Love against all Reason von Ukiyo1 (Liebe gegen jede Vernunft) ================================================================================ Kapitel 37: Kapitel 37 ---------------------- Mimi Ich stehe vor Joes Hausblock und zögere noch damit, zu klingeln. Ich hänge noch meinen Gedanken nach. Nachdem wir Nanami aus nächster Nähe gesehen haben, sind Tai und ich mehr und mehr davon überzeugt, dass sie irgendwas mit den Kidos zu tun haben muss. Aber was? Tai wollte sich Zuhause unbedingt nochmal an den Rechner setzen und seine Notizen durchgehen. Wir sind da etwas großem auf der Spur und Tai hat schon einen Plan für sein weiteres Vorhaben. Und ich bin froh, dass er diese Ablenkung hat, denn ich weiß, er hasst es, dass ich gerade vor Joes Tür stehe. Ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht, was ich hier mache. Wird Joe wirklich versuchen, mich zu verführen? Wie Verführungskünste eines Dr. Joe Kido wohl so aussehen? Ich will das alles nicht. Am liebsten würde ich einfach gleich mit ihm Schluss machen, aber was, wenn nur Minuten später meinen Eltern was schlimmes passiert? Wenn Joe nur wüsste, was sein Vater mir antut und angetan hat, ob er ihn verteidigen oder mich sogar einfach ziehen lassen würde? Das alles weiß ich nicht, aber so lange wir keine Beweise haben, muss ich weiterhin die Verlobte von Joe spielen. Ob ich will oder nicht. Ich betätige nach weiteren zehn Minuten die Klingel und Joe spricht gleich durch den Lautsprecher zu mir. Hat er die ganze Zeit daneben gestanden? “Hi Joe.” “Mimi, da bist du ja endlich. Fahr mit dem Aufzug gleich in die zehnte Etage. Du musst ein Passwort eingeben: 4762 und dann bist du gleich in meinem Apartment." Okay, warum sollte auch eine Tür in seine Wohnung führen? Ist ja voll von vorgestern. Ich gebe das Passwort ein und gleich darauf bin ich in Joes Wohnung. Das geht mir eindeutig zu schnell. Na, zum Glück bin ich nicht gleich in seinem Schlafzimmer ausgekommen. “Mimi, schön dich zu sehen.” Er begrüßt mich schon wieder mit einem Kuss, aber ich drehe meinen Kopf, sodass er nur meine Wange trifft. Meine Güte, Zeichen deuten kann er nicht gerade. “Ja, ich bin gespannt, wie du lebst.” “Du meinst wir. Immerhin wirst du auch bald hier wohnen. Ich zeige dir heute alles.” Joes Wohnung ist wirklich groß. Sie muss wahrscheinlich ein Vermögen gekostet haben. Sein Wohn- und Esszimmer hat alleine rund 40qm. Der Boden ist aus hochwertigem dunklem Parkett. Die Wände sind in Cremefarben tapeziert. Ehrlich gesagt hätte ich erwartet, dass alles weiß und steril ist. Wie ein Krankenhaus eben. Aber das ist wohl sehr oberflächlich gedacht. Er besitzt sogar einen normalen Esstisch aus echtem Holz mit schwarzen Lederstühlen. Die Küche ist weiß, Hochglanz und hat eine große Kochinsel. Wahnsinn. Geschmackvolle Gemälde hängen an der Wand und man findet keinen einzigen Staubkorn irgendwo. “Du hast dich wirklich sehr schön eingerichtet.” “Ehrlich gesagt, hat das meiste Kaori gemacht. Ihr Schwerpunkt lag bei der Innenarchitektur und ich hab ihr gesagt, sie dürfte sich hier komplett austoben. Ich finde sie hat es toll gemacht.” Kaori hat also die Einrichtung übernommen. Wirklich schön. Ein Jammer, dass sie nie wieder in diesem Beruf arbeiten wird, weil eine Kido Frau ja nicht arbeitet. Allerdings darf ein Kido Frau auch scheinbar nicht mal selbst auf ihr Kind aufpassen. “Wo wir gerade von Kaori sprechen. Ich finde es richtig mies, wie ihr über ihren Körper und das Baby entscheiden wollt. Habt ihr nicht gesehen, wie traurig ihr sie damit gemacht habt?” Auch wenn Joe am wenigstens dafür kann, irgendwer muss meine ganze Wut jetzt abbekommen. “Meine Eltern haben es so entschieden." “Und dann ist das Gesetz, oder