My Beloved Enemy von Autumn (JoeyxSeto/JonoxSeth u. a.) ================================================================================ Kapitel 20: Painful memories ---------------------------- Ja, es geht weiter! Und als Vorwarnung: In diesem Teil wird's traurig (auch wenn's bloß Rückblenden sind), also, wer will, soll die Taschentücher rausholen! Trotzdem wünsche ich Euch viel Spaß beim Lesen! Kapitel 20: Painful memories Akitomo-san und sein Beschützer Odeon führten den Pharao und sein Gefolge durch verwinkelte und vermutlich wenig bekannte Straßen bis zum "Tokyo's World Museum", in dem sich auch eine alte Steintafel mit Inschriften befand. (Dieses Museum gibt es nicht, aber ich brauche es für die Geschichte) In Begleitung des alten Bibliothekars und Ägyptologen mussten sie nicht einmal Eintritt bezahlen und man ließ sie ungehindert die Räumlichkeiten passieren, bis sie die ägyptische Sammlung im obersten Stockwerk erreicht hatten. Herrliche Kostbarkeiten waren dort ausgestellt, auch eine goldene Statue der Katzengöttin Bastet und ein Streitwagen. Die besagte Steintafel bildete das Zentrum des Raumes, jedenfalls mutete es den Besuchern so an. "Leider sind meine Sprachkenntnisse mit der Zeit ein wenig eingerostet, so dass es mir nicht möglich war, die wichtigsten Teile der Inschrift zu entziffern. Vielleicht kann es einer von euch? Ich glaube nämlich, dort finden wir einen Hinweis auf das genaue Versteck des Buches." Duke schob sich in den Vordergrund. "Ich kann es versuchen, schließlich habe ich einmal als Dolmetscher fungiert, die Erinnerung an die Sprache ist in mir noch ziemlich deutlich und frisch. Hm, mal sehen...." Seine Finger glitten die verschiedenen Symbole und Zeichen entlang und er vertiefte sich in den Sinn der eingravierten Worte. Nach einer Weile meinte er: "Ich bin nicht sicher....es scheint, dass die beiden Bücher vertauscht wurden...." "Die beiden? Zwei Bücher also? Welches denn noch?" erkundigte sich Tristan verblüfft. "Den Hieroglyphen nach zu urteilen, ruhen zwei Bücher in den Tiefen von Hamunaptra: Das Goldene Buch des Amun-Ra und das Schwarze Buch der Toten...." "Richtig, junger Freund. Die bisherigen Theorien - denn Hamunaptra ist offiziell noch nicht als real belegt - besagen, dass sich das Buch des Amun-Ra in der Statue des Anubis befindet, über das andere ist nichts näheres bekannt." "Das mag sein, aber hier steht etwas anderes. Ich entnehme dem Text, dass ihr Standort verwechselt wurde - das Buch der Toten befindet sich in der Statue des Anubis....das Buch des Amun-Ra aber....in....ja, in der Statue des Horus!" "Ach? Sieh an, und wieder ist es ein Falke, der uns den Weg weist! Es ist von Vorteil, dass wir jetzt diese Information und den Armreif des Anubis besitzen, denn Imhotep will beides. Noch wissen wir nicht alles über das, was damals geschehen ist, aber wir wissen, welchen Preis diese Welt zahlen muss, wenn wir versagen! Das Schicksal hat uns erneut ins Leben gerufen. Wir wurden geboren, um den Schrecken der Vergangenheit zu verhindern, auf dass sich die Tragödie nicht wiederholt! Ich war Pharao zu jener Zeit und ihr habt mir Respekt entgegengebracht und Vertrauen! Ich will euch in diesem Kampf führen, wenn ihr mir folgen wollt! Seid ihr bereit dazu?!" Yami hatte sich vor seinen Freunden aufgebaut und viel Feuer in seine Stimme gelegt. Seine amethystfarbenen Augen brannten vor Entschlossenheit und Bakura rann ein wohliger