My Beloved Enemy von Autumn (JoeyxSeto/JonoxSeth u. a.) ================================================================================ Kapitel 3: Kneeling down ------------------------ Und dieser Teil kommt gleich mit, weil der auch schon fertig ist! ^^ Viel Spaß! Kapitel 3: Kneeling down Das Telefon klingelte, irgendwie unheilverkündend, fand Joey, der gerade aus der Dusche kam, nur mit einem Handtuch bekleidet. Er hob ab und meldete sich. "Mr. Wheeler? Hier ist Doktor Nakagawa. Es geht um Ihre Schwester Serenity...." Seto war aufgestanden und unruhig auf und ab gewandert. Heute war Donnerstag und es war gerade mal drei Tage her, dass Joey ihn so kalt angeblickt hatte. Zwar hatte er beschlossen, ihn zu erobern, doch das war kein leichtes Unterfangen. Seit jenem Moment waren sie einander aus dem Weg gegangen. Wie sollte er es anstellen, dass er begriff, dass er es eigentlich nie so gemeint hatte, wenn er ihn in seiner üblichen Manier anblaffte? Er fuhr sich verwirrt durch sein dunkelbraunes Haar, zog sich schließlich seine Schuluniform an und begab sich zum Frühstück. Mokuba wartete bereits auf ihn und schlürfte seinen Kakao. "Guten Morgen, großer Bruder!" rief er fröhlich und nahm sich ein ofenfrisches Hörnchen. Seto reagierte zunächst gar nicht darauf, warf sich nur auf seinen Stuhl und schenkte sich einen Kaffee ein, schwarz, ohne Milch oder Zucker. Mokuba, der die heimliche Vorliebe seines Bruders für eher süße Dinge kannte, war darüber sichtlich erstaunt. "Fehlt dir etwas, Seto? Du siehst irgendwie....erschöpft aus." "Sag mal....was würdest du tun, wenn jemand, der sich dir gegenüber gemein verhalten hat, versuchen würde, dich um Verzeihung zu bitten?" Der 11jährige Junge mit dem schwarzen Haar setzte seine Tasse schlagartig ab und starrte seinen Gegenüber verblüfft an. "Nun ja....", meinte er etwas zögernd, "....es kommt darauf an, wie gemein derjenige war und ob es sich um einen einzelnen Vorfall handelt." "Sagen wir....Beleidigungen der verletzenden Art und weitaus häufiger als einmal...." "Das ist schwierig. Ich schätze, so einen Kerl würde ich nie wiedersehen wollen." "Ah ja...." "Ich weiß nicht. Er müsste mir beweisen, dass er nicht von Grund auf boshaft ist....und dass er nicht immer nur fies ist. Er sollte sich bemühen, seinen guten Kern zu zeigen und diesen nicht ständig hinter seiner spöttischen Fassade verstecken. Aber auf alle Fälle sollte er sich für seine Gemeinheiten ehrlich entschuldigen!" "So." "Seto - warum fragst du mich das?" Der Firmenchef winkte ab und goss seinen Kaffee in einem Schluck hinunter, dass er das Gefühl hatte, seine Zellen zögen sich zusammen. Zumindest war er jetzt wirklich wach und nicht mehr so träge wie vor ein paar Minuten noch. Nach dem Frühstück wurden die beiden Kaiba-Brüder mittels Limousine zur Schule chauffiert. Mokuba winkte Seto zum Abschied zu und der Siebzehnjährige (bei mir ist der jetzt halt mal 17) stieg langsam die Stufen zum Gebäude empor, aber irgendwie wollten sie sich heute gar nicht so recht bewegen; es war, als hätte man ihm Dachziegel an die Füße geschnallt. Als er den Klassenraum betrat, fiel ihm zweierlei auf, nämlich, dass Yugi und seine Clique recht betrübte Gesichter zur Schau stellten und Joey nicht da war. Entgegen seine Gewohnheit, mehr als die nötigen Höflichkeitsfloskeln mit dem ach so bewundernswerten König der Duellanten zu wechseln, tippte er ihn an und fragte geradeheraus: "He, was ist passiert? Wo ist Jo....Wheeler?" korrigierte er sich rasch. "Was geht dich das an, du Unsympathieschleuder?" fauchte Tristan ihn an, doch er kümmerte sich nicht darum, sondern hakte noch einmal nach: "Was ist passiert? Sag es mir!......Bitte." Yugi wandte überrascht den Kopf zu ihm. Das hatte es ja noch nie gegeben, dass Kaiba jemanden um etwas bat, noch dazu mit so einem sanften Ton in der Stimme? "Es betrifft Joeys jüngere Schwester, Serenity. Sie hat eine schwere Augenkrankheit. Der Arzt hat ihm heute gesagt, dass es möglich wäre, sie zu operieren, aber der Eingriff ist sehr kostspielig. Wenn er jedoch nicht durchgeführt wird, wird sie erblinden. Deswegen ist Joey heute auch nicht da." "Verstehe...." Er verstand wirklich, denn er wusste, was es bedeutete, jüngere Geschwister zu haben. So wie er immer Mokuba beschützte, sorgte sich nun auch der goldhaarige Bursche um seine kleine Schwester. Von da an konnte er sich auf praktisch überhaupt nichts mehr konzentrieren (nicht, dass er das vorher schon gekonnt hätte), nicht einmal auf die Fragen der Lehrerin, und so kam es, dass er zum ersten Mal in seinem Leben eine Drei bekam, die schlechteste Note, die er jemals erhalten hatte (*Neid*). Seine Gedanken drifteten immer wieder ab und wanderten zu seinem schönen Duellanten. Wie mochte er sich fühlen? Diese Nachricht hatte ihm sicher einen schweren Schock versetzt. Außerdem - besass er denn das Geld, um die Operation zu bezahlen? Wenn er bloß wüsste, wohin Joey ging, um mit sich selbst allein zu sein. Oder blieb er vielleicht zu Hause? Das passte eigentlich nicht zu ihm, er war zu ruhelos dafür. Ungeduldig sah er auf seine Armbanduhr. Es war zum Auswachsen! Die Zeiger krochen geradezu über das Ziffernblatt und jede Stunde begann, sich mit der Geschwindigkeit einer halbtoten Schnecke zu entwickeln, wie Kaiba missmutig feststellte. Seine Besorgnis zog alles in die Länge. Wann ertönte endlich der befreiende Gong, damit er sich auf die Suche nach Joey machen konnte? Endlich erlöste ihn das wohlbekannte Klingeln von seinem bangen Warten, er sprang auf, schnappte sich seine Tasche und war wie der Blitz zur Tür hinaus. Die Lehrerin blickte ihm verwundert nach, selbst aufs höchste verunsichert, dass ihr bester Schüler heute so schlecht abgeschnitten hatte. Als der Imperiumschef auf die Straße trat, arbeitete sein Verstand fieberhaft. Er kannte Joey gut genug, um in etwa zu erahnen, wo er sich aufhielt. Richtig allein sein - und das wollte er vermutlich - konnte man aber nur im Domino-Kurpark, wo sich zumindest nicht viele Jugendliche tummelten. Kurzentschlossen schlug er den Weg in diese Richtung ein und zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass er sich in seiner Annahme nicht geirrt hatte. Joey hatte unweit des Einganges auf einer Bank platzgenommen und starrte auf die Oberfläche des kleinen Teiches, der sich vor ihm erhob und wo sich die Sonnenstrahlen in einem hellen Glitzern brachen. Langsam und bedächtig schritt Kaiba auf den jungen Mann zu, den er liebte. Als er nur noch etwa einen Meter von ihm entfernt war, blieb er wie angewurzelt stehen. In Joeys Augen lag ein schwerer, grausamer Zug von Verzweiflung, der ihm fast das Herz abschnürte. Da bemerkte ihn der Blonde. "Du!" stieß er gereizt hervor. "Was willst du, Kaiba?" Da er ja nun nicht gut einfach weiter so rumstehen konnte, schloss er die Distanz zwischen ihnen eiligst und baute sich vor Joey auf, der ihn misstrauisch und gar nicht erfreut musterte. "Ich....ich habe mich gefragt, warum du heute nicht in der Schule warst, Wheeler. Es ist merkwürdig, freie Sicht zur Tafel zu haben, wenn dein blöder Kopf nicht dazwischen ist." "Falls du hergekommen bist, um mich zu beleidigen, die Mühe hättest du dir sparen können, Eisklotz! Hau ab und lass mich in Ruhe!" Kaiba hätte sich am liebsten selbst eine heruntergehauen, weil er seine spitze Zunge mal wieder nicht hatte bezähmen können. Warum konnte er sich einfach nicht beherrschen? Anderen kalt und arrogant gegenüberzutreten, war ihm mittlerweile so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er fast nicht mehr in der Lage war, seine wahren Gefühle richtig zu umschreiben. Fast? Nein, er konnte es schlicht und ergreifend nicht mehr. "Deswegen bin ich nicht hier. Yugi hat mir erzählt, was mit deiner Schwester ist...." "Ach, warum musste er das von allen Mistkerlen der Welt ausgerechnet dem größten erzählen? Was interessiert dich das überhaupt, das geht dich doch nun wirklich nichts an!" "Die Operation soll sehr teuer sein...." "Stell dir vor, es gibt Leute, die sich im Gegensatz zu dir nicht alles leisten können!" Es half nichts. Joey würde ihm nicht zuhören, nicht, solange er, Seto Kaiba, sich nicht wenigstens für eine seiner Gemeinheiten entschuldigt hatte. Er, der er immer so stolz und unnahbar, so trotzig und stark gewesen war....sollte sich demütigen? Ein bitteres Lachen erklang in seinem Inneren. War er denn wirklich so stark? War das, was er nach außen präsentierte, nicht einfach nur eine Fassade, um seine Einsamkeit zu verbergen? Er führte seine Firma gerne und mit Ehrgeiz, sie war ihm wirklich wichtig, aber das änderte nichts daran, dass er den Preis verabscheute, den er dafür hatte zahlen müssen - der Verlust von Wärme und Liebe. Mokuba war sein einziges Licht gewesen in dieser Dunkelheit. Er und Joey. Wenn er dem Blonden nicht zeigte, dass es ihm ernst war, würde alles Zureden der Welt nichts bringen. Und er tat etwas, was wohl niemand, der ihn nur als den knallharten Geschäftsmann kannte, jemals erwartet hätte: Er kniete sich hin und senkte den Kopf. Joey, der mit einer bissigen Bemerkung oder eine anderen ähnlichen Nettigkeit gerechnet hatte, musste sich mehrmals über die Augen reiben, um sich zu versichern, dass er nicht träumte. "Kaiba....! Was zum Teufel....?!" "Ich sage das nur einmal, also hör gut zu, Joey!" >>,Joey'? Nicht ,Wheeler'?<< "Ich entschuldige mich bei dir, für alles, was ich jemals gesagt oder getan habe, um dich zu verärgern. Ich wollte....ich wollte....es eigentlich gar nicht....Ich dachte, auf diese Weise könnte ich mich....mein Herz davor schützen, erkannt zu werden. In meiner Welt ist jegliche Schwäche eine Gefahr. Niemand durfte wissen, was mich wirklich bewegte, niemand durfte meine Fassade durchbrechen. Daher mein Benehmen. Ich dachte, wenn ich alles und jeden von mir wegschiebe, kann ich bestehen, aber letztendlich....war das nicht weiter als eine einzige Lüge. Ich bin dadurch nur noch einsamer geworden....ich habe weitergemacht, doch jetzt ist der Punkt erreicht, wo ich nicht mehr weiter kann. Ich muss aufhören, oder ich werde endgültig daran zerbrechen. Deshalb bitte ich dich hier und jetzt: Verzeih mir...." Joey sass da und sagte gar nichts. Er konnte einfach nicht, denn das, was gerade eben passiert war, erschien ihm wie ein merkwürdiges Phantasiegebilde. Seto Kaiba, DER Seto Kaiba, demütigte sich vor ihm, seinem Rivalen, und entschuldigte sich?! Das konnte doch unmöglich wahr sein! Davon abgesehen.... Er zuckte unwillkürlich zurück. Diese Entschuldigung war nicht nur einfach eine Entschuldigung, genaugenommen schüttete ihm der Braunhaarige gerade sein Herz aus. Und das war das seltsamste daran, denn bisher hatte er gedacht, Kaiba besässe gar kein Herz. Obwohl er sich nicht ganz sicher war, was er von diesem Schauspiel halten sollte, spürte er dennoch, dass es dem Firmenleiter sehr ernst war und irgendwie berührten ihn die ehrlichen, schonungslosen Worte. Sah es in ihm wirklich so aus? Konnte das sein? Schlug in dieser Brust mehr als nur ein emotionsloser Eisklumpen? Jedenfalls hatte Kaiba sich ihm in diesen wenigen Minuten weitaus menschlicher gezeigt, als er es sich je hätte ausmalen können. Doch....wieso? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)