Spoiled Revenge von abgemeldet (Verdorbene Rache) ================================================================================ Prolog: Gedanken ---------------- So, tada, meine erste God Child FF!! Ich weiß es, passiert im Prolog noch nicht viel, aber ich wollte mich erstmal ein bisschen vortasten, es gibt schließlich schon ein paar richtig gute Vorbilder in der God Child-Rubrik. Ich hoffe, ich habe die Charaktere einigermaßen getroffen.:) Die Ff wird so schätzungsweise drei Teile haben und lässt sich zeitlich eigentlich überall nach Merry's erstem Auftritt einordnen. Aber genug jetzt der langen Vorrede, ihr wollt es bestimmt endlich lesen: "Riiiiifff!" Der flachsblonde junge Mann sah auf, als ein bonbonrosa Wirbelwind durch den Korridor auf ihn zu stürmte und mit quietschenden Sohlen nur wenige Zentimeter vor dem Aufprall zum Stehen kam. "Wo steckt er denn schon wieder, ich kann ihn nirgends finden!" "Nun, Miss Merry, ich glaube", Riff wandte sich um, um eine Tür zu öffnen. "Er hat sich möglicherweise in der Bibliothek versteckt." Tatsächlich saß Cain hinter eben dieser Tür an seinem Schreibtisch und als Merry sofort auf ihn losstürmte, warf er Riff ein seiner "Not Amused"-Blicke zu. Dieser sah sich zu einem nachsichtigen Lächeln veranlasst. Riff wusste ganz genau, wie vernarrt Cain in seine kleine Schwester war, auch wenn er manchmal auf der Suche nach Ruhe ein paar Stunden verschwand. Merryweather war schon dabei, ihrem großen Bruder die neuesten Pläne für den Tag zu unterbreiten. In dieser Hinsicht waren die beiden sich sehr ähnlich, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, dann würden sie es auch bekommen. Und so konnte Cain seiner Kleinen nur selten etwas abschlagen. Heute war also ein Ausritt angesagt, Merry wollte unbedingt zu einem kleinen Bach. Einer der Stalljungen hatte ihr erzählt, dass man dort viele schöne Steine finden konnte und sie wollte ihre Sammlung unbedingt erweitern. Nachdem geklärt war, dass das Mittagessen als Picknick draußen auf der Wiese zu genießen sei, brauste Merryweather auch schon davon, um der Köchin die Neuigkeit zu überbringen. Cain schaute ihr mit leicht genervtem Gesichtsausdruck hinterher. "Einfach unglaublich, sie hat eine solche Energie, dass sie für drei von ihrer Sorte reichen würde." "Wenn ich mir gestatten darf, das erinnert mich an einen gewissen anderen Menschen, auch wenn er sein Temperament gewöhnlich nicht derart lautstark zum Ausdruck bringt." "Wenn du mir gestattest, ich bezweifle, dass ich in einem Vergleich mit ihr standhalten könnte. Ihre Lebenslust lässt sich nur mit meiner Trübseligkeit aufwiegen", antwortete der Graf mit leicht ironischem Unterton. "Selbst ihr könnt euch nicht auf Dauer dem Sonnenschein entziehen, den Miss Merry verbreitet und dafür bin dankbar. Habt ihr noch irgendwelche besonderen Wünsche für das Picknick?" "Oh, nein danke, der Korb wird bestimmt von Merrys "besonderen Wünschen" nur so überquellen." Riff verbeugte sich und schloss die Tür. Von außen lehnte er sich dagegen, schloss die Augen und seufzte tief. Diese nichtssagenden Gespräche von Herr zu Diener machten ihn noch wahnsinnig. Wie viel lieber würde er mit Cain in einer vertraulicheren Weise umgehen, wie es die Freundschaft, die sie beide schon seit Jahren verband, eigentlich gebot. Dennoch standen immer wieder die Schranken der Konvention und der Erziehung zwischen ihm und Cain. Doch vielleicht war es auch besser so, denn Riff hatte auch Angst vor seinen eigenen Gefühlen, Empfindungen, die er nur durch die Distanz erfolgreich verdrängen konnte. Wieder ein Tag, der zwischen Schein und Sein vergehen würde. Währenddessen saß Cain immer noch an seinem Schreibtisch, doch das