My Beloved Enemy von Autumn (JoeyxSeto/JonoxSeth u. a.) ================================================================================ Kapitel 9: Kampf im Park ------------------------ Es geht weiter! Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und danke für die lieben Kommis! ^_____^ Kapitel 9: Kampf im Park ~~ Ägypten, 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, Alexandria ~~ Ein junger Mann stand am Fenster, um die ersten Strahlen der Morgensonne zu begrüßen. Er trug ein Gewand in den Farben Violett, Weiß und Gold und auf seinem Kopf sass akkurat der hohe Hut, der ihn als Priester auszeichnete. Das glühendorange Licht, das sich langsam über die Hügel schob, ließ seine eisblauen Augen aufleuchten und zauberte einen rötlichen Schimmer in sein dunkelbraunes Haar. "Wohnst du der Geburt des Gottes Ra bei, oder warum bist du schon so früh auf, mein Freund?" ,Der Geburt des Gottes Ra beiwohnen' war eine gebräuchliche Floskel für das Betrachten eines Sonnenaufgangs, und derjenige, der diese Frage an die Gestalt am Fenster richtete, war niemand anderes als das menschgewordene Licht des Landes, Pharao Atemu. Sein Gegenüber würdigte ihn keines Blickes und gab auch keine Antwort, aber den König störte das nicht. Er wusste um die charakterlich bedingte Verschwiegenheit und beinahe kalte Zurückhaltung, die sein Oberpriester mit vollendeter Selbstkontrolle verband und in höchster Perfektion praktizierte. Selten zeigte sich ein Lächeln auf diesem Gesicht, und wenn, so auch nicht immer aus Freude, sondern meist aus Spott oder Hohn. "Was interessiert es Euch? Ihr solltet Euch lieber Gedanken darüber machen, wie wir unserem Feind, dem Skorpionkönig, begegnen sollen. Seid Ihr wirklich überzeugt davon, dass die Friedensverhandlungen erfolgreich sein werden? Dieser Kerl ist machtgierig, ehrgeizig und skrupellos. Das einzige, wovon er etwas versteht, ist Krieg und Eroberung. Möge Amun mir meinen Groll verzeihen, aber ich fürchte um unsere Heimat, mein Pharao." "Ich höre deinen Rat, mein Freund, aber ich will nicht jedem Gegner mit Argwohn gegenübertreten. Deine Befürchtungen sind berechtigt, gewiss, aber wenn Blut vergossen werden muss, so werde ich nicht damit beginnen. Lass uns von erfreulicheren Dingen sprechen - der Anführer der Medjai hat um eine Audienz gebeten. Eine gute Gelegenheit für dich, ihn endlich auch einmal kennen zu lernen, nachdem du dich bisher vor deinen höfischen Pflichten erfolgreich gedrückt hast, Seth." "Ich habe mich nicht gedrückt. Ich war in den letzten Tagen lediglich nicht in der Verfassung, meinen Aufgaben nachzukommen. Diese Visionen...." "Visionen? Was hast du gesehen?" "Ich....weiß es nicht genau. Um ehrlich zu sein, bin ich mir auch nicht sicher, ob es sich um gute oder schlechte Vorzeichen handelt...." "Warte einfach auf eine weitere Botschaft der Götter. Sie werden sich dir mitteilen, wenn sie es für richtig halten. Es ist nicht an uns, diesen Moment zu bestimmen. Du könntest dich auch mit Isis beratschlagen." "Ja....das werde ich wohl tun müssen...." "Uh...." Seto erwachte ruckartig und sah sich verwirrt um. Durch die Vorhänge seines Zimmers brachen frühe Sonnenstrahlen und malten goldene Kreise auf den Boden. Was war das nur für ein eigenartiger Traum? Irgendwie war ihm die Umgebung, die Kleidung, das Gespräch, sehr vertraut und bekannt erschienen....und dieser Pharao....war das nicht ein älterer, erwachsenerer Yugi gewesen? Wie hatte er ihn genannt? Seth? Nachdenklich kletterte er aus dem Bett und trat hinaus auf den Balkon. Er war sich sicher, dass dieser Mann im Priestergewand er selbst gewesen war....aber weshalb sollte er so etwas träumen, etwas, das so....real schien? Mehrere Tage waren seit dem Unfall vergangen und Joey ging mittlerweile wieder zur Schule. In Geschichte beschäftigten sie sich gerade mit Ägypten und sein heimlicher Geliebter zeigte sich überaus interessiert bei diesem Thema. Sein ungewöhnlicher Eifer in diesem Bereich war bereits mit zwei hervorragenden Noten belohnt worden. Was mochte diese plötzliche Begeisterung für alles Ägyptische ausgelöst haben? Er war so vertieft in seine Überlegungen, dass er nicht bemerkte, wie ein dunkler Schatten am Geländer des Balkons hinaufkroch und sich, kaum dass er oben angelangt war, in eine schwarze Kobra verwandelte. Sie schlängelte sich wie das lautlose Verderben an Seto heran, richtete sich auf und drohte, ihn in den Arm zu beißen. In diesem Moment drehte er sich um und erstarrte vor Schreck, als er das Reptil mit dem aalglatten Körper und dem weit aufgerissenen Maul mit den spitzen Giftzähnen sah, bereit zum tödlichen Biss. Unwillkürlich drängte sich das Gesicht eines Mannes in seinen Kopf, eines Mannes mit erbarmungslosen Augen und kahlrasiertem Schädel, gekleidet in eine Priesterrobe (nein, nicht Odeon!). Bevor Seto irgendwie reagieren konnte, vernahm er den Schrei eines Falken und aus dem Himmel herab stieß der geflügelte Jäger auf die Schlange nieder und spießte sie mit seinen Krallen auf. Ein schriller Pfiff ertönte und der Falke kehrte mit seiner Beute zu einer Frau zurück, die vor dem Tor der Kaiba-Villa stand. Sie trug ein ungewöhnliches Kleid, das orientalisch wirkte und streichelte dem Vogel sanft über das Gefieder. Dann hob sie den Blick und sah Seto direkt an. "Lassen Sie mich bitte herein, Mr. Kaiba. Ich habe Ihnen etwas Wichtiges zu sagen!" rief sie ihm zu. "Warum sollte ich das tun? Ich kenne Sie doch gar nicht!" "Oh doch, wir sind uns bereits begegnet, wenn ich auch damals eine Rolle spielte und Ihnen nicht mein wahres Gesicht zeigte. So vergesslich, Mr. Kaiba? Was ist mit der Geisterbahn?" "....Madame Kassandra?!" "Genau. Und ich rate Ihnen, dass es besser wäre, mich hineinzubitten. Ich muss Ihnen etwas übergeben, das ich seit Jahren hüte, auf dass es sein rechtmäßiger Besitzer wiederbekommt. Es ist von großer Bedeutung, dass Sie mir zuhören - Ihr Leben ist in Gefahr." "Warum sollte ich Ihnen trauen? Sie haben mich an der Nase herumgeführt, indem Sie sich als Hellseherin ausgaben. Sie mögen gewisse Fähigkeiten besitzen, zugegeben, aber deswegen werde ich Sie nicht einfach in mein Haus lassen! Verschwinden Sie!" "Ich kann Sie nicht blind in Ihr Unglück laufen lassen, Mr. Kaiba....oder wäre es Ihnen lieber, wenn ich ,Seth' zu Ihnen sage?" Dieser Name....! Schweigend verharrten blaue Augen auf der Besucherin und sie konnte deutlich erkennen, wie unbeantwortete Fragen mit dem üblichen Misstrauen rangen und schließlich das unbestimmte Bewusstsein einer unbekannten Gefahr die Oberhand gewann. "Kommen Sie rein." Joey lag wach in seinem Bett und fand keine Ruhe. Die Vögel zwitscherten draußen und bejubelten den sonnigen Tagen mit aller Kraft, doch er konnte ihre Freude nicht teilen. Zum wiederholten Mal erinnerte er sich daran, wie Seto und er sich fast geküsst hätten. War er denn wirklich schon so weit? Immerhin war ihre Feindschaft noch nicht allzu lange her....es mochte Schicksal sein, vielleicht. Er wusste gut genug, dass dieses Kennenlernen des Menschen in dem unnahbaren, arroganten Geschäftsmann seine vorher gefassten Meinungen über Kaiba gründlich über den Haufen geworfen hatte. Aber was ihn noch mehr aufwühlte, war diese merkwürdige Begegnung mit seinem anderen Ich, das anscheinend von einem Dasein sprach, das er vor langer Zeit einmal geführt hatte. Daher interessierte ihn auch der Geschichtsunterricht so sehr, denn er hoffte, dadurch ein paar Informationen zu erhalten. In der letzten Stunde hatten sie die ägyptische Götterwelt durchgenommen und tatsächlich wurde der Gott Horus erwähnt, der als Falke den Himmel mit seinen Flügeln ausbreitete. Manchmal wurde er auch mit dem lebenden Pharao gleichgesetzt. Oder auch Amun, der ursprünglich der Stadtgott Thebens gewesen war, bevor er an die Spitze der Gottheiten aufstieg und in Verbindung mit dem Sonnengott als Amun-Ra verehrt wurde. Und dann natürlich der Herr Oberägyptens, der Wüste und der fremden Länder - der Gott Seth. Joey konnte nicht sagen, weshalb, aber dieser Name war ihm so vertraut und klang in seinen Ohren so wundervoll, als vermische sich die Herrlichkeit eines Sonnenaufgangs mit einem strahlenden Sommertag. Ihm wurde warm ums Herz, wenn er diesen Namen hörte und er konnte sich einfach nicht erklären, woran das lag. Neben ihm in dem kleinen Zimmer stand das Bett seiner Schwester und Serenity würde bald entlassen werden. Heute musste er sie unbedingt besuchen, denn sie würde ihre Augenbinde zum ersten Mal abnehmen. Endlich erhob er sich missmutig und zog die Vorhänge zur Seite. Die Luft roch mild und frisch und er beschloss, noch eine Runde durch den Park zu drehen, anstatt sich zu Hause weiter das Hirn zu zermartern. Rasch schlüpfte er in Trainingshose, Muscle-Shirt und Turnschuhe und joggte davon. Es tat gut, sich zu bewegen und machte den Kopf klar, halbwegs jedenfalls, denn was immer es mit dem mysteriösen Zusammentreffen auf sich hatte, er spürte, dass es wichtig war. Als er im Laufschritt in die Allee aus Laubbäumen einbog, die den Eingang des Parks markierte, vernahm er ein seltsames Geräusch und hielt abrupt an. Er sah sich um, konnte jedoch außer vereinzelten frühen Spaziergängern niemanden entdecken. Mit einem Schulterzucken setzte er seinen Weg fort, doch plötzlich begann der Erdboden zu zittern und Joey fühlte, wie langsam die Angst vor einem ernsthaften Beben in ihm hochstieg. Doch was wirklich geschah, war schlimmer als ein Erdbeben: Vor seinen Füßen brachen vier Gestalten hervor, die ihn mit leeren Augenhöhlen und skelettartigen Gesichtszügen anstierten. Ihre Körper waren in graue, halb verweste Mullbinden gewickelt und Joey rieb sich mehrmals die Augen, um sicherzugehen, dass er nicht einen Alptraum hatte. Mumien?! Das konnte doch unmöglich sein! War er hier in einen schlechten Horrorstreifen geraten oder was lief hier ab?! Doch bevor er sich darüber klar werden konnte, zogen die furchterregenden Kreaturen Schwerter mit mondsichelartig gekrümmten Klingen und stürmten auf ihn zu. "Verdammt!" Er wich den Schlägen gekonnt aus, sprang von rechts nach links und wieder zurück, aber die Mumien ließen sich davon nicht sonderlich beeindrucken. Joeys Herz pochte wie wahnsinnig und er verfluchte seine Idee, noch joggen gegangen zu sein. Aber wer rechnete denn auch mit sowas?! "Mein Anführer!" rief plötzlich jemand und der blonde Duellant wandte sich verwirrt um, nur um einen jungen Mann zu erblicken. Die braune Haut und die Ohrringe erinnerten ihn an einen Ägypter, obwohl seine Haare hell waren und die Augen in einem Violett-Ton. Auf seinen Wangenknochen waren eigenartige Zeichen gemalt. Noch ehe Joey ihn fragen konnte, wer er sei, warf ihm der Fremde etwas zu. "Nehmt, schnell!" Er fing den Gegenstand geschickt auf und runzelte die Stirn, als er als ein altes ägyptisches Symbol erkannte - das Henkelkreuz, so bezeichnet wegen der oberen Schleife. Kaum hatte er es berührt, strahlte es ein gleißendes Licht aus und um Joey herum wurde alles schwarz. "He? Wo bin ich hier?!" "Weißt du es nicht? Dies ist das Innere deiner Seele, wo wir uns schon einmal begegnet sind. Dies ist jedoch das erste Mal, dass ich dir wirklich helfen kann." "Horus?!" "Du erinnerst dich an mich? Das freut mich. Ich befürchtete schon, du würdest mich als Halluzination abtun, die aus deinem Unfall resultierte. Ich bin froh, dass du das Millenniumskreuz endlich in Händen hältst. Es ist ein altes ägyptisches Zeichen, Ankh, und bedeutet in unserer Schrift so viel wie "Ich bin" oder "Ich bin lebend". Es war ein Sinnbild für das Leben an sich und mein wertvollster Besitz." "Wer....wer bist du wirklich?" "Habe ich dir das nicht bereits mitgeteilt? Ich bin du. Meine Seele wohnt in dir, aber um in die reale Welt treten zu können, indem ich vorläufig deinen Körper übernehme, gelingt mir nur mit dem Kreuz. Ich bin genau das, was Yami bei Yugi ist - sein früheres Ich." "Und du erwartest, dass ich das glaube?" "Du hast keine andere Wahl, als mir zu vertrauen. Du bist nicht in der Lage, gegen diese Mumien zu kämpfen, aber ich kann dein Leben retten, wenn du mir nur eine Chance gibst. Ich kann dich nicht dazu zwingen....aber sei versichert, dass ich dir nichts Böses will." Joey betrachtete seinen Gegenüber forschend. Es war ein seltsames Gefühl, mit sich selbst zu sprechen und doch zu wissen, dass man es dennoch nicht selbst war. Horus streckte ihm die Hand hin, doch er zögerte. Er verstand nicht, was hier vor sich ging, und er verspürte eine Spur von Angst, in eine Sache hineingezogen zu werden, die von enormer Bedeutung war und mit der eine große Verantwortung verbunden war. Andererseits ahnte er auch, dass er nicht ewig vor dem, was möglicherweise sein Schicksal war, davonlaufen konnte und er sicht jetzt und hier entscheiden musste....jetzt oder niemals. Langsam näherte sich seine Hand der von Horus, zuckte aber plötzlich zurück. "Ich....ich weiß nicht, ob das richtig ist....Das alles....kommt mir so geheimnisvoll vor....Ich soll schon einmal gelebt haben? Ehrlich? Ich kann mir das gar nicht vorstellen...." "Joey....ich werde dir beistehen, wenn du Schwierigkeiten haben solltest. Mir ist klar, dass dich das erschreckt, aber glaub mir, die Vergangenheit holt einen Menschen immer wieder ein. Du kannst nur mit ihr leben, wenn du dich ihr stellst und ihr mit Mut entgegentrittst. Lass mich für dich kämpfen. Du wirst es nicht bereuen." Die beiden Hände legten sich ineinander und schufen einen neuen Bund zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Horus lächelte sanft und übernahm den Körper seines zweiten Ichs erfüllt von tiefer Ruhe. Er hängte sich Ankh an der daran befestigten Kette um den Hals, konzentrierte sich und das Kreuz ließ ein Schwert vor ihm erscheinen, das er in einer schnellen, fließenden Bewegung packte und der ersten Mumie den staubigen Kopf abschlug. Kaum war dies geschehen, zerfiel sie zu Sand. Die anderen drei Wesen eilten gleichzeitig auf ihn zu und schwangen unheilverkündend ihre Waffen. Um sich vor ihrem synchronen Hieb zu schützen, sprang er über sie hinweg und bevor sie reagieren konnten, beschrieb seine glänzende Klinge einen weit ausholenden Bogen und zerteilte die modrigen Körper in einem Streich. Der übriggebliebene Sand wurde vom Wind davon geweht. Nachdem das kurze Gefecht vorüber war, wandte sich Horus an den jungen Ägypter, der ihm das Millenniumskreuz zugeworfen hatte. "Du." "Jawohl, mein Anführer. Ich bin glücklich, Euch wiederzusehen, wenngleich Ihr Eure wahre Gestalt nur geringfügig angelegt habt." "Das würde ich nicht sagen. Sicher, ich trage Joeys moderne Kleidung, aber das ändert nichts an meiner inneren Erscheinung, die du zweifellos erkennst. Zumindest seine Haare haben sich mir angepasst." fügte er mit einem Grinsen hinzu und schüttelte die lange goldene Mähne, die jetzt Joeys Rücken bedeckte. "Osiris....sag mir, wie viel Zeit ist vergangen, seit wir uns das letzte Mal sahen? Wie geht es deiner Schwester? Und....was ist mit....dem Pharao? Was ist mit....mit....Seth?" "Vor fünftausend Jahren stand ich Euch das letzte Mal gegenüber, Herr, doch auch in dieser Zeit komme ich meiner Aufgabe als Grabwächter nach. Meine Schwester befindet sich zur Zeit bei jenem, dessen Leben Euch so teuer ist. Der Pharao ist wohlauf. Und bitte - nennt mich ,Marik'. So heiße ich in diesem Leben." "Einverstanden. Denkst du, dass er sich erinnert?" "Der Hohepriester? Nein, bei ihm verhält es sich wie bei Joey, auch wenn dieser bereits bruchstückhafte Erinnerungen hat. Ihr müsst Geduld haben, denn Euer anderes Selbst ist sich seiner Gefühle noch nicht sicher." "Ich weiß. Ich werde mich zurückziehen, Joey wollte doch noch seine kleine Schwester besuchen. Außerdem muss er in die Schule." Mit diesen Worten verließ Horus den Körper seines Seelenpartners wieder und der Duellant schüttelte den Kopf. Ihm war, als wäre er eine Ewigkeit fort gewesen, doch er spürte auch, dass von dem ägyptischen Fremden keine Gefahr ausging. Wie hieß er noch? Marik? "Du hast mich gerettet, indem du mir das hier gabst. Ich danke dir, auch wenn ich dich nicht kenne...." "Ihr werdet Euch meiner erinnern, mein Anführer. Ich habe Vertrauen zu Euch. Doch nun will ich Euch nicht länger aufhalten, Ihr müsst in die Schule." ".....? Schule? Oh scheiße, SCHULE!!!!" Ja, Schule. Trotz der ungewöhnlichen Ereignisse an diesem ungewöhnlichen Morgen holte der alltägliche Trott alle ein, selbst diejenigen, denen Unglaubliches widerfahren war. Joey trug das Kreuz unter seiner Uniform, wo es vor den neugierigen Blicken anderer verborgen blieb und versuchte angestrengt, seine Aufmerksamkeit auf den Unterricht zu lenken, doch es fiel ihm sichtlich schwer. Auch Kaiba hinter ihm wirkte seltsam geistesabwesend und verwirrt, ständig wurde er ermahnt, nicht träumend aus dem Fenster oder Löcher in die Luft zu starren. Auch in der abschließenden Stunde dieses Tages, dem Sport, war er ausgesprochen lustlos und unmotiviert. Natürlich, Seto Kaiba hatte es bislang immer als unter seiner Würde betrachtet, sich körperlich zu sehr anzustrengen, da dies seiner Meinung nach für einen guten Geschäftsmann völlig unnötig war und nicht dazu beitrug, seine Gehirnzellen anzuregen. Aber dennoch hatte er sich stets weitgehend so bemüht, dass seine Noten nie schlechter waren als eine Zwei. Heute allerdings beteiligte er sich noch weniger als sonst und wenn der Lehrer ihn lautstark zu einer Übung aufforderte, hörte er ihn meist erst bei der dritten Wiederholung. Zur Strafe wurde er dazu abkommandiert, die Geräte zusammen zu räumen, während die anderen Schüler sich in die Umkleidekabinen trollten und nach Hause gingen. Seto murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und sammelte die Bälle ein, die während der Basketballtrainings durch die Halle gerollt waren. Als er sich nach einer der orangen Kugeln bückte, fiel ein Schatten auf ihn und jemand hob an seiner Statt den Ball auf. Joey. "Ich helfe dir, Kumpel, sonst dauert das ja ewig, so wie der Kerl uns heute herum gehetzt hat, während dem Training, dem Spiel und dem Geräteturnen. Warst nicht gerade in Form, Alter! Fühlst du dich nicht gut?" Mehr im Reflex als bewusst legte er dem Braunhaarigen die Hand auf die Stirn, doch Seto schlug sie weg. "Es ist nichts, Wheeler. Lass mich zufrieden!" Joey fuhr zurück. Was sollte das? Warum verhielt er sich plötzlich so abweisend? War irgendetwas passiert, vielleicht Probleme in der Firma oder hatte er sich womöglich mit Mokuba gestritten? "Was ist denn los mit dir? Du benimmst dich so anders...." "Ich benehme mich so wie immer, oder nicht? Ich habe dich bisher immer von oben herab behandelt, warum sollte ich damit aufhören? Es ist nicht meine Schuld, wenn du auf meine nette Masche hereingefallen bist, aber hey, ich wollte wissen, wie leichtgläubig du wirklich bist. Hätte nicht erwartet, dass du wirklich so ein Idiot bist, aber da kann man wohl nichts machen. Warum ziehst du nicht den Schwanz ein und verziehst dich, so wie immer, Köter? Hast du im Ernst geglaubt, wir wären Freunde? Mach dich nicht lächerlich! Ich habe mir nur einen kleinen Spaß erlaubt. Gott, was bist du naiv!" Es klang so hart, so kalt....so grausam....so endgültig. Eine Stimme in Joeys Innerem schrie auf. >>Ich habe es dir doch gesagt! Er ist ein verlogener Bastard! Es war dein Fehler, du hättest ihm nicht gleich vertrauen dürfen!<< Sein Atem war schwer, fast keuchend. Etwas in ihm wand sich wie ein Vogel in einem Käfig. Er wusste selbst nicht, woher das eisige Messer kam, das in sein Herz schnitt, aber es war da und fuhr ohne Gnade auf ihn nieder. Er holte aus, wütend und verletzt. Seine Hand landete mit einem lauten Klatschen auf Kaibas Wange, wo sie durch die Heftigkeit des Schlages einen rötlichen Streifen zurückließ. "Verdammter Mistkerl!!" Dann war Seto allein. Eine ganze Weile stand er stumm und regungslos in der Turnhalle, sah Joey nach, der zornig nach draußen gestürzt war und flüsterte tonlos seinen Namen. Es war besser so. Egal, wie sehr er es sich gewünscht hatte, nach dem, was Ishizu ihm erzählt hatte, durfte er keine engere Beziehung mit Joey pflegen, denn das könnte ihn zur Zielscheibe machen für....Seto biss sich auf die Lippen. Er hatte ihr glauben müssen, das, was er gesehen hatte, schien ihm zu vertraut, als dass er es hätte leugnen können.... Es....war....besser....so.... Er hatte jenen Mann, den er mehr liebte als sein eigenes Leben, von sich stoßen müssen. Es gab keine Alternative. Er kauerte sich auf den Boden, legte den Kopf auf die Knie und ergab sich seinem Schmerz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)