366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 64: 04.03.2024 - Support -------------------------------- “Das ist gemein, du hast mir versprochen, dass wir morgen in den Freizeitpark fahren!” Wütend ballte Hendrik die Hände zu Fäusten und sah zu seinem Vater auf. Schon seit Wochen freute er sich darauf, den Tag mit seinem Vater verbringen zu können und jetzt sagte ihm der Dunkelhaarige, dass ihr gemeinsamer Ausflug ins Wasser fallen würde. “Aufgeschoben ist doch nicht aufgehoben , Schatz”, versuchte Holger, seinen Sohn zu beruhigen, auch wenn es ihm missfiel, den Jungen anlügen zu müssen. Es war nicht so, dass er nichts mit seinem Sohn unternehmen wollte, eher im Gegenteil. Er hatte für morgen Nachmittag Karten für das Spiel von Hendriks Lieblingsmannschaft besorgt. Er wollte ihn damit überraschen, damit sie gemeinsam der Mannschaft den richtigen Support bieten konnten. Er hatte sich sogar extra ein Trikot der Mannschaft besorgt, auch wenn er selbst selten Fußball schaute und eigentlich auch kaum eine Ahnung davon hatte. Um Hendrik eine Freude zu machen, hatte er sich gestern den halben Tag von seinem besten Freund aufklären lassen. Über Abseits und Torlinientechnik, über den Torjubel und den damit verbundenen Support für die Mannschaft, die sein Sohn so sehr vergötterte. Basti hatte ihm sogar einen der Songs, den die Fans im Laufe eines Spieles brüllten, beigebracht, und heute Nacht hatte Holger sogar schon davon geträumt. “Pass auf, ich hol dich morgen ab und dann machen wir etwas ganz besonders zusammen”, sprach Holger den Jüngeren an, woraufhin Hendrik verwirrt blinzelte. “Aber du hast doch gerade gesagt, dass wir nicht in den Freizeitpark gehen können?”, hakte er nach und sah auch kurz zu seiner Mutter, als diese aus der Küche ins Wohnzimmer trat. Vanni und er lebten seit einiger Zeit getrennt, aber verstanden sich noch immer blendend. Es hatte eben einfach nur nicht mehr für eine Beziehung gereicht. “Das heisst doch aber nicht, dass ich gar nichts mit dir unternehmen will. Vielleicht habe ich auch etwas anderes geplant”, erwiderte Holger, woraufhin sich die Stirn seines Sohnes erneut runzelte. “Was denn?”, wollte der Zwölfjährige wissen und diesmal grinste Holger sogar. “Lass dich überraschen.” erwiderte er und trat auf seinen Sohn zu, um ihn kurz an sich zu drücken, bevor er sich auch von Vanni verabschiedete. Heute hatte er noch einen weiteren Termin, aber schon morgen würden sie sich ja wiedersehen. Hendrik dachte den ganzen Abend darüber nach, was sein Vater meinen könnte und er versuchte sogar, seine Mutter auszuquetschen, aber die Blonde hatte beharrlich geschwiegen. Als es am nächsten Tag gegen Mittag klingelte, saß Hendrik in seinem Zimmer vor seiner Spielekonsole. “Hendrik, gehst du aufmachen?”, hörte er die Stimme seiner Mutter, woraufhin er sich mit einem Seufzen erhob. Er durchquerte das Wohnzimmer und auch den kleinen Flur, bevor er die Tür öffnete. Sofort, als er den Besucher davor erblickte, weiteten sich seine Augen. “Papa?” Der Ältere hatte ein Fußballtrikot seiner Lieblingsmannschaft an und trug sogar den passenden Schal dazu, während er seinen Sohn anlächelte. “Ich habe gehört, hier gibt es jemanden, der heute Nachmittag gerne zu einem Fußballspiel gehen würde”, sprach Holger und hielt gleichzeitig zwei Karten für das heutige Spiel hoch. “DU willst mit mir zu einem Spiel gehen?”, vergewisserte sich der Junge, woraufhin Holger direkt nickte. “Ja, es sei denn, du hast deine Lust mit deinem Vater dorthin zu gehen”, entgegnete Holger, woraufhin sich Hendrik sofort umdrehte und wieder in seinem Zimmer verschwand. “Gib mir fünf Minuten!”, hörte Holger ihn noch rufen, während er ins Haus trat, um auch seine Exfrau zu begrüßen. “Warum gehen wir überhaupt ins Stadion? Du wolltest doch sonst nie mit, wenn ich dich gefragt habe?”, sprach Hendrik seinen Vater schließlich an, als sie endlich auf dem Weg ins Stadion waren. Holger lächelte und legte einen Arm um die Schultern seines Sohnes. “Das nennt sich Support”, antwortete er und auf Hendriks Gesichtsausdruck legte sich ein verwirrter Ausdruck. “Hä?” “Du supporst deine Mannschaft und ich supporte dich. Außerdem möchte ich an deinem Leben viel mehr teilhaben und wenn es dazu gehört, mit dir deine Lieblingsmannschaft anzufeuern, dann tun wir das. Ich weiß sogar, was Abseits ist!”, klärte Holger seinen Sohn auf und schloss den Zwölfjährigen anschließend in seine Arme, bevor sie das Stadion betraten und ihre Plätze einnahmen. Und vielleicht, vielleicht würde Holger ja am Ende des Tages sogar selbst noch zum Fußballfan werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)