366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 67: 07.03.2024 - Verwandelt ----------------------------------- Geschockt hielt sich Anissa die Hand vor dem Mund und starrte auf den kleinen, weißen Hasen, der auf ihrem Bett saß. Seit ein paar Monaten befand sie sich an der Schule für Hexerei und heute war der erste Tag, den sie wieder Zuhause verbrachte. Die Schultage absolvierten sie an der Hochschule und dieses Wochenende war das erste seit ihrem Eintritt in die Schule, das sie bei ihren Eltern verbrachte. Auch ihr kleiner Bruder Rowen war da und obwohl sie ihn wirklich liebte und sich gut mit ihm verstand, ging er ihr heute wirklich auf die Nerven. So sehr, dass sie sich zu einem Zauberspruch hatte hinreißen lassen, der Rowen in ein Kaninchen verwandelt hatte. “Rowen”, flüsterte sie leise seinen Namen und stürzte auf das Bett zu, um das Tier auf ihre Arme zu heben. “Es tut mir leid, es tut mir so leid”, hauchte sie dem Tier leise entgegen, während sie die Treppe herunterlief. “Mama?”, rief sie, noch während sie auf der Treppe nach unten lief, nach der älteren Frau, die sie schließlich in der Küche vorfand. Dort stand sie vor dem Herd und ließ einen Löffel in einem der Töpfe kreisen, die auf dem Herd standen. Als sie ihre Tochter erblickte, wandte sie ihren Blick zu ihr. “Wie oft haben wir dir gesagt, dass du uns erst fragen sollst, wenn du ein Tier mit nach Hause bringst”, tadelte die Dunkelhaarige ihre Tochter sofort und sah wieder auf den Topf. “Aber das ist kein Haustier”, erwiderte Anissa und wusste gar nicht richtig, wie sie ihrer Mutter erklären sollte, dass es sich bei dem Kaninchen um ihren Bruder Rowen handelte. “Schatz, du hast schon einmal einen kleinen Kater mit nach Hause gebracht und gesagt, es wäre dein neues Haustier. Wieso sollte es bei dem Kaninchen auf deinem Arm anders sein?”, antwortete die Dunkelhaarige, bevor sie ihren Kopf doch ruckartig zu ihrer Tochter wandte, als sie die Antwort des Mädchens hörte. “Weil das Rowen ist!” “Was meinst du damit, das ist Rowen?”, wollte sie argwöhnisch wissen und sprach einen kurzen Zauberspruch, damit der Löffel wieder stillstand. “Ich wollte das nicht, aber er war so nervig und dann habe ich diesen Zauberspruch gemurmelt und dann war er weg”, sprudelte es aus Anissa hervor, während sich Tränen in ihren Augen bildete und an ihren Wangen hinab liefen. “Ich wollte das doch nicht!” Sie hielt ihrer Mutter das Kaninchen entgegen, verzweifelt und ratlos. Als ihre Mutter ihr das Kaninchen abnahm und es im Wohnzimmer auf dem Sofa absetzte, konnte sie sehen, dass auf dem Gesicht der Dunkelhaarigen ein Lächeln lag. Sie strich dem Tier über das Fell hinweg, bevor Anissa sie ein paar Worte vor sich hin murmeln hörte. Es dauerte nicht lange, bis sich das Tier veränderte und nach ein paar Sekunden bereits ihr kleiner Bruder wieder vor ihr saß. “Rowen! Gott sei Dank”, stieß Anissa sofort die Luft aus und konnte gar nicht sagen, wie froh sie darüber war, das ihre Mutter Rowen zurückgeholt hatte. “Es tut mir so leid, Mama. Wirklich. Ich wollte das nicht”, erwiderte sie an ihre Mutter gerichtet, woraufhin sich die Ältere wieder zu ihr umdrehte. Auf ihren Lippen lag noch immer ein Lächeln und als sie plötzlich das Kichern anfing, war Anissa vollkommen verwirrt. “Bist du nicht böse auf mich?”, hakte sie nach und die Dunkelhaarige schüttelte sofort den Kopf. “Wie könnte ich sauer über etwas sein, was mir selbst schon passiert ist?”, wollte sie schmunzelnd wissen und trat auf ihre Tochter zu, um sie in die Arme zu ziehen. Anissa schmiegte sich an sie heran und sah etwas umständlich zu ihr auf. Fragend, aber auch neugierig. “Bei meinem ersten Zauberspruch, der daneben gegangen ist, habe ich deinen Vater auch in ein Tier verwandelt. Er ging mir so sehr auf die Nerven, dass ich auch diesen Spruch ausgesprochen habe, ohne mir dessen bewusst zu sein.” “Und dann war Papa ein Kaninchen?”, antwortete Anissa, woraufhin ihre Mutter erneut kicherte. “Nein, war eine Ziege!”, erhielt sie die Antwort ihrer Mutter, woraufhin auch Anissa sich ein Kichern nicht mehr verkneifen konnte. Die Vorstellung von ihrem Vater als Ziegenbock war urkomisch und es fühlte sich gar nicht mehr so schlecht an, ihren Bruder in ein Kaninchen verwandelt zu haben. Auch, wenn sie wusste, dass sie in Zukunft genau aufpassen musste, was genau sie vor sich hin murmelte. Vor allem dann, wenn Rowen in der Nähe war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)