366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 116: 25.04.2024 - Aufmerksamkeit ---------------------------------------- Mit einem Seufzen blickte Ines auf die geschlossene Bürotür ihres Freundes Marcel. Es verging keinen Tag in der letzten Zeit, in der sich Marcel in seinem Büro verschanzte, sobald er von der Arbeit nach Hause gekommen war. Ines wünschte sich so viel mehr Aufmerksamkeit von ihrem Freund, aber immer wenn sie ihn ansprach, ob sie nicht etwas unternehmen wollen würden, wiegelte Marcel ab. Er habe einen großen Fall in der Anwaltskanzlei übernommen, bei dem er noch unglaublich viel ausarbeiten musste. Die Zeit wollte er nutzen, um so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Auch heute hatte sich Marcel nach dem Abendessen wieder direkt ins Büro begeben und er war auch erst ins Bett gekommen, nachdem Ines schon längst geschlafen hatte. Als sie am nächsten Morgen schon längst auf ihrer eigenen Arbeitsstelle war, piepste ihr Handy. Sie selbst arbeitete in einer Arztpraxis und da gerade kein neuer Patient vor ihr stand, griff sie nach dem Mobiltelefon. “Treffen wir uns um 16 Uhr am alten Bahnübergang?” Verwirrt zog sie ihre Augenbrauen zusammen, als sie Marcels Nachricht las. Vor ein paar Jahren war der Bahnübergang noch aktiv und es war der Ort, an dem sie einander zum ersten Mal begegnet waren. Damals hatte Ines aus dem Zug aussteigen wollen und Marcel hatte hinein gewollt. Dabei waren sie gegeneinander geprallt und Ines hatte sich sofort in das entwaffnete Lächeln des älteren verliebt. Das war inzwischen fast vier Jahre her, aber Ines hatte keine Ahnung, warum Marcel sie unbedingt dort treffen wollte. Den ganzen Vormittag über, versuchte sie sich Gedanken darüber zu machen, was sie dort erwarten könnte und sprach sogar mit ihrer Kollegin und besten Freundin Ariane über das Verhalten ihres Freundes. Nachdem sie noch kurz zu Hause gewesen war, um sich ein bisschen frisch zu machen, stand sie pünktlich am alten Bahnübergang, aber von Marcel war nichts zu sehen. Mit einem leisen Seufzen schob sie ihre Hände in ihre Jackentaschen und ließ den Moment vor vier Jahren erneut Revue passieren. “ Ines”, wollte sie Marcels Stimme schließlich aus ihren Gedanken. Sie wandte ihren Blick in seine Richtung und ihre Augen weiteten sich sofort. Marcel trug einen schwarzen Anzug und hielt einen großen Strauß Rosen in den Armen. “Was machen wir hier?”, wollte Ines direkt wissen, während sich in ihr ein Gedanke festigte, der ihr irgendwie wieder völlig absurd erschienen. “Ines, Schatz”, begann Marcel und schenkte seiner Freundin das Lächeln, in das sie sich damals so sehr verliebt hatte. “Ich weiss, dass ich dir in der letzten Zeit nicht die Aufmerksamkeit geschenkt habe, die du verdient hast, aber das war nicht nur aufgrund der Arbeit in der Kanzlei. Ich habe versucht, die richtigen Worte und auch den richtigen Ort zu finden, aber eigentlich kam eh nur dieser Platz in Frage. Für das, was ich dir sagen möchte “, fuhr er fort und in Ines keimte erneut Hoffnung auf. “Was denn?”, flüsterte Ines leise, ohne ihren Blick von ihrem Freund abzuwenden und als er vor ihr in die Knie ging, schlug sie sich direkt eine Hand vor den Mund. Sie ließ zu, dass er ihr Hand nahm und als sie endlich die Worte hörte, die sie sich erhofft hatte, nickte sie automatisch. “Ja. Ja, ich will dich heiraten!”, erwiderte sie und ließ sich den Ring an den Finger stecken. Und sie war sich direkt sicher: Hätte sie gewusst, was Marcel vorgehabt hatte, hätte sie an seiner Aufmerksamkeit gezweifelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)