn die Paladine auch noch Isven auf seine Seite gezogen hatten, kämen bald noch ganz andere Probleme auf sie zu. "Unsere Späher sollen sich den Westen vornehmen", Devon hob den rechten Arm, dass sein Leibwächter stehen blieb.Stumm blickte Devon zu der Hyrakonda herunter. Strähnen fielen Kaia ins Gesicht. Mittlerweile hatte sich jeder von ihnen in seine menschliche Form zurückverwandelt, dass sie wieder halbwegs annehmbar aussahen. "Ich hatte keine Wahl", hauchte Kaia und sah dem Drachenkönig direkt in die Augen. Eiskalte Blicke trafen auf eine übermüdete Kreatur, die alles verloren hatte. Devon atmete tief ein, er beugte sich zu ihr herunter - Auge um Auge. Die Hyrakonda ließ die Schultern hängen. In ihrem Gesicht zeichneten sich Blut und getrocknete Tränen ab. Er sah, wie sie versuchte, den Blick abzuwenden, doch gegen den Sog seiner Seelenspiegel kam sie nicht an. Die meisten Bestien glaubten, dass Himmelsdrachen in die Seelen ihres Gegenübers blicken könnten. Ein törichter Gedanke, der jedoch auch einiges an Vorteilen mit sich brachte. "Sie haben meine Familie bedroht" sagte sie, als lese sie seine Frage von den Augen ab. "Sie haben ihr Versteck ausgemacht, sie haben die Sprösslinge entehrt." Kaia schluckte. "Sie hätten sie getötet. Ich…ich musste meine Familie beschützen." "Ich weiß", entgegnete Devon leise, "und ich muss meine Familie beschützen." Es ging ganz schnell. Das Schwert aus der Scheide gezogen drang die Spitze direkt in ihr Herz ein. Es gab ein kurzes Zucken, die Augen der Hyrakonda weiteten sich, bis der letzte Atem ihre Lunge verließ. Devon schloss die Augen, steckte sein Schwert ein und erhob sich. "Tötet sie alle", sagte er, dass ihn jeder hören konnte. "Wenn sie es nur auf diese Weise verstehen", er öffnete die Augen. Es war genug. All die Jahre hatte er ihnen mehrmals die Gelegenheit gegeben, sich ihnen anzuschließen. Er hatte es friedlich versucht, er hatte Diplomatie angewandt, um die einstigen Verbündeten des Drachenvolkes zurück auf ihre Seite zu bringen. Blut war damals schon genug geflossen. Als Gerüchte eines möglichen Verrats das Volk der Hyrakonden zu Mitverschwörern der Paladine gemacht hatten. Wie viele Drachen hatten die Hyrakonden die Schuld für den Tod ihres Königs gegeben? Wie viele Bergdrachen und Volans hatten nach ihrem Blut getrachtet? Devon war ruhig geblieben, hatte die Diskrepanzen auf andere Weise lösen wollen. Doch Hyrakonden gehorchten nur denjenigen, die sie unterwerfen wollten. Devon war die Diskussionen Leid. Auf Kommando seines Leibwächters wurden die Gefangenen nacheinander hingerichtet. Die Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten, das Volk der Hyrakonden hätte sich zum letzten Mal auf Drachengebiet herum geschlichen. Ein schwacher Trost für einen König, der sich jetzt nicht mit Politik befassen wollte. "Izaras Vater", sagte Devon, "jemand soll den Menschen aus dem Hain bringen. Findet einen ehrwürdigen Platz und vergrabt die Überreste zusammen mit denen der Hyrakonda." Mehr konnte er nicht tun. "Wie Ihr wünscht, Hoheit." Festen Schrittes verließ Devon die Hinrichtungsstätte. Er hatte Vorbereitungen zu treffen. Unsicher folgte ihm sein Leibwächter. "Wenn Ihr Kyia sprechen wollt-" "Nein", kam es schroff aus seinem Mund. "Hoheit", Trias klang verunsichert, "Kyia hatte keine Wahl. Auf Befehl der Prinzessin-" "[style type="italic"]Ich verstehe schon, Trias",[/style] entgegnete Devon. Er verstand es - wirklich. Das änderte aber nichts daran, dass er wütend war. Gefühle waren eine subjektive Angelegenheit und gerade hätte er liebend gern etwas oder jemanden, an dem er all seine Emotionen ausleben könnte. Als Anführer eine Schande - für einen König keine Option. Es war besser, Kyia für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen. [style type="italic"]"Was habt Ihr nun vor?",[/style] fragte Trias so leise, dass er auch mit sich selbst hätte sprechen können. Dem Volan schien es nicht zu behagen, dass sein König so zielstrebig die königlichen Gärten ansteuerte. Devon seufzte. "[style type="italic"]Sie sind nach Osten geflohen. Die Duftspur zieht sich Richtung Osten…." [/style] "Also glaubt Ihr, dass sie im Hauptsitz der Paladine gefangen gehalten wird." Devon blieb stehen. Trias zuckte zusammen, als die eiskalten Augen seine eigenen Blicke kreuzten. "Du weißt genauso gut wie ich, wo sie sie gefangen halten", sprach der König fast akzentfrei. Trias schluckte. Sie beide waren dort gewesen. In den Kerkern, direkt unter der großen Halle, wo Paladine ihre Feste feierten. "Wann werden wir aufbrechen?", fragte der Volan und straffte sich. "Ich werde gehen - nach Morgengrauen", sagte Devon so trocken, dass Trias der Mund offen stehen blieb. Erst als Devon dabei war, ihm den Rücken zuzukehren, eilte er seinem König hinterher. "Aber Hoheit, Ihr könnt nicht einfach so gehen! Ohne Vorbereitung, ohne Plan." "Doch, Trias. Meine Entscheidung ist gefallen." Devon kannte sein Ziel. "Ich verstehe, dass Ihr schnell handeln wollt. Ich will die Prinzessin auch befreien, glaubt mir. Aber Ihr seid nicht in der Verfassung, Euch gegen einen Großmeister zu duellieren. Wenn wir erst einmal einen Plan erarbeiten-" "Einen Plan", raunte Devon, "wir hatten Pläne. Die Fahrt nach Whalla, die falschen Prinzessinnen…und was hat es uns gebracht? Izara ist fort, ihre Eltern tot." Devon hatte sein Wort nicht halten können. Nicht vor ihr, nicht vor dem Menschen, der ihr alles bedeutet hatte. Knochen knackten, Devon ballte die Hände zur Faust. Er hatte es einfach so satt! "Hoheit!", rief ihm Trias hinterher, "ich werde Euch ganz sicher nicht im Stich lassen. Ich habe es geschworen." "Trias", knurrte Devon. Er drehte sich zu ihm um, eine Hand packte den Volan an der Schulter. "Ich werde dir nicht erlauben, mit mir zu kommen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)