366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 14: 14.01.2024 - Schüchtern ----------------------------------- “Amelie? Kommst du? Wir müssen los!” Schon zum zweiten Mal rief Hannah nach ihrer sechsjährigen Tochter, aber auch diesmal ließ sich das Mädchen nicht blicken. “Amelie!” In nicht einmal einer halben Stunden mussten sie los, um den Termin wahrzunehmen, der darüber entscheiden sollte, ob das Mädchen in diesem Jahr in die Schule kommen sollte oder noch ein Jahr warten musste. Hannah hatte ihrer Tochter gestern Abend noch erklärt, wie wichtig dieser Termin war, aber Amelie ließ sich einfach nicht blicken. Mit einer Hand fuhr sich Hannah durch die Haare und lief ins Kinderzimmer. "Amelie, wir müssen los!”, sprach sie ihre Tochter sofort an, nachdem sie ins Zimmer getreten war und ihre Tochter auf dem Fußboden erblickte. Kurz sah Amelie zu ihrer Mutter auf und schüttelte anschließend den Kopf. “Nein.” “Nein?”, wiederholte Hannah perplex und ging vor Amelie in die Hocke. “Ich will nicht in die Schule”, erwiderte das Mädchen und spielte mit den Haaren einer Barbie, die sie in ihren Händen hielt. “Warum denn nicht?”, hakte Hannah nach und konnte sehen, dass sich ihre Tochter auf die Lippen biss. “Weil ich dann ganz alleine dort bin”, antwortete Amelie schließlich, ohne den Blick zu ihrer Mutter zu heben. Ihre beste Freundin Romina würde eine ganz andere Schule besuchen, dass wusste sie bereits im Vorfeld. “Aber du kannst doch neue Kinder kennenlernen..”, begann Hannah, aber wieder schüttelte Amelie den Kopf. “Will ich nicht und außerdem mögen die anderen Kinder mich bestimmt nicht”, murmelte das Mädchen und spätestens jetzt war ihre Mutter vollkommen verwirrt. Sie wusste zwar, dass ihre Tochter schüchtern war, aber das sie nicht einmal in die Schule wollte und überhaupt die Chance wahrnehmen wollte, andere Kinder kennenzulernen, überraschte sie. “Was hälst du davon, wenn wir den Termin mit der Untersuchung erst wahrnehmen und dann in deinem Kindergarten nachfragen, wer von deinen Freundinnen überhaupt auch auf die Schule hier im Viertel gehen würde? Damit du einen Anhaltspunkt hast und nicht mehr das Gefühl hast, alleine zu bleiben?”, schlug sie ihrer Tochter vor und strich ihr liebevoll durch die Haare. Amelie zögerte erst, bevor sie nickte. “Okay”, murmelte das Mädchen und erhob sich, um sich fertig anziehen zu können, damit sie gemeinsam mit ihrer Mutter zu dieser Amtsuntersuchung fahren konnte. Ein halbes Jahr später stand Hannah vor der Schule, um ihre Tochter abzuholen. Inzwischen war Amelie schon einige Wochen in der Schule und obwohl sie mit Merle eine weitere Freundin aus dem Kindergarten an ihrer Seite hatte, war sie noch immer etwas schüchtern und zurückhaltend. Hannah ließ ihre Tochter ihre eigenen Erfahrungen machen und ihr eigenes Tempo bestimmen, obwohl sie auch froh darüber war, dass Merle da war. Als Amelie heute aus dem Schulgebäude trat und ihre Mutter erblickte, lief sie sofort auf sie zu. “Mama, Mama! Aishe hat mich zu ihrem Geburtstag eingeladen. Darf ich dahin?”, wollte sie sofort mit einem Strahlen auf dem Gesicht wissen, woraufhin Hannah sofort nickte. “Natürlich darfst du”, erwiderte sie sanft und war sich sicher, dass Amelie einem guten Weg war und schon bald nicht mehr ganz so schüchtern sein würde, wenn sie erst einmal noch weitere Freundschaft geschlossen haben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)