My Beloved Enemy von Autumn (JoeyxSeto/JonoxSeth u. a.) ================================================================================ Kapitel 22: Das Opfer --------------------- Danke für die Kommis!!! *sich freu* Hm, und mein Abi hab ich auch bestanden!!! Mir geht's richtig gut!! *smile* Hier ist also der neue Teil, wo Marik und Shadi mal ein bisschen im Mittelpunkt stehen. Wer sich Shadi nicht mit Haaren vorstellen kann, schaut bitte in den Charakterguide! Kapitel 22: Das Opfer ~~ Kairo ~~ Ishizu befand sich im Museum für Ägyptische Geschichte und war damit beschäftigt, per Internet etwas im Computer des Direktors zu suchen. Ihre hellseherischen Fähigkeiten waren ihr wieder einmal dienlich gewesen und seit sie wusste, was sich gerade in Tokyo ereignete, ließ ihr das Gesicht einer ganz bestimmten Person, das in ihren Visionen erschienen war, keine Ruhe mehr. Marik blickte ihr fragend über die Schulter, als sie die Seite des "World Museum" öffnete und auf "Personal" klickte. "Das ist sie!" stieß sie hervor, als das Bild der Kuratorin vollständig geladen war. Ihr Bruder runzelte die Stirn und betrachtete die attraktive Frau eingehend. "Sie kommt mir offengestanden wirklich bekannt vor, aber ich kann sie irgendwie nicht zuordnen....warte mal....ist das nicht....?" "In ihrer jetzigen Inkarnation trägt sie den Namen ,Cleo Kurokage', aber das ist nebensächlich. Viel wichtiger ist, wer sie zur Zeit der Herrschaft von Atemu II. gewesen ist. Sie ist Anck-su-namun, Imhoteps ältere Schwester!" "Deine Konkurrentin um den Posten der Priesterin des Amun-Ra?!" "Genau. Erinnerst du dich wieder an dieses hochmütige Lächeln und die kalten Augen? Sie hat mir nie verziehen, dass ich ausgewählt wurde und sie sich statt dessen mit dem Amt im Tempel der Nephthys zufriedengeben musste! Sie ist genauso ehrgeizig wie ihr Bruder und wird ihn unterstützen, komme, was wolle. Die anderen sind in großer Gefahr!" "Hm." Marik wandte sich ab und betrachtete gedankenverloren den Speer des Osiris, der ihm von seinem Bund in einer feierlichen Zeremonie verliehen worden war. Damals hatte er sich dieser Waffe nicht als würdig erwiesen und der Pharao starb....das durfte auf keinen Fall noch einmal geschehen! Er ließ Ishizu allein, schnallte sich den momentan eingezogenen und somit handlicheren Speer an seinen Gürtel und beschloss, sich ein wenig in das Getümmel der Marktgassen zu mischen. Draußen vor dem Tor begegnete ihm Shadi. "Hallo, mein Freund. Hast du etwa auf mich gewartet?" "Nein, eigentlich nicht. Ich bin nur eine Weile spazieren gegangen und wollte hier auf den Direktor warten, aber er verspätet sich wohl. Was hast du vor?" "Ich will mich ein wenig ablenken. Stell dir vor, Ishizu hat die Wiedergebgurt von Anck-su-namun gefunden! Sie ist die Kuratorin eines Museums in Tokyo." "Sie ist also ebenfalls zurückgekehrt? Ich hatte bereits so eine Ahnung....darf ich dich ein Stück begleiten? Oder möchtest du lieber allein sein?" "Komm ruhig mit. Es ist lange her, seit wir gemeinsam losgezogen sind." Seite an Seite wanderten die beiden jungen Männer durch die engen Straßen, wildes Stimmengewirr und eine Vielzahl von berauschenden Düften all der feilgebotenen Gewürze und Früchte erfüllten die Luft, Händler schrieen sich die Seele aus dem Leib, um jemanden zum