Schauer über den Rücken, als er seinen Geliebten so leidenschaftlich reden hörte. Niemandem sonst würde er folgen....außer ihm. Ein allgemeines, zuversichtliches Nicken war die Antwort und die Gruppe verabschiedete sich von Akitomo-san und Odeon, um in ihre Pension zurückzukehren. Der Besitzer der kleinen Unterbringung musterte seine Gäste neugierig. "Eine merkwürdige Idee, gerade jetzt in Tokyo Urlaub zu machen, wo doch die Götter scheinbar entschieden haben, die Stadt zu vernichten! Nun, meine Herren, Sie müssen ja wissen, was Sie tun, aber ich rate Ihnen, bleiben Sie nicht zu lange! Seltsame Dinge gehen hier vor sich, und damit meine ich nicht nur diese furchtbaren Plagen! Neulich habe ich auf einem Hausdach eine unheimliche Gestalt gesehen, mit einem Umhang, die mit ausgebreiteten Armen das Chaos in den Straßen beobachtet hat! Meine Frau glaubt mir kein Wort, aber ich bin sicher, dass dieser Jemand etwas mit den Plagen zu schaffen hat! Ich sage es noch einmal: Sie sollten so rasch wieder verschwinden wie Sie nur können, was immer Sie in Tokyo wollen!" Joey trat vor und lächelte den besorgten alten Mann freundlich an. "Wir sind gekommen, um dem Schrecken ein Ende zu bereiten. Wir können unmöglich gehen." "Ist das Ihr Ernst?? Was können Sie schon ausrichten, wenn uns die Götter zürnen?" "Ich versichere Ihnen: Es sind nicht die Götter, die uns zürnen...." >>....sondern es ist die grauenhafte Erfüllung eines Fluches, der vor fünftausend Jahren ausgesprochen wurde und der jetzt seinen Tribut fordert....<< fügte er in Gedanken hinzu und nahm den Zimmerschlüssel in Empfang. Man hatte ihnen drei Doppelzimmer im selben Stockwerk zugeteilt und alle Beteiligten waren erleichtert, nach ihrer stressigen Ankunft und dem, was sie auf den Straßen erlebt hatten, ausruhen zu können, die beanspruchten Glieder ausstrecken und vielleicht ein heißes Bad genießen zu dürfen. Tristan war damit beschäftigt, seine Reisetasche auszupacken, während Duke die Waage und die Kette betrachtete, die beiden Millenniums-Gegenstände, die ihnen überverantwortet worden waren. Seine Erinnerungen schweiften zurück zu jenem Tag, da sie sich in Richtung Ägypten eingeschifft hatten, um dem Senatsbeschluss Folge zu leisten und die diplomatische Mission durchzuführen. ~~ RÜCKBLENDE ~~ Feldherr Tristanus Quintus, prächtig anzusehen in seiner goldüberzogenen Rüstung, den Schnürsandalen und dem roten Umhang, stand an der Reling der "Neptun" und sah seine geliebte Heimat in der Ferne verschwinden. Ihm war es schwer ums Herz, doch er wusste auch, dass die Aufgabe, für die er ausgewählt worden war, eine große Ehre war, noch dazu in seinem Alter. Die Sonne lag voll auf seinem aristokratisch-römischen Antlitz und Dukedas, scheinbar darin vertieft, eine Begrüßungsrede für den Pharao zu formulieren, konnte der Versuchung nicht widerstehen, ab und an zu ihm hinüberzublicken und jede einzelne Nuance dieses Gesichtes in sich aufzunehmen. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte und verfluchte sich unweigerlich selbst für seine Torheit. >>Ich bin ein dummer und einfältiger Narr! Was bilde ich mir ein?! Er ist mein Herr, mein Gebieter, ein Römer von hoher Abstammung, ein berühmter Feldherr, und ich, was bin ich? Ein Sklave, der nur das Recht auf Arbeit besitzt und sonst gar nichts, dem normalerweise keine Würde zugestanden wird und dem es nicht erlaubt ist, etwas für sich selbst zu fordern! Aber ich fordere, verlange....und zwar ihn! Jeder Tag, der verstreicht, macht mir seine Nähe nur umso schmerzlicher bewusst, da er unerreichbar für mich ist....jeden Tag muss ich sein Lächeln sehen, seine geschmeidigen Bewegungen, wenn er geht, die dynamischen Gesten, wenn er spricht und seine Worte unterstreicht....muss den Anblick ertragen, den er bietet, wenn er sich in den Schwertkünsten übt, selbst in der prallen Sonne, mit entblößtem Oberkörper und der sanft gebräunten Haut, die, nass vom Schweiß, glänzt wie geschliffener Marmor....Mein Gebieter....wenn Ihr nur wüsstet, wie sehr ich Euch begehre....Hathor, Göttin der Liebe, warum quälst du mich so?! Ich werde noch verrückt, wenn ich ihn nicht haben kann....!!<< Und doch war es ihm unmöglich, seine Augen von diesem schönen Mann zu lösen. Seit einiger Zeit schon war er sich über seine Gefühle für Tristanus im Klaren, aber er machte sich keinerlei Hoffnungen. Auch wenn der Feldherr sich ihm gegenüber wohlwollend und gütig zeigte, jetzt, da alle seine törichten Fehler hinter ihm lagen, änderte das nichts an der Tatsache, dass zwischen ihnen ein enormer Standesunterschied klaffte wie eine unüberwindliche Schlucht. Zwar war Dukedas glücklich, Ägypten, das Land seiner Geburt, wiederzusehen, aber es spielte für ihn keine Rolle mehr, wo er letztendlich lebte, denn seine Heimat, das war für ihn der Ort, an dem auch Tristanus war.... Ein kräftiger Wind blähte die Segel der "Neptun" und das Schiff gewann rasch an Fahrt. Bald würden sie dem Herrscher des Nil-Königreiches gegenüberstehen, dem stolzen Pharao Atemu.... Aber diese Reise brachte viele Veränderungen mit sich. Sklave und Gebieter fanden einander inmitten einer Kette von blutigen Ereignissen, ausgelöst und angetrieben durch Hass, Verrat, Neid, unerwiderte Liebe und Machthunger....Für kurze Zeit nur war es ihnen vergönnt, ihre Liebe zu teilen....Es war jener furchtbare Tag nach dem zweiten Angriff des Skorpionkönigs. Die Anubiskrieger und er selbst waren unlängst in die Tiefen der Oase von Ahm Shere verbannt worden, als die wenigen Überlebenden des Massakers wie zerbrechliche Schatten durch das einstmals so strahlende Alexandria wanderten, unter ihnen der Dieb Aton....und Dukedas. Der Schwarzhaarige konnte nicht fassen, welche Wüste der Zerstörung und des Todes die Schakale hinterlassen hatten, aber dieses Entsetzen wurde von der Sorge um Tristanus, der in die Schlacht gezogen war, noch verstärkt. Endlich entdeckte der junge Mann einige römische Soldaten, die unter der Führung ihres Feldherren auf ägyptischem Boden gekämpft und ihr Leben verloren hatten. Zitternd bewegte er sich vorwärts, als eine schwache Stimme seinen Namen rief. Dukedas folgte ihr und er fand jenen, den er liebte, tatsächlich....in einer Blutlache. Sanft hob er den entkräfteten Leib an und strich dem anderen durch das verschwitzte, wirre braune Haar. "Du....bist....in Sicherheit, Liebster...." flüsterte der Befehlshaber und berührte zärtlich die Wange seines Dieners, der sich verzweifelt bemühte, seine Tränen zurückzuhalten, jedoch ohne Erfolg. "Weine nicht....glaubt ihr Ägypter nicht an ein Leben nach dem Tod....? Also, dann werden wir uns auf der....anderen Seite....wiedersehen....auch wenn mein....Weg....kürzer ist, als der....deine....obwohl wir nicht mehr vereint sein können....werden wir doch nie....getrennt sein...." "Du solltest nicht sprechen....das strengt dich nur unnötig an....Ach, ich