Die Leiden des jungen Wheeler von Azra ================================================================================ Kapitel 12: Kamikaze Kaiba -------------------------- Vorwort: Von der Zeit wollen wir nicht anfangen, ne? *drop* *in Ecke verkriech* Bonbons für alle! Ihr seid ja so lieb und diese unglaubliche Unterstützung... *auf die Knie fall*, ja da weiß ich bald nicht mehr, was ich sagen soll. Gebt mir ein D, gebt mir ein A, gebt mir ein N... na usw. DANKE! Kamikaze Kaiba Musste ich mir das gefallen lassen? Dass er mir diese Gefühle aufzwang, dass ich mir so verraten vorkam? Seit wann hatte Kaiba solche Macht über mich und was bitteschön hatte ich nicht mitbekommen? Ich könnte schwören, dass vor zwei Wochen noch alles in Ordnung gewesen war. Eigentlich hatte es sich erst verändert, als wir auf seinem Boden um diesen bescheuerten Schlüssel kämpften. Ob alles anders wäre, wenn ich damals nicht auf seine Provokationen eingegangen wäre? Sicher. Ich hätte mich nur einmal altersentsprechend verhalten müssen und dieses Fiasko wäre nie so aus dem Ruder gelaufen. Aber vielleicht hatte ich auch von Anfang an keine Chance. Wahrscheinlich spielte er nach seinen Regeln und er würde mich so lange reizen, bis ich die Reaktion zeigte, die er sich gewünscht hatte. Vorher ließ er mich nicht ruhen und dafür hasste ich ihn! Dafür, und für das Tohuwabohu, das er in mir anrichtete. Wie er mein beschauliches, ordentliches Chaos komplett umkrempelte, wie ein Kleidungsstück, das man aus einer Laune heraus linksrum trug. Aber ich war kein "Stück" und auch nicht sein "Eigentum"! Arroganter Fatzke! Scherte sich eigentlich irgendjemand einmal um meine Gefühle, wenn er auf ihnen herumlatschte? Yugi zum Beispiel, mein bester, kleiner Freund, der mich als Versuchskaninchen missbrauchte. Dabei hatte er wirklich keine Übung mehr nötig, er war stürmisch genug, für meinen Geschmack zumindest, aber was wusste ich schon, wie diese Josi war. Vielleicht eines dieser wilden, extrovertierten Mädchen, die den Hals nicht voll genug bekommen konnten. Nicht, dass ich jemals ein solches Exemplar getroffen hatte, doch irgendwo musste es sie ja geben. Und an diesem geheimnisvollen Ort hockten sicher auch die Jungen, die ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl besaßen, als Seto Kaiba es tat. Die nicht mit einem Panzer über jeden Trieb aufkeimender Zuneigung rollten. Was wollte er eigentlich? War es nicht in seinem Sinne, dass ich ihn mochte? Weshalb setzte er dann nur alles daran, mich unglücklich zu machen? Von wegen, ich bräuchte keine Angst vor ihm haben. Gerade vor ihm sollte ich mich in Acht nehmen, vor jemandem, der von Emotionen nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Solche Leute waren ja bekanntlich die Gefährlichsten. Am eigenen Leib hatte ich das erfahren müssen. Er kannte das Wort "Nein" nicht und auch jegliche Freundlichkeit schien ihm fremd. Gut, mir war schon bewusst, dass ich ihm gerade Unrecht tat. Kaiba hatte auch weiche Seiten an sich. Eben jene machten es mir ja so schwer, ihn weiterhin gemütlich zu hassen, mich in meiner Abneigung zu vergraben und zu verstecken. Wann hatte er sich entschlossen, mir zu zeigen, dass er nett sein konnte und noch viel wichtiger, warum? Warum gerade mir, der sich immer mit ihm gestritten hatte, wo auch eine Möglichkeit sich geboten hatte. Der alles daran gesetzt