Kauf von Goldschmuck, Seide und Wasserpfeifen zu animieren und darüber thronte die Sonne in einer Gluthitze. Marik und Shadi durchstöberten den einen oder anderen Laden, probierten ein paar neue Gewänder an, kauften sich einen Korb Feigen, verspeisten sie genüsslich im Schatten eines Häuservorsprungs und gelangten schließlich zum Hafenbecken, wo gerade ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff seinen Anker auswarf. Der blonde Ägypter lief den benachbarten Steg entlang, zog sich die Schuhe aus und ließ seine Beine in das kühle Wasser baumeln. Shadi tat es ihm nach und wickelte auch den Turban auf, den er für gewöhnlich auf dem Kopf trug, wie alle Medjai der Neuzeit. Ein langes, wallendes Fließ schwarzen Haares ergoss sich auf seinen Rücken, als er zusätzlich das Zopfband löste und die Sonnenstrahlen zauberten einen bläulichen Schimmer hinein. Marik stutzte irritiert, denn als er seinen treuen Kameraden aus Kindertagen das letzte Mal ohne Turban gesehen hatte, war sein Haupt noch kahlgeschoren gewesen. Allerdings war dies auch schon eine geraume Weile her....Zögernd streckte er die Finger aus, um zu überprüfen, ob es sich vielleicht um eine Perücke handelte und die reiche, glänzende Mähne streifte seine Haut. Er zuckte unwillkürlich zurück, als er erkannte, dass dieses Haargebilde echt war. Sein Freund drehte sich in dieser Sekunde zu ihm um und gewahrte die überraschte Hand, die ihm durch das Haar gestrichen hatte. "Du bist erstaunt, nicht wahr? Aber es ist ewig her, seit du mich ohne Turban gesehen hast. Was meinst du? Steht es mir?" Er lachte fröhlich und der traurige Ernst, der dem Sechzehnjährigen so vertraut an diesem Gesicht geworden war, verschwand wie durch Magie. Shadi wirkte ganz anders, wenn er lachte, seine tiefblauen Augen bekamen dadurch ein verführerisches Strahlen und Marik spürte verlegen, dass sein Herz schneller zu schlagen begann. "Ja, es steht dir." antwortete er schließlich, "Es steht dir sogar sehr gut." "Danke." Ein langes Schweigen senkte sich auf die beiden herab und der Blonde merkte, dass es eine eher unbequeme Stille war. Er schloss nachdenklich die Augen und lehnte sich zurück. Der Sonnenschein tanzte warm und freundlich auf seinem Körper und rief ihm Bilder seiner Kindheit ins Gedächtnis zurück. Shadi und er hatten immer viel Spaß zusammen gehabt, sie hatten miteinander geweint, gelacht und gestritten....es war eine schöne Zeit gewesen und stets war Shadi ihm beigestanden und hatte ihm Trost gespendet, wenn er traurig war oder es Probleme gab....ein Lächeln huschte über seine Züge. Allerdings konnte er nicht ahnen, wie verlockend und reizvoll das Bild, das er gerade bot, auf seinen Jugendfreund wirkte: Das helle Haar leuchtete aufgrund des Lichts wie pures Gold, die makellose braune Haut glänzte matt vom Schweiß und seine wohlgestalteten Lippen waren feucht und leicht geöffnet. Brennendes Verlangen erfüllte den Schwarzhaarigen und er versuchte, den Blick abzuwenden, doch es misslang ihm. Er erinnerte sich an all seine einsamen Nächte, seine Sehnsucht und seinen Kummer, und fühlte, wie sein Herz förmlich überzulaufen drohte. Und wenn er nur ein einziges Mal....nur einmal....! Wie hypnotisiert beugte er sich vor, betrachtete die entrückte Gestalt unter sich und schluckte schwer, denn seine Liebe und seine Begierde schnürten ihm fast die Kehle zu. Vorsichtig drückte er seinen Mund auf den des anderen und es war, als zucke ein Blitz durch ihn hindurch. Marik schlug abrupt die Augen auf und erschrak, als er die Situation erfasst hatte. Er stieß Shadi von sich weg, stand auf und wich zurück, geschockt und bestürzt. "Was....was fällt dir ein....?! Wieso....hast du....?!" "Ich....wollte nur ein einziges Mal....den Geschmack deiner Lippen erkunden....Ich weiß, dass du mich nie lieben wirst....aber erwarte nicht von mir, dass ich meine Gefühle für dich einfach abtöte....schon zu lange lodern sie in meinem Herzen....bitte verzeih mir, ich habe mich gehen lassen. Ich....ich....ich werde dich....nie wieder....belästigen...." Damit schlüpfte er in seine Stiefel zurück, griff nach seinem Zopfband und dem Turban und lief davon. Rasch verschwand er im dicht gedrängten Gewimmel der Straßen und wagte nicht, sich noch einmal umzudrehen. Marik starrte wie versteinert hinterdrein, seine Finger ruhten auf seinen Lippen, als könne er der fordernden, heißen und doch so sanften Berührung noch nachspüren. Er war völlig überrumpelt und wusste nicht, was er tun sollte. >>Ich Idiot! Ich....ich habe es nie bemerkt! Shadi....er....er liebt mich....? ER LIEBT MICH?!<< ~~ Tokyo ~~ Yugi, Ryo, Tristan, Duke und Seto sassen im Speiseraum ihrer kleinen Pension zusammen und aßen zu Mittag. Joey hatte Kopfschmerzen und daher beschlossen, sich ein wenig hinzulegen und auszuruhen. Die merkwürdige Sonnenfinsternis, die einzig Tokyo zu betreffen schien, war noch nicht vorbei und so waren überall die Lampen eingeschaltet, auch im Esszimmer. Obgleich Kaiba seine Unruhe nicht zeigte, die ihn bei dem Gedanken befiel, dass sein Liebster allein war, sahen ihm die anderen seine Anspannung an. Er war in seine eigenen Überlegungen versunken und stocherte lustlos in seinen Yakisoba (gebratene Nudeln) herum. >>Nach wie vor herrscht Nacht über Tokyo....und die nächste Plage wird sicher nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich mache mir wirklich Sorgen....wenn wir versagen, wird diese ganze Welt es büßen müssen....ha! Was Mokuba wohl sagen würde, wenn er mich jetzt so sehen könnte, im Kreis meiner....meiner....<< Er hielt inne und ließ seinen Blick kurz über die vier jungen Männer wandern, die mit ihm am Tisch Platz genommen hatten und eine ähnliche Vergangenheit teilten wie er. >>....im Kreis meiner....Freunde....<< Plötzlich durchschnitt ein eigentümliches Pfeifen die Luft, gefolgt von einem donnernden Getöse und Gäste wie Pensionswirt stürzten ans Fenster. Aus dem verdunkelten Himmel regneten große Felsbrocken herab, gehüllt in Feuer, wie Kometenstücke. Wo sie auftrafen, hinterließen sie Tod und Zerstörung. Das war die nächste Plage - der unheilbringende Hagel, der auf die Stadt herniederging wie beim Jüngsten Gericht. Während jedoch alle voller Entsetzen dem schaurigen Schauspiel beiwohnten, lag Joey in seinem Bett und schlief. So merkte er auch nicht, wie Sand durch das Schlüsselloch der abgesperrten Tür rieselte und sich am Boden zu einem Hügel aufhäufte. Dann nahm der formlose Sand langsam die Gestalt eines Mannes an und schließlich erschien Imhotep auf der Bildfläche. Er leckte sich gierig über den Mund, als er Joeys ansichtig wurde und näherte sich dem schlummernden Schönling auf leisen Sohlen. Der Priester neigte sich mit einem teuflischen Lächeln über den Mann seiner feuchten Träume, atmete tief seinen etwas herben, aber dennoch süßen Duft ein und flüsterte bebend: °°Horus....