Buch, das darauf lag, war momentan nicht Mittelpunkt seines Interesses. Die Buchstaben tanzten ihm vor den Augen, ohne den geringsten Sinn zu ergeben. Seine Gedanken waren schließlich ganz woanders. Wieder einmal fragte er sich, warum Riff ihm gegenüber so oberflächlich und korrekt blieb. Cain wünschte sich mehr Nähe, auch wenn er nie den Mut aufbrachte den anderen darum zu bitten. Teils aus Angst davor Riff in Verlegenheit zu bringen, teils aus Furcht davor, was passieren würde, falls der Butler das Angebot annahm. Unwillig schüttelte Cain den Kopf. Seine Beziehung zu Riff war sehr eng, darin bestand kein Zweifel, doch sie lief auf einer anderen, subtileren Ebene ab, mit Gesten, Blicken und Gedanken. Aber wäre ihm das auf Dauer genug? An dieser Stelle brach Cain den schon so oft gedachten Gedankengang ab, es bereitete ihm nur Kopfschmerzen. Er entschied sich, sich für den baldigen Ausritt fertig zu machen, der wenigstens ein wenig Ablenkung für seine schwermütige Stimmung bedeutete. So Ende für heute, ich verspreche bald den Hauptteil zu bringen. Außerdem würde ich mich über ein paar Kommis riesig freuen!!! Bis bald Cat Kapitel 1: Der Brief -------------------- Vielen, vielen Dank für die netten Kommis, deshalb hier der nächste Teil meiner FF. Viel Spaß beim lesen: Die Sonne stand schon weit im Süden, als die drei endlich aufbrachen. Schon nach kurzer Zeit war Merry mit ihrem treuen Welsh Pony ein Stück voraus geritten, Cain und Riff bevorzugten eine gemächlichere Gangart, die dem jungen Mädchen zu langweilig war. Etwa eine Stunde dauerte der Ritt, dann kam die Wiese mit dem kleinen Bachlauf in Sicht. Merry flog fast aus dem Sattel, so schnell war sie abgestiegen, doch ungeachtet dieses undamenhaften Auftritts, rannte sie mit gerafften Röcken sofort zum Ufer. Riff stieg ebenfalls ab und machte sich daran Decke und Geschirr hervorzukramen. Kaum hatte sich Cain im Gras niedergelassen, kam Merry auch schon zurück, um stolz ihre ersten Funde zu präsentieren. Der blonde und der dunkle Schopf schwebten dicht nebeneinander über dem Boden, um die Steine zu begutachten. Riff war froh über die fast kindliche Freude, die sein Herr neuerdings bei solchen Spielen an den Tag legte. Vielleicht konnte er dadurch ein wenig von seiner verlorenen Kindheit zurückholen. Die Umstände, die Cain gezwungen hatten so früh erwachsen zu werden, belasteten ihn heute noch und Riff konnte auch die Angst spüren, die wie ein Damoklesschwert über allem hing, die Gewissheit, dass es noch nicht vorbei war. Dieses Gefühl hinderte Cain daran einfach zu leben, ohne sich Sorgen zu machen. Er schauderte davor, die Gaben anzunehmen, die man ihm bot, allein aus Angst, sie wieder zu verlieren. Aus diesem Grund war Riff sehr dankbar für Momente wie diese, in denen dies alles in den Hintergrund trat, sei es auch nur für kurze Zeit. Nach einem Mittagessen, das aus allerlei Durcheinander (hauptsächlich Süßigkeiten) bestand, machte man sich wieder auf den Weg. Wie das mit dem launischen englischen Wetter so ist, hatte sich der Himmel zugezogen und es schien schon dämmrig, obwohl es noch früh am Nachmittag war. Riff schwang sich elegant auf seine Stute, er war ein guter Reiter, ebenso wie Cain, auch wenn dieser weniger geübt war, da er nicht so oft mit dem Pferd unterwegs war. Riff zog das einfache Reiten jedoch der umständlichen Kutsche vor, wenn er in die Stadt ging, um zum Beispiel einzukaufen. Der Rückweg erwies sich als unangenehmer, denn es hatte begonnen zu nieseln und die Sicht war richtig diesig. Merry zog es vor sich nun dicht neben Riff zu halten, was Cain dazu zwang ein Stück weiter vorn zu reiten, da der Weg zu schmal für drei Pferde war. Plötzlich war Riff sehr unbehaglich zu Mute, das Rauschen der Blätter im zunehmenden Wind kam ihm vor wie die Stimmen der Geister. Unwillig schüttelte er den Kopf um diese kryptischen Gedanken zu vertreiben, Cain hatte sich im Sattel umgedreht und grinste ihn spöttisch an. Er schien genau zu wissen, was in Riffs Kopf vor sich ging. Dieses Bild sollte sich unlöschbar in sein Gedächtnis eingraben, denn die Erinnerung markierte ein Ereignis, das sein Leben für immer verändern würde. Auf dem Weg, direkt vor den Hufen von Cains Pferd ertönte ein aggressives Fauchen. Cains Wallach war normalerweise nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, aber dieses Etwas schien ihn sehr zu erschrecken. Ohne Vorwarnung stieg er auf die Hinterbeine, die nächsten Sekunden sah Riff wie in Zeitlupe, Cain konnte sich noch kurz am Sattel festklammern, ehe das außer sich geratene Pferd ihn abschüttelte. Er wurde durch die Luft geschleudert, überschlug sich und kam endgültig auf, wo er regungslos liegen blieb. Nur ein Reflex hatte Riff dazu gebracht seine Stute still zu halten, während er ungläubig die Szene anstarrte. Merrys spitzer Schrei brachte ihn wieder zu Bewusstsein und er fiel mehr aus dem Sattel, als dass er stieg. Zuerst packte er die Zügel von Merrys Pony und rief nach ihr, als sie ihn ansah trug er ihr auf, so schnell wie möglich zurückzureiten, dem Himmel sei Dank waren sie nicht mehr allzu weit vom Anwesen der Hargreaves entfernt, mit etwas Glück würden die Stallburschen das durchgegangene Pferd finden und schnell Hilfe holen. Mit einem Klaps auf die Kruppe schickte er das Pony davon. Erst als dies geschehen war fand Riff den Mut sich umzudrehen. Cain war offensichtlich bewusstlos, doch Beruhigenderweise hob sich sein Brustkorb ganz sachte. Riff kniete sich nieder und da sah er zu seiner Bestürzung das Blut, das unter dem Kopf seines Herrn hervorsickerte. Nähere Betrachtung ergab, dass Cain mit dem Kopf direkt auf einem Stein aufgeschlagen war. Riff wusste, wenn er versuchte Cains Kopf zu bewegen, ging er das Risiko ein, ihm das Genick zu brechen. Aber wenn man den Stein nicht entfernen konnte, dann würde man ihn auch nicht transportieren können und dann war es sowieso zu spät. Ganz vorsichtig und mit der Absicht Cains Kopf so wenig wie möglich zu bewegen, zog Riff den Stein hervor und bettete ihn stattdessen auf seinen Schoß. So verharrte er, bis die Stallburschen mit einer Trage ankamen, immer sorgfältig darauf bedacht, dass Cain noch immer atmete. Der Weg zurück zum Haus schien Stunden zu dauern, obwohl es in Wirklichkeit nicht mehr als wenige Minuten gewesen sein konnten. Als Cain endlich in seinem Bett lag, war er noch immer bewusstlos und mittlerweile leichenblass. Riff lehnte es ab seinem Herrn von der Seite zu weichen, bis der Arzt eintraf, der durch den losgebrochenen Sturm längere Zeit aufgehalten wurde. Der alte Hausarzt der Hargreaves schien sehr bestürzt über den Zustand des jungen Grafen, doch mehr als die Platzwunde und die unzähligen blauen Flecken versorgen, konnte er nicht tun. Nachdem Cain seit drei Tagen bewusstlos war und kein Lebenszeichen, außer einem schwachen Atem von sich gegeben hatte, nahm der Doktor den erschöpften Riff beiseite. "Ich will ehrlich mit dir sein, mein Junge, doch leider übersteigt die jetzige Situation meine Kräfte. Derartige Kopfverletzungen sind schwierig zu handhaben und jede unbedachte Handlung könnte noch mehr Schaden anrichten. Aber ich kenne da jemanden, einen jungen Spezialisten, ich würde ihn gern herbitten um zu sehen, ob er uns helfen kann." "Wenn sie glauben, dass noch Hoffnung gibt, dann holen sie ihn. Schlimmer kann er es ja nicht machen." Der alte Mann sah Riff mitleidig an. "Wenn es eine gibt, dann wird Dr. Kendall eine Erklärung finden und wenn wir wissen um was es sich genau handelt, dann können wir ihm vielleicht doch helfen." Der junge Arzt kam zwei Tage später beim Anwesen der Hargreaves an. Er war etwa in Riffs Alter und brachte diesem schmerzlich zu Bewusstsein, dass auch er jetzt ein junger Arzt sein könnte, wenn er sein Studium hätte durchführen können. Vielleicht hätte er Cain selbst helfen können, wäre er Mediziner geworden. Der andere hatte dichtes, pechschwarzes Haar, ein freundliches Lächeln und ein fröhliches Gemüt. Doch als er Cain vorsichtig untersuchte, war er ganz konzentriert und ernsthaft und nach kurzer Zeit erschien eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen. Als er fertig war nahm er sich einen Stuhl, setzte sich darauf und schien angestrengt nachzudenken. Riff beobachtet ihn angespannt, seit dem Unfall waren seine Nerven nicht zu beruhigen gewesen, der Doktor hatte sogar erwogen ihm ein Beruhigungsmittel zu verabreichen, damit er wenigstens ein paar wenige Stunden schlief. Wenn Riff in den letzten fünf Tagen geschlafen hatte, dann nur, wenn er für eine halbe Stunde in seinem Sessel an Cains Bett eingenickt war. Dennoch spürte er die Müdigkeit nicht, noch nicht, doch wenn der junge Arzt seine Diagnose mitgeteilt hatte, würde er wohl ins Bett fallen und eine ganze Weile nicht mehr aufwachen, gleich wie das Ergebnis ausfiel. "Ich muss ehrlich sein, mein Wissenschaftsbereich gehört zu den schmählich vernachlässigten, doch das ist nicht zu vermeiden, da wir heute bei aller Offenheit gewisse Themen immer noch meiden, daher werden meine Informationen ihres Erachtens wohl eher spärlich ausfallen. Doch zur Sache, es scheint als würde sich der junge Herr in einer Art Wachkoma befinden. Es ist gut möglich, dass er in der Lage ist, alles um sich herum wahrzunehmen, er kann nur nicht reagieren. Es wäre ebenso möglich, dass sein Bewusstsein schon praktisch gar nicht mehr existiert und nur Reflexe ihn am Leben erhalten. Ich selbst halte erstere Alternative für wahrscheinlicher, da im zweiten Fall die Patienten normalerweise nicht sehr lange überleben. Ich will keine feststehende Prognose treffen, doch möglicherweise wird er noch Jahre in diesem Zustand weiterleben, ohne dass sich etwas ändert. Wenn wir viel Glück haben heilt die Verletzung und er wacht irgendwann einmal wieder auf, doch da kommt es ganz darauf an, welche Teile des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen sind. Manche können regeneriert werden, andere nicht. In jedem Fall wird er auf Jahre hinaus pflegebedürftig bleiben. Wenn sie es wünschen werde ich ihn regelmäßig untersuchen, um eventuelle Veränderungen feststellen zu können." Der junge Arzt schwieg erst einmal, denn er sah, dass seine Ausführungen nicht ohne Reaktion geblieben waren. Der alte Doktor sah ehrlich betroffen drein und Riff war mit jedem Wort mehr im Sessel zusammengesunken. Allein die Vorstellung war fürchterlich, Cain sollte eingesperrt sein, in seinem eigenen Körper, fast lebendig begraben. Doch noch schlimmer war der Gedanke, dass er so unerreichbar fern war, dass Riff keine Chance hatte ihm beizustehen. Damit wäre Cains schlimmster Albtraum Wirklichkeit geworden - die Einsamkeit. Der alte Notar Hardenbrock trat durch das große Portal. Seine vorsichtigen, bedächtigen Schritten hallten in der Weite der Kuppel wieder. Das fahle Licht der Sonne malte bunte Schatten durch die Glasfenster und beleuchtete die einzelne Gestalt, die zusammengekauert in einer der vordersten Bänke saß. Der alte Mann bedachte das Häufchen Elend mit einem mitfühlenden Blick. Er kannte den Jungen seit den Kinderschuhen, war mit seinem alten Vater befreundet gewesen, Gott hab ihn selig. Es tat ihm leid, dass der arme Kerl anscheinend wirklich keine Ruhe fand. Und das was er ihm zu überbringen hatte würde wahrscheinlich nicht besonders zu seinem Seelenfrieden beitragen, dennoch konnte er es nicht verschieben. Als der Notar diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, war schon neben dem anderen angekommen. Respektvoll wartete er, bis der junge Mann sich soweit gefasst hatte, dass er aufsehen konnte, sagte Hardenbrock: "Komm Jung, lass einen alten Mann ein wenig zu dir sitzen, meine Knochen tun mir bestimmt schon früher weh, als deine." Er wartete keine Antwort ab: "Ich habe etwas für dich, ich glaube es ist der geeignete Augenblick es dir zu geben." Mit diesen Worten überreichte der Notar Riff einen Brief, der anscheinend schon den Staub von ein paar Jahren in einer Schublade gesehen hatte. Auf der Vorderseite erkannte Riff seinen Namen, geschrieben in Cains schwungvoller Handschrift. Vorsichtig öffnete er den Umschlag und zog einen Bogen Briefpapier heraus. Während er den Brief aufschlug, sah der alte Notar diskret nach vorn zum Altar. Mein lieber Riff, wenn du diese Zeilen liest, bin ich entweder tot, oder für lange Zeit außerhalb deiner Reichweite. Lange bin ich vor diesem Blatt Papier gesessen, ohne die geringste Ahnung, was ich dir schreiben sollte. Dann ist mir eingefallen, dass ich mich bei dir bedanken will, für das was du mit mir durchgemacht hast, was du alles für mich getan hast und die Geheimnisse die du nach dem Willen eines seltsamen kleinen Jungen bewahrt hast. Ich weiß nicht, warum ich dir das nie persönlich gesagt habe, aber ich glaube du hast es sowieso gewusst. So wie du immer alles weißt, weil du mich von allen am allerbesten kennst. In meinem Testament, das du mit diesem Brief erhältst, ist alles Nähere geregelt. Ich möchte, dass du als Vormund auf Merry aufpasst, so lange, bis sie das Erbe der Hargreaves antreten kann, auch wenn ich nicht unbedingt stolz auf alles bin, was sie erben wird. Außerdem fällt dir ein ordentliches kleines Vermögen zu, vielleicht wirst du dich ja doch irgendwann dazu überwinden können zu studieren. Ich weiß, wenn es wirklich soweit ist wird dieser Brief dir viel zu kurz vorkommen, doch ich bin kein großer Schreiber und kein Freund leidenschaftlicher Abschiedsreden. Ich hoffe du wirst weiterleben und anderen Menschen dasselbe Gute angedeihen lassen, wie mir selbst. Cain Tränen tropften auf das Papier und ließen die Tinte leicht verwischen. Der alte Mann legte dem jungen seinen Arm um die Schulter und drückte sie. Riff lehnte sich an und ließ seinen Tränen freien Lauf. Nachdem nach einiger die Schluchzer verhallt waren stand er auf, bedankte sich beim Notar und verließ die Kathedrale ohne einen weiteren Laut. Das sollte für sehr lange Zeit das letzte Mal gewesen sein, dass Riff geweint hatte. Eigentlich wollte ich den ganzen Rest auf einmal schreiben, doch nun ist es wieder ein wenig zu lang geworden. Deshalb habe ich das Kapitel noch mal unterteilt. Geplant ist noch ein weiteres Kapitel und ein Epilog. Ich hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen. Bis bald Cat Kapitel 2: Der Besuch --------------------- Stille. Man konnte sie fühlen, fast greifbar. Sie schlich durch die Gänge des Hauses und ließ jedes Gespräch verklingen, jeden Laut verstummen. Riff stand auf dem Balkon von Cains Zimmer und lauschte hinaus, in die Pracht des Frühlings. Ein sanfter Wind wirbelte sein Haar durch einander und für einen kurzen Moment konnte er noch den eisigen Atem des Winters spüren, oder war das etwas, was aus seiner eigenen Seele drang? Ein Jahr war vergangen und sein Leben war wieder zu einer Art Alltag zurückgekehrt. Auch wenn er selbst es nicht als Leben bezeichnen wollte, eher als Existenz. Nur die Gewissheit, dass Merry und in gewisser Weise auch Cain ihn noch brauchten, hatten ihn daran gehindert einfach aufzugeben. Seufzend drehte er sich um und betrachtete das Zimmer. Es hatte sich ein wenig verändert, es standen jetzt zwei Betten darin, Cains und sein eigenes. Er lag in seinem Bett wie meistens, die Augen mit leerem Blick an einen Punkt irgendwo an der Decke starrend. Riff schloss die Augen und verzog schmerzlich das Gesicht, diesen Anblick konnte er am allerwenigsten ertragen, diese leeren Augen aus den früher das Feuer gesprüht hatte, nun zu keinem Ausdruck mehr fähig. "Ich glaube, wir können heute einen Ausflug riskieren, es geht zwar ein bisschen der Wind, aber die Sonne verbreitet schon eine ganz schöne Wärme!" Doktor Kendall hatte ihn ermutigt mit Cain zu sprechen, als könnte dieser hören, was er sagte. Der Doktor meinte, dass es nicht schaden könne und eine mögliche Heilung vielleicht sogar begünstigte. Auch Riff brachte der Gedanke Hoffnung, dass Cain vielleicht doch in der Lage war zu verstehen, was er sagte. Vorsichtig kleidete er den jungen Mann an und hob dessen zerbrechlich wirkenden Körper auf. Langsam stieg Riff die Treppe hinunter, am Absatz kam gerade eines der Hausmädchen vorbei. "Oh, gibt es heute den ersten Ausflug in den Frühling?" "Ja, frische Luft ist gut für die Gesundheit!" Sie erwiderte seinen Blick auf dieselbe Weise, mit leiser Traurigkeit und ging dann wieder ihren Geschäften nach. Als er an Merrys offener Zimmertür vorbeikam, sah sie von ihren Hausaufgaben auf und sprang sogleich aus dem Stuhl. "Werden wir heute etwa rausgehen?" Riff nickte und sie folgte ihm durch den Salon auf die Terrasse. Dort standen neben einem Tisch ein paar zierliche Gartenstühle und ein großer Ohrensessel, der völlig Fehl am Platz wirkte. Riff setzte Cain vorsichtig in diesen Sessel und Merry nahm auf dem nächsten Stuhl Platz. "Brüderchen, du glaubst gar nicht, was heute wieder alles passiert ist. Paul, der neue Stallbursche kennt sich noch nicht so gut aus und er wollte gleich als erstes Eslaide auf die Weide holen, dabei weiß doch jeder, dass er nicht auf die Koppel geht, wenn nicht Lady Bane vorausgeht. Das habe ich Paul gesagt, aber er meinte, dass Pferde keine solch doofen Angewohnheiten haben. Er ist wohl auch noch nicht lange Stallbursche, jedenfalls tat Eslaide einen Wischer mit dem Kopf und Paul hockte fluchend mit dem Hosenboden in einem Haufen Mist. Wenn du das nur gesehen hättest, ein köstlicher Anblick. Und als er zurück in den Stall ging, hat ihn der Stallmeister wegen der dreckigen Hose ausgeschimpft und gesagt, er solle das nächste Mal auf mich hören, denn ich hätte mehr Ahnung von unseren Pferden, als irgendeiner hier. Das stimmt ja auch, ich bin auch am meisten mit den Tieren unterwegs." Merry wandte sich lächelnd zu Riff um und dieser konnte nicht umhin ein wenig zu schmunzeln, es war nämlich auch Merryweather, die den Pferden unter anderem solche obskuren Gewohnheiten anerzog. Riff wurde wieder ernst und auch Merrys Mundwinkel schienen etwas nach unten zu sacken. Er bewunderte die Art, mit der Merry mit der Situation umgegangen war, sie benahm sich sehr erwachsen, obwohl sie noch ein junges Mädchen war. Doch Riff sah nur noch selten, dass ihr Lächeln auch ihre Augen erreichte. Nachdem ihr ihre Mutter genommen worden war, hatte sie in Cain endlich eine Familie gefunden und nun war auch er für sie unerreichbar geworden. Merry plauderte noch weiter über alle Kleinigkeiten, die ihr einfielen, bis Riff auffiel, das der Wind auffrischte und die Sonne an Kraft verlor. Ein Schatten legte sich um seine Seele, wie eine dunkle Wolke, die sich vor die Sonne schob. "Ich glaube, wir waren lange genug draußen, Miss Merry, es wird kalt und möchte nicht, dass ihr euch erkältet." Vorsichtig hob er Cain aus dem Sessel, dessen Körper fühlte sich in seinen Händen kühl und irgendwie filigran an. Und er war leicht, leicht wie eine Feder, ohne den geringsten Widerstand. Riff nahm sein Abendessen gewohnheitsmäßig spät ein, wenn alles erledigt war und vor allem Merry schon selig schlummerte. Als er fertig war, blickte er in die stürmische Nacht hinaus, bald würden schwere Regentropfen an die Scheiben donnern. Als Riff die Hand am Türknauf zum Schlafzimmer hatte bemerkte er den kalten Lufthauch, der aus dem Raum zu kommen schien. Leise öffnete er Tür. Das erste welches er gewahr wurde, waren die wehenden Vorhänge vor dem offenen Fenster. Dann die dunkle Gestalt, die drohend neben dem Bett aufragte und auf Cains reglosen Körper herunterschaute. Riff wusste sofort wer das war. Jahrelang hatte mit der furchteinflößenden Silhouette dieses Mannes im Rücken gelebt und sich gefragt, was er wohl tun würde, sollte Alexis Hargreaves tatsächlich irgendwann wieder auftauchen. Als er nun die Lampe hob, bemerkte er sogleich die Veränderung, die auch diesem Mann wiederfahren war. Eine dünne Narbe lief über seine linke Wange und endete, kurz bevor sie im dichten schwarzen Bart verschwunden wäre. Auch zeichneten sich einige tiefe Falten in den, ansonsten immer noch markanten, Gesichtszügen ab. Zu seiner eigenen Überraschung tat Riff etwas, das er sich niemals zugetraut hätte. "Sie sind gekommen um ihr Versprechen wahr zu machen, nicht wahr? Leider zu spät. Sie können ihm nicht mehr wehtun, er ist für sie unerreichbar geworden. Da sie hier nichts mehr zu suchen haben, gehen sie bitte und lassen sie nie wieder etwas von sich hören." Zuerst dachte Riff, der andere habe ihn gar nicht gehört, doch dann hob Alexis den Blick und starrte Riff mit fassungslosem Gesichtsausdruck an. Alles was seinen kranken Geist all die Jahre angetrieben hatte, sein Rachedurst, war mit einem Mal erloschen. Das musste ihm einen großen Schock versetzt haben, denn er setzte sich in Bewegung und ging an Riff vorbei durch die Zimmertür und verschwand. Das Bild das Riff sah, als der andere so nah an ihm vorbeiging, war das eines gebrochenen, alten Mannes. So, nun der letzte Teil meiner ersten God-Child Ff.(Es kommt nur noch ein kleiner Epilog!) Ich hoffe sie hat euch gefallen und ihr schaut vielleicht wenn ihr Lust habt auch mal meine anderen Arbeiten an! Ciaoi Cat Epilog: Epilog -------------- Epilog Als er einen Seufzer ausstieß merkte Riff, dass er die Luft angehalten hatte. Als er sich wieder gefasst hatte, schloss er das Fenster und stellte die Lampe auf dem Nachttisch ab. Er setzte sich auf einen Schemel neben dem Bett und betrachtete Cain eingehend. Seine Augen waren jetzt geschlossen und ein Hauch von Frieden lag in seinem Gesicht. Riff nahm die zierliche Hand in seine und spielte mit den Fingern, dann drückte er Cains Hand ganz fest. "Es ist vorbei!" Ungläubig spürte Riff, wie sich Cains Finger langsam um seine schlossen, Stück für Stück. Als sie sich wieder öffneten sah er, dass Cains Atem versiegt war. Eine einzelne Träne rann seine Wange hinunter, als er die Hand seines geliebten Herren langsam sinken ließ. Leise verließ er das Zimmer und schloss auch die Tür. Dann lehnte er sich dagegen und rutschte langsam an dem glatten Holz entlang auf den Boden. Dort blieb er hocken, den Kopf in die Hand gestützt und lauschte seinem eigenen Atem. Es war vorbei, für immer. So Ende, Finito, alles aus!! Bis zum nächsten Mal Cat Hosted by Animexx e.V. 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