Intention von Ana-Vi ================================================================================ Kapitel 2: 02 - Die Gegenwart Teil 1 ------------------------------------ Eigentlich hatte ich vorgehabt den zweiten Teil im Ganzen zu veröffentlichen, aber das klappt nicht, er wird zu lang und ich brauche einfach zu lange um ihn zu beenden. Da die Geschichte aber gern gelesen wird dachte ich mir ich sollte Euch das Wenige was schon fertig ist nicht vorenthalten. Viel Spaß hiermit... Ivy 02 - Die Gegenwart Teil 1 Wer kennt den Satz von Cesar nicht: "Ich kam, sah und siegte!" Hach, wenn das Leben auch so einfach wäre. Nun hier war ich, stand vor der Tür seines Hauses und wartete darauf das mich jemand hereinließ. Und genau in diesem Augenblick, als sie aufging, wusste ich das da meine Gegenwart begann: Verdammt jetzt kann ich mich eigentlich gar nicht mehr genau dran erinnern ob meine Knie zitterten, ob ich eine trockene Kehle bekam oder ob ich fast einen Herzanfall kriegte. Ich weiß nur als diese Tür aufging, hatte ich den Wunsch mich zu verkriechen, in ein tiefes dunkles Loch, wo mich keiner kannte und wo es immer warm und gemütlich war. Doch nichts davon geschah damals, sogar das Kaninchenloch war nicht da, nur der Butler der mit seinem immerwährend ausdruckslosen Gesicht da stand und mich ansah. Hans erkannte mich anscheinend, was auf seine gute Ausbildung wahrscheinlich zurückzuführen war, denn ich hatte kein so gutes Gedächtnis. Er bat mich herein, nahm meine Koffer entgegen und zeigte mir auf meinen Wunsch hin so das ich willkommen war. Hatte Jason womöglich vermutet das ich kommen würde, nein das war nicht möglich. Schließlich habe ich den Brief schon vor zwei Wochen bekommen und hatte nicht ein einziges Mal angerufen um anzukündigen wann ich kommen würde, oder ob ich überhaupt komme. Nun es war eindeutig der falsche Zeitpunkt um jetzt darüber zu philosophieren warum ich so ohne Probleme hier hereingekommen bin, erst mal musste ich Jason finden. Ich wusste aber nicht genau wo er nun war - Hans war mit meinen Koffern verschwunden -, dennoch musste ich durch das Wohnzimmer hindurch, dann an der Bibliothek vorbei um letztendlich zu seinem Büro zu kommen. Bähhh, diese Möbel hatten schon damals bei mir Übelkeit verursacht, es gab an diesem Haus nichts auszusetzen wirklich gar nichts, außer diesem übertrieben kitschigem Wohnzimmer. Früher fand ich es einfach grauenvoll und auch jetzt flößte es mir Schauer über dem Rücken, nur Schnörkel an jeder Ecke der Möbel, und alles in Gold und Bronze gehalten. Ups, ich glaube ich hatte mal wieder eines dieser Eckelerregenden Gesichtsausdrücke, denn der Mann der im Wohnzimmer stand sah verdammt wütend aus. Die Tatsache das ich mich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhielt, war mir allmählich zur Gewohnheit geworden. Irgendwie hatte ich die Angewohnheit immer dann aufzutauchen wenn es besser gewesen wäre das ich mich von dem betreffenden Ort ein paar hundert Kilometer entfernt aufhielt. "Guten Tag." Der Mann war alt, hätte glatt als mein Vater durchgehen können und kam mir verdammt bekannt vor. Wo hatte ich ihn nur schon mal gesehen? Er nickte mir zögerlich zu und machte wieder das Gleiche was er auch getan hatte, bevor ich nicht aufgetaucht war. Er tigerte unruhig im Zimmer hin und her mit einem einerseits Furcht einflößendem und andererseits verstörten Gesicht. Jetzt wo ich ihn so sah empfand ich plötzlich Mitleid mit ihm und das bewirkte das er mir sympathisch wurde. "Verziehen sie, kann ich ihnen helfen?" Verdutzt betrachtete er mich jetzt, ich hätte wohl lieber meinen Mund gehalten, denn wenn seine Miene noch grimmiger werden konnte dann gerade in diesem Augenblick. "Ich wollte Jason sprechen!" "Oh, den suche ich auch gerade." Aha, der hatte keine Lust mit mir zu sprechen, aber auf Jason war er anscheinend wegen irgendetwas sauer. Wer war er überhaupt, warum konnte ich mich nur nicht erinnern? "Verzeihen sie, aber kann ich ihnen wirklich nicht helfen?" Hakte ich noch einmal nach. "Nein, nein, schaffen sie nur Jason her. Ich lasse nicht zu, dass er meine Tochter heiratet, bevor er mir nicht einige Antworten gegeben hatte." Oh, da hatte ich ja total ins Schwarze getroffen, denn wenn ich mich nicht irrte dann hatte ich gerade vor mir den Vater von Jasons zukünftiger Frau vor mir. Na klar, irgendwie kam er mir auch bekannt vor, dass mir das nicht früher aufgefallen ist, und ich hatte ihn doch so oft in der Zeitung gesehen. Oh ihr wisst natürlich nicht was ich meine, er ist der Besitzer einer der größten, mir bekannten Kosmetikfirmen. Wenn ich meine Handasche hier ausschütteln würde, würde man bestimmt drei oder vier Produkte finden die zu seinem Label gehörten. "Geht es um seine Frau?" "Woher wissen sie das?" "Geraten." Ich betrachtete ihn unschuldig, doch ich musste nicht mal so tun, als ob ich von nichts eine Ahnung hätte, ich hatte tatsächlich geraten. Bei seinem wütenden Blick hatte ich jetzt wirklich angst gekriegt, nett lächelte ich weiter und wollte meinen Weg fortsetzen, als er mich aufhielt. "Ist es wahr, ist Jason wirklich verheiratet?" "Ja ist er. Aber machen sie sich darüber keine Sorgen, sie leben schon seit Jahren nicht zusammen." "Warum nicht?" Ja wirklich warum nicht, wenn ich das auch wüsste alter Mann. Was sollte ich dir sagen, weil er nur jemanden gebraucht hatte der ihn vor den Wünschen seiner Familie schützte. Weil ich nichts weiter als ein dämlicher Schutzschild für ihn war, und er mich eh niemals geliebt hatte. Aber weswegen beschwerte ich mich hier, jetzt war es eh zu spät um sich wegen solchem Blödsinn aufzuregen. Meinem Instinkt weiter folgend, schritt ich auf den Mann zu, nahm seine Hand und sagte dann: "Machen sie sich keine Sorgen, seine Frau war eh nur jemand der ihn vor unerwünschten Verlobten fernhalten sollte, doch wenn er sich für jemanden entschieden hat, dann kann ich ihnen versichern, das er diese Person liebt, denn nur dann würde er sich von seiner Frau scheiden lassen." "Sind sie sicher?" "Ja vollkommen sicher, Jason liebt ihre Tochter von ganzem Herzen. Und jetzt werde ich ihn für sie suchen." Ich ließ ihn alleine, ging weiter durch die Bibliothek hindurch direkt in Jasons Büro, und versuchte dabei immer wieder die Stimme in meinem Kopf zu ignorieren, die laut rief: "Du dumme, dumme Kuh, warum mischst du dich ein, wenn es dir das Herz bricht!" Wie immer total unordentlich, dieser Mann war so was von intelligent und gut erzogen, dass es ein Rätsel war, warum in seinem Büro immer solch ein Chaos herrschte. Aber für ihn war es nur wichtig das er hier zu recht kam, andere hatten sowieso hier nichts zu suchen, es war sein Reich. Doch Jason war nicht da, also kehrte ich zurück ins Wohnzimmer, nahm den Telefonhörer dort und wählte die eins. "Ja bitte." Hörte ich die Stimme des Butlers. "Hans, verzeihen sie aber ich kann Jason nirgendwo finden, wissen sie nicht wo er steckt?" "Er ist gerade im Trainingsraum, aber er hat ausdrücklich befohlen das er nicht gestört werden sollte." Jason hatte schon damals einen Trainingsraum gehabt, unten im Keller, denn so ein Körper wie seiner war keinesfalls nur ein Wunderwerk Gottes. "Wenn ich mich nicht irre ist es die Nummer drei?" Fragte ich Hans. "Ja Madam, es ist die drei." "Danke." Ich legte den Hörer auf, schaute noch mal zu dem neuen Schwiegervater von Jason rüber, der mich immer noch misstrauisch betrachtete und wählte dann die drei. Es dauerte etwas bis der Hörer abgenommen wurde, doch dann hörte ich endlich nach so langer Zeit wieder seine Stimme. "Was gibt es?" Übers Telefon klang es ebenso beunruhigend, und ich hatte sogar das Gefühl er steht direkt neben mir. "Jason, du hast Besuch, es ist der Vater deiner Verlobten, schwing deinen Hintern her, sonst könnte es noch ein schlimmes Donnerwetter geben." "Wer ist da?" Aha er hatte mich also vergessen, hmm ein unerwiderter Stich der sehr wehtat, was mich etwas überraschte. "Maja." Sagte ich, legte den Hörer wieder auf und ging aus dem Zimmer heraus, natürlich nachdem ich dem alten Mann versichert hatte, Jason würde sofort kommen. Im Flur traf ich auf Hans, der mir dann den Weg wies zu meinem Zimmer. Sobald ich dort angekommen war, legte ich mich aufs Bett und wollte nur alles vergessen. Der Jet Lag machte sich jetzt nur noch deutlicher bemerkbar, deswegen schlief ich auch sofort ein. Nicht aber vorher das Gefühl zu haben ich würde hier alte Wunden aufreisen, alte Wunden die mir überhaupt nicht gefallen würden. Ich hatte geträumt und der Traum war nicht schön, sondern erschreckend gewesen. Seit klein auf hatte ich Angst davor alleine zu sein, ebenso wie ich Angst vor zu engen Räumen hatte. Einerseits liebte ich die Abgeschiedenheit und das Alleinsein, aber andererseits hasste ich es auch wie die Pest. Ich bin kein Mensch der geschaffen dafür war alleine zu sein. Und jetzt als ich mich aus dem Bett erhob und meine Erinnerung allmählich zurück kam, erkannte ich auch worauf dieser Traum zurückzuführen war. Ich war hier um mich scheiden zu lassen, um mich von einem Teil meines Lebens zu trennen um wieder alleine zu sein und ich hatte Angst davor. Es war spät, die Uhr auf meinem Nachttisch zeigte gerade halb neun abends. Ich als Nachtmensch erwachte erst jetzt zu meiner vollen Kraft. Nach einer ausreichend kalten Dusche, zog ich mich leger an und eilte nach unten um mich endlich dem zu stellen, was mich hierher geführt hatte. Es war an der Zeit das ich ihm gegenübertrat, je eher ich es tat je eher konnte ich das hier alles hinter mir lassen. "Verdammt noch mal warum ist sie hier, und warum geht sie nicht in ein Hotel!" "Beruhige dich Liebling, ich weiß es doch auch nicht." "Es gefällt mir nicht, dass sie hier wohnt, ich mag es nicht Jason, schick sie weg." Anscheinend hatte ich etwas belauscht, was nicht für meine Ohren bestimmt war, aber wenn sie sich auch in dieser Lautstärke mitten im Wohnzimmer unterhielten, dann war es ihre eigene Schuld. Ich straffte meine Schultern und trat herein. "Guten Abend." Sagte ich liebenswürdig, obwohl mir danach nicht zu Mute war. Jasons Anblick war eigentlich zuviel für mich jetzt, doch ich konzentrierte mich ganz auf die fremde Frau die mich böse anfunkelte. Sie war wunderschön wie zu erwarten war, eine richtige Prinzessin. Eben genau das was ich niemals gewesen war, groß, schlank, die Figur eines Topmodels. Ich war mir sogar sicher das sie nicht mal eine Diät halten musste um so auszusehen. Sie hatte langes, pechschwarzes Haar und dunkelgrüne Augen. Irgendwie kam sie mir bekannt vor, aber wenn ihr Vater schon eine Kosmetikfirma besaß dann war es möglich, dass ich sie mal als Model im Fernsehen gesehen hatte. "Warum sind sie hier?" Wie bitte, die meinte das doch nicht im Ernst. Trotz ihrer Schönheit, kam sie mir jetzt nur wie ein trotziges Kind als sie zu Jason ging und sich bei ihm einhakte, nur um mir zu zeigen wer hier zu wem gehört. Ich musste lächeln, und Jason glaube ich, verstand mich auch weswegen ich es tat. Oh mein Gott er sah immer noch so gut aus, und jetzt wo er etwas älter war, hatte ihn das Alter nur noch männlicher aussehen lassen. Wo er mir jetzt so nah war, ließ er meine Knie ganz selbstverständlich erzittern, und ich hoffte nur er sah es nicht, dass ich sofort erkannte, dass ich mich in diesen Mann nun zum zweiten Mal verliebt hatte. "Hallo Jason." "Hallo Maja." Antwortet er mir mit dieser Wahnsinnsstimme. "Also, warum sind sie hier?" "Wie bitte?" Was sollte dieser Quatsch, die wollte mich doch wirklich ärgern, also die wusste nicht mit wem sie sich hier anlegte. "Sie haben mich genau verstanden, was tun sie hier in Jasons Haus." Oh jetzt aber reichte es mir entgültig. "Oh." Begann ich ganz unschuldig, und spielte dabei meine Rolle wie immer perfekt. "Ich bin eigentlich hier, weil Jason und ich uns scheiden lassen wollten, aber wenn sie meinen ich kann ja sofort abreisen, da sie anscheinend nichts dagegen haben bis zu ihrem Lebensende mit ihm verlobt zu sein." Sie wurde sichtlich rot, und dann wütend, also hatte ich es richtig angestellt. Eigentlich wäre ich noch etwas härter gewesen, aber ich wusste nicht wie Jason darauf reagieren würde. "Ich gehe jetzt Jason, aber es passt mir immer noch nicht das sie hier ist." Die zeigte doch tatsächlich mit dem Finger auf mich. "Oh machen sie sich keine Sorgen, ich werde sehr gut auf Jason aufpassen." Nun entlockte ich sogar ihm ein Lächeln, und anscheinend war er hier der Einzige der erkannte das ich sie nur verschaukelte, aber offensichtlich war sie ein wenig zu blöd für meine Verhältnisse. Also rauschte sie jetzt an mir vorbei, bedachte mich mit einem dieser Blicke, der sagte "lass deine Finger von ihm, er gehört mir" und war dann verschwunden. "Deine Auserwählte?" "Ja." "Tut mir leid, ich werde sofort meine Sachen packen und in ein Hotel ziehen, wenn du es wünschst?" "Nein du kannst hier bleiben. Mich stört es nicht." Tatsächlich, das war mir jetzt neu. Ah Jason, wenn du nur wüsstest, wie sehr du mir all die Jahre wehgetan hast und wie sehr es mir egal ist, wo ich dich jetzt sehe. Noch nie war mir mehr bewusst gewesen das ich ihn all die Jahre geliebt hatte wie jetzt. "Ich bin eigentlich nur hier um alles zu regeln, stehen die Papiere schon fest?" Fragte ich eher beiläufig und ging zum Fenster, von dort konnte ich beobachten wie seine Verlobte wegfuhr. "Nein, es dauert noch eine Weile, meine Anwälte tun aber ihr möglichstes, doch innerhalb einer Woche wird es nicht feststehen." "Gut, ich wollte mir sowieso Berlin wieder mal etwas ansehen." Ich lächelte ihn an. Irgendwie war ich froh das er mich nicht bemitleidete, aber ich ließ es auch nicht zu, das man offen sah, wie verletzt ich war. Nie in meinem Leben würde ich jemals so einen Mann wie ihn finden, doch jetzt war ich stärker und mit dieser Kraft würde ich alle Hürden letztendlich überwinden. Ohne ein weiteres Wort zu sagen verließ ich das Wohnzimmer und ging wieder hinauf in mein Zimmer, wo ich mich an den Schreibtisch hinsetzte und das tat was ich seit über zwei Wochen tat. Ich nahm meinen Laptop und schrieb meine ganze Geschichte auf, von Anfang an, von da ab wo ich Jason kennen gelernt hatte bis jetzt. Es war eine meiner wenigen Leidenschaften außer der Schauspielerei und ich hatte auch schon mit jemandem über die Veröffentlichung dieses Werks gesprochen. Ich plagte mich damals noch damit ob ich jetzt meine Schauspielerei an den Nagel hängen sollte. Okay, okay, ich war nicht schlecht als Schauspielerin und nur deswegen weil ich dort genug Geld verdient hatte konnte ich mir auch vorstellen nicht mehr in dieser Branche zu arbeiten. Doch während ich dieses Buch aufschrieb, dieses Buch das ihr meine lieben Leser hoffentlich momentan in Euren Händen haltet, da wusste ich das ich es niemals traurig enden lassen würde. Denn kein Mensch mochte traurige Geschichten hören, Geschichten die einem die Tränen in die Augen trieben während man sie las. Und obwohl all das bis jetzt für sie so nett und erfrischen wirkte, für mich war es damals wie ein Stein mitten auf meinem einsamen Herzen. Ich weinte, laut und für alle so offensichtlich und dennoch nicht beachtet. Jede Faser meines Körpers wollte es anders haben und was hat es mir gebracht: Die Leere und die Einsamkeit vor der ich immer wieder zu entfliehen versuchte. Hosted by Animexx e.V. 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