Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 68: Izara ----------------- Für den restlichen Tag war es genug Magie gewesen. Izara hatte sich leicht überzeugen lassen. Die Barriere hatte sie an ihre Grenzen gebracht, sie spürte die Erschöpfung, spürte, wie das Himmelsblut sich zur Ruhe bettete. Es war wohl das Beste, darauf zu hören. Nach ihrer ersten erfolgreichen Unterrichtsstunde wollte sie nicht gleich übermütig werden. Dass Devon dennoch ein Feuer entzünden konnte, hatte Izara überrascht. Sie hatte sich kurz frisch machen wollen und war etwas tiefer in die Höhle vorgedrungen. Nachdem ihr die Magie gezeigt hatte, dass es hier sogar eine Quelle gab, hatte sie sich von Devon überreden lassen, sich eine Auszeit zu gönnen. Das Wasser war überraschend angenehm. Sie war kühle Temperaturen, wie die des königlichen Badehauses gewohnt, dass sie das milde Wasser überhaupt nicht störte. Fast schien es ein ruhiger und entspannter Ort zu sein. Nur, dass sie es nicht wirklich genießen konnte. Viel zu sehr dachte sie an Devon und dass sie ihn zu lange allein gelassen haben könnte. Izara wusste nicht, woher die plötzliche Überfürsorge kam, aber es behagte ihr nicht, einen verwundeten Himmelsdrachen sich selbst zu überlassen. Kein Wunder, dass Trias ständig am Durchdrehen war! Wenn sie sich vorstellte, jede Woche dieselben Strapazen mit ihm durchmachen zu müssen, wäre sie vielleicht auch so eine Glucke. Eilig hatte sie das Fläschchen mit Wasser gefüllt und war zurück zu Devon gelaufen. Dieser hockte vor dem frisch entzündeten Feuer und Izara starrte ganz verblüfft in die Flammen, die sich in der Mitte eines Steinkreises eingefunden hatten. "Ich wusste gar nicht, dass Himmelsdrachen auch das Element Feuer beherrschen", sagte sie und beobachtete, wie das Feuer friedlich vor sich hin knisterte. "Als [style type="italic"]beherrschen[/style] würde ich es nicht bezeichnen", sagte er und hielt einen Feuerstein in die Höhe, "aber ja, ich kann Feuer machen." Izara glotzte den Stein an. "Oh", mehr schaffte sie nicht zu sagen. Devon lachte auf - ein kurzes, freundliches Lachen. Izara hatte es noch nie bei ihm gehört und es klang erfrischend ungezwungen. "Auch Drachen greifen manchmal auf einfache Tricks zurück", fügte Devon hinzu. Trias darf das nie erfahren", sagte sie gespielt empört. Sie setzte sich neben ihn. "Dass ihm ein Stein seinen Titel abspenstig gemacht hat…" "Manchmal habe ich darüber nachgedacht." "Bringt er dich wirklich so auf die Palme?" "Er ist…überfürsorglich. Aber am Ende des Tages weiß ich, dass er der Richtige für diese Arbeit ist. Ich vertraue ihm wie niemandem sonst." Das Geständnis verblüffte Izara. Sie senkte den Blick. "Er wird sich große Sorgen machen, wenn wir so lange wegbleiben", sagte sie leise. "Trias weiß, was zu tun ist", entgegnete Devon und war wieder der ruhige, beherrschte Himmelsdrache, "auch wenn es ihm schwer fällt, die Füße still zu halten", er seufzte. "Eine Woche plant er mindestens ein. Er kennt die Gegenden besser als jeder andere Drache. Er weiß, dass wir einen Umweg nehmen müssen." "Sind die Zeichnungen von Trias?", Izara deutete auf den Mantel, der zusammengefaltet neben dem König ruhte. Devon nickte. "Das habe ich ihm gar nicht zugetraut", Izara zog die Knie zu sich heran, ihre Arme schlang sie um ihre Beine. "Trias ist nicht nur mein Leibwächter", entgegnete Devon, der sich auch hingesetzt hatte, "er ist auch mein Kartograph und Navigator." Er nahm einen Stock und schürte in dem Feuer herum. "Das Holz ist vom Regen durchweicht", sagte er nach einer Weile, "wenn wir Glück haben, wird es noch die halbe Nacht brennen." Sie hatten kein Glück. Das Feuer erlöschte, noch bevor sie sich zur Ruhe legten, und es wurde bitter kalt. Izaras erste richtige Nacht in der Höhle, und ihrem Körper schien es gar nicht zu gefallen. Die Angst um Devon, die Himmelsmagie, die sie umhüllt hatte - das alles hatte die Temperatur im Inneren unterdrücken können. Nun kühlte sie aus, obwohl sie nahe an der Feuerstelle lag und die letzten Holzstücke am Verrauchen waren. Sie zog die Beine bis an die Brust heran und schlang die Arme fest um den Oberkörper. Doch es nützte