°° Danach schloss er die Distanz zwischen ihnen und küsste den Blonden. "Hmm....?! Mhhmmm....!!!" Mit schreckgeweiteten Augen drückte Joey Imhotep von sich weg und spuckte angewidert aus, als mit einem Mal das Geräusch eines Schlüssels laut wurde und Seto und Yugi in den Raum stürmten. Der Firmenchef registrierte noch, dass sein koibito ihren Feind von sich wegschob, und wandte sich zornschnaubend an seinen Rivalen: "HE!! Wer hat dir erlaubt, mit ihm zu knutschen?!" Imhotep visierte seinen ehemaligen Vorgesetzten finster an und erwiderte boshaft: °°Er hätte mir gehören sollen, Oberpriester! Mir und niemandem sonst!! Ihr habt es gewagt, Eure schmutzigen Hände auf diesen reinen Leib zu legen und....°° "Schweig, Narr!!" stieß Joey hervor, der sich von dem unfreiwilligen Kuss wieder erholt hatte. "Ich hatte mich in Seth verliebt! Ich war es, der die Erfüllung unseres Verlangens in die Wege leitete - und davon abgesehen möchte ich nicht wissen, was deine schmutzigen Hände von mir wollten, du scheinheilige Kreatur!! Aber ich würde lieber sterben, als mich einem verlogenen Bastard wie dir hinzugeben!!" Der Blick des Untoten verdüsterte sich und er schien sich auf eine Attacke vorzubereiten, da er seine Arme weit öffnete, doch bevor er zuschlagen konnte, tauchte Ryo im Türrahmen auf und hielt eine weiße Katze in die Höhe. "Hallo Imhotep, alter Freund! Sieh mal, wer hier ist!" Das Tier fauchte ungehalten über die ihm zugemutete Prozedur und der abtrünnige Geistliche verschwand inmitten eines wilden Sandwirbels. Yugi lief auf seinen Schatz zu und küsste ihn auf die rechte Wange. "Toll, dass du dich daran erinnert hast, dass er Katzen in ihrer Funktion als Wächter der Unterwelt fürchtet! Aber wo hast du die eigentlich her?" "Es ist die Katze des Pensionswirtes. Sie streunte in der Nähe der Rezeption herum und da ist mir gleich eingefallen, dass wir sie noch brauchen könnten. Und als Seto plötzlich die Treppe hinauf gestürmt ist, dachte ich mir, dass irgendetwas passiert sein muss. Aber es war nicht gerade einfach, sie zu fangen." "Woher wusstest du, dass Imhotep bei mir war?" Der Brünette lächelte. "Wie kannst du fragen, Joe? Ich....ich habe einfach gespürt, dass du in Gefahr bist. Es war eine Art dunkle Aura, die ich wahrgenommen habe....vielleicht ein Überbleibsel meiner okkulten Fähigkeiten von damals, so etwas wie ein sechster Sinn. Außerdem ist die nächste Plage aufgetreten, der Hagel. Da lag es nahe, dass er uns einen kleinen Besuch abstatten würde." Nach diesen Worten sprang der Blondschopf ans Fenster und unterdrückte einen Fluch, als er sah, welche Verwüstung die flammenden Gesteinsbrocken anrichteten. Tokyo verwandelte sich unter seinen Augen in ein Alptraumszenario und er konnte es nicht verhindern....! Die Dunkelheit draußen wuchs noch mehr an, dafür ebbte der grauenhafte Regen nach und nach ab. Er hinterließ ein Bild der Apokalypse und Joey biss sich wütend auf die Lippen. >>Ich werde dich aufhalten, du Ungeheuer, hast du verstanden?! Denkst du, ich lasse dich so weitermachen?! Nein!! Einmal und nicht wieder!! Meine Freunde und ich werden dich in dein Grab zurückschicken, darauf kannst du dich verlassen!!