366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 23: 23.01.2024 - Armselig. ---------------------------------- "Findest du das wirklich richtig?” Durch den Spiegel hindurch sah Roman seine kleine Schwester Samira an. Das Mädchen saß auf dem Badewannenrand und zuckte kurz mit den Schultern. “Was soll ich denn sonst machen, um Damians Aufmerksamkeit zu bekommen? Er nimmt ja nicht einmal Notiz von mir, wenn er hier ist”, seufzte die 16-jährige und rieb sich leicht über den Oberarm. Damian war sein bester Freund und Roman wusste, dass Samira schon länger verliebt war. Aber er kannte auch die Gegenseite und wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass seine Schwester eine Dummheit begann. “Aber deswegen musst du dich nicht gleich einer Schönheitsoperation unterziehen. Wenn dich ein Junge nur deswegen mag, wenn du dich operieren lässt, um ihm zu gefallen, dann hat er dich nicht verdient. Und außerdem wäre dieses Verhalten wirklich armselig”, erwiderte er ruhig und sah seine Schwester ein weiteres Mal an. “Also gibst du mir das Geld für die Operation nicht?”, hakte Samira nach und Roman schüttelte direkt den Kopf. “Nein.” “Dann lasse ich mir eben etwas anderes einfallen!”, entgegnete Samira und rauschte regelrecht aus dem Badezimmer, nachdem sie sich erhoben hatte. Seufzend sah Roman seiner Schwester nach und trocknete sich erst die Hände ab, bevor er seinem besten Freund eine knappe Nachricht schickte. “Wir müssen reden. In einer halben Stunde vor dem Fitnessstudio." Er wollte eh noch trainieren gehen, also konnte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und mit Damian reden. Er klopfte kurz an die Zimmertür seiner Schwester und gab ihr anschließend durch die geschlossene Tür Bescheid, dass er ins Studio fahren würde, als sie keinerlei Reaktion zeigte, um ihn hereinzulassen. Schon als er mit seinem Auto auf den Parkplatz des Fitnessstudios fuhr, konnte er Damian davor entgegen. Der Blonde hatte seine Sporttasche über die Schulter geworfen und erwartete ihn bereits. “Was gibt es denn so dringendes, dass nicht warten kann?”, empfing er ihn sofort, nachdem Roman ausgestiegen war und trat ein paar Schritte auf ihn zu. Sie hatten sich zwar sowieso treffen wollen, aber eigentlich war geplant, dass sie erst später gemeinsam eine Trainingseinheit absolvieren wollten. “Es geht um Samira”, entgegnete Roman und konnte sehen, dass sich eine Falte auf der Stirn seines besten Freundes bildete. “Was ist mit ihr?”, stellte er die Gegenfrage, während sich Roman kurz gegen das Auto lehnte und ihn etwas musterte. “Du solltest endlich mit ihr reden und ihr sagen, was du empfindest. Sonst begeht sie noch eine riesengroße Dummheit”, fing er an und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Er konnte noch immer nicht fassen, dass seine Schwester ihn wirklich um Geld begeben hatte, damit sie sich einer Schönheitsoperation unterziehen konnte. Um seinem besten Freund zu gefallen. “Weisst du, was sie mich heute gefragt hat?”, fuhr er fort und diesmal schüttelte Damian den Kopf. “Nein?” Tief holte Roman Luft und kaute kurz auf seiner Unterlippe herum, bevor er erneut das Wort erhob. “Sie hat mich um Geld gebeten. 6.000€, damit ich ihr eine Schönheitsoperation bezahle.” Bei seinen Worten runzelte sich Damians Stirn und er sah seinen besten Freund verwirrt an. “Warum will sie sich denn einer Operation unterziehen?” “Weil sie dir gefallen will, verdammt. Du nimmst kaum Notiz von ihr, wenn du bei uns bist. Sie denkt, wenn sie sich operieren lässt, unter anderem auch mit einer Brustvergrößerung, dann wirst du viel eher auf sie aufmerksam.” Jetzt wechselte der Gesichtsausdruck des Blonden doch ins Fassungslose. “Das ist doch absoluter Schwachsinn!” “Dann rede endlich mit Samira. Sie will sich das Geld anderweitig beschaffen, wenn ich es ihr nicht gebe. Wenn du wirklich etwas für sie empfindest und ich weiss, dass du es tust, dann rede mit ihr. Und sag ihr endlich, warum du keine Notiz von ihr nimmst. Oder es zumindest versuchst.” Diesmal war es Damian, der sich mit einem Seufzen durch die Haare fuhr. Er schwieg ein paar Minuten lang, bevor er nickte. “Ist sie Zuhause?”, wollte er wissen, woraufhin Roman nickte. “Okay, ich rede mit ihr”, stimmte er zu und wandte sich wieder ab, um den Parkplatz des Studios wieder zu verlassen. Genauso wie Roman brauchte er nicht lange zum Haus seines besten Freundes. Er drückte auf die Klingel und wartete darauf, dass Samira ihm öffnete. Und als sie es tat, weiteten sich ihre Augen direkt. “Damian.” “Wir müssen reden. Hast du einen Moment?”, wollte er wissen und Samira zögerte kurz, bevor sie nickte. “Ja, komm rein.” Damian nickte und trat an ihr vorbei, wobei er die Tasche auf dem Boden im Flur abstellte. “Dein Bruder hat mir von der Dummheit erzählt, die du bereit bist du begehen”, fing er direkt an, nachdem er ins Wohnzimmer getreten war und Samira zuckte direkt ertappt zusammen, konnte sich gegen ein Brummern aber auch nicht wehren. “Warum kann er nicht einmal seine Klappe halten?”, murmelte sie und wandte ihren Blick zu Damian, als sie dessen Antwort hörte. “Weil er sich Sorgen um dich macht.” “Und er hat Recht. Du musst dich nicht operieren lassen, um mir zu gefallen”, fing er an und kurz darauf verließ ein Seufzen die Lippen der jungen Frau. “Aber ich .. weiß nicht, was du sonst tun sollst, um dich auf mich aufmerksam zu machen”, murmelte das Mädchen erneut, woraufhin sich ein Lächeln auf Damians Lippen bildete. “Du hast meine Aufmerksamkeit doch schon längst. Ich denke pausenlos an dich, träume von dir und bin an manchen Tagen sogar nur hier, um doch irgendwie in deiner Nähe sein zu können”, entgegnete Damian, woraufhin Samira kurz seufzte. “Dann hattest du aber eine sehr komische Art, das zu zeigen.” “Weil ich dachte .. ich darf dir sowieso nicht näher kommen und dass Roman mich umbringen wird, wenn er erfährt, dass ich Gefühle für seine kleine Schwester entwickelt habe.” “Hat er es denn?”, wollte Samira wissen und Damian blinzelte im ersten Moment verwirrt. “Hat er was?” “Dich umbringen wollen?” Lachend schüttelte er den Kopf und trat einen Schritt auf Samira zu. “Nein, aber er hat mir den Kopf gewaschen. Und glaub mir, wenn ich dir sage, dass du nichts an dir ändern musst, um mir zu gefallen. Das tust du nämlich schon längst “, flüsterte er und strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. Samira lächelte und lehnte sich vorsichtig gegen Damians Brust. Froh darüber, dass sie die Operation wirklich nicht mehr brauchen würde und Damian keiner von den armseligen Männern war, denen das Aussehen so wichtig war, um sich verlieben zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)