Die Kindheit eines Wolfs von Kazumi (Hogwarts 1971 - 1978) ================================================================================ Kapitel 7: 1.VII.Hausaufgaben machen Freu(n)de ---------------------------------------------- Kurz zu dem Gedicht von letztem Mal. Weiß nicht, ob es verständlich war oder nicht. Es ging um Remus (ich), den Mond (du) und die Sonne (sie). Kurz gesagt: Remus leidet unter dem Mond und den Verwandlungen und die Sonne erlöst ihn jedes Mal. Allerdings weiß er, wenn er die Schmerzen spürt, das er noch am Leben ist. Naja, so ähnlich. Die ganz kurze Variante: ich war zu faul die Verwandlung ausführlich zu beschreiben.^^''' ~~~~~ 1.Akt: Kapitel VII: Hausaufgaben machen Freu(n)de ~~~~~ In der Großen Halle herrschte bereits reges Treiben, als Remus diese betrat. Wie immer schwappten ihm Wellen aus Gelächter, Getuschel und Gezeter entgegen. Er ging am Gryffindor-Tisch entlang und suchte nach einem freien Platz. "Remus!", rief eine ihm bekannte Stimme. Er ließ seinen Blick am Tisch entlang wandern und fand auch die Person, der sie gehörte. Sirius lächelte ihn an. Neben ihm war noch ein Platz frei. Remus zögerte nicht lang und gesellte sich zu ihm und den anderen Erstklässlern. "Endlich wieder fit?", fragte der Schwarzhaarige und Remus konnte nur nicken, da schon die nächsten Sätze wie Wellen über ihm zusammenschlugen. "Wir waren zweimal bei dir", meinte James vorwurfsvoll. "Aber Pomfrey hat uns kein einziges Mal zu dir gelesen. So eine Schreckschraube!" "Das ist sie nicht!", warf Remus protestierend ein. "Sie ist eine gute Krankenschwester." "Ja und?" James schien nicht sehr beeindruckt von diesem Argument. "Deshalb hätte sie uns trotzdem zu dir gehen lassen können. Immerhin hast du doch keine ansteckende Krankheit oder so." Ansteckende Krankheit? Aber handelte es sich hierbei nicht um eine Art ansteckende Krankheit? Im übertragenen Sinne. "Hast du dich da oben denn nicht gelangweilt?", fragte Peter mit vollem Mund. "Hattest doch nichts zu tun." "Ich hab gelesen", gab der Brünette zurück. "Gelesen?", fragte Davy skeptisch und biss von seinem Essen ab. "Die ganze Zeit? Das ist doch stinklangweilig." Remus lächelte milde. "Ich lese nun mal gern, von daher war es für mich nicht so langweilig wie du denkst. Außerdem hat sie ganz interessante Bücher." "Ach ja? Was denn für welche?" "Allerhand über Medizin", antwortete Remus. Eigentlich war das in einer Krankenstation ja selbstverständlich. "Über Zaubertränke, Flüche, Geschichte, Verwandlungen und wie man sie rückgängig macht und so. Eben Bücher zur Behandlung." "Klingt ja wirklich spannend", murmelte Davy mit nicht gerade begeistertem Unterton. Nun meldete Sirius sich wieder zu Wort: "Du hast echt was verpasst! In Zauberkunst hat Snapy sich beweisen wollen, der Idiot. Er hat seinen Federkiel in eine Schlange - eine Würgeschlange, 'ne Boa Contrictor - verwandelt, es dann aber nicht geschafft sie wieder zurückzuverwandeln. Das Vieh ist auf ihn losgegangen und hat ihn fast erwürgt! Und als Flitwick sie zurückverwandelt hat, hat die Feder Snape durchgekitzelt - die ganze restliche Stunde lang. Flitwick meinte nur, dass die Nebenwirkungen sicherlich nicht lange anhalten würden. Snape hat fast angefangen zu heulen, weil er sich das Lachen verkniffen hat. Hättest du sehen müssen!" Die vier Jungs brachen in schallendes Gelächter aus, nur Remus konnte sich nicht wirklich an Severus' Leid ergötzen. Ein schwaches Lächeln war alles, was er zustande brachte. Wie konnte er sich denn über den Schwarzhaarigen lustig machen? Er hatte doch gar kein Recht dazu. Zwar war der Slytherin