Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 62: Devon ----------------- Mit voller Wucht wurde Devon ans andere Ende des Raumes befördert. Mit einem Knall stieß er mit dem Rücken an die Backsteinwand. Der Schmerz setzte verzögert ein. Devon, der die Augen vor Schreck geweitet hatte, spürte etwas Warmes seine Wirbelsäule entlang gleiten. Die Wunde! Sie war am aufreißen. Lange würde Silas Faden nicht mehr halten. "Ein Konterschlag", raunte Devon, der taumelnd auf die Beine kam. "Richtig", bestätigte der Großmeister. Langsam näherte er sich dem Drachenkönig. Wie ein Raubtier, das seine Beute in die Enge getrieben hatte. Derweil tastete Devon nach seinen Schwertern. Die Himmelsklinge war ihm nur aus den Händen gerutscht, aber das Zweihandschwert war verloren. Mehrere Meter hatte es sich von Devon entfernt. "Ihr kennt also die Geheimtechnik meiner Vorfahren?", fragte der Großmeister. "Ich habe davon gehört", antwortete Devon. Konterangriffe waren Techniken, die über das Physische hinausgingen. Es brauchte keinen Funken Magie, aber richtig angewendet, konnte es die Grenzen des Natürlichen überschreiten. Dass der Großmeister dazu in der Lage war, hatte Devon nicht einkalkuliert. Er hatte ihn, trotz Vorbereitung, unterschätzt. Wie viel hatte der Großmeister noch im Petto? Mühselig richtete sich Devon auf. "Oh, ein angeschlagenes Tier", sagte der Großmeister, "scheint als hättet Ihr mehr als ein paar Kratzer davongetragen? Etwa eine alte Kriegsverletzung?" Statt einer Antwort legte Devon sein Schwert in beide Hände. "Ich fürchte, der Spaß ist vorbei", mit einem Schlag hatte er Devon entwaffnet. Klirrend fiel das Himmelsschwert zu Boden. "Wie Schade, dass unser Kampf zu Ende geht. Es hat mir wirklich Freude gemacht." "Es ist nicht vorbei", knirschte Devon mit den Zähnen. Leise lachte der Großmeister. "Ihr wollt unbedingt sterben, was? Wirklich traurig, dass Euch niemand dabei zusehen kann. Was würde wohl Euer Volk dazu sagen, dass Ihr eines sinnlosen und bereitwilligen Todes gestorben seid? Dass Ihr es nicht einmal geschafft habt, die Prinzessin zu befreien…?" Devon schwieg. Im Augenblick kreisten seine Gedanken nur um Izara. Die Himmelsgöttin, die im Verlies unten auf ihn wartete. Aber wenn er nicht einmal fähig war, sein Volk zu retten- Nein! Er musste sich zusammennehmen. Die Himmelsgöttin war die einzige, die er jetzt noch beschützen konnte. Wenn er sich nicht selbst retten konnte, musste er alles daran setzen, Izara aus diesem Verlies zu befreien. Es blieb ihm nur noch eine Möglichkeit. Sein Himmelsblut. Er war sich der Konsequenzen sehr wohl bewusst. Wenn er wenigstens solange durchhalten könnte, bis er Izara in Sicherheit gebracht hatte, wäre er schon zufrieden. Für Devon war es die einzige Option, die ihm jetzt noch blieb. "Nun, Drachenkönig", sprach der Großmeister und stand seinem Feind direkt gegenüber, "irgendwelche letzten Worte?" "Nein." "Schön. Dann sterbt eben so!" Das Schwert sauste auf Devon hernieder. Devon machte sich bereit. "Nein!" Das Brüllen wurde von rasselnden Ketten übertönt. Der Großmeister stockte. Auch Devon hielt inne. "Was zum-", mehr konnte der Großmeister nicht sagen. Ein Blitz schoss auf das Oberhaupt der Paladinschaft zu, der Großmeister ließ die Hände sinken, der Blitz streifte seine Wange. Knurrend wandte er sich seinem Haustier zu. "Verdammter Blitzdrache!", brüllte er, als der Drache auch schon eine zweite Ladung Blitze parat hatte. Die Leine hatte er von der Brüstung gewickelt nun stürmte er auf den Großmeister zu. Wie zwei Ketten schlang er die Blitzmagie um den Hals des Großmeisters. "Aufhören", brüllte er sein Haustier an. Aber