wie?” “Ja.” Einfach so? Keiner hinterfragt hier mal etwas? Es wird einfach so hingenommen? “Nur, dass du es weißt. Ich werde nur einen Kaiserschnitt machen, wenn es medizinisch notwendig ist und ich werde mein Kind, sollte es eins geben, denn ganz ehrlich, aktuell bin ich mir da nicht sicher, stillen und sicher nicht von irgendeiner Nanny füttern lassen. Und ich suche den Namen aus. Sonst keiner. Na ja, der Vater des Kindes hat noch Mitspracherecht, aber das wars.” Wow, ich bin immer noch so wütend deswegen und Joe? Der lächelt mich nur an. “Das mag ich so an dir. Du kämpft für das, was dir wichtig ist. Hätte Kaori das vor zwei Jahren gemacht, würde es jetzt für sie auch anders aussehen.” “Joe, Kaori wusste doch gar nicht, was sie will, sie wurde ja auch nie gefragt und es hat nie jemanden interessiert, aber ihr Baby, das sollte man schon ihr überlassen.” “Glaub mir, Jim wird sicher auch noch was dazu sagen.” “Oh man, Joe, wird er nicht. Er ist nicht, wie du.” “Genug von den Beiden. Erzähl, wie war dein Tag? Hast du das Briefpapier gekauft?” Keine Ahnung, wie Joe jetzt einfach das Thema wechseln kann, aber offenbar hat er zu diesem Thema alles gesagt. Joe öffnet die obere Schranktür seiner Küche und holt zwei edle Weingläser heraus. Aus einem Unterschrank, der gut mit alkoholischen Getränken gefüllt ist, holt er eine Rotweinflasche heraus. Ist das also seine Taktik? Mich mit Alkohol abfüllen? Wein vertrage ich nicht mal wirklich gut. Es würde nicht lange dauern. Keine Sorge, Tai mein Versprechen halte ich. Ich werde einfach Joe abfüllen. Vielleicht kriege ich ja sogar was aus ihm raus. Die Frage ist nur, ob er überhaupt irgendetwas weiß. Er schenkt uns beiden ein Glas ein. Wir gehen ins Wohnzimmer zurück und Joe schaltet den Kamin ein. Oje. Wo ist das Schachbrett? Das wäre mir ehrlich gesagt, jetzt lieber, als plötzlich hier Mr. Romantic vorzufinden. “Ich habe das Briefpapier gekauft und die ersten fünfzig Briefe geschrieben.” “Wow. Da warst du aber wirklich fleißig.” “Ach was.” Joe hat wieder diesen Blick aufgesetzt und unweigerlich muss ich an Nanami denken. Sie hat auch diesen Blick gehabt. Komisch. "Du Joe, hast du eigentlich noch andere Verwandte?” “Was meinst du?” "Cousin? Cousinen? Onkel, Tanten? Ne Nichte?” Joe schüttelt seinen Kopf. “Meine Eltern sind beide Einzelkinder und Jim hat auch noch keine Kinder, also nein. Keine näheren Verwandten. Warum fragst du?” “Ach, nur wegen den ganzen Danksagungen, nicht dass ich mal was falsches schreibe.” “Mach dir nicht so einen Stress wegen den Danksagungskarten.” Joe hält mir sein Glas hin und ich stoße mit ihm an. Also Nanami, wer bist du? Offenbar, ist dass die Frage, die wir lösen müssen. Joe rutscht näher zu mir rüber. Oh nein, er will es echt wissen. Es ist mir so unangenehm. Mein Smartphone vibriert, bestimmt Tai, der Kopfkino hat. Schnell ergreife ich mein Weinglas und halte es vor mein Gesicht, sodass Joes Mund mein Glas küsst. Ich kichere blöd und was nun? Den Inhalt über seinen Kopf kippen? “Mimi, ist alles in Ordnung? Du wirkst ein wenig angespannt?” Ein wenig? “Nene, alles gut.” Ich nippe an meinem Wein und muss mir irgendwas überlegen. Vielleicht habe ich gerade zufälligerweise meine Periode bekommen? Das turnt doch so richtig ab, oder? Was, wenn es bei ihm aber nicht so ist? “Doch, du rutscht immer weiter von mir weg. Hab ich dir was getan?” Oh, ist mir nicht mal aufgefallen. “Nein, du hast mir nichts getan. Es ist nur …” Und da werden wir schon unterbrochen, Joes Smartphone klingelt. Er schielt darauf. “Tai? Was, will der denn noch um diese Uhrzeit?” Ich fasse es nicht. Tai, chill mal. Bitte. Ich krieg das schon hin. “Was ist los?”, nimmt Joe das Gespräch entgegen. “Ja Tai, ich weiß