ihm gegenüber seit ihrer Ankunft abweisend gewesen, doch hatte Remus ihn noch immer nicht nach dem wahren Grund gefragt. Noch immer glaubte der Brünette an den guten Teil in Severus. Er würde mit ihm sprechen - ihn zur Rede stellen müssen, um Genaueres zu erfahren - um endlich Klarheit in die Sache zu bringen. So konnte es einfach nicht weitergehen. Remus ließ seinen Blick am Tisch entlang wandern und verweilte bei Lily. Sie saß bei einigen Mädchen und unterhielt sich mit ihnen. Sie schien sich beobachtet zu fühlen, sah sie sich irritiert um. Als sich die Blicke der beiden Gryffindor trafen, wandte die Rothaarige sich gleich wieder ab. Sie war anscheinend noch immer sauer auf Remus und dachte nicht daran sich so schnell mit ihm zu versöhnen. Er seufzte. Was hatte er ihr denn getan? Er hatte ihr lediglich gezeigt, dass auch sie nicht so objektiv war, wie sie es dacht, es von anderen verlangte. Das auch sie in manchen Fällen nur schwarz-weiß und kein Grau sah. ,Man sollte den Menschen eben das, was sie nicht sehen wollen, auch nicht zeigen', dachte er bitter, war es keineswegs seine Absicht gewesen sich mit ihr zu zerstreiten. Er sah sich weiter um. Andromeda saß ebenfalls zwischen mehreren Mädchen und schien angeregt mit ihnen über etwas zu diskutieren. Sie strich sich das lange Haar aus dem Gesicht und lachte über eine Bemerkung. Remus' Herz machte einen kleinen Sprung bei dieser Szenerie. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Bereits als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er nicht gewusst, was genau es gewesen war, dass ihn so in ihren Bann gezogen hatte. Auch die rothaarige Gryffindor hatte solch eine Wirkung auf ihn. Er konnte sich einfach nicht erklären, was diese beiden Mädchen an sich hatten, dass sie solch einen Eindruck bei ihm hinterließen. Remus wandte sich wieder seinem Essen zu und musste feststellen, dass er seinen überladenen Teller schon fast geleert hatte. Dennoch verspürte er noch immer kein Sättigungsgefühl. Neue Köstlichkeiten erschienen und er begann nun bewusst zu essen. "Du langst ja ganz schön zu", meinte Sirius und lachte, als er sah, dass Remus seine zweite Portion zum Großteil verinnerlicht hatte. Der Brünette lief leicht rot an, war ihm das doch ein wenig peinlich. "He, jetzt lass ihn doch", meinte James und lachte ebenfalls. "Wenn er viel isst, heißt das, dass er überm Berg ist. Ist doch auch was." Der junge Lupin legte sein Besteck auf den Teller. "Ich glaube, ich gehe jetzt." "Wieso? Wo willst du hin?", fragte James verständnislos. "Wenn wir dich nerven, dann hören wir auch auf." Ein Grinsen stahl sich in das Gesicht des Schwarzhaarigen. "Ich kann auch ein paar Peinlichkeiten von unserem werten Herrn Black zum Besten geben." "Untersteh dich!", knurrte dieser und kam damit einem bissigen Hund gleich. James grinste und forderte seinen Freund regelrecht heraus. "Nein, ihr stört mich nicht", warf Remus schnell ein, um die Gemüter zu besänftigen. "Ich muss nur den Stoff nacharbeiten und das wird sicher einige Zeit in Anspruch nehmen." "Du kannst gern von mir abschreiben", meinte Peter. "Meine Sachen liegen auf meinem Bett." "Danke." Remus lächelte. "Bis später." Er stand auf und verließ die Große Halle. Gegen acht Uhr abends kehren die Erstklässler Gryffindors in den Gemeinschaftsraum zurück. Sie hatten den Tag auf den Ländereien Hogwarts verbracht und ihrer Mannschaft beim Quidditch-Training zugesehen. Eigentlich begann die Saison erst Mitte-Ende November, doch Übung hatte das derzeitige Team Gryffindors allemal nötig. Das hatten James und die anderen auf den ersten Blick gesehen. Sowohl der junge Potter als auch der junge Black hatten sich ihre spöttelnden Kommentare nicht verkneifen können. Glücklicherweise waren diese für die Spieler auf ihren Besen - hoch oben in der Luft - nicht hörbar gewesen, hätten sie den Elfjährigen sonst die Leviten gelesen. "Die Jäger sind zu überhaupt nichts zu gebrauchen", beschwerte sich James. "Andauernd haben sie den Quaffel fallen lassen und ihre Trefferquote liegt bei Null Komma Null." "Und die Treiber sind Hänflinge", kommentierte Sirius ebenso mürrisch. "Richtige Schwächlinge. Die Klatscher haben sie doch andauernd fast von ihren Besen befördert. Und das, obwohl sie sie mit ihren Schlägern zurückschlagen wollten. Was für Versager." "Und der Sucher erst!", warf nun seinerseits James ein. "Was der für dicke Brillengläser hat. Eine echte Blindschleiche! Wie konnte McGonagall nur so eine miserable Mannschaft aufstellen? Der einzig vernünftige Spieler ist der Hüter. Aber mit einem Spieler kann man nicht gewinnen. Kein Wunder, dass Gryffindor schon fünf Jahre in Folge die Letzten im Quidditch waren." "Zu blöd, dass McGonagall keine Erstklässler will. Wenn wir mitmischen würden, dann würden sich unsere Chancen auf den Pokal im Nu verdoppeln." James nickte zustimmend. Sirius hatte vollkommen recht. Die beiden waren gut im Quidditch, das wusste er genauso gut wie Sirius. Doch was brachte ihnen das, wenn sie nicht in der Mannschaft waren? Sicher war dieser Sport einer der gefährlichsten in der Zaubererwelt und Verletzungen waren an der Tagesordnung, doch wieso sollten sie denn nicht mitspielen dürfen. Sowohl Madame Hooch, als auch Professor McGonagall hatten sich auf besagte Verletzungsgefahr bezogen und sie daher abgewiesen, aber war das nicht ungerecht?! So einen großen Unterschied machte es nun auch nicht, ob sie bereits als Erstklässler dem Team angehörten oder als Zweit- oder Drittklässler. Beide waren sie über dieses Urteil keineswegs erfreut. Seit dem sie das Spielfeld verlassen hatten, konnte sie über nichts anderes als diese Ungerechtigkeit reden und urteilen. Peter und Davy dagegen hörten ihnen nur unbeteiligt zu und versuchten sie zu beruhigen, was jedoch fehl schlug. "Was meint ihr", begann Peter und versuchte so das Gesprächsthema zu ändern, "wie weit Remus ist? Beim Abendessen war er nicht." "Ob er die ganze Zeit über an dem Schulkram saß?", grübelte Davy. "Sieht so aus", gab James zur Antwort und lächelte sanft. "Wie?" Davy war sichtlich verwirrt. Der Schwarzschopf deutete auf einen der Sessel. Dort saß Remus friedlich schlummernd. Auf dem Tisch vor ihm lagen duzende von Pergamenten und Büchern, ein Tintenfass und in der Hand des Brünetten befand sich die Feder. Er lag mit dem Kopf auf den Armen - und diese auf einigen Schriftstücken ruhend - auf dem Tisch. Die Jungen traten näher und musterten ihn, wobei sie alle zu lächeln begannen. Remus' Atem war langsam und regelmäßig. Sein Gesicht war vollkommen entspannt. Er machte einen friedlichen, unschuldigen Eindruck. "Sollen wir ihn wecken?", fragte Peter leise, doch Sirius schritt schon zur Tat. Er rüttelte den Jüngeren sanft an der Schulter. "He, aufwachen", sagte er mit leiser Stimme. Remus begann zu murren und zu bewegen. Langsam hob er seinen Kopf und blickte verschlafen in die Runde, nicht wirklich realisierend, wo er war und wer vor ihm stand. Er gähnte herzhaft und rieb sich den Schlaf aus den Augen - dann blinzelte er einige Male und sah die vier Jungs verwundert an. "Was macht ihr denn hier? Wie spät ist es?" "Kurz nach Acht", antwortete James. "Was?! So spät schon?!" Damit hatte er nicht gerechnet. Wieso war es schon Abend? War es nicht gerade eben erst noch vier Uhr gewesen. Stöhnend griff er sich an den Kopf und fuhr mit der Hand durch sein zerwühltes Haar. "Oh Mann. Ich bin eingeschlafen." "Kein Wunder, wenn du dich Halsüberkopf in den Schulkram stürzt. Ich wäre auch eingenickt." Sirius grinste ihn über das gesamte Gesicht hinweg a, doch er fand es keineswegs lustig. "Ich muss den ganzen Kram noch abschreiben und die Hausaufgaben hab ich auch nicht wirklich angefangen. Das schaff ich nie." "Dann helfen wir dir eben", gaben der Blondschopf und die zwei Schwarzhaarigen synchron zurück. Sie sahen sich einen Moment schweigend an, bevor sie in lautes Gelächter ausbrachen. Lediglich Davy stimmte nicht mit ein, hegte er keinesfalls den Wunsch Remus bei irgendwelchen Hausaufgaben zu helfen. Wieso auch? War er ihnen nicht äußerst unfreundlich entgegengekommen? Hatte er ihnen nicht gesagt, dass sie sich nicht in seine Angelegenheiten einmischen sollten? Ja, so war es gewesen. Und Davy sah gar nicht ein, wieso er es also doch tun sollte. Nur verstand er die anderen ebenso wenig. Wieso waren sie plötzlich so nett zu dem Brünetten? Erst zogen sie ihn auf und jetzt das. Er verstand die Welt nicht mehr. "Hör zu", sagte James und zog die Aufmerksamkeit der anderen Jungen auf sich. "Wir machen für dich die Hausaufgaben und du ruhst dich aus. Ich finde, du solltest dich nicht gleich von vornherein überanstrengen. Ich glaube Pomfrey hätte auch was dagegen, wenn du dich gleich so mit Arbeit zuschütten lässt. Meint ihr nicht auch?" Er sah in die Runde. Sirius und Peter nickten. Davy enthielt sich und Remus machte einen unglücklichen Eindruck. "Das kann ich nicht annehmen. Ich kann euch doch nicht noch meine Hausaufgaben zumuten." Der junge Lupin wollte den anderen Erstklässlern keinesfalls etwas schuldig sein, zumal sie ja noch nicht einmal... Er verbot sich den Gedanken zuende zu denken. Nein, er konnte sie keinesfalls einfach so schamlos ausnutzen. "He, das machen wir gern. Sieh es als eine Entschuldigung an", erwiderte Sirius und lächelte. "Entschuldigung?" Remus verstand nicht ganz. James legte Sirius eine Hand auf die Schulter und grinste. "Naja, dafür, dass wir so große Hornochsen waren und dich aufgezogen haben. Wir würden dein Angebot gern annehmen. Stimmt's Sirilein?" Der Angesprochene sah James scharf an. "Wie war das?!", zischte er. "Wir würden sein Angebot gern annehmen, habe ich gesagt. Also Sirius?" Dabei überbetonte er das Sirius, welches nun recht genervt klang. Sirius sah ihn noch immer verärgert an, wandte seinen Blick - welcher sich augenblicklich aufhellte - dann jedoch zu Remus. "Ja, das würden wir gern", stimmte er seinem Freund zu. Für einen kurzen Moment war der braunhaarige Gryffindor sprachlos. Hatte er da gerade eben richtig gehört? Hatten sich die beiden Sturköpfe wirklich - jetzt und in diesem Augenblick - bei ihm entschuldigt? Meinten sie es wirklich ernst? Hatten sie ihm gerade wirklich die Freundschaft angeboten? War das diesmal auch kein Scherz ihrerseits? Und hatte er sich auch wirklich nicht verhört? Er sah unsicher vom einem zum anderen - sein Blick fragend, zweifelnd und gleichzeitig erwartend - doch sie lächelten ihn noch immer freundlich an und warteten auf eine Reaktion seinerseits. Sie meinten es also ernst. Sie meinten es wirklich ernst mit ihm! Remus begann vor Freude zu strahlen. Eine seltsame, aber angenehme Hitze durchflutete seinen Körper und seine Wangen färbten sich leicht rot. "Wirklich?", war das einzige, was er über seine Lippen brachte. "Meint ihr das wirklich ernst?" Er konnte es noch immer nicht glauben. "Kein Witz?" James und Sirius lachten. "Kein Witz!", antworteten sie gleichzeitig und sahen ihn nun noch erwartender an. "Ja, klar. Ich...also, ähm..." Remus war sprachlos. Er wusste vor lauter Freude nicht, was er sagen sollte. Die beiden Reinblüter lächelten einander an. Wie Remus da so unsicher und ratlos vor ihnen saß, war einfach zu niedlich. Sie sahen sich mit unmerklich geweiteten Augen an. Hatten sie das beide gerade wirklich gedacht? Anscheinend schon. Sie grinsten sich an und brachen in schallendes Gelächter aus. Wie bizarr! Jetzt dachten sie sogar schon das selbe. "Aber stimmt doch, oder?", fragte Sirius, als er sich wieder beruhigt hatte. James warf einen kurzen Blick auf Remus, der noch immer mit geröteten Wangen im Sessel saß und sie nun mit großen, runden, fragenden Augen ansah. Er nickte zustimmend. "Und wie!" Wieder lachten sie. Remus selbst verstand nur Bahnhof. Wieso lachten sie? Hatte er etwas falsches gesagt? Hatte er etwas lustiges von sich gegeben und wusste selbst nicht, was genau es gewesen war? "Was stimmt? Was ist so komisch?", fragte er schließlich. "Erklärt's mir! Ich versteh es nicht!" Doch alles, was er zur Antwort bekam, war ein leichtes Kopfschütteln James', der eine Hand auf Remus' Schulter legt. "Nicht so wichtig." Er beugte sich über den Tisch und nahm die Schulsachen Remus'. "He, wo willst du damit hin?", fragte dieser, als der Schwarzhaarige mit den Schreibutensilien Richtung Gemeinschaftsraum verschwand. "Wir machen das für dich", gab er zurück. "Ruh dich aus." Damit waren er und die anderen auch schon nach oben verschwunden. Remus sah ihnen verwirrt hinterher - ließ sich jedoch lächelnd zurückfallen und starrte in das knisternde Feuer, welches im nahe gelegenen Kamin brannte. "Ihr seid wirklich eine Klasse für euch", murmelte er und schloss für einen Moment seine Augen. Sein gesamter Körper war von einer wohltuenden Wärme erfüllt, die er nicht allein dem Feuer verdankte. Hauptsächlich trugen der junge Potter und der junge Black den Verdienst daran. Zum ersten Mal fühlte sich Remus hier in Hogwarts wirklich zuhause. Bis vor wenigen Minuten hatte er zwar den Schutz der Burg verspürt, doch erst jetzt hatte er das Gefühl hierher zu gehören. Das Gefühl einer unerträglichen Leere und Einsamkeit - Dinge, die er in der letzten Nacht nur allzu deutlich am eigenen Leib erfahren hatte - waren dem der Geborgenheit gewichen. Es kam ihm so vor, als sei mit diesen wenigen Worten eine zentnerschwere Last von ihm gefallen. Ja, es war fast wie... Remus öffnete seine Augen und sah sich im Gemeinschaftsraum um. An den anderen Tischen saßen weitere Gryffindor-Schüler und schwatzten miteinander. Diesmal kam es ihm nicht so vor, als sprachen sie über ihn. Was so wenig Worte doch für eine Wirkung hatten. Er lächelte. Ja, Hogwarts... Hogwarts würde von nun an sein zweites Zuhause sein. Zwar würde es hier sicherlich noch zu einigen Streitigkeiten kommen und alles nicht so laufen, wie er es sich erhoffte, doch mit Freunden wie James und Sirius es waren, konnte doch eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Er ließ sich ein wenig tiefer in den Sessel sinken und schloss seine Augen erneut. Er lauschte dem Knistern des Feuers und den anderen Schülern, die teilweise über ihren Hausaufgaben brüteten. "Weißt du schon, was du in den Weihnachtsferien machst?", fragte ein Mädchen mit munterer Stimme. "Wahrscheinlich zu meinen Eltern fahren", erwiderte ein anderes. "Vielleicht fahren wir auch zu meinen Verwandten. Weihnachtsessen ist bei uns Tradition, aber..." Weihnachten? Wieso machten sie sich denn jetzt schon Gedanken über Weihnachten? Es waren noch gute drei Monate - ein viertel Jahr. Der Herbst hatte noch nicht einmal begonnen, geschweige denn der Winter. Wie konnten sie da nur schon über Weihnachten reden? Zwar waren die Weihnachtsferien die nächsten Ferien nach dem Sommer, doch hatten sie noch nicht einmal eine Schulwoche hinter sich gebracht. "Aber Weihnachten mit deinen Verwandten, ist das nicht immer so langweilig?" "Ja, schon. Meine Eltern sind richtige Spießer und meine Tanten und Onkel sind auch nicht besser. Aber wenn ich Glück habe, dann bekomme ich noch Herrenbesuch." "Oh, wer ist denn der Glückliche?" Remus öffnete seine Augen wieder und sah zu den beiden Plappermäulern. Wie konnte man nur so schlecht von seiner Familie reden? Waren bei manchen Familien die Verhältnisse wirklich so schlecht? Spießer - so hatte er seine Eltern noch nie bezeichnet. Anscheinend hatte das Mädchen keinen allzu guten Draht zu ihrem Vater und ihrer Mutter beziehungsweise anders herum. Plötzlich fiel ihm wieder etwas ein. Er schob seine Hand in seine rechte Hosentasche und holte einen gefalteten und zerknitterten Briefumschlag heraus. Das Schreiben seines Vaters. Das hatte er vollkommen vergessen. Hatte Mr.Lupin ihn doch darum gebeten, ihn über die letzten Ereignisse und den Vollmond in Kenntnis zu setzen. Sicherlich warteten sie schon voller Ungeduld auf seinen Brief. Seine Mutter lief wahrscheinlich aufgeregt hin und her und sah immer und immer wieder zum Fenster, in der Hoffnung Remus' Eule Cassandra zu sehen und endlich eine Nachricht von ihrem Sohn zu erhalten. Remus lächelte. Wie sehr sie sich immer um ihn sorgte. Sie behandelte ihn wie etwas Zerbrechliches, das schon bei der geringsten Berührung zerbarst. Er setzte sich aufrecht hin, nahm Pergament und Feder - deren Kiel er in das Tintenfass tauchte - zur Hand und hielt kurz inne. Was genau sollte er den beiden denn schreiben? Alles? Nein, das konnte er unmöglich, würde dies seine Mutter keinesfalls beruhigen. Seine kleinen Auseinandersetzungen mit Malfoy würde er schon selbst irgendwie bewältigen müssen. Und die Sache mit Lily und Severus war ebenfalls noch nicht geklärt. Somit war es besser auch davon nichts zu schreiben. Nach einigen Überlegungen tauchte er den Kiel erneut in die schwarze Tinte und begann zu schreiben. Liebe Mum, lieber Dad, Entschuldigt, dass ich euch so lange auf eine Antwort meinerseits habe warten lassen, allerdings war ich ein wenig beschäftigt und habe nicht eher Zeit gefunden. Ich habe mich hier in Hogwarts schon relativ gut eingelebt. Sicherlich kann ich nach nicht einmal einer Woche noch nichts Genaues sagen, aber eines schon. Hogwarts ist eine fantastische Schule und ein atemberaubender Ort. Als ich mit dem Hogwarts-Express hier angekommen bin, konnte ich es zu Beginn kaum glauben, dass ich hier zur Schule gehen soll. Ich glaube, ihr versteht, was ich damit sagen will, da es euch sicherlich an eurem ersten Schultag nicht anders ergangen ist. Der Vollmond war nicht allzu schlimm. Der Himmel war zwar sternenklar, nichts desto trotz ist es nicht halb so schlimm ausgefallen, wie ich es befürchtet hatte. Die Verwandlung hat auch kein Problem dargestellt. Professor Dumbledore hat an alles gedacht. Madame Pomfrey, die Krankenschwester in Hogwarts, hat sich heute morgen um mich gekümmert. Die Verwandlung und so weiter waren eigentlich nicht das Problem der ganzen Sache. Viel mehr die Unterrichtsstunden, die ich verpasst habe und wo ich den Stoff nachholen musste. Ich hätte nicht gedacht, dass sie uns gleich für das erste Wochenende so viele Hausaufgaben aufgeben würden. Zum Glück helfen mir die anderen aus meinem Schlafsaal dabei. James und Sirius sind übrigens auch mit in Gryffindor - in meinem Schlafsaal um genau zu sein. Waren ihre Väter auch solche Sturköpfe? Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Macht euch also keine Sorgen um mich. Vor allem du, Mama! Nur weil ich nicht sofort antworte, heißt das noch lange nicht, dass ich tot umgefallen bin. Du kannst beruhigt sein. Euer Remus Remus legte die Feder beiseite und las sich den Brief noch einmal durch. Er nickte. Ja, so konnte er ihn lassen. Zwar war er nicht unbedingt das, was er seinen Eltern hatte schreiben wollen und war auch etwas respektlos geraten, aber er würde sie damit zufrieden stellen und seine Mutter - und somit auch sein Vater - würde endlich wieder ruhig schlafen können. Er kramte zwischen den restlichen Blättern, die die anderen nicht mit nach oben genommen hatte, nach einem Briefumschlag suchend, jedoch nicht fündig werdend. ,Dann muss ich ihn eben so abschicken', dachte er, wobei er das Schriftstück mehrere Male zusammenfaltete und sowohl Adresse als auch Absender hinauf schrieb. Er legte die Feder beiseite und stand auf, fiel jedoch in den Sessel zurück, als ihm etwas gravierendes einfiel. Wie sollte er einen Brief verschicken, wenn er nicht wusste, wo seine Eule war? Wo hatten sie Cassandra und die anderen Eulen und Käuze untergebracht? Irgendwo im Schloss mussten sie sein. Katzen, Frösche und anderes Kleingetier blieben bei ihren Besitzern. Aber wie war das mit Vögeln? Jemand musste sich doch um sie kümmern. Ob Hagrid für sie zuständig war? Ja, das beste war wohl, wenn er den Hünen fragen würde. Dieser würde ihm sicherlich weiterhelfen können. Er warf einen raschen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor neun Uhr. Ihm als Erstklässler war es untersagt den Gemeinschaftsraum nach acht Uhr abends noch einmal zu verlassen. Remus haderte mit sich selbst. Was sollte er tun? Sollte er bis zum nächsten Morgen warten und sich dann auf die Suche nach Hagrid begeben oder sollte er jetzt noch einmal nach draußen gehen und es riskieren erwischt zu werden? Und wie würde der Koloss reagieren, wenn plötzlich im Dunkeln ein Erstklässler vor ihm steht? Andererseits warteten seine Eltern ungeduldig auf eine Nachricht von ihm. Also was tun? Er seufzte. Sein Entschluss stand fest. Der Brünette stand auf, warf sich seinen Umhang - der über der Lehne gelegen hatte - über und machte sich mitsamt dem Brief auf den Weg. Er trat durch das Porträtloch nach draußen und eilte mit leisen, schnellen Schritten den Korridor entlang. ,Hoffentlich sieht mich niemand', dachte er inständig, während er weitere Korridore durchquerte. Durch das Fenster flutete das spärliche Tageslicht, welches kaum mehr vorhanden war. Remus warf einen Blick nach draußen. Am Horizont kämpfte ein dünner rotorangegelber Streifen gegen die einbrechende Nacht, die bereits den Großteil des Himmels eingenommen hatte. Je weiter man sich dem Zenit näherte, desto dunkler wurde das Blau und verlor sich schließlich in einem tiefen Schwarz. Die Sterne hoben sich immer deutlicher ab und der Braunschopf hätte schwören können eine kleine Sternschnuppe gesehen zu haben. Er wandte sich vom Fenster ab und ging weiter. Allzu viel Zeit würde er sich nicht lassen können. Zehn Uhr hatten die älteren Jahrgänge ebenfalls Ausgehverbot und somit würden die Lehrer ihre Kontrollgänge verschärfter durchführen. Dann würde es um einiges schwieriger sein wieder unbemerkt in den Gemeinschaftsraum zu gelangen. Die Chance gefunden zu werden vergrößerte sich mehr und mehr, je länger er herumtrödelte - also war Eile geboten. Es stellte sich als nicht gerade einfach heraus, unbemerkt durch Hogwarts zu schleichen. Wenn nicht gerade die Lehrer unterwegs waren, kreuzten ältere Schüler - meist Vertrauensschüler, die es garantiert nicht abwarten konnten Streunern, wie Remus es im Moment war, Hauspunkte abzuziehen, einige Strafarbeiten aufzuhalsen und damit in arge Schwierigkeiten zu bringen - seinen Weg. Es gelang ihm, sich zum Treppenhaus vorzukämpfen. Dort angekommen warf er einen Blick nach unten. Es ging tief hinunter, die Eingangshalle konnte er nicht erkennen. Aber er hatte Glück. Niemand kam die Treppe hinauf. Nichts desto trotz hielt er sich dicht an der Wand, um nicht sofort gesehen zu werden. Bei jeder Etage hielt er inne und überzeugte sich von Neuem, dass ihm niemand entgegen kam. Unten in der Eingangshalle angekommen - die ebenso verwaist dalag, wie das Treppenhaus - hörte er, wie sich das große Eichenportal knarrend öffnete und jemand mit schnellen Schritten auf ihn zukam. Er versteckte sich hinter einer riesigen Säule und drückte sich tief in ihren Schatten, in der Hoffnung, nicht gesehen zu werden. Er fuhr zusammen, als er Professor Redwing - die Lehrerin für das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste - an sich vorbeieilen sah. Ihr Gesicht hatte im Schein der Kerzen einen makaberen Ausdruck angenommen, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Professor Redwing?" Eine tiefe, raue und recht unfreundliche Männerstimme durchdrang die Stille. Wieder war Remus zusammengezuckt. Diese Schreckhaftigkeit war einfach grausam, doch wenn man bedachte, dass er hier gegen die Schulregeln verstieß - indem er sich noch nach der Sperrstunde im Schloss herumtrieb - konnte man sie nur allzu gut nachvollziehen - saß die Angst des entdeckt Werdens zu tief in seinen Knochen. Die Professorin hielt abrupt in der Bewegung inne und wandte sich um. Remus sah, dass sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. Aber wen sah sie an? Er konnte ihren Gegenüber aus seiner momentanen Standposition nicht erkennen. "Guten Abend, Professor." Wieder ertönten Schritte - stumpfe, schwerfällige. Wieder sank dem jungen Gryffindor das Herz tiefer, als er die Person sah, welche Professor Redwing begrüßt hatte. "Guten Abend, Fiona", erwiderte Professor Novis. Seine Stimme klang nun ein wenig sanfter, als bei seinem ersten Satz. "Was kann ich für Sie tun?", fragte die Angesprochene. "Eher anders herum", entgegnete Novis nüchtern. "Ach, entschuldigen Sie. Ich hatte es ganz vergessen. Haben Sie sich extra die Mühe gemacht und nach mir gesucht?" Sie lächelte ihn entschuldigend an. "Verzeihen Sie, dass ich Ihnen solche Umstände mache." "Nicht der Rede wert", antwortete er. "Eigentlich war ich gerade auf dem Weg in die Bibliothek. Es war also vielmehr Zufall, dass ich Sie getroffen habe." Die Professorin lachte. "Na wenn das so ist. - Ich wollte mit dem Direktor sprechen. Wenn Sie wollen, könnte ich Sie ein Stück begleiten. Beziehungsweise Sie begleiten mich ein Stück." Für einen kurzen Moment war es Remus so, als hätte sich das Gesicht Novis' bei dieser Bemerkung für den Bruchteil einer Sekunde verdunkelt. Dieser Gedanke verflog allerdings genauso schnell, wie er gekommen war. Der Ansatz eines Lächelns zeichnete sich auf dem Gesicht des Professors ab. "Aber gern doch." Er bot ihr den Arm an, den sie auch nicht ablehnte und in den sie sich einhakte und gemeinsam gingen sie zum Treppenhaus. Remus atmete auf. Das war noch einmal gut gegangen. Die beiden hatten ihn nicht bemerkt. Er sah sich um und vergewisