My Beloved Enemy von Autumn (JoeyxSeto/JonoxSeth u. a.) ================================================================================ Kapitel 4: Prison ----------------- Hier ist das neue Kapitel. Ich habe den vorigen Teilen jetzt doch Titel gegeben, irgendwie ist das schöner zum Einteilen ^^ Danke für die Kommis *meine lieben Kommi-Schreiber drück* ^______^ Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 4: Prison Ein sanfter Wind fuhr durch die Baumkronen und einige Blätter, die bereits zu Boden gesegelt waren, wurden herumgewirbelt. Joey war kein Dummkopf, aber die Tatsache, dass ausgerechnet der Chef der Kaiba-Corporation nun vor ihm kniete und um Verzeihung bat, überstieg seinen Verstand. Warum sollte er so weit gehen, weshalb so etwas tun? Eine erdrückende Stille lastete zwischen den beiden, eine Stille, die geradezu ohrenbetäubend war. Seto schluckte schwer und wartete ab, was der Blonde nun erwidern würde. Würde er seine Entschuldigung akzeptieren? Oder traute er ihm nicht und würde alles als eine seiner möglichen Fallen abtun? Zögernd hob er seinen Kopf und blickte Joey direkt an. Eisiges Blau tauchte in warmes Braun und für einen Moment blieb die Zeit stehen. >>Was ist nur mit ihm? Das ist nicht der Kaiba, den ich kenne.<< grübelte Joey verwirrt vor sich hin, der die gesamte Situation als sehr ungewöhnlich empfand, und das war sie ja auch. Als er den Blick des anderen auffing, wurde ihm unwillkürlich weich in den Knien und er ballte die Fäuste, um seine Haltung nicht zu verlieren. >>Ich habe schon zu oft in diese Augen gesehen....und zu oft habe ich darin nichts als Kälte und Verachtung gefunden, Hochmut und Unverständnis. Nur gegenüber Mokuba waren diese Augen je anders....weich, liebevoll, fürsorglich. Aber jetzt....ist ein Gefühl in ihnen....das ich nicht beschreiben kann....Er hat mich noch niemals zuvor so angesehen....Einmal dachte ich, ich hätte in ihm etwas entdeckt, das er niemandem sonst zeigen wollte. Das Kind in ihm, das traurig und unglücklich war. Ich meinte, für einen flüchtigen Moment genau das, diese....diese Schwäche in seinem Herzen zu entdecken, aber....der Ausdruck war so schnell wieder verschwunden, dass ich dachte, es mir nur eingebildet zu haben. Kann das sein? Habe ich damals wirklich das gesehen, was er vor jedem verbergen will? Aber er ist doch reich und mächtig, er hat alles, was sich andere je erträumen könnten - wieso sollte ihn das nicht glücklich machen? Na gut, schön, es heißt ja, ,Geld allein macht nicht glücklich', aber Kaiba lebt doch für seine Firma! Doch dieser Blick....er sollte eigentlich immer mehr Gefühl in seine Augen legen, dann würde er auch nicht ständig so kalt wirken. Dieses Blau ist ganz anders....sanft und ruhig, aber auch irgendwie....unsicher, fragend. So sehen seine Augen viel schöner aus....< Joey brach seinen Gedankengang unwillkürlich ab und runzelte die Stirn, als ihm auffiel, dass er die Augen seines Rivalen gerade als "schön" bezeichnet hatte. Was sollte das? Wie kam er denn darauf?! Dann ging ihm auf, dass er Kaiba etwas antworten musste, aber bevor er das tun konnte, klingelte ein Handy und zerstörte die greifbare, fast herzliche Atmosphäre. Seto blinzelte verwirrt, er hätte nicht erwartet, dass Joey ein Mobiltelefon besass. "Wheeler?" "Hier spricht Jacob, Mr. Wheeler. Ihr Vater randaliert in meinem Lokal. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie den Kerl wegschaffen würden. Die Polizei ist schon da, und will einen Verwandten sprechen. Können Sie schnell kommen?" "Ja, natürlich. Ich bin sofort da." Er legte auf und fluchte unterdrückt. Es war doch wirklich zum Kotzen!! Es war jetzt etwa viertel nach vier und dieser verfluchte Bastard von Vater hatte heute nicht nur nicht gearbeitet, sondern stürzte sich jetzt schon in eine Sauftour und schlug in seiner Stammkneipe alles kurz und klein!! Scheiße!! Er verstaute das Handy in seiner Jackentasche und lief davon, ohne Kaiba, wie ursprünglich geplant, eine Antwort zukommen zu lassen. Dieser stand auf und sah dem jungen Mann irritiert hinterher. Was mochte da passiert sein? Ob etwas mit seiner Schwester war? Er seufzte tief. Joey hatte seine Entschuldigung nicht angenommen....aber was hatte er denn erwartet? Dass sich plötzlich alles in Wohlgefallen auflöste? Nein, das wäre nun doch zu einfach.... Joey war schon häufig von Mr. Jacob, dem Besitzer der "Morning Dawn"-Kneipe angerufen worden, um seinen Vater nach Hause zu verfrachten, weil er in seinem Vollrausch eingeschlafen war, aber noch nie hatte dieser randaliert, so dass die Polizei eingeschaltet werden musste - schon gar nicht zu so relativ früher Stunde. Während der Duellant durch die Straßen lief, erinnerte er sich daran, wie schön es doch gewesen war, als seine Familie noch heil und glücklich war. Als sein Vater aber immer mehr dem Alkohol verfiel und in immer endlosere Exzesse abdriftete, konnte es seine Mutter nicht mehr aushalten und reichte die Scheidung ein. Im Verlauf des Prozesses wurde Serenity ihr zugesprochen, während Joey bei seinem Vater verblieb. Mr. Wheeler verkraftete es nicht, dass seine Frau ihn verlassen hatte und flüchtete sich endgültig in das vermeintliche Heil dieser flüssigen Droge. Sein Temperament war schon immer recht unberechenbar gewesen, doch dadurch wurde alles noch schlimmer. All sein Hass und seine Verbitterung entluden sich über seinem Sohn und Joey hatte irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft er von seinem Vater verprügelt wurde. Es war eigenartig, dass er diesen Mann, der so grausam zu ihm war, nicht hasste. Eigentlich stellte er für ihn nur eine lästige Pflicht dar, aber als Mensch war er ihm gleichgültig. Wenn er es jedoch recht bedachte, so war diese Gleichgültigkeit in gewisser Weise härter als Hass. Serenity lebte natürlich nicht bei ihrem gewalttätigen Vater, so wie Joey, sondern vorläufig bei ihrer Tante mütterlicherseits, so lange, bis Mrs. Wheeler sich das Sorgerecht für beide Kinder erkämpft haben würde. Dann sollten beide zu ihr ziehen, doch der bürokratische Apparat arbeitete langsam und andere Verhandlungen waren ja wichtiger....! Dass seine kleine Schwester zu allem Überfluss so krank war, versetzte ihm einen zusätzlichen Stich. Wie sollte er bloß das Geld für ihre Operation verdienen? Da schob sich der einladende Eingang des Lokals in seinen Blickwinkel. Ein Polizeiwagen stand davor, einer der Uniformierten sprach mit dem Wirt, die zwei anderen hielten seinen Vater fest, der herumbrüllte und wüste Flüche und Drohungen ausstieß. Joey schluckte seine Abscheu hinunter und begrüßte Mr. Jacob und die drei Beamten. "Sie sind also Mr. Wheeler Junior, ja?" "Richtig." "Ihr Vater hat...." "Ich kann mir denken, was er getan hat. Sie können sich die Details verkneifen. Müssen Sie ihn mitnehmen?" "Die Anklage lautet auf Körperverletzung, Randale und Sachschaden. Er hätte Mr. Jacob fast den Arm gebrochen, als er zu seinem ,Gast' meinte, er hätte genug getrunken. Ist Ihr Vater oft so unbeherrscht? Schlägt er schnell zu?" "Du erzählst diesen Halunken, diesen Schweinen überhaupt nichts, verstanden, Joseph?!?!" schrie sein Vater dazwischen, aber es kam mehr als ein undeutliches Lallen heraus, obwohl der Zorn dahinter klar zu spüren war. "Ich prügele dich zu Brei, wenn du denen irgendwas sagst, diesen großkotzigen Hundesöhnen!!!! Wenn ich rauskomme, mach dich auf was gefasst!!!! Dieser ganze Scheiß ist doch nur deine Schuld, du verlaustes, nutzloses Dreckbalg!!!!" Joey reagierte nicht, sein Gesicht glich einer eisernen Maske. Sein Vater hatte damit sein eigenes Urteil unterschrieben und einen Freibrief ins Gefängnis, da musste er gar nichts mehr hinzufügen und insgeheim war er dankbar dafür, all die Brutalitäten nicht noch einmal Revue passieren lassen zu müssen. "Genügt Ihnen das als Antwort?" fragte er daher den Polizisten. Dieser warf einen abfälligen Blick auf den Betrunkenen und nickte. "Wie alt sind Sie?" "Sechzehn. Im nächsten Monat werde ich Siebzehn." "Dann sind Sie also noch nicht volljährig. Haben Sie die Möglichkeit, irgendwo anders unterzukommen?" "Bei meiner Tante Amber. Sie ist die ältere Schwester meiner Mutter." "Gut. Also los Leute, verfrachtet den Kerl ins Auto!" >>Es ist merkwürdig<< dachte Joey, als die Beamten seinen schimpfenden Vater in die Sitzpolster drückten und sich der Wagen mit Blaulicht entfernte. >>Ich empfinde gar nichts. Kein Entsetzen, keine Überraschung, kein Bedauern, dass er jetzt hinter Gittern landet. Vielmehr ist da....Erleichterung. Ich bin zum ersten Mal....frei....frei von Angst, frei von der Furcht, nach Hause gehen zu müssen, wo nur harte Fäuste auf mich warten, um mir wehzutun.... Ich kann zu Tante Amber gehen und bei Serenity wohnen....Serenity!<< Ihm fiel ein, dass er sie heute noch im Krankenhaus hatte besuchen wollen und machte sich sogleich auf den Weg. Das Domino-Hospital war ein großer quadratischer Komplex mit vielen Fenstern, weißgetünchten blütenreinen Mauern und einem pompösen Eingang. Obwohl es archetektonisch betrachtet nun wirklich keine umwerfende Bereicherung des Stadtbildes war, wirkte es doch sauber, ordentlich und seriös. Seine Schwester lag im ersten Stock, in Zimmer 147. Als er den Raum betrat und das Mädchen ihn erkannt hatte, stieß sie einen erfreuten Ruf aus und umarmte ihn von ihrem Bett aus. Auf dem Nachttisch stand eine blaue Vase mit einem üppigen Strauß Blumen, die ihr ihre Tante mitgebracht hatte. "Serenity...." begann er unsicher, "Doktor Nakagawa hat mich heute angerufen....und mir gesagt, dass deine Augenkrankheit...." "....sehr schlimm ist und mir nur eine Operation helfen kann, die niemand aus unserer Familie bezahlen kann? Ich weiß." "Was? Aber....aber...." "Ich habe den Arzt gebeten, mir die Wahrheit zu sagen. Welchen Sinn hätte es, wenn er es mir verschweigen würde? Ich bin alt genug, um das zu verkraften. Ich habe lange nachgedacht und bin schließlich zu dem Schluss gekommen, dass ich es akzeptieren muss. Wie könnten Tante Amber und du das Geld je auftreiben? Ich....werde....erblinden....deshalb bitte ich dich: Sei nicht zu traurig und verabschiede dich von mir mit einem Lachen....wenn ich dich in meinem Herze sehe, möchte ich dich fröhlich wissen...." Joey schluckte seine aufkeimenden Tränen mühsam hinunter. Wie stark seine kleine Schwester doch war und wie viel Mut sie aufbrachte. Insgeheim verfluchte er das Schicksal. Warum musste es so ungerecht, so grausam sein? Weshalb traf es ausgerechnet Serenity? Er wischte sich verstohlen über die Augen und zwang sich zu einem Lächeln, das das Mädchen strahlend erwiderte.... Seto war in seine Villa zurückgekehrt und hatte nach Mokuba gesehen, der über seinem Schreibtisch hockte und fieberhaft versuchte, irgendwelche Mathehausaufgaben zu bewältigen. Wenn er endlich die neue Konzeption für das Computerspiel fertiggestellt hatte, konnte er ihm vielleicht noch helfen. Er wechselte rasch seine Schuluniform mit seiner schwarzen Kombination und dem weißen Mantel, und ließ sich zur Firma bringen, wo er bereits von seinem Stab erwartet wurde. Seine Sekretärin meldete ihm vier Anrufe in Abwesenheit und mehrere Mails in seiner Post. Er nickte nur und begab sich in den Konferenzraum, wo die Besprechung stattfinden sollte. Dennoch war er nicht sehr konzentriert, wie schon den ganzen Tag nicht. Die Sache mit der Operation beschäftigte ihn zu sehr. Joey würde nie genügend Geld zusammen kriegen, um Serenitys Augenlicht zu retten. Wenn er daran dachte, wie verzweifelt und schmerzvoll sein Geliebter ausgesehen hatte, krampfte sich etwas in ihm zusammen. Es war, als könne er Joeys Kummer selbst spüren. Konnte er denn gar nichts für ihn tun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)