das morgen das Meeting mit der neuen Oberärztin ist.” Joe nickt und verdreht die Augen. Oh man, ich muss mich echt zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. “Ja, um halb elf. Ich weiß, Tai. Ja, ja, ich weiß, dass das wichtig ist. War das alles? Okay, dann dir noch einen schönen Abend.” Joe legt auf, versucht sich gleich wieder zu sammeln und sich auf mich zu konzentrieren. “Wo waren wir? Ich weiß es nicht mehr.” “Ich auch nicht”, lüge ich und nippe wieder an meinem Glas. Joe scheint es wieder eingefallen zu sein, denn er rutscht wieder näher zu mir rüber. “Mimi, sag mal. Wenn wir uns einfach so begegnet wären, wäre ich dann auch interessant für dich gewesen?” Oh no. Was soll die Frage denn jetzt? Die Antwort will er sicher nicht hören. “Hmm, ich weiß nicht. Mir hätten da wohl ein paar Gemeinsamkeiten gefehlt und für was ernstes hätte es dann wahrscheinlich eher nicht gereicht.” “Na ja, wenigstens bist du ehrlich.” Joe lächelt, aber ich erkenne, dass ihm die Antwort wohl verletzt hat. “Das Gute ist, dass ich dich jeden Tag davon überzeugen kann, dass ich eine wirklich gute Wahl bin. Ich werde mich gut um dich kümmern, Mimi und es wird dir auch an nichts fehlen.” Ich lächele ihn an. Denn ich glaube wirklich, dass Joe ein toller Mann ist, der für seine Frau alles tun würde. Nur, bin ich nicht diese Frau. Ich weiß jetzt schon, dass das schlimmste was passieren wird ist, ihn zu verletzen und das Herz zu brechen. Das hat er nicht verdient. Und mit jedem Tag der vergeht, wird es schlimmer werden. “Du bist wirklich ganz anders, als dein Vater und dein Bruder. Weißt du das eigentlich?” Joe lacht und nickt gleichzeitig. “Ja, sowas durfte ich mir schon öfter anhören. Allerdings war das nie positiv gemeint.” “Aber ich meine das als Kompliment. Wirklich. Haruiko und Jim sind einfach kalt und herzlos. Du hast ein wirklich gutes Herz, auf dich kann man sich immer verlassen, finde ich zumindest und Joe, das ist eine Eigenschaft, auf die du stolz sein solltest.” Joe scheint sich über meine Worte zu freuen, denn er setzt wieder an mich zu küssen, doch da wird er erneut von einem Anrufer gestört. “Tai?”, wundert sich Joe erneut. Hat der Typ hier irgendwo heimlich ne Kamera installiert? “Was ist denn jetzt schon wieder?” Joe ist sichtlich genervt. Oh man, ich muss Tai unbedingt ne Nachricht schreiben, dass ich hier schon alles im Griff habe, sonst steht er hier gleich noch auf der Matte. “Ja, ich weiß, dass du bald drei Wochen weg bist. Erst ist das Fußballcamp und dann bist du wieder als Stuntman weg. Ja, ich weiß.” Joe nickt sachlich, aber atmet bewusst laut. “Wir besprechen das morgen. Machs gut.” Joe sieht mich entschuldigend an. “Entschuldigung, ich weiß auch nicht, was heute mit ihm los ist”. “Ach, alles gut. Er kann wohl schlecht abschalten.” Wundert mich null. “Ja, scheint so.” Joe hat diesmal offenbar nicht vergessen, wo wir stehen geblieben sind und küsst mich, ohne große Umschweife. Ich gewähre ihm diesen Kuss und stoße ihn dann aber sanft von mir. “Ich bin einfach noch nicht so weit”, platzt es schließlich aus mir heraus. Mit großen Augen schaut Joe mich an. “Ich meine, ich bin natürlich keine Jungfrau mehr, aber bisher lief das bei mir halt anders ab. Ich … keine Ahnung, würde mir wünschen, wir würden warten, bis wir verheiratet sind? Bis wir den nächsten Schritt gehen?” “So lange noch?” Lange? Das sind doch nur noch sieben Wochen. Ich nicke jedoch nur und bleibe bei meiner Aussage. “Ja, bitte.” Joe nickt schließlich, aber was bleibt ihm auch anderes übrig? Einfach über mich herfallen, würde er niemals tun. “Wenn das dein Wunsch ist, werde ich das natürlich respektieren. Ich weiß ja, dass unsere Geschichte anders ist, wie die von anderen.” Joe hat so viel Potenzial ein richtig lieber und guter Freund für mich zu werden. Nur glaube ich nicht, dass es ihm reicht. Dabei ist das Letzte, was ich will, seine Gefühle zu verletzen. Das wollte ich nie. “Danke, Joe. Ich sehe wirklich, wie viel Mühe du dir gibst.” “Na ja, ich möchte ja schließlich, dass du dich bei mir wohl fühlst.” Er ist ja schon echt ein lieber, ob Kaori das über Jim auch sagen kann? “Aber küssen darf ich weiterhin?” Ich nicke und muss gleichzeitig lachen. Das ist so typisch Joe. “Ich müsste nur mal eben auf die Toilette." Joe zeigt mir kurz, wo das Bad ist. Ich schließe hinter mir die Türe und rufe gleich darauf Tai an. “Hi.” “Hi”, brummt er zurück. “Tai, hör auf, dir so viele Sorgen zu machen. Joe und ich, wir unterhalten uns nur.” “Wirklich?” “Das habe ich dir doch versprochen. Du bist der Einzige, der mich haben darf.” Kurz liegt ein Schweigen im Raum, doch dann wird mir klar, dass ich im absoluten DNA Himmel gelandet bin. “Sag mal, brauchst du für deine Recherchen irgendwas? Ich bin gerade in Joes Bad. Haare, Zahnbürste?” “Gute Idee. Bring mit, was du kriegen kannst.” “Und denke an unsere Mission. Umso eher hat das alles hier ein Ende.” “Ja, hast ja Recht. Es fällt mir trotzdem schwer.” “Mach dir keine Sorgen. Ich muss jetzt gleich zurück. Ich melde mich danach.” Ich beende das Telefonat und sende ihm noch ein Herz Emoji hinterher. Ich schaue mich in Joes Bad um, während ich nebenbei die Toilettenspülung betätige. Er hat einen großen Spiegelschrank. Ich öffne ihn und hinter diesem finde ich alles, wonach ich gesucht habe. Eine elektrische Zahnbürste, verschiedene Aufsätze, Zahnpasta. Haargel, Haarbürste und Kamm. Aber wo soll ich das alles nur reintun? Meine Handtasche habe ich nicht mit ins Bad genommen, das wäre eindeutig zu auffällig gewesen. Ich schaue mich weiter um. Im Unterschrank finde ich neben seinem Rasierer, eine Dose mit einer Zahnschiene. Jackpot. Okay, zwar mega eklig, aber für die DNA Spuren sehr aufschlussreich. Ich finde neben den nach Farben gefalteten Gästehandtüchern kleine Tüten. In den Tüten befinden sich Nasenstrips. Er hat einige davon, die scheint er also regelmäßig anzuwenden. Ich muss fast ein wenig schmunzeln. Ich nehme die Nasenstrips aus den Tüten heraus und lege sie lose neben die Gästehandtücher. In die kleine Tüte stopfe ich alle möglichen Haare, die ich von Joe finden kann. Igitt. Die Haarbürste wird regelrecht auseinander genommen und ich lasse den Aufsatz von seiner elektrischen Zahnbürste darin verschwinden. Im Anschluss stecke ich einen neuen Aufsatz drauf. Hoffentlich bemerkt er nichts. Ich stecke mir alles in meinen BH, denn da wird Joe heute ganz sicher nichts zu sehen kriegen. Ich wasche mir danach noch gründlich die Hände und verlasse das Badezimmer wieder. Als ich wieder zurück ins Wohnzimmer gehe, hat Joe bereits den TV angemacht und verschiedene DVDs rausgeholt. “Möchtest du einen dieser Filme gucken oder sollen wir mal schauen, was Netflix zu bieten hat?” Ich riskiere einen flüchtigen Blick auf seine Filmauswahl und antworte schnell ‘Netflix’. Joe hat es sich wohl schon gedacht, denn die aktuellen Top 10 Filme werden gerade angezeigt. “Such dir aus, was immer dir gefällt.” Ich nehme mir die Fernbedienung und scrolle durch die Filme. Ich möchte irgendeine Komödie gucken. Bloß kein Liebesfilm, aber auch kein Horror oder Thriller. Was zum Lachen ist immer gut. “Wie wäre es mit Kindsköpfe? Der geht einfach immer.” “Den hab ich noch nie gesehen.” “Wirklich nicht? Dann wird es höchste Zeit.” Joe ist einverstanden. Wir schauen eine Zeitlang den Film, während ich Tai immer mal wieder schreibe, dass alles ganz harmlos ist und wir nur einen Film gucken. Joe lacht