wünschte, das alles wäre nie passiert!! Wenn wir uns nicht begegnet wären, dann....!!" "....Sag das nicht! Lieber sterbe ich jetzt....als dass ich hundert Jahre lebe....ohne dich gekannt zu haben....ich liebe dich, Dukedas...." Die streichelnde Hand an der weichen Haut verkrampfte sich wie unter einer letzten, schmerzhaften Aufwallung von Todesqual, schließlich sackte sie herab und blieb auf dem Überwurf des Sklaven liegen. Der Ägypter brachte eine geraume Weile kein Wort über die Lippen, wie versteinert sass er da und stierte ohne Reaktion vor sich hin. Dann kroch ein Schrei in ihm hoch und erfüllte die geisterhafte Stille um sie herum, bis er in einem bebenden Schluchzen verebbte: "NEIN!!!!" Helle silberne Tränen sprangen aus seinen grünen Augen und nässten das ermattete Gesicht. Von Trauer und Schmerz gebeugt, krallten sich seine Finger in den Umhang des Feldherren und lange, viel zu lange....hörte man nichts anderes als seine wilde Verzweiflung.... ~~ ENDE DER RÜCKBLENDE ~~ Duke schloss die Augen, um das schreckliche Bild aus seinem Kopf zu verdrängen, als Tristan ihn plötzlich von hinten umarmte. "Du siehst so bedrückt aus, koibito! Was ist los? Es ist doch nicht etwa wegen Imhotep? Hab keine Angst, wir werden ihn besiegen!" "Das ist es nicht....ich....musste gerade daran denken, wie du damals in meinen Armen gestorben bist....Ich will nicht, dass sich das noch einmal wiederholt....und ich will dich nicht verlieren! Diese ganze Sache ist einfach nur....Imhoteps Augen....hast du seine Augen gesehen? Kalt und starr, wie aus Plastik! Auch wenn ich in meinem früheren Leben nie direkt mit ihm zu tun hatte, wünsche ich nichts mehr, als dass er wieder in sein Grab zurückgeschickt wird! Er hat so viel Leid über Joey, Seto, Yugi und Ryo gebracht, nur um seine Gier nach Macht und fleischlichen Gelüsten zu befriedigen! Er....hat längst vergessen....was Liebe wirklich bedeutet....im Grunde ist er eine bedauernswerte Kreatur....aber nichts kann seine Taten rechtfertigen! Egal, was geschieht, wir müssen ihn aufhalten!" Tristan drehte den Dungeon-Dice-Erfinder zu sich herum und blickte ihm tief in die smaragdgrünen Augen. In den seinen brannte ein altes, dem Schwarzhaarigen sehr vertrautes Feuer, eine Flamme von Tapferkeit, Heldentum und Kampfbereitschaft, die vor langer Zeit auch im Herzen eines jungen Feldherren gelodert hatte. "Die Katastrophe wird sich NICHT wiederholen, hörst du?! Niemand wird uns mehr trennen, auch die Schakale des Anubis nicht! Diesmal werde ich dem Tod entrinnen, bevor ich auch nur ein einziges Mal ohne dich aufwache!" Damit umschlang er seinen Liebsten und überwältigte diesen mit einem innigen, leidenschaftlichen Kuss.... Yami lehnte den Kopf zurück und atmete genüsslich aus. Er sass in der Badewanne und ließ das heiße Wasser seine angespannten Muskeln lockern. Die Tür ging und Bakura betrat den kleinen Raum. Ein Lächeln glitt über seine Züge, als er des Pharaos ansichtig wurde, dessen Antlitz ruhig und entspannt wirkte. Sein Haar war nass und glänzte, die perlgleiche Haut schimmerte im Licht der Deckenlampe verheißungsvoll und die rosigen Lippen waren ein wenig geöffnet, wie in stummer Einladung. Der Grabräuber beugte sich hinunter und küsste den einstigen Herrscher Ägyptens. "....Aton? Hast du endlich deine Tasche ausgepackt, oder muss ich das für dich tun? Du hast wirklich keinen Sinn für Ordnung!" "Du klingst schon wie Ryo! Ein Dieb hält nichts von Ordnung, weder von der räumlichen noch der gesetzlichen! In meinem Unterschlupf lag immer alles aus Prinzip wie Kraut und Rüben durcheinander!" "Na, zumindest in der Ausführung deines....'Handwerks' warst du stets sehr gründlich, das steht fest. Und du warst risikofreudig und hast nichts unversucht gelassen....selbst in den Tempel des Amun-Ra hast du dich eingeschlichen und einen der Millenniums-Gegenstände gestohlen, ein heiliges Artefakt! Du hattest vor nichts Respekt oder Pietät, dein einziges Interesse galt Gold und Nervenkitzel....Nie konntest du deine Finger von schönen Dingen lassen...." "Wie recht du hast!" grinste Bakura boshaft und begann, sich auszuziehen. Die Socken flogen achtlos in eine Ecke, dicht gefolgt von der Jeans, dem Hemd und den Boxershorts. Dann stieg er zu Yami in die Wanne und fing an, die makellose Brust vor sich mit glühenden Küssen zu bedecken. Seine kühlen Finger liebkosten die Brustwarzen des Königs der Spiele, die sich daraufhin leicht aufrichteten und schließlich verschmolzen ihre Lippen in einem hartnäckigen Zungenspiel, in dem sich keiner von beiden unterjochen lassen wollte. "Wie du schon....so richtig....bemerkt hast...." stieß der Weißhaarige zwischen den Pausen zum Luftschöpfen hervor, "....kann ich....meine Finger....nicht von....schönen Dingen lassen....Und du bist zweifellos das Schönste, was ich je....mein eigen....zu nennen wünschte....Atemu....!" ~~ RÜCKBLENDE ~~ Aton, der berühmt-berüchtigte "Schwarze Skarabäus", sprang von einem kümmerlichen Rest der Palastmauer in den Straßenstaub. Fassungslos und entsetzt schweifte sein Blick über das, was vor wenigen Stunden noch die strahlende Stadt Alexandria gewesen war. Der Garten war völlig verwüstet und der Palast selbst glich eine Ruine. Mechanisch, wie von fremder Hand gesteuert, begab er sich vor die Tore der Metropole, wo die Schlachtreihen der Medjai und die Truppe des römischen Gesandten erneut auf den Skorpionkönig geprallt waren. Der Kriegsschauplatz war übersät mit toten Körpern und ein unangenehmer Wind fegte über die Gefallenen hinweg. Aton stolperte weiter, sein Herz donnerte mit verdreifachtem Tempo gegen seinen Brustkorb und die Angst, die in ihm hochkroch, wurde - leider - bestätigt. Dort lag er. Er hatte ihn gefunden. Und obwohl seine Rüstung zerschlagen, sein Untergewand zerrissen und sein Gesicht schmutzig war, hatte er nichts von seiner Schönheit eingebüßt. Er sank in die Knie und hob den blutenden Leib vorsichtig an. Er war noch warm. "....Aton...." "Atemu! Du lebst!" "....noch....Aber ich bin glücklich, dass du unverletzt bist....dir ist nichts geschehen, das ist das Wichtigste....Was ist....mit Alexandria?" "...." "Du schweigst?....Ich verstehe. Dann ist meine Heimat also....den Schakalen zum Opfer gefallen....verschlungen haben sie uns, wie ein Jäger....seine Beute verschlingt....Wenigstens hast du überlebt, Aton....wir werden uns auf der anderen Seite wiedersehen....aber mein Weg dorthin hat früher begonnen als der deine. Lass....mich....gehen....Geliebter...." "Nein!!! Ich kann dich nicht gehen lassen - ICH KANN NICHT!!!!" Langsam rannen Tränen aus seinen dunklen Augen und tropften auf Atemus Wange. Der Pharao lächelte schmerzvoll und richtete sich mit letzter Kraft auf, um den schwarzgewandeten Grabräuber noch einmal küssen zu können. Atons Gesicht war von Verzweiflung und Kummer verzerrt, er presste seinen Regenten behutsam an sich und