My Beloved Enemy von Autumn (JoeyxSeto/JonoxSeth u. a.) ================================================================================ Kapitel 21: Die Hüterin der Nephthys ------------------------------------ So, das neue Kapitel!! Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 21: Die Hüterin der Nephthys Es war Nacht über Tokyo, der Stadt, in der jetzt der Schrecken regierte. Imhotep betrachtete sein Werk zufrieden vom Tokyo Tower aus. Er erwartete heute einen wichtigen Gast, der ihm in seiner Vergangenheit sehr nahe gestanden hatte und ihm stets treu gewesen war. Mit ihrer Hilfe würde er die Armee des Anubis wiedererwecken können und ein neues Königreich errichten - sein Königreich. Er spähte nach unten und seine scharfen Augen erkannten bald die Gestalt einer Frau mit langem schwarzen Haar, die sich dem Turm näherte. Es tat gut, sie endlich wiederzusehen.... ~~ RÜCKBLENDE ~~ Der junge Priester Imhotep sprang die Stufen zum Nephthys-Tempel hinauf und seine dunkelgrauen Augen suchten die Umgebung ab. Endlich entdeckte er jene, die er anzutreffen gehofft hatte: seine ältere Schwester, Anck-su-namun. Ihre Miene verriet eine schlechte Laune und ihre fest zusammengepressten roten Lippen glichen einer harten Linie. Als sie den Fünfundzwanzigjährigen endlich bemerkt hatte, winkte sie ihn heran und geleitete ihn ins Naos, wo sich stolz und schön die Statue der Göttin erhob. "Eigentlich dürftest du gar nicht hier herein, aber immerhin bin ich die Hohepriesterin dieses Tempels, da ist das etwas anderes." erklärte Anck-su-namun, aber man konnte deutlich erkennen, dass das nicht der Posten war, den sie angestrebt hatte. Eine steile Falte hatte sich in ihre Stirn gegraben und die Verbitterung in ihren Zügen verlieh ihrem ansonsten attraktiven Gesicht etwas unangenehm Herbes und Kaltes. Imhotep schwieg bedrückt, war er doch eigentlich gekommen, um ihr seinen Liebeskummer zu beichten und nun hatte sie selbst Schwierigkeiten. "Ich verstehe nicht, Schwester. Wolltest du denn nicht Priesterin sein?" "Jedenfalls keine der Göttin Nephthys. Als Gattin und Schwester des Seth hat sie zwar dennoch einen guten Ruf und gilt als mildtätig und mitfühlend, aber das ändert nichts daran, dass ihre Zusammengehörigkeit mit dieser negativ belasteten Gottheit ihre Verehrung trübt, auch wenn sie sich im Osiris-Mythos gegen ihren Gemahl stellte. Außerdem ist das hier eine kleine Huldigungsstätte, in keiner Weise zu vergleichen mit dem Haupttempel des Amun-Ra! Dort hätte ich Priesterin werden sollen! Aber dieser verfluchte Oberpriester, der zu allem Überfluss ebenfalls den Namen ,Seth' führt, hat nicht mich in sein Gefolge aufgenommen, sondern diese verwünschte Isis! Sie ist kein Stück qualifizierter als ich, aber natürlich wählt er sie! Und weißt du auch, warum?! Nicht wegen ihrer Fähigkeiten, nein! Aber sie ist die Schwester des Gotteskriegers Osiris und dieser wiederum ist der beste Freund des Medjai-Hauptmanns Jono, alias Horus! Und was tut Seth nicht alles, um sich bei diesem goldhaarigen Jüngling einzuschmeicheln!! Ha! Ich persönlich begreife ja nicht, warum dieser Bengel dir so gefällt, aber meinetwegen!" "Fasziniert dich seine Schönheit denn überhaupt nicht? Wie oft habe ich des nachts schon davon geträumt, von Horus berührt zu werden....sein Haar wie aus Sonnenlicht und seine Augen wie die eines Falken....sein Körper ist so makellos wie eine Perle....und seine Bewegungen.... anmutig und geschmeidig...." "Hm. Ich gebe zu, er ist ein schöner Mann und nicht wenige denken wie du. Beide Geschlechter begehren ihn gleichermaßen, aber diesen wilden, stolzen Falken zu zähmen, dürfte wohl niemandem gelingen. Aber er ist mir zu jung. Immerhin bin ich schon siebenundzwanzig! Doch gegen Isis verloren zu haben....! Wie ich es hasse, sie im Tempel des Amun-Ra zu sehen! Das ist mein Platz! Wenigstens hast du es geschafft, Mitglied von Seths Priesterschaft zu werden, nachdem es mir verwehrt geblieben ist! Und nun setz dich. Ich schätze, du möchtest mit mir darüber reden, wie du dich Horus nähern könntest?" "Richtig." "Woher wusste ich das bloß....?" "Shadires." Keine Reaktion. Der junge Priester fuhr fort, teilnahmslos in die Ferne zu blicken und sog den Duft des Meeres ein, der vom Wind herangetragen wurde. "Shadires!!!" Der Angesprochene sagte immer noch nichts. Seine blauen Augen waren von Wut und Zweifel überschattet und sein Mund glich einer harten Linie. "SHADIRES!!!!" Endlich hörte er. Erschrocken erhob sich der braungebrannte Mann mit dem kahlrasierten Schädel. Auf seiner Stirn prangten schwarze Muster, mystische Zeichen, wie sie auch viele andere Priester des Amun-Ra trugen. Als er seinen Gegenüber erkannte, versank er in einer respektvollen Reverenz und entschuldigte sich für seine Unaufmerksamkeit. "Verzeiht bitte, ehrenwerter Akunadin. Es lag mir fern, Eure Geduld auf die Probe zu stellen. Es ist nur....Ihr wisst, dass ich versagt habe...." Der ehemalige Oberpriester des Tempels und Vater von Seth hob beschwichtigend die Hand und gebot seinem Gefolgsmann Schweigen. Das Jahrtausend-Auge, eines der sieben heiligen Artefakte, welche die Königsfamilie beschützen sollten, ersetzte sein eigenes, das er als Jugendlicher bei einer gefährlichen Schwertübung verloren hatte. Der sogenannte "Kreis der Sieben Hüter" war dafür verantwortlich, dass jenen Gegenständen, die angeblich magische Kräfte besassen, obwohl niemand im Volk näheres darüber wusste, nichts geschah und dass sie stets ihre Funktion erfüllen konnten. Zu dieser erlesenen Verbindung gehörte Akunadin ebenso wie sein Sohn Seth, der den Stab bewachte, Pharao Atemu II., in dessen Händen sich das Prisma befand, Horus alias Jono, der Hauptmann der königlichen Leibwache, um dessen Hals das Symbol des Lebens, Ankh, hing und schließlich die drei Priester, die zu Akunadins persönlichem Gefolge zählten: Mahado, der für den Ring verantwortlich war, Mana, der die Obhut über die Kette oblag und natürlich Shadires, der sich um die Waage zu kümmern hatte. Allerdings.... "Leihe mir dein Ohr, sturer Kerl! Dich trifft keine Schuld! Du kannst nichts dafür, dass die Waage gestohlen wurde, man hat dich niedergeschlagen! Ein Ohnmächtiger kann niemanden aufhalten!" "Das ist es ja!! Ich war nicht vorsichtig genug! Ich hätte besser aufpassen müssen und statt dessen habe ich Euch und den Pharao schwer enttäuscht! Ich habe meine Pflicht schlecht erfüllt! Ich bin es nicht wert, Priester des Amun-Ra und noch dazu einer der Sieben Hüter zu sein!!" "....Es scheint, als hätte ich mit einer Wand gesprochen! Du bist einer meiner besten Männer und du hast diesen Posten nicht erhalten, weil du unfähig bist! Traust du mir eine so mangelhafte Menschenkenntnis zu? Du bist entschlusskräftig, Shadires, intelligent und couragiert! Und jetzt ist Schluss mit dieser Trübsalblaserei, hast du mich verstanden?" Aber erneut schenkte ihm der Vierundzwanzigjährige keine Beachtung, denn sein Blick glitt hinüber zu einem Medjai von schöner Gestalt, der soeben die Tempelstufen erklomm. Er hatte sandfarbenes Haar, Augen von einem hellen Lila-Ton und er war in den traditionellen blauen Waffenrock gekleidet. Akunadin runzelte die Stirn und musterte seinen Schüler interessiert, bis er des Verlangens gewahr wurde, das Shadires für den Krieger empfand. Er schüttelte betrübt den Kopf, wusste er doch, wie sinnlos diese Gefühle waren, gehörte das Herz des tapferen Osiris doch schon seit Jahren seinem stolzen Anführer und Freund. Liebe mochte die schönste Sache der Welt sein, aber wie oft wurde durch sie auch vieles ungleich komplizierter....Er seufzte, schlug dem anderen Priester wohlwollend und aufmunternd auf die Schulter und ging, seinen Sohn zu suchen, ebenfalls einer jener Männer, der sich des Zaubers von Horus nicht entziehen konnte. Unterdessen waren Isis und Mana damit beschäftigt, den Opferaltar zu schmücken, als Mahado hinter einer Säule hervor lugte und einen sehnsuchtsvollen Blick zu der blonden jungen Frau hinübergleiten ließ. Sie war sein Lehrling gewesen, bis sie alt genug war, das Amt einer vollwertigen Priesterin auszuüben und seit sie in ihre neuen Pflichten eingebunden war, sah er sie nur noch selten, meistens im Naos des Amun-Ra-Tempels, zu dem neben dem Hierophant auch die Sieben Hüter Zugang hatten und wo die heiligen Artefakte ruhten. Isis lächelte spitzbübisch und fragte geradeheraus: "He, Mahado! Wie lange willst du dich denn noch dahinten verstecken?" "Ich verstecke mich nicht!" protestierte er sofort, doch Manas glockenhelles Lachen ließ ihn verlegen erröten. Er wandte sich beschämt ab und trat in den Sonnenschein hinaus, wo er sich neben Shadires setzte. "Liebeskummer, mein Freund?" erkundigte sich dieser. "Mindestens genauso viel wie du. Ich habe den Eindruck, mich immer mehr von Mana zu entfernen, seit sie kein Lehrling mehr ist. Früher war sie so schüchtern und zaghaft und suchte stets meinen Schutz, aber nun, da sie zur Frau herangereift ist und einen verantwortungsvollen Posten bekleidet....ach....hat....hat der ehrenwerte Akunadin dir Vorwürfe gemacht?" "Weil ich die Waage nicht verteidigt habe und sie gestohlen wurde? Nein. Aber das ändert nichts daran, dass ich es mir nicht verzeihen kann. Dass einer der Jahrtausend-Gegenstände entwendet worden ist, ist ein schlechtes Omen...." "Das ist wahr. Aber dennoch, lass deine Gedanken nicht verdüstern. Lenke dich von deinem Kummer ab! Komm mit und lass uns Isis und Mana beim Schmücken des Altars helfen! Es ist nicht gut, immer nur schwermütig zu sein!" "Ja, du hast recht...." ~~ ENDE DER RÜCKBLENDE ~~ Die dunkelhaarige Frau entstieg dem Aufzug und tippte Imhotep freundlich auf den Oberarm. Er drehte sich lächelnd zu ihr um und sie erwiderte es. Schon seit ihrer Jugend hatte sie sich darauf vorbereitet, ihn wieder auf Erden willkommen heißen zu dürfen.... Chons war von seiner Jagd zurückgekehrt, er hatte eine Maus erbeutet. Zwar eine recht karge Mahlzeit, aber der einsame Wächter musste aufmerksam sein anstatt sich den Bauch füllen, denn seine empfindlichen Sinne spürten, dass irgendetwas in der Luft lag. Auch Joeys Schlaf war angespannt, er schwankte zwischen Traum und Überwachheit, denn begabt mit dem Instinkt eines Kämpfers, der in der Schlacht mit allem zu rechnen hatte, wurde auch er das Gefühl nicht los, dass Imhotep diese Nacht Hilfe bekam, einen Mitstreiter. Die dunkle Aura über der Stadt hatte zugenommen und den jungen Mann fröstelte. In seinem dünnen Pyjama trat er hinaus auf den winzigen Balkon, der zu ihrem Doppelzimmer gehörte und betrachtete den sternenklaren Himmel. Hätte der abscheuliche Geruch von verwesenden Tierkadavern nicht wie ein Dunst über allem gehangen, wäre es eine schöne Nacht gewesen....Joey schüttelte sich und winkte seinen Falken heran, der gehorsam auf seinem Arm landete und dabei die Krallen abspreizte, um seinen Herrn nicht zu verletzen. Dann sprang er auf das Geländer hinüber und musterte seinen Gegenüber wie einen alten Freund. Der Blonde lächelte. "Ich weiß, dass du da bist, Jono." Der Millenniumsgeist, die Erscheinung ein wenig durchsichtig und transparent, kam näher und tauschte einen vertrauensvollen Blick mit seiner Reinkarnation. Er zog angewidert die Nase kraus, als ihm der Wind die Ausdünstungen Tokyos entgegenwehte und stieß einen langen Seufzer aus. "Bist du traurig, Anführer der Medjai?" "Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es Trauer, die ich empfinde....mir war von Anfang an klar, dass ihr früher oder später in den Kampf um das Schicksal der Welt hineingezogen werden würdet, aber wenn ich es hätte verhindern können, dann hätte ich es getan, um dir und Seto ein gemeinsames friedliches Leben zu ermöglichen....und natürlich auch euren Freunden. Und nun ist es für euch noch ein weiter Weg bis dahin....das betrübt mich." "Weshalb? Diese Sache ist grauenhaft, sicher....aber sie hat unsere Differenzen endlich beigelegt. Seto versteht sich aufgrund dessen um vieles besser mit Yugi, Ryo, Tristan und Duke und andersrum ist es genauso, einfach, weil sie alle eine Geschichte teilen, die von enormer Bedeutung für jeden ist, der auf dieser Welt lebt. Uns verbinden ähnliche Erinnerungen, Erlebnisse und Gefühle, das gleiche Schicksal, die gleiche Bestimmung, die gleiche Aufgabe. Außerdem glaube ich nicht, dass wir nur wiedergeboren wurden, damit die Tragödie von damals sich wiederholt, nur in einem weitaus schlimmeren Ausmaß! Das wäre einfach bloß lächerlich! Jono...." "Ja?" "Teile eine Erinnerung mit mir! Ich bin davon überzeugt, den Weg nach Hamunaptra einst gekannt zu haben, aber es ist, als sei alles, was das betrifft, unter dem ewigen Sand der Wüste vergraben, wie die Stadt der Toten selbst. Bitte hilf mir." "Gerne, Joey. Nimm meine Hände und schließe die Augen. Das Henkelkreuz wird uns mental an den Ort bringen, an dem du mit achtzehn Jahren zum ersten Mal warst...." Ankh glühte auf und sein strahlendes Licht hüllte die gesamte Umgebung ein. Der Siebzehnjährige fühlte, wie die große Wüste ihn umfing und eine heiße Sonne auf ihn herniederbrannte. Als er die Augen wieder öffnete, stand er in einer riesigen Halle aus Stein, die Wände geschmückt mit zahllosen Hieroglyphen, Fackeln spendeten etwas Licht in dem Halbdämmer und in der Mitte erhob sich ein Altar, auf dem der Leichnam eines Mannes aufgebahrt war - der von Pharao Atemu I., Yamis Vater. Seine inneren Organe waren bereits entfernt worden und ruhten in vier geweihten Urnen. Wie Joey aus seinen Erinnerungen wusste, stellten die Deckel dieser Gefäße die vier Söhne des Gottes Horus dar, die als Schutzpatrone der Eingeweide galten: Amset mit dem Menschenkopf, Hapi mit dem eines Pavians, Duamutef als Schakal und Kebehsenuef mit dem Haupt eines Falken. Vor dem Altar sprach Akunadin, der Bruder des verstorbenen Herrschers, die letzten Segnungen aus, während die Zeremonie von einem kleinen Teil sehr treuer Gefolgsleute, dem Prinzen und dem in volle Montur gewandeten Jono beobachtet wurde. Nachdem der Hohepriester seine Gebete beendet hatte, wandte er sich an seinen Neffen: "Mein Prinz, Euer Vater kann nun, nachdem er hier in Hamunaptra auf die Mumifizierung vorbereitet