<< "Mr. Wheeler? Sind Sie in Ordnung? Ich hörte, Sie hätten sich hingelegt!" Als sie sich umwandten, stand ihnen der freundliche Besitzer des kleinen Hotels gegenüber und zeigte ein trauriges und entsetztes, hilfloses Lächeln. "Schrecklich, nicht wahr? Das kann nur der Zorn der Götter sein, der die Menschheit für ihre Selbstherrlichkeit bestraft. Mein Dach ist getroffen worden und die Balkone im ersten und zweiten Stock gleichen den reinsten Ruinen. Ich habe mein Leben gelebt, ich bin alt, aber Sie und Ihre Kameraden sind noch so jung....Sie sollten nicht hier sein, diese Stadt ist dem Untergang geweiht....Es ist wirklich bedauerlich, dass Sie....jetzt sterben müssen....!" "Was....?" Pfeilschnell wie eine Viper schoss der Hausherr nach vorne und in seiner Hand blitzte ein Küchenmesser auf, das er zuvor geschickt unter seiner Schürze verborgen hatte. Ein Aufschrei erklang, gefolgt von einem schmetternden Geräusch, das in der atemlosen Stille des Zimmers ein unheimliches Echo hinterließ. Tristan kniete in kämpferischer Haltung vor seinem Kumpel, das Messer hatte er mit einem Samuraischwert abgewehrt. Offensichtlich hatte er das Erbstück seines schrulligen Onkels mit auf die Reise genommen, um gerüstet zu sein. Duke stolperte hinter ihm ins Geschehen, insgeheim höchst angetan von dem, was er zu sehen bekam, denn sein Geliebter trug eine eng anliegende Jeans und ein weißes Muscle-Shirt, so dass seine sehnigen, gestählten Muskeln bemerkenswert gut zum Vorschein kamen, besonders bei den kräftigen Armen. "Was ist denn in Sie gefahren, verdammt?! Warum gehen Sie auf Joey los?!" Er schlug die gegnerische Klinge zur Seite und packte den anderen am Handgelenk. Dabei schob er ein Stück des langen Pullovers nach oben und erstarrte. Auf der Haut des alten Mannes zeichneten sich widerliche, ekelerregend blutig wirkende Geschwüre ab und der Sechzehnjährige spürte, wie eine dumpfe Übelkeit in ihm hochkroch. "Na wundervoll, meine Lieblingsplagen, die Blattern und die Pestilenz! Jeder, der davon infiziert ist, wird Imhoteps Diener! Wir müssen sofort abhauen!" Diesen Befehl gab er keine Sekunde zu früh, denn schon holte der Hotelbesitzer erneut zu einem Angriff aus und die sechs Freunde nahmen die Beine in die Hand, zumal ihnen aus einem Nebenkorridor zwei Zimmermädchen entgegenkamen, die mit Teppichklopfern bewaffnet waren. Yugi transformierte sich in Yami und maß die Situation ab. Er hatte sein Puzzle bei sich, Ryo den Ring, den er in diesem Moment dazu benutzte, ebenfalls seine damalige Existenz zu rufen, an Joeys Hals baumelte das Henkelkreuz und bei Tristan hatte er die Kette entdeckt. "Duke! Wo sind die Waage und der Stab?" "Keine Panik, mein Pharao! Beide in meinem Rucksack verstaut!" erklärte der Schwarzhaarige stolz und deutete auf die Tasche, die über seiner Schulter hing. "Gut! Denn nur so haben wir eine Chance, lebend hier rauszukommen!" Drei aufgebrachte Verfolger hinter sich, liefen sie auf die Straße hinaus, nur um zu erkennen, dass sich bereits eine mordlüsterne Menge drohend auf sie zubewegte. In ihrer Mitte schritt Imhotep, höhnisch und triumphal, seine gesamte Haltung drückte den Sieger aus - einen gnadenlosen, grausamen Sieger. Über der sonoren, monotonen und ständig wiederholten Anrufung des verhassten Namens war aber noch etwas anderes zu hören, und zwar eine laute, impertinente Hupe. Ein Landrover bog in einer scharfen Kurve um die Ecke und Akitomo-san rief durch das heruntergekurbelte Fenster: "Atemu! Seth! Eine Mitfahrgelegenheit gefällig?" Wie auf Kommando, ohne noch länger zu zögern, spurtete die Gruppe auf das Auto zu und schlüpfte hinein. Die Türen knallten zu und der Bibliothekar trat aufs Gaspedal. Mit quietschenden Reifen rollte es in die Finsternis und Cleo beobachtete dies vom Tor des Tokyoter Weltmuseums aus. Imhotep trat zu ihr und betrachtete sie interessiert, kannte er seine ältere Schwester doch gut genug, um zu wissen, wann sie einen Plan hatte. °°Nun, Anck-su-namun? Soll ich sie etwa laufen lassen oder ihnen meine neuen Diener auf den Hals hetzen, die bis vor wenigen Minuten noch eigenständig denkende Menschen waren? Was schlägst du vor?°° "Weder noch, teurer Bruder. Deine zwangsrekrutierte Gefolgschaft wird noch die Möglichkeit zum Töten erhalten, keine Sorge. Aber lass diese unbedeutenden Wichte von meinen Mumien erledigen, sie hatten so wenig Abwechslung in den letzten fünftausend Jahren." °°Wie du meinst....ein bisschen Bewegung kann ihnen sicher nicht schaden.°° (Die beiden haben eine seltsame Art von Humor....echt übel....) Der Landrover bretterte durch die Hauptstadt, die Augen des Ägyptologen waren stur auf die Straße gerichtet und so überließ er es seinen Begleitern, die Verfolger zu bemerken. Tristan sah sie als erster - es waren die Mumien von Frauen, höchstwahrscheinlich Priesterinnen, die einst Anck-su-namun unterstanden hatten. "Nicht, dass ich Sie irgendwie hetzen wollte, aber vielleicht sollten Sie mal einen Gang zulegen, wir kriegen Besuch!" Die Warnung kam leider zu spät. Drei Mumien stürzten sich in einem gewagten Sprung auf das Auto und klammerten sich daran fest wie Spinnen. Yami rief ein Schwert herbei, kurbelte das Fenster herunter und stieß es der einen Angreiferin mitten in das bandagierte Gesicht, sodass sie zu Boden fiel und sich in Sand auflöste. Aber ihre unheilvollen Häscher ließen sich nicht abschütteln, obwohl Akitomo-san bereits die wildesten Kapriolen fuhr, die einen sicheren Fahrer wie Tristan zu der Annahme verleiteten, der alte Herr habe seinen Führerschein in der Baumschule gemacht. Er packte nun ebenfalls sein Katana und schlug nach den hässlichen Kreaturen. Bakura schleuderte kleine Messer nach ihnen, die er mittels seines Millenniums-Rings geschaffen hatte, doch schließlich überrollte die Woge der zahllosen Mumien den Wagen: er donnerte in einen Gemüsestand und kippte um. Akitomo-san und die sechs jungen Männer schaufelten sich aus einem Meer von Paprika, Sojabohnen und Tomaten frei. Ihre weiblichen Verfolger scharten sich um sie, hinter ihnen schob sich nach und nach die manipulierte Menschenmenge in den Vordergrund des Geschehens und die Meute begann, die Gruppe einzukreisen. Plötzlich hielten sie jedoch inne und verfielen erneut in ihren kehligen Gesang, der nichts Gutes verhieß. Und wie erwartet betraten Imhotep und seine Schwester die Szene. Ein Pfeil schoss heran und traf den Priester in die Schulter, doch dieser zog ihn grinsend wieder heraus