DLM von Lynnnn (Don't Love Me ...) ================================================================================ Kapitel 1: Das Geheimnis ------------------------ Die Wolken vermischten sich, ihre Farben waren unbeschreiblich schön. Zwischen den hellen rosa Farben fielen ab und zu rote Strähnen rein, als würde man sie gestalten. Immer und immer rötlicher wurde die Farben und Mitten in diesen zauberischen Farben stand eine feuerrote Sonne, die sich langsam zurückzog und hinter dem Horizont verschwand. "Hör auf damit!" schrie Reika und sie beschleunigte ihre Schritten. Mit jedem hastigen Schritt, tanzte ihre Haare mit, die ihr bis zur Taille herunterfielen. Leicht hob sie ihren Rock, damit sie etwas schneller vorwärts kam. "Womit denn?" fragte Dee verwundert und eilte ihr hinterher obwohl er genau wusste was sie meinte. "Hör auf mir hinterher zu laufen!" Dee hatte wirklich Schwierigkeiten mit ihr Schritt zu halten. Kein Wunder, Reika war eine geniale Sportlerin und außerdem die einzige Tochter des Herrn Hijirie, ein hervoragender Kommissar der Tokio Hauptpolizeiamt. Er arbeitete gerade an dem Fall von Meisterdieb "Hawk", der vor einem Jahr aufgetaucht und nun immer noch wertvolle Kunstgegenstände raubte. Reika selbst konnte die Finger natürlich nicht davon lassen und möchte den Dieb unbedingt fangen, bisher ohne Erfolg. "Falls du dich erinnern kannst ... " began Dee nun, "sind wir Nachbarn." Reika antwortete nicht, das tat sie immer, sobald sie keine Antwort fand. Dee bemerkte wie ihre Schritten etwas langsamer wurden. Schnell holte er sie auf und versuchte sie von seitlich zu betrachten. Doch was er sah gefiel ihm ganz und gar nicht. Reikas Augen waren zwar nicht auf ihn gerichtet, aber wenn sie das täte war er sich sicher, dass sein Hintern sofort anfangen würde zu brennen. Trotzdem, irgentwie mochte er diesen Blick. Es war schon komisch, in letzer Zeit mochte er einfach alles an ihr. "Sag mal ... " er bückte sich vorsichtig vor und fing an zu reden, " bist du etwa immer noch sauer wegen der Sache von heute Früh?" Ja! Sie war sauer! Sie war total sauer auf ihn! Jedes Mal wenn ihr der Meisterdieb entwischt, musste sie sich darauf vorbereiten am nächsten Tag von Dee ausgelacht zu werden. Irgendwann reichte es nun mal und dieser Irgendwann war heute, denn heute war er entgülltig viel zu weit gegangen. "Ich meine ... ich hatte doch Recht!" Reika konnte es einfach nicht fassen, jetzt fing er schon wieder an. Ohne es gemerkt zu haben, dass Reika sich die Zähne zusammenbiss richtete sich Dee wieder auf, ging normal weiter und sprach wieder. Wenn er wüsste in welcher Lebensgefahr er gerade schwebte. "Wieso lässt du ihn nicht einfach in Ruhe. Du bist ihm doch sowieso nicht gewachsen. Außerdem finde ich ... " Dees Satz ging nicht zu ende, denn er spürte plötzlich wie ihn jemand mit einer Tasche mit voller Wucht auf den Kopf schlug, so dass er umfliegen musste und sich gleichzeitig auf die Zunge biss. Das war Reikas Absicht. Ihr würde es ganz bestimmt nicht stören, wenn er nicht mehr sprechen könnte. "DU IDIOT! ICH HASSE DICH!" hörte er noch ihre Stimme, daraufhin Schritten, die sich schnell entfernten. Na ja, er hatte es versucht, was dabei rausgekommen war, war eine andere Sache. Aua ... eigentlich hätte er den Schlag ruhig ausweichen können, aber das wäre viel zu auffällig gewesen und er wollte auf keinen Fall, dass in Reika Verdacht geschöpft wird. Sie durfte nicht denken, dass er der Meisterdieb sein könnte. Was hieß hier könnte? Er war dieser (verdammter) Dieb! Es war seine Aufgabe diese Kunstwerke zu stehlen, wieso wusste er auch nicht genau. Schon als er noch sehr klein war, wurde er für diesen Job ausgebildet. Langsam richtete er sich wieder auf. In seinem Kopf hämmerte es und an seine Zunge wollte er gar nicht erst denken. Man, hat die einen Schlag drauf, nein, eigentlich waren es eher die Gegenstände in ihrer Tasche. Trug sie etwa Ziegelsteine mit sich rum? Er und Reika kannten sich schon sehr lange, schon als sie noch kleine Kinder waren. Und ehrlich gesagt mochte er sie. Sehr sogar. Aber seitdem er Dieb geworden war, musste er in Reika so eine Art Gegnerin sehen. Das war unangenehm. Außerdem war sie so ziemlich die einzige Person, die ihm Probleme ... nein große Probleme während seiner Arbeit bereitete. Diese Ziege, sie ist so ... arg. Er fand keine Worte dafür, wie er sie am besten bezeichnen sollte. *** "Ich bin wieder zu Hause!" rief Dee und warf seine Schultasche in einer Ecke. Er zog sich die Schuhen aus und wanderte wackelig zum Spiegel, der im Gang hing. Tatsächlich, die Beule sah furchtbar aus. "Da bist du ja endlich Deenischatz." rief seine Mutter und kam mit nassen Händen aus der Küche. "Mum, bitte, so hast du mich genannt, als ich noch nicht im Stande war allein aufs Klo zu gehen." sagte Dee, machte sich nicht die Mühe sich weiterhin im Spiegel zu betrachten und ging auf seine Mutter zu. "Ach, das gefällt dir nicht? Wie wäre es dann mit Hawkischatz?" Dee konnte noch gerade verhindern, dass er auf dem glatten Fußboden ausrutschte. Verdammt, wie kam sie nur darauf??? Bevor er etwas zu diesem Name sagen konnte, warf seine Mutter wieder ein: "Sagmal Schatz, was hast du denn mit deinem Kopf gemacht?" Die Beule war ja wirklich nicht zu übersehen. "Erm, ... ich bin nur unabsichtlich gegen eine Stange gerannt." log er. "Das gibt es doch nicht, als Meisterdieb musst du doch im Stande sein etwas vorsichtiger zu sein!" sie trocknete ihre Hände auf ihrer Schürze ab und ging nun auf Dee zu. "Komm, lass dich behandeln." sagte sie liebevoll wie es halt jede Mutter so sagte. Dee tratt einen Schritt zurück. Ach, du Schreck. "N-nein Mum, mir geht es gut, es ist ja nur eine kleine Beule." verzweifelt versuchte er sich aus dieser Situation zu befreien, denn er wusste, dass seine Mutter bei vielen Sachen ziemlich übertrieb. Doch es war bereits zu spät. Seine Mutter packte ihn am Arm und zerrte ihn ins Wohnzimmer. Egal wie sehr er sich auch dagegen wehrte, es hatte keinen Sinn. *** Dee seufzte. Er ging zum Fenster und öffnete dieses. Mittlerweile war es schon dunkel. Reikas Zimmerfenster stand direkt gegenüber. Die Vorhänge versperrten ihm jedoch die Sicht zu ihrem Zimmer. Tief atmete er einmal durch und lies sich nun von dem Abendwind sanft streicheln. Er konnte sich noch sehr gut an damals erinnern, da hatte er sie zum ersten Mal getroffen. Sie hatte ihn gefragt wer er war und seine Antwort lautete 'Dein neuer Nachbar'. Dee wusste, dass seine Antwort auf diese Frage inzwischen geändert hatte und deswegen hoffte er, dass Reika ihn diese Frage nie wieder stellen würde. Plötzlich sah er, wie in ihr Zimmer Licht aufging, schnell nahm er ein kleines Stück Stein aus einem Blumentopf, das seine Mutter unbedingt bei ihm im Zimmer lassen wollte und warf diesen leicht gegen ihre Fensterscheibe. "Hey Reika, bist du das?" Eine ziemlich dumme Frage, natürlich war sie das, wer denn sonst? Keine Antwort. "Reika! Reika?" Immer noch keine Antwort. "REEEEIIIII ......" "WAS IST DENN?" ertönte nun endlich ihre Stimme aus ihrem Zimmer. Die war ja immer noch wütend. "Willst du nicht das Fenster aufmachen und etwas frische Luft schnappen?" fragte Dee als sei nichts passiert. "Nein!" Reikas Stimme klang wirklich sehr verärgert. Dee überlegte. "Willst du mich nicht sehen?" "NEIN!" "Bist du dir sicher?" "NATÜRLICH BIN ICH MIR SICHER!!! Im Moment kann ich dein Gesicht nicht ertragen. Ich hasse dich!" Schon wieder dieser Satz. Reika sagte das ziemlich oft zu ihm, aber er wusste, dass sie es nicht ernst meinte. Früher war es ihm auch egal, aber jetzt ... er wusste nicht wieso. Eine Weile lang verstummten alle Beide. Dee glotzte mit beiden Augen auf Reikas Fensterscheibe bis ihm die Augen wehtaten. Was machte er da eigentlich schon wieder? Irgendwie hatte er wohl gehofft, dass sie das Fenster doch aufmachen würde, aber anscheinend konnte er das vergessen. Schließlich gab er seufzend auf und hob seinen Kopf. Er betrachtete die Sterne, die inzwischen hell am Himmel leuchteten. "Die Sterne heute sind wirklich schön ... " sagte Dee schließlich nach einer Weile und seine Stimme klang plötzlich unheimlich sanft. Ihm war es eigentlich gar nicht aufgefallen, dass er wieder sprach. "Wenn du mich nicht sehen willst, dann wirf doch zumindest einen Blick auf die Sternen." Wenn er wüsste was er da sagte, er würde sofort aus dem Fenster springen. Aber anscheinend waren seine Gedanken ganz wo anders. Keine Ahnung worüber er gerade nachdachte. Reika war etwas verwundert. Was war denn heute mit Dee los? Normalerweise würde er doch nie über so etwas reden. Langsam schob sie die Vorhänge zur Seite und öffnete das Fenster. Als ihr Blick auf Dee fiel, musste sie loslachen. Dee, der noch im Gedanken versunken war blickte sie nur fragens an. "Wie siehst du denn aus?" fragte sie und wischte sich die Tränen aus dem Augenwinkel. Er brauchte etwas Zeit um festzustellen was sie meinte. Seine Gedanken kehrten langsam zurück. Plötzlich wurde ihm wieder alles klar. Man, was für eine schnelle Reaktion. Dees Kopf war mit Verbänden zusammengebunden, obwohl es doch so unnötig war. Jetzt sah er aus wie eine Mumie. "Das habe ich dir zu verdanken!" Nun war er entgültig zurück. Reika konnte nicht aufhören zu lachen, was ihn etwas ärgerte. Keuchend hielt sie sich an ihrem Vorhang fest. "Du verdienst es!" sagte sie schließlich nach Luft schnappend. Sie hob ihren Kopf und betrachtete nun die Sternen. Tatsächlich, sie waren wunderschön. Dee, der gerade etwas zu diesem Satz sagen wollte, blieb inne, als er sah, dass Reikas Aufmerksamkeit nun auf die Sternen gerichtet war. Dees Aufmerksamkeit blieb jedoch bei ihr. Ihre langen, fast lilafarbigen Haaren fielen ihr leicht über die Schulter hinunter zur Taille. Dees Blick folgte sie und er musste feststellen, dass Reika eine gute Figur hatte. Er konnte seinen Blick nicht mehr von ihr abwenden. Immer mehr rutschte er hinauf. Hey, warte mal. Was machte er denn da? Schnell sah er zur Seite und seine Wangen glühten auf. Was war denn das schon wieder? Normalerweise würde er jetzt die Hände durch seine Haare fahren um sich wieder zu beruhigen, aber heute war das wohl nicht so praktisch. "Wieso willst du unbedingt, dass ich aufhöre Hawk zu jagen?" riss ihn Reikas Frage plötzlich aus seinem Gedanke. Langsam hob er seinen Blick und stellte fest, dass sie immer noch zum Himmel blickte. Wieso fragte sie? Nach kurzer Zeit bemerkte er wie Reikas Blicke sich nun langsam auf ihn richtete. Eine unheimliche Spannung herrschte plötzlich zwischen den Beiden "Kennst du ihn?" fragte sie plötzlich und ihre Stimme wurde ernst. Dee schluckte. "Nein, wie kommst du denn darauf?" fragte er möglichst gelassen und musste sich innerlich zusammenreißen um nicht vor ihr abzuhauen. "Dann sag mir wieso du nicht willst, dass ich ihn jage!" Reikas Blick bohrte tief in dem seinen. Wieso musste sie ihn bloß so ansehen? Dieser Blick machte ihn nervös. Vor allem hinderte es ihn daran zu lügen. In Dees Gehirn schien jede einzelne Zelle noch zu schlafen. Verdammt, wacht endlich auf!!! Er musste sich dringend etwas einfallen lassen. "Erm ... es gibt einen Gru-nd wieso ich nicht will, das-s du ihn jagst ... " er biss sich auf die Unterlippe. Dieser Satz war ja wohl mehr als unnötig. Natürlich gab es einen Grund, wieso er nicht wollte, dass sie den Dieb jagte. ER war der Dieb und sie machte ihm das Leben schwer, dewegen sollte sie sich nicht dauernd einmischen. Aber das konne er ihr nun wirklich schwer sagen. "Ich finde ... es ist viel zu gefährlich!" Das war die Lösung! Reikas Blick war immer noch auf ihn gerichtet. "Dir könnte etwas passieren." Allerdings meinte Dee das irgendwie ernst, denn er musste schon ziemlich oft miterleben, wie Reika ihm (dem Dieb) bis auf dem Dach folgte. Jedes mal wenn dies der Fall sein sollte, hatte er das Gefühl, als bestünde die Gefahr darin, dass er in jeder weiteren Sekunde vor Herzschwäche umfallen könnte. Das war einfach nicht auszuhalten!!! Wie sollte er nur richtig arbeiten können, wenn er nicht nur an seine eigene Sicherheit, sondern auch noch an Reikas Sicherheit achten musste? Arg, sie machte ihn einfach verrückt. Und in letzter Zeit war es ganz besonders schlimm. Keine Ahnung wieso. Weiß Gott wieso. Um sich nicht viel zu sehr aufzuregen began er den Verband auf seinem Kopf loszubinden, er musste etwas tun, das half bei ihm immer. Auch tat er es um Reika nicht ins Gesicht sehen zu müssen. "Ich meine ... so ein Dieb, man weiß doch nie, zu was er fähig ist." natürlich wusste DEE, dass der DIEB Reika nie etwas antun würde. Sein Herz pochte nun wieder regelmäßig und seine Lungen erlaubte ihm auch wieder langsamer zu atmen. Eine weile beschäftigte er sich nur damit den Verband auf seinem Kopf zu entfernen. Der Verband war lang. Er brauchte lange. Verdammt, so lange wollte er sich nun auch wieder nicht damit beschäftigen. Es sah bestimmt ziemlich blöd aus, immer die gleiche Bewegung, zwei Minuten lang durch. Er wusste, dass er sich schlussendlich doch noch aufregen würde. Endlich! Der letzte Stoff auf seinem Kopf fiel zu Boden und er machte sich auch nicht mehr die Mühe ihn aufzuheben. Ruhig hob er seinen Blick. Ruhig? Ruhig konnte er das wohl nicht bezeichnen, eher nervös. Doch als seine Augen die Reikas trafen, wurde er tatsächlich ruhiger. "Ich würde nicht wollen, dass dir etwas passiert." diese Worte rutschten ihm aus dem Mund, er hatte gar nicht nachgedacht bevor er sie aussprach. Reika schien eine Weile zu erstarren. Doch dann, dieses Lächeln, das Lächeln, das ihn in letzter Zeit komischerweise oft außer Fassung brachte. "Mach dir keine Sorgen!" sagte sie schließlich und ihre Augen gaben ihm das Gefühl, als würden sie glänzen. "Mir wird schon nichts passieren!" nun strahlte sie. Na toll, seine Gehirnzellen, die gerade etwas wacher wurden schienen plötzlich wieder eine nach dem anderen umzufallen. Er konnte es einfach nicht fassen. Was war bloß mit ihm? "Gute Nacht!" hörte er noch ihre Stimme und sah gleichzeitig, wie die Vorhänge vor ihrem Fenster wieder zuging. Eine ganze Weile lang stand Dee immer noch am Fenster und betrachtete die Sternen, die ihm das Gefühl gaben, als lächelten sie ihn an. Es tat gut diese frische Luft einzuatmen. Er hatte es gebraucht. Noch einmal atmete er tief ein und schloss schließlich das Fenster. Er brauchte sich wirklich keine Sorgen um Reika zu machen. Ihr würde ganz bestimmt nichts passieren. ER würde nicht zulassen, dass ihr etwas passiert. Kapitel 2: Hawk --------------- Die Sternen standen hoch am Himmel und Regentropfen fielen leicht herab. An einer gewöhnlichen Nacht würden alle Menschen friedlich zu Hause sitzen und die Ferseheprogramme durchgehen. Doch diese Nacht war keine der gewöhnlichen Nächten. Vor dem Eingang des Tokiomuseums drängelten sich die Leuten zusammen, unzählige Polizisten bewachten das Gebäude und ein paar von ihnen die am Eingang standen hatten große Probleme die Leuten zurückzuhalten. Kommissar Hijirie stand am Dach des Museums. Auch da befanden sich bereits viele Polizisten. In seiner Hand war eine Ankündigung von Hawk. 'Heute Nacht um 21Uhr hole ich mir das Juwel der Zeit. Hawk.' Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war 8 Uhr 57. "Herr Kommissar!" ertönte plötzlich eine Polizistenstimme hinter ihm. "Fräulein Hijirie ist wieder verschwunden." Der Kommissar seufzte. Ach Reika, egal wie sehr er sie auch aus dieser Sache raushalten wollte, sie wollte einfach nicht hören. Der Wind wehte leicht und sorgte dafür, dass unzählige Regentropfen auf seine Wangen fiel und schließlich wieder auf dem Boden tropften. "Da ist er, Hawk!" Plötzlich ertönte eine Stimme in der Menge und wie ein Zeichen das erhoben wurde hoben alle den Kopf und suchten nach der Gestalt. Hawk ließ sich von seinen braunroten Flügeln tragen, die ihn leicht und schwebend durch den Himmel gleiten ließ. Seine Flügeln, die normalerweise nie zum Vorschein traten, damit wurde er geboren. Er war froh, dass er sie hatte, denn sie hatten ihn schon ziemlich oft aus einer schwierigen Situation vor Reika gerettet. Seine Flügeln, ein Zeichen für den Meisterdieb. Leicht und geräuschlos landete er wie der Kommissar es erwartet hatte auf dem Dach des Museums, wo bereis viele Polizisten und auch Herr Hijirie auf ihn warteten. "Das nenne ich einen herzlichen Empfang." sagte der Dieb und grinste während er seine Flügeln wieder zurückzog, bis diese auf seinem Rücken verschwand. Wie immer konnte man sein Gesicht nicht erkennen, denn sein linkes Auge war hinter so einer Art Schutzbrille versteckt was man widerum nicht so bezeichnen konnte, weil sie nur ein Auge verdeckte. "Hawk, ich an deiner Stelle würde aufgeben, denn du kommst hier nicht durch." sagte der Kommissar obwohl er sich nicht so sicher fühlte. Das Grinsen auf Hawks Lippen wurde nur noch breiter. Er wusste, dass der Kommissar sich unsicher fühlte. Wie immer. "Tut mir leid meine Herren," sagte er locker. " aber heute habe ich keine Lust mit euch zu spielen." Er bezeichnete das schon immer als ein Spiel. Die Polizisten sind die leichtesten Gegner, dann kommt der Kommissar und zum Schluss die fürchterliche Endgegnerin mit anderen Worten Reika. Mit diesen Gedanken musste er immer wieder lachen, wie kam er nur auf solche Blödsinn? Wenn Reika das wüsste, was sie wohl mit ihm machen würde? Noch bevor der Satz ganz zu ende ging, löste sich plötzlich Gase am Boden auf, was natürlich von Hawk verursacht wurde und versperrte die Polizisten die Sicht. "Lasst ihn nicht entkommen!" schrie der Kommissar. Die Polizisten liefen panisch umher, stießen gegenseitig zusammen und ließen zu, dass noch mehr Leute über sie stürzten. Der Kommissar konnte es einfach nicht fassen, wieso war er bloß von solche Idioten umgeben??? Schnelle Schritten durchquerten den Gang im Museum, gefolgt von seinem eigenen Schatten und niemand anderen. Diese Volltrotteln. Hawk konnte einfach nicht aufhören zu grinsen und erreichte mittlerweile den Saal, wo sich das Juwel aufhielt. Da ist er, in der Vitrine. Doch bevor er sich auf dem Weg machte diese zu nähern, schaltete er noch seine Brille an um zu durchprüfen, dass auch wirklich keine Falle zu sehen war. Nein, es war alles sicher, irgendwie komisch aber was solls. Bisher wurde er immer entweder von Lichtwerfern überrascht oder vom Schlafgasen überfallen, was alles natürlich von Reika geplant wurde. Einmal musste er seine Hose zurück lassen nur weil Reika es geschafft hatte ihn auf einen Sessel zu zwingen, der mit Superkleber verschmiert war. Wenn er nur daran dachte, nein, er wollte nicht daran denken. Damals HATTE ihn Reika fast...aber naja, immer noch besser die Hose liegen zu lassen als von ihr geschnappt zu werden. Mit einem leichten Schlitzer entfernte er das Glas und holte das Juwel heraus. Schwaches Licht fiel auf dieses und es schien, als würde es brennen. Wirklich wunderschön. Der Meisterdieb war gerade dabei das Juwel einzustecken, als er plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich hörte. "Keine Bewegung! Hawk!" leicht drehte er seinen Kopf um. Reika trat aus der Dunkelheit und in ihrer Hand befand sich eine Pistole, was den Meisterdieb etwas überraschend vorkam. Dennoch grinste er und drehte sich ganz langsam um. "Hätte ich mir ja denken können." sagte er und grinste wieder. "Wie immer, die kleine Fräulein Hijirie." "Ja, wie immer." sagte sie und grinste ebenfalls. "Allerdings wird das nicht mehr lange dauern, denn heute werde ich dich schnappen." nun hob sie noch eine Hand und umklammerte die Pistole mit beiden Händen. "Findest du nicht, dass du noch zu klein bist um mit einer Pistolen zu spielen? Das ist doch gefährlich." sagte er als würde er das ernst meinen. Reikas Atem stotterte kurz, als sie das Wort "Gefährlich" hörte. Hatte das nicht schon irgendjemand zu ihr gesagt? "Ich bin nicht mehr klein!" brachte sie nach zwei Sekunden zornig hervor, jedoch erschien danach sofort wieder ein Grinsen auf ihrem Gesicht. "Ja...es ist gefährlich ... für dich!" Diesmal war es Hawk der nach Luft schnappte. Er atmete tief durch und sah sie wieder an. Von ihrer Haltung her war er sich sicher, dass die Pistole echt war. Er schluckte. Nun, diesmal schien Reika es ernst zu meinen. "Das hätte ich echt nicht von dir erwartet, Kleines." sagte er möglichst ruhig. Reikas Grinsen wurde noch breiter. Langsam ging sie auf ihn zu. "Los, her damit!" sagte sie stolz. Hawk sah sie fragend an. "Womit?" Reikas Blick verdunkelte sich. Wenn Blicke töten könnten, dachte er. Zögernd brachte er das Juwel, das er bisher hinter dem Rücken versteckt hatte im Vorschein. "So ist es brav!" entgegnete Reika und grinste nur noch mehr. "Und nun, lege es vorsichtig auf den Boden und gehe fünf Schritte zurück." Sie war wirklich sehr erfahren. Würde sie zulassen, dass Hawk ihr das Juwel überreicht, so würde er ganz bestimmt dafür sorgen, dass ihr die Pistole aus den Händen fällt, schließlich war er sehr schnell. Hawk folgte ihre Anweisungen. Als er nun weit genug weg war, ging Reika langsam auf das Juwel zu, kniete sich nieder und hob es auf, wobei sie mit der anderen Hand immer noch die Pistole fest umklammerte. "Sehr gut, nun brauchen wir nur noch zu warten, bis mein Vater und die Polizisten hier auftauchen und dich hinters Gitter bringen" sagte sie und lachte. Reika konnte manchmal wirklich gruselig sein. Oje, diesmal schien er wirklich in Schwierigkeiten zu stecken. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Diese verdammte Pistole. Wieso hatte sie überhaupt eine Pistole? Hawk konnte gar nicht mehr zählen, wie viele Flüche er bereits innerlich ausgesprochen hatte. Anstatt zu fluchen sollte er doch lieber nachdenken was zu tun sein sollte. "Wieso stiehlst du eigentlich?" kam die plötzliche Frage von Reika, während Hawk sich einen Plan ausdachte. Der Meisterdieb war etwas überrascht. Nun, wieso stehlt er eigentlich? Er wusste es selber nicht genau. Seine Mutter hatte ihn dazugebracht zu stehlen. Sie hat immer gesagt, dass es eine gute Tat sei. Ja, etwas Besseres war ihr wohl nicht eingefallen. Total lächerlich. Allerdings wunderte er sich wirklich darüber, wieso er ihre Anweisungen trotzdem folgte. Plötzlich fiel ihm ein Plan ein, wie er aus dieser Situation rauskommen konnte. Er grinste. "Ich wollte dich sehen, deswegen stehle ich." sagte er gelassen und gleichzeitig ziemlich cool. Dabei richtete er seine Augen auf Reika und ließ ein Schaudern über ihren Rücken jagen. "Wie meinst du das?" fragte Reika etwas nachdenklich. Hätte sie bloß nicht gefragt. Sie wollte nicht auf dumme Gedanken kommen. Bloß nicht von ihm verwirren lassen. Der Meisterdieb grinste nur noch mehr und ging mit langsamen Schritten auf sie zu. "Bleib wo du bist!" rief Reika und trat ein Schritt zurück. Das Juwel befand sich nun in ihrer Tasche und wieder umklammerte sie die Pistole mit beiden Händen. Hawk jedoch wollte nicht auf sie hören. Er ging weiter ohne zu stoppen. Obwohl ihn die Pistole nun schon längst an der Brust berührt hatte ging er immer noch weiter und ließ somit das verwirrende Mädchen rückwärts gehen. "Ich schieße." warnte sie ihn. Hawk war jedoch kein bisschen unsicher. Er kannte Reika gut genug und deswegen wusste er, dass sie niemals schießen würde. Schon gar nicht nachdem er sie neugierig gemacht hatte. Ja, sein letzter Satz sollte bezwecken, dass in Reika Neugier erwachte und das war sie auch. Plötzlich spürte sie die kalte Wand hinter ihr. So ein Mist! dachte sie. Der Dieb hob langsam seine rechte Hand und berührte mit dieser die Wand. Nun war er Reika sehr nahe. Sein Gesicht näherte das Ihren und sein Blick zog sie in seiner Bahn. "W..was hast du vor?" fragte sie unsicher, schon längst vergessen, dass sie die Pistole noch in der Hand hielt und somit eigentlich die Kontrolle haben sollte. "Willst du wissen, wer ich bin?" flüsterte der Dieb ihr ins Ohr. Diese Stimme, plötzlich so bekannt und sanft. Und dieser Satz, sie ließ Reika erneut aufzucken. Ohne es gemerkt zu haben fiel die Pistole auf den Boden. Der Dieb grinste. Mit einem Kick ließ er die Pistole im Saal verschwinden, zumindest aus der Sichtweite. Nun ging Hawk seelenruhig von Reika davon, richtung Balkon. Ein perfekter Fluchtweg. Reika stand immer noch verwirrend da. Was war das gerade? Wie ein Blitz ging in ihr plötzlich auf, was da vor sich ging. Der Dieb hatte sie doch tatsächlich für blöd verkauft. Arg....dieser.... "Rühre dich nicht von der Stelle oder du wirst es bereuen!" schrie sie nun zornig, ihre Hände zur Fäusten geballt. Der Dieb hörte nicht auf sie. "Was ist? Willst du auf mich schießen?" fragte er und entriegelte gleichzeitig die Tür zum Balkon. Reika konnte es einfach nicht fassen, hastig suchte sie nach der Pistole. Verdammt, wo war sie hin? Mittlerweile kochte sie schon vor Wut. Plötzlich fiel ihr ein Gedanke ein. "Hast du nicht etwas vergessen?" fragte sie ohne es nachzuchecken, nur um dafür zu sorgen, dass er stehenblieb. Tatsächlich, der Dieb stoppte. Er drehte sich um und auf sein Gesicht widerspiegelte sich Entsetzten, was Reika etwas beruhigte, anscheinend hatte er es wirklich vergessen. Ha, dieser Idiot. "Habe ich etwas vergessen?" fragte er jedoch und schien nachzudenken. Das gab es doch nicht, wusste er wirklich nicht was er vergessen hatte? Es schien als habe er ihre Gedanken gelesen, denn nun grinste er. "Ach so, meinst du das hier?" fragte er und auf seiner Handfläche tauchte das Juwel der Zeit auf. " Nein. Das habe ich ganz bestimmt nicht vergessen, trotzdem danke, dass du danach fragst." Reika war nahe davor auszuflippen, jetzt hatte er sie auch noch verarscht. Der Dieb achtete nun nicht mehr auf sie und ging auf den Balkon. Es war ein großer Balkon. Immer noch regnete es schwach. Für heute wars das wohl wieder. Zufrieden breitete er seine Flügeln aus, das einzige was Reika schon immer an ihm fasziniert hatte. Doch bevor er losflog, drehte er sich noch einmal zu Reika um und grinste breit. Er konnte es einfach nicht lassen. Wieso konnte er es nicht lassen? "Um mich zu fangen, musst du schon etwas mehr drauf haben, Kleines!" Hätte er das bloß nicht gesagt, denn in Reika waren nun entgültig alle Sicherungen durchgebrannt. "DU VERDAMMTES SCHWEIN!!!" rief sie und stürzte sich auf den Dieb. Oh weia, was hatte sie den jetzt wieder vor? Reika hatte gar nichts vor, alles was sie im Moment wollte war, diesem Dieb vor ihr etwas anzutun. Irgendetwas, egal was. Sie hasste diesen Mann so sehr, mehr über alles auf dieser Welt. Sie achtete nicht mehr auf ihre Umgebung, achtete nicht mehr auf den Regen und achtete nicht mehr auf den nassen Boden. Sie war blind vor Wut. Und dann geschah es, kurz bevor sie Hawk schnappen konnte, kurz bevor sie diesen Mistkerl berühren konnte, kurz bevor sie ihm endlich etwas antun konnte, rutschte sie aus. Sie konnte nicht schnell reagieren und stürzte vom Balkon. "REIKA!!!" schrie der Meisterdieb zum ersten mal ihren Vornamen, brachte seine Flügel zum Schwingen und folgte ihr in die Tiefe. Durch die schnelle Bewegung, fiel ihm jedoch das Juwel aus der Tasche und landete auf den Balkon. Aber das war nun wirklich nicht mehr wichtig. *** "Hey ... " Reika konnte eine schwache Stimme hören. "Hey, wach auf." Die Stimme wurde etwas deutlicher. Wer war das? Mühsam versuchte sie ihre Augen zu öffnen. Alles war verschwommen. Sie erkannte nur einen Umriss. "Ist alles in Ordnung?" fragte die Stimme wieder. 'Was war geschehen?' Nun endlich fing ihre Augen an zu arbeiten. Schwarze Haare, braune Augen, fester Blick. 'Dee?' Und dann, eine Feder, eine rotbraune Feder, dass unter Sternen wie Feuer brannte ... nein, viele Federn. Oh Gott, sind das schöne Federn....WAS??? FEDERN??? Schlagartig öffnete sie ihre Augen und sie war im Nu wieder bei vollen Sinne. Vor ihr erkannte sie Hawk. Seine rechte Hand stützte ihren Kopf, sein linker Arm war um ihre Taille geschlungen und sein Gesicht war nur einige cm von dem ihren entfernt. "Aaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhh!!!!!!!" kreischte Reika und stieß den Dieb grob von sich. Dieser schrak zurück, rutschte aus und landete mit seinem Gesicht nach unten auf den nassen Boden. Ja, klar,ausgerechnet mit dem Gesicht. Das hatte weh getan. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Sie einfach so anzufassen. Das durfte doch nicht wahr sein. Reika rutschte ein bisschen zurück. Moment, lebte sie etwa noch? Sie wischte sich über das Gesicht. Tatsächlich, sie lebte. Aber ... das war doch unmöglich. Was war verdammt noch mal geschehen??? Im selben Moment richtete sich der Dieb wieder mühsam auf. Bei jeder Bewegung knackste sein Rücken. "Wieso musst du dich immer gleich so aufregen, ich tu dir doch nichts." sagte er und seine Flügeln schienen wieder verschwunden zu sein. Reika musste sich zuerst noch an alles erinnern. Hawk. Er stand vor ihr, mit dem Rücken zu ihr gedreht. Und ... seine Brille. Er hatte sie auf der Hand, kaputt, das hieß ja... "Dankeschön, jetzt kann ich mir eine neue Brille besorgen." sagte er und ließ den Schrothaufen in seiner Hosentasche verschwinden. Es musste wohl kaputt gegangen sein, als Reika ihn von sich weggestoßen hatte. Hawk wusste nicht was er machen sollte. Man, wie blöd konnte er denn noch sein? Jeder normaler Dieb würde in diesem Moment sofort verschwinden. War doch logisch. Außerdem war seine Brille gerade kaputt gegangen, so könnte Reika ihn sogar erkennen, wenn er noch länger blieb. Aber ... irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Er wollte verschwinden ... nein, er wollte nicht verschwinden. Verdammt, was wollte er? Plötzlich spürte der Meisterdieb wie ein kaltes metallisches Gegenstand sein Handgelenk umklammerte. Zu spät. "Du bist verhaftet!" sagte Reika. Ihr war wieder eingefallen, was sie vor hatte. Ohne auf seine Reaktion zu warten, drehte sie sich um und versuchte ihn zur Bewegung zu bringen, jedoch rührte sich Hawk nicht von der Stelle. Er hob langsam seine Hand und betrachtete die Handschellen. Eines der Enden war an seinem Handgelenk gekettet, das andre an Reikas. Immer noch gab sich Reika große Mühe ihn von der Stelle zu rühren. "Ist das etwas der Dank dafür, dass ich dir soeben das Leben gerettet habe?" fragte der Meisterdieb und betrachtete die Handschellen immer noch, als habe er diese zum ersten mal gesehen. Reika brauchte nicht lange für diese Frage, hastig drehte sie sich zu ihm um und schrie ihn fast an. "Was heißt hier du hast mein Leben gerettet. Deinetwegen bin ich doch hinuntergestürzt!!!" Hawk hob leicht seine Augenbraue und kratzte sich am Kinn. "Aber wenn ich mich so recht erinnerte, bist DU doch ausgerutscht." sagte er, als würde er ernsthaft über das Geschehen vorhin nachdenken. Reika hielt inne. Ohne es zu wollen versuchte sie sich zu erinnern. Sie war dem Dieb bis auf dem Balkon gefolgt ... er stand da und grinste ... sie packte die Wut ... sie rannte hinüber ... der Boden war nass ... sie spürte wie sie das Gleichgewicht verlor ... und dann sah sie seine Flügeln. Das war also geschehen. Wie peinlich, der Dieb hatte ihr doch tatsächlich das Leben gerettet. Es regnete immer noch schwach und zwischen ihnen herrschte Stille. "Ich habe einen Vorschlag." riss Hawk sie plötzlich aus ihren Gedanken. Fragend richtete Reika ihren Blick auf ihn, dessen Lippen wieder zu einem Grinsen verzogen war. Mühsam versuchte sie sein Gesicht zu erkennen, aber dafür war es leider viel zu dunkel. "Ich habe dir das Leben gerettet ... und deinetwegen das Juwel der Zeit liegen lassen." seine Stimme war leise aber deutlich zu verstehen. "dafür lässt du mich laufen und gibst mir noch etwas anderes ... als Gegenleistung." Hawks Augen schienen plötzlich etwas zu verlangen. Er wusste gar nicht, was er da sagte. Irgendetwas in ihn bewegte ihn dazu zu sprechen. Reika sank ihren Blick. Es war schon richtig, dass er ihr das Leben gerettet hatte und deswegen sie ihn auch laufen lassen sollte. Aber sie war nicht damit einverstanden ihm noch etwas zu geben. Schließlich gehörte das Juwel sowieso nicht ihm. außerdem: "Ich habe leider nichts was das Juwel ersetzen könnte." Plötzlich spürte sie, wie der Meisterdieb sie zu sich zog. Reika war nicht vorbereitet und landete deshalb ohne Probleme mit einem Ruck in seinen Armen. Erschrocken hob sie ihren Kopf, doch bevor sie sein Gesicht erkennen konnte, wurde es noch dunkler. Seine Flügeln. Sie verhindern, dass Licht auf sein Gesicht fiel. Doch komischerweise konnte Reika seine Blicke spüren. Seine Augen schienen selbst zu leuchten. Sie erkannte das Braun in seinen Augen, diese Augen, sie kamen ihr so bekannt vor. "Doch! " hörte sie plötzlich den Dieb flüstern" Du hast jawohl etwas, was das Juwel ersetzen kann." Seine Flügeln breiteten sich noch weiter aus und schützten sie gleichzeitig vor dem Regen. Reika hatte das Gefühl, als wolle seine Flügeln sie verschlingen. Sie wollte etwas sagen, aber sie konnte nicht. Verdammt, was hatte er vor? Wie konnte er es nur wagen? Dieser verfluchter Mistkerl. Verzweifelt versuchte sie sich von ihm zu lösen. Jedoch ergab das wenig Sinn, denn ihre eigene Handschellen ließ sie gefangen bleiben. Reika konnte es einfach nicht fassen, sie war ja so dumm. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen. Seine Flügeln hatten sie nun entgültig umschlungen. Toll, was wollte er jetzt machen? Sie wie ein Insekt einhüllen und schließlich verseuchen lassen wie es eine Spinne tat? Oder wollte er sie eher ersticken lassen? Wenn nicht so etwas in der Art, was dann? Es kann ja nur schlimme Sachen kommen. Hilfe! Reika war nahe davor loszuheulen. Jedoch konnte sie etwa spüren. Etwas, das sie beruhigte. Ein angenehmes und sehr bekanntes Gefühl der Wärme. Plötzlich hatte sie keine angst mehr. Allein die Wärme reichte aus um sie wünschen zu lassen, immer hier bleiben zu dürfen. Und dann, plötzlich, spürte sie es. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus und klopfte dafür die nächste und die übernächste doppelt so schnell. Ihre Augen erweiterten sich und ihr Atem hielten an. Was ... Seine Lippen. Seine Lippen die nun sanft auf die ihre legte. Sie hob ihre linke Hand und zog mit dieser fest an seinem Hemd. Doch dies half nicht viel, denn sie spürte wie er sein linker Arm nun um ihre Taille legte und sie nur noch näher zu sich zog, ohne den Kuss zu unterbrechen. Sie hatte das Gefühl, als würde sie in jeder weiteren Sekunde vor lauter Herzklopfen explodieren. Sie wollte sich von ihm lösen ... wenn sie es wirklich wollte, würde sie das auch hinkriegen. Aber irgendetwas schien ihre Gehirnzellen eine nach dem anderen auszuschalten. Sie konnte nichts tun. Ihr Herz schlug immer heftiger und heftiger bis es irgendwann wieder ruhiger wurden und Reika ihre Augen schloss. Sie wollte an nichts mehr denken. Sie dachte nicht mehr daran, was sie machen sollte, sie dachte nicht mehr daran, wer sie gerade küsste und sie dachte auch nicht mehr daran wieso dieser Jemand sie küsste. Sie vergaß alles um sich herum. Nach einer Weile, es kam ihr unendlich lang vor, spürte sie wie seine Lippen die ihre freigaben. Sein linker Arm umschlang dennoch immer noch ihre Taille und sie spürte seine leichte Atemzüge dicht neben ihrem rechten Ohr. "Jetzt sind wir quit." flüsterte er und als Reika ihre Augen wieder öffnete, war der Meisterdieb bereits verschwunden. Kapitel 3: Verwirrung --------------------- Stunden schienen vorrüberzueilen. Der Regen zog sich nicht zurück, statt dessen regnete es immer stärker und stärker. Am Himmel konnte man bereits keine Sterne mehr erkennen, nur dunkle Wolken der Nacht, die alles verdeckten und versteckten. Dee ging. Mit einzelnen langsamen Schritten. Inzwischen schüttete es bereits, aber er schien es nicht zu merken. Seine Klamotten waren bis auf die Hosenspitze durchnässt und seine Haaren bildeten sich zur dicke Strähnen, die den Sicht vor seinen Augen etwas versperrten, aber auch das war ihm egal. Wie lange schon ging er durch den Park, offensichtlich im Kreis. Er wollte nicht nach Hause gehen, noch nicht. Es tat ihm gut im Regen zu stehen. Er brauchte diese Erfrischung. Sehr dringend. Verdammt, was hatte er gemacht??? Seine Augen waren auf den Boden gerichtet, sie wirkten erschöpft und müde. Immer wieder erinnerte er sich an das Ereigniss vorhin. Er war ja so ein Mistkerl! Was war bloß mit ihm? Wütend schlug er mit der Faust gegen einen Baumstamm, der unglücklicherweise gerade neben ihm stand. Er hatte sie doch tatsächlich geküsst, und dann auch noch als Hawk! Es war alles doch so eh schon schlimm genug. "VERDAMMT!!!" fluchte er. In seinem Kopf war alles verwirrt und er fand keine Antwort für das, was er eben getan hatte. Es war, als hätte jemand seinen Körper übernommen und diesen kontrolliert. Langsam hob er seinen Kopf und lies diesen vom Himmel waschen. Reika! Sie hasste Hawk, sie hasste Hawk über alles andere ..... was hieß hier Hawk? Er und Hawk, sie sind doch die selben Person. Und sie hasste IHN. Sie hasste IHN über alles andere. Verzweifelt fuhr er mit beiden Händen über das Gesicht. Wieso musste er Hawk sein? Wieso musste er gleichzeitig ihr größter Fein und ihr bester Freund sein??? Seine Schritte wurden schneller, immer schneller, bis er anfing zu rennen. Er hasste dieses Leben, das hatte er gerade eben festgestellt. Unzählige Regentropfen prallten auf sein Gesicht, nur schwer konnte er seine Augen gegen diese öffnen. Nein, er brauchte nicht zu wissen wohin er rannte, es war ihm egal wohin er rannte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, was er empfand. Er fühlte sich ... mies? Nein, er wusste es nicht genau. Schon nach kurzer Zeit, hatte Dee eine lange Strecke hinter sich gebracht. Langsam öffnete er wieder seine Augen. Er konnte es einfach nicht fassen. Da stand er nun. Genau da, wo er sie vorhin eben geküsst hatte. Sie war nicht mehr hier. Dee wusste, dass er einen rießen Fehler begehen würde, wenn sie noch da wäre, er wusste, dass er ihr dann die ganze Wahrheit sagen würde, wenn sie noch da wäre. Und das wäre das allerschlimmst, was er je in seinem Leben machen würde. Er wollte es nicht mehr, er wollte und konnte es nicht mehr, aber er musste. *** Draußen schütette es wie aus Körben. Es war schon ziemlich spät. Reika saß in ihrem Bett und in ihrer Hand hielt sie einen Teddy, der ihr einst Dee zum Geburstag geschenkt hatte. Unzählige Tränentropfen fielen herab und landete auf die Wange des Bärs. In Reikas Zimmer brannte kein Licht. Durch einen kleinen Spalt von ihrer Vorhängen blickte sie mit roten Augen hinüber zum Dees Fenster, auch da brannte kein Licht. Er schlief wohl schon. Wieder fielen Tränen von ihrer Wange herab. Verdammt, sie hasste es schwach zu sein. Sie umschlung den Teddy noch enger und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Dieser verfluchter Mistkerl. Sie vergrub ihre Lippen hinter dem Teddy, es roch nach Dee, ein typisches Geruch, es roch gut ... Hawk! Hawks Geruch! So ein Blödsinn! Schnell schmiss sie den Gedanke bei Seite. Dee hatte nichts mit Hawk zu tun!!! Ein heftiger Blitz ließ Reika zusammenzucken, sie schloss ihre Augen und überlegte was sie machen sollte. Hawk ... sie würde ihm nie wieder in den Augen sehen können ... Nein, sie würde jemand anderen nie wieder in den Augen sehen könne. Erneut stiegen Tränen in ihren Augen hoch. So ein Mist, reiß dich zusammen Reika! Wie lange war es schon her, dass sie das letzte Mal geweint hatte? Sehr lange her, und jetzt? Sie hätte ihren Kuss viel lieber an jemand anderen vergeben. Jemand anderen? Wer? Sie wusste nicht wann, aber irgendwann in dieser Nacht schlief sie ein. Sie träumte, sie träumte von Dee. Er lächelte sie an, doch das warme Lächeln verwandelte sich allmählich zu einem kalten Grinsen. Wie gelähmt sah sie, wie Hawks Flügeln auf Dees Schulter ausbreiteten. Vor ihr stand nun plötzlich Hawk ohne seine Schutzbrille ... Dee ... *** "Sag mal, was hast du da draußen noch gemacht???" schrie Dees Mutter fast und trocknete mit einem riesigen Handtuch seine Haare ab. Dees Gedanken waren jedoch immer noch bei Reika und ließ müde seinen Kopf hin un her baumeln. Die Stimme seiner Mutter hatte er nich einmal wahr genommen. Sie jammerte immer noch, so was wie, dass er sich erkälten könnte oder was auch immer und riss ihm das nasse T-shirt vom Leib. Auch das schien er nicht gemerkt zu haben. "Und?" kam die plötzliche Frage von ihr. Langsam hob er seinen Kopf und sah sie geistersabwehsend an. "Was?" "Na, das Juwehl." sagte sie, als wäre es etwas ganz natürliches, wenn Dee ihr jetzt das Juwehl überreichen würde. "Es ist mir nicht gelungen es zu stehlen." sagte er immer noch geistersabwehsend und nahm das Handtuch vom Kopf, weil seine Mutter plötzlich aufgehört hatte seine Haaren weiterhin zu trocknen. Jetzt sah er aus, als habe er seine Haare noch nie im Leben gekähmt. "WWWWAAAASSSSS??????" die Stimme seiner Mutter war so laut, dass sie es tatsächlich geschafft hatte Dee aus seinen Gedanken zu reißen und ihn vom Sessel stürzen zu lassen. Dee, nun endlich aufgewacht, fuhr mit seiner Hand durch die nassen Haaren, wobei er eine Beule fand. "Was regst du dich denn so auf??? Bisher habe ich dir doch eh alles gebracht was du wolltest!!!" "Darum geht es nicht!" sagte sie immer noch wütend. Dee hatte echt keine Lust noch mit seiner Mutter zu streiten, nach alldem, was heute passiert war. Langsam richtete er sich wieder auf. "Findest du nicht, dass es allmählich reicht..." sagte er und zog sich ein trockenes T-Shirt über, das auf dem Sessel hing. "Wo sind denn all die anderen Kunstwerke, die ich dir gebracht habe?" Dee hatte eigentlich nicht mit einer Antwort gerechnet. Obwohl es ihn tatsächlich interessieren würde, wo das Geld sonst hin sein sollte, denn sie selbst lebten nun auch nicht wie die Könige. Er hatte sich bereits das T-Shirt übergezogen und ging nun raus auf dem Gang. Gelangweilt suchte er nach seiner Brille, nein, eher Schrotthaufen das er vorhin irgendwo hingelegt hatte. "Sie existieren nicht mehr ... " "Ach, und wieso?" fragte er völlig unbeteiligt. Wenn er nur gewusst hätte was jetzt kommen würde, dann hätte er sich sicher freiwillig die Zunge abgebissen, bevor er diese Fragen stellen konnte. "Nun ja, wie soll ich es sagen, also ... weil ich sie alle verbrannt habe!" Dee, der gerade dabei war einen Schritt zu machen, musste mit Entsetzten feststellen, dass er das Gleichgewicht verlor und auf dem Boden ausrutschte. Er wusste, dass er irgendwann auf diesen verfluchten Boden ausrutschen würde, doch darüber dachte er nicht mehr nach. "W-wie bitte??? " fragte Dee vorsichtig, immer noch am Boden sitztend in der Hoffnung, er habe sich verhört. "Ich habe sie verbrannt!" sagte sie wieder, diesmal etwas sicherer. Nein, das konnte jetzt aber nicht sein. Dees Mutter war zwar schon immer etwas verrückt, aber sooo verrückt war sie nun auch wieder nicht. Das wusste Dee. Nein, im Moment zweifelte er gerade daran. Dee versuchte ruhig zu bleiben und fuhr mehrmals mit der Hand über die immer noch etwas nassen Haaren. "Du hast die Kunstwerke ... " Dee unterbrach sich, als würde er nach Worten suchen. "tatsächlich verbrannt?" fragte er schließlich doch mit dem Begriff >verbrannt< und noch mal ungläubig. Die Schwarzhaarige nickte. Nun endlich konnte Dee sich nicht mehr zurückhalten und sprang vom Boden auf. WAS WAR HEUTE NUR LOS??? Zuerst verlor er die Kontrolle über seine Gefühle und dann so etwas. "VERDAMMT!!! Du verbrennst die Kunstwerke, das ich dir mit Lebensgefährdung gestohlen habe und regst dich dann noch auf, dass wir immer nur Gurken zum Abendessen haben?????" Es klang fast so, als würde sich Dee nur über Mutters Beschwerde aufregen, dass sie nur Gemüse zum Abendessen haben. Aber so ganz war es nicht, denn er regte sich darüber auf, dass sie seine ganze Mühe einfach verbrannte. Durch das plötzliche Aufschrei im Raum, zuckte seine Mutter kurz zusammen, aber das hatte Dee nicht gemerkt, denn er war so sehr damit beschäftigt, sich wieder zu beherrschen und nicht vor Wut zu platzten "Es gibt einen Grund wieso ich das tue ... " versuchte sie schließlich zu erklären. Doch Dee zeigte keinerlei Interesse. "Ich hör auf!" sagte er nur und merkte nicht, in welch einem Schock er seine Mutter damit versetzte, weil er sich bereits umgedreht hatte und die Stiegen hinauf in seinem Zimmer ging. Noch nie war er so sauer auf sie gewesen. Natürlich hatte er auch nicht gewollte, dass sie das Geld selbst behalten hätten, aber verbrennen? Er wusste,dass es dafür sicher einen Grund gab, aber diesen wollte er im Moment nicht hören. "Das sind keine richtige Kunstwerke!" hörte er die Stimme seiner Mutter, doch er antwortete nicht sondern ging einfach weiter. "Dee, ich wollte es dir schon immer sagen ..." ihre Stimme wurde plötzlich leiser und sie sah auf den Boden. " diese Kunstwerke, die du stehlst ... sie sind alle verflucht." Diese Worten wirkten wie eine Pistole, die Dee zwang stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Fragend sah er sie an. Was meinte sie mit verflucht? Es schien, als habe sie seine Gedanken gelesen, denn sie sprach weiter: "Diese Kunstgegenstände... sie haben alle eine eigene Kraft ... nehmen wir das Juwehl als Beispiel, es besitzt die Kraft, Seele zu rauben und diese in sich festzuhalten." Ein kalter Schaudern überlief Dees Rücken, angestrengt versuchte er aus der Stimme seiner Mutter zu erkenne, ob das jetzt eine Verarschung war. Nein, das war es leider nicht, denn sie sah sehr ernst aus. Er hatte nicht gewusst, dass diese Kunstwerke so gefährlich waren. Er hatte es nie gewusst. Seine Mutter lies ihm Zeit zum nachdenken. "Die Aufgabe unserer Familie ist es, diese Kunstwerke zu stehlen und zu vernichten, damit sie nicht in den Händen von falschen Leuten gelangen, denn sonst passiert eine Katastrophe! Du trägst das Blut der Lupin Familie in dir, nur du kannst sie noch stehlen, ohne dass dir etwas passiert ... " sie machte eine lange Pause und sah ihn dabei nicht an. " ... dein Vater konnte es auch ... " es überraschte Dee, dass Mutter über Vater redete. Er konnte sich nicht mehr an das Gesicht seines Vaters erinnern. Er wusste nicht einmal, wo er jetzt war. Mutter redete nicht gerne über ihn, zumindest anscheinend nicht, denn jedes mal wenn er nach Vater fragte, wechselte sie entweder das Thema oder musste plötzlich dringend etwas erledigen. "Er war genau so wie du ein Dieb ... ein hervorragender." ihre Stimme wurde immer leiser. Irgendwie wollte Dee nicht mehr,dass sie weitererzählt, er hatte das Gefühl, dass es ihr weh tat, wenn sie über Vater redet, aber andererseits wollte er wissen was geschehen war. Dieses Geheimnis hatte sie schon zu lange vor ihm verborgen. Noch bevor Dee etwas sagen konnte, sprach sie weiter:" Nun ...er kam eines Tages nicht mehr zurück ..." Dee konnte ein trauriges Lächeln auf ihrem Gesicht sehen, das aber blitzschnell wieder verschwand. "er kam nie wieder zurück ... " Dees Atem stotterte kurz, als er eine einsame Träne auf die Wange seiner Mutter hinunterlaufen sah. Er hatte sie noch nie weinen sehen. Langsam ging er die Treppen hinunter und presste sich die Lippen zusammen. Wenige Meter vor ihr blieb er stehen. Er wusste keine tröstende Worte. "Ich hatte es gespürt, ich hatte es damals deutlich gespürt...." nun brach sie entgültig im Tränen aus. Es musste schrecklich für sie gewesen sein. Ohne noch länger nachzudenken, nahm er sie in den Armen. Seine Mutter, die nun wie ein kleines Kind wirkte, das normalerweise immer so stark war, lies sich von seinem warmen Umarmung trösten. "Ich bin so stolz auf dich ..." sagte sie nach einer Weile. " du erinnerst mich immer wieder an deinen Vater .." wieder schluchste sie los. "Sccchhht .. " flüssterte er. " Alles wird wieder gut Mum. Ich werde nicht aufhören, solange nicht das letzte Kunstwerk vernichtet ist!" Kapitel 4: Wieso ärgerst du mich nicht? --------------------------------------- "Sag mal, schläfst du Dee???" rief die Deutschlehrerin und warf mit einem Schwamm auf ihn, der ausnahmsweise direkt auf sein Gesicht prallte. Dee, völlig erschrocken, blickte sich im Raum um. "W-was?" fragte er ahnungslos. Mindestens die Hälfte der Klasse fingen an zu kichern. Natürlich nur Mädchen. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Lehrerin wütend vor ihm stand und in der Hand einen weiteren Schwamm hielt, falls der Erste nicht geholfen haben sollte. "Das ist schon das sechste mal, dass ich dich zum Lesen auffordere." sagte sie zornig und blickte auf ihn herab. Das alles hatte er doch tatsächlich überhaupt nicht mitgekriegt. Schnell stand er auf, nahm das Buch um etwas vorzulesen. Doch bevor er seinen Mund aufmachen konnte spürte er einen weiteren Schwamm auf sein Gesicht prallen. Es musste wohl doch sein. "Wir haben Deutsch, falls du das noch nicht mitgekriegt hast." versuchte seine Lehrerin ruhig zu sagen. Hatte er denn kein Deutschbuch in der Hand? Nach zwei Sekunden stellte er fest, dass er ein Geschichtsbuch hielt, das noch von der vorigen Stunde war. Er presste sich die Lippen zusammen, verdammt, war das peinlich. Was hatte er denn schon wieder gemacht??? Geschlafen warhscheinlich. "Erm ... hä hä ... schuldigung, " sagte er nur und bückte sich runter um nach dem Deutschbuch zu suchen. In der Klasse war es ziemlich unruhig. Es waren überall Gekicher und Geflüsster zu hören, allerdings nur von Mädchen. "Ist das nicht süß?" drang eine Stimme in seinen Ohren, was ihn allerdings gar nicht interessierte, gleich darauf wieder eine andere Stimme "Hast du gesehen, wie er 'was' gefragt hat? Ist ja lieb..." Das Alles war nicht Neu für ihn, er musste das alles nun schon sechs Jahre lang anhören. Am Anfang mochte er das irgendwie, aber mittlerweile reichte es auch schon allmählich. Dauernd diese Tehmen über ihn, aber er hatte sich schon längst daran gewöhnt ... Verflucht, in seinem Bankfach sah es echt wie in einer Mülltonne aus, ah, da war es ja, sein Deutschbuch. Schnell nahm er es herraus, erkundigte sich über die genaue Seitenangabe und fing an zulesen. Sobalt seine Stimme im Raum erklang, wurde es blitzartig leise. Die Meisten interessierten sich doch eigentlich gar nicht für Deutsch, sondern studierten eher viel lieber seine Stimme und sein Aussehen während des Vorlesens. Er hasste es vor der Klasse laut lesen zu müssen. Er fühlte sich irgendwie beobachtet, nein eher fixiert. Aber ging es nicht schon die ganze Zeit so? Kurz warf er seinen Blick zu Reika, die einige Bänke weiter von ihm entfernt wegsahs. Auch diese schien sich nicht für Deusch zu interessieren aber leider auch nicht für ihn. Das war nun schon die dritte Stunde und sie hatte noch kein einziges Wort mit ihm gesprochen. Was sie wohl gerade denkt? Er hatte sich auch nicht die Mühe gemacht sie anzusprechen, na ja, eigentlich hatte er es nicht gewagt. Schließlich wusste er bescheid. Schuldbewusst sah er sie immer noch an, deren Rücken auf ihn gerichtet war bis ihn eine Stimme aus seinen Gedanken riss, gefolgt von einem weiteren Aufprall ins Gesicht. Das war das erste mal, dass seine Lehrerin ihn drei mal hintereinander treffen konnte. Dazu auch noch mitten ins Gesicht. Sie konnte stolz auf sich sein. "Dee Luping!" als er die Augen seiner Lehrerin sah, musste er zusammenzucken. Sie brannten tatsächlich. "Was ist heute nur mit dir los??? Sollen wir vielleicht noch 1 Stunde warten, bis du weiterliest?" nun endlich wurde Dee bewusst, dass er längst aufgehört hatte zu lesen, da er ja so sehr damit beschäftigt war Reika zu beobachten. Ohne auf eine Erklärung zu warten, schickte ihn seine Lehrerin aus der Klasse. Vielleicht war es auch besser so, denn er bezweifelte, ob er überhaupt eine Erklärung finden würde, wenn er erklären dürfte. Das er sich Sorgen um seine Freundin machte, weil diese von Hawk geküsst wurde konnte er nun wirklich schwer erklären. *** Ein Blick auf dem Himmel reichte aus um zu wissen wie spät es war. Es musste so ungefähr 17 Uhr sein. Wie am jeden Donnerstag ging Dee nach dem Fußballtraining in die Klasse um seine Sachen zu holen und schließlich nach Hause zu gehen. Doch es wunderte ihn zu sehen, dass nicht nur seine Sachen, sondern auch Reikas Sachen noch in der Klasse lagen. Komisch. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Es hörte sich an wie das Aufprallen eines Balls, immer wieder. Er blickte aus dem Fenster, das Geräusch kam vom Volleyballhalle. Ohne länger nachzudenken, nahm er Reikas und seine Sachen und stürzte aus dem Klassenzimmer. Reika hatte doch tatsächlich einen ganzen Tag lang kein einziges Wort zu ihm gesagt. Das ärgerte Dee, erst jetzt wusste er dass er es nicht aushalten konnte, wenn Reika so bedrückt war. Verdammt! Er war doch selber Schuld daran. "HA!!!" schrie Reika und schlug den nächsten Volleyball gegen die Wand. Das Aufprallen des Balls war wiedermal nicht zu überhören. Dee hatte schon immer gesagt, dass ihr "Aufschlag" glatt jemanden erschlagen könnte. Überall kullerten Volleybällen herum. Obwohl Reika bereits schwer atmete und fast am Ende war, wollte sie nicht aufhörten zu trainieren. WIESO? WIESO? WIESO? Mit aller Kraft schlug sie erneut gegen ein neues Opfer, das wieder mit einem lauten Knall am Boden landete. Wieso konnte sie ihn heute nicht ansprechen? Wieso konnte sie ihn heute nicht einmal ansehen? Sie spürte wie ihre Augen anfingen zu berennen. Nein, bitte nicht jetzt. Sie wollte vergessen. Wieso gibt es keinen Zaubertrank, der dafür sorgen kann, dass sie die letzte Nacht einfach nur vergass. "VERDAMMT!!!" fluchte sie und suchte sich erneut ein neues Opfer aus. Sie hörte nur noch das Knallen der Bällen und ihre eingene schwere Atemzügen, bis sie eine neue Stimme überraschte. "Arme Bällen!" erschrocken hob sie ihren Kopf und sah zum Eingang, wo die Stimme kam. Da stand Dee, ganz lässig an der Tür gelehnt. Die ganzen Sachen hatte er bereits auf den Boden gelegt. Reika hätte nicht gewusst, dass er da war, wenn er nicht gesprochen hätte. Kein Wunder, für einen Meisterdieb war das Auftreten und Verschwinden doch schon immer unauffällig. Auf seinem Gesicht widerspiegelte sich ein schwaches Lächeln und seine dunkelbraunen Augen, das unter ein bisschen Sonnenlicht wie Gold funkelten, sahen sie direkt an. Er sah immer besser aus. Ihre Blicke trafen sich und sorgte dafür,dass Reika automatisch einen Schritt zurücktrat. Schnell sank sie ihren Kopf und sah wieder zu Boden, sie konnte ihn einfach nicht ansehen. "Was ... machst du denn hier?" fragte sie leise und beobachtete einen Ball, der immer noch unruhig am Boden kullerte. "Eine bessere Begrüßung ist dir wohl nicht eingefallen." sagte Dee ohne seinen Blick von ihr zu wenden und ohne ihr zu antworten, denn er wusste die Antwort selber nicht, was wollte er hier? Sie trösten? Ihr sagen, dass sie nicht mehr länger darüber nachdenken soll? Das konnte er unmöglich. "Ich komme dich abholen." sagte er schließlich. Ein Glück,dass er doch noch antworten konnte. "Ich will aber noch nicht nach Hause." versuchte sie normal zu sagen, als sei nichts passiert. Sie nahm einen weiteren Ball und schlug erneut gegen diesen. Schon nach drei Schläge war sie wieder KO. Kurz blickte sie zum Eingang. Dee war nicht mehr da. Erleichtert seufzte sie. Sie wollte nicht, dass Dee länger bei ihr blieb, zumindest heute nicht. Er machte sie irgendwie ... nervös. Es war schon eigenartig. Kein einziges Wort hatte Dee heute über Hawk verloren. Dabei war es Reika wirklich lieber gewesen, wenn er sie heute wieder geärgert hätte. Sie konnte es nicht fassen, sie verlangte doch tatsächlich, dass Dee sie wieder ärgerte. Das alles hatte sie nur Hawk zu verdanken, dieser ... dieser ... Zornig schlug sie wieder gengen einen Ball, diesmal so heftig, dass er im Turnhalle hin und her tanzte. Reika befürchtete schon, dass sie der Ball als Rache irgendwann noch treffen würde. Ihr Blick folgte ihn und blieb an einer Stelle plötzlich hängen. Jemand hatte den Ball aufgefangen. Dee! Er saß auf einen Festerbrett und sah sie fragend an, als würde er sich gerade die Frage stellen, was mit ihr los sein. Reikas Verwunderrung war so groß, dass sie fast vergessen hatte, worüber sie sich gerade ärgerte. "Du bist ja immer noch da!" sagte sie ziemlich unfreundlich, bevor sie dieser Satz zurückhalten konnte. "Du bist heute wirklich ganz besonders nett." entgegnete Dee und schoss ihr den Ball zurück. Erst jetzt bemerkte Reika, dass Dee ziemlich hoch saß. Der Abstand zwischen Boden und Fensterbrett betrug fast drei Meter. "Wie bist du da raufgekommen?" fragte sie ungläublich. "Wie ich da raufgekommen bin? Na, gesprungen, was denn sonst?" er sprach so, als wäre es etwas ganz normales, drei Meter hoch springen zu können. Doch Reika wollte nicht mehr länger auf das Thema eingehen. "Wieso gehst du nicht nach Hause?" fragte sie und wich seinen Blick erneut aus. "Ich hab doch gesagt, ich bin gekommen um DICH abzuholen." antwortete er gelassen und sprang von Fensterbrett. Das Landen auf dem Boden war fast nicht zu hören. Das ein bisschen Geräusch hatte Dee auch nur deswegen verursacht, damit er Reika nicht allzuseher überrarschte. Reika hatte nicht gedacht, dass er doch etwas sportlicher war als sie es sich gedacht hatte. "Was ist, hast du jetzt endlich genug?" fargte er. Immer noch schwerkeuchend sah sie ihn an und konnte nicht antworten. "Du siehst aus, als würdest du gleich vor Müdichkeit umfallen." sagte er grinsend und ging auf sie zu. Reikas Herz klopfte plötzlich noch schneller. Je näher Dee auf ihr zuging, desto unsicherer wurde sie. Das hatte sie alles diesen blöden Alptraum zu verdanken. Dee konnte unmöglich Hawk sein, egal wie sehr er ihn manchmal auch ähnelte. Dee würde ihr so etwas nicht antun. Schnell drehte sie sich um und hob zwei Bällen auf. Plötzlich nahm Dee eines der Bälle von ihr ab. "Lass, ich mach das schon. Geh dich daweil umziehen." sagte er und nahm auch schon den anderen Ball aus Reikas Hand. Die Bällen jubelten wahrscheinlich schon vor Freude, dass sie die gewalttätige Reika endlich los waren. Reika jedoch ließ Dee diesen Satzt nicht zwei mal sagen, schnell drehte sie sich um und rannte los. Sie wollte bloß auf der Stelle weg von ihm, bevor sie noch weinend um seinen Hals fiel. Sie fühlte sich so dermaßen mies. Sie konnte es einfach nicht beschreiben. Wieso hatte sie bloß das Gefühl, als hätte sie Dee betrogen? Dabei waren sie doch nur normale Freunde. Schon nach dem dritten Laufschritt spürte Reika einen stechenden Schmerzen auf den linken Fuß. Weil sie sich nicht darauf vorbereitet hatte, fiel sie ohne weiteres auf den Boden. Aua, verdammt, wieso denn ausgerechnet jetzt? Noch bevor sie aufstehen konnte, erschien Dee bereits vor ihr und zwang sie sitzten zu bleiben. Seit wann war er denn so schnell? dachte Reika, sagte jedoch nichts. "Was hast du?" fragte er fast besorgt. Reika zuckte kurz zusammen, als Dee ihre linke Knöchel berührte. "Es ... es ist nichts!" sagte sie schnell "Ich bin nur ausgerutscht." Doch Dee wusste genau was vor sich ging. Ihre linke Knöchel. Wütend biss er sich auf die Unterlippe. Es musste wohl gestern passiert sein, als sie vom Balkon stürzte. Wieso hatte er nichts bemerkt? Verflucht, er hatte sich doch geschworen, dass er nicht zulassen würde, dass ihr etwas passierte. Ohne länger darüber zu diskutieren, hob er Reika auf und ging aus der Turnhalle. "W-was soll das? Lass mich runter. Ich kann gehen." schrie Reika verzweifelt. Doch Dee schien sich überhaupt nicht um ihre Worte zu kümmern. "Lass mich runter." versuchte sie abermals. "Hör auf zu zappeln." sagte er nur. Reika erschrack sich. Nicht wegen diese Worten, sondern eher wegen seiner Tonlage. Noch nie hatte sie Dee so ernst erlebt. Ohne ein weiteres Wort gingen sie in dem Krankenzimmer. Die Schulärztin war bereits nicht mehr da. Kein Wunder, schließlich war es ja schon fast 18 Uhr. Also musste Dee selber ran. Mit hochroten Kopf beobachtete Reika, wie Dee ihren linken Fuß einwickelte. "Es ist glücklicherweise nur verschtaucht." sagte Dee plötzlich ohne seinen Blick vom dem Verband zu lösen. "Du sollst lieber etwas aufpassen. Ein drittes mal kannst du es dir nicht leisten." Reika war es nicht gewohnt, Dee so nett zu erleben. Bisher hatte er sie immer nur verarscht oder sigiert. "Wieso ... bist du so nett?" fragte sie plötzlich. Überrascht über diese Frage, hob Dee seinen Kopf und sah sie an, fast fragend. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich äußerst unnätürlich verhalten hatte. Ob ihr etwas aufgefallen war? Shit. Wieder richtete er seinen Blick auf das Verband damit er sie nicht ansehen musste. "Was denkst du wohl. Ich werde sicher nicht zulassen, dass du für dein Lebenlang nur noch humpeln muss." sagte er. Er musste so machen, als sei alles in Ordnung. Als wüsste er nichts vom Alldem, was gestern Nacht passiert war. Obwohl es für Reika scherzend klang, wusste sie, dass Dee sich Sorgen um sie machte. Das freute sie. Sie lächelte schwach, während Dee immer noch das Verbannd betrachtete und ihr Lächeln deswegen verpasste. "Außerdem ... " Dee hob seinen Kopf und grinste nun wieder frech. "werde ich dich sicher nicht für dein Lebenlang hin und her tragen. Denn für deine Größe wäre eine Diät wirklich angesagt." Die vielen guten Eigenschaften, die Reika gerade bei Dee entdeckt hatte, verschwanden alle mit einem Schwung. "Du Blödmann, ich hasse dich." gefolgt von einem "KLATSCH" *** Auf der linke Backe von Dee waren deutlich fünf Fingerabdrücke zu erkennen, trotzdem grinste er und ging neben Reika her. Wenn Reika nur rennen könnte, hätte sie ihn am liebsten abgeschütete, aber das konnte sie ja leider nicht. Sein Grinsen ging ihr schon allmählich auf dem Geist. "Was grinst du denn so?" fragte sie endlich immer noch wütend. Dee antwortete nicht sofort, sondern grinste nur noch breiter. "Weil du endlich wieder normal bist." die etwas spät angekommene Antwort verhinderte noch gerade, dass eine neue Beule auf seinem Kopf erschien. Reika verstummte. Eine Weile lang herrschte nur noch Stille. Mann hörte Vögeln zwitschen und Blätter tanzen bis Reika schließlich die Stille zwischen ihnen brach. "Weil ich normal bin?" fragte sie leise. "Du bist hier doch derjenige der nicht normal ist." Dee wusste nicht, was sie damit sagen wollte. "Was meinst du damit?" fragte er, als interessiere ihn die Antwort gar nicht. Reika wartete ein bisschen. "Wieso ärgerst du mich nicht?" fragte sie urplötzlich und raubte Dee einen Herzschlag. Trotzdem versuchte Dee sich normal zu verhalten. "Wieso sollte ich?" fragte er nur möglichst gelassen. "Weil er mir gestern wieder entwischt ist!" Reikas Stimme wurde lauter. "Aber wie ich weiß, hatte er das Juwehl nicht mitnehmen können." sagte er bevor er inne hielt. Er wusste doch genau, dass Hawk etwas mitgenommen hatte. Nicht das Juwehl, aber etwas, das Reika viel mehr ans Herz gewachsen war. Er war ja so ein Idoit. Einen ganzen Tag lang hatte er versucht das Thema nicht zu erwähnen, und jetzt? Reikas plötzliche Stille machte ihn nervös. Wie gern wollte er sie wieder lachen sehen. Er blickte zu ihr, doch alles was er sah war nur noch das traurige Gesicht. "Ich weiß, es klingt blöd, aber kannst du mich nicht ärgern?" Was war denn das für eine Frage? Wenn es einer der anderen Tagen wäre, hätte Dee bestimmt angefangen laut loszulachen, aber heute konnte er nicht. Seine Ghirnzellen, die normalerweise dafür verantwortlich waren Reika zu ärgern, schienen heute alle Urlaub zu haben. Ja, so wollte es der Boss. "Wieso? Freust du dich denn nicht, wenn ich dich einmal nicht nerve?" fragte Dee, obwohl er genau wusste, dass sie sich nicht freute, nicht heute und nicht jetzt. Reikas Schritte blieben plötzlich stehen. Verwundert drehte sich Dee um um sie anzusehne. Ihr trauriger Blick richtete sich auf den Boden. "Ärgere mich!" sagte sie so leise wie ein Flüstern, aber für Dee deutlich zu verstehen. Dee antwortete nicht. Er konnte sie nicht ärgern, denn das würde bedeuten, dass er auf Hawks Seite stand. Bisher stand er auch immer auf Hawks Seite, aber in diesem Moment konnte er gar nicht auf seine Seite stehn. In diesem Moment hasste er Hawk, er hasste sich selbst. Wie konnte er sie dann noch ärgern. Es war unmöglich. "Ärgere mich!!!" wieder erklang die Stimme vom Reika, diesmal etwas lauter. "Ich ... " Dee konnte nicht, er wollte es nicht, obwohl er wusste, dass sich Reika dadurch vielleicht etwas besser fühlen würde. Er konnte es nicht. "WIESO ÄRGERST DU MICH NICHT???" diese Frage war deutlich lauter als alle anderen Sätzen, die sie heute zu ihm gesagt hatte. Ihre Stimme zitterte und sie gab Dee das Gefühl, als würde sie in jeder weiteren Sekunde zusammenbrechen. Und das wollte Dee verhindern. Plötzlich spürte Reika eine warme Hand auf ihren Rücken. "W-was soll das? Lass mich los." rief sie und versuchte sich vom Dee zu lösen." Ich habe von dir verlangst, dass du mich ärgerst und nicht, dass du mich in den Arm nehmen sollst." Sie regte sich fürchterlich auf. Wenn sie sich von Dee umarmen liese, hieß es doch Schwäche zu zeigen und das wollte sie nicht. Auf keinen Fall. "Haben sie nicht die gleiche Wirkung?" diese Frage ließ Reikas Gedanken stecken bleiben. Er hatte Recht, sie fühlte sich tatsächlich besser und das wollte sie eingentlich erreichen, indem sie von ihm verlangt, dass er sie ärgern sollte. Dankbar erwiderte sie seine Umarmung. "Ich fühle mich so schlecht." sagte sie leise. Dee vergrub sein Gesicht in ihre Haaren und umschlang sie noch enger. Er war Schuld daran. Es war alles seine Schuld. " ... es tut mir Leid ... " sagte er. Es war ihm egal, ob Reika die Bedeutung des Satzes verstand oder nicht. Er musste es nur unbedingt zu ihr sagen. Kapitel 5: Fross ---------------- Schweißgebadet schrak Dee aus einem unruhigen Schlaf hoch. Sein Alptraum jedoch schien ihn immer noch zu verfolgen. Dunkelblaue Augen ... Mit beiden Händen durchwühlte er seine Haare um endlich wach zu werden. Draußen schien hell die Sonne herein und wärmte seine Haut, kurz warf er einen Blick nach seinem Wecker, toll, 6 Uhr 2. Normalerweise würde er jetzt noch im Bett liegen und wie ein Murmeltier schlafen. Blöder Traum, dachte er und sprang aus dem Bett. Schnell schlüpfte er sich in seiner Hose und zog sich ein T-shirt über. Heute war Sonntag und das hieß Schulfrei! Endlich, noch eine Woche ohne einen freien Tag würde er nicht überstehen. Als er sich fertiggemacht hatte ging er langsam und immer noch etwas schläfrig in die Küche wo nur Stille herrschte. Kein Wunder, seine Mutter würde nie so früh aufstehen. Wackelig maschierte er zum Kühlschrank und machte diesen auf. Na, echt große Klasse! Bis auf ein Stück Brot und etwas Butter, war da nichts für ein gutes Frühstück geeignetes drin. Dee seufzte, seine Mutter hatte wohl wieder vergessen einzukaufen. Wieder warf er einen Blick auf eine Uhr und stellte fest, dass es halb sieben war. Die Bäckereien sollten schon bereits offen sein. Ohne Weiteres nahm er seine Hausschlüsseln und verschwand nach Draußen. Das Wette war wirklich hervorragend. Tief atmete er einmal durch und machte sich auf den Weg zum Bäckerei. *** "Also, ich möchte bitte fünf Semmeln haben, ein glas Erdbeermarmelade und ... vier Vanillekrapfen bitte." Dee liebte Vanille über alles. Egal ob Eis oder Kuchen, er würde sofort Vanille verlangen, genau so wie seine Mutter. "Sonst noch was?" fragte die junge Verkäuferin strahlend, während sie ihm die Krapfen einpackte. "Nein danke, das ist alles." sagte er und lächelte, was die Verkäuferin fast auf die Knie zwang und gleichzeitig die Krapfen fallen ließ. Flüchtig warf Dee seinen Blick nach Draußen um dieses Missgeschick zu ignorieren. Manoman, wehe sie packt es wieder ein, dachte Dee, während seine Blicke über die Straße huschte. Es war noch fast niemand auf der Straße, dafür war es für einen Sonntagmorgen noch viel zu früh. Trotzdem blieben seine Augen plötzlich an jemanden hängen, die mit dem Rücken auf der gegenüberliegende Straßenseite stand. Das ist doch nicht etwa ... Schleunigst schnappte Dee seine Tüte, bezahlte und hinterließ eine große Enttäuschung zurück. Reika beobachtete das Schmuckkästchen im Schaufenster. Sowohl die Melodie als auch die Bewegung der Tänzerin im Schmuckkästchen verführte sie fast. "Hallo." ertönte plötzlich eine Stimme neben ihr. Erschrocken fuhr sie hoch. Ihre Augen weit aufgerissen. "Oh, habe ich dich erschreckt?" fragte Dee und trat einen Schritt zurück. "Eh ... nein, nein," sagte Reika sofort. "es ist nur ... solltest du nicht noch im Bett liegen?" Darauf wollte Dee nun wirklich keine Antwort geben, wieso war sie in letzter Zeit bloß immer so 'nett' zu ihm? "Was machst du denn hier so früh?" "Ich warte auf jemanden." murmelte Reika und schenkte ihre Augmerksamkeit wieder dem Schmuckkästchen im Schaufenster. Dees Blick folgte den ihren bis er auch ihr Ziel entdeckte. Dieser rutschten hinunter auf das Preisschild. 2354 Yen. Na ja, für Reika war es schon fast typisch, dauernd in Sachen zu verlieben mit so einem hochen Preis. "Ziemlich teuer," sagte er daraufhin, "wahrscheinlich wird es dir dein Vater diesmal nicht kaufen." Beleidigt hob Reika ihren Kopf und sah ihn an. "Wer hat überhaupt gesagt, dass ich meinen Vater darum bitten werde?" fragend sah Dee seine Frundin an, bis diese seufzte. "Von dir brauche ich das wohl nicht zu erwarten." sie machte eine Pause und setzte einen Grinsen auf. "Ich werde es mir selbst kaufen. Sobald ich Hawk gefangen habe, werde ich auch genug Geld dafür haben." daraufhin brach sie im lauter Gelächter aus. Dee konnte nicht verhindern, dass sich einen riesigen Schweißtropfen auf seiner Stirn bildete. Echt, darauf konnte sie lange warten, dachte Dee und beobachtete Reika, wie sie immer noch lachend vor sich hinträumte. Plötzlich fiel ihm seine Frage wieder ein: "Auf wen wartest du eigentlich?" Diese Frage verstummte sie. Stimmt, sie hatte fast vergessen, dass die erwartete Person bald auftauchen würde. Ihr Vater hatte ihr gesat, er müsse ihr jemanden vorstellen, der ihr später bei ihrer Arbeit helfen sollte. Sie war schon gespannt, wie er wohl aussieht. Aber sie wollte ganz bestimmt nicht, dass Dee mit dabei war. "Erm ... wieso gehst du nicht schon mal?" fragte sie anstatt zu antworten. Dee mochte es nicht, wenn Reika seine Frage auswich. Misstrauisch sah er sie an. "Du hast meine Frage noch nicht beantwortet." sagte er ganz sich selbst und machte den Eindruck, als würde er nicht gehen, solange Reika ihm nicht geantwortet hatte. Reika schluckte sichtbar. "Ich warte auf meinen Vater." sagte sie schnell , drehte Dee um und gab ihm einen Schubs, den er nur schwer zu einem Sturz verhindern konnte. Eigentlich hatte sie ja auch nicht gelogen, sie wartete doch tatsächlich auf ihren Vater ... Obwohl es komisch war, ließ er Reika trotzdem in Ruhe. Sollte ihm doch egal sein, auf wen sie wartete ... oder doch nicht? *** Dee verpasste dem Fußball vor ihm einen heftigen Tritt richtung Tor, das allerdings nur die Stange berührte und mit hocher Geschwindigkeit zurückraste, nicht gerade ihn traf, aber einen seiner Teammitglieder. Verlegen schluckte Dee einen Kloß am Hals hinunter. Oh weia! "DEE, DU IDIOT!!!" rief sein Sportlehrer vom Weiten. Dee machte sich nicht die Mühe ihm zu antworten, sondern ging auf seinen Kameraden zu, der gerade regungslos auf den Boden lag. "Hey," sagte er vorsichtig, "ist alles in Ordnung?" fragte er und hoffte auf eine gute Antwort, bekam jedoch nichts dergleichen. Statt dessen sprang der anscheinend Schwerverletzte auf und stürzte sich auf ihn. "Na warte, das ist schon das dritte mal heute!" Dee machte sich nicht mehr Gadenken darüber, ob er nun weglaufen sollte, oder seinem Schiksal dem Tod überlassen sollte. Er lief einfach los, während er sich immer noch für sein Missgeschick entschuldigte. "Schluss jetzt!" sein Lehrer war gerade zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht um den fast Verrückten noch rechtzeitig aufhalten zu können, bevor dieser Dee auffressen konnte. "Dee, was ist denn los?" versuchte er ruhig zu sagen, " Wenn du so weitermachst, können wir den Match nächste Woche vergessen." "Was kickst du denn heute auch so heftig gegen den Ball, als wäre er dein Todsfeind!" warf sich plötzlich der inzwischen etwas beruhigte Verrückte ein. Verlegen kratzte sich Dee auf den Kopf. "Tut mir Lied, kommt nicht wieder vor." sagte er möglichst ruhig. Seine Laune heute war wirklich nicht das Beste. Wahrscheinlich hatte das etwas mit dem Neuen zu tun, der heute morgen plötzlich im Klassenzimmer aufgetaucht und alle Mädchen wie ein Magnet angezogen hatte. Würg, wenn er nur daran dachte, wurde ihm schlecht. Das hatte ihn eigentlich nicht so sehr geärgert. Das, was ihn geärgert hatte, war jedoch das verträumte Gesicht von Reika, als sie ihn sah ... als wäre er 'der Held' des Tages. Langsam zweifelte Dee sogar daran, dass Reika an jenem Sontag auf ihn gewartet haben könnte. Wütend wollte er erneut gegen einen Ball kicken, lies es aber doch sein. Schließlich wollte er nicht, dass ein gewisser Idiot wieder auf ihn losstürzte. Sein Atem hielt an, als sein Blick über den Füßballfeld hinüber zum Schulgebäude huschte und Reika erblickte. Gut, dass sein Lehrer gerade "Pause" gesagt hatte. "Wartest du auf jemanden?" die plötzliche Frage schrak Reika aus ihren Gedanken. "Was machst du denn hier? Solltest du nicht Fußballtraining haben?" fragte sie verwundert und gleichzeitig verlegen. "Ich habe Pause" antwortete Dee knapp ohne einen Ton in seiner Stimme. "Achso." sagte sie nur und verstummte. "Auf wen wartest du?" hackte er wieder nach. Normalerweise war er nicht so, wieso war er nur so wütend? "Doch nicht etwas dieser Spinner." dieser Satz rutschte aus ihm heraus. Aber er bereute es nicht, das gesagt zu haben. "Was hast du denn, er ist doch ein netter Kerl." Ein netter Kerl, wiederholte Dee es in seinem Gedanken, ja ja, ein netter Kerl, der den ganzen Vormittag kein einziges Wort gesagt hatte. Bevor Dee noch etwas sagen wollte, wurd er plötzlich vom Schritten aufgehalten, die sie langsam näherten. Wenn man vom Teufel spricht, dachte er. Blonde Haare und dunkelblaue Augen. Ein Gesichtsausdruck wie schon den ganzen Vormittag, nämlich gar keins. Ohne ein Wort ging er an Dee vorbei und überreichte Reika einen Briefumschlag. Bis auf das Dankeschön vom Reika war nichts mehr zu hören. Dass er sich ohne Weiteres Reika den Rücken zukehrte und verschwinden wollte ärgerte ihn. Wirklich nett. "Hey du, bleib mal stehen." Reika erschrak heftig bei Dees Worten als sie dabei war, den Umschlag zu öffnen. Der Blonde drehte seinen Kopf leicht um, sodass er ihn sehen konnte. "Wie heißt du eigentlich?" fragte Dee ganz cool und versuchte genau so kalt zu wirken, wie sein Gegenüber. Reika konnte schwören, dass die Spannung zwischen ihnen schon fast förmlich greifbar war. Da der Fremde nach Sekunden immer noch nichts sagte, fuhr Dee fort. "Na gut, dann stelle ich mich eben zuerst vor ..." sagte er und grinste. "Mein Name ist Dee Luping. Ich bin 16 Jahre alt und daweil beschäftge ich mich mit Fußball. Damit du weiß, ich bin Reikas bester Freund, also lass gefälligst deine Fingern von ihr!" Dee wusste, dass Reika ihm am liebsten eins verpasst hätte, wäre der Fremde nicht da. Er jedoch schien sich überhaupt nicht für das zu interessieren, was Dee eben gesagt hatte. In der nächsten Sekunde hatte er sich auch schon umgedreht und wollte weitergehen. Dee konnte es nicht fassen. "Hey, ich rede mit dir!" schoss es aus ihm heraus und er packte dem Blonden am Schulter. Doch sobald er ihn berührte, spürte er gleichzeitig eine art, falls man es so nennen konnte, einen elektrischen Schlag, das ihn sofort wieder zurückprallte. "Was war das?" fragte Dee ungläubig. Als er das Gesicht seines Gegenübers sah, konnte er es zuerst nicht glauben. Er war tatsächlich schockiert. Mann konnte es vom seinem Gesicht ablesen. Echt, das hätte Dee nicht gedacht. Wahrscheinlich hatte er es auch gespürt. Doch dieser Ausdruck verschwand auch so schnell wie es gekommen war. "Ich heiße Fross." sagte er tonlos und ruhig, "Merke es dir gut ... Dee Luping." mit diesen Worten bog er um die nächste Ecke und verschwand. Sobald Fross verschwand, spürte Dee auch schon einen heftigen Schlag auf den Kopf, das wieder für eine neue Beule sorgte. "Was sollte das eben?" schrie Reika wütend. "Ich wollte doch nur wissen wie er heißt." verteidigte sich Dee. Mit rotem Kopf atmete Reika einmal tief durch, als wolle sie forfahren, aber nichts kam. Man sah es Reika an, dass sie sich für ihn schämte, so peinlich wie er war. Reika drehte ihm den Rücken zu und wollte ebenfalls verschwinden, als er plötzlich fragte:"Was hat dir Fross gegeben?" Das gabts doch nicht, sollte ihm doch egal sein, was er ihr gegeben hatte. "Ach, muss du mir nicht sagen." sagte er schnell und rannte wieder auf das Fußballfeld zu. "Eine Ankündigung von Hawk." drang die schwache Stimme von Reika trotzdem in seine Ohren. Eine Ankündigung? Wie kommt es dazu, dass Fross sie hatte? Wer war dieser 'Fross' überhaupt??? Als Dee sich umdrehte und danach fragen wollte, war Reika bereits gegangen. Kapitel 6: Das Gift ------------------- "Heute um 21 Uhr hole ich mir 'Das Buch der Weisen' Hawk." Ein Grinsen breitete sich auf Reikas Gesicht aus. "Denkst du, ich würde aufhören, nachdem du mir das angetan hast?" fragte sie ihn leise, obwohl er doch noch gar nicht da war. "Fräulein Hijirie, alles ist vorbereitet." erklang plötzlich eine Polizistenstimme hinter ihr. "Gut, warte auf mein Befehl." "Jawohl!" Das Wetter heute war deutlich viel besser als das lestzte mal. Zufrieden lächelte sie. Vielleicht könnte sie einen Partner wirklich gut gebrauchen. Sobald er ihr das Zeichen gibt, würde sie loslegen und Hawk soll sich auf etwas gefasst machen. *** Überall im Gebäude herrschte Totenstille. Hawk jedoch spazierte seelenruhig durch den Gang. Soll ihm doch egal sein, was sie diesmal wieder vor hatten, er würde sowieso wieder entkommen. Irgendwann erreichte er auch schon bereits den Raum, wo sich sein Ziel befand. Wieder lag es diesmal völlig schutzlos da. Langsam fragte er sich schon, wozu er überhaupt eine Ankündigung schrieb und betrat den Raum. Nichts passierte. Wie langweilig. Bereits in wenigen Minuten hatte er das Buch eingepackt. Wieder warf er einen Blick in dem großen leeren Raum. Traute sich Reika wirklich nicht mehr vor ihm aufzutauchen? Aber hatte sie nicht gestern Früh noch gesagt, dass sie Hawk unbedingt fangen wollte? Zögernd stand er auf und blieb für ein paar Sekunden regungslos stehen. Hatte sie das nur gesagt, damit Dee sich keine Sorgen um sie machten musste? Leise seufzte er. Was war bloß mit ihm? Er hatte es doch schon immer gewollt, dass Reika ihn in Ruhe lässt, wieso dann fühlte er sich so leer? Langsam ging er wieder zur Tür, doch bevor er diese durchqueren konnte, spürte er plötzlich, wie etwas mit hocher Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Mit einer halben Drehung konnte er noch gerade verhindern, dass ein Messer in seinem Rücken stach. Dennoch folgten viele mit, die er mit ein paar schnellen Rückwärtssalto geschickt auswich. Mit einem Knie auf den Boden landete er wieder. "Wer war das?" fragte er in dem dunklen Raum hinein, der für seine neue Brille eigentlich gar nicht so finster wirkte. Es war niemand da. Er wusste, dass es Reika unmöglich gewesen sein konnte, denn sie konnte noch nie wirklich gut mit Messern umgehen. "Nicht schlecht Hawk, etwas anderes hätte ich auch gar nicht von dir erwartet." erklang plötzlich eine Stimme aus aller Richtung. Doch bevor er diese Stimme definieren konnte, spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz auf den rechten Oberarm. Verdammt, das erster Messer hatte er wohl nicht so geschickt ausgewichen. "Allerdings scheinst du doch nicht schnell genug gewesen zu sein." Man hörte deutlich aus der Stimme heraus, dass dieser Jemand grinste. Wieder durchsuchte er den Raum mit seinen Augen, doch er konnte niemanden entdecken. Grinsend stand er auf und machte sich nicht die Mühe, seine Wunde auch nur zu betrachten. Eine warme Flüssigkeit floss seinem Arm hinunter. "Darf ich wissen mit wem ich mich hier vergnüge?" fragte er möglichst ruhig und trat einen Schritt vorwärts. Sein Instinkt hatte er es zu verdanken, dass er nicht vom hinten gepackt wurde. Mit einer schnellen Bewegung wich er den Griff des Fremden aus. Als er sich umdrehte, sah er jedoch keinen. Hatte er Augenprobleme? Das konnte doch nicht sein. "Du bist schnell." hörte er wieder die Stimme. Langsam reichte es ihm dauernd Versteckspiele spielen zu müssen. "Komm raus wenn du dich traust!" schrie er in dem scheinbar leeren Raum und spürte gleichzeitig einen weiteren Stich in die Wunde. Verdammt, das ist doch nicht normal, dachte er. Die Wolken verzogen sich und das Mondlicht fiel schwach in dem Raum hinein und beleuchtete diesen. Plötzlich konnte Hawk eine Gestalt erkennen. Er stand ziemlich weit von ihm weg, dennoch konnte er ihn gut genug erkenne. Das konnte doch nicht wahr sein.... Fross? Was macht denn dieser Idiot hier? Fast hatte er diesen Satz laut rausgeschrien. Er durfte den Namen seines Gegenübers nicht laut aussprechen, weil er Dee somit verdächtigt machen würde, da er ja der einzige außer Reika von seinem Namen wusste. "Ich heiße Fross." zum ersten mal seitdem er ihn gesehen hatte, konnte er einen Grinsen auf sein Gesicht erkenne. "Ich bin beauftragt worden, dich zu fangen." Jetzt wurde ihm einiges klar. Deswegen hatte er einen Schlag gespürt als er ihn berühren wollte. Das sollte also die Warnung sein, dass er sich von diesem Fross fern halten sollte. Wütend biss sich Hawk auf die Lippen, er wäre gerne geblieben, hätte die Wunde nicht so fürchterlich unnormal wehgetan. Etwas stimmte doch nicht. "Tut mir wirklich Leid, ich muss jetzt leider gehen. Ich habe nämlich keine Zeit mehr um noch mit dir zu spielen." sagte er ruhig um die Schmerzen in seiner Stimme zu verbergen. Fross machte sich keinerlei Anstrengungen ihn vor seinem Flucht zu hindern. Auch nicht, nachdem Hawk durch die Tür verschwand. "Du darfst gehen, aber du wirst nicht heil nach Hause kommen." sagte er in dem bereits leeren Raum. *** Mühsam flog Hawk über die Dächer der Stadt. Wieso kamen ihm seine Flügeln bloß so schwer vor? Er konnte nicht verhindern, dass seine linke Hand nun fest auf die Wunde presste. Sie brannte fürchterlich. Hin und wieder musste er tief einatmen, damit er noch durchhällt. Auf seiner Stirn bildeten sich bereits unzählige Schweistropfen. Auf der Klinge des Messers musste doch irgendetwas gewesen sein. Ach, dieser ... Plötzlich spürte er wieder einen weiteren Stich in der Wunde, als wolle sie etwas aufreisen. Er unterdrückte einen Schrei und versuchte nicht zu stürzen. Verdammte Scheiße, es wurde immer schlimmer. Nur noch ein bisschen, halte bloß durch, dachte er immer und immer wieder. Dennoch half dies nicht viel. Es musste Gift auf der Klinge gewesen sein. Inzwischen hatte es sich sogar schon auf seine Flügeln übertragen. Sie wurden immer schwerer, jede kleine Bewegung gab ihm das Gefühl, als würde jemand eine Hand voll Feder aus seinen Flügeln reisen. Vielleicht sollte er etwas niedriger fliegen, damit er keinen heftigen Sturz erleiden muss, falls er doch stürzen sollte. Nein, auch dieser Risiko wollte er nicht eingehen. Schwerkeuchend landete er auf einen Dach und zog seine Flügeln ein, die selbst bei dieser einfachen Bewegung unheimlich wehtaten. Ohne eine Sekunde zu verschwenden sprang er vom Dach und rannte mit schnellen Schritten los. Er musste sich beeilen, bevor er noch ohnmächtig auf der Straße gefunden wird. Immer wieder musste er inne halten und sich in die Schatten verstecken, damit ihn die Polizisten nicht finden konnten. Verdammmt, was machen denn so viele Polizisten hier, als wüssten sie, dass er heute nicht fliegen konnte. Ganz bestimmt hatte es ihnen Fross schon verständigt. Wäre die blöde auffällige Wunde nicht gewesen, hätte er schon längst seine Brille abgenommen und als Dee ganz normal auf der Straße gezeigt. Tief holte er noch einmal Luft und rannte los. Seine Schritten wurden immer schwerer und das Atmen feil ihm auch aufhaltend. Verflucht, was war das für ein Gift? Er blieb inne, als er pltözlich eine Stimme hörte. Reikas Stimme. "Du bist dir also sicher, dass er nicht fliegen kann und hier irgendwo sein muss?" fragte sie heiter. "Ja." kam nur die gleichgültige Antwort, diesmal aus einem Funksprechgerät. Es war deutlich die Stimme vom Fross. Hawk konnte sehen, dass Reika vor Freude strahlte. "Danke." fügte sie noch hinzu und unterbrach das Gespräch, falls man das so bezeichnen konnte. Hawk hätte sich am liebsten auf sie gestürzt und gefragt, was das Ganze sein sollte. Was dieser Blödmann überhaupt mit dem Fall zu tun hatte. Aber wenn er dieser täte, wäre er selbst ganz schön blöd. Wütend ballte er seine linke Hand zur Faust. Genau in diesem Moment spürte er wieder einen Stich in der Wunde, diesmal noch schmerzhafter als alle andere Male. Er durfte nicht mehr länger warten, er musste sofort verschwinden. Als er versuchte seine Füße zu bewegen, musste er jedoch mit Entsetzen feststellen, dass er sie kaum noch bewegen konnte. Shit! War er wirklich schon so am Ende? "Da ist er!" schrie plötzlich ein Polizist hinter ihm. Obwohl Hawk sich erschrocken hatte, sorgte er jedoch sofort dafür, dass der Polizist in nächster Sekunde ohnmächtig auf den Boden fiel. Hättest du deine Klappe gehalten, wäre das nicht passiert, dachte er, drehte sich um und wollte losrennen, doch überrascht blieb er wie angewurzelt stehen. Reika stand bereits vor ihm. "Pech gehabt, Hawk." sagte sie und grinste, ihr Blick kälter als alles andere und ließ ihn gefrieren. Langsam ging er einen Schritt rückwärts. Es gab nur einen Weg zu entkommen und genau da stand Reika. Ein weiteres Mal spürte er die immerwiederkehrende Schmerzen und konnte einen leichten Stöhnen nicht unterdrücken. In diesem Moment wünschte er fast, er habe keine Stimme. Er wollte keine Schwäche vor Reika zeigen, schon gar nicht als Hawk. Lässig ließ er seine linke Hand sinken, die er bisher an die Wunde gepresst hatte und verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Erschrocken blieben Reikas Blicke auf seine Wunde stecken. Sie hatte nicht erwartet, dass er verletzt war. Schweratmend stand er vor ihr. Zum ersten mal völlig erschöpft und fertig. Langsam fragte sich Reika wirklich, was Fross mit ihm angestellt hatte. Das Grinsen auf sein Gesicht verunsicherte sie dennoch trotzdem, war er wirklich verletzt? Aber die Wunde sah doch so echt aus ... "Wenn du mich fangen willst ..." sagte Hawk plötzlich keuchend und sah sie durchdringlich an. "hast du heute gute Karten ... " langsam ging er auf sie zu. "aber ich werde trotzdem gewinnen." sein Grinsen wurde breiter. Reika hatte ihr über alles geliebte Handchllen -zumindest kam es Hawk so vor- breits rausgenommen. "Vergiss es, du wirst jetzt mitkommen." sagte sie völlig gelassen, obwohl ihr Herzschlag bei jedem seiner Schritte, der sie näherte ein Takt schneller schlug. Das, was passiert war, konnte sie wohl immer noch nicht vergessen. Ach, wenn sie nur daran dachte. Dafür gehörte er direkt hinters Gitter. Mit schweren Schritten ging er auf sie zu. Er musste es versuchen ... er musste versuchen, an ihr vorbeizukommen ...ohne seine Flügeln. Dennoch gaben seine Beine plötzlich nach. Unwillkürlich landete er mit einem Knie auf dem Boden. Er biss sich die Zähnen zusammen um nicht zu schreien, weil er das Gefühl hatte, als würde er von innen aus verbrennen. Verdammt, wie soll er bloß aus dieser Lage rauskommen? Völlig geschockt betrachtete Reika den Hawk vor ihren Augen. Sie wusste nicht, ob das wieder einer seiner Tricksen war und traute sich deswegen nicht an ihm ran. Irgendetwas in ihr wollte ihm helfen, wollte ihn sogar laufen lassen. Aber das konnte sie doch nicht. "Ist alles OK?" fragete sie leise ohne darüber nachgedacht zu haben was sie da sagte. Ihre Augen schienen an ihn gefesselt zu sein, bis dieser plötzlich aufstand und etwas auf den Boden warf. Das grelle Licht, das plötzlich die ganze Gasse beleuchtete sorgte dafür, dass Reika ihre Augen schließen musste. "Danke dass du fragst." hörte sie ihn noch erschöpft sagen. Er konnte nicht anders, obwohl es fürchterlich wehtat, musste er sie schlußendlich doch benutzen. Sekunden vergingen, bis sich das Licht erlosch, doch Hawk war bereits verschwunden. An der Stelle, wo er gerade gestanden war, lag nur noch eine blutverschmierte Feder. Vorsichtig hob sie Reika auf. Das Blut war echt. *** Ungeduldig warf Dees Mutter ihren Blick immer wieder auf die Uhr. Es war schon 24 Uhr. Sie hatte so ein komisches Gefühl. Ohne noch länger nachzudenken, schnappte sie sich ihre Jacke und stürzte zur Haustür. Als sie diese öffnete, erschrak sie sich heftig bei ihrem Anblick. Vor ihr stand Dee, völlig fertig am Türrand gelehnt und schwerkeuchend. Mühsam versuchte er zu lächeln, schaffte es jedoch nicht. "Das Gift ... in meinem rechten Oberarm ... " sagte er noch bevor er zusammenbrach. Kapitel 7: Der Spiegel der Zerstörung ------------------------------------- "-ee ... Dee ... " eine schwache Stimme drang in Dees Ohren. Wer rief denn da nach seinem Namen? "Dee, wach auf!" Die Stimme wurde lauter. Mühsam versuchte er seine Augen zu öffnen, doch er schaffte es nicht. Wieso war er bloß so fertig? "Dee, du musst jetzt aufwachen, bitte." die Stimme seiner Mutter klang verzweifelt. Ich bin ja wach ... aber wieso kann ich mich nicht rühren? Wollte Dee fragen, ohne Erfolg. Er spürte wie ihn seine Mutter rüttelte. Hör auf, das tut weh, wollte er schrein, auch dies gelang ihm nicht. Eine Weile herrschte Stille, bis er plötzlich etwas roch, das ihn zwang seine Augen aufzureisen, wenn, dann auch nur einen kleinen Spalt. Verschwommen sah er das besorgte Gesicht seiner Mutter. "Gott sei Dank bist du aufgewacht, ich dachte schon, du wachst nie wieder auf." Es waren wieder Tränen in ihren Augen zu sehen. Das passte einfach nicht zu ihr. Dee spürte nur einen leichten Handdruck auf seine linke Hand, obwohl seine Mutter diese mit aller Kraft in der ihren hielt. Man sah es ihr an, dass sie Dee am liebsten in dem Arm genommen hätte, aber das tat sie nicht, wahrscheinlich weil das wieder Schmerzen verursachen könnte. "Wie geht es dir?" fragte sie sofort wieder, diesmal etwas ruhiger. Wie es ihm geht? Einfach beschissen. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich jemals so kraftlos gefühlt. "Was war denn das für ein Zeug? Richt ja behämmert." sagte er anstatt seine Mutter zu antworten. Er wollte sie nicht anlügen. "Ach das. Das war ein Gemisch aus 'Nervorum cranialium' und 'Nervus oculomotorius'." Um ganz ehrlich zu sein, hatte Dee kein einziges Wort verstanden. Normalerweise würde er sofort fragen 'Ein Gemisch aus was?' Er war froh, dass er heute zu schlapp war um das zu fragen, denn sonst hätte er es bereut. Auf keinen Fall wollte er, dass seine Mutter anfing ihm etwas über Medizin zu erzählen. "Tut mir Leid, aber ich musste es benutzten, damit du endlich zu dir kommst." Sie lächelte schwach. Einerseits war Dee froh, dass sich seine Mutter so um ihn sorgte, andererseit jedoch wollte er widerum nicht, dass sich seine Mutter Sorgen machte. "Was ... ist passiert?" Eingentlich sollte es ja heißen, was mit ihm passiert sei, aber im Moment war es wohl besser, so wenig wie möglich zu sprechen, auch wenn es nur zwei Wörter waren. Wieder änderte sich das Gesichtsausdruck von seiner Mutter, nun sah sie bedrückt aus. "Das Gift ..." murmelte sie leise und wich seinen müden Blick aus. "Als du zu Hause angekommen warst, da hatte sich das Gift bereits auf deinem ganzen Oberkörper verteilt." Dee musste sich anstrengen, um sie überhaupt hören zu können. "Es hat die Wirkung deinen Körper zu lähmen ... ganz besonders deine Flügeln." Achso, deswegen fühlte er sich so fertig und seine Flügeln ... daran wollte er im Moment nicht denken. Einfach furchtbar, als er sie doch benutzen musste. "Hättest du deine Flügeln fünf Minuten länger bnutzt, hättest du sie verloren." Am liebsten wollte Dee auf der Stelle hochspringen und sich auf dem Weg zu Fross machen, um ihn zu vermöbeln. Jedoch konnte er nichts mehr tun, als seine Augenlieder etwas mehr zu heben. "Ich weiß nicht, was das für ein Gift ist, aber es ist besser, wenn du deine Flügeln für die nächsten paar Wochen nicht mehr benutzt." Es überraschte Dee, dass seine Mutter keine Ahnung hatte. Bisher wusste sie immer alles über Medizin und Gift. Kein Wunder, schließlich war sie ja auch Ärztin. "Weißt du vielleicht wer dir das angetan hat?" fragte sie nach einer kleinen Pause. Ja, ein gewisser Vollidiot, der heute Morgen in meiner Klasse aufgetacht war. Ein totaler Angeber und Blondskopf namens Fross. Das hatte Dee vor zu sagen, aber statt dessen brachte er nur 'Fross' aus dem Mund. Verdammte Kacke, jetzt konnte er ihn nicht mehr mal beleidigen. Bei diesem Name wurde das Gesicht seiner Mutter plötzlich kreidebleich. "Fross?" fragte sie langsam und gedähnt. "Dieser Name hatte dein Vater auch mal erwähnt." Dann musste er jemand anders gemeint haben. Schließlich sah dieser Fross nicht so aus, als wäre er über dreizig Jahre alt. Der Gedanke schien Dees Mutter auch gerade durch den Kopf zu gehen, denn sie lachte kurz auf. "Ach, was für ein Blödsinn." Müde ließ Dee seinen Blick zu seinem Wecker schweifen. "Ruh dich aus." sagte seine Muttern plötzlich und stand auf. Langsam ging sie auf die Tür zu und machte diese auf. "Danke Mum." überrascht drehte sie sich um und sah ein schwaches Lächeln auf Dees Gesicht. "Gute Nacht." sagte sie ebenfalls lächelnd und schloss die Tür hinter sich. Erschöpft ließ Dee seine Augenlider wieder fallen. Er könnte wirklich noch etwas schlafen. Seine Mutter hatte vergessen ihm zu sagen, dass sie ganze vier Stunden bei ihm war und sich um ihn gekümmert hatte. Aber das wusste er auch so bescheid. *** Die ersten Sonnenstrahlen schienen durchs Fenster und traf Dee genau ins Gesicht. War es etwas schon Morgen? Müde machte er seine Augen auf und versuchte sich aufzurichten. Jedoch musste er vor Schmerzen sofort wieder in die Kissen zurückfallen. Ach ja, fast hatte er es vergessen. Er war ja verletzt. Ein Wunder, dass er sich überhaupt bewegen konnte. Erneut versuchte er sich aufzustützen. Als er nun ohne große Probleme im Bett saß, bemerkte er, dass er bereits schwitzte. Na, echt große Klasse, selbst das Aufrichten im Bett war ihm zu so etwas wie ein Fitnesstraining geworden. "Wie tief bist du nur gesunken?" murmelte er und setzte sein Training fort, indem er versuchte aufzustehen. Vor ihm auf dem Küchentisch lag ein porzion Kaiserschmarren, etwas Brot mit Schinken, Limonade, seine Lieblingskrapfen und ein Spiegelei. Alles auf höchste Qualität. Seine Mutter saß ihm gegenüber, den Kopf auf die Händen gestütz und strahle ihn nun schon die ganze Zeit an. "Greif zu, guten Appetit." Dee kam sich vor wie in einem Altersheim. Als wäre er ein 87 jähriger alter Mann, für den man lieber alles machen sollte weil er bald sterben würde. Verlegen lächelte er und griff nach der Limo-flasche, erst jetzt bemerkte er, dass ein Glas fehlte. Noch bevor er aufstehen konnte, hatte ihm seine Mutter bereits das verlangte Gegenstand auf dem Tisch gestellt. Überrascht sah er auf, wieder dieses Lächeln ... schon die ganze Zeit. Irgendwie fragte er sich schon, ob sich ihre Gesichtsbacken nicht langsam verkrampfen. "Danke, aber ein Glas kann ich mir auch selber holen." sagte er etwas verlegen. Seine Mutter jedoch hatte ihre Aufmerksamkeit bereits auf seinem Arm gerichtet. "Das geht doch nicht. In diesem Zustand sollst du dich lieber nicht viel zu sehr überanstrengen." Als wäre es etwas super anstrengendes, wenn man ein Glas aus dem Schrank holt, dachte Dee sagte aber nichts mehr. Vorsichtig entfernte seine Mutter den Verband auf seinem Arm und wickelte ihm ein Neues über, wobei Dee genau daran achtete, dass sie ja nicht viel zu viele Schichten überzog. "Leg dich auf keinen Fall mit diesem Fross an, klar?" warnte sie ihn plötzlich. Dee, der gerade in einem Krapfen biss, konnte nicht sofort antworten. "Ja ja, ich werd mich von ihm fernhalten, nicht, dass er noch herausfindet wer ich bin." sagte er mit vollem Mund. "So ist das brav, Deenischatz." Gerade noch konnte Dee verhindern, dass der ganzen Inhalt, die sich in seinem Mund befindet nicht herausgespuckt wird. Wie oft sollte er seiner Mutter denn noch klarmachen, dass sie ihn nicht so nennen sollte. Bevor er wieder auf dieses Thema eingehen konnte, klingelte es plötzlich an der Haustür. Erschrocken zuckte Dee zusammen. Seine Mutter hatte sich blitzschnell aufgerichtet und marschierte davon. Genervt ließ Dee seinen Blick zur Uhr schweifen. Viertel nach Sieben. Wer konnte es denn sein? So früh am Morgen. Mit dieser Gedanke biss er erneut in seinem Krapfen. Vor der Tür hielt Dees Mutter noch kurz inne um sich die Haare richtig zu ordnen. Dann machte sie die Tür mit einem freundlichen "Ja?" auf. Vor ihr stand ein Mädchen mit langen lilanen Haaren, die unter dem Licht der Sonnen wunderschön glänzte. "Guten Morgen, Frau Lupin. Ich wollte kurz vorbeischauen und fragen, ob Dee noch zu Hause ist." fragte sie und strahlte. "Ach Reika, du bist es." Die Stimme seiner Mutter klang laut, aber was danach kam war auch nicht zu überhören. Das plötzliche Klierren eines Tellers auf dem Boden, das Umkippen eines Stuhls gefolgt von einem Fluch. Und schließlich tauchte ein völlig zersauster Dee vor der Küchentür auf. Noch gerade hatte er den Ärmel seines T-shirts runtergezogen, so, dass man den Verband nicht sehen konnte. "H-hallo ... " brachte er nur stotternd zusammen. *** Schon eine ganze Weile lang gingen sie ohne ein einziges Wort miteinander zu wechseln die Straße entlang, richtung Schule. Reikas Blick schien auf Dee fixiert zu sein, bei jeder Sekunde stiegen ihm mehr Schweisperlen auf die Stirn. "Was ... was glotz du mich denn so an?" fragte er nun endlich, er konnte es einfach nicht mehr länger ertragen. Reika jedoch gab nicht nach, sondern musterte ihn immer noch prüfend an. Dees rechte Mundwinkel zuckte auffallend bei diesem Blick. "Du bist ... heute irgendwie blass." sagte Reika plötzlich. Erleichtert atmete Dee auf. Er dachte schon, sie ahnte etwas. "Ach, das ist wahrscheinlich nur deswegen, weil ich gestern nicht gut geschlafen habe." entgegnete Dee nun wieder gelassen. "Du also auch?" das hieß wohl so viel wie, dass sie auch nicht schlafen konnte. "Ich nehme an ... du weißt bereits das Neueste." kam es nun leise von Reika. Dee blickte auf ihr herab. Natürlich wusste er das, er war ja Hawk. Unwillig musste er wieder an die Wunde denken, bis ihm eine Hand auf die Schulter schlug. Fuck! Beinahe hatte er sie angeschrien, dass sie gefälligs ihre Hände von seinem verletzten Arm neben sollte, konnte dies glücklicherweise noch zurückhalten. Auch nur, weil er das überglückliche Lächeln auf Reikas Gesicht sah. Dabei spürte er wie die Hitze plötzlich in ihm stiegen. Bei diesem Lächeln könnte er ja glatt dahinschmelzen. Nein, was dachte er denn da? NEIN, NEin, nein ... ist ja süß ... "WIR HATTEN IHN FAST!!!" rief sie immer noch strahlen und verpasste Dee somit einen heftiger Schlag ins Innere seiner Seele. War ja zu denken, deswegen hatte sie ihn abgeholt, um anzugeben. Anstatt ihm zu sagen, dass Hawk verletzt wurde, interessierte sie sich eher mehr für das Thema, ob sie ihn fast hatten oder nicht. Moment, was hatte sie gesagt. WIR hatten ihn? WIR??? "Solange wir zusammenareiten, hat er wirklich schlechte Karten." sagte sie und machte eine kleine Drehung. Dee verstand gar nichts mehr. Zusammenarbeiten? Mit wem arbeitet sie denn zusammen? Er hatte sie doch mit niemanden gesehen. Das bewies natürlich noch gar nichts. In seinen Gedanken ging er schnell alle möglichen Plizisten durch, mit dem sie vielleicht zusammenarbeiten könnte. Seine Gedanken blieben plötzlich stecken ... nein, das konnte nicht sein. Inzwischen hatte sich Reika wieder umgedreht. "Sicher fragst du dich, mit wem ich zusammenarbeite, nicht wahr?" bei diesen Worten erstarrte Dee. Nein, sie sollte es ihm nicht sagen. Er wollte es nicht wissen. Niemals. "Da du mein bester Freund bist, sage ich es dir ... " nein, im Moment wollte er nicht ihr bester Freund sein. " ... ich arbeite mit Fross zusammen." zu spät. Wie eine Kanonenkugel, die abgefeuert wurde, trafen ihn diese Worten. Die Explosion in seinem Inneren war so stark, dass seine Gehirnzellen um Hilfe schrieen und beteten, dass sie nicht alle verbrannt werden. Zitternt vor Wut und mit offenem Mund beobachtete er Reika, wie sie zufreiden vor sich hinsummte, als wäre sie richtig stolz diesen Penner als Partner haben zu dürfen. Und dann auch noch dieser Satz. "Er ist wirklich einfache Spitze." Das verpasste Dee nun entgültig den Gnadenstoß. Reika war so sehr damit beschäftigt die Vögeln zu beobachten, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich Dees Schritten verlangsamten und schließlich stehenblieben. "Er ist also einfache Spitzte was?" fragte er. Seine Stimme klang , als habe er zwei schüsseln Salz verschluckt. Reika drehte sich nicht um, sondern beobachtete die Vögeln immer noch. "Dank ihm konnte Hawk etwas erleben." ihre Stimme klang wirklich fröhlich, und das enttäuschte Dee. Sie musste Hawk wirklich sehr hassen. Sie freute sich, wenn Hawk sich verletzt ... war das wirklich so? Langsam ließ Dee seine Blicke auf dem Boden fallen. Schon seit damals hatte er sie nicht mehr so fröhlich gesehen. Und ihr glückliches Lächeln jetzt hatte er auch nur Fross zu verdanken. Fross! Seitdem Fross aufgetaucht war, wirkte sie auch viel fröhlicher. Dee wollte nicht mehr länger darüber nachdenken, viel mehr beschäftigte ihn wer dieser Fross nun wirklich war. Also, er ist Reikas Partner ... fasste Dee innerlich zusammen, und sie würden zusammen nach Hawk jagen. Zusammen! Er wollte nicht, aber bei diesem Wort blieb er wieder stecken. Das konnte doch nicht wahr sein!!! Er wusste nicht wieso er so ein mieses Gefühl im Magen hatte und er merkte auch nicht, dass er seine Händen bereits zur Fäusten geballt hatte. Mit schnellen Schritten holte er Reika auf, packte sie am Arm und drehte sie zu sich um. Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an. Offensichtlich war sie geschockt von dieser plötzlichen Reaktion. "Du magst ihn!" diese Worte stammten aus Dees Hals. Er selbst wusste gar nicht was er da sagte. Er sagte es einfach. Mit durchdringlichen und ernsten Augen blickte er tief in den Ihren. Reikas Atem ging plötzlich stückweise. Sie versuchte sich zu erinnern. Was hatte er gesagt? "Du magst ihn mehr als mich, nicht wahr?" das war nun eine eindeutige Frage. Reika spürte, wie ihr die Hitze plötzlich ins Gesicht stiegen. "W-wie kommst du darauf?" stellte sie eine Gegenfrage und versuchte seinen Blick auszuweichen, ohne Erfolg. Dees Gesichtsausdruck änderte sich. Seine Augen schienen plötzlich zu leuchten und er zog sie noch etwas näher zu sich. Jetzt konnte Reika sogar die gleichmäßige Atemzüge spüren. "Heißt das, du magst mich mehr?" Sie war nun nicht mehr rot, sondern tomatenrot. Was sollte denn das schon wiedr für eine Frage? Hat der ein Problem? Zögern befreite sie ihre Arme aus seinem Griff. "Bild dir bloß nichts ein." versuchte sie knallhart zu sagen, das sich jedoch wie ein Murmeln anhörte. Sie sah nicht wie sich Dees Gesichtszüge wieder änderte. Kaum hatte sie ihre Arme aus seinem Griff geholt, so wurde diese wieder gepackt. "Also magst du ihn doch mehr." Nun, das reichte entgültig. Wieso war es heute bloß so anstengend mit ihm. Wenn sie so weitermachen, würde es noch Stunden dauern. Ohne zu zögern hob sie ihre rechte Hand mit der Tasche und schlug zu. "DU NERVST!!!" *** Bereuend stieß Reika einen Seufzer aus. Vielleicht hätte sie Dee nicht schlagen sollen. Aber wie hätte sie denn auch wissen sollen, dass er nach diesem Schlag auf dem Kopf nicht mehr im Stande sein würde auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen. Ein Blick auf ihrer Armbanduhr und sie musste wieder seufzen. "Weißt du eigentlich, dass wir deinetwegen noch zu spät zur Schule kommen werden?" Mit viel Anstrengung hatte sie es geschaft Dee auf einer Bank im Park zu zerren. Erschöpft saß sie nun auf diese. Dee hatte sich hingelegt, oder besser gesagt musste sich hinlegen. Ein Wunder, dass ihm Reika erlaubt hatte, seinen Kopf auf ihrem Schoß ruhen lassen zu dürfen. "Was heißt hier meinetwegen? Du hast mich doch umgehauen." kam es nun müde vom Dee. Er hatte seine Augen geschlossen und schien sich zu entspannen. "Wenn du nicht so dumm gefragt hättest, wäre das auch nicht passiert." erwiderte Reika nun wieder etwas wütend. Dazu sagte Dee nichts mehr. Schließich wollte er auf keinen Fall einen zweiten Schlag auf dem Kopf bekommen. Man, das Gift hatte es ihm wirklich angetan. So ein kleiner Schlag, schon war er KO. Eine ganze Weile lang herrschte nur Stille zwischen ihnen. Interssiert lauschte Reika auf den gleichmäßigen Atem Dees und beobachtete seinen Brustkorb, wie dieser bei jedem Atemzug auf und absank. Irgendwie sah er ja ganz niedlich aus. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie nahm eine keine Strähne von ihren Haaren und spielte damit. "Du denkst doch nicht wirklich, dass ich etwas von diesem Fross will, oder?" fragte sie leise. Von Dee kam keine Antwort. Eine Weile wartete Reika, bis sie ihren Blick wieder auf Dee richtete. Von diesem waren nur die leichte Atemzüge zu hören. Kurz hob Reika ihre Zähenspitze und ließ sie wieder fallen. Immer noch keine Reaktion. Das durfte doch nicht wahr sein. Er schläft! Fast wollte ihn Reika schon aufwecken, ließ es jedoch sein. "Du kannst jetzt doch nicht schlafen ... " sagte sie, obwohl sie genau wusste, dass er sie nicht hören konnte. "Jetzt kommen wir garatiert zu spät." Wieder beobachtete sie ihn und beschäftigte sich im Gedanken darüber, was sie für eine gute Ausrede erfinden sollte. Sie brauchte nicht lange um festzustellen, dass ihre Gedanken eigentlich ganz wo anders waren. Mit geschlossenen Augen sah Dee viel erwachsener aus. Langsam hob sie ihre rechte Finger und entfernte ein paar Haarsträhnen vor Dees Augen. Ohne es zu wissen fuhr sie nun mit ihrer Hand über seine Haare, wobei sie die neuentstandene Beule spürte. Nein, sie würde sich nicht bei ihm entschuldigen ...... nicht, wenn er wach war. Auf Reikas Gesicht spiegelte sich ein schuldbewusstes Lächeln. "Tut mir Leid wegen der Beule ... " murmelte sie. "Keine Ursache." erschrocken zog sie ihre Hand zurück und blinzelte. Dees Augen waren zwar immer noch geschlossen, aber ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. "DU BIST WAAACH???" Ohne darüber nachgedacht zu haben, welche Folgen das haben könnte, sprang Reika auf, ließ Dee fallen und beförderte ihn somit entgültig ins Land der Träume. *** Es war große Pause. Keiner der Schülern wollte noch in der Klasse sitzen und auf das Ersticken warten. So erging es auch Dee. Er saß auf einer Schulbank im Garten und beobachtete gerade, wie ein paar Schüler aus seiner Klasse Fußball spielten. Eigentlich wollte er auch gerne mitspielen, aber seine Füße fühlten sich einfach nur taub an. Zwei Schläge an einem Morgen ... das war viel zu viel. "Hey Dee ... " fragend hob er seinen Kopf und stellte fest, dass einer der Fußballspieler ihm zurief. "willst du nicht auch mitspielen?" Dee seufzte. "Nein, heute nicht." "Dann hol uns etwas zum Trinken." Dees Augenbraue zuckte leicht. Von hier bis zum Wasserhahn bräuchte man mindestens fünf minuten. Ja, so groß war der Garten. Und dann auch noch mit Flaschen zurückkommen? En en, keine Lust. "Nein." war seine einfach Antwort. Bereits in der nächsten Sekunde sah er, wie ein Ball auf ihn zuraste.Mit viel Glück konnte er diesen ausweichen. "Ach ... erm ... was hattest du nochmal gesagt? Sorry, konnte dich nicht verstehen." Erprssung, reine Erpressung. Wenn er heute nicht so fertig wäre, hätte er sich grad auf seinen 'Freund' gestürzt und ihn verprügelt. Einige Sekunden vergingen, bis Dee aufgebend seufzte. Na gut, eine kleine Spaziergang würde ihn schon nicht umbringen. Mit einem Schwung stand er auf und drehte sich um, ohne darauf geachtet zu haben was hinter ihm geschah. Mit der rechten Schulter stieß er gegen jemanden, wobei er ein heftiges Stechen auf der Wunde widerspürte. Entsetzt stellte er fest, dass er auch noch das Gleichgewicht verlor. Alles was er nun mit aller Kraft versuchte, war so hinzufallen, dass sein rechter Arm ja nicht auf dem Boden landete. WRAMP Mit schmerzverzerrten Gesicht rieb er sich den Hintern. Das hatte gesessen. Was war heute bloß für ein Tag? Über Dees Lippen entwich semtliche Flüchen, bis ihm jemand eine Hand vorhielt. Überrascht sah er auf und musste schlucken. Zwei dunkelblaue, kalte und leere Augen sahen ihn durchdringlich an. Blonde Haare. Kein Gesichtsausdruck. Stille. Wie immer... Dee wollte schon die Hand seines Gegenübers entgegennehmen, hielt jedoch plötzlich inne. Denn wenn er dieser täte, bestünde das Risiko darin, dass beim Hinaufziehen sein Ärmel nach oben rutschen könnte und man somit den Verband sehe. Leicht verpasste er dem Blonden einen Klatsch auf der Handfläche und richtete sich auf. "Ich kann auch selber aufstehen. Trotzdem danke." sagte er ruhig und ging am Fross vorbei. Obwohl Dee ihm den Rücken zukehrte, spürte er deutlich, wie ihn zwei eiskalten Augen verfolgten. *** 13 Tage später. *** Es war eine dieser friedliche Nächten. Naja, zumindest war es jetzt noch friedlich. Der Himmel war überzogen mit Sternen und kein eiziger Wolke war zu sehen. Ein perfekter Abend um etwas zu stehlen. Hawk stand bereits auf dem Dach des Stadtsmuseums. Es herrschte totenstille. Niemand war hier zu sehen. Fragend runzelte er die Stirn. Waren denn alle Polizisten ausgestorben. Naja, das kümmerte ihn nun nicht mehr, hauptsache, er hatte eine Ankündigung geschrieben. Wie schon so oft geübt, sperrte er die Tür auf, die ihn ins Gebäude führen sollte und verschwand vom Dach. Auch im Gebäude erklang bis auf seine Schritten kein einziges Laut. Doch die Sicherung im Hawks Kopf war auf höchste Stufe eingeschalten. Schließlich musste er darauf achten, das auch kein Messer plötzlich hinter seinem Rücken auftaucht und ihn erneut vergiftet. Das würde er sich nicht nochmal gefallen lassen. In den letzten vergangenen Tagen konnte er sich nicht mal gegen Reikas Angriffe wehren. Ein leichter Seufzer war zu hören und er bertat einen dunklen Raum. Bei dem Anblick des Kunstwerks musste er tief einatmen. Vor ihm stand ein rießiger Spiegel, größer als er selbst. Ja, seine Mutter hatte gesagt, dass er diesmal ein Spiegel stehlen musste, aber sie hatte nicht erwähnt, wie groß der Spiegel war. Wie sollte er denn so ein riesiges Teil mit sich schleppen? Langsam trat er ein Schritt weiter in dem Raum um sich das Ding näher anzusehen. Sobald er im Raum stand, schloss sich die Tür plötzlich wie von selbst hinter ihm. Hawk drehte sich nicht um, er wusste, dass er nicht allein war. "Komm raus und hör auf dich zu verstecken." sagte er in dem Raum. Er brauchte nicht lange zu warten, bis jemand hinter dem Spiegel zum Vorschein trat. "Ich habe nicht gedacht, dass du so schnell wieder auftauchen wirst ... Hawk." das letzte Wort hatt er fast wortwörtlich buchstabiert. Hawk grinste nur und sah seinen Gegenüber schließlich belustigend an. "Keine Überraschungsangriffe heute?" frage er und trat ein Schritt vor. Fross' Miene verfinsterte sich. Ohne länger zu warten, stürzte er sich auf Hawk, dieser wich geschickt aus. Ein Glück, dass er das wieder schnell genug konnte. "Du bist heute gekommen um 'den Spiegel der Zerstöhrung' zu holen nicht wahr? " fragte Fross tonlos. Was für ein Blitzmerker. Ohne auf Hawks Antwort zu warten fuhr er fort. "Wage es und der Spiegel würde dich zerstören." Was sollte das denn heißen? Hawk verstand nicht ganz. "Glaube mir Hawk, ich weiß alles über dich." erklang nun wieder die Stimmes seines Gegeübers. "Ich weiß, dass du die Kunstwerke nur stehlst um sie zu vernichten. Ich weiß auch genau so wie du, dass sie verflucht sind." bei diesen Worten weiteten sich Hawks Augen. Er wusste es? "Das einzige was ich leider noch nicht weiß, ist wer du bist." Naja, das war zumindest eine gute Nachricht. "Im Gegesatz zu mir, weiß du gar nichts über mich." Hawk war es aufgefallen, dass Fross heute ganz besonders viel sprach. Aber das spielte im Moment keine Rolle. "Und?" fing er nun endlich auch an zu sprechen. "Das Alles ändert doch nichts an meinem Vorhaben. Du kannst mich nicht aufhalten meine Arbeit zu erledigen." Der Blonde fing plötzlich an zu lachen. Oho, er lacht. "Du bist viel zu naiv. Insgesamt weiß ich viel mehr als du über die Kunstwerke, wie willst du dir dann sicher sein, dass ich dich nicht aufhalten kann?" Am liebsten hätte sich Hawk auf ihn gestürzt und ihn so was von vermöbelt, dass er nicht mehr weiß wieviel 1+1 war. Aber er musste sich beherrschen. Plötzlich hob Fross seine rechte Hand und warf ein Gegenstand auf den Spiegel zu. Ein lautes Klirren war zu hören und die Bruchstücke des Spiegels fielen auf dem Boden und zerbrach im vielen Scherben. Er hatte doch glatt das Kunswerk selbst zerstört. Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte Hawk angefangen zu lachen, aber irgendetwas musste doch faul an der Sache sein. Denn der Spiegel war ganz bestimmt echt. Mit fragenden Augen betrachtete er die Scherben, die am Boden lagen. "Was sollte das jetzt?" fragte er völlig verblüfft. Wieder fing Fross an zu lachen. Der tickt heute wohl nicht richtig. "Na siehst du? Ein Beweis, dass du keine Ahnung hast." Wütend ballte Hawk seine Hände zu Faust. Ja, er hatte wirklich keine Ahnung was das Ganze sein sollte und das ärgerte ihn. "Es ist mir Wert den Spiegel zu zerstören, weil er dich somit auch mitnehmen wird. Nicht um sonst heißt er 'Der Spiegel der Zerstürung'" Nach diesen Worten sah Hawk plötzlich, wie sich ein Splitter des Spiegels von selbst rührte und schließlich zum Schweben anfing. Dieses Bild vor seinen Augen erschrak ihn. Er war hier in einem Museum und nicht in einem Geisterhaus. *** Mit schnellen Schritten rannte Reika durch den Park, immer wieder warf sie ihren Blick auf die Armbanduhr. 20 nach 21 Uhr. Sie würde es schaffen. Fross hatte ihr gesagt, dass sie um halb Zehn am Museum ankommen sollte. *** Inzwischen schwebten bereits alle Scherben des Spiegels im Lüfte. Was hatte das alles zu bedeuten. Er dachte sie wären zerstört. Nein, das waren sie auch, aber ... Wütend warf er seinen Blick zu Fross. "Was soll das alles?" fragte er. Dieser grinste feindselig. "Gut, da du so nett fragst, werde ich es dir erklären." Das sieht gar nicht gut aus, dachte Hawk und wartete auf eine Erklärung. "Noch 10 sekunden und die Scherben des Spiegels werden anfangen ohne Kontrolle und blind in diesem Raum herumrasen. Sie würden nicht aufhören zu sausen, solange kein Blut in ihre Splittern widerspiegeln. Weißt du was das heißt?" Hawks Augen erweiterten sich. "Genau, mach dich bereit die scharfen Klingen der Splittern in deinem Fleisch zu spüren." wieder grinste er. "Und was ist mit dir?" frage Hawk plötzlich, das war ihm gerade eingefallen. Die Splittern werden blind herumsausen, das würde also heißen, dass sie Fross genauso gut treffen können. "Mach dir keine Sorgen um mich, ich werde schon dafür sorgen, dass die Splittern nur dich treffen und niemand sonst." mit diesen Worten wurde sein Körper plötzlich von schwarzen Nebeln verschlungen. Hawk konnte nicht fassen, was er da sah. "WAS BIST DU???" fragte er, doch bekam keine Antwort auf seine Frage. "Dann tanz mal schön." hörte er nur noch. Als sich der Nebel löste war Fross verschwunden. Wütend biss er sich auf die Lippen. Verdammte Scheiße!!! Genau in diesem Moment fingen die Scherben an zu sausen. In allen Richtungen. Jeder der Splitter leuchteten in silber und erhellten den Raum. Nein, das konnte nicht sein, das konnte nicht sein Ende sein. Er musste sich sofort etwas einfallen lassen. Minuten vergingen. Immer noch versuchte Hawk die Splittern so gut wie möglich auszuweichen. Er hatte alles versucht, wollte das Schloß der Tür aufbrechen, hatte jedoch nie genug Zeit dafür, hatte gesorgt und gehofft, dass die Scherben gegen die Wand schlugen und somit die Wirkung verlieren würden, aber daraus wurden nur noch mehr Splitter. Er spürte wie ihm langsam die Puste ausging. Verdammt, so konnte es nicht weitergehen. Keuchend erreichte Reika den Museum, nicht lange und sie stand vor dem Raum, welchen sie betreten sollte. Das hatte Fross zumindest zu ihr gesagt. Sie holte nochmal tief Luft und drückte die Klinge nach unten. Überrascht stellte sie fest, dass die Tür abgeschlossen war. Im Inneren des Raumes hörte sie komische Geräusche, als würde jemand immer und dimmer wieder gegen die Wand schlagen. Ohne länger zu zögern holte sie den Schlüssel aus der Hosentache, den ihr ebenfalls Fross überreicht hatte und steckte ihn in dem Schloß. Ziemlich schnell hatte sie die Tür aufgerissen. Vor ihren Augen bot sich ein schreckliches Bild an. Der Raum war hellerleuchtet. Überall sausten Splittern herum, so schnell, dass sie die Scherben gar nicht mit ihren Augen folgen konnten. Mitten in dieser sausenden Scherben sprang eine Gestalt mit unglaublicher Schnelligkeit herum, um diese Splittern auszuweichen. Hawk? Mit ihrer Gedanken war sie noch damit beschäftigt, was das Ganze sein sollte, da bemerkte sie, wie ein riesiger Splitter auf sie zukam. Erschrocken riss sie ihre Augen auf. Sie wollte die Tür schnell zumachen, konnte sich jedoch überhaupt nicht rühren. Das alles war doch nicht normal, so unnormal wie Hawks Flügeln. Die Scherbe kam immer näher, das Licht immer greller und im Reika stiegen Angst hoch. Plötzlich tauchte ein Gestalt vor ihr auf, schneller als der Splitter hatte er sich vor ihr gestellt. Hawk wollte sich noch umdrehen um das Stück Spiegel beiseite zu schlagen, war jedoch mit der Zeit nicht mehr ausgegangen. Reika sah, wie sich die Augen des Meisterdiebs plötzlich erweiterte, als sich die Scherbe in seinem Fleisch grub. Es war, als wäre die Zeit plötzlich stehengeblieben. Die Splittern hörten auf zu sausen und verloren ihr Licht. Dann waren nur noch das Geräusch der zerbrochenen Scherben in noch kleineren Splittern zu hören. Alles fiel auf dem Boden. Nur Sekunden vergingen bis wieder Stille einkehrte ... nein, nicht wirklich. Sie konnte noch etwas hören. Das Tropfen einer Flüssigkeit auf dem Boden. Immer schneller, immer mehr ... Kapitel 8: Versagt ... ---------------------- Blut ... so viel Blut, floss dem Rand der Scherbe entlang. TROPF, wieder TROPF. Immer und immer wieder, immer schneller. Mit entsetzlich weit aufgerissenen Augen sah sie, wie das Blut langsam den Boden verfärbte. Viel Mühe hatte sie gebraucht, um sich von dem Anblick der blutverschmierte Scherbe loszureisen. Ihr Blick wanderte zitternd auf Hawks Gesicht. Überrascht weiteten sich ihre Augen noch mehr. Schwaches Mondlicht schien durch das riesige Fenster im Gang und traf auf seine blasse Haut. Seine Haaren waren nass, so nass, dass sie sich zu dicke Strähnen bildeten. Seine Augen waren geschlossen. Kein einziger Mucks war von ihm zu hören, nicht einmal die Atemzüge, obwohl er doch eigentlich keuchen müsste. Immer noch stand er mit ausgestreckten Arme zwischen die Tür, die Finger fest in beide Türrahmen gekrallt, schützend vor ihr ... Reika wollte es verhindern, musste es verhindern, spürte jedoch, wie eine Flüssigkeit ihr in die Augen stiegen. Nein ... sie würde nicht ... nicht vor Hawk weinen, schon gar nicht um ihn. Die Zeit schien immer noch stehengeblieben zu sein. Nichts und niemand rührte sich, nur der Schatten der Fenstergitter auf Hawks Gesicht, der sich langsam fortbewegte. Ein Moment verging, bis er seine Augenlider hob. Diese unter Mondlicht wie Gold glänzende Augen blickten müde, dennoch tief in die Ihre. Kein Hass, kein Schmerz, nein, nichts der gleiche waren darin zu sehen, obwohl er sich doch ihretwegen verletzt hatte. In diesem eine Auge, indem sie blicken durfte sah sie Erleichterung, pure Erleichterung. Er war erleichtert?! Weil es ihr gut ging? Sie bemerkte nicht, wie sie anfing zu zittern, wie die Tränen ohne Kontrolle ihre Wangen hinabliefen. "Wieso ...?" eine Stimme, die die Stille kurz zwischen ihnen brach, drang aus ihrem Hals, verlangte nach einer Antwort, wollte wissen, wieso er das für sie tat. Das Gesicht vor ihr wurde immer verschwommener. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie bereits angefangen hatte zu weinen. Sie blinzelte kurz, lies zu, dass noch mehr Tränen ihre Wangen hinabkullerten, nur um ihn besser erkennen zu können. Sah wie er seine rechte Hand von dem Türrahmen löste ... sah wie diese ihre Wange näherte ... spürte wie er sacht eine Träne auf ihr Gesicht wegwischte. "Weil ich mir geschworen habe niemals zuzulassen, dass dir etwas passiert." Ungläublich riss sie ihre Augen abermals auf. All die Tränen, es war unmöglich sie zurückzuhalten. Seine Hand entfernte sich von den Türrahmen und Reika sah, wie er seine Augen wieder schloss. Mühsam trat er ein Schritt auf sie zu. Fast hatte sie das Gefühl, als würde er zusammenbrechen. Bevor Reika ihre Arme ausstrecken wollte und ihn auffangen wollte, blieb er plötzlich inne. Wieder hob er seinen Kopf und sah sie an. Plötzlich war er ihr so nah, so unglaublich nah. Dieser Blick, so traurig ... so bekannt. Auf seiner Stirn waren nun deutlich die Schweisperlen zu sehen. "Nicht weinen ... Tränen stehen dir nicht." mit diesen Worten lächelte er. Kein Grinser, dass er ihr normalerweise immer zeigte. Es war ein richtiges Lächeln, so warm, wie sie es manchmal vom Dee kannte. Das Lächeln verschwand jedoch so schnell wie es gekommen war, denn Hawk biss sich nun auf die Lippen, drehte sich nach links und rannte los. So schnell er konnte, ohne sich auch nur die Mühe gemacht zu haben, den stück Splitter aus seinem Fleisch rauszuziehen. Er rannte einfach los, konnte nicht ertragen sie weiterhin so traurig zu sehen. Die Schritten kamen ihm immer schwerer und langsamer vor. Verdammt, zwei mal hintereinander. DAS KONNTE DOCH NICHT WAHR SEIN!!! Unvorsichtig stolperte er über einen Stein und fiel nicht gerade angenehm zu Boden. Wütend versuchte er sich aufzurichten, fiel aber ungeschickterweise erneut hin. Abermals fluchte er und blieb am Boden liegen. Ihm war seine ganze Kräfte nun entgültig zu ende gegangen. Wie erbärmlich. Ein Glück, dass er sich bereits im Park befand, da konnte ihn zumindest keiner entdecken. Keuchend kroch er zu einem Baum. Bevor er sich gegen dieser lehnte, biss er sich die Zähne zusammen und zog mit einem Ruck die Spiegelscherbe heraus. Eine menge Blut spritzte aus der Wunde, obwohl sie vorher doch zu trocknen schien. Um zu verhindern, dass er noch mehr Blut verlor, presste er die Wunde mit der rechten Hand fest zu. Keuchend hob er seinen Kopf und schloss die Augen, wobei viele Schweisperlen von seiner Stirn hinabliefen. Nach Luft rangend ließ er sich nieder. Verdammt, tat das weh. Aber das war es ihm wert, sobald es Reika gut ging ... ja, sobal es IHR gut ging, alles andere war ihm egal. Sogar sein eigenes Leben ... Seit wann? Dieser Gedanke schoss ihm plötzlich durch den Kopf. Müde machte er seine Augen wieder auf und nahm die Brille ab. Er konnte nicht viel erkennen, alles war verschwommen. "Ja, seit wann?" fragte er sich leise und bekam keine Antwort. Minutenlang saß er einfach nur da und dachte über sie nach. Wie sie ihm so oft auf den Kopf schlug, wie sie sich dauernd mit ihm stritt, wie sie immer und immer wieder sagte, dass sie ihn hasse, wie sie ihm aber manchmal auch ein Lächeln schenkte, das sie niemand anderen zeigte ... Sie war stur, manchmal etwas zu stur. Obwohl sie ihre Schwäche niemals zeigen wollte, konnte sie manchmal auch so schwach und zerbrechlich sein ... "Ach du meine Güte." diese Worten waren kaum lauter als ein Flüstern. Jetzt wurde ihm sogar klar, wieso er sie damals als Hawk geküsst hatte, wieso er nie ertragen konnte, wenn sie so traurig aussah und wieso es sogar sein Herz zerriss, wenn er sie weinen sah ... Seine Gehirnzellen hatten also endlich angefangen zu arbeiten. Sie berichteten ihm eine Neuigkeit, die sie eigentlich hätte schon längst tun sollen. 'Sie haben sich wahrscheinlich in das Mädchen verknallt, Boss.' wegen dieser Nachricht würde er seine Gehirnzellen glatt alle feuern, alle, ohne Ausnahme. Das konnte doch nicht sein!!! Das durfte nicht sein ... nicht solange er noch als Hawk arbeitet. Deprimiert biss er sich auf die Lippen... Er wollte nicht darüber nachdenken. Immer noch mit der rechten Hand auf die Wunde gepresst, hob er mit der linke Hand die Scherbe auf, die er vorhin achtlos auf dem Boden geschmissen hatte. Interessiert betrachtete er diese. Ungefähr 20 cm lang. Schien ein ganz normaler Splitter zu sein, wobei er vorhin doch noch wie verrückt herumgesaust war. Das war also die Macht dieses verfluchten Kunstwerks. Leise seufzte er, das nächste mal würde er nicht aus dem Haus gehen, solange er nicht über sein Ziel bescheid weiß. Zumindest sollte dieser Splitter reichen, um seiner Mutter beweisen zu können, dass der Spiegel zerstört wurde. Seine Mutter! Schnell warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. 22 Uhr. Wenn er sich nicht sofort meldet, würde seine Mutter wahrscheinlich wieder vor Sorge umfallen, aber mit dieser Verletzung konnte er doch unmöglich Heim. Damit würde er ihr glatt einen Herzinfarkt verpassen. Es ging nicht anders, mit viel Mühe schaffte er es, sein Handy aus der Hosentasche zu angeln. Bevor er die Nummer eingab, atmete er noch einmal tief durch um zu verhindern, dass seine Stimme während des Telefonats allzusehr zitterte. "Ja? Familie Lupin?" ertönte eine Stimme aus dem Hörer. "Hey Mum." Dee konnte es selber nicht glauben, wie normal er klang. Tja, eine tolle Leistung. "Dee! Wo bleibst du denn so lange?" Volltreffer, sie regte sich jetzt schon auf. "Naja, ich bin jetzt gerade bei einem Freund ... " log er " Zufällig habe ich ihn auf dem Weg nach Hause getroffen. Und jetzt muss ich ihm Mathe erklären." "Ich dachte, du kennst dich selber im Mathe nicht aus." Verflucht, wieso hatte er denn ausgerechnet Mathe gesagt, war ihm wohl gerade in dem Sinn gekommen. So viel zum Thema 'Lügen'. "Nun, sooo schlecht bin ich auch wieder nicht." Stille. Dee spürte wie er nun langsam anfing doch zu zittern, er musste sich beeilen. "Mach dir keine Sorgen, der Spiegel wurde zerstört, wie sage ich dir später und mir geht es hervorragend." Ja, wirklich hervorragend, mittlerweile hatte er schon so viel Blut verloren, dass er das Gefühl hatte, als stünde er gerade in einem Gefrierschrank. Ein leichter Seufzer war zu hören. "Beeil dich und komm nicht viel zu spät nach Hause." "Ja, mache ich. Übrigens, du musst nicht auf mich warten, schlaf schon mal. Gute Nacht." sagte er schnell und unterbrach somit das Gespräch. Das Handy glitt ihm aus der Hand und fiel mit einem leichten PLOPS in dem weichen Gras. Völlig erschöpft schloss Dee erneut seine Augen und fing an zu keuchen. Er konnte nicht anders als seine Mutter anzulügen, mit dieser Verletzung musste er wohl selber zurecht kommen. *** Bis auf das Tippen an der Coputertastatur herrschte es im Raum Stille. Die glasigen und leeren Augen starrten auf das Bildschirm. Sah sich einzelne Fotos durch, einzelne Dokumente. Die Stille brach, als jemand mit voller Wucht die Tür aufriss. Das Licht im Gang hatte nun auch endlich Gelegenheit gefunden in dem dunklen Raum einzudringen. Mitten in diesem schwachen Licht stand Reika völlig außer Atem da. Fross schien das Ganze überhaupt nicht zu überraschen, denn er tippte ungestört an der Tastatur weiter. Fünf Sekunden hatte Reika gebraucht, bis sie vor Fross' Tisch stand. "Was-hast-du-gemacht?" Sie musste sich zusammenreisen um Fross nicht anzuschreien. Sie wüsste viel zu gerne, was das Ganze sein sollte. Das zerstörte Kunstwerk, die rasenden Splittern , Hawk ... Sie bekam keine Antwort, nur das Geräusch der Tastatur. Es sah fast so aus, als wüsste er nicht, dass sie da war. Wütend biss sich Reika die Zähnen zusammen. Sie nahm ein Gegenstand aus der Tasche und schlug dieser auf dem Tisch. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das vom Hawk sein soll!" Unter ihrer Hand tauchte eine metalische Kugel auf, womit Fross den Spiegel zerstört hatte. Das mechanische Tippen auf der Tastatur stoppte. Sein kalter Blick wanderte zuerst zu dem Gegestand auf dem Tisch, dann hinauf zu Reika. Diese sah ihn wütend an und versuchte nicht zu blinzeln. Fross bemerkte sofort, dass sie geweint hatte, aber das kümmerte ihn kein bisschen. "Das gehört mir, und?" fragte er völlig gelassen und wie immer tonlos. In Reika stiegen Wut hoch. "DU HAST DAS KUNSTWERK ZERSTÖRT!!!" schrie sie ihn nun endlich an. Auf Fross' Gesicht zeigte sich keinerleich Reaktion auf Reikas plötzliche Ausrasten. Langsam stand er auf und ging auf sie zu. "Du hättest ihn verhaften sollen." drang seine kalte Stimme in ihren Ohren. Geschockt trat sie einen Schritt zurück. Fross stand bereits dicht vor ihr. Seine Augen glänzten gefährlich und hielten ihre gefangen. Für einen kurzen Moment fand Reika keine Worte, bis ihr wieder klar wurde, was doch wirklich geschehen war. Sie biss sich auf die Lippen um nicht wieder loszuheulen. "Wie soll ich ihn denn verhaften können ... wenn er mir doch das Leben gerettet hatte?" Ihre Stimme zitterte und sie waren leise, viel zu leise für ihre Art. Fross sah sie einfach nur an, blinzelte nicht einmal. Kein einziges Gefühlszeichen waren in diese leblosen Augen zu finden. "Das gehörte zu meinem Plan." diese Worte setzten Reikas Herzschlag für eine Sekunde aus. Sie konnte nicht fassen, was sie da gerade gehört hatte. Zornig hob sie ihre rechte Hand und schlug zu. Jedoch wurde diese von Fross aufgefangen, bevor sie auch nur seine Wange berühren konnte. Immer noch ohne ein Ausdruck auf dem Gesicht starrte er sie an. Wie ein Toter. Reika spürte wie sie anfing vor Wut zu zittern. "Du ... BASTARD!!!" das letzte Wort hatte sie deutlich geschrien. Doch das tat sie nicht um Sonst. Bereits in der nächsten Sekunde spürte sie, wie Fross sie mit der rechten Hand an der Schulter packte und sie grob gegen die Wand stieß. Seine linke Hand umklammerte immer noch ihre rechte Handgelenk und drückte diese ebenfals gegen die Wand. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Fross ungläublich an. Sein Gesicht war nur noch cm von dem ihrem entfernt und seine Hand war eiskalt. Das schwache Licht, das durch die offene Tür schien, erhellte sein Gesicht etwas, dennoch blieben die Kälte in seinen Augen unverlöschbar. "Du hast versagt ..." drang seine Stimme plötzlich in ihren Ohren. Sie waren nur etwas lauter als ein Flüstern, aber sie wirkten, als würde er sie anfauchen. "Wieso glaubst du, habe ich dich dort hinbestellt? Weil ich geglaubt habe, du seist fähig ihn zu verhaften. Stattdessen kommst du mit leeren Händen zurück und wagst es auch noch mit so einem Ton mit mir zu sprechen." seine Worte waren schneiden, schnitt noch tiefer in ihrem bereits verwundertes Herz. Die ganzen Gründen schienen plötzlich ihm zu gelten, als solle sich Reika wirklich schämen, dass sie nicht fähig war Hawk zu verhaften. Sie spürte wieder, wie Tränen in ihr hoch stiegen. Das war also der Fross, denn sie am Anfang so sehr bewundert hatte, weil er als einzige Hawk etwas antun konnte. Das war also der wahre Fross, so kalt und grausam. "Du hast mich benutzt ..." würgte sie aus ihrem Hals und wunderte sich darüber, das sie ihre Tränen noch zurückhalten konnte. Ein Moment war es wieder still und keiner regte sich. Doch das, was kommen musste kam. Mit Entsetzen sah sie, wie Fross' Gesicht das ihre langsam immer näher kam. Sie versuchte zurückzuweichen, aber die Wand versperrte ihr den Weg. Millimeter vor ihr blieb er inne und sie konnte sogar seine kalte Atemzüge spüren. Seine eiskalten Augen borten tief in die Ihre. Drohte ihr Herz in jeder weiteren Sekunde stehen zu bleiben. Reika wollte seinen tödlichen Blick ausweichen, konnte jedoch nicht, weil ihr Kinn vom Fross gefasst und gehoben wurde, sodass sie in seine Augen blicken musste. "Vergiss eins nicht ... wir sind Partner und Partner nutzen sich gegenseitig aus." Diese Worten reichten entgültig um ihre Tränen, die sie bisher mit Mühe zurückhalten konnte freilaufen zu lassen. Mit all ihrer Kraft, die noch übrig geblieben war, hob sie ihre rechte Hand und schlug seine von ihrem Kinn. Ohne ein weiteres Wort noch zu sagen rannte sie aus dem Raum. Schweigend betrachtete er wie Reika verschwand und warf seinen Blick wieder zum Bildschirm. Auf der Seite, wo er stehengeblieben war, sah man ein Foto von Dee. "Dee Luping also ..." murmelte er und grinste schwach, "wir werden ja sehen ..." *** Mit unglaublich weitaufgerissenen Augen und völlig baff, sah er seinen Teamkamerad, der aufheitern vor ihm stand traumatisch an. "WWWAAAAASSSSS??????? WIR HABEN HEUTE MATCH???" Sein Gegenüber hielt sich abrupt die Ohren zu, damit seine Trommelfelder ja nicht zerplatzten. "Sag bloß, du hast es vergessen, was glaubst du, hatten wir die letzten Wochen wie die Verrückten trainiert?" fauchte dieser nun auch. Naja, nicht gerade wie die Verrückten. Zumindest nicht Dee, denn seine Füße hatten sich so taub angefüllt, dass er die ganze Zeit nur wie einen Vollidioten dargestanden war, seinen Lehrer mehrmals zur Weißglut brachte und sich schon fast als Zuschauer ausgeben konnte. Verdammt! Nicht genug, dass er die gestrige Nacht ganze zwei Stunden warten musste, bis seine Mutter endlich schlafen ging, nicht genug, dass er seine Wunde selbst versorgen musste und es jetzt immer noch furchtbar wehtat, nicht genug, dass er am führen Morgen eine Lügengeschichte erfinden musste und beinahe mit der Wahrheit rausgerückt hatte, nicht genug, dass er Reika die ganze Zeit aus dem Weg gehen musste, weil er sie sonst einfach nur in den Armen genommen hätte ... NEIN! Jetzt erfuhr er auch noch, dass sie heute einen gottverdammten Match gegen die Airwalker Gymnasium haben. Naja, eigentlich hätte er das ja schon längst wissen sollen, aber seine Gehirnzellen hatten anscheinend wiedermal nicht aufgepasst, noch ein Grund mehr wieso er sie am liebsten feuern würden. Verflucht! Heute! Match! Mit dieser Verletzung! An einem Sonntagvormittag! "GOTT, WIESO HASST DU MICH NUR SO???" Sein Freund neben ihm zuckte erschrocken zusammen und konnte noch gerade verhindern, dass er wie ein Mädchen loskreischte. "Hast du ein Problem?" stieß dieser nach einer Weile nun endlich hervor. "N.E.I.N." Dees Gesicht sah so aus, als hätte er unwillig fünf rohe Eiern auf einmal geschluckt. Damit schaffte er seinen Kamerad einen Schritt rückwärts zu befördern. Auf dessen Stirn waren nun deutlich die Schweisperlen zu erkennen. "Eh ... ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass heute ein neuer Spieler bei uns mitspielen wird." Dee hatte sich inzwischen schon umgedreht und verfluchte alles, was ihm in den Augen sprangen. Mit einem völlig uninteressierten "aha" setzte er einen Fuß nach dem Anderen. Eigentlich wollte ihm der Torwart noch fragen, ob er wissen wollte wer der Neue war, aber bei dieser Laune ... lieber nicht. *** Am liebsten hätte Dee sich auf seinem Trainer gestürzt, diesen zu Boden geworfen, ihn mit beiden Hände gewürgt und gefragt, was DIESER PENNER hier auf dem Fußballplatz zu suchen hatte. Dieser arroganter, egoistischer, anscheinend seelenloser, langweiliger, neutraler, selbstsüchtiger usw MIßGEBURT! Wie er auf Mißgeburt gekommen war? Nun, ein normaler Mensch würde sich doch kaum im Nebel auflösen können oder? Das war ebenfalls eines dieser Rädseln im Dees Kopf, die nicht gelöst wurde. Aber im Moment hatte er andere Probleme, zum Beispiel zu verhindern, dass er auf Fross losging. Anscheinend sollte er als Abwehrspieler dastehen. Sag, konnte er denn überhaupt Fußball spielen??? Im Gedanken beschäftigte Dee sich schon die ganze Zeit damit, wie er Fross während des Spiels am Besten aus dem Weg gehen sollte. Das war ja einfach nicht zu fassen. Ein Matsch, mit Fross, in SEINEM Team. Der reinste Alptraum. "Dee, sobald, du den Ball bekommst wirst du gefälligst damit arbeiten klar?" riss ihn die Stimme seines Trainers plötzlich in die Wirklichkeit zurück. "Ja ... " knurrte er nur gelangweilt. "Und noch was, auch wenn du der Kapt'n bist, wirst du Hilfe gut gebrauchen. Achte auf Fross' Bewegungen und arbeit mit ihm zusammen." mit diesen Worten drehte er sich erneut zu den Anderen und setzte seinen Plan fort. Für Dee brach gerade die ganze innere Welt zusammen. So viel zum Thema 'ihm aus dem Weg gehen'. Schwergetroffen warf er seinen Blick zum Publikum, dann hinauf zum Himmel. Er war blaugrau ... Kapitel 9: Verdacht ------------------- "Zu mir!" schrie sein Teamkamerad ihm zu. Dee befand sich gerade in einer ziemlich schwierigen Situation. Zwei der gegnerischen Spieler hatten ihn umzingelt, so dass er sich nicht von der Stelle rühren konnte. Mit einem geschickten Fußtritt ließ er den Ball aufspringen. Er selbst sprang ebenfalls hoch und beförderte ihn mit einem Kopfschuss zu seinem Kamerad. Als er auf dem Boden landete, spürte er etwas, das ihn zusammenzucken ließ. Zum Glück waren die anderen Spieler neben ihm bereits verschwunden, sonst hätten sie was gemerkt. Die Wunde tat furchtbar weh. Dee hatte sich die Zähnen zusammengebissen um ja kein einziges Ton von sich zu geben. Fross stand immer in seiner Nähe und beobachtete ihn. Das wusste er. Verdammt, kann sich dieser Blindschleiche nicht mal schleichen? fragte er sich selbst im Gedanken. Die Punkte standen 1:1. Das erste Tor hatte Fross geschafft, jaja, auch nur Glück gehabt. Wenn Dee nicht beide Hände voll damit zu tun hätte, auf seine Wunde aufzupassen, hätte er wahrscheinlich schon über 20 Tore geschafft ... naja, sooo viel vielleicht auch nicht. Wenn er mitten auf dem Fußballfeld zusammenbrechen würde, wäre das nicht nur das Ende des Spiels für ihn, sondern auch das Ende seines Jobs als Dieb ... "DDDDEEEEEEEE!!!!! Was stehst du hier so dumm rum? Tu was!!!!!" Die Stimme seines Trainers riss ihn aus seiner Überlegung. Nicht nur ihn, sondern auch ein paar Zuschauer, die gerade neben dem Dicken standen. Genervt verdrehte Dee seine Augen. Der erste Gedanke durch seinen Kopf: Wieso arbeitet der denn nicht im Militär? Plötzlich landete etwas Nasses auf sein Gesicht, überrascht blickte er hinauf. Es fing langsam an zu regnen. So ein Mist, nicht auch noch das. Seine Wunde würde doch kein Wasser vertragen können. Ja, Gott hasste ihn, das stand fest. Unwillig fing er an zu rennen, wobei ihm die Verletzung bei jedem Schritt höllisch wehtat. Nur noch fünf Minuten, dann ist das Spiel zu ende, dachte Dee. So lange würde er schon noch durchhalten können. Ein heftiger Tritt des eigenen Torwarts beförderte den Ball in Dees Richtung. Ohne noch länger zu überlegen sprang er auf, beförderte den Ball zu Boden und tribbelte los. Das gegnerische Tor war nur noch ein paar Meter enfernt. Aber wieder wurde Dee aufgehalten. Diesmal waren es drei Spieler. Sie hatten sich wohl auf ihn vorbereitet, denn sie schienen auf Dee fixiert zu sein. Verflucht! "ZU FROSS!" schrie sein Trainer wieder vom Weiten. Dees Kopf drehte sich nach links. Tatsächlich, Fross stand ganz allein da! Der kann mich mal!!! schrie die meisten Zellen in Dees Kopf. Aber so ging es nun mal nicht. Schließlich wollte er nicht, dass der Fettwanz ihn nach dem Spiel zusammenkeifte. Unwillig passte er den Ball zu dem Missgeburt hinter ihm. Sein Spitzname für ihn im Moment. Dieser nahm den Ball an und tribbelte los. Obwohl Dee wusste, dass es unmöglich war, dass er den Ball nochmal bekommen würde, rannte er richtung gegnerisches Tor. Die Zeit würde dazu nicht ausreichen. Praktisch war er sich schon sicher, dass er heute wohl kein Tor mehr schießen würde. Geradewegs blickte er auf das Tor und dachte wieder auf die Wunde. Es wurde immer schlimmer. "DDDDEEEEEEEE!!!!!" eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Abrupt hatte er seinen Kopf umgedreht und sah, wie der Ball auf ihn zuraste. Was? Diese Überraschung ließ ihn langsam handeln, denn er konnte nicht mehr rechtzeitig abwehren oder ausweichen, als ihn der Ball mit voller Wucht auf die Verletzung traf. Im selben Moment spürte er, wie sich die Wunde aufriss. Von der eine Seite bis auf die Andere. Es war ein Wunder, dass er es schaffen konnte nicht zu schreien. Fest hatte er die Zähne zusammengebissen, wobei er sogar seine Unterlippe aufbiss. Blut floss daraus. Von der Wunde war jedoch noch nichts zu erkennen. Inzwischen hatte es bereits angefangen zu regnen. Dee nahm es gar nicht wahr. Er spürte wie er anfing zu zittern, er wollte einen Schritt machen, schaffte es aber nicht. Verflucht, das sah bestimmt beschissen aus. Mitten auf den Fußballfeld zu stehen, der Ball nur ein paar Schritte von ihm entfernt und trotzdem nichts zu machen. Ihm ging nur ein Gedanke durch den Kopf: ER wursste es. Er wusste wer er war.... Überall um ihm herum war laute Gekreische. Wenn er jetzt zutritt, würde er ganz bestimmt ein Tor schaffen, denn er traf jedes Tor aus dieser Entfernung. Sein Trainer schrie, dass er was unternehmen sollte. Das Publikum jubelten. Wieder rannten viele gegnerische Spieler auf ihn zu, aber das alles nahm er nicht wahr. Alles war Still. Er hörte nur noch das Geräusch seiner unregelmäsigen Atemzüge und seine wilden Herzschläge. Er würde zusammenbrechen ... das wusste er. "Dee!!!! Mach was!!!! " ungläublich riss er seine Augen auf. War das nicht die Stimme von Reika? Er hatte keine Kraft mehr um noch nach ihr zu suchen. Oh nein, wenn er jetzt zusammenkippt, würde alles rauskommen. Das durfte nicht sein. Reika würde alles herausfinden. Sie würde ihn hassen ... für immer! Wie ein Powerdrink verbreitete sich dieser Gedanke in seinem Körper. NIEMALS!!! Das würde er nicht zulassen. Er wollte sie nicht verlieren, nachdem er doch erfahren hatte, was er für sie empfand. Er schrie, schrie so laut er konnte, es klang wie ein Schmerzensschrei und dann trat er zu. Wie eine Rakete flog dieser richtung Tor und traf. Auch nur dewegen weil der Torwart zur Seite gewichen war, schließlich wollte er nicht KO auf den Boden landen. Gleichzeitig war das Pfeifen des Schiedsrichters zu hören. Das Spiel war vorbei. Sie hatten gewonnen. Erleichter sank sein Trainer in seinem Sessel zurück und seine Kammeraden jubelten. Als sie nach Dee suchten, fanden sie ihn nicht. *** Die rechte Hand fest auf die Wunde gepresst ging er durch den Flur im Turnhalle, es war niemand da. Ein Glück für ihn. Verdammt, wo war das Klo??? Nicht lange und das Blut würde auf seinem T-Shirt sichtbar werden. Dee konnte gar nicht beschreiben welche Schmerzen er hatte. Seine Unterlippe blutete immer noch. Dieser verdammter Fross!!! Er presste sich die Augenlider zu und fluchte abermals. Es war seine Absicht gewesen, ihn auf die Wunde zu schießen, damit hatte er wohl seine Vermutung bestätigt, dass er Hawk war. Aarrrgggg, das war ja zum Haare ausreisen. Fross wusste wer er war. Dee hätte gerne seine Hand gehoben und diese durch die schweisnassen Haare gefahren, aber die Wunde verhinderte dies. Nur mühsam kam er vorwärts. Bei jedem Schritt die rechte Schulter an der Wand mitstreifend. Sein Leben in den letzten paar Wochen war einfach beschissen. "Dee?" schockiert drehte er sich um und nahm wahr, dass Reika hinter ihm stand. Sofort ließ er die Wunde los. Mit weitaufgerissenen Augen sah er sie an und eine Schweißperle lief seine Stirn hinunter. Heilige Scheiße! "R-reika ..." brachte er nur stotternd zusammen. Er versuchte zu lächeln, schaffte es aber nicht. Diese sah ihn fragend an. "Wieso bist du denn weggegangen? Sie suchen schon alle nach dir .... und du blutest an der Unterlippe." stellte sie nebenbei fest. Geschockt trat Dee ein Schritt zurück und wich sich über diese. "Ach ..eh.. ich muss nur dringend mal aufs Klo." sagte er und hatte sich wieder umgedreht. Er musste so schnell wie möglich weg. Ehe Reika etwas bemerkte. Verdammt, er war nicht fähig zu rennen und er ging komisch, sehr komisch. Reika lies sich mit dieser Aussage nicht zufrieden geben. Sie holte ihn auf und stellte sich vor ihm. Dabei bemerkte sie wie blass er war. "Was hast du?" fragte sie besorgt und streckte eine Hand aus um nach seiner Stirn zu fühlen. "Hast du etwa Fieber, bist ja ganz blass." Wie von selbst trat Dee einen Schritt zurück. "Ich habe gar nichts." entgegnete er sofor matt, etwas verzweifelt. Nebenbei fragte er sich, was Reika hatte, normalerweise war es ihr doch egal was mit ihm war. Nein, eigentich sollte er sich ja freuen, dass sie ausnahmsweise mal Sorgen um ihn machte, aber nicht heute. "Geh zu den Anderen." sagte er nicht besonders freundlich und hatte sich umgedreht. Dabei bemerkte er Reikas trauriger Gesichtsausdruck nicht. "Das Bubenklo befindet sich nächste Gang links. .... Ich begleite dich dort hin." Ich wusste gar nicht, dass du gerne aufs Bubenklo gehst. "Nein, danke." erwidertete er und ging mit langsamen Schritten wieder los. Wieder hatte ihn Reika aufgeholt und ging neben ihm her. "DEE! Du hast was, irgendwas stimmt nicht mit dir, seit wann bist du denn so unfreundlich?" fragte sie beleidigt. AARRRGGGG, seit wann bist du denn so freundlich??? hätte Dee Lust zu fragen. Er blieb stehen und sah ihr in den Augen. "Lass mich einfach in Ruhe OK?" fragte er genervt, wobei ihm wieder viele Schweiperlen von der Stirn rannten. Reika war geschockt über Dees Verlangen. Dieser spürte schon wie das Blut langsam zum Vorschein trat, verdammt, er hatte keine Zeit mehr. Immer noch stand Reika da und starrte ihn an. Wenn es so weiterging, würde er noch ausrasten. Nein, dies war bereits geschehen. "VERDAMMT, geh zu den Anderen und lass mich in Ruhe!!!" ups ... fuck ... das war gar nicht nett, überhaupt nicht nett. Dee hätte sich am liebsten selbst erwürgt, ehe er das sagen konnte. Reikas Blick schweifte traurig zu Boden. "Reika, ich ..." versuchte Dee sich zu entschuldigen. "Nein, ist schon gut. Ich bin Schuld. Ich hätte dich in Ruhe lassen sollen. Es tut mir Leid." hä? Mit diesen Worten hatte sie sich umgedreht und began zu rennen. Dee wollte ihr zuerst noch zurufen, aber ließ es dann doch sein. Das würde doch sowieso nichts bringen. Wütend schlug er seine Faust gegen die Wand. Jetzt hatte er sie doch tasächlich angeschrien, nur wegen der blöde Verletzung. Aber er wollte nicht, dass sie es erfuhr. Dann wäre es noch schlimmer. Deprimiert lehnte er sich gegen die Wand und rutschte diese hinunter. Auf seinem T-Shirt war bereits Blut zu erkennen. Kapitel 10: Du weißt es ... --------------------------- Eine schwarze Gestalt flog über dem pechschwarzen Himmel und landete schließlich fast kaum hörbar auf einen der rießigen Bäumen. Seitdem dieser Fross aufgetaucht war, fehlte ihm immer mehr an Publikum, das war ihm so ziemlich aufgefallen, denn die Straßen waren wieder menschenleer und durch das Fenster des betroffenen Gebäudes konnte man auch keine Polizisten entdecken. Langsam wurde es immer langweiliger. Naja, nicht langweilig in DIESER Hinsicht, schließlich hatte Hawk einen richtigen Riwalen. Es war nur ... irgendwie hatte er wiedermal Lust Polizisten zu verarschen. Die letzte Woche war einfach nicht auszuhalten. Reika ging ihm immer nur aus dem Weg , sobald er versuchte sie anzusprechen, hatte sie entweder etwas zu erledigen oder hatte keine Zeit. Was hatte dieser Fross nur mit ihr gemacht? Naja, und Fross? Der taucht zur Zeit überhaupt nicht mehr auf. Irgendwie hoffte Hawk ihn diesmal treffen zu können, keine Ahnung wieso, wahrscheinlich einfach nur, weil er total scharf darauf war, ihm eins zu verpassen, nachdem was er ihm angetan hatte. Die Wunde war zwar noch nicht ganz verheilt, aber darüber konnte er sich nicht beschweren, schließlich hatte seine Mutter ja keine Ahung, dass er verletzt war. "Halb so schlimm." murmelte er zu sich selbst und machte sich auf den Weg hinein ins Gebäude. Wie immer war es wieder stockdunkel, aber das war ihm so ziemlich egal. Wie ein Schatten huschte er geräuschlos durch die Gängen und suchte nach dem Saal. Es schien, als habe er einen extra Sinn dafür, denn wie immer brauchte er nicht lange danach suchen. Da war es ja, sein diesmaliges Opfer: Das Schwert der Untergang. Vorsichtig betrat er den Saal und sah sich um. Anscheinend niemand da. War da wirklich niemand da? Ja, es war wirklich niemand da. Misstrauisch runzelte er die Stirn und ließ einem leisen 'Hallo?' im Saal ertönen. Keine Antwort. Na was hatte er denn erwarte? Dass Fross lächelnt aus seinem Versteck gekrochen kommen würde und sein Hallo erwidert? Lächerlicher Gedanke. Das Schwert stand völlig ungeschützt auf seinem Platz und wurde schwach beleuchtet. Mit einem Sprung gelang Hawk zu seinem Ziel und schien im ersten Moment von dem Anblick des Gegenstands angezogen zu werden. Der Griff war aus puren Gold und wurde mit wertvollen Diamanten geschmückt. Die Klinge war scharf, so scharf, als könne man damit Steine durchschneiden. Das Eisen leuchtete unter Licht wie Glas unter Sonnenlicht. Ein richtig schönes Kunststück. Enttäuschend seufzte Hawk. "Schade, dich muss ich leider auch zerstören ..." Mit diesen Worten versuchte er das Schwet aus seiner Vitrine zu befreien. Die Vitrine ließ sich leicht öffnen, und als er damit beschäftigt war, das Kunststück in die Hände zu bekommen, so wurde dieses wie aus dem Nichts von etwas getroffen und zu Boden geworfen. Im gleichen Moment spürte er, wie etwas urplötzlich im Saal auftauchte. Eine dicke dunkle Nebelschicht erfüllte den Raum, aber von einer menschlichen Gestalt war noch nichts zu erkennen. Zuerst fürchtete Hawk, dass das Giftnebel sein könnte, aber bevor er richtig feststellen konnte was das nun wirklich war wurde er völlig unerwartete von hinten gepackt, als hätte der Nebel plötzlich eine menschliche Gestalt angenommen. Als hätte? Es war auch so. Mist er hatte völlig vergessen, dass Fross doch ein 'Missgeburt' war. Es war einfach nur viel zu unnormal als, dass er sich daran erinnern könnte. "Dir scheint es wieder besser zu gehen was?" fragte ihn eine wohlbekannte Stimme dicht neben seinem Ohr. Einer Fross' Arme hatte sich unter seiner Achsel geklemmt während der andere versuchte Hawks Sauerstoffzufluss zu unterbrechen. Angestrengt versuchte der Meisterdieb sich aus seinem Griff zu befreien, aber das ergab sich nicht als ganz einfach. Verdammt. Mit seinen ganzen Kräften hob er seinen rechten Arm und fuhr mit diesem nach hinten und traf Fross genau auf die Rippen, wodurch Fross endlich losließ. Keuchen japste Hawk nach Luft und entfernte sich mal zuerste ein paar Schritten von dem Beauftragten. Mit der rechten Hand auf dem Hals schnappte er immer noch nach Lust, während er beobachtete, wie Fross sich wieder aufrechtrappelte. "Danke, dass du fragst ..." antwortete er auf die gestellte Frage wie immer. " ... mir geht es hervorragend." Dabei versuchte er zu grinsen und eine Schweißperle lief seine Wange hinab. Ja ja, ihm ging es nie besser ... Mist, die Wunde fing wieder an etwas zu spinnen. "Das freut mich zu hören." erwiderte Fross darauf, ließ Hawk keine Zeit Pause zu machen und stürzte sich wieder auf ihn. Seine Fäuste zielten auf Hawks Gesicht und mit Mühe konnte er die Schlägen ausweichen. Fast hatte Hawk das Gefühl, als wäre Fross seit damals noch stärker geworden. So schell wie ein Blitz schwank Fross seinen rechten Bein in die Höhe. Mit einem Rückwärtssalto konnte Hawk den Kick ausweichen, doch als er wieder auf den Boden landete, erschien Fross bereits mit unglaublicher Schnelligkeit vor ihm und schlug ihn erneut zu Boden. Die Schutzbrille schlitterte durch dem Saal und war nicht mehr zu sehen. Langsam versuchte sich Hawk wieder aufzurichten und wischte sich das Blut aus seinem Mundwinkel. Dabei grinste er wieder schwach. "Wieso schlägst du mir die Brille vom Kopf, wenn du sowieso weiß wer ich bin?" Darauf ginste Fross nun ebenfalls. "Wozu trägst du noch die Brille, wenn ich doch sowieso weiß wer du bist?" stellte er eine Gegenfrage. Nicht schlecht, darauf hatte Hawk im Moment noch keine Antwort gefunden. Die Stille im Saal kehrte nicht lange zurück, denn sofort hatte sich Hawk wieder auf den Weg gemacht, das Schwert in die Hände zu bekommen. Ohne zu zögern lief er auf das Kunststück zu, das auf dem Boden lag, doch bevor er sie erreichen konnte, umschling dieses plötzlich eine dicke Nebelschicht und befahl Hawk praktisch stehen zu bleiben. Was sollte denn das schon wieder? Das Nebel formte sich erneut zu einem Menschengestalt, in dessen Hand nun das Schwert befand. "Was ist? Überrascht?" fragte Fross nur voller Schadenfreude. "Mir fällt ein, du schuldest mir ja noch eine Antwort." erinnerte sich Hawk. "Was bist du?" Auf die Frage schien Fross im Moment gar keine Interesse zu haben, denn er stürzte sich wieder auf Hawk. Leicht irritiert fand sich der Dieb auf den Boden wieder und Fross über sich. Er war gerade dabei das Schwert zu heben und zuzustechen. Geschockt riss Hawk seine Augen auf. Mit viel Glück, nein, sehr viel Glück konnte er es ausweichen und die Klinge borte tief in dem Boden neben seinem Gesicht hinein. Geschwind wollte Hawk wieder aufspringen doch seine Bewegungen waren diesmal nicht so schnell wie die von Fross, denn er wurde auf beide Handgelenke gepackt und zurück auf den Boden gedrückt. Na, wirklich großartig. "Was ist, ich dacht du willst wissen, was ich bin." sagte Fross leise, immer noch über ihm. Sein Blick wurden finster und eisig. "Ich sage es dir, wenn du morgen um 21 Uhr zum Leuchtturm kommst ..." dabei verstärkte sich sein Griff. Verdammt, wieso war er nicht im Stande sich von ihm loszureißen? "...falls du heute überlebst." Und seine Stimme wurde mörderisch. In diesem Moment wurde die Saaltür mit einem lauten Knall auferissen und ein völlig außer Atem geratene Reika kam zum Vorschein. "FROSS!" ihre Stimme war wütend und laut, viel zu laut. Dennoch wurde sie von dem Anblick, der ihr bot trotzdem etwas perplext. Naja, das war ja auch kein Wunder. Hawk, lag gerade auf den Boden, zwei Hände fest von Fross ebenfalls auf den Boden gedrück und dieser über sich. Weil der Beauftragte gerade dabei war ihm etwas zu sagen, war sein Gesicht auch noch anscheinend ganz dicht an dem von Hawk. Toll, das musste ja ein schwules Bild sein. Reikas Auftauchen war so unberechenbar, so, dass sogar Fross für eine Sekunde außer Fassung geraten war und genau das machte sich Hawk zu Nutze. Schnell zog er seine Beine ein und beförderte den Blonden mit einem Fußtritt einige Meter zurück, ohne noch länger zu warten, zog er das Schwet aus dem Boden, breitete seine Flügeln aus und schlug die Fensterscheibe ein, das zu seinem Fluchtweg wurde. Ein amüsiertes 'Dankeschön' für Reika ertönte im Saal bevor er losflog und verschwand. Für ein paar Sekunden herrschte im Saal Stille, bis die Schritten Reikas im Saal ertönte und wie sie schließlich den immer noch am Boden sitzenden Fross an Kragen packte und zu sich hinauf zog. Ja, so wütend war sie. "Du ... du hattest vor ihn umzubringen habe ich recht?" keifte sie sauer. "Deswegen hast du die Ankündigung geheim gehalten!" Fross verhielt sich einfach nur ganz ruhig, als habe er diese Worte gar nicht gehört. Er hob leicht eine seiner Hände und schlug die von Reika zur Seite. Daraufhin richtete er sich seine Weste wieder in Ordnung. Reika brannte inzwischen schon vor Wut. Wenn sie heute nicht in seinem Büro war und zufällig die Ankündigung gesehen hätte, wüsste sie nicht, was heute Abend noch passiert wäre. "Verdammt, ich rede mit dir." schrie sie erneut. "Du sollst nicht vergessen, dass unser Vorschrief lautet Hawk LEBEND zu fange und nicht ..." doch diemal konnte sie ihr Satz nicht beenden, denn sie wurde von einer Sekunde auf die anderen am Hals gepackt und hochgehoben. Unfassbar blickte sie hinab in den eiskalten Augen Fross' und krallte ihre Fingern in seiner Hand, versuchte sich zu befreien, aber ohne Erfolg. Sein Griff war nicht so fest, als, dass sie daran ersticken könnte, aber es war trotzdem nicht gerade angenehm. "Vorschrift hin, Vorschrift her ... hier mache ich mir meine eigene Vorschriften, ist dir das klar?" seine Stimme wurde immer bissiger. "Ich kann ihn töten wann ich will und wie ich will." Mit diesen Worten ließ er sie endlich los und Reika fiel auf den Boden, wo sie sofort anfing nach Luft zu schnappen. Fross hatte ihr bereits den Rücken zugekehr und ging auf die Tür zu. "Komme morgen um 21 Uhr zum Leuchturm." Damit verschwand er. Kapitel 11: Die ganze Wahrheit ------------------------------ Die Sonne stand brennend und strahlend auf dem Himmerl und schien geradewegs auf die Schule herab. So einen heißen Tag hatten sie schon lange nicht mehr gehabt, war ja nicht auszuhalten, und dann auch noch in der Klasse sitzen und lernen ... Verdammt, die Lehrern spinnen doch alle und der Rektor erst recht. Vielleicht saß er selber gerade gemütlich in seinem Schwimmbad und genoss einen Limo während er durch einem mit Kamera verbundenen Fernseher schadenfroh die Schülern beobachtete und sich totlachte. Das war bloß Dees Vermutung. Aber wenn das wahr sein sollte, so könnte dem Rektor bald etwas Unangenehmes widerfahren. Gelangweilt wischte er sich die Schweißperlen von der Stirn und wanderte seinen Blick zu Reika. Diese saß gerade auf ihrem Platz und schien ebenfalls vor Hitze nicht mehr konzentrieren zu können, was Dee aber nicht verstand war, wieso sie dann, wenn ihr so heiß war, einen Schal um den Hals trug. Dee hatte sich heute fest vorgenommen, Reika endlich einmal richtig anzusprechen, da wird ihr das 'keine Zeit haben' auch nicht helfen. Die Schulglocke befreite endlich alle Schüler aus ihrem Qual. Als Dee seine Sachen zusammenpackte und schließlich nach Reika suchte, war sie wieder nirgends mehr im Klassenzimmer zu sehen. Verdammt, wieso hatte sie es in letzter Zeit immer so eilig. Schnell nahm er seine Schultasche und rannte ebenfalls raus. Noch gerade konnte er mitverfolgen wie Reika um die nächste Ecke bog. "Reika, Reika, jetzt bleib doch mal stehen." rief er, wobei Reika aber keinerlei Anmerkung machte, als ob sie auf ihn hören wollte. Ohne noch länger zu trödeln beschleunigte er seine Schritte und holte Reika ein, sofort packte er sie auch schon am Handgelenk. Endlich stoppte sie, drehte sich aber nicht um. "Wieso läufst du weg?" fragte Dee nur beleidig und wartete auf eine Antwort, die aber erst recht spät kam. "Ich ... habe noch etwas Dringendes vor." sagte Reika nur leise und unsicher. Dabei drehte sie sich immer noch nicht um. Langsam aber sicher reichte es ihm. Immer das selbe in letzter Zeit, immer hatte sie etwas vor, immer. "Du lügst!" schrie Dee fast. "Bist du etwas immer noch sauer auf mich, weil ich dich das letzte mal angeschrien habe?" fragte er daraufhin verzweifelt. Sie standen bereits allein im Gang, denn alle andere Schülern waren schon längst aus dem Schulgebäude geflüchtet. Reika antwortete nicht. "Wie oft soll ich mich denn noch bei dir entschuldigen. Es tut mir Leid, ehrlich. Verzeih mir doch bitte. Ich halte es einfach nicht aus, wenn du mich so völlig ignorierst." flehend wie noch nie zuvor sprach er diese Worte aus. Zögernd befreite Reika ihren Handglenk aus seiner Hand und drehte sich immer noch nicht um. Darum ging es nicht. Sie konnte Dee nur einfach nicht in den Augen sehen, ihm sagen was passiert war, ihm sagen, was sie so sehr bedrückte, ihm über Hawk erzählen, über Fross erzählen. Das alles konnte sie nicht. Er würde es bestimmt nicht verstehen, niemand würde das. "Dee, ich habe noch etwas dringendes zu erledigen ..." sagte sie erneut leise ohne ihm in den Augen zu sehen. Bereits in der nächsten Sekunde wurde sie am beide Arme gepackt und gegen die Wand gestoßen. "Sieh mich an!" befahl Dee bittend, und erschrocken tat dies Reika auch unbewusst. "Tu mir das nicht an. Du machst mich noch wahnsinnig." verzweifelt drang diese Worte aus seinem Hals. Obwohl er bescheid wusste, so verlangete er trotzdem von Reika, dass sie ihm alles nochmal schilderte. Er wollte es hören, von ihr, sich davon überzeugen lassen, dass Reika ihm vertraute, dass sie ihm alles erzählen würde ... ihm, Dee. "Dee ich ..." "Es ist wegen Hawk nicht wahr? Er hat irgendwas gemacht nicht wahr?" vesuchte Dee, in der Hoffnung, Reika würde endlich anfangen zu sprechen, doch dies tat sie nicht. "Dee, das geht dich nichts an." versuchte Reika matt. Eine plötzlich Stille kehrte ein und keiner sagte noch etwas. Wie schon die ganze Zeit wich Reika nun erneut Dees Blicke aus. "Seit wann?" leise und fast kaum hörbar ertönte diese Stimme. Überrascht sah Reika auf. Dees Blickte wirkten plötzlich verletzt. "Seitdem dieser Fross aufgetaucht war?" die Frage war ebenfalls kaum zu hören, raubte Reika aber trotzdem einen Herzschlag. Wieder kehrte die Stille ein und die Wartezeit auf eine Antwort war für Dee unerträglich. "Antworte mir!" Die Lautstärke seiner Stimme stieg wieder. Draußen konnte man die Vögeln singen hören und die Blätter tanzen hören, aber das alles konnte sich nicht mit der Stille im Gebeäude aufnehmen. Reikas rechte Hand glitt enldich zögernd und langsam zu ihrem Schall. Und auch genauso langsam löste sie den Knoten, sorgte dafür, dass der Schall auf dem Boden fiehl. Geschockt erkannte Dee leicht bläulich angeschwollene Fingerabdrücke auf ihrem Hals. Es war deutlich zu erkenne, dass sie vom irgendjemand gewürgt wurde. "F-r-o-s-s-!" Sein Gesicht erfüllte sich plötzlich mit Hass und genauso hatte er auch diesen Namen hasserfüllt aus seiner Kehle rausgepresst. Sofort hatte er Reika losgelassen und wanderte sich zum Gehen. Es war offensichtlich, was er vor hatte. "Nein, Dee." Verzweifelt und panisch hielt ihn Reika zurück. "Geh nicht hin, bitte." "Das hat er nicht um Sonst gemacht!" sagte er nur und wollte weitergehen, doch sofort hielt er inne, denn er spürte wie Reika ihn von Hinten fest umklammerte, so, dass er keinen Schritt mehr weitergehen konnte. "Du darfst nicht hingehen ..." entsetzlich spürte er wie seine West nass wurde. Ihre Tränen ... sie weinte doch nicht etwa. "Bitte tu das nicht." Er konnte gar nicht schildern, wie er sich gerade fühlte. Diese Verzweiflung, diese Angst um Reika, das alles brachte ihn noch um. Urplötzlich hatte er sich umgedreht. Geschockt riss Reika ihre Augen auf und taumelte einen Schritt zurück. "D-Dee ... was ..." Sie spürte wie Dee sanft, so sanft, dass sie es noch nie von ihm kannte ihren Hals entlangstrich. Vorsichtig und sacht strich er die blauen Spuren mit seinen Lippen entlang. Umschlang ihre Taille mit beiden Armen und zog sie zu sich her. "Dee ... hör auf, was machst du denn da?" fragte Reika fast verzweifelt und versuchte ihn von sich wegzustoßen, ohne Erfolg. Ihr Atem ging plötzlich unregelmäßig und ihr wurde noch heißer als zuvor. "Du hast keine Ahnung ..." sagte Dee plötzlich, mit so viel Schmerz in seiner Stimme. "Du hast keine Ahnung wie sehr es mir wehtut, wenn du doch seinetwegen verletzt wirst ..." Seinetwegen, damit meinte er nicht Fross, sondern sich selbst ... Hawk. Existiere Hawk nicht, so gebe es auch keinen Fross, gebe es keinen Fross, dann würde es Reika jetzt gut gehen. Es war alles seine Schuld und nur seine Schuld. Reika verstand nicht ganz was er damit meinte, denn sie konnte in Moment auch nicht richtig denken. Seine Küsse, sie konnte sich nicht dagegen wehren. Wenn er noch so weitermacht, würde sie glatt auf die Knie fallen. Doch Gott sei Dank wurde sie geretett, denn Dee hörte plötzlich auf, sondern umschlang sie einfach nur fest in seinen Armen. Als wolle er sie nie wieder loslassen. "Bitte hör damit auf ..." wieder sprach er verzweifelt. "Hör auf Hawk weiter zu jagen!" Er flehte sie praktisch an und das würde er, Dee, doch eigentlich nie im Leben tun. Reika, wusste einfach nicht, was sie machen sollte. Hawk, sie hasste ihn ... sie hasste ihn so sehr, genau deswegen wollte sie ihn unbedingt fangen ... und jetzt? Hasste sie ihn immer noch? Nach alldem, was er für sie getan hatte? Sie wusste es nicht, sie hatte keine Ahnung. *** Die Sterne wurden von lästigen Wolken versteckte. Es sah fast so aus, als würde es bald regnen. Dabei war es vormittags noch so heiß. Dachte Dee. Er war bereits an dem Leuchtturm angekommen. Völlig nebenbei warf er einen Blick auf seiner Uhr und stellte fest, dass es fünf vor Neun war. Er konnte es fast nicht mehr erwarten Fross zu sehen, oder besser gesagt, er konnte es nicht erwarten, ihm eins zu verpassen. "Du bist früh dran." erklang plötzlich eine bekannte Stimme hinter ihm. Schlagartig hatte sich Dee umgedreht und erkannte Fross auf der Gipfel des Turmes stehen. "Du bist auch früh dran." erwiderte er ebenfalls grinsend, die Blicke jedoch mörderisch auf den Blonden gerichtet. Die Quälwolken verzogen sich für kurz Zeit und das Licht, das die Sterne verursachten spielten auch kurz mit dem Schatten der Beiden, bis die Wolken es ihnen wieder verbaten. Dee hätte sich am liebsten gleich auf Fross gestürzt, aber zuerst musste Fross ihm ja noch etwas erklären. Als habe er Dees Gedanken gelesen, fing er an zu grinsen. Dee sagte nichts, sondern wartete. In Einem war er sich schon sicher. Fross konnte unmöglich ein Mensch sein. In diesem Moment sah er wie sich auf Fross Handfläche etwas ausbreitete und sich zu etwas formte. Schon wieder solche Tricksen, was hatte der Penner denn jetzt wieder vor? Doch Dee brauchte nicht lange um zu erkennen, was sich im Fross' Hand auftauchte. Gleichzeitig riss er seine Augen auf. Das konnte doch nicht wahr sein. Das Schwert der Untergang! Aber .... hatte er es denn nicht eben gestern Nacht noch zerstört, das konnte einfach nicht sein. Während Dee seine Augen nicht traute und geschockt zu dem Gegestand in Fross' Hand starrte, grinste dieser nur und nutzte Dees Verwirrung aus. Ohne zu zögern stürzte er sich plötzlich auf den Schwarzhaarigen und borte die Klinge tief in seiner rechten Schulter. Vor Schmerzen schrie dieser auf. Er war so in einem Schockzustand, dass er den Angriff nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Verdammt! ER hatte doch vor ihm eins überzubraten und nicht umgekehrt. Fest biss er sich die Zähne zusammen und wurde gleichzeitig auf den Boden geworfen. Die Klinge des Schwertes entfernte sich jedoch nicht, sondern borte nur noch tiefer in die Wunde hinein. "Du willst wissen, was ich bin?" die Stimme Fross' zwang Dees zusammengeknifte Augenlider auf. "Nun, da du die gestrige Nacht überlebt hast verrate ich es dir." dabei grinste der Blonde wieder feindselig. Dee konnte sich nicht rühren. Jede kleinste Bewegung und er fürchtete, sein Arm würde ihm verloren gehen. "Nun, wie soll ich es dir am Besten erklären? Sagen wir, ich bin der Wächter der verfluchten Kunstwerke. Ich wurde von ihnen erschaffen um sie zu beschützten." "Also bist du wirklich kein Mensch." brachte Dee nur aus zusammengebissenen Zähnen heraus. "Nein, ich bin ein Teil von ihnen und ich kann auch jede Form der Kunstwerke annehmen, ebenso die bereits zerstörten." Also war das Schwert in seiner Hand gar nicht die Echt, nur eine billige Kopie. Das hätte er schon früher wissen sollen, dann würde Dee jetzt nicht in so einer beklemmerten Situation stecken. "Ich werde Jeden vernichten, der versucht die Kunstwerke zu zerstören. Und du ..." Dabei borte seine leblosen kalten Augen in Dees und die Klinge fuhr noch tiefer in die Wunde hinein. "Und du ... Dee, Mitglied der Lupin-Familie oder besser Hawk ... dich werde ich ebenfalls zur Hölle schicken, genau so wie der Hawk vor 15 Jahren." Ungläublich riss Dee seine Augen auf. Der Hawk vor 15 Jahren? Aber ... plötzlich wurde ihm alles klar. Wieso sein Vater eines Tages nicht mehr zurückkam, wieso er nirgends mehr zu finden war, wieso er sich nie wieder meldete ... "Du ...." voller Wut würgte Dee dieses Wort aus seiner Kehle. "Du hast ... MEINEN VATER UMGEBRACHT!!!" Mit diesen Worte fasste er Fross am Hals und schmiss ihn in der nächsten Sekunde von sich fort. Dieser landete mit einem lauten Knall zu Boden. Das Schwert löste sich wieder in Nebel auf, nachdem es nicht mehr im Fross' Hand befand. Die Wunde am rechter Schulter tat fast gar nicht mehr weh, völlig außer Atem stand Dee auf und in seine Augen widerspiegelten sich Hass und Rache. Fross hatte sich mittlerweile wieder aufgerichtet und stand nun wieder in seiner vollen Größe da. "Ich glaube, ich habe dich etwas unterschätzt."sagte er nur und grinste wieder, was Dee fast außer Fassung brachte. Er war tot, so was von tot. Auch wenn man ihn nicht als Lebewesen bezeichnen konnte, ER WAR TROTZDEM TOT!!! Kurz bevor Dee auf seinen Gegenüber losstürzen konnte wurde er plötzlich von einer anderen Stimme aufgehalten, eine bekannte Stimme, die seinen Namen flüsterte. Geschockt drehte er seinen Kopf um. ... Nein, unmöglich, das konnte nicht sein. Was machte Reika denn da? In diesem Moment fing Fross höllisch an zu lachen. "Endlich sind alle Gäste anwehsend." Etwas verwirrt sah Dee wieder zum Fross. Was hatte er vor? Reika ging nur ein paar Schritte unsicher auf den Beiden zu, dabei bemerkte sie Dees Verletzung. Sofort erweiterte sich ihre Augen. "Dee, deine Schulter ..." Sie hatte keine Ahnung was hier passierte. Was sollte das Ganze? Was machte Dee denn hier? Und vor allem, wieso war er verletzt? Völlig besorgt eilte sie zu ihrem besten Freund und betrachtete die Wunde, sie sah schrecklich aus. "Fross, du hast ihn verletzt!" schrie sie panisch, ihr Blick wütend auf den Beauftragten gerichtet. Dieser antwortete ihr nicht, sondern richtete seinen Blick wieder auf Dee. "Nun Dee, findest du nicht, dass du auch mit der Wahrheit rausrücken sollst?" Plötzlich fühlte sich Dees Körper an wie erstarrt. Kein bisschen konnte er sich noch rühren. Er wollte etwas auf Fross' Frage erwidern, so etwas wie, 'Was meinst du?' oder 'Was soll denn der Scheiß?' aber nichts konnte er hervorbringen. "Fross!" wieder erklang die verwirrende Stimme Reikas. "Sag mir lieber was du mit Dee gemach hast anstatt dumme Fragen zu stellen." Reika war deutlich sauer. Es sah so aus, als wolle sie bald auf den Blonden stürzen. "Was macht man denn mit einem Verbrecher? Fräulein Hijirie." Dee wollte sich dazwischen reden. Reika schnappen und abhauen, damit sie die Wahrheit nicht erfuhr oder Fross einfach nur fertig machen. Aber auch das konnte er nicht. Sein Blick wanderte nur verzweifelt auf den Boden. Besorg und völlig ahnungslos schweifte Reikas Blicke zu Dee und dann wieder zu Fross. "Was sollte denn das? Dee ist kein Verbrecher." Ihre Worte klangen selbstsicher. Dee war niemals ein Verbrecher. Fross' Grinsen wurde nur noch breiter. "Nun Dee, sag ihr dass du kein Verbrecher bist, worauf wartest du denn?" seine Stimem klang amüsiert, er mochte es Dee so verzweifelt zu erleben. "Sag schon ..... oder kannst du nicht?" Dees Augen erweiteten sich noch mehr, starrte unentwegs auf den Boden und konnte nicht aufsehen. Reika verstand nicht, wieso Dee nichts sagte, was hatte er denn? "Dass ich das noch erleben darf." lachte Fross wieder los. "Dee Luping ist verzweifelt! Oder soll ich lieber sagen ... Hawk ist verzweifelt." Nun war es raus, alles und das vor Reika. Ungläubig hatte sie die Augen aufgerissen und starrte Dee an, dieser rührte sich immer noch nicht. "Das ist nicht wahr!" schrie sie. "Dee ist nicht Hawk!" Sie verteidigte ihn immer noch, obwohl sie sich nun auch nicht mehr so sicher fühlte. Nein, Fross musste es zuerst noch beweisen, sonst war gar nichts Wahr. Als habe er Reikas Gedanken gelesen grinste er wieder. "Du willst ein Beweis, gut!" Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, erschien er urplötzlich vor dem Mädchen, fasst sie am Kragen und schleuderte sie hinaus. "REIKA!" schrie Dee geschockt und rannte los, in der Hoffnung er könne sie noch an der Hand festhalten, aber es war zu spät, sie stürzte, stürzte vom Leuchtturm. "Na los, rette sie .... und verrate dich." hörte er Fross' Stimme hinter ihm. Was blieb ihm denn anderes übrig. Fest presste er die Lider zusammen und folgte ihr in die Tiefe. Das war ihr Ende, sie würde sterben. Dieser Gedanke huschte über ihren Kopf und sie schloss ihre Augen. Doch im selben Moment spürte sie wie jemand ihre Taille umfasste. Fragend öffnete sie wieder ihre Augen und sah in ein paar dunkelbraunen, fast gold glänzenden Augen vor ihr. "Dee ...?" Doch bereits in der nächsten Sekunde breiteten sich etwas auf Dees Rücken aus. Unfassbar riss sie ihre Augen auf. Feder, so viele Feder, bildeten sich zu Flügeln. Haws Flügeln. Es war genau so wie damals in ihrem Traum, Hawks Flügeln auf Dees Rücken. Nein, das hier war auch nur ein Traum, nichts als nur ein Traum. Doch sie wusste, dass alles real war. Sie wollte es nur nicht glauben. Sanft, fast unbemerkt landeten sie wieder. Sofort stieß Reika Dee von sich und tapste ein Schritt zurück. Ihre Augen waren fast leblos, erweitert und glasig sah sie Dee an. Dieser hatte seinen Blick nur wieder auf den Boden gerichtet. Eine ganze Weile lang herrschte Stille. Bis auf die Blätter und der Wind konnte man nichts hören. "Sag, dass das nicht wahr ist ..." erklang plötzlich Reikas zittrige Stimme. "Sag, dass diese Flügeln nichts zu bedeuten haben." dabei lächelte sie noch hoffnungsvoll, obwohl ihr die Tränen schon längst in den Augen standen. Dee sagte nichts, rührte sich nicht, machte sich auch nicht die Mühe sie erneut anzulügen ... er konnte sie einfach nicht mehr anlügen. Langsam griff er in seiner Hosentasche und holte die Schutzbrille hervor ... Hawks Schutzbrille. Jede kleine Bewegung von ihm zerbrach ein Stück von Reikas noch übriggebliebene Hoffnung. Zögernd setzte er die Brille auf und sah Reika endlich an. Mit Entsetzten blickte sie nun auf Dees Gesicht ... nein, Hawks Gesicht. Nun war es soweit, die Tränen rannten unkontroliert ihre Wangen hinunter und sie konnte sie nicht aufhalten. Wie von selbst hob sie ihre Hand. Ein lauter KLATSCH war zu hören, gefolgt von dem Aufprall der Brille auf dem Boden. Eine Dees Gesichtshälfte färbte sich leicht rot. "Die ganze Zeit ... " ihre Stimme zitterte nun deutlich und waren so leise, dass man sie fast nicht mehr hören konnte. "Die ganze Zeit hast du meine Schwäche ausgenutzt und mich Tag und Nacht angelogen ... " Es schmerzte Dee sie so zu sehen. "Reika ..." seine Stimme klang heiser. "Ich .. bitte lass mich alles erklären .." mit diesen Worte ging er einen Schritt auf Reika zu. "KOMM NICHT NÄHER!" Wie erstarrt stoppte er. "Ich werde mir deine Lügen nicht mehr anhören ..." Als würde sie fallen, taumelte sie einen Schritt zurück. "Ich habe dir vertraut ... ich wollte nie daran glauben ..." Nun weinte sie, zum ersten mal richtig. Sie weinte, und das wegen ihm. "ICH HASSE DICH!" Mit diesen Worten drehte sich Reika um und rannte los. Eine ganze Weile lang stand Dee einfach nur da. Blickte in die Dunkelheit und war nicht fähig ihr hinterherzulaufen. Sie hasste ihn, nun hasste sie ihn wirklich. Einen Moment verging, bis ihn seine Beine nicht mehr tragen konnten. Achtlos fiel er zurück und blieb auf den kalten Boden liegen. Schmerz, so unbeschreibliche Schmerzen. Nein, seine Schulter beklagte sich nicht, es war sein Herz, das vor Schmerzen schrie... Kapitel 12: Es tut mir Leid ... ------------------------------- Sie wusste nicht wie lange sie schon rannte und wieso sie immer noch rannte, obwohl sie Dee .. nein Hawk schon längst nicht mehr sehen konnte. Rannte sie nun vor ihm weg oder rannte sie eher vor der Wirklichkeit fort. Die Tränen liefen unkontrolliert ihre Wangen hinab und sie konnte sie nicht stoppen. Sie hasste es. Inzwischen hatte es bereits angefangen zu schütten, wobei es vormittag doch noch so unmöglich heiß war. Ein gewaltiger Blitz schleuderte über den Himmel gefolgt von dem Klang des wütenden Donners. Unvorsichtig rutschte Reika auf den nassen Boden aus und stürzte. Sie hasste es schwach zu sein, doch nun, in diesem Moment war sie doch schwach. Sie konnte es immer noch nicht glauben .... sie wollte es nicht glauben. Es musste alles nur wieder ein schlimmer Alptraum gewesen sein, alles nur ein schlechter Scherz doch selbst dieser Gedanke konnte ihr nicht helfen ... Dee war Hawk. Wütend biss sich Reika auf die Unterlippe und versuchte sich aufzurichten doch sie rutschte erneut aus. Wieso schmerzte es nur so? Eine ihre Hände hob sich von selbst und schlug auf den Boden ein ... immer und immer wieder. Sie nahm gar nicht wahr, wie ihre Knöchel sich rot färbte und schließlich anfing zu bluten. Das Blut verschmierte sich mit dem Wasser und floss mit diesem dem Erdboden entlang. Er hatte sie die ganze Zeit angelogen, sie ausgenutzt und vereppelt. Sie hasste ihn. Noch einmal hob sie ihre Hand und wollte mit aller Kraft zuschlagen, doch plötzlich packte sie jemand am Handgelenk und verhinderte ihre Hand somit einen schmerzhaften Bekanntschaft mit dem Boden. Etwas perplext und mit tränenerfüllten Augen sah sie hoch. Ihr Gegenüber war ebenfalls so wie sie von Oben bis Unten durchnässt und dicke Haarstrehnen hingen ihm ins Gesicht. Seine Augen sahen anders aus als sonst ... doch wie anders konnte Reika es nicht beschreiben. "Fross ..." kam nur kaum hörbar aus ihrem Hals und sie schmiss sich in dessen Armen. Es war ihr egal was sie gerade tat, es war ihr egal wen sie gerade umklammete. Sie brauchte nur dringend jemanden AUßER Dee, der einfach nur für sie da sein konnte und bei dem sie sich ausweinen konnte. Langsam ließ Fross Reikas Handgelenk los und drückte ihren Kopf leicht gegen seine Schulter. Sein Gesicht verriet wieder nichts doch er wusste genau was zu tun war. "Ich werde dir helfe ..." sagte er nur tonlos, bevor ein grelles Licht den Beiden umhüllte und Reika das Bewusstsein verlor. *** Schon eine ganze Weile lang lag Dee einfach nur so da und ließ sich von dem Regen waschen. Es war gut, dass es angefangen hatte zu schütten, denn diese Erfrischung hatte er jetzt dringend gebraucht. Die Wunde am rechten Schulter fing wieder etwas an zu spinnen, aber das war noch nicht einmal halb so schlimm wie seine wirkliche Schmerzen. Er hatte keine Ahnung, was er als nächstes tun sollte, denn die Zellen in seinem Kopf schlugen ihm nur totale Blödsinn vor wie zum Beispiel, dass er sich Reika vor die Füße werfen sollte und ihr um Vergebung bitten sollte. WAS sollte der Scheiß? Er hatte ihr gerade das Herz gebrochen und das soll dann alles sein? Es war kein Wunder, dass er seine Gehirnzellen hasste .... nein ... es war kein Wunder, dass er sich selbst hasste. Fest presste er seine Lider zusammen und richtete sich mit viel Mühe auf. Sein Leben war einfach schrecklich, so viel stand fest. Vielleicht sollte er als erstes mal nach Hause gehen, bevor seine Mutter sich wieder Sorgen machen musste. Tief atmete er ein und stand mit einem Ruck auf, verursachte aber gleichzeitig ungeheure Schmerzen auf der rechten Schulter. Verdammt, fluchte er innerlich. Der Regen prallte auf ihn herab wie Stiche, die tief in seinem Fleisch borten. Vielleicht war es auch besser so, er hatte es verdient ... nein, er hatte es nicht verdient ... doch, er hatte es verdient .... verdammt, er sollte sich zusammenreißen. Reika hatte doch keine Ahnung, wieso er stehlen musste, wenn sie das wüsste, würde sie ihn ganz bestimmt verstehen, doch widerum würde sie ihm nicht verzeihen, dass er sie so lange angelogen und ausgenutzt hatte. Ja, sie hatte nicht so ganz unrecht, schließlich hatte er ihre Schwäche ja wirklich so ziemlich ausgenutzt ... was war er bloß für ein verdammter Mistkerl. Dee seufzte und lächelte bitter. Alles war er nun wollte war , dass es Reika wieder gut ging, doch er wusste genau, dass er nicht in der Lage war dies zu tun. Er war sich sogar fast sicher, dass Reika es nicht einmal ertragen könnte ihn auch nur anzusehen ... ja, sie würde es nicht ertragen .. er würde ihr noch mehr Schmerzen zufügen. Völlig am Boden zerstört sank Dee seinen Kopf. Alles was er tun konnte war zu verschwinden, damit ihn Reika nie wieder sehen musste, damit sie ihn einfach nur vergessen konnte .... ja, sie sollte ihn vergessen, das war das Beste .... verdammt, das war überhaupt nicht das Beste!!! Doch, etwas Besseres gab es aber leider nicht. Er wollte schreien, so laut er konnte, doch er konnte nicht. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke über den Kopf: Fross. Stimmte ja, fast hatte er ihn vergessen, dieser verdammter Missgeburt. Er musste sich noch rächen, bevor er ging, genau, das würde er noch machen, bevor er verschwindet. Es war, als habe man seine Gedanken gehört, denn wie aus dem Nichts rastete plötzlich Etwas auf ihn zu. Dee rührte sich nicht, als etwas haargenau an seiner Wange vorbeiflog und sich in der Wand des Leutturmes wiederfand. Es war eine Karte. Bevor Dee sich umdrehte und die Karte zur Hand nahm, druchblickte er seine Gegend nochmal genau mit seinen Augen. Doch nichts fand er. Die Karte war beschrieben. Er hasste es schriftlich benachrichtet zu werden als mündlich. Doch vielleicht war Fross auch klug gewesen ihm eine Karte geschickt zu haben, als sich selbst zu schicken, denn der Inhalt der Karte konnte für nichts garatieren. Mit hocher Wahrscheinlichkeit, würde sie Dee aber sicherlich eher dazubewegen, auf Fross, falls er ihm die Nachricht mündlich überliefert hätte zu stürze und solange auf ihn einzuprügeln, biss dessen Gesicht überhaupt nicht mehr zu erkennen war. Doch da Fross ja nicht anwesend war, konnte Dee sich noch einigermasen beherrschen. 'Wenn du sie retten willst, komm jetzt zur alten Villa.' OK, jetzt sollte ers nochmal durchlesen, damit er sich sicher sein konnte, dass er auch wirklich nichts verlesen hatte. Gut, dann mal anfangen ... 'Wenn du sie retten willst ...' 'du' ... damit meinte man wohl ihn, Dee oder Hawk, ist egal. 'sie' .... moment, wer könnte das sein? Auf irgendeiner Weise trauten sich seine Gehirnzellen wahrscheinlich gar nicht es ihm zu verraten. 'sie retten willst' sie retten? Das hieß also, sie befand sich in Gefahr. SIE befand sich in Gefahr. REIKA. Weiter wollte Dee nicht mehr nachdenken. Nur unheimlich ruhig zerriss er die Karte und ließ sie auf den Boden fallen. Naja, am liebste hätte er sie auch einfach nur zerkaut und hinutergeschluckt, aber er wollte sich ganz bestimmt nicht vergiften, schließlich gehörte sie mal Fross. Dee dachte gar nicht nach, als er anfing zu rennen. Er wusste gar nichts mehr. Nur eins: er würde Fross vernichten, wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt haben sollte. Nein, eigentlich hatte er das ja sowieso vor, aber wenn Reika etwas passiert war, dann würde er das Ganze eben noch brutaler veranstalten. *** Die alte Villa war ein schon seit Jahren leerstehendes Haus. Dee hatte nicht lange gebraucht bis er dort ankam. In der Villa war es stockdunkel und nur schwer konnte er etwas erkennen, da er die Brille, die ihm Reika vom Gesicht geschlagen hatte liegen gelassen hatte. Wieso war er nur so idiotisch. Doch vielleicht nur deswegen, weil er an nichts anderes gedacht hatte als an Reika als er loslief. Die Wunde an seiner Schulter schmerzte immer noch fürchterlich, doch darum wollte er sich in Moment nicht kümmern. Er wusste nicht genau, wohin er ging, im welchen Raum er ging, doch seine Füßen trugen ihn in einem der rießigen Räume worin vier rießige Fenster standen und etwas Licht hineinschien. Draußen schüttete es immer noch, doch das störte niemanden. Dee konnte es spüren, er konnte spüren, dass Fross hier irgendwo sein musste. Er hasste es ... "Wo bist du?" schrie er wütend in den Saal hinein und bekam nur das Echo seiner Stimme als Antwort zurück. Fest biss er sich die Zähnen zu sammen und trat noch einen Schritt ins Innere des Raumes. "Wo bist du verdammt?" Seine Stimme war ungeduldig und wütend, fast schon hysterisch. Das passte überhaupt nicht zu ihm. Plötzlich ertönte das kalte Lachen Fross' und die Türen hinter Dees Rücken schlossen sich von selbst. Dee drehte sich nicht um. Wieso auch, wenn er genau wusste, dass Fross vor ihm erscheinen würde. Genau so wie er es vorhergesehen hatte, geschah es auch. Wie aus dem Nichts stand Fross plötzlich Meter weit von ihm entfernt vor ihm. Man konnte sein Gesicht nicht wirklich erkennen, aber sein Grinsen komischerweise schon. Am liebsten hätte Dee sich sofort auf ihn gestürzt, aber er wusste, dass er in Nachteil war und er musste zuerst Reika finden. Denn sie war nicht dabei. "Wo ist sie?" fragte er nur ohne zu zögern und ernst, während er normalerweise wahrscheinlich eher frech zurückgegrinst hätte. Fross antwortete nicht, sondern ließ sich Zeit. Er wusste ganz genau wie er Dee seelisch am besten fertig machen konnte. "Wo ist sie verdammt?" Dee konnte es nicht erklären. Er war wie ausgewchselt. Er war nicht mehr er selbst. Vor Wut, Zorn, Panick und Verzweiflung wusste er nun keine gemeine Sprüche mehr, fand auch keinelei andere Wege als nur dumm zu fragen, ließ sich sogar von diesem Fross verarschen, wo er sonst doch sicherlich schon längst auf ihn eingeprügeln hätte. Dees Atem stockte, als er plötzlich eine Gestalt hinter Fross erkennen konnte. Seine Augen erweiterten sich und eine seltsame Erleichterung stieg in ihm hoch. Ja es war seltsam, als wollte das Gefühl ihm sagen, dass er sich nicht viel zu früh freuen sollte. Bereits in der nächsten Sekunden konnte Dee Reika nun entgültig erkennen. Sie starrte ihn direkt an .... kalt und leblos ... und das aller Schlimmst. Sie starrte ihn so an, als würe sie ihn nicht kennen. Dee zitterte, kaum zu glauben, aber er zitterte bei diesem Blick. Hasste sie ihn wirklich so sehr? "Reika?" fragte er vorsichtig, doch er bekam keine Antwort. Im gleichen Moment jedoch erblickte er ein Gegestand, das um Reikas Hals hing. Etwas Rundes, etwas Rötliche. Etwas, dass er schon mal irgedwo gesehen hatte. Wie ein Schlag traf es ihn, als er erkannte was es war. "Aber ... das ist doch .." flüsterte er. "Ja genau, 'das Juwehl der Zeit'" bestätigte Fross seine Vermutung. Stimmt, Fross hatte Recht, DAS war das Kunstwerk, dass er einst nicht stehlen konnte, dass er verloren hatte ... Reikaswegen ... und jetzt trug sie es. Was sollte das? Reika würde niemals freiwillig so etwas tragen. Dee wusste nicht was hier vor sich ging, er hatte keine Ahnung. "Falls es dich interessiert .." fing Fross an und sein Grinsen wurde mörderrisch. "Das ist das letzte Kunstwerk, das du noch nicht zerstört hast." Dees Blicke richteten sich nun auf ihn. "wenn du ihn kriegst und zerstörst, werde ich mit ihm verschwinden." Es wunderte Dee, wieso Fross ihm das alles erzählte und dabei auch noch so sicher aussah. Denn wenn Dee es wollte, konnte er das Juwehl mit leichtigkeit in die Hände bekommen. Dee, der normalerweise sicherlich gegrinst hätte und gesagt hätte, Fross wäre dumm, tat diesmal jedoch gar nichts als ihn einfach nur anzustarren. Nein, so leicht würde ihm Fross das nicht machen. "Ich will doch hoffen, dass du weißt, was dieses Kunstwerk kann." setzte sein Gegenüber schließlich endlich fort, nachdem eine ganze Weile vergangen war, wo die Drei einfach nur wie Idioten darstanden und nichts taten. Mit einem Schlag wurde Dee alles klar. Nur ungläubig starrte er wieder zu Reika. Nein, das konnte nicht sein. Fross hatte doch nicht etwa ... Doch sobald er in Reikas Augen sah, wusste er, dass es nicht anders passiert sein konnte. Reikas Seele ... sie war nicht mehr in ihrem Körper. "Du verdammter Mistkerl!" schrie Dee nun endlich und stürzte sich auf Fross. Doch er musste inne halten, denn unerwartete stand Reika schützend vor seinem Feind und sah ihn immer noch mit leeren Augen an. Es tat weh, es tat so weh, als würde man ein Dolch mitten in sein Herz hineinstechen. Dee versuchte zu grinsen, so wie immer, doch diesmal gelang es ihm nicht. "Na und? Dann werde ich das Juwehl eben zerschmettern." presste er nur aus zusammengebissenen Zähnen heraus. Darauf lachte Fross nur. "Bist du dir da sicher?" sagte er nach einer Weile und starrte Dee durchdringlich an. "Auch wenn du dann ihre Seele mitzerschmetterst?" Dees Atem hielten an. Hatte er das eben richtig verstanden? Wenn er das Kunstwerk zerstörte, würde er Reikas Seele mitzerstören? Für Dee brach seine ganze innere Welt zusammen. "Was hast du mit ihr vor?" brachte er nur leise nach einer Weile aus seiner Kehle. Fross antwortete nicht, statt dessen löste sich sein Körper nur wieder in Nebel auf. "BEANTWORTE MEINE FRAGE!!!" schrie Dee. "Ich wünsche dir ein schönes Leben ... im Jenseits. " hörte er nur die amüsierte Stimme Fross' und sah wie sich die Nebeln sammelte und langsam in dem Juwehl verschwand. Zurück blieb nur noch ein völlig ratloser Dee mit einer seelenlosen Reika. Es wurde still. Unheimlich still ... totenstill bis Dees leise Stimme im Saal erklang und er vorsichtig einen Schritt auf Reika zuging. "Reika ..?" war alles was er sagen konnte, als er plötzlich wahrnahm, wie sie ein Dolch zur Hand nahm und sich auf ihn stürzte. Schockiert und mit sehr viel Glück konnte er ihr ausweichen. Nur ungläubig starrte er sie an. Doch ihr Blick sagte gar nichts ... nein, das konnte sie auch nicht .... sie war tod. Nun begriff Dee, was Fross mit Reika vor hatte. Er würde sie benutzen um ihn, Dee zu töten. Und er? Er würde sich nicht einmal gegen sie wehren können. Verdammt, was sollte er jetzt bloß tun? Er konnte sie nicht angreifen und er konnte das Juwehl nicht zerstören, denn das bedeutete auch ihr Leben zu zerstören. Reika ließ sich nicht lange Zeit, um sich wieder auf Dee zu stürzen. Ein leichter Schnitt formte sich auf sein Gesicht und etwas Blut trat in Vorschein. Dee musste sich Mühe geben um ihr ausweichen zu könenn, denn sie war schnell. "Reika!" Mit einem blitzartigen Bewegung hielt er Reika an beiden Handgelenke fest und blickte tief in ihren Augen. "Ich bin es, Dee!" Obwohl er wusste, dass das nichts bringen würde sprachte er diese Worte aus, in der Hoffnung, sie würde ihn hören, doch ihr Gesichtsausdruch verriet das Gegenteil. Nur völlig leer und glasig starrte sie ihn an. Bereits in der nächsten Sekunde spürte Dee das Rammen ihrer Knie in seinem Bauch gefolgt von einem weiteren Schnitt auf seinem linken Oberarm, da er sie loslassen musste. Unwillkürlich landete er auf den Boden und musste Luft schnappen. Reika, die ihn nur mit kalten und leblosen Augen anstarrte, bereitete sich auf einen weitern Angriff vor. Dee war verzweifelt, ja, er war wirklich verzweifelt, und er war sich sicher, dass Reika ihn töten würde, wenn es so weiterging. Aber ... plötzlich schoss ein entsetzlicher Gedanke durch seinen Kopf. War es denn nicht besser, wenn Reika ihn umbrachte? Nach alldem was er ihr angetan hatte? Seine Augen rissen sich von selbst auf und seine Lungen schien wie zugeschnürt. Er hatte es nicht anders verdient, er hatte es so und nicht anders verdient. Während er darüber nachdachte, stand er nur mühsam auf. Was konnte er denn schon gegen alldem tun? Es blieb ihm nichts anders übrig als zu sterben. Und Reika würde ihre Seele zurückbekommen, da ihr leerer Körper Fross sonst zur Last gefallen wäre und da Herr Hijirie sonst Verdacht geschöpft hätte. Und er? Wer würde sich schon für ihn interessieren? Wer würde sich schon darüber aufregen, wenn ein Dieb auf dieser Welt weniger gab? Alle würden denken, Dee wäre in einer anderen Schule gewechselt .... alle würden denken, Hawk hätte seine Arbeit aufgegeben und Reika würde sich an diese Nacht nicht mehr erinnern ... und sie würde ihn nie wieder sehen ... Das war es doch was er wollte, dass er einfach nur aus ihrem Leben verschwand und sie ihn nie wieder sehen musste. Das war es doch was er wollte ... Dee wehrte sich nicht und wich auch nicht mehr zur seite, als Reika sich auf ihn stürzte. Er spürte nur, wie die Klinge des Dolches in seinem Fleisch borte und ihn zu Boden warf. Selbst da rührete er sich nicht. Ein gewaltiger Blitz schleuderte über den Himmel und erhellte den Saal für einen kurzen Augenblick. Reikas Körper war nun über den von Dee, ihre Händen umklammerten den Dolche, der sich gerade in seinem Fleisch befand. Ihre Augen waren immer noch kalt und gefühllos und das Juwehl um ihren Hals schien wie Feuer zu brennen. Dee dagegen sah sie nur mit traurigen Augen an. Obwohl er starke Schmerzen hatte, konnte man das von seinem Gesichtsausdruck nicht ablesen. "Töte mich .." erklang nur seine leise Stimme , bevor der Schrei des Donners wieder erklang. "ich habe es nicht anders verdient. Es tut mir Leid Reika, dass ich dich all die Jahre lang angelogen und ausgenutzt habe." Ruckartig spürte er wie die Klinge sich entfernte und sah wie Reika diesen hochhob. Ihre Augen sagten nichts. Sie brauchte nur zuzustechen. Nun schloss Dee seine Augen und er lächelte ..."Auch wenn du glaubst, ich würde dich anlügen ... Ich liebe dich." Jetzt war es ihm egal ob er starb oder nicht. Er hatte es endlich gesagt, seine Gehirnzellen haben es endlich zusammengebracht. Der Saal wurde wieder stockdunkel und es wurde unangenehm still. Bis auf das Geräusch des Regen konnte man nichts mehr hören. Dee wartete, wartete bis die Klinge erneut in seinem Fleisch fuhr und ihm diesmal sein Leben nehmen würde. Doch statt dessen spürte er nur, wie etwas auf seinem Gesicht tropfte, sie war warm. Nur fragend machte er seine Augen auf. Es war wie ein Wunder, denn endlich schien Reikas Gesichts etwas zu sagen. In ihre Augen hatten sich Tränen gesammelt und eine nach dem anderen liefen ihre Wangen hinunter. Dee dachte nicht mehr nach was er tat, seine Schmerzen auf der Schulter völlig ignoriert hob er seine Arme und umfasste Reikas Wangen, wischte ihr die Tränen fort und zog sie zu sich hinunter um das zu tun, was er schon lange nicht mehr getan oder tun durfte. Das Juwehl um ihren Hals leuchtete plötzlich auf und färbte den ganzen Saal im brennenden Rot. Das Licht wurde immer greller und durchströmte die ganze Villa. Löste sich selbst schließlich auf. Das letzte stück Kunstwerk .... es war fort ohne, dass Dee ihn zerschmettern musste. Ohne, dass er dadurch Reikas Seele verlieren musste. *** Die Morgensonne schien grell durch das Fenster und traf das Mädchen direkt auf das Gesicht. Sofort wurde sie wach und richtete sich auf. Sie befand sich in ihrem Zimmer und man hatte sie sorgfälltig zugedeckt. In ihrem Kopf dröhne es und sie konnte nur mühsam aufstehen. Vorsichtig sah sie hinüber zum Dees Fenster. Alles war wie immer doch ihr fiel auf, dass die grüne Pflanze, die Dee normalerweise immer am Fensterbrett stehen lassen hatte verschwunden war. Eine komsiche Unruhe stieg in ihr auf. Sie konnt es sich nicht erklären. War alles nur ein Traum gewesen oder war sie real. Genau in diesem Moment entdeckte sie etwas auf ihrem Schreibtisch. Neugierig ging sie zu diesem und machte die Schachtel auf, hielt gleichzeitig ihr Atem an. Es war das Schmuckkästchen, das sie damals im Schaufenster beobachtet hatte. Vorsichtig öffnete sie ihn und eine bezaubernd bekannte Melodie drang in ihren Ohren. Sie wusste nicht wieso, aber wieder stiegen Tränen in ihren Augen hoch. Neben das Schmuckkästchen befand eine Rechnung, wahrscheinlich als Zeuge, dass man ihn auch wirklich gekauft und nicht gestohlen hatte. Auf der Rückseite stand etwas geschrieben. 'Das wolltest du doch haben oder? *g* ... Das ist mein Abschiedsgeschenk für dich. Bitte such mich nicht und ... es tut mir Leid.' Das war alles was darauf stand, doch es reichte um Reika einen Atemzug zu rauben. Das konnte doch nicht wahr sein. Was hieß hier 'Abschiedsgeschenk' und 'such mich nicht' ? Es wirkte wie ein Schlag, als ihr klar wurde was Dee damit meinte. *** Gelangweilt warf er einen Blick auf seiner Armbanduhr, 6 Uhr 35. Wann kam der verdammte Zug endlich? Seine Mutter wollte unbedingt noch zu Hause bleiben, da sie ja angeblich noch eine ganze Menge einapacken musste. Dee verstand es nicht. Was gab es denn schon so Großartiges bei ihm zu Hause, was man unbedingt mitnehmen musste. Genervt schüttelte er den Kopf und warf sich auf einer der Bänken. In Bahnhof war es noch ziemlich leer, schließlich fuhr kein Verrückter so früh morgens mit dem Zug. Vielleicht war das ja auch der Grund, wieso sein Zug sich so sehr verspäten musste. Als wären seine Gedanken ein Signal, kam sein Zug auch schon endlich. Doch widerum breitete sich ein unwohles Gefühl in ihm aus. Wenn er jetzt einstieg, hieß es, dass er nie wieder zurückkommen würde, dass er alles hinter sich lassen würde, seine alte Schule, sein altes zu Hause .... und Reika. Dee seufzte und nahm seinen Rucksack. Ach, was dachte er noch über das alles nach. Alles ging doch wie geplant. Alle Kunstwerke wurden zerstört, Fross war verschwunden, Reika hatte ihre Seele wieder und er ... er würde fortgehen. Zufrieden lächelte er und ging auf seinen Zug zu. Sie sollte ihn vergessen, das war das Beste. JA, ein großteil seiner Gehirnzellen sagten ihm, dass das das Beste war und er hätte wissen sollen, dass ihn diese Zellen anlogen. Aber auch gab es ein paar Gehirnzellen die sich trauten zu sagen .... 'Sie ist also nicht gekommen ...' Dees Schritte blieben plötzlich inne und er drehte sich noch ein leztes mal um, überblieckte ein letztes Mal den ganzen Bahnhof und stellte fest, dass keiner da war. Sie war also wirklich nicht da. Enttäuscht lächelte er. Vielleicht war sie ja noch gar nicht wach, aber er hätte gerne gesehen, wie ihr Gesichtsausdruck aussah, wenn sie sein Geschenk für sie entdeckt hatte. Er grinste. Krank, aber er grinste. Doch sein Grinsen verwandelte sich sehr bald wieder in einem trautigen Lächeln. Wirklich toll, ein Mensch, der mitten im Bahnhof stand. Statt in den Zug einzusteigen nur dauernd sein Gesichtsausdruck wechelte. Wenns so weiterging, würde er wahrscheinlich noch anfangen zu lachen. Ne, danke, darauf verzichtete er lieber. Nun setzte er seine Schritten wieder Richtung Zug fort. Er sollte schnell einsteigen, bevor er seinen Zug noch verpasste. Doch kurz bevor er seinen rechten Fuß in dem Zug bewegen konnte, hielt er plötzlich inne. Es war komsich, doch er spürte wie jemand hinter ihm stand. Nur etwas ungläubig sah er hoch, drehte sich aber nicht um. Nein, er traute es nicht doch er musste. Wie erwartet fand er eine Reika hinter ihm stehen. Er war schockiert aber auch gleichzeitig erleichter. Wurde von Panick aber auch Freude überfallen. Sie war also doch gekommen. Er hatte es gehofft, NEIN, er hatte es nicht gehofft, denn jetzt wusste er nicht mehr was er machen sollte. Während er nach Worten suchte und innerlich seine Mutter verfluchte, da sie Reika ganz bestimmt verraten hatte, wo Dee war, hörte er nur plötzlich Reikas leise Stimme. "Wie kannst du nur ..." Diese einfache Worte ließ sein Atem stottern. Er hätte gerne wie ein Idiot gefragt 'Was?' aber das kriegte er nicht hin. "Wie kannst du nur ..?" ihre Stimme wurde etwas lauter und sie sank ihren Blick. Trotzdem konnte Dee spüren, wie Tränen sich in ihren Augen sammelten. "Reika .. ich .." Etwas panisch sagte er diese Worte aus. Er hätte es doch wissen sollen. Sobald sie ihn sah, würde sie traurig werden. Wieso stieg er nicht einfach nur ein und verschwand? Es war doch besser so ... oder? "Zuerst lügst du mich Tag und Nacht an, nutzst meine Schwäche aus und machst dich über mich lustig." Sie sah immer noch nicht hoch, doch die Tränen rannten nun ihre Wangen hinab. Es tat weh sie so sehen zu müssen. Doch zumindest wusste Dee jetzt, dass sie ihn hassen musste. "Dann stiehlst du mir auch noch mein Herz und zerschmetterst es in tausend Scherben und jetzt ...." Diese Worte hatte sie fast geschrieen und sie trafen Dee so sehr, dass er sich schon fast selbst hassen musste .... "Und jetzt ...." Nun sah sie endlich mit tränenerfüllten Augen hoch. " ... und jetzt ... willst du auch noch mit meinem zerbrochenen Herz verschwinden?" Dees Augen erweiterten sich. Mit diesen Worten hatte es Reika nun geschafft dafür zu sorgen, dass Dee sich selbst hassen musste. Ihm wurde plötzlich alles klar.... was war er bloß für ein Blödmann. Der Rucksack in seiner Hand schien plötzlich über tonnen zu wiegen und fiel auf den Boden. "Geh ... Geh und komm nie wieder zurück!!!" schrieb Reika nun deutlich, drehte sich um und rannte los. Nein, er wollte nicht, dass sie weglief, er wollte nicht, dass sie ihn verließ ... er wollte sie doch gar nicht verlassen. Nun endlich bewegte sich Dee wieder und er rannte ihr hinterher. Obwohl im Lautsprcher bereits gewarnt wurde, dass der Zug losfahren würde und alle Gästen einsteigen sollte, ignoriete er sie und rannte Reika hinterher. Nein, er wollte nicht gehen! Bereits in wenigen Sekunden hatte er sie aufgeholt. Diese schrie noch, dass er seinen Zug verpassen würde, wenn er nicht bald einstieg doch das war Dee egal. Nur entschlossen nahm er sie in seinen Armen und hielt sie fest. "Tut mir Leid ... Es tut mir so schrecklich Leid. Es tut mir Leid ..." flüsterte er nur und wollte sie nicht loslassen. Der Zug fuhr los und nahm niemanden mit. Im Bahnhof wurde es wieder still und immer noch waren niemanden außer den Beiden zu sehen. Der Wind wehte leicht und ließ ein paar Blätter tanzen. Reika hatte sich daweil wieder beruhigt, doch sie schluchste immer noch. Wütend schlug sie Dee auf den Rücken und hielt ihn schließlich fest. "Ich hasse dich" sagte sie wie immer und zauberte ein Lächeln auf Dees Gesicht. -End- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)