wurde, nach Alexandria gebracht werden, wo er zunächst einmal in der Gruft des Palastes seine wohlverdiente Ruhe finden wird, bis seine Pyramide vollendet ist, was vermutlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen dürfte. Der Schmerz drückt schwer auf unserer beider Herzen, aber das Land braucht einen König. Ihr seid jetzt achtzehn Jahre alt und es ist Eure heilige Pflicht, die Nachfolge Eures Vaters anzutreten. Fühlt Ihr Euch bereit dazu?" "Ich habe bereit zu sein, nicht wahr?" "Seid Ihr es?" Atemu II. betrachtete eine Weile schweigend den Leichnam seines Vaters und unterdrückte die Tränen, die in ihm an die Oberfläche drängten. Vor drei Jahren erst hatte der Medjai Jono ihm im Feldzug gegen Lybien das Leben gerettet, wofür dieser den Posten als Hauptmann und den ruhmreichen Beinamen "Horus" erhalten hatte und jetzt hatte ihn das Alter überwältigt.... allerdings war jene Kriegsverletzung am Rücken nie vollständig ausgeheilt. Der Prinz verneigte sich vor dem Altar und flüsterte: "Ihr werdet stolz auf mich sein!" Dann drehte er sich zu Akunadin um und sagte mit fester, entschlossener Stimme: "Ja. Ich bin bereit." Noch am selben Tag wurde der einstige Pharao in die Gruft des Palastes überführt und in einer feierlichen Zeremonie beigesetzt. Sieben Tage der Trauer verstrichen (das habe ich mir ausgedacht, ja? Ich weiß nicht, welche Riten damals üblich waren), bis Atemu am achten Tag zum neuen Licht Ägyptens gekrönt wurde. Jono kniete vor seinem Thron nieder und legte die Hand aufs Herz. "Ich schwöre hiermit meinen Heiligen Eid, Pharao Atemu II. unter Einsatz meines Lebens zu beschützen. Ich verspreche ihm und der Königlichen Familie meine bedingungslose Treue und Ergebenheit. Ich werde ruhig sein wie der Wald, unbewegt wie der Berg, kalt wie der Nebel, schnell im Entschluss wie der Wind und im Angriff heftig wie das Feuer. Mein Schwert und meine Kraft sind Euer." Die Bilder vor Joeys Augen verschwammen und plötzlich stand er wieder auf dem kleinen Balkon. Das Licht des Kreuzes erlosch langsam. "Erinnerst du dich wieder?" hakte Jono nach und sein Ebenbild nickte. Er bedauerte zutiefst, dass Atemu I. nicht mehr Zeuge der Regentschaft seines eigenen Sohnes sein konnte, aber damals wurden die Menschen von Natur aus einfach nicht besonders alt und außerdem hatte die Verwundung am Rücken stark an seinen Kräften gezehrt. Chons stupste ihn vorsichtig mit dem Schnabel an, als wolle er ihn aufheitern und Joey wagte ein zaghaftes Lächeln. Er wünschte dem Medjai eine gute Nacht und kehrte in sein Zimmer zurück, wo er sich ins Bett begab und sich eng an Seto schmiegte, der daraufhin automatisch seinen Arm um ihn schlang. Jono sah ihm mit einem liebevollen Ausdruck im Gesicht nach und streichelte dem Falken über das Gefieder. Plötzlich hielt er inne. Schon wieder diese verstärkte Präsenz dunkler Kräfte....! Ein leichtes Frösteln überlief seinen sehnigen Körper und seine Augen huschten über die Stadt, ohne Imhotep zu entdecken. Zweifellos war es seine Aura, die er verspürte, aber da war noch etwas anderes....etwas, das er nicht richtig zu deuten vermochte.... Am nächsten Morgen wurden die sechs jungen Männer nach einem reichhaltigen Frühstück von Akitomo-san abgeholt, der die Nacht über gearbeitet hatte, auf der Suche nach einer Abschrift der Steintafel und tatsächlich war er fündig geworden: Im Museum gab es ein Buch mit den Theorien verschiedener Archäologen und anderer Wissenschaftler über das Mysterium von Hamunaptra, in dem auch eine relativ gute Reproduktion