Rote Laternen von Vanillaspirit ================================================================================ Kapitel 7: Kindheitserinnerungen -------------------------------- Tschuldigung, dass ihr so lang auf diesen Teil warten musstet Immer wieder blieb der Jagdhund stehen, streckte seine Nase in die Luft und schnupperte. Ab und an, drehte er seinen Kopf zu den beiden Menschen hinter sich und wedelte mit dem Schwanz. Von dem Mädchen erntete er dafür einen amüsierten Blick, was das kleine Hundeherz höher schlugen ließ. Mit einem erfreuten Kläffen, lief er um die Rosahaarige in dem kurzen Sommerkleid herum. Ein wenig genervt, schaute dafür sein Herrchen auf ihn hinab. In gewisser Weise, war Akamaru ihm sehr ähnlich, ständig in der Nähe irgendwelcher hübscher Mädchen zu finden. Dieser Gedanke rang Kiba nun doch ein verschmitztes Grinsen ab. "Was genau suchst du denn?" fragte der junge Anbu das Mädchen neben sich. Sakura zuckte nur mit den Schultern. "Nichts Bestimmtes. Ich wollte nur etwas spazieren gehen." Kiba warf ihr einen verwunderten Blick zu. Der Gedanke, dass sie einfach nur mit ihm etwas unternehmen wollte, setzte sich zwar kurz in seine Hirnrinde, verpuffte dann aber auch schnell wieder. Das war völlig absurd. Das Mädchen warf schon seit ihrer Kindheit dem Uchiha schmachtende Blicke zu. Kiba hatte es zwar nie versucht, aber abblitzen, würde er dann ganz sicher. Sakura indes ahnte nichts von Kibas Gedankengängen und betrachtete ungerührt sämtliche Schaufenster am Straßenrand. Schließlich, fiel ihr ein besonderes auf. Die vielen Lampions zogen sie magisch an. Staunend blieb sie vor dem Schaufenster stehen. Viele Farben und Formen. Licht ließ Schatten tanzen. Die Realität verschwamm und machte alten Erinnerungen platz. Hunderte Laternen, aufgehängt zu Lichterschlangen. Menschen die lachend, spaßend und plaudernd durch Konohagakures Straßen zogen. Glühwürmchen am See und viele Stände. Der Duft von Essen und Sake lag in der lauen Sommerluft. Es waren diese kleinen Feste, die Sakura als Kind so sehr geliebt hatte. Sie spürte wieder die warme Hand ihrer Mutter, die sie festhielt, damit das kleine Mädchen nicht verloren ging. Es war alles so unbeschwert, so friedlich und sorglos. Ihr Körper wurde nicht von Bandagen zusammengehalten, damit nicht irgendwelche Wunden aufplatzten. Kein Tod vor den Augen oder den Geruch von Blut in der Nase. "Sakura-san, lass uns weiter gehen!" Das Mädchen drehte ihren Kopf zu Kiba, welcher ungeduldig wartete. Er verstand nicht, was einfache Laternen bedeuten konnten. Schöne Erinnerungen, voller Frieden und Wärme. Begleitet von einem Seufzen, wanderten ihre grünen Augen an dem Körper des Anbus entlang. War er überhaupt noch zu Frieden fähig? Sie schüttelte den Kopf, um das Bild ihrer Imagination loszuwerden. Überall an Kiba sah sie fremdes Blut. Man hätte den Inuzuka stundenlang mit Kernseife schruppen können, trotzdem wäre noch überall Blut gewesen. Das war der Preis ein Shinobi sein zu dürfen. Ein leiser Seufzer entwischte Sakura, als sie noch einmal sehnsüchtig auf die Laternen schaute. Auf den Festen der Kindheit war alles so schrecklich einfach gewesen, jetzt war es nur noch schrecklich. Mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick, trauerte sie um ihre Jugend und blickte den Laternen nach, als sie wieder zu Kiba ging. Wortlos gingen beide weiter. Eine beeindruckende Gestalt, schob sich aus dem kleinen Laden und blickte den jungen Leuten nach. Die dunklen Augen voller Misstrauen und Faszination. "Kommst du? Die Arbeit wartet." Die Gestalt drehte sich um und legte ein dümmliches, falsches Lächeln auf. "Ja, Großvater." Der alte Mann runzelte die Stirn und warf seinem Enkel einen strengen