nichts. Ihre Kleider zogen die Feuchtigkeit des Bodens auf. Izara schüttelte sich, zog sich wie ein Embryo zusammen und kniff die Augen zu. Hinter ihr hörte sie es Rascheln. Devon hatte bis zuletzt alles unternommen, um das Feuer am Laufen zu halten. Doch auch ein Himmelsdrache musste sich den Naturgesetzen beugen. "Ist dir kalt?", fragte er und Izara hätte fast die Augen verdreht, als ihr bewusst wurde, dass seine Haut weniger darunter litt als ihre. Drachen hatten von Geburt an eine höhere Körpertemperatur. Warum das ihr eigener Körper noch nicht kapiert hatte, konnte wohl nur an dem Menschenblut liegen und zornig biss sie die Zähne zusammen. "Es geht schon", murmelte sie in ihren Arm und versuchte, sich an die Wärme der Flammen zu erinnern. Es dauerte nicht lang und sie spürte ein schweres Stück Stoff auf ihrem Körper liegen. Es war Devons Mantel. Kurz darauf trat der Drachenkönig selbst an sie heran. Dicht hinter ihr bemerkte sie, wie er einen Arm um sie legte und sie zu sich heranzog. Eine schnelle, kräftige Bewegung und Izara war an Devons Statur gepresst. Ihr Herz setzte kurz aus, bevor ihr Körper wohlwollend seine Wärme in sich aufnahm. Seinen Oberkörper an ihrem Rücken spürend, während sein Kinn an ihrem Kopf ruhte, schloss Izara die Augen und genoss für einen Moment die daraus entstandene Zweisamkeit. "Besser?", fragte er. "Besser", antwortete Izara. Sie spürte sein Lächeln, dass ihr Kopf zu glühen begann. Die Kälte war wie weggeblasen.Sie erinnerte sich an die Nacht in seinem Zimmer. Wie der Drache Izara umschlungen hatte. Doch diese Nähe war noch viel intensiver, denn sie wusste, Devon tat es im vollen Bewusstsein. Auch wenn er sie bloß zu wärmen versuchte, fühlten sich seine Arme kraftvoll und beschützend an. Sein Herzschlag beruhigte Izara, sein Atem streifte ihre Haare und beinahe seufzend kuschelte sie sich tiefer in ihre Kuhle hinein. Sie neigte den Kopf, ließ es zu, dass ihre Nasenspitze an seinem Unterarm ruhte. Sobald die erste Aufregung vorüber war, entspannte sie sich. Die Ruhe und Geborgenheit übermannte sie und die Erschöpfung der letzten Tage prasselten auf sie ein. An Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Sobald ihr Geist die nötige Ruhe hatte, kreisten Izaras Gedanken um den Kampf im Schloss. Levis Gesicht erschien ihr immer wieder. Die entstellten Körperteile, das Lachen des Paladins, als er ihn einfach vom Drachen gestoßen hatte. Izara kniff die Augen zusammen. Sie sah Kaia, deren Schicksal mit dem Tod von Levis besiegelt worden war. Selbst wenn sie überlebt hatte, würde die Hyrakonda ihrem Leben selbst ein Ende bereiten. So waren diese unterschätzten Kreaturen nun einmal. Sobald ihr Liebster verstarb, hatten auch sie keinen Grund mehr zu leben. Izara wollte nicht wissen, was aus ihr geworden war, bliebe das Ergebnis doch dasselbe, und gerade jetzt wollte sie die Wahrheit nicht hören. Sie war sich sicher, dass sie ihr mehr Qualen bereiteten als die Ungewissheit. Izara brannten noch so viele andere Fragen auf den Lippen. Was war mit Dragor? Wer hatte überlebt, wer nicht? Und was war mit Solar? Die letzte Frage nistete sich tief in ihr ein. Der Bruder ihrer besten Freundin hatte sich für sie geopfert. Als sie ihn zuletzt gesehen hatte, hatte er sich kaum bewegen können. Vielleicht könnte sie Devon fragen. Wenn er im Schloss gewesen war, könnte er wissen, was mit dem Blitzdrachen passiert war. "Devon", hauchte sie, unsicher, ob er nicht schon schlief. "Ja", nuschelte er kurze Zeit später in ihr Haar. "Darf ich dich etwas fragen?" "Was du möchtest", antwortete er und schien sich mit dem Gesicht ein Stück von ihr entfernt zu haben. Sie tat einen tiefen Atemzug. Die Wahrheit war - sie hatte Angst. Angst vor der Realität, die in der Höhle, mit dem König im Arm, so weit in die Ferne gerückt worden war, dass sie die furchtbaren Ereignisse beiseite schieben konnte. Verdrängen war etwas Schönes, gerade jetzt, wo ein Hauch von Hoffnung bestand. Die letzten Tage hatten nur Tod und Verzweiflung mit sich gebracht und Izara wusste nicht, wie sie noch mehr schlechte Nachrichten verkraften sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)