der Steintafel-Inschrift zur Beweisführung herangezogen wurde. Der Ägyptologe hatte eine Kopie angefertigt und überreichte sie mit einer feierlichen Geste dem überraschten Duke. "Sie haben die Zeichen so unnachahmlich perfekt entziffert, Duke. Sie sollten das Dokument verwahren." Der Dungeon-Dice-Erfinder grinste verlegen und nickte. "Sind die Herren Bekannte von Ihnen, Akitomo-san?" erklang auf einmal eine weibliche Stimme und als die Gruppe sich umdrehte, sahen sie sich einer äußerst attraktiven Frau mit langem schwarzen Haar gegenüber, die ein elegantes Kostüm trug und die Anwesenden der Reihe nach intensiv musterte. Joey fühlte, wie eine leise Furcht in ihm hinaufkroch und Jonos abrupte Warnung in seinem Kopf beruhigte ihn ebensowenig. "Das könnte man so ausdrücken, ja. Darf ich vorstellen: Dies hier ist Cleo Kurokage, die Kuratorin des ,Tokyo's World Museum'. Wie ich ist sie Ägyptologin und eine begeisterte Forscherin." "Zu viel der Ehre! Ich fürchte, mein Enthusiasmus ist kaum mit dem Ihren zu vergleichen. Ich forsche lieber in Büchern, Sie dagegen haben sogar einmal in Kairo gegraben. Darüber hinaus ist meine Leidenschaft eine andere." "Eine nicht minder exotische, wenn Sie erlauben. Miss Kurokage hegt ein großes Interesse für Gifte aller Art", erklärte er an Seto und die übrigen gewandt, "....und insbesondere die Ägypter waren dabei sehr einfallsreich." "Wie wahr, Akitomo-san. Wussten Sie eigentlich, dass die Ägyptische Natter eine der giftigsten Schlangen überhaupt ist? Es wäre sicher nicht empfehlenswert, mit einem dieser Reptilien im Bett aufzuwachen." Sie sagte das wie etwas völlig Belangloses, aber ihre Augen leuchteten währendem boshaft in Yamis Richtung, dessen Sinne gleichfalls angespannt waren. Instinktiv ahnte er, dass diese Frau ebenfalls mit ihrer Vergangenheit zusammenhing, aber sie hatte nicht auf ihrer Seite gestanden. "Nun denn, dann wünschen ich Ihnen und Ihren Begleitern noch eine interessante Besichtigung, ich muss zurück in mein Büro." meinte sie entschuldigend und verschwand im links gelegenen Korridor. Cleo war sich der feindseligen Blicke, die ihr folgten, durchaus bewusst, aber es kümmerte sie nicht. Solange Akitomo-san sich nicht an sie erinnerte, standen ihre Karten gut und ihr Bruder konnte ungehindert mit seiner Machtergreifung fortfahren. Nicht mehr lange, und Tokyo würde ihm gehören! Sie sah triumphierend durch eines der Fenster, die den Gang säumten und draußen wurde es immer dunkler. Auch Joey und die anderen bemerkten es und starrten besorgt auf die Sonne, die langsam aber sicher vom Mond verdeckt wurde. Bakura rezitierte monoton: "Und er reckte seine Hand gen Himmel und es ward Nacht im ganzen Ägypterland." Cleo eilte in ihr Büro und begrüßte Imhotep, der sie herzlich umarmte und wies auf die Sonnenfinsternis, die er ausgelöst hatte. "Deine Kraft wächst. Bald werden dir die Menschen hier nichts mehr entgegenzusetzen haben. Und ich...." "Und du wirst deine Rache bekommen, Schwester." unterbrach der Priester sie und warf seinen dunkelblauen Umhang zurück. Die Kuratorin verschränkte zufrieden die Arme und zog zwei Spieße aus den Händen einer Wächterstatue, die sich neben einem Regal erhob. Geschickt ließ sie die beiden Waffen in ihrem Griff hin und her kreisen und schleuderte schließlich einen davon in Richtung Tür, wo er einschlug und steckenblieb. "Ja. Ich werde meine Rache bekommen. Mach dich bereit, Isis....gegen die Hüterin der Nephthys hast du keine Chance!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)