und die Wunde schloss sich auf wundersame Weise. Joey blinzelte verwirrt und wandte sich in die Richtung, aus der der Pfeil gekommen war. Ein Mann in einem dunkelblauen Beduinengewand postierte sich vor dem Ägyptologen und legte ein zweites Mal an, das kalte Gelächter des Untoten ignorierend. °°Sieh an, einer der tapferen Medjai! Aber du weißt doch ganz genau, dass keine Waffe mir wirklich etwas anhaben kann! Dennoch kämpfst du mit dem Mut der Verzweiflung, das muss ich dir neidlos anerkennen!°° Odeons Augen verengten sich zu Schlitzen, aber er erwiderte nichts. Verdorbenheit, Machthunger, falsche Begierde und Selbstmitleid, die Imhotep im Inneren zerstört hatten, machten ihn unempfänglich für vernünftige Argumente. Da richtete der Priester seine nächsten Worte an Joey, um den Seto schützend seinen Arm gelegt hatte. °°Höre mich an, Schönster der Schönen! Ich will, dass du mit mir kommst! Du wirst mein sein, endlich und für alle Ewigkeit! Komm mit mir und ich verschone deine Freunde.°° "Ach herrje...." Der blonde Duellant blickte sich unsicher um. Sein Instinkt sagte ihm, dass das eine Falle war, aber er konnte auch das Leben der Menschen, die er liebte, nicht einfach so aufs Spiel setzen. Er straffte die Schultern, warf stolz den Kopf zurück und schritt erhobenen Hauptes auf Imhotep zu, das grausame Fauchen der Mumien um sich herum hoheitsvoll übergehend, wie auch den fortwährenden Singsang der Masse. Sein Gesicht drückte nichts als eisige Verachtung aus. "NEIN!!" Er vernahm Kaibas verzweifelten Ruf und als er sich umdrehte, fixierte er seinen Liebsten ernsthaft. "Unternimm nichts! Nicht jetzt! Er muss mich nach Hamunaptra bringen, um die Zeremonie zu vollziehen! Ihr wisst, was ihr zu tun habt! Denkt an Marik!" Blau traf auf Braun, Braun auf Blau und Joey las die Angst, die Bestürzung und die unendliche Liebe darin, die ihn nicht gehen lassen wollte. Sein Herz krampfte sich angesichts dessen vor Schmerz zusammen, aber er wusste auch, dass Seto für ihn stark sein und ihn retten würde, und sollte er gegen Hunderte von Mumien kämpfen müssen. "Joe...." Der Name war nicht mehr als ein Flüstern, erfüllt von einer harten Einsicht in die getroffene Entscheidung. Yami berührte den Firmenchef am Handgelenk und sagte mit fester Stimme: "Er hat recht und das weißt du! Heute leben....morgen kämpfen!" Ein kurzes Nicken, eindrucksvoller als jedes Muskelspiel, war Setos Antwort. Imhotep packte den Siebzehnjährigen und zerrte ihn mit sich fort, nicht ohne einen unheilvollen Befehl zu geben, der ihre Abmachung brach. °°Tötet sie!°° "Nein!! Du verdammter Bastard!!" Der Blonde wollte sich losreißen, doch der Priester hielt ihn mit eiserner Kraft umklammert, während die ihm hörige Menschenmenge, bewaffnet mit allen möglichen Utensilien, den Kreis um den Medjai, den Pharao und die anderen immer enger zog, bis Kaiba den Kanaldeckel unter sich entdeckte. Rasch hob er ihn auf und hievte ihn zur Seite. "Schnell! Das ist unsere einzige Möglichkeit!" Zuerst tauchten Duke und nach ihm Tristan in den Schacht, dicht gefolgt von Bakura und Yami. Odeons Schwert zerschnitt wie ein Blitz die Dunkelheit, aber gegen diese Übermacht hatte er keine Chance. "Akitomo-sama! Beeilt Euch! Ihr müsst fliehen!" "Nein, Odeon." erklärte der Bibliothekar ruhig. "Ich bedarf