366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 19: 19.01.2024 - Wohlhabend ----------------------------------- “Du hast die Einladung abgelehnt? Warum?” Skeptisch sah Lara ihre beste Freundin Elena an. Die Dunkelhaarige hatte ihr gerade gestanden, dass Tarek - der Schulschwarm - sie gestern zu einem Date eingeladen hatte. Und dass sie abgelehnt hatte. “Schau mich doch an, Lara. Ich bin das geborene Mauerblümchen. Ich stamme aus armen Verhältnissen, während Tareks Familie total wohlhabend ist. Ich muss mich um Mama kümmern und zusätzlich noch für Adrian da sein, wenn er meine Hilfe braucht. Ich passe einfach nicht in seine Welt!” Kopfschüttelnd ließ sich Lara auf dem Bett ihrer besten Freundin nieder und lehnte den Kopf gegen das Kopfteil. “Wenn er das genauso sehen würde, hätte Tarek dich kaum eingeladen. Auch, wenn seine Familie reich und wohlhabend ist, glaube ich nicht, dass er so oberflächlich ist. Außerdem bist du kein Mauerblümchen”, erwiderte sie, woraufhin Elena jedoch wieder seufzte. “Im Gegensatz zu den Mädchen, mit denen er sonst abhängt, schon.” “Dann beweise ihnen, dass du es wert bist, dass Tarek dich eingeladen hat und nicht sie. Nimm das Date an und verbringe einen ungezwungenen Tag mit ihm, ohne darüber nachzudenken, dass ihr aus zwei unterschiedlichen Welten stammt”, sprach Lara erneut, woraufhin Elena den Kopf schüttelte. “Jetzt ist es eh zu spät, ich habe ja bereits abgesagt”, gab sie knapp zurück und schlüpfte anschließend in ihre Jeanshose. Heute hatten sie erst zur dritten Unterrichtsstunde Schule und Lara hatte bei ihr übernachtet, damit sie gemeinsam zur Schule gehen konnten. Ein wenig nervös war sie schon, jetzt nach dem Wochenende wieder auf Tarek zu treffen, denn seit ihrer Absage am vergangenen Freitag hatte er nichts mehr von ihm gehört. Seufzend beobachtete Lara ihre beste Freundin und erwiderte doch nichts mehr. Sie wusste, dass mit Elena jetzt nicht mehr zu reden war, aber sie hoffte gleichzeitig auch, dass Tarek nicht aufgab und einen weiteren Versuch startete, um Elena von einem Date zu überzeugen. Sie fand eh, dass Elena und Tarek ein unglaublich schönes Paar abgaben. auch, wenn sie selbst einmal für ihn geschwärmt hatte. “Lass uns los, sonst kommen wir noch zu spät”, holte Elena sie wieder aus ihren Gedanken, woraufhin sie wieder vom Bett rutschte, um mit ihrer besten Freundin zur Schule zu laufen. Noch bevor Elena das Schulgelände eine halbe Stunde später überhaupt betreten konnte, hörte sie ihren Namen hinter sich. Unbewusst verspannte sie sich etwas und drehte sich nur langsam zu dem Verursacher um. “Tarek.” Der Schwarzhaarige stand an seinem Auto gelehnt direkt vor dem Schultor und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. “Können wir reden?”, bat er sie, woraufhin Elena sofort den Kopf schüttelte, nach einem Schubs seitens ihrer besten Freundin aber auch auf ihn zustolperte. “Ich warte drinnen auf dich!”, hörte sie Laras Stimme in ihrem Rücken, bevor sie Elena einfach stehen ließ. Ein wenig überfordert sah Elena ihr nach, bevor sie doch wieder zu Tarek sah. “Ich wüsste nicht, worüber wir noch reden sollten”, sprach sie ihn schließlich an und sah einigen Mitschülerinnen nach, als sie tuschelnd an ihr vorbei liefen. Sie fühlte sich bereits jetzt unwohl und wäre der Situation am liebsten einfach entflohen. Den Blicken und dem Getuschel der anderen Schüler. “Du hast mir nicht gesagt, warum du dir kein Date mit mir vorstellen kannst. Allein das ist ein Grund, worüber wir reden sollten”, entgegnete Tarek und ließ seinen Blick auf Elena ruhen. “Weil ich nicht in deine Welt passe”, antwortete Elena reflexartig, wodurch Tarek eine Augenbraue hochzog. “Wie meinst du das?” Seufzend schob Elena ihre Hände in die Hosentaschen und biss sich kurz auf die Lippen. “Sieh dich doch an, Tarek. Du siehst nicht nur unverschämt gut aus, du bist auch genauso unverschämt reich. Ich hingegen bin eher der Typ graue Maus und wohne in einer kleinen Wohnung mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder. Ich kann dir doch niemals das Wasser reichen. Du kannst dir alles leisten und fährst einen teuren Sportwagen, während ich jeden Cent dreimal umdrehen muss, weil meine Mutter krankheitsbedingt nicht arbeiten gehen kann”, sprudelte es aus ihr heraus, während sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Als Tarek sich vom Auto abstieß und ein paar Schritte auf sie zukam, wollte sie erst zurückweichen, blieb schließlich aber doch stehen. “Weisst du, warum ich mich in dich verliebt habe?”, wollte er leise wissen, woraufhin sich die Augen Elenas sofort weiteten. Er war in sie verliebt? Langsam schüttelte sie den Kopf und kaute weiterhin auf ihrer Unterlippe herum, während sie Tarek fragend ansah. Ihr schlug das Herz bis zum Hals und sie hatte Mühe, sich nicht einfach umzudrehen und zu gehen. “Weil ich weiss, wie krank deine Mutter ist und weil ich es sehr bewundernswert finde, dass du euer Leben trotzdem so gut meisterst. Du kämpfst für das, was du liebst. Du gibst nicht auf, egal wie dunkel und hoffnungslos dir manchmal alles erscheinen mag. Du kommst täglich zur Schule und kümmerst dich trotzdem noch um deinen Bruder, wenn er deine Hilfe braucht”, erwiderte er sanft, woraufhin Elena kurz Luft holte. “Woher ..?”, begann sie leise und legte ihren Kopf schief. Sie hatte niemandem davon erzählt, wie krank ihre Mutter wirklich war. Lediglich Lara, als ihre beste Freundin, wusste von ihren Familienverhältnissen und half ihr so gut sie konnte. “Mein Vater arbeitet in dem Krankenhaus, in dem ihr regelmäßig zur Behandlung seid."Ich habe dich dort auch schon ein paar Mal gesehen, aber wollte dich dort nicht unbedingt zu einem Date einladen”, schob Tarek hinterher, wodurch sich Elena ein leises Lachen doch nicht verkneifen konnte. “Und stattdessen fragst du mich lieber vor versammelter Mannschaft in der Schule, während ich mit den Blicken deiner Fangirls förmlich erdolcht werde”, antwortete sie und zuckte doch zurück, als Tarek ihr mit den Fingerspitzen über die Wange hinweg glitt. “Die sind mir völlig egal. Im Gegensatz zu dir”, fing er erst an und ließ seine Hand wieder etwas sinken, damit er vorsichtig ihre Finger miteinander verschränken konnte. “Lass mich doch auf ein Date einladen, Elena. Nur du und ich, ohne irgendjemanden sonst”, schob er hinterher und sah sie bittend an. Erneut biss sich die Dunkelhaarige auf die Lippen, hielt seinem Blick aber diesmal stand. “Okay, aber .. nur unter einer Bedingung”, murmelte sie anschließend und spürte ein Kribbeln in ihrer Hand, als Tarek mit den Fingerspitzen über ihre Hand glitt und diesmal sie fragend anblickte. “Ich entscheide, wohin wir gehen. Und du holst mich nicht mit dieser Karre dort ab.” Die Worte kamen ihr nur zögernd über die Lippen und sie konnte verstehen, dass Tarek nichts mehr von ihr wissen wollte. Es war nicht so, dass es ihr peinlich sein würde, mit ihm in seinem Auto gesehen zu werden. Sie wollte nur nicht den Eindruck erwecken, nur mit ihm unterwegs sein zu wollen, weil er reich und wohlhabend war. “Alles, was du möchtest, solange du mir eine Chance gibst, dir zu zeigen, dass ich nicht der reiche Schnösel bin, für den mich die meisten halten”, flüsterte Tarek zurück und als er Elena einen Kuss auf die Stirn hauchte, wusste sie, dass sie auf einem guten Weg waren. Und dass sie auch wirklich bereit dafür war, Tarek in ihr Leben zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)