er hörte nicht auf. Starr beobachtete Devon, wie der Blitzdrache gegen die Magie des Halsbandes und die des Schutzwalls ankämpfte. Dann begriff Devon. Das Halsband hatte seine Wirkung verloren, vielleicht lag ein Rest Dominanz auf den Ketten, aber davon ließ sich der Blitzdrache nicht aufhalten. "Schnell", keuchte der Blitzdrache in ihrer Sprache. Der Großmeister hatte nach den Blitzen gepackt. Zorn flammte auf, Devon sah es in seinen Augen - er würde länger durchhalten als der Drache. "Die Prinzessin!", rief der Drache eindringlich. Er packte so fest er konnte, während das Blut aus allen Öffnungen austrat. Der antimagische Schutzwall war unaufhaltsam. Wie lange der Drache durchhielt, war nicht abzusehen, doch der Tod würde ihn schnell und grausam ereilen. Das Schicksal seines Volkes. Devon spürte, wie seine Seele entzwei gerissen wurde. "König!" Das Wort ließ Devon aus seinem Traum erwachen. Er schüttelte sich. Schnappte sich die Himmelsklinge. "Schaut nicht zurück!", sein Hals quoll an, "Ihr wisst, es ist meine Aufgabe. Lasst die Mühen nicht umsonst gewesen sein." Keuchend setzte sich Devon in Bewegung. "Nein", brüllte der Großmeister ihm hinterher. Daraufhin rannte Devon los. So sehr ihn der Anblick des Drachen schmerzte umso mehr musste er seinen Worten vertrauen. »Für den König. Für das Drachenvolk«, die Wahrheit dahinter würde Devon niemals akzeptieren, aber vorerst musste er sich fügen. Er rannte die Treppe herunter. Die letzten Stufen brachten ihn zum Stolpern. "Aber-" eine Wache rappelte sich überrascht hoch, Devon stieß ihn an die Wand und stach einfach zu. "König!", die Stimme ließ ihn innehalten. Er zog das Schwert aus dem Körper, der Mann sackte langsam zusammen. "Izara", Devon drehte seinen Kopf. Große, leuchtende Augen blickte ihn hinter den Gitterstäben an. Da war sie, den großen Drachen sei Dank! Wankend näherte er sich der Zelle. Die Himmelsgöttin war unversehrt. Ihre Kleidung war zerschlissen, das Gesicht von Dreck beschmiert. Ihre zarten Finger umfassten die Gitterstäbe, sie richtete sich auf. Ihr Gesicht zeigte so viel Erleichterung, dass sich auch Devon ein Stück davon gönnte. "Die Schlüssel", sagte er schließlich. Sie durften keine Zeit verlieren. Izara nickte und zeigte auf den sterbenden Soldaten. "In seiner linken Hosentasche ist einer für die Tür, glaube ich", stammelte sie und fasste nach dem Halsband. Devon wandte sich dem kauernden Paladin zu. Ihm wurde schwindelig, als er sich herunter beugte und die Taschen des Mannes durchsuchte. Laute Atemstöße drangen in sein Ohr. "Alles in Ordnung?", fragte Izara und erst jetzt bemerkt er, dass es sein eigener schwerer Atem war. "Ja", entgegnete er rau und kehrte zur Zelle der Prinzessin zurück. Der Schlüssel passte, er drehte ihn herum und riss die Tür auf. Sie sah ihn mit großen Augen an. "Und jetzt das Halsband", raunte er. "Den Schlüssel hat- "Verstehe", unterbrach er sie. Er schaute auf sein Schwert. Er würde die Vorfahren noch um einen letzten Gefallen bitten müssen. Das Himmelsschwert spürte Devons Verzweiflung. Zaghaft begann es seine Himmelsmagie auszustrahlen, dass Devon sich beeilte, die Klinge über die Ketten sausen ließ, die Izara mit der Wand verband. Ein kümmerlicher Rest baumelte an ihrem Halsband. Überrascht drehte sich Izara um. Sie lächelte schwach. Auch Devon bewegte die Lippen. Stöhnend senkte er seinen Arm. "König?", Izaras Stimme war voller Sorge. "E-es geht schon-" Seine Umgebung begann zu verschwimmen. Dunkelheit legte sich über seine Augen. "König?", Izaras Stimme entfernte sich von ihm, "König! König…" "So dunkel-" "Devon!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)