keines Beschützers, junger Medjai! In meinem früheren Leben war ich Oberpriester, doch in meiner jetzigen Reinkarnation gehöre ich zu einer anderen Gruppe, die dir wohlbekannt ist. Wenn du mir sagen würdest: ,Ich bin ein Fremder aus dem Orient und suche das, was verlorengegangen ist.', dann würde ich erwidern: ,Ich bin ein Fremder aus dem Okzident, ich bin es, den ihr sucht.' Ja, auch ich bin ein Medjai und meine Mission war es, dem Pharao den Armreif des Anubis zu übergeben und seine Flucht aus Tokyo zu decken. Geht, Seth, Odeon! Ihr alle seid noch jung und eure Aufgabe ist noch lange nicht beendet! Ich habe alles getan, wofür ich in diese Welt geboren wurde! GEHT!!!" Aus dem langen Mantel, den er trug, zog Akitomo-san ein Schwert und schlug damit auf die sich nähernden Gegner ein. "Ich bitte euch, geht endlich!!!" wiederholte er mit zusammengebissenen Zähnen. Odeon schluckte sein Entsetzen und seine Fassungslosigkeit hinunter und ließ sich von Kaiba in den Schacht hinabstoßen, wo er ein wenig unsanft auf dem Boden landete. Dann hielt der Brünette dem Ägyptologen die Hand hin. "Kommen Sie schon!" "Nein!!! Ich sagte doch bereits, dass mein Schicksal sich erfüllt hat!! Geh, Seth!! Ich wusste lange schon vor eurer Ankunft hier, dass dies mein Todestag sein würde!!" Seine nächste Attacke schlitzte einem Mann, der Seto gerade ein Messer in den Rücken rammen wollte, den Bauch auf. "Verschwinde endlich!!! Eure Rolle in diesem Spiel ist zu groß, um jetzt schon ihr Ende zu finden!! Wenn ihr sterbt, ist die Hoffnung für die Menschheit verloren!! Geh endlich, mein Sohn!!!!" Kaiba biss sich wütend auf die Lippen und sprang, Akitomo-san, die Wiedergeburt des Hohepriesters Akunadin, seines Vaters, zurücklassend. Dieser wurde immer mehr in die Enge gedrängt, der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn, aber er war froh und glücklich, dass es die Auserwählten geschafft hatten, zu entkommen. Sein Opfer würde nicht umsonst sein....Ein Angreifer richtete seine Waffe auf ihn. Akitomo-san lächelte und schloss die Augen, den tödlichen Stoß erwartend. Anck-su-namun alias Cleo warf einen letzten, eiskalten Blick auf ihn, als er blutend zu ihren Füßen sank und folgte schließlich ihrem Bruder in die Dunkelheit. Die Sonnenfinsternis war längst vorbei, die Schatten, die Tokyo nun einhüllten, waren keines natürlichen Ursprungs, sondern wurden aus einer schwarzen Macht geboren, die über der gesamten Stadt thronte wie eine Glocke. Eine Stunde später sassen Seto, Yami, Bakura, Tristan, Duke und Odeon in einem Zug Richtung Domino City. Dort würden sie einen Flug nach Kairo buchen und Marik und Ishizu aufsuchen. Ein trauriges Schweigen ruhte schwer auf den Schultern der Anwesenden, aber auf keinem so sehr wie auf dem Jungmillionär. Er verließ das Abteil und trat in den engen Korridor. Am Fenster flog die Landschaft vorbei und je weiter Tokyo hinter ihnen lag, umso heller wurde es. Noch hatten sich die Schatten nicht über die gesamte Welt ausgebreitet....aber wenn....Seine Finger berührten das kühle Glas und ein entschlossener Ausdruck zeigte sich in seinem Antlitz. >>Ich werde dich zurückholen, Joe....und ich werde Imhotep vernichten, komme, was wolle!! Warte auf mich....mein Liebster....!<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)