zwischendurch richtig und ich frage mich, wann er überhaupt Zeit hat, einfach mal einen Film zu gucken. “Ich glaube die Kids haben da richtig Spaß.” “Ja, das sieht sehr danach aus”, stimmt Joe mir zu und lacht wieder über eine Szene. “Das Krankenhausfest hat den Kids auch richtig Spaß gemacht”, rede ich einfach weiter und Joe blickt vom Fernseher zu mir. “Sie haben es geliebt.” “Ich hätte wieder so Lust darauf, was mit Kindern zu machen.” Oh bitte, Joe. Lass mich mit ins Fußballcamp fahren, dass ich das mal sagen würde, hätte ich auch nie gedacht. “Möchtest du nochmal so ein Fest geben?”, fragt Joe mich. “Auf jeden Fall, aber ich glaube, das wird für die Kids zu anstrengend, wenn wir das Monatlich planen, aber vielleicht zwei oder dreimal im Jahr?” “Ja, zweimal im Jahr ist doch wirklich schön und was würdest du sonst gerne machen?” “Ich weiß nicht, Tai hat irgendwie angedeutet, er könnte Hilfe im Fußballcamp gebrauchen, aber ich glaube wohl kaum, dass ich dafür die richtige bin, obwohl das sicher lustig wäre.” “Dann versuche es doch einfach. Wenn es nichts ist, kannst du ja immer noch abbrechen.” “Meinst du das ernst?” “Natürlich.” “Und was wird dein Vater dazu sagen?” “Wahrscheinlich nicht viel. Er ist nämlich nächste Woche gar nicht da. Er ist in der Schweiz und wird dort neue Geräte für das Krankenhaus kaufen, die sehr vielversprechend sind.” Eine ganze Woche ohne diesen Sausack. Mega. “Und die Sperre wird jetzt aufhören, versprochen. Du sollst dich wieder frei bewegen dürfen.” “Danke, Joe”. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen. Tai hat Recht, Joe ist wirklich der beste Kido und auch wenn er mich später sicher hassen wird, genieße ich gerade wirklich den Abend mit ihm. Auch wenn es für mich eine andere Bedeutung hat, als für ihn. Tai Die Nacht war kurz und viel schlafen konnte ich auch nicht. Hat Mimi wohl noch bei Joe geschlafen? In einem Bett? Ich kann den Gedanken daran einfach nicht ertragen. Diese Eifersucht frisst mich richtig auf. Ich hasse dieses Gefühl und kenne das gar nicht von mir. Aber ich kann auch nichts dagegen tun, außer endlich Beweise zu finden. Nachdem ich gestern Nanami im Park mit ihrem Kater geholfen habe, bin ich mir sicher, dass sie mit den Kidos verwandt ist. Mimi glaubt, dass sie Joes und Jims Schwester sein muss und die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend, aber da ist noch irgendwas anderes, was ich bisher übersehe. Und könnte Haruiko der Vater sein? Muss ja. Das wäre wirklich etwas, womit wir ihn ausliefern könnten. Ein uneheliches Kind, aber wer ist die Mutter? Ist es Ayaka? Das ehemalige Kindermädchen? Sowas gab es in der Geschichte doch schon öfter. Ich konnte nichts über eine Nanami Yano herausfinden, aber auch nichts über eine Nanami Kido. Es ist so als wäre sie ein Geist. Ein Mädchen, dass es offiziell gar nicht gibt. Ein Mädchen, dessen Existenz niemand erfahren darf. Hat deswegen Ayaka so ein großes Haus bekommen? Um dort das uneheliche Kind großzuziehen? Was wurde diesem Mädchen denn all die Jahre gesagt? Das ist doch ein Skandal ein Mädchen ihr Leben lang so einzusperren. Kein Wunder, dass sie regelmäßig ausbricht. Sie weiß doch gar nicht, was ein normales Leben ist. Oh man, in diesen Kreisen läuft wirklich nichts normal ab. Nachdem Nanami erwähnte, dass sie Mimi bei Instagram verfolgt, habe ich mich gleich auf die Suche begeben. Ihr Profil ist natürlich privat gewesen, aber ich habe ihr einfach eine Freundschaftsanfrage geschickt und sie hat die Anfrage angenommen. Ihr Instagram Profil ist jedoch nicht sehr aufschlussreich und sehr überschaubar. Sie hat genau zehn Freunde in ihrer Liste. Neben mir, sind es irgendwelche Seiten mit Organisationen. Sie verfolgt hingegen sehr viele Menschen. Auch die gesamte Kido Familie, ob sie das aus einem bestimmten Grund heraus macht? Ihr Name bei Instagram: -Nanami.ii.H? Ist das vielleicht ein Indiz auf Ihren Nachnamen? H? Oder ist das willkürlich gewählt? Puh, von den Kidos passt da keiner rein. Frau Kidos Mädchenname ist Miyata. Ihr Profil selber zeigt viele Fotos von Cupcake, von Büchern, die sie wohl gelesen hat und Zitate, die sie schön findet. Hey, da hat sie eine Gemeinsamkeit mit Mimi gefunden. Gestern hat sie ein neues Foto hochgeladen und zwar das Foto, welches ich gestern von Nanami und Mimi gemacht habe. Wenn ich Nanami jetzt auf dem Foto betrachte, sehe ich wieder weniger Joe in ihr, aber sie erinnert mich trotzdem an eine gewisse Person. Der Gedanke ist irgendwie bizarr und doch hält er sich standhaft, könnte das sein? Ich habe hier das Taschentuch von Nanami und Mimi bringt ebenfalls DNA Material von Joe. Wir könnten also ein Labor beauftragen und testen lassen, ob die beiden Geschwister sind. Ich weiß auch genau, wen ich diesbezüglich später treffen werde. Sie ist einfach die Beste auf diesem Gebiet und ich vertraue ihr blind. Damit habe ich aber offiziell immer noch nicht bewiesen, dass Haruiko ein uneheliches Kind hat. Wie komme ich an seine DNA? Wie gut, dass ich gleich ein Treffen mit Joe habe, um alles während meiner dreiwöchigen Abwesenheit zu besprechen. Haruiko ist dann hoffentlich schon weg und irgendwie muss ich ins private Badezimmer kommen. Ich mache mich auf den Weg. Heute gibt es noch viel zu viel zu erledigen. Auf dem Weg zur Kido Villa höre ich meine Lieblingsmusik und denke nochmal über alles nach. An einer roten Ampel fährt ein Auto hinter mir viel zu dicht auf und lässt den Motor aufheulen. Es ist ein Toyota Corolla in Schwarz. Den Fahrer erkenne ich nicht wirklich, er trägt eine schwarze Sonnenbrille und das Visier ist unten. Er sieht aber nicht so aus, als wäre es ihm unangenehm mir so nah aufzufahren. Die Ampel schlägt auf grün um und ich fahre in aller Ruhe weiter zum Kido Anwesen. Das Auto fährt mir noch eine Zeitlang nach, bleibt mir die ganze Zeit dicht hinter den Fersen, biegt aber schlussendlich an der vorletzten Kreuzung links ab. Komisch. Pünktlich um halb neun bin ich in der Villa. Joe sitzt bereits auf der Dachterrasse. Von Mimi fehlt jedoch noch jede Spur. Wo ist sie? “Guten Morgen, Joe. Sorry, wenn ich dich gestern gestört haben sollte.” Tut mir gar nicht leid, wenn ich ehrlich bin, aber egal. Joe lächelt mich an und legt seine Tageszeitung weg. “Schon gut. Wir haben ja wirklich ne Menge zu besprechen.” Ich setze mich zu Joe, hole seinen Terminkalender heraus und bespreche mit ihm genau, was in den nächsten drei Wochen bei ihm ansteht. “Okay, ich hoffe, ich vergesse nichts.” “Ich habe alles mit einer Erinnerung vermerkt und du bekommt die Erinnerung auf dein Smartphone angezeigt. Du solltest nichts vergessen.” “Ich bin das gar nicht mehr gewohnt, an alles selbst zu denken”, lacht Joe und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Ja, ich habe ihm wirklich alles abgenommen, was ging. “Du schaffst das schon. Ich habe auch nochmal ein Statement an die Presse rausgegeben, was eure Verlobung betrifft.” Ich muss mir echt auf die Lippen beißen, aber es bringt alles nichts. Denk, an deine Mission, Tai. Oh man, die Wahrheit wird auch Joe den Boden unter den Füßen reißen, aber auch er verdient die Wahrheit und zwar die Ganze. “Ich habe übrigens gestern noch die Genehmigung von Karis Kur erhalten. In einer Woche kann sie schon anreisen.” “Oh wow, das geht jetzt aber schnell.” “Ja, aber sie braucht sie auch dringend, auch wenn sie immer gerne so tut, als wäre alles bestens.” “Wem sagst du das. Wird es wieder die Halbinsel Hokkaido sein?” Joe nickt und ich beneide meine Schwester ein wenig darum. Dort waren wir als Kinder einmal im Urlaub gewesen und ich denke gerne an diesen Urlaub zurück. Ihre erste Kur damals vor fünf und drei Jahren war auch schon dort und sie hat so geschwärmt. Es ist wohl immer noch wunderschön dort und einer ihrer Lieblingsorte. Ich bin nie wieder dort gewesen und würde auch gerne mal wieder dorthin. “Hey.” Mimi betritt die Dachterrasse und sie sieht wie immer wunderschön aus. Sie trägt ein Sommerkleid und hat ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Joe erhebt sich und will scheinbar seine Verlobte begrüßen. Ich schaue schnell in die Zeitung und tue ganz beschäftigt. Sie setzen sich an den Tisch und scheinbar ist die Gefahr vorbei. Frau Kido kommt zu uns und hat unzählige Babysachen in der Hand. “Mama, was hast du da alles?”, fragt Joe nach. “Das sieht man doch. Dass sind eure ehemaligen Kindersachen. Ich konnte sie einfach nie abgeben und hoffe, dass Kaori sie auch mag. Nachher wollte ich mit Kaori shoppen.” “Ist das nicht was früh?”, fragt Mimi vorsichtig nach. “Sowas kann man nie früh genug machen.” Frau Kido zeigt stolz die ersten Strampler, die Joe getragen hat und faltet dann alles wieder zusammen. “Ich helfe ihnen beim Tragen”, merke ich an und nehme die Hälfte der Babysachen und folge Frau Kido nach drinnen. Ich lege alles auf dem Wohnzimmertisch ab und schaue mir den großen Berg an Babyklamotten an. “Sie haben wirklich alles aufbewahrt, oder?” “Ach ja, das war so eine schöne und einmalige Zeit. Ich hätte mich nie von den Sachen trennen können.” “Niedlich. Ich müsste mal eben zur Toilette. Brauchen Sie hier noch Hilfe?” “Nein, nein. Ich sortiere jetzt sowieso erstmal alles.” Perfekt. Die Frau ist abgelenkt. “Gut, Sie finden mich danach wieder draußen.” Ich verlasse das Wohnzimmer und gehe Richtung Bad. Das Gästebadezimmer ist eigentlich unten, aber ich muss nach oben. Streng genommen habe ich hier nicht wirklich was verloren, aber ich muss jetzt etwas Handfestes finden. Ich weiß wo sich das Eltern Badezimmer befindet und öffne es. Ich sehe mich um. Beide haben schwarze Haare, wobei die von Haruiko etwas gräulicher sind und immer grauer werden. Ich habe genug Tüten dabei, um alles zu verstauen. Ich werde auch Proben von Frau Kido nehmen, auch wenn ich nicht glaube, dass sie damit was zu tun hat und nicht mal glaube, dass sie von der Existenz von Nanami weiß. Nachdem ich genug Material gefunden habe, verlasse ich das Bad und Ansgar steht plötzlich vor mir. “Mr. Yagami, was machen Sie denn hier?” “Ich sollte Mimi was aus ihrem Zimmer holen und musste so dringend. Ich konnte nicht mehr bis unten warten.” “Und was?” “Na, meine Handtasche.” Mimi steht hinter Ansgar und hält ihre Handtasche hoch. “Aber ich habe sie jetzt doch selber geholt, danke Tai.” “Keine Ursache.” “Ansgar? Joe hätte gerne noch eine große Wasserflasche auf dem Weg ins Krankenhaus. Bitte bringen Sie ihm diese.” “Das erledige ich sofort.” Ansgar eilt nach unten und ist außer Sichtweise. Mimi deutet an, mich auf ihr Zimmer zu begleiten. In ihrem Zimmer umarmt sie mich als erstes und dann boxt sie mich. “Hey”, beschwere ich mich. “Tai, du kannst dich hier in der Villa nicht so frei bewegen. Du weißt doch, dass hier überall Kameras sind.” “Ja, aber ich musste das tun.” “Ich hätte es aber auch machen können. Ich darf mich hier oben aufhalten.” “Haruiko hat dich schon genug auf dem Kicker. Nene, ich habe jetzt alles, was ich brauche.” Mimi blickt auf ihre Handtasche und holt ebenfalls eine Tüte heraus. “Joes DNA-Material. Es fühlt sich irgendwie mies an, ihn in dieser Hinsicht zu bestehlen, aber er verdient die Wahrheit doch auch, oder?” “Auf