Rote Laternen von Vanillaspirit ================================================================================ Kapitel 6: Rote Laternen 2 -------------------------- Mehrere kleine Kartons standen auf dem Holzboden und füllten sich nach und nach mit persönlichen Gegenständen, Kleidungsstücken und anderen Utensilien. Madame Ming brauchte Megumis Zimmer sofort für ein neues Mädchen. So etwas, wie Trauerzeit gab es in diesem Gewerbe anscheinend nicht. Wenn eine Hure starb, war es nicht viel mehr, als der Verlust einer Ware, die jederzeit durch eine neue ersetzt werden konnte. Nachdenklich hockte Sakura auf der Fensterbank und beobachtete Ino, die Megumis sämtlichen Besitz in den Kartons verstaute. Richtig war das nicht, das wussten beide Mädchen, immerhin wurden so wichtige Beweisstücke vernichtet, aber gegen ihre momentane Chefin war kein Kraut gewachsen. "Wie geschmacklos", bemerkte Ino, während sie etwas aus einer einfachen Holzkiste hervorzog. Erst blickte Sakura nur flüchtig auf das Ding, dann starrte sie förmlich darauf. In Inos Händen leuchtete eine knallrote Laterne in der selben Form, wie sie Ayumis Verlobter hatte wegwerfen wollen. Ein Zufall? "Huch, da ist ja was drin." Mit milder Überraschung griff Ino ins Innere der Papierlampe und förderte einen kleinen Stapel geöffneter Briefe hervor. Sofort sprang die Rosahaarige auf und riss ihrer Freundin die Briefe aus der Hand. Ihre Hände zitterten auf Aufregung, als sie den ersten öffnete und überflog. Ihre Stirn runzelte sich und ihre Brauen zogen sich zusammen. "Liebesbriefe", erklärte sie irgendwann erstaunt. Sie überließ der blonden Kunoichi wieder die Briefe und schnappte sich dafür die Laterne. Nachdenklich drehte sie diese in ihren Händen. Es war eine komische Lampe. Das stabile Gestell aus teurem Seidenpapier und Draht, steckte auf einem Sockel aus Kirschholz. Diese Laterne schien viel zu edel, um überhaupt jemals eine Kerze in ihr brennen zu lassen. "Hast du so etwas schon mal gesehen?" Sakura drückte die Laterne wieder in Inos Hände. Die Blondine machte kurz ein nachdenkliches Gesicht, dann nickte sie. "Sehr edle Ware. Mama hatte so was früher in ihrem Schlafzimmer." Sakura fühlte sich bestätigt. Wie konnte ein Freudenmädchen, dessen Gehalt so minimal war, dass es ohne freie Kost und Unterkunft nicht überleben konnte, sich eine so teure Laterne leisten? Der Blick der grünen Augen fiel erneut auf den roten Gegenstand. Das Geschenk eines Freiers konnte es auch kaum sein. Warum sollte jemand Megumi ein Geschenk machen, dass ihren Marktwert übersteigt? So guten Sex konnte es gar nicht geben und wenn doch, hätte die Person das Mädchen Madame Ming gleich abkaufen können und somit eine Menge Geld gespart. "Hier steht etwas", riss Ino Sakura aus ihren Gedanken und deutete auf einige Schriftzeichen an der Unterseite des Kirschholzsockels. "Meiner Liebsten...", las Sakura laut vor. Es war wirklich ein Liebesgeschenk und nicht nur ein gewöhnliches, nein, es bedeutete, dass Megumi jemandem soviel bedeutete, dass er sie aus dem Rotlichtviertel herausholen wollte. Aber wenn diese Möglichkeit der Wahrheit entsprach, warum hatte ihr Geliebter es nicht sofort getan? Leisten konnte er es sich wohl. Die Gedanken rasten hinter Sakuras hoher Stirn. Die Lösung war so nah. Warum sollte jemand einem armen Mädchen hinhalten, wenn er sie sofort befreien konnte? Hoffnung. Es traf immer die Hoffnungslosen. Ayumis Mutter besaß auch so eine Laterne. Die Hoffnungslosen. "Dieser Mistkerl", zischte Sakura und weckte Inos Aufmerksamkeit. Die grünen Augen bohrten sich in Inos Gesicht. "Sei so nett und stell eine Liste aller reichen Leute der Umgebung auf. Ich muss wissen, wer sich eine ganze Familienpackung dieser Laternen leisten kann." Viel zu überrascht, um sich gegen diese Bevormundung zu wehren, nickte die Blondine. Murrend folgte Shikamaru seiner Angebeteten. Allmählich wurde dieser Aufenthalt doch zu einer mehr als stressigen Angelegenheit. Nicht einmal ausschlafen ließ Ino ihn, stattdessen schleppte sie ihn nun quer durch die Stadt, um Informationen zu sammeln. Zudem musste er nun auch noch an Madame Ming bezahlen. Jede Nacht, damit diese geldgeile Puffmutter nicht mal daran denken konnte, Ino an jemand anderen zu verleihen. Er seufzte niedergeschlagen. Was tat man nicht alles, um sich eine mühselige Beziehung zu bewahren. "Shikamaru?" Der Angesprochene schreckte auf und blickte etwas genervt zu seiner Freundin. Diese wiederum war vor einem kleinen Laden stehen geblieben, dessen Schaufenster hübsch geschmückt war. "Schau doch mal!" Der junge Mann runzelte die Stirn und trabte brav neben die Blondine. Eher schwerfällig fiel sein Blick in das Schaufenster. Überall Lampions in allen Farben und Formen. Er verstand nicht recht. Hartnäckig zeigte Ino auf eine Lampe in der Mitte. Das rote Modell stach richtig hervor, aber führte nicht unbedingt zu mehr Verständnis. Sein Blick fiel auf das Preisschild und er schluckte laut. Soviel Geld für eine simple Laterne, das war nicht mehr nur Wucher, sondern eine bodenlose Frechheit. "Das ist das Modell, was wir bei Megumi gefunden haben." Es war einer jener kleinen, niedlichen Tante- Emma- Läden, sogar mit einer Glocke über der Tür. Die Luft war geschwängert von Duft- und Lampenöl. Hübsche, filigrane Lampions hingen an der Decke und hinter der Theke stand eine hübsche, junge Frau mit freundlichem Lächeln. Gewohnheitsmäßig drehten sich Shikamarus Augen in jede Richtung und machten mögliche Gefahrenquellen aus. Ino hingegen marschierte sofort zur jungen Verkäuferin. Ihre blauen Augen funkelten, wie sie es immer in Gegenwart teurer Gegenstände taten. "Wie darf ich ihnen helfen?" fragte die Frau hinter der Theke sofort. Ino lächelte nur und deutete auf die sehr teuren Lampions hinter ihr. "Wenn ich fragen darf, haben sie das rote Modell in letzter Zeit in größerer Zahl an eine einzelne Person verkauft?" Verwirrung zeichnete sich auf dem Gesicht der Verkäuferin ab und ließ ihr Lächeln etwas sinken. "Bitte?... Also, ähm... ich bin mir nicht sicher, ob ich ihnen das sagen kann." "Kyoko! Wag es nicht dies herauszuposaunen! Unsere Kunden schätzen Diskretion", kam es barsch von der Tür, die vermutlich in die Werkstatt führte. Ino fuhr herum und blickte in das alte, faltige Gesicht eines kleinen Mannes, der eine grüne Schürze umgebunden hatte. Einen Moment musterte die Blondine den Greis und verbeugte sich schließlich knapp. Auch Shikamarus Aufmerksamkeit hatte der Alte erregt, bekam von dem Anbu allerdings lediglich ein knappes Nicken. Ino fasst neuen Mut und ging auf den Alten zu. "Ähm... entschuldigen sie bitte, aber es ist wichtig, dass wir wissen, wer all diese Laternen gekauft hat." Ungerührt wischte sich der Greis seine Hände an der Schürze sauber und bedachte die Kunoichi mit einem gelangweilten Blick. "Warum sollte ich einem Mädchen wie dir diese Frage beantworten? Es geht dich nichts an. Kehr zurück in deine Gosse!" Laut schnappte Ino nach Luft und stemmte bereits ihre Hände in die Hüften. Lediglich Shikamarus schnelles Eingreifen verhinderte den Mord an dem Alten. Der Anbu legte seiner Freundin eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu. Sofort lag ihr beleidigter Blick auf ihm und dennoch wagte sie es nicht, irgend etwas zu sagen. Shikamaru war die meiste Zeit über äußerst passiv und gelangweilt, aber ein gefährlicher Feind, wenn er erst einmal loslegte. Dies war nicht unbedingt der passendste Moment, sich auch noch sein Missfallen zuziehen. Der junge Anbu kramte in seinem weiten Mantel herum und zog schließlich etwas hervor. Er streckte seine Hand hervor und öffnete nur langsam seine Finger. Es war eine längliche Metallplakette, auf dessen Mitte das Konoha-symbol eingraviert war. "Berechtigt das hier dazu, eine Antwort zu erhalten?" Der alte Mann runzelte nachdenklich die Stirn und blickte Shikamaru, der ihn um einiges überragte finster an. "Was soll das? Selbst wenn du der Hokage höchstpersönlich wärst, verrate ich nicht solche Sachen an dich. Wir sind ein diskretes Geschäft und nun verschwinde mit deiner kleinen Nutte!" Ärgerlich zog Shikamaru die Augenbrauen zusammen und zog wortlos Ino aus dem Laden. Wäre der Alte nicht eine lebende Mumie, hätte der Shinobi ihm sicher so einige Techniken im Praxistest gezeigt. Niemand beleidigte Ino ungestraft. "Glaubst du, er deckt jemanden?" fragte Ino vorsichtig. Shikamaru war ihr unheimlich, wenn er sauer war, aber nicht einmal murrte oder genervt seufzte. "Ja", antwortete er knapp. "Takuya?" Der junge Mann mit dem buschigen Zopf blieb stehen und starrte um Himmel. Eine Wolke, die von seinem Hirn die Form einer fetten Kuh erhielt, schwebte über sie hinweg. "Es wäre möglich." Nachdenklich runzelte Ino die Stirn. Ihr Gerechtigkeitssinn erwachte wieder einmal und diesmal nicht zu ihrem Vorteil. "Aber, wenn wir keine Beweise haben, müssen wir ihn freilassen." Ihr Gesprächspartner schüttelte den Kopf. "Nein, das wäre nicht gut." Blaue Augen verfinsterten sich unheilvoll. Wenn es etwas gab, was Ino hasste, dann waren es rätselhafte, halbe Erklärungen. Sie hatte das Recht, alles zu erfahren, immerhin war es ja eigentlich ihr Fall. "Shikamaru", begann sie mit unterschwelligem Zorn, "erklär es mir!" Der Angesprochene seufzte nur. Ino war wirklich lieb, wenn sie es wollte und süß, wenn sie bekam, was sie wollte, aber meistens war sie recht anstrengend, weil sie nie wirklich zuhörte, was wiederum einen übermäßigen Einsatz von Geduld und Erklärungsfähigkeit bedurfte. "Ist ja gut, ich erklär es dir, wenn wir im Bordell sind.... mendoo-kusai." Der Blick ging verstohlen nach rechts und links. Leise wurde die Tür aufgeschoben und wieder wanderten die Augen. Auf keinen Fall durfte irgendjemand dahinter kommen. Mit leisen Schritten trat die Person in den Raum ein und zog die Schiebetür hinter sich ein Stück zu. Ohne größere Umschweife, begann sie sich in dem Raum umzublicken. Eine Kommode weckte ihre Aufmerksamkeit. Blasse, schlanke Finger mit vielen kleinen Narben, zogen die einzelnen Schubladen auf. Ein kleines Näschen kräuselte sich angewidert und gleichzeitig fasziniert bei dem Anblick von Unterhosen und Socken. Smaragdgrüne Augen hefteten sich auf einen Stapel Papiere, der unter einem Berg zusammengerollter Socken hervorlugte. Mit gerunzelter Stirn griff Sakura danach und betrachtete das erste Blatt. Ihre Augen weiteten sich zugleich gebannt, als auch schockiert. Es waren kleine Liebesbotschaften von Megumi. Der Kunoichi blieb die Luft weg. Choji hatte also doch Recht, aber das war unmöglich. Takuya konnte sich die Lampions gar nicht leisten und die Handschrift auf den Briefen im Zimmer der Toten, stimmte nicht mit der des Türstehers überein. "Willst du sicher gehen, dass du einen Fehler gemacht hast?" Erschrocken drehte das Mädchen sich um und blickte zu einem sehr wohl bekannten Gesicht hoch. Etwas ärgerlich zog sie Augenbrauen zusammen. "Willst du mich etwa tadeln? Du weißt schließlich sehr genau, warum ich das getan habe." Die dunklen Augen blieben auf der Rosahaarigen, während der dazugehörige Körper sich langsam senkte. Eindringlich betrachtete er Sakura. "Du wirst nicht lange von dir ablenken können." Das Mädchen nickte knapp. "Das weiß ich auch", erklärte sie mit fester Stimme. Sie hasste es, wenn Sasuke mit ihr redete. Es erschien fast, als ob er sie absichtlich an sich zweifeln ließ. Der Schwarzhaarige erhob sich wieder und drehte sich zum Gehen. "Du solltest besser nach Hause zurückkehren. Je länger du hier bleibst, desto gefährlicher wird es und dem bist du nicht gewachsen", stellte er nüchtern fest. Sakura stieß schockiert etwas Luft aus. Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Sie war schon lang nicht mehr das schwache Mädchen von einst. Seit Jahren ging sie auf eigene Missionen, bei denen Uchiha sie nicht mehr beschützen konnte. Warum weigerte er sich, diese Veränderungen zu sehen? "Ich denke nicht, dass Tsunade-sama dir zustimmen würde." Herausfordernd blickte sie in Sasukes kalte Züge. "Das ist mein Auftrag und ich werde ihn auch zu Ende bringen." Mit mildem Spott schüttelte Sasuke den Kopf. Sie sollte endlich einsehen, dass sie hoffnungslos überfordert war. Mehr als einen Täter, der lediglich für die Öffentlichkeit bestimmt war, hatte sie nicht erreicht. "Dann erklär mir, was du jetzt vorhast!" Ein wenig überrascht nahm er das hintergründige Grinsen von Sakura wahr. Es sah aus, als ob ihr Innerstes nun auch mit ihrem Äußeren überein stimmte. Sie würde es Sasuke beweisen und nun, wo sie etwas mehr Handlungsfreiraum hatte, würde es sicher leichter gehen. Es war nicht schwer, herauszufinden, von wem die Laternen stammten und an wen sie verkauft wurden. Es war sicher nicht der klügste, aber zumindest ein momentan guter Schachzug, Takuya als Täter einsperren zu lassen. Wenn sich das herumspräche, würde der wirkliche Mörder sich noch sicherer fühlen und schon sehr bald erste Fehler machen. Mit Schwung stellte Sakura sich auf die Füße und blickte Sasuke etwas fröhlicher an. "Weißt du, wo Kiba ist? Ich hätte Lust auf einen Spaziergang." Kiba? Sasuke grummelte leise, drehte sich um und ging. Er hatte mal wieder Recht behalten. Anstatt sich um ihre Sicherheit zu sorgen, dachte Sakura nur wieder an einen Jungen. Diese Haruno änderte sich nie. Kein Wunder, dass sie noch immer nur eine Chu-nin war. @ scorpion05: Frage 1-> Die Laterne spielt eine eher untergeordnete, aber dann doch wieder wichtige Rolle. Frage 2-> Nyo, wenn ich jetzt schon verrate, in welcher Beziehung Sakura zum Mörder steht, wäre ja die ganze Spannung hin. Frage 3-> Ein bisschen ist Sasuke schon eifersüchtig, aber das merkt er wohl selber nicht. @ Miss Riddle: Oh ja Choji *fahne rauskram Choji drauf schreib und schwenk* Find ich schade, dass er so selten in den Fics auftaucht. Uhm ansonsten, sry, dass dieses Kapitel so verwirrend ist. Klärt sich aber hoffentlich bald alles. @ Shabon: Keine Ahnung, ob Ming das überlebt. Wenn nicht auch nicht schlimm ^^ Naja, Sakura und Ino sind ohnehin nicht die Mädchen, die Geld einbringen. Nyo, möglicherweise ist ja in diesem Kapitel herausgekommen, ob Takuya es war oder nicht. Ansonsten noch vielen Dank für die reviews an XxJulexX, Lani, Ankibaer und yvonne1 *alle mal knuffs* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)