Blick zu. Der Junge war bereits Mitte zwanzig, wirkte aber nicht annähernd so reif. Die dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht und ließen die schwarzen Augen verträumt wirken. Er war ein guter Handwerker, allerdings mit zwei linken Füßen und wenig Verstand. Schwerfällig wandte er sich, nicht ohne einen letzten Blick auf die entzückende Rückenansicht des rosahaarigen Mädchens zu werfen, ab und folgte dem Greis mit schlaksigen, federnden Schritten zurück in die Werkstatt. Sasuke verdrehte die Augen. Eine Lagebesprechung, das war so ziemlich das dämlichste, auf das man kommen konnte. Welche Lage musste eigentlich besprochen werden? Die beiden Mädchen konnten im Prinzip jetzt auch wieder allein arbeiten. Niemand würde noch annähernd auf die Idee kommen, dass diese zierlichen Geschöpfe im Auftrag von Gondaime arbeiteten. Was gab es für eine bessere Position, die Ermittlungen in einem Monat oder mehr wieder aufzunehmen. Seine schwarzen Augen huschten zu Sakura. Er hob eine Braue. Wie die anderen auch, saß sie um den kleinen Tisch in Inos Zimmer, jedoch war ihre Haltung seltsam streng und edel. Ihre Beine hatte sie unterschlagen und der Rücken war gerade. Der typische Seiza. Er musste zugeben, dass ihn das etwas überraschte. Sakura war bereits als Kind sehr auf ihre äußere Erscheinung bedacht gewesen und besaß von jeher diese gewisse Ausstrahlung. Spionin! Sakura war eine Spionin. Eine von denen, die nicht durch die Schatten schlichen und im Schutz der Nacht einbrachen, stahlen und töteten. Sie war ausgebildet, um länger an der Seite der Opfer zu verweilen und alles über sie herauszufinden. Kein Wunder, dass er sie seit Jahren kaum mehr gesehen hatte. Die schwarzen Augen blickten hinab, als Sakura seinen Blick traf. Irritiert runzelte sie ihre Stirn. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Sie hatte sich das wohl nur mal wieder eingebildet. "Ich verstehe immer noch nicht, warum es Laternen sein müssen. Hab ich irgendwann nicht aufgepasst und Blumen sind aus der Mode gekommen?" zerstörte Choji Sakuras kurzen Gedankengang. "Ich verstehe das sehr gut", flüsterte sie mit verträumtem Blick in die Vergangenheit. Fragende Augenpaare hefteten sich auf sie. Nachdenklich schob Choji seinen Bissen im Mund hin und her. Allmählich verstand er Shikamarus Weltanschauung Frauen betreffend. Man wurde nie aus ihnen schlau. Er schüttelte den Kopf und griff nach einem weiteren Onigiri, die auf dem Tisch standen. Der Reisball wehrte sich. Verwirrt schaute der pummelige Anbu hinab und traf auf ein paar blitzender Zähne, die sich in dem Snack verbissen hatte. Choji seufzte und überließ Akamaru seinen Reisball, nicht ohne einen strafenden Blick zu Kiba. Wenn das so weiterging, würde der Hund ihn in den Hungertod treiben. Zufrieden fraß Akamaru seine Beute, während Inos schlanke Finger seinen Kopf kraulten. Wer konnte da noch von einem Hundeleben sprechen? Lediglich Choji und Shikamaru musterten das Tier argwöhnisch und ein wenig eifersüchtig. "Also", begann Shikamaru das Gespräch wieder aufzunehmen, "wieweit seid ihr mit euren Ermittlungen gekommen?" Beide Kunoichi schwiegen. Wirklich weit waren sie nicht und das wusste er sehr genau. Sie konnten lediglich sagen, dass der Mörder kein Anfänger war und garantiert eine Ausbildung hatte, wenn nicht Shinobi, dann Mediziner, Assassine oder irgendein anderer Beruf, der sehr nah am Tod lag. Er verstand sein Handwerk jedenfalls außerordentlich gut. "Nun ja, wie wissen, auf was für Frauen er es abgesehen hat und dass er ein Kunde der Lampionwerkstatt ist", antwortete Ino ungewöhnlich kleinlaut und erntete ein frustriertes Seufzen ihres Freundes. Mit anderen Worten, ein Schritt zurück und sie standen wieder an der Startlinie. Wirklich sehr viel für einen Monat Arbeit und zwei Tote. "So was braucht eben Zeit. Wir können hier nicht so einfach rumlaufen. Erwecken wir Aufmerksamkeit, sind wir sehr schnell Geschichte." Shikamaru murrte nur. Er hasste es gegen Sakura antreten zu müssen. Im Gegensatz zu Ino, ging die nämlich mit Argumenten ins Gefecht und nicht nur mit viel Temperament, dass man mit einer halbherzigen Entschuldigung schnell wieder beruhigen konnte. "Ja ja, reg dich ab. Mendoo-kusai. Kommen wir lieber zum eigentlichen Thema zurück." Ausnahmsweise erntete er diesmal zustimmendes Nicken, was ihn doch einigermaßen zufrieden stimmte. "Was mich wundert, wie schafft er es Frauen, die eigentlich keinem Mann mehr vertrauen und ihre Körper gegen Bezahlung verkaufen, in sich verliebt zu machen?" Nachdenklich strich Kiba sich über sein Kinn. Er wusste, dass diese Art von Frauen einen gewissen Typ bevorzugte, in der Hinsicht waren sie ganz normal, aber niemals gaben sie sich jemanden ohne Bezahlung hin, auch nicht ihren heimlichen Favoriten. Er wusste das nur zu gut. Wie also schaffte er es? "Der Mörder muss entweder ein Halbgott sein, dass ihm alle verfallen, oder er hat irgendeine Hypnose-Jutsu drauf*", sinnierte er laut vor sich hin. Es trat kurzes Schweigen ein und ein reichlich verwirrter Sasuke sah sich sieben misstrauischen Augenpaaren gegenüber. "Lasst den Scheiß!" zischte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Lediglich Sakura gab ihm mit einem Seufzer Rückenverstärkung. "Das wäre auch zu einfach", erklärte sie und blickte wieder auf den Tisch. Irgendwer hatte Megumis Laterne mitgebracht und sie zwischen Chips, Cola und Onigiri gestellt. Ihr Blick war starr darauf gerichtet, während um sie herum die Geräusche zu verschwimmen schienen und zu einem Wirrwarr einzelner Fetzen wurden. Die Laterne begann zu schaukeln, ganz sanft, so, als würde der Wind sie immer wieder leicht anstupsen. Die Gerüche von Zuckerwatte, Mandeln und Gegrilltem lagen in der Luft. Es war angenehm mild und Lachen drang an ihr Ohr. Stirnrunzelnd betrachtete Sasuke Sakura. Seit gut einer Minute saß das Mädchen still da und starrte diese dämliche Laterne an. Nun schüttelte sie den Kopf und griff sich an die Stirn. Ihre blasse Hand strich durch ihr Haar. Sie wirkte erschöpft und müde. "Ich geh dann mal an die Arbeit", murmelte sie. Die anderen achteten nicht mal auf sie, sondern diskutierten über Motiv und Aussehen des Mörders oder stritten sich mit einem Hund um das Essen. Verzweifelt fasste Shikamaru sich an den Kopf und wünschte sich so etwas wie Frührente. Sakura warf dem genialen Ninja einen letzten bedauernden Blick zu und schloss dann die Tür hinter sich. Sasuke beachtete sie gar nicht. Er war ihr in letzter Zeit schlichtweg egal, zumindest bildete sie sich das ein. Gedankenverloren, kam Sakura aus ihrem kleinen Zimmer. Madame Ming bestand darauf, dass ihre Mädchen Kimonos trugen, einfach, weil es edler aussah, wie sie behauptete. Tatsache war jedoch, dass es die Männer auf irgendeine Weise scharf machte. Jede Frau sah in einem Kimono wie eine unberührte Blume aus. Nun ja, jede, bis auf Ming. Was die Mädchen dann teilweise in den Zimmern trugen, war dann doch schon etwas pikanter. Zum Beispiel war bei Megumi eine Weste gefunden worden, wie sie von den höherrangigen Shinobis getragen wurde. Sakura musste kurz schmunzeln an den Gedanken daran. Von wem sie die wohl hatte? Garantiert hatte ein schusseliger Freier sie liegen lassen. Es wäre zumindest nicht ungewöhnlich. Das unaufmerksame Mädchen prallte gegen etwas und flog zurück. Eine Hand schloss sich um ihren Oberarm und zog sie zurück, damit die Kunoichi nicht fiel. Erleichtert atmete sie aus, als sie ihren Halt wiederfand. "Danke... und tut mir leid, ich habe nicht aufgepasst." "Ach, schon gut", erklang eine fröhliche Stimme, die Sakura nicht kannte. Wohlmöglich ein Freier. Langsam blickte sie auf und blieb an vergnügten, schwarzen Augen hängen. Etwas, was sie völlig aus der Bahn warf. Ihre Kinnlade war im Begriff, nach unten zu klappen. Sie kannte schwarze Augen bisher nur melancholisch, kalt, abweisend oder wütend, aber nicht voller Fröhlichkeit. "Ist ihnen auch nichts passiert, Fräulein?" Ihre Sinne schalteten sich wieder ein und erforschten den Rest des Mannes. Er war noch recht jung, nicht einmal dreißig. Schwarze Strähnen fielen ihm in das braungebrannte Gesicht und er roch nach Farbe. Sakuras Augen wanderten tiefer. Er trug einen Arbeitsoverall, über und über mit Farbe beschmiert. Ein Freier war es wohl nicht. Die wagten es nicht, so in ein Freudenhaus zu gehen. Erst in seiner Hand entdeckt sie etwas wirklich Interessantes, eine Laterne. Eine rote Laterne um genau zu sein. Kritisch musterte die Shinobi den Gegenstand. Der Lampion war nicht annähernd so gut gearbeitet, wie Megumis. Die Farbe war an einigen Stellen fleckig und der Holzsockel aus irgendeiner Spannplatte geschnitten. "Ah... sie ist nicht gut gelungen", erklärte der Fremde, als er den Blick des Mädchens bemerkte. Sakura blickte auf. Der Schwarzhaarige rieb sich verlegen den Nacken. Ihm schien dieses Werk wirklich peinlich zu sein. "Aber Madame Ming wollte es so billig wie möglich", entschuldigte er sich. Das Mädchen hob eine Braue. Ja, das sah Ming wirklich ähnlich. Überall sparen, außer mit den Reizen, wenn es Geld bringt. "Was will sie denn mit der Laterne?" fragte Sakura unverblümt. Der etwas ältere Mann warf ihr einen irritierten Blick zu. Eine Hure und sie wusste es nicht? Das war in der Tat ungewöhnlich. "Also... nun ja... die Damen benutzen die Lampions als Zeichen, wenn sie... öhm... Besuch haben." Interessiert hörte Sakura zu. Das wusste sie nicht oder besser, es war ihr nie aufgefallen. Jeden Tag sah sie die roten Laternen in den Fenstern hängen und dachte sich nichts dabei. Die meisten Zimmer der Mädchen, lagen auf der Straßenseite und, soviel hatte sie auch als kleine Kellnerin mitgekriegt, wussten die Stammkunden sehr wohl, wem welches Zimmer gehörte. Ihr kam ein einzelner, hartnäckiger Gedanke, der sich einfach nicht vertrieben ließ. Er besetzte seine Opfer. Diese verdammten Laternen waren für ihn eine Markierung. Er erhob die Mädchen gar nicht aus ihrem Stand. Statt billiger Papierlampen gab er ihnen teure Kunstlaternen. Sie wurden von Straßenhuren, zu seinen persönlichen Mätressen, was letztendlich ihren Tod bedeutete. Was für ein kranker Geist. "Ähm...Fräulein?" Sakura schreckte auf und blinzelte den Mann irritiert an. "Ja bitte?" "Ähm... ich na ja, muss diese Laterne einem der neuen Mädchen geben und kann ihr Zimmer nicht finden." Neue Mädchen? Sakura runzelte die Stirn. Sie hatte noch gar keine neuen gesehen. Vermutlich sollten sie erst ankommen und Ming bereitete jetzt schon alles vor. "Welches Zimmer suchen sie denn?" Warum nicht auch mal freundlich sein? Der Mann machte ja doch nur seine Arbeit und war nicht wirklich einer von Mings Gehilfen. Er begann seine Taschen abzuklopfen und zog einen winzigen Fetzen Papier hervor. Aufmerksam versuchte er das Geschriebene darauf zu entziffern. Es schien ihm sichtbar schwer zu fallen. Schließlich entspannte sich sein angenehm geschnittenes Gesicht und er blickte die kleinere Frau stolz an. "Ich suche das Zimmer von Fräulein Sakura." * Nunja, seltsame Theorien müssen einfach erwähnt werden... ah ja frei nach Sorako (review/Fanfiktion.de) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)