366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 52: 21.02.2024 - Machen ------------------------------- “Wir müssen das nicht machen, Gianni”, fing Marina an, auf ihren Freund einzureden und sah ihn abschätzend an. Sie waren seit einigen Monaten ein Paar und Marinas größter Wunsch war es, einmal das Matterhorn zu besteigen, so wie sie es einst ihrem Vater versprochen hatte. Um langsamer anzufangen, wollte sie allerdings erst die Zugspitze besteigen und Gianni hatte ihr sofort zugestimmt. Jetzt allerdings sah sie ihm förmlich an, wie nervös er wurde, dabei waren sie noch nicht einmal am Ausgangsort angekommen, wo sie sich auch ein kleines Hotelzimmer gebucht hatten. Marina hatte sich extra für den einfachsten Weg durch das Rheintal entschieden, denn er war nicht nur der beschaulichste Weg, sondern vielleicht auch der schönste. “Ich habe es dir versprochen”, erwiderte Gianni mit einem Seitenblick auf seine Freundin, während er das Lenkrad regelrecht umklammerte. Sie waren bis zu ihrem Hotel in Lermoos noch etwa eine Stunde unterwegs und je näher sie dem Ort kamen, desto nervöser wurde Gianni. Marina seufzte und legte Gianni eine Hand auf seine, die das Lenkrad umklammerte. “Schatz, wir müssen das wirklich nicht machen. Du musst das nicht machen”, begann Marina und sah ihren Freund mit einem Lächeln auf den Lippen an. Sie wollte nicht, dass er sich zu etwas überwand, was er gar nicht machen wollte. Sie wollte nicht, dass er es nur ihr zuliebe tat, obwohl es ihm eigentlich gar nicht so viel bedeutete, wie ihr. “Aber es ist doch dein größter Wunsch”, entgegnete Gianni und warf seiner Freundin einen kurzen Blick zu. “Ja eben, Schatz. Es ist mein Traum. Ich habe meinem Vater versprochen, eines Tages die Zugspitze zu besteigen und das sogar zu einer Zeit, in der ich überhaupt wusste, dass du eines Tages mein Freund sein wirst”, widersprach Marina ihm sofort und strich ihm zärtlich über die Hand hinweg. “Ich möchte dir diesen Wunsch aber gerne erfüllen und du hast ja selbst gesagt, dass wir nicht gleich am ersten Tag die komplette Strecke gehen werden.” Mit einem leisen Seufzen zog Marina ihre Hand wieder zurück und sah wieder in Richtung Straße. Die nächste halbe Stunde schwieg sie und hing ihren eigenen Gedanken nach, zumindest so lange, bis Gianni auf den Parkplatz einbog, der zu ihrem Hotel gehörte. Er stieg aus dem Auto und lief an der Motorhaube entlang auf die Seite seiner Freundin. Direkt, nachdem er die Tür geöffnet hatte, ließ er sich in die Hocke gleiten und ergriff ihre Hand. “Lass es uns machen, Schatz. Lass uns die Zugspitze erklimmen und heute in der Hütte übernachten, die wir uns schon ausgeguckt haben", entgegnete Gianni und lächelte sanft. “Bist du dir sicher?”, hakte Marina erneut nach und strich über den Handrücken ihres Freundes hinweg. Gianni nickte und lächelte sachte. “Ja, ich bin mir sicher.” Eine Stunde später stieg er tatsächlich neben Marina her in Richtung Zugspitze. Es war nicht so, dass er den Wunsch seiner Freundin nicht erfüllen wollte, es ging ihm eher darum, dass er nicht ohne Grund an der Seite Marina sein wollte. Denn schon seitdem er von ihrem Wunsch wusste, wollte er ihr unbedingt an diesem Ort einen Heiratsantrag machen. Entweder an der Zwischenstelle oder aber direkt oben auf der Zugspitze, denn obwohl sie erst seit wenigen Monaten zusammen waren, wusste er, dass Marina die Frau war, mit der den Rest seines Lebens verbringen wollte. Den Ring für den Antrag trug er in seiner linken Hosentasche und mit jedem Schritt wog er gefühlt ein paar Gramm mehr. “Ist alles okay, Schatz?”, hörte er Marinas Stimme neben sich und er lächelte sachte. “Ja, es könnte nicht besser sein”, entgegnete er und legte ihr einen Arm um die Schultern, um ihr einen kurzen Kuss auf die Schläfe zu drücken. Er war nervös und angespannt, umso näher sie dem Zwischenhalt kamen. Diese Hütte war für ihn die perfekte Gelegenheit und als er Marina endlich die Frage aller Fragen gestellt hatte, fiel auch all die Anspannung von ihm ab. Und er wusste, dass die nächste Etappe nicht nur ein Klacks sein würde, sondern auch, dass er es jedes Mal wieder so machen würde. Nur damit Marina am Ende seine Verlobte war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)