hatte, ihn einmal vernichtend zu schlagen, ihn gedemütigt im Staub zu sehen, so wie er mich oft genug vor meinen Freunden lächerlich gemacht hatte. Und jeder höhnische Kommentar war Nahrung für meine grenzenlose Abscheu gewesen. Meine Formel war denkbar einfach gewesen. Kaiba= Feind! So gut lebte ich einmal damit, bis zu jenem denkwürdigen Augenblick, da er mir seine Lippen aufgedrückt und mich verbrannt hatte. Da war es mir nicht mehr möglich gewesen, ihn zu verachten. Als die langen Finger mir zärtlich über die verheulten Wangen strichen, seine Stimme so beruhigende Worte murmelte, da war es passiert. Es hatte einen lauten Knacks getan und mein Hass fiel in sich zusammen, wie ein Kartenhaus im Wind. Kaiba war mein Wind. Kamikaze Kaiba... ein schwaches Lächeln stahl sich auf meine Züge. Dabei hatte es dort eigentlich absolut nichts zu suchen. Ich wollte böse sein, rasend vor Zorn und schäumend. Stattdessen dachte ich an ihn und die schönen, wenn auch seltenen Momente, in denen wir uns nicht angegiftet hatten. Ich zählte nach, nein, sehr viele waren es wahrlich nicht. Und warum nicht? Weil er ein rücksichtsloser, notgeiler Trampel war! Wenn ich ihn gelassen hätte... oh mein Gott, wer wusste, was wir dann schon alles getrieben hätte? Ja, getrieben, passender konnte man es wirklich nicht mehr ausdrücken. Ich war doch irre! Zu ihm konnte ich nicht, aber fort auch nicht. Verflixte Unentschlossenheit! Ich vernahm das Krachen einer Tür, nicht minder laut, als ich das Brett zugeknallt hatte. Kaiba, eindeutig. Sein Schritt klang wie der Schnitt einer Schere, unverwechselbar! Ich beschleunigte, hörte, dass er es mir gleichtat. Wie lächerlich waren wir doch. Rasten hier im Stechschritt durch die Schulkorridore. Einen Augenblick lang war ich versucht, dem kindischen Trieb nachzugeben und loszulaufen, weg von ihm, wenn ich nur schnell genug rannte, nicht stehen blieb und auch nicht zurücksah, konnte ich dann vor ihm fortlaufen? Und vor meinen Gefühlen? Das gleichmäßige, hastige Klacken seiner Stiefel kam immer näher. ,Stell dich wie ein Mann und dreh dich um', befahl ich mir selbst, doch es ging nicht. Soviel Mut hatte ich einfach nicht. Zu dünn war die schützende Schicht aus Selbstbeherrschung, zu frisch meine Empörung, so heiß die Wut und, stärker als alles anderes, zu dunkel die Trauer. Am liebsten hätte ich ihn mit mir in diese Leere gerissen, die ich fühlte. Diese verzweifelte Empörung. Ein "Ding"... mein Gott, ich Naivling hatte mir doch tatsächlich gedacht, er empfände etwas für mich. Wie dumm ich doch war. Ob er damit angab? Dass ihm sogar seine größten Feinde verfielen? Aber nein, das war weit unter seinem Niveau, nicht wahr? Seto Kaiba ließ sich nicht so gehen, er amüsierte sich im Stillen darüber, ein Glas teuren Weißwein in der Hand schwenkend und seinen Triumph auskostend. Außerdem bedeutete etwas erzählen ja, sich jemandem zu öffnen. Ich schnaubte verächtlich. Wem wollte der sich schon öffnen? Er hatte ja gar keine Freunde. Was für eine traurige Bilanz. Eigentlich sollte es mich doch freuen, dass er allein war, doch das tat es nicht, ganz und gar nicht, ich hatte Mitleid. Mitleid mit einem Jungen, der in seinem Leben wohl zuwenig Liebe und Menschlichkeit bekommen hatte, dem niemand den Unterschied zwischen Besitzen und Haben erklärt hatte. Für den Erobern immer mit einem blutigen Schlachtfeld in Verbindung stand, auf dem er vorzugsweise Gefühle metzelte. Seto, der Schlächter... was für ein unpassender und auch ungerechter Gedanke, wenn ich an seine Augen dachte, als er mir gesagt hatte, ich bräuchte mich nicht zu fürchten, das amüsierte Glitzern, wenn wir uns bei ihm stritten, sein Lachen, als er mir die Cola über den Kopf geschüttet hatte. Nein, das war alles nicht sehr nett gewesen, aber ehrlich. Und auch, wenn er seine Arroganz nie ablegte, ich konnte mir vorstellen, dass ich bereit war, das zu verzeihen. Für ein paar liebevolle Worte aus seinem Mund, gesprochen mit dieser Stimme, die mir Schauer über den Rücken jagen konnte. KLACK, KLACK-SCHNAPP! Ich fühlte mich zurückgezogen, gleichzeitig schob sich ein Körper vor mich, schnitt mir den Weg ab. Einen kurzen Moment der Resignation gönnte ich mir, bevor ich zornig zu ihm hoch funkelte. "Was?" meine Stimme möglichst giftig. Ich benahm mich so kratzbürstig, wie ich nur konnte, ein krasser Gegensatz zu meinen Gedanken, die sich bald schon angehört hatten, als wäre ich bereit, ihm alles zu vergeben, wenn ich nur in seiner Nähe sein durfte. Doch er würde mich nicht herumkriegen! Oh nein, nicht mit mir, nicht mit Joseph Wheeler, ich war ein Mann, ich war stark... jawohl! Ich konnte das vielleicht nicht immer so zeigen, aber eigentlich... so tief in mir... Diesmal blieb mir selber treu! Und ich war wütend, sehr wütend! "Was war das eben?" schnarrte ich. Er schüttelte mich leicht. "Das könnte ich dich auch fragen. Was war das da mit dem Zwergseeigel?" "Das geht dich überhaupt nichts an!" "Oh doch, ich finde schon, dass mich das was angeht!" Ich bohrte einen Feigefinger in seine Brust. "Siehst du, das ist dein Problem, du DENKST nur immer, du seiest der Mittelpunkt der Welt. Ich hab Neuigkeiten für dich, Kaiba. Mein Leben funktioniert auch ganz prima ohne dich. Um ehrlich zu sein, sogar noch besser, wenn du nicht dabei bist." Ein wütend-trauriges Blitzen zog durch die hellen Augen und sofort taten meine Worte mir leid. Vielleicht sollte ich es langsam einsehen, er hatte mich verhext, ich kam nicht mehr von ihm los und ihn zu verletzten, tat mir im gleichen Maße weh. Ich klebte an ihm, wie die Fliege an Honig, aber er scheuchte mich fort, nur um mich wieder zu locken. Dafür hasste ich ihn! Aber am meisten, weil er mich so unsicher machte. Ich fühlte mich, als würde ich das erste Mal schwimmen, nur ohne Flügel und in sehr, sehr tiefem Gewässer. "Du hast ihn geküsst", er ignorierte meine Worte, setzte dort an, wo ER aufgehört hatte. Oh, das war so typisch für ihn! "Na und?" fragte ich schnippisch, "Ich hab auch schon andere geküsst, mein Gott, ich müsste Strichliste führen, um dir zu sagen, wie viele es waren. Hast du es gedacht, ich schenke dir die Genugtuung, meinen ersten Kuss zu rauben? Weißt du, ich bin da nicht so wählerisch und wenn Yugi dann da gerade steht, warum nicht auch ihn?" plapperte ich einfach drauf los. Ein kleiner Teil von mir lauschte meinen Worten entsetzt. Hatte ich mir nicht gerade vorgenommen, ihm nicht wehzutun, nun, diese Worte steigerten sein Wohlbefinden wahrscheinlich nicht unbedingt. "Du bist doch nichts besonderes, du küsst noch nicht einmal besonders gut. Zweitklassig würde ich sagen. So wie ich ein zweitklassiger Duellant bin, so bist du ein zweitklassiger Küsser." "Es reicht!" Seine Hände schossen vor, packten mich grob am Kragen und zerrten mich auf seine Augenhöhe. "Was glaubst du eigentlich, wer du bist, du kleiner, billiger Straßenköter? Machst mit jedem rum, der nicht bei drei auf den Bäumen ist und beschwerst dich dann auch noch." "Ich habe dich nie darum gebeten, mich zu belästigen", keifte ich zurück. "Natürlich hast du das, DU wolltest dass ich dir das Klavierspielen beibringe." "Aber du hast mit dieser bescheuerten Bezahlung angefangen!" "Ja aber doch nur, weil ich dich...", er brach ab. Doch jetzt ließ ich nicht mehr locker. Sollte ich es tatsächlich einmal im nüchternen Zustand von ihm zu hören bekommen? Diese drei kleinen Wörtchen, für die ich ihm alles wieder verzeihen konnte? "Weil du mich...?" hakte ich hoffnungsvoll nach, aber Kaiba machte dicht. Bei ihm war wohl Sense für heute. "Weil ich dich demütigen wollte", er ließ meinen Kragen verächtlich los, wischte sich die Hände ab, als hätte er etwas Ekliges berührt. Demütigen... oh na vielen Dank! "Super!" giftete ich außer mir. "Das ist dir auch gelungen, du blöder, gefühlloser..." "Nenn mich nicht gefühllos!" schmetterte er dazwischen. Verblüfft hielt ich inne. Seit wann regte Kaiba sich DARÜBER auf? "Das bin ich nicht", donnerte er weiter, "gerade DU solltest das wissen." Ja, gerade ich sollte das wissen, ich wusste es ja auch, tief drinnen, aber er versteckte seine Emotionen immer wieder so gut, dass ich nahe dran war, es zu vergessen. Dabei wollte ich das gar nicht, vergessen, wie lieb und besorgt er sein konnte. Wie ich ihm für einen Kuss sogar seine unausstehliche Überheblichkeit verzieh. Schwer seufzte ich. Es wurde wohl Zeit, einzulenken und da ein Kaiba natürlich nie den ersten Schritt tat, jedenfalls nicht in dieser Beziehung, würde ich ihn machen. Mutig trat ich zu ihm. "Seto, ich... Yugi hat mich gebeten, ihn zu küssen, weil er in ein Mädchen verliebt ist und sich nicht blamieren will. Da war nichts... nichts, hörst du? Niente, Nada, Null, Nothing, Rien..." Er unterbrach mich, lächelnd. "Kannst du in genauso vielen Sprachen Ich liebe dich sagen?" Erschrocken riss ich die Augen auf. "A-also... ich... bin, äh, überrascht." Geplättet traf es wohl eher. War das gerade ein Liebesgeständnis, so ein verkapptes eben, wie Kaiba sie scheinbar immer zu machen schien. Betrunken oder um fünf Ecken, so dass ich mir nie sicher sein konnte. Schrecklich, dieser Mensch! Schrecklich, dass ich gerade an so einen mein Herz verlieren musste. "Na komm", er beugte sich ein Stück zu mir, seine Lippen streiften mein Ohr, als er samtig hineinhauchte: "Ich helfe dir. I love..." "...you", murmelte ich benebelt. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich könnte mich diesem sinnlich dunklen Ton nicht entziehen. "Ti..." "... amo." "Je..." "Weiß ich nicht." "Je t'aime." "Wo..." Verwirrt blinzelte ich. "Wo? Wer, was, wie?" Kaiba lachte leise auf. "Wo ai ni, du kleiner Dummkopf." Ein Arm wickelte sich um meine Taille, erst vorsichtig, behutsam... pff, als würde ich das nicht merken! Für wie naiv hielt er mich ... eigentlich wollte ich es gar nicht wissen. Seine Stimme wurde noch ein paar Nuancen düsterer, einschmeichelnd und aufregend beunruhigend. "Ich liebe..." "Yugi!" "WAS?!" Nachwort: Und wieder mal ein riesiges Flauscheherz für mein Zebi, Beta, Inspiration und Infobox in einem *knuddel*. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)