dämpfte sein Schluchzen an dessen Schulter, bis er plötzlich spürte, wie der Körper in seinen Armen schlaff und schwer wurde. Sanft ließ er ihn auf den Boden zurücksinken und betrachtete das stolze Licht Ägyptens, das nun erloschen war....für immer. Er erhob sich und der ungemütliche Wind spielte mit seinem Umhang, während er fortfuhr, den Leichnam seines Liebsten zu mustern. Seine Stimme, brüchig und leise, durchdrang als einziges die unheilvolle Stille, die sich über allem ausgebreitet hatte. Eine Träne lief über seine üble Narbe, seine Zähne hatte er fest aufeinander gedrückt. "Ich werde nie wieder lieben." ~~ ENDE DER RÜCKBLENDE ~~ Yami starrte verwirrt auf Bakura hinunter, der mit einem Mal seine Berührungen beendet hatte und ihn nun umklammerte, als müsse er verhindern, dass er einfach die Flucht ergriff. Sein kraftvoller Leib bebte, ein heftiges Zittern hatte sich seiner bemächtigt. "Aton! Was ist mit dir?" "Ich....ich hatte soeben eine Erinnerung an damals....an deinen....Todestag....bei allen Kami....mein Herz schreit vor Schmerz, obwohl es schon so lange her ist....Ich bin nicht sicher, ob ich es überstehen werde, wenn du....ein zweites Mal...." Yami packte den Grabräuber an den Schultern, der Armreif des Anubis glitzerte nach wie vor an seinem Handgelenk, denn es schien ihm zu riskant, ihn abzunehmen und im Zimmer herumliegen zu lassen. "Jetzt hör mir gut zu!! Imhotep hat mein Vertrauen in dich erschüttert und schließlich starb ich im Kampf gegen den Skorpionkönig! Aber es kann nicht sein, dass wir nur wiedergeboren wurden, damit sich das Unglück von damals erneut ereignet! Wir sind hier, weil wir die Kraft und den Mut haben, um den Priester zu stoppen und ihn ein für alle mal unschädlich zu machen!! Wenn wir jetzt aufgeben, hat Imhotep so gut wie gewonnen! Und ich habe nicht fünftausend Jahre darauf gewartet, ihn endlich in seine Schranken zu verweisen und diesen Alptraum zu vernichten, um auf halbem Weg wieder umzukehren!!" Bakura sah in diese violetten, verführerischen Augen voller Entschlossenheit, fühlte die Stärke und Unbezähmbarkeit dahinter und schüttelte seine schlechten Gedanken ab, die ihn zu lähmen gedroht hatten. Seine Arme bildeten einen engen Gürtel um die Taille des ehemaligen Pharaos und sie tauschten einen intensiven Kuss, bevor Yami seinen koibito unvorhergesehen von oben bis unten nass spritzte und das Ergebnis mit einem munteren Lachen quittierte. "He!! Was fällt dir ein?! Lach nicht so bescheuert, du Möchtegern-Meisterduellant!! Na warte, das gibt Rache....!!" Joey und Seto standen am Fenster ihres Doppelzimmers und verfolgten bedrückt die Flüge der Heuschrecken, die wie dicke Wolken über Tokyo schwebten und alles fraßen, was ihnen unter die Kiefer kam. Ein Hund schlich über die Straße, sackte zusammen und blieb schließlich in einer schmutzigen Pfütze liegen, wo er sein Leben aushauchte. Es gab zwar kein Vieh, das von der Pest befallen werden konnte, aber dafür starben nun die Haustiere. Es war die nächste Plage, damals in Ägypten hatte es sich allerdings um ein Rindersterben gehandelt. Aber wer die Opfer waren, spielte letztendlich keine Rolle - furchtbar war es so oder so. "Welche Plagen fehlen noch?" erkundigte sich Kaiba und schloss seine Arme fest um die Schultern seines Falken. "Es sind zehn im ganzen. Wir hatten das Blut, die Frösche, die Stechmücken, die Fliegen, die Heuschrecken und jetzt die Tierpest. Es fehlen noch Hagel, Finsternis, Geschwüre und....der Tod der Erstgeburten. Ach Seto....ich wünschte bloß, wir könnten den Menschen hier das alles ersparen!" "Das ist nicht möglich. Wir können Imhotep nur mit dem Buch des Amun-Ra töten, das heißt, in Hamunaptra. Solange er sich noch in Tokyo aufhält, um seine Macht auszubauen, haben wir keine Chance. Wir könnten zwar nach Ägypten reisen, um das Buch zu holen, aber sei ehrlich - willst du die Menschen mit dieser Kreatur allein lassen? Das können wir wohl kaum verantworten. Außerdem ist er der einzige, der den Weg nach Hamunaptra kennt." Der Blonde wand sich aus der Umklammerung und wanderte unruhig auf und ab. Seine Erinnerungen sagten ihm, dass das nicht völlig stimmte. Auch Horus war einst in der Stadt der Toten gewesen....aber warum? Er ahnte, dass es etwas mit dem Tod von Atemus Vater zu tun hatte und mit seiner Berufung zum Hauptmann der Medjai.... "Nein, ich kenne ihn ebenfalls. Zumindest war das einmal so, aber ich kann mich an keine Einzelheiten erinnern. Hm....ich frage mich, wie es Marik und Ishizu ergehen mag....sie haben sich nicht mehr gemeldet, seit sie nach Kairo abgeflogen sind. Ob ihnen etwas passiert ist?" "Machst du dir Sorgen? Das ist nicht nötig. Marik ist die Reinkarnation eines Gotteskriegers und wenn er nur ein halb so guter und geschickter Kämpfer ist wie du, hat er allemal eine Chance gegen irgendwelche Monster, die Imhotep ihm auf den Hals hetzen könnte. Außerdem ist der verfluchte Bastard doch hier und weiß nicht, dass zwei von uns sich auf ihre eigene Mission begeben haben. Was immer sie in ihre Heimat gerufen hat, ich bin überzeugt, dass es von Bedeutung ist. Osiris hätte dich niemals ohne einen triftigen Grund im Stich gelassen, weder damals noch heute, denn er war einmal dein bester Freund." "Ja, ich weiß. Aber Marik hat sich mir gegenüber bisher sehr distanziert benommen, als wolle er es vermeiden, eine Beziehung zu mir aufzubauen. Ich finde das sehr schade." Seto schwieg hierzu, denn plötzlich war ihm ein Gedanke gekommen. Seth hatte den jungen Medjai schon oft auf dem Trainingsplatz gesehen, wie er sich von Jono ein paar Finten und Techniken beibringen ließ und stets waren seine lilafarbenen Augen von einer unbestimmten Sehnsucht und einer unzerstörbaren Loyalität erfüllt gewesen.... ~~ RÜCKBLENDE ~~ Osiris duckte sich unter dem Schlag seines Anführers weg und holte mit seinem Spieß aus, doch Jono reagierte wie der Blitz, sprang räderschlagend nach hinten und entfernte sich so von seinem Freund, dessen Attacke ins Leere ging. "Nicht schlecht, wirklich. Du hast große Fortschritte gemacht. Wenn du dich noch ein wenig stärker konzentrierst, wirst du ein schwerer Gegner sein, selbst für mich. Wir wiederholen die Übung! Ausgangsposition!" "Jono...." "Ja? Was ist?" "Ich habe gehört, dass du dich erneut mit dem Hohepriester gestritten hast." "Ha - und wenn schon! Einem wie Seth kann es gar nicht schaden, ab und zu eine kleine Abreibung zu kriegen! Irgend jemand muss ihm schließlich mal den Kopf zurechtrücken!" "Aber...." "Was hast du denn?" "Ich....ich weiß, dass du gestern Nacht im Naos gewesen bist!" Der goldhaarige Krieger hob bestürzt die Augenbrauen und seufzte. "Naos" war der Name des Ortes, der sich im heiligsten Teil eines Tempels befand und die Statue des jeweiligen Gottes beherbergte....und zu dem einzig der Oberpriester Zugang hatte. "Dann brauche ich dir wohl nichts mehr vorzumachen....es ist wahr, ich habe Seth aufgesucht und ihm meine Liebe gestanden. Nie habe ich einen Mann sosehr begehrt wie ihn. Er ist stolz, unnahbar, stark, kühl und berechnend wie eine Schlange....aber in ihm brennt ein Feuer, das mich verzehrt....Osiris, es mag dir unvernünftig erscheinen, aber es gibt nur einen einzigen Kampf, den ich nicht gewinnen kann - den Kampf gegen die Liebe! Bitte verurteile mich nicht für meine Gefühle!" Der andere Medjai schüttelte wild den Kopf und es war, als perlten Tränen aus seinen Augen. Er zeigte ein entschuldigendes Lächeln und winkte ab. "Nicht doch! Das würde ich nie tun! Dich verurteilen, das könnte ich gar nicht! Ich würde jedem die Zunge verknoten, der es wagt, etwas gegen dich zu sagen!" "Danke....mein Freund." Seth hatte sich während dieses Gespräches im Schatten einer Mauer versteckt gehalten, da er es vorzog, den schönen Jono alleine zu treffen. Doch nun, da er sich Osiris' Antlitz näher betrachtete, überkam ihn eine Ahnung. Sollte der Jugendfreund des Anführers mehr für diesen empfinden, als er zugab? Konnte das sein? Es lag eine stumme Verzweiflung in seinem Blick und ein Schmerz, den er nicht zu benennen wagte.... ~~ ENDE DER RÜCKBLENDE ~~ Kaiba seufzte tief. Wie viele Männer musste es gegeben haben, die den strahlenden Falken begehrt hatten! Seth war nur einer unter vielen gewesen, als ihm das unermessliche Glück zuteil wurde, der Auserwählte des Kriegers zu sein. Der Firmenchef drehte Joey zu sich herum und sagte: "Marik ist nichts passiert, ihm geht es gut, ich spüre es! Und auch wenn dir die Situation jetzt vielleicht hoffnungslos erscheint, so gib nicht auf! Imhotep kann dir nichts anhaben! Du bist wie der Diamant - nichts wird dich brechen, am allerwenigsten er! Unsere Liebe hat fünftausend Jahre überdauert und sie ist es, die uns Kraft verleiht! Ich....ich liebe die Harmonie deiner Schönheit und deines Geistes....die Vollkommenheit, mit der dein Körper deine Seele widerspiegelt. Du bist ein edler und doch sonderbarer Mann....du verstehst dich auf die Jagdschlingen des Falken, du besitzt seine Grausamkeit und seine scharfen Krallen, und du hast dir dennoch Zärtlichkeit, Wärme, Güte und Aufopferungsbereitschaft zu bewahren gewusst! Du bist wandelbar wie der Horizont und zugleich beharrlich und ewig wie die Sonne....du gleichst allen Männern und bist keinem von ihnen ähnlich....Ich liebe die Verheißungen deiner Leidenschaftlichkeit und deines Mutes, deines unbrechbaren Willens und deines Freiheitsdrangs....Ich bewundere dich dafür, dass du Seth glühend begehren konntest, ohne deine Unabhängigkeit oder dich selbst dabei aufzugeben....Du bist wie ein wertvolles Gefäß, in das die Götter die unterschiedlichsten Schätze unseres Geschlechts geschüttet zu haben scheinen....Ich werde niemals zulassen, dass Imhotep dich in die Hände bekommt! Lieber sterbe ich!" Joey erschauerte unter diesen so gefühlvoll gesprochenen Worten. Er erinnerte sich, dass Seths erste Liebeserklärung ebenso ausgefallen war. Er war nicht fähig, eine Antwort darauf zu formulieren, aber was hätte er auch erwidern sollen? Also schloss er die Augen und vereinte ihre heißen Lippen in einem tiefen, sinnlichen Kuss. Chons, der Falke, sass unterdessen auf dem Dach der Pension und spähte nach einer eventuellen Beute. Dann breitete er seine Schwingen aus und erhob sich majestätisch in den dunklen Himmel.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)