jeden Fall. Jeder dieser Familie sollte die Wahrheit erfahren.” Ich möchte noch alles beschriften, bevor ich mich auf den Weg mache. “Hast du eben einen Stift für mich?” Mimi geht zu ihrem Nachtschränkchen rüber und greift nach dem Kugelschreiber, der direkt auf ihrem Tagebuch liegt. “Hast du da wieder reingeschrieben?” “Na klar. Es liest sich schon fast wie ein Krimi.” “Vielleicht darf ich ja irgendwann nochmal lesen.” “Du hast schon mehr als genug gelesen.” Ich nehme Mimi den Kugelschreiber ab und beschrifte alles genau. Wo sie Recht hat. “Okay, dann treffe ich mich jetzt mit Yolei.” “Mit wem? Wer ist das?” Ich grinse Mimi breit an und reiche ihr den Kugelschreiber zurück. “Eine Freundin.” “Geht das vielleicht auch ein bisschen genauer?” “Eine sehr gute Freundin.” “Tai.” Ich lache und beschließe sie zu erlösen. “Sie ist die beste Freundin von Kari und ist zufälligerweise in einem Labor angestellt. Sie ist Chemikerin.” “Ah okay. Das ist praktisch.” “Nicht wahr.” “Und wie ist sie so?” “Sehr nett und außerdem verheiratet.” Mimi atmet erleichtert aus und ich ziehe sie näher zu mir. “Ich habe übrigens letzte Nacht alleine in meinem Bett gelegen.” Mimi verdreht ihre Augen und nickt ergeben. “Ja ja, ich weiß. Ich finde das doch auch alles doof.” “Weiß ich doch und trotzdem …” “Aber, dafür konnte ich veranlassen, dass ich dich die zwei Wochen auf dem Fußballcamp begleiten darf.” Darüber freue ich mich gerade wirklich sehr. “Ernsthaft? Die ganzen zwei Wochen?” Mimi nickt und ich wirbel sie einmal herum. “Jetzt freue ich mich noch mehr darauf.” Ich lasse sie wieder runter und küsse sie zum Abschied. Mimi intensiviert den Kuss und ich muss all meine Beherrschung aufbringen, sie jetzt nicht aufs Bett zu werfen. “Ich muss los.” “Okay, viel Glück und Tai, sei bitte vorsichtig.” “Jaja.” Ich treffe mich mit Yolei bei ihr Zuhause. Da man nie weiß, wer am Tisch nebenan sitzt, ist mir alles andere zu heikel und vor allem will ich die beste Freundin meiner Schwester auf keinen Fall in Gefahr bringen. Yolei öffnet mir die Türe und bittet mich herein. “Ich danke dir, auch dass es so kurzfristig geklappt hat.” “Na ja, du hast gesagt, es geht um Leben und Tod.” “Ist ja auch so.” Yolei reicht mir eine Tasse Tee und setzt sich mir gegenüber. “Also, wie kann ich dir helfen?” “Okay, ich erzähle dir jetzt einfach alles, auch wenn du mich danach wahrscheinlich für komplett wahnsinnig hälst.” Und so weihe ich Yolei in alles ein. In absolut alles. Warum Mimi mit Joe verlobt ist, was Haruiko mit Mimi gemacht hat und dass wir Nanami getroffen haben. Über diese unglaubliche Ähnlichkeit und dass wir glauben, dass sich dahinter ein großes Geheimnis verbirgt. Yolei hat mich die ganze Zeit mit riesigen Augen angesehen, aber sie hat mich dennoch die ganze Zeit erzählen lassen. “Oh man, Tai. Das ist ja, der absolute Skandal. Das wäre ja wirklich … krass … Ein Verbrechen.” “Oh ja.” Ich lege alles an DNA Material auf den Tisch aus und sie begutachtet alles. “Kannst du damit was anfangen und uns helfen?” Yolei zwinkert mir zu und streckt ihren Daumen nach oben. “Worauf du dich verlassen kannst.” “Danke Yolei, wirklich. Wie lange wirst du brauchen?” “Na ja, da ich das nicht offiziell laufen lassen kann und es zudem illegal ist, werde ich wohl zwei Wochen brauchen.” “Oh.” “Ich werde euch trotzdem helfen. Kari scheint Mimi sehr zu mögen und nach allem was du mir erzählt hast, kann ich gar nicht anders. Ich melde mich, sobald ich was weiß.” “Danke, nochmal.” Ich bin tatsächlich sehr nervös wegen alledem, aber ich bin mir sicher, dass wir mit diesen Beweisen Haruiko überführen werden und dann können Mimi und ich endlich zusammen sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)