366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 10: 10.01.2024 - Einschluss ----------------------------------- “Einschluss in einer halben Stunde!”, hallte eine blecherne Stimme über die Station im örtlichen Gefängnis und Miguel zuckte direkt zusammen. Er befand sich seit zwei Wochen im Gefängnis und jedes Mal, wenn sich die Tür hinter ihm schloss, hatte er Mühe, nicht in eine Panikattacke zu verfallen. Derzeit befand er sich alleine auf der Zelle und vermutlich wurde niemand mitbekommen, wenn er an einer Panikattacke sterben würde, zumal er unschuldig hinter Gittern gelandet war.Sein bester Freund Samuel hatte ihn auf hinterhältigste Art und Weise hintergangen, indem er ihm die Drogen untergeschoben hatte, die er schon seit mehreren Monaten über die Grenzen ins Land schmuggelte. Miguel konnte nicht beweisen , dass die Drogen in seinem Koffer nicht seine waren, als er nach einem gemeinsamen Abstecher in die Vereinigten Staaten von den Sicherheitskräften aufgehalten worden war. Samuel hatte sich gleich aus dem Staub gemacht und ihm nicht einmal beigestanden, als er schließlich zu acht Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden war. Ohne etwas getan zu haben. “Ey Fernandes, Planänderung. Du bist morgen für die Küche eingeteilt, statt für die Wäscherei”, holte ihn einer der Wärter aus seinen Gedanken und Miguel runzelte kurz die Stirn. “Warum?”, wollte er wissen, woraufhin der Angesprochene kurz mit den Schultern zuckte. “Ich übergebe nur Anweisungen von oben”, antwortete er und ließ Miguel wieder alleine. Seine Stimme hallte über die Station hinweg, als er sich mit einem anderen Häftling auseinander setzte und Miguel schloss reflexartig seine Augen, um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Und um sich auf den Einschluss vorzubereiten. “Du bist Miguel, richtig?” Als er erneut angesprochen wurde, öffnete er seine Augen doch wieder und blickte zur Tür. “Und du bist?”, antwortete er und musterte den Mann im Türrahmen etwas. Er hatte in etwa seine Größe und Statur. Seine schwarzen Haaren fielen ihm auf einer Seite ins Gesicht und obwohl er, genauso wie Miguel, die übliche Gefängniskleidung trug, konnte er einen Teil der Tattoos am Hals und an den Händen erkennen. “Santiago”, erwiderte der Schwarzhaarige schließlich knapp und trat einen Schritt näher in den Raum. Sein Blick ruhte auf Miguel und obwohl ein Lächeln die Lippen des Schwarzhaarigen zierte, kroch das Gefühl von Unbehagen in Miguel hoch. Knapp nickte er auf dessen Worte hin und sah kurz in Richtung Tür, als von draußen erneut die blecherne Stimme erklang, die den Einschluss in zehn Minuten ankündigte. Automatisch biss er sich auf die Lippen, was auch Santiago nicht verborgen blieb. “Anfangs ging es mir genauso”, hörte er ein weiteres Mal die Stimme des Schwarzhaarigen, woraufhin er wieder zu ihm sah. “Was meinst du?” “Die Angst vor dem Einschluss und davor, hier gefangen zu sein. Die Schweißausbrüche und der Gedanke daran, wann einen die nächste Panikattacke ergreift. Alleine in einem Raum, aus dem es kein Entkommen gibt”, erwiderte Santiago ruhig und ließ sich auf das zweite Bett nieder. Verblüfft sah Miguel den Schwarzhaarigen an und zögerte erst, bevor er nickte. “Wie lange bist du schon hier?”, wollte er wissen und sah doch wieder zur Tür, als der Wärter von vorhin in dieser erschien. “Einschluss, Santiago. Abmarsch”, forderte er den Schwarzhaarigen auf, woraufhin dieser kurz mit den Schulter zuckte. “Ich schlafe heute hier”, gab er unbeeindruckt zurück und lehnte sich auf dem Bett provokant zurück. “Was?” Synchron mit dem Wärter glitt dieses einfache Wort über die Lippen Miguels, während sein Blick zu dem Schwarzhaarigen wusste. “Vorsichtsmaßnahme oder willst du riskieren, dass Miguel dich wieder heute Nacht aus deinem wohlverdienten Schlaf reißt, weil er eine Panikattacke hat. Und außerdem ist es doch egal, wo ich schlafe, solange ich mich von dir schließen lassen kann”, entgegnete er zurück, woraufhin ein Brummen die Lippen des Wärters verließ. “Mach doch, was du willst”, murmelte er und trat einen Schritt zurück, um die Tür zu schließen. Sobald Miguel den Schlüssel im Schloss hörte, biss er sich erneut auf die Lippen. Sein Blick huschte zu Miguel, auf dessen Lippen ein Grinsen lag. “Also, Miguel .. erzähl mir etwas über dich”, forderte er ihn auf und verschränkte seine Arme etwas vor der Brust. Miguel zögerte erst, bevor er ihm ein wenig über sich erzählte, genauso wie er etwas mehr von Santiago erfuhr. Im Laufe der Nacht öffnete er sich immer mehr und empfand es doch gar nicht mehr so schlimm, eingeschlossen zu sein. Dank Santiagos Hilfe und der Ablenkung, die er durch die Gespräche mit dem Schwarzhaarigen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)