DLM von Lynnnn (Don't Love Me ...) ================================================================================ Kapitel 7: Der Spiegel der Zerstörung ------------------------------------- "-ee ... Dee ... " eine schwache Stimme drang in Dees Ohren. Wer rief denn da nach seinem Namen? "Dee, wach auf!" Die Stimme wurde lauter. Mühsam versuchte er seine Augen zu öffnen, doch er schaffte es nicht. Wieso war er bloß so fertig? "Dee, du musst jetzt aufwachen, bitte." die Stimme seiner Mutter klang verzweifelt. Ich bin ja wach ... aber wieso kann ich mich nicht rühren? Wollte Dee fragen, ohne Erfolg. Er spürte wie ihn seine Mutter rüttelte. Hör auf, das tut weh, wollte er schrein, auch dies gelang ihm nicht. Eine Weile herrschte Stille, bis er plötzlich etwas roch, das ihn zwang seine Augen aufzureisen, wenn, dann auch nur einen kleinen Spalt. Verschwommen sah er das besorgte Gesicht seiner Mutter. "Gott sei Dank bist du aufgewacht, ich dachte schon, du wachst nie wieder auf." Es waren wieder Tränen in ihren Augen zu sehen. Das passte einfach nicht zu ihr. Dee spürte nur einen leichten Handdruck auf seine linke Hand, obwohl seine Mutter diese mit aller Kraft in der ihren hielt. Man sah es ihr an, dass sie Dee am liebsten in dem Arm genommen hätte, aber das tat sie nicht, wahrscheinlich weil das wieder Schmerzen verursachen könnte. "Wie geht es dir?" fragte sie sofort wieder, diesmal etwas ruhiger. Wie es ihm geht? Einfach beschissen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich jemals so kraftlos gefühlt. "Was war denn das für ein Zeug? Richt ja behämmert." sagte er anstatt seine Mutter zu antworten. Er wollte sie nicht anlügen. "Ach das. Das war ein Gemisch aus 'Nervorum cranialium' und 'Nervus oculomotorius'." Um ganz ehrlich zu sein, hatte Dee kein einziges Wort verstanden. Normalerweise würde er sofort fragen 'Ein Gemisch aus was?' Er war froh, dass er heute zu schlapp war um das zu fragen, denn sonst hätte er es bereut. Auf keinen Fall wollte er, dass seine Mutter anfing ihm etwas über Medizin zu erzählen. "Tut mir Leid, aber ich musste es benutzten, damit du endlich zu dir kommst." Sie lächelte schwach. Einerseits war Dee froh, dass sich seine Mutter so um ihn sorgte, andererseit jedoch wollte er widerum nicht, dass sich seine Mutter Sorgen machte. "Was ... ist passiert?" Eingentlich sollte es ja heißen, was mit ihm passiert sei, aber im Moment war es wohl besser, so wenig wie möglich zu sprechen, auch wenn es nur zwei Wörter waren. Wieder änderte sich das Gesichtsausdruck von seiner Mutter, nun sah sie bedrückt aus. "Das Gift ..." murmelte sie leise und wich seinen müden Blick aus. "Als du zu Hause angekommen warst, da hatte sich das Gift bereits auf deinem ganzen Oberkörper verteilt." Dee musste sich anstrengen, um sie überhaupt hören zu können. "Es hat die Wirkung deinen Körper zu lähmen ... ganz besonders deine Flügeln." Achso, deswegen fühlte er sich so fertig und seine Flügeln ... daran wollte er im Moment nicht denken. Einfach furchtbar, als er sie doch benutzen musste. "Hättest du deine Flügeln fünf Minuten länger bnutzt, hättest du sie verloren." Am liebsten wollte Dee auf der Stelle hochspringen und sich auf dem Weg zu Fross machen, um ihn zu vermöbeln. Jedoch konnte er nichts mehr tun, als seine Augenlieder etwas mehr zu heben. "Ich weiß nicht, was das für ein Gift ist, aber es ist besser, wenn du deine Flügeln für die nächsten paar Wochen nicht mehr benutzt." Es überraschte Dee, dass seine Mutter keine Ahnung hatte. Bisher wusste sie immer alles über Medizin und Gift. Kein Wunder, schließlich war sie ja auch Ärztin. "Weißt du vielleicht wer dir das angetan hat?" fragte sie nach einer kleinen Pause. Ja, ein gewisser Vollidiot, der heute Morgen in meiner Klasse aufgetacht war. Ein totaler Angeber und Blondskopf namens Fross. Das hatte Dee vor zu sagen, aber statt dessen brachte er nur 'Fross' aus dem Mund. Verdammte Kacke, jetzt konnte er ihn nicht mehr mal beleidigen. Bei diesem Name wurde das Gesicht seiner Mutter plötzlich kreidebleich. "Fross?" fragte sie langsam und gedähnt. "Dieser Name hatte dein Vater auch mal erwähnt." Dann musste er jemand anders gemeint haben. Schließlich sah dieser Fross nicht so aus, als wäre er über dreizig Jahre alt. Der Gedanke schien Dees Mutter auch gerade durch den Kopf zu gehen, denn sie lachte kurz auf. "Ach, was für ein Blödsinn." Müde ließ Dee seinen Blick zu seinem Wecker schweifen. "Ruh dich aus." sagte seine Muttern plötzlich und stand auf. Langsam ging sie auf die Tür zu und machte diese auf. "Danke Mum." überrascht drehte sie sich um und sah ein schwaches Lächeln auf Dees Gesicht. "Gute Nacht." sagte sie ebenfalls lächelnd und schloss die Tür hinter sich. Erschöpft ließ Dee seine Augenlider wieder fallen. Er könnte wirklich noch etwas schlafen. Seine Mutter hatte vergessen ihm zu sagen, dass sie ganze vier Stunden bei ihm war und sich um ihn gekümmert hatte. Aber das wusste er auch so bescheid. *** Die ersten Sonnenstrahlen schienen durchs Fenster und traf Dee genau ins Gesicht. War es etwas schon Morgen? Müde machte er seine Augen auf und versuchte sich aufzurichten. Jedoch musste er vor Schmerzen sofort wieder in die Kissen zurückfallen. Ach ja, fast hatte er es vergessen. Er war ja verletzt. Ein Wunder, dass er sich überhaupt bewegen konnte. Erneut versuchte er sich aufzustützen. Als er nun ohne große Probleme im Bett saß, bemerkte er, dass er bereits schwitzte. Na, echt große Klasse, selbst das Aufrichten im Bett war ihm zu so etwas wie ein Fitnesstraining geworden. "Wie tief bist du nur gesunken?" murmelte er und setzte sein Training fort, indem er versuchte aufzustehen. Vor ihm auf dem Küchentisch lag ein porzion Kaiserschmarren, etwas Brot mit Schinken, Limonade, seine Lieblingskrapfen und ein Spiegelei. Alles auf höchste Qualität. Seine Mutter saß ihm gegenüber, den Kopf auf die Händen gestütz und strahle ihn nun schon die ganze Zeit an. "Greif zu, guten Appetit." Dee kam sich vor wie in einem Altersheim. Als wäre er ein 87 jähriger alter Mann, für den man lieber alles machen sollte weil er bald sterben würde. Verlegen lächelte er und griff nach der Limo-flasche, erst jetzt bemerkte er, dass ein Glas fehlte. Noch bevor er aufstehen konnte, hatte ihm seine Mutter bereits das verlangte Gegenstand auf dem Tisch gestellt. Überrascht sah er auf, wieder dieses Lächeln ... schon die ganze Zeit. Irgendwie fragte er sich schon, ob sich ihre Gesichtsbacken nicht langsam verkrampfen. "Danke, aber ein Glas kann ich mir auch selber holen." sagte er etwas verlegen. Seine Mutter jedoch hatte ihre Aufmerksamkeit bereits auf seinem Arm gerichtet. "Das geht doch nicht. In diesem Zustand sollst du dich lieber nicht viel zu sehr überanstrengen." Als wäre es etwas super anstrengendes, wenn man ein Glas aus dem Schrank holt, dachte Dee sagte aber nichts mehr. Vorsichtig entfernte seine Mutter den Verband auf seinem Arm und wickelte ihm ein Neues über, wobei Dee genau daran achtete, dass sie ja nicht viel zu viele Schichten überzog. "Leg dich auf keinen Fall mit diesem Fross an, klar?" warnte sie ihn plötzlich. Dee, der gerade in einem Krapfen biss, konnte nicht sofort antworten. "Ja ja, ich werd mich von ihm fernhalten, nicht, dass er noch herausfindet wer ich bin." sagte er mit vollem Mund. "So ist das brav, Deenischatz." Gerade noch konnte Dee verhindern, dass der ganzen Inhalt, die sich in seinem Mund befindet nicht herausgespuckt wird. Wie oft sollte er seiner Mutter denn noch klarmachen, dass sie ihn nicht so nennen sollte. Bevor er wieder auf dieses Thema eingehen konnte, klingelte es plötzlich an der Haustür. Erschrocken zuckte Dee zusammen. Seine Mutter hatte sich blitzschnell aufgerichtet und marschierte davon. Genervt ließ Dee seinen Blick zur Uhr schweifen. Viertel nach Sieben. Wer konnte es denn sein? So früh am Morgen. Mit dieser Gedanke biss er erneut in seinem Krapfen. Vor der Tür hielt Dees Mutter noch kurz inne um sich die Haare richtig zu ordnen. Dann machte sie die Tür mit einem freundlichen "Ja?" auf. Vor ihr stand ein Mädchen mit langen lilanen Haaren, die unter dem Licht der Sonnen wunderschön glänzte. "Guten Morgen, Frau Lupin. Ich wollte kurz vorbeischauen und fragen, ob Dee noch zu Hause ist." fragte sie und strahlte. "Ach Reika, du bist es." Die Stimme seiner Mutter klang laut, aber was danach kam war auch nicht zu überhören. Das plötzliche Klierren eines Tellers auf dem Boden, das Umkippen eines Stuhls gefolgt von einem Fluch. Und schließlich tauchte ein völlig zersauster Dee vor der Küchentür auf. Noch gerade hatte er den Ärmel seines T-shirts runtergezogen, so, dass man den Verband nicht sehen konnte. "H-hallo ... " brachte er nur stotternd zusammen. *** Schon eine ganze Weile lang gingen sie ohne ein einziges Wort miteinander zu wechseln die Straße entlang, richtung Schule. Reikas Blick schien auf Dee fixiert zu sein, bei jeder Sekunde stiegen ihm mehr Schweisperlen auf die Stirn. "Was ... was glotz du mich denn so an?" fragte er nun endlich, er konnte es einfach nicht mehr länger ertragen. Reika jedoch gab nicht nach, sondern musterte ihn immer noch prüfend an. Dees rechte Mundwinkel zuckte auffallend bei diesem Blick. "Du bist ... heute irgendwie blass." sagte Reika plötzlich. Erleichtert atmete Dee auf. Er dachte schon, sie ahnte etwas. "Ach, das ist wahrscheinlich nur deswegen, weil ich gestern nicht gut geschlafen habe." entgegnete Dee nun wieder gelassen. "Du also auch?" das hieß wohl so viel wie, dass sie auch nicht schlafen konnte. "Ich nehme an ... du weißt bereits das Neueste." kam es nun leise von Reika. Dee blickte auf ihr herab. Natürlich wusste er das, er war ja Hawk. Unwillig musste er wieder an die Wunde denken, bis ihm eine Hand auf die Schulter schlug. Fuck! Beinahe hatte er sie angeschrien, dass sie gefälligs ihre Hände von seinem verletzten Arm neben sollte, konnte dies glücklicherweise noch zurückhalten. Auch nur, weil er das überglückliche Lächeln auf Reikas Gesicht sah. Dabei spürte er wie die Hitze plötzlich in ihm stiegen. Bei diesem Lächeln könnte er ja glatt dahinschmelzen. Nein, was dachte er denn da? NEIN, NEin, nein ... ist ja süß ... "WIR HATTEN IHN FAST!!!" rief sie immer noch strahlen und verpasste Dee somit einen heftiger Schlag ins Innere seiner Seele. War ja zu denken, deswegen hatte sie ihn abgeholt, um anzugeben. Anstatt ihm zu sagen, dass Hawk verletzt wurde, interessierte sie sich eher mehr für das Thema, ob sie ihn fast hatten oder nicht. Moment, was hatte sie gesagt. WIR hatten ihn? WIR??? "Solange wir zusammenareiten, hat er wirklich schlechte Karten." sagte sie und machte eine kleine Drehung. Dee verstand gar nichts mehr. Zusammenarbeiten? Mit wem arbeitet sie denn zusammen? Er hatte sie doch mit niemanden gesehen. Das bewies natürlich noch gar nichts. In seinen Gedanken ging er schnell alle möglichen Plizisten durch, mit dem sie vielleicht zusammenarbeiten könnte. Seine Gedanken blieben plötzlich stecken ... nein, das konnte nicht sein. Inzwischen hatte sich Reika wieder umgedreht. "Sicher fragst du dich, mit wem ich zusammenarbeite, nicht wahr?" bei diesen Worten erstarrte Dee. Nein, sie sollte es ihm nicht sagen. Er wollte es nicht wissen. Niemals. "Da du mein bester Freund bist, sage ich es dir ... " nein, im Moment wollte er nicht ihr bester Freund sein. " ... ich arbeite mit Fross zusammen." zu spät. Wie eine Kanonenkugel, die abgefeuert wurde, trafen ihn diese Worten. Die Explosion in seinem Inneren war so stark, dass seine Gehirnzellen um Hilfe schrieen und beteten, dass sie nicht alle verbrannt werden. Zitternt vor Wut und mit offenem Mund beobachtete er Reika, wie sie zufreiden vor sich hinsummte, als wäre sie richtig stolz diesen Penner als Partner haben zu dürfen. Und dann auch noch dieser Satz. "Er ist wirklich einfache Spitze." Das verpasste Dee nun entgültig den Gnadenstoß. Reika war so sehr damit beschäftigt die Vögeln zu beobachten, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich Dees Schritten verlangsamten und schließlich stehenblieben. "Er ist also einfache Spitzte was?" fragte er. Seine Stimme klang , als habe er zwei schüsseln Salz verschluckt. Reika drehte sich nicht um, sondern beobachtete die Vögeln immer noch. "Dank ihm konnte Hawk etwas erleben." ihre Stimme klang wirklich fröhlich, und das enttäuschte Dee. Sie musste Hawk wirklich sehr hassen. Sie freute sich, wenn Hawk sich verletzt ... war das wirklich so? Langsam ließ Dee seine Blicke auf dem Boden fallen. Schon seit damals hatte er sie nicht mehr so fröhlich gesehen. Und ihr glückliches Lächeln jetzt hatte er auch nur Fross zu verdanken. Fross! Seitdem Fross aufgetaucht war, wirkte sie auch viel fröhlicher. Dee wollte nicht mehr länger darüber nachdenken, viel mehr beschäftigte ihn wer dieser Fross nun wirklich war. Also, er ist Reikas Partner ... fasste Dee innerlich zusammen, und sie würden zusammen nach Hawk jagen. Zusammen! Er wollte nicht, aber bei diesem Wort blieb er wieder stecken. Das konnte doch nicht wahr sein!!! Er wusste nicht wieso er so ein mieses Gefühl im Magen hatte und er merkte auch nicht, dass er seine Händen bereits zur Fäusten geballt hatte. Mit schnellen Schritten holte er Reika auf, packte sie am Arm und drehte sie zu sich um. Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an. Offensichtlich war sie geschockt von dieser plötzlichen Reaktion. "Du magst ihn!" diese Worte stammten aus Dees Hals. Er selbst wusste gar nicht was er da sagte. Er sagte es einfach. Mit durchdringlichen und ernsten Augen blickte er tief in den Ihren. Reikas Atem ging plötzlich stückweise. Sie versuchte sich zu erinnern. Was hatte er gesagt? "Du magst ihn mehr als mich, nicht wahr?" das war nun eine eindeutige Frage. Reika spürte, wie ihr die Hitze plötzlich ins Gesicht stiegen. "W-wie kommst du darauf?" stellte sie eine Gegenfrage und versuchte seinen Blick auszuweichen, ohne Erfolg. Dees Gesichtsausdruck änderte sich. Seine Augen schienen plötzlich zu leuchten und er zog sie noch etwas näher zu sich. Jetzt konnte Reika sogar die gleichmäßige Atemzüge spüren. "Heißt das, du magst mich mehr?" Sie war nun nicht mehr rot, sondern tomatenrot. Was sollte denn das schon wiedr für eine Frage? Hat der ein Problem? Zögern befreite sie ihre Arme aus seinem Griff. "Bild dir bloß nichts ein." versuchte sie knallhart zu sagen, das sich jedoch wie ein Murmeln anhörte. Sie sah nicht wie sich Dees Gesichtszüge wieder änderte. Kaum hatte sie ihre Arme aus seinem Griff geholt, so wurde diese wieder gepackt. "Also magst du ihn doch mehr." Nun, das reichte entgültig. Wieso war es heute bloß so anstengend mit ihm. Wenn sie so weitermachen, würde es noch Stunden dauern. Ohne zu zögern hob sie ihre rechte Hand mit der Tasche und schlug zu. "DU NERVST!!!" *** Bereuend stieß Reika einen Seufzer aus. Vielleicht hätte sie Dee nicht schlagen sollen. Aber wie hätte sie denn auch wissen sollen, dass er nach diesem Schlag auf dem Kopf nicht mehr im Stande sein würde auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen. Ein Blick auf ihrer Armbanduhr und sie musste wieder seufzen. "Weißt du eigentlich, dass wir deinetwegen noch zu spät zur Schule kommen werden?" Mit viel Anstrengung hatte sie es geschaft Dee auf einer Bank im Park zu zerren. Erschöpft saß sie nun auf diese. Dee hatte sich hingelegt, oder besser gesagt musste sich hinlegen. Ein Wunder, dass ihm Reika erlaubt hatte, seinen Kopf auf ihrem Schoß ruhen lassen zu dürfen. "Was heißt hier meinetwegen? Du hast mich doch umgehauen." kam es nun müde vom Dee. Er hatte seine Augen geschlossen und schien sich zu entspannen. "Wenn du nicht so dumm gefragt hättest, wäre das auch nicht passiert." erwiderte Reika nun wieder etwas wütend. Dazu sagte Dee nichts mehr. Schließich wollte er auf keinen Fall einen zweiten Schlag auf dem Kopf bekommen. Man, das Gift hatte es ihm wirklich angetan. So ein kleiner Schlag, schon war er KO. Eine ganze Weile lang herrschte nur Stille zwischen ihnen. Interssiert lauschte Reika auf den gleichmäßigen Atem Dees und beobachtete seinen Brustkorb, wie dieser bei jedem Atemzug auf und absank. Irgendwie sah er ja ganz niedlich aus. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie nahm eine keine Strähne von ihren Haaren und spielte damit. "Du denkst doch nicht wirklich, dass ich etwas von diesem Fross will, oder?" fragte sie leise. Von Dee kam keine Antwort. Eine Weile wartete Reika, bis sie ihren Blick wieder auf Dee richtete. Von diesem waren nur die leichte Atemzüge zu hören. Kurz hob Reika ihre Zähenspitze und ließ sie wieder fallen. Immer noch keine Reaktion. Das durfte doch nicht wahr sein. Er schläft! Fast wollte ihn Reika schon aufwecken, ließ es jedoch sein. "Du kannst jetzt doch nicht schlafen ... " sagte sie, obwohl sie genau wusste, dass er sie nicht hören konnte. "Jetzt kommen wir garatiert zu spät." Wieder beobachtete sie ihn und beschäftigte sich im Gedanken darüber, was sie für eine gute Ausrede erfinden sollte. Sie brauchte nicht lange um festzustellen, dass ihre Gedanken eigentlich ganz wo anders waren. Mit geschlossenen Augen sah Dee viel erwachsener aus. Langsam hob sie ihre rechte Finger und entfernte ein paar Haarsträhnen vor Dees Augen. Ohne es zu wissen fuhr sie nun mit ihrer Hand über seine Haare, wobei sie die neuentstandene Beule spürte. Nein, sie würde sich nicht bei ihm entschuldigen ...... nicht, wenn er wach war. Auf Reikas Gesicht spiegelte sich ein schuldbewusstes Lächeln. "Tut mir Leid wegen der Beule ... " murmelte sie. "Keine Ursache." erschrocken zog sie ihre Hand zurück und blinzelte. Dees Augen waren zwar immer noch geschlossen, aber ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. "DU BIST WAAACH???" Ohne darüber nachgedacht zu haben, welche Folgen das haben könnte, sprang Reika auf, ließ Dee fallen und beförderte ihn somit entgültig ins Land der Träume. *** Es war große Pause. Keiner der Schülern wollte noch in der Klasse sitzen und auf das Ersticken warten. So erging es auch Dee. Er saß auf einer Schulbank im Garten und beobachtete gerade, wie ein paar Schüler aus seiner Klasse Fußball spielten. Eigentlich wollte er auch gerne mitspielen, aber seine Füße fühlten sich einfach nur taub an. Zwei Schläge an einem Morgen ... das war viel zu viel. "Hey Dee ... " fragend hob er seinen Kopf und stellte fest, dass einer der Fußballspieler ihm zurief. "willst du nicht auch mitspielen?" Dee seufzte. "Nein, heute nicht." "Dann hol uns etwas zum Trinken." Dees Augenbraue zuckte leicht. Von hier bis zum Wasserhahn bräuchte man mindestens fünf minuten. Ja, so groß war der Garten. Und dann auch noch mit Flaschen zurückkommen? En en, keine Lust. "Nein." war seine einfach Antwort. Bereits in der nächsten Sekunde sah er, wie ein Ball auf ihn zuraste.Mit viel Glück konnte er diesen ausweichen. "Ach ... erm ... was hattest du nochmal gesagt? Sorry, konnte dich nicht verstehen." Erprssung, reine Erpressung. Wenn er heute nicht so fertig wäre, hätte er sich grad auf seinen 'Freund' gestürzt und ihn verprügelt. Einige Sekunden vergingen, bis Dee aufgebend seufzte. Na gut, eine kleine Spaziergang würde ihn schon nicht umbringen. Mit einem Schwung stand er auf und drehte sich um, ohne darauf geachtet zu haben was hinter ihm geschah. Mit der rechten Schulter stieß er gegen jemanden, wobei er ein heftiges Stechen auf der Wunde widerspürte. Entsetzt stellte er fest, dass er auch noch das Gleichgewicht verlor. Alles was er nun mit aller Kraft versuchte, war so hinzufallen, dass sein rechter Arm ja nicht auf dem Boden landete. WRAMP Mit schmerzverzerrten Gesicht rieb er sich den Hintern. Das hatte gesessen. Was war heute bloß für ein Tag? Über Dees Lippen entwich semtliche Flüchen, bis ihm jemand eine Hand vorhielt. Überrascht sah er auf und musste schlucken. Zwei dunkelblaue, kalte und leere Augen sahen ihn durchdringlich an. Blonde Haare. Kein Gesichtsausdruck. Stille. Wie immer... Dee wollte schon die Hand seines Gegenübers entgegennehmen, hielt jedoch plötzlich inne. Denn wenn er dieser täte, bestünde das Risiko darin, dass beim Hinaufziehen sein Ärmel nach oben rutschen könnte und man somit den Verband sehe. Leicht verpasste er dem Blonden einen Klatsch auf der Handfläche und richtete sich auf. "Ich kann auch selber aufstehen. Trotzdem danke." sagte er ruhig und ging am Fross vorbei. Obwohl Dee ihm den Rücken zukehrte, spürte er deutlich, wie ihn zwei eiskalten Augen verfolgten. *** 13 Tage später. *** Es war eine dieser friedliche Nächten. Naja, zumindest war es jetzt noch friedlich. Der Himmel war überzogen mit Sternen und kein eiziger Wolke war zu sehen. Ein perfekter Abend um etwas zu stehlen. Hawk stand bereits auf dem Dach des Stadtsmuseums. Es herrschte totenstille. Niemand war hier zu sehen. Fragend runzelte er die Stirn. Waren denn alle Polizisten ausgestorben. Naja, das kümmerte ihn nun nicht mehr, hauptsache, er hatte eine Ankündigung geschrieben. Wie schon so oft geübt, sperrte er die Tür auf, die ihn ins Gebäude führen sollte und verschwand vom Dach. Auch im Gebäude erklang bis auf seine Schritten kein einziges Laut. Doch die Sicherung im Hawks Kopf war auf höchste Stufe eingeschalten. Schließlich musste er darauf achten, das auch kein Messer plötzlich hinter seinem Rücken auftaucht und ihn erneut vergiftet. Das würde er sich nicht nochmal gefallen lassen. In den letzten vergangenen Tagen konnte er sich nicht mal gegen Reikas Angriffe wehren. Ein leichter Seufzer war zu hören und er bertat einen dunklen Raum. Bei dem Anblick des Kunstwerks musste er tief einatmen. Vor ihm stand ein rießiger Spiegel, größer als er selbst. Ja, seine Mutter hatte gesagt, dass er diesmal ein Spiegel stehlen musste, aber sie hatte nicht erwähnt, wie groß der Spiegel war. Wie sollte er denn so ein riesiges Teil mit sich schleppen? Langsam trat er ein Schritt weiter in dem Raum um sich das Ding näher anzusehen. Sobald er im Raum stand, schloss sich die Tür plötzlich wie von selbst hinter ihm. Hawk drehte sich nicht um, er wusste, dass er nicht allein war. "Komm raus und hör auf dich zu verstecken." sagte er in dem Raum. Er brauchte nicht lange zu warten, bis jemand hinter dem Spiegel zum Vorschein trat. "Ich habe nicht gedacht, dass du so schnell wieder auftauchen wirst ... Hawk." das letzte Wort hatt er fast wortwörtlich buchstabiert. Hawk grinste nur und sah seinen Gegenüber schließlich belustigend an. "Keine Überraschungsangriffe heute?" frage er und trat ein Schritt vor. Fross' Miene verfinsterte sich. Ohne länger zu warten, stürzte er sich auf Hawk, dieser wich geschickt aus. Ein Glück, dass er das wieder schnell genug konnte. "Du bist heute gekommen um 'den Spiegel der Zerstöhrung' zu holen nicht wahr? " fragte Fross tonlos. Was für ein Blitzmerker. Ohne auf Hawks Antwort zu warten fuhr er fort. "Wage es und der Spiegel würde dich zerstören." Was sollte das denn heißen? Hawk verstand nicht ganz. "Glaube mir Hawk, ich weiß alles über dich." erklang nun wieder die Stimmes seines Gegeübers. "Ich weiß, dass du die Kunstwerke nur stehlst um sie zu vernichten. Ich weiß auch genau so wie du, dass sie verflucht sind." bei diesen Worten weiteten sich Hawks Augen. Er wusste es? "Das einzige was ich leider noch nicht weiß, ist wer du bist." Naja, das war zumindest eine gute Nachricht. "Im Gegesatz zu mir, weiß du gar nichts über mich." Hawk war es aufgefallen, dass Fross heute ganz besonders viel sprach. Aber das spielte im Moment keine Rolle. "Und?" fing er nun endlich auch an zu sprechen. "Das Alles ändert doch nichts an meinem Vorhaben. Du kannst mich nicht aufhalten meine Arbeit zu erledigen." Der Blonde fing plötzlich an zu lachen. Oho, er lacht. "Du bist viel zu naiv. Insgesamt weiß ich viel mehr als du über die Kunstwerke, wie willst du dir dann sicher sein, dass ich dich nicht aufhalten kann?" Am liebsten hätte sich Hawk auf ihn gestürzt und ihn so was von vermöbelt, dass er nicht mehr weiß wieviel 1+1 war. Aber er musste sich beherrschen. Plötzlich hob Fross seine rechte Hand und warf ein Gegenstand auf den Spiegel zu. Ein lautes Klirren war zu hören und die Bruchstücke des Spiegels fielen auf dem Boden und zerbrach im vielen Scherben. Er hatte doch glatt das Kunswerk selbst zerstört. Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte Hawk angefangen zu lachen, aber irgendetwas musste doch faul an der Sache sein. Denn der Spiegel war ganz bestimmt echt. Mit fragenden Augen betrachtete er die Scherben, die am Boden lagen. "Was sollte das jetzt?" fragte er völlig verblüfft. Wieder fing Fross an zu lachen. Der tickt heute wohl nicht richtig. "Na siehst du? Ein Beweis, dass du keine Ahnung hast." Wütend ballte Hawk seine Hände zu Faust. Ja, er hatte wirklich keine Ahnung was das Ganze sein sollte und das ärgerte ihn. "Es ist mir Wert den Spiegel zu zerstören, weil er dich somit auch mitnehmen wird. Nicht um sonst heißt er 'Der Spiegel der Zerstürung'" Nach diesen Worten sah Hawk plötzlich, wie sich ein Splitter des Spiegels von selbst rührte und schließlich zum Schweben anfing. Dieses Bild vor seinen Augen erschrak ihn. Er war hier in einem Museum und nicht in einem Geisterhaus. *** Mit schnellen Schritten rannte Reika durch den Park, immer wieder warf sie ihren Blick auf die Armbanduhr. 20 nach 21 Uhr. Sie würde es schaffen. Fross hatte ihr gesagt, dass sie um halb Zehn am Museum ankommen sollte. *** Inzwischen schwebten bereits alle Scherben des Spiegels im Lüfte. Was hatte das alles zu bedeuten. Er dachte sie wären zerstört. Nein, das waren sie auch, aber ... Wütend warf er seinen Blick zu Fross. "Was soll das alles?" fragte er. Dieser grinste feindselig. "Gut, da du so nett fragst, werde ich es dir erklären." Das sieht gar nicht gut aus, dachte Hawk und wartete auf eine Erklärung. "Noch 10 sekunden und die Scherben des Spiegels werden anfangen ohne Kontrolle und blind in diesem Raum herumrasen. Sie würden nicht aufhören zu sausen, solange kein Blut in ihre Splittern widerspiegeln. Weißt du was das heißt?" Hawks Augen erweiterten sich. "Genau, mach dich bereit die scharfen Klingen der Splittern in deinem Fleisch zu spüren." wieder grinste er. "Und was ist mit dir?" frage Hawk plötzlich, das war ihm gerade eingefallen. Die Splittern werden blind herumsausen, das würde also heißen, dass sie Fross genauso gut treffen können. "Mach dir keine Sorgen um mich, ich werde schon dafür sorgen, dass die Splittern nur dich treffen und niemand sonst." mit diesen Worten wurde sein Körper plötzlich von schwarzen Nebeln verschlungen. Hawk konnte nicht fassen, was er da sah. "WAS BIST DU???" fragte er, doch bekam keine Antwort auf seine Frage. "Dann tanz mal schön." hörte er nur noch. Als sich der Nebel löste war Fross verschwunden. Wütend biss er sich auf die Lippen. Verdammte Scheiße!!! Genau in diesem Moment fingen die Scherben an zu sausen. In allen Richtungen. Jeder der Splitter leuchteten in silber und erhellten den Raum. Nein, das konnte nicht sein, das konnte nicht sein Ende sein. Er musste sich sofort etwas einfallen lassen. Minuten vergingen. Immer noch versuchte Hawk die Splittern so gut wie möglich auszuweichen. Er hatte alles versucht, wollte das Schloß der Tür aufbrechen, hatte jedoch nie genug Zeit dafür, hatte gesorgt und gehofft, dass die Scherben gegen die Wand schlugen und somit die Wirkung verlieren würden, aber daraus wurden nur noch mehr Splitter. Er spürte wie ihm langsam die Puste ausging. Verdammt, so konnte es nicht weitergehen. Keuchend erreichte Reika den Museum, nicht lange und sie stand vor dem Raum, welchen sie betreten sollte. Das hatte Fross zumindest zu ihr gesagt. Sie holte nochmal tief Luft und drückte die Klinge nach unten. Überrascht stellte sie fest, dass die Tür abgeschlossen war. Im Inneren des Raumes hörte sie komische Geräusche, als würde jemand immer und dimmer wieder gegen die Wand schlagen. Ohne länger zu zögern holte sie den Schlüssel aus der Hosentache, den ihr ebenfalls Fross überreicht hatte und steckte ihn in dem Schloß. Ziemlich schnell hatte sie die Tür aufgerissen. Vor ihren Augen bot sich ein schreckliches Bild an. Der Raum war hellerleuchtet. Überall sausten Splittern herum, so schnell, dass sie die Scherben gar nicht mit ihren Augen folgen konnten. Mitten in dieser sausenden Scherben sprang eine Gestalt mit unglaublicher Schnelligkeit herum, um diese Splittern auszuweichen. Hawk? Mit ihrer Gedanken war sie noch damit beschäftigt, was das Ganze sein sollte, da bemerkte sie, wie ein riesiger Splitter auf sie zukam. Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Sie wollte die Tür schnell zumachen, konnte sich jedoch überhaupt nicht rühren. Das alles war doch nicht normal, so unnormal wie Hawks Flügeln. Die Scherbe kam immer näher, das Licht immer greller und im Reika stiegen Angst hoch. Plötzlich tauchte ein Gestalt vor ihr auf, schneller als der Splitter hatte er sich vor ihr gestellt. Hawk wollte sich noch umdrehen um das Stück Spiegel beiseite zu schlagen, war jedoch mit der Zeit nicht mehr ausgegangen. Reika sah, wie sich die Augen des Meisterdiebs plötzlich erweiterte, als sich die Scherbe in seinem Fleisch grub. Es war, als wäre die Zeit plötzlich stehengeblieben. Die Splittern hörten auf zu sausen und verloren ihr Licht. Dann waren nur noch das Geräusch der zerbrochenen Scherben in noch kleineren Splittern zu hören. Alles fiel auf dem Boden. Nur Sekunden vergingen bis wieder Stille einkehrte ... nein, nicht wirklich. Sie konnte noch etwas hören. Das Tropfen einer Flüssigkeit auf dem Boden. Immer schneller, immer mehr ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)