366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 37: 06.02.2024 - Inspirieren ------------------------------------ Grübelnd kratzte sich Kati mit dem Stift am Hinterkopf. Für den Deutschunterricht musste sie einen Aufsatz darüber schreiben, welche Person sie am meisten inspirierte, aber ihr fiel absolut nichts ein, was sie schreiben sollte. Das Problem bestand nicht darin, dass sie niemanden hatte, der sie inspirierte. Es lag eher an der Vorgabe, dass es eine berühmte Person sein sollte und kein Familienmitglied. Hätte sie Letzteres wählen können, hätte sie sich sofort für ihre Großmutter entschlossen, aber eine berühmte Person, die ihr Vorbild sein sollte und sie inspirierte, fiel ihr gerade absolut nicht ein. Mit einem Seufzen legte sie ihren Stift an die Seite und erhob sich. Vielleicht würde ihr ein kleiner Spaziergang gut tun und sie würde danach endlich einen vernünftigen Aufsatz schreiben können. Oder ein Besuch bei ihrer besten Freundin Hannah. Sie schlüpfte in ihre Jeansjacke, die über ihrem Schreibtischstuhl hing und auch in ihre Lieblingsturnschuhe, bevor sie ihr Zimmer verließ. Schon während sie die Treppe hinunter lief, hörte sie ihre Eltern im Wohnzimmer. Wie so oft stritten sie sich über irgendwelche Belanglosigkeiten und nahmen ihre Tochter gar nicht richtig wahr. Das ging inzwischen seit mehreren Wochen so und Kati war sich sicher, dass diese Art von Leben sie keinesfalls inspirierte. “Ich bin bei Hannah”, rief sie ihren Eltern zu, auch wenn sie nicht damit rechnete, eine Antwort zu bekommen. Wenn sich ihre Eltern stritten, nahmen sie kaum etwas anderes wahr und waren völlig in diesem Streit gefangen. Ein leises Seufzen glitt über ihre Lippen, während sie aus dem Haus lief. Hannah wohnte ein Stück weit entfernt, aber trotzdem legte sie die Strecke zu Fuß zurück. Sie schrieb Hannah von unterwegs aus, dass sie unterwegs war, auch wenn sie wusste, dass sie auch jederzeit unangekündigt vorbei kommen konnte. Nachdem sie noch einen Umweg gegangen war, stand sie eine Stunde später im Zimmer ihrer besten Freundin. Auf dem Schreibtisch konnte sie die Unterlagen entdecken, die auch sie für ihre Hausaufgabe in Deutsch auf ihrem Tisch liegen hatte, sodass sie ihren Blick direkt zu Hannah wandte. “Hast du einen berühmten Menschen gefunden, über den du schreiben willst?”, sprach sie und bekam sofort ein Nicken seitens ihrer besten Freundin zurück. “Ich habe mich für Marie Curie entschieden, weil sie mich dazu inspiriert hat, später Chemie zu studieren. Ich habe mich ja auch schon an einigen Universitäten dafür beworben." Verstehend nickte Kati und ließ sich mit einem Seufzen auf dem Sofa nieder, dass in Hannahs Zimmer stand. “Mir fällt absolut nichts ein und durch den Streit meiner Eltern kann ich mich auch absolut nicht konzentrieren”, gestand sie und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Sie hatte wirklich versucht, jemanden zu finden, der sie inspirierte, aber durch die Streitereien ihrer Eltern und die Tatsache, dass sie vermutlich nicht mal bemerkt hatten, dass sie das Haus inzwischen verlassen hatte. “Du interessierst dich doch für Psychologie. Gibt es da niemanden, der dich auf dem Gebiet interessiert?”, wollte Hannah wissen, woraufhin Kati kurz mit den Schultern zuckte. “Der Vater der Psychologie natürlich, Sigmund Freud”, begann Kati und verstummte sofort, als Hannah begeistert in die Hände klatschte. Sie drehte sich zum Schreibtisch und nahm sich den Block, den sie dort liegen hatte. “Schreib auf, was du empfindest, wenn du an ihn denkst. Oder warum ausgerechnet er die Person ist, die dafür gesorgt hat, dass du dich für Psychologie interessiert. Denk nicht darüber nach, was am Ende auf dem Zettel stehen könnte, sondern schreib einfach drauf los. Überarbeiten kannst du den Text später immer noch”, sprach sie und Kati nickte langsam. Tatsächlich gelang es ihr, in der nächsten halben Stunden ein paar brauchbare Sätze auf das Blatt Papier zu bringen. Sie dachte nicht darüber nach, was sie schrieb, sondern ließ den Stift einfach über das Papier gleiten, bevor sie den Block ihrer besten Freundin reichte. Erst nach Hannahs Zustimmung war auch sie zufrieden und wusste einmal mehr, warum Sigmund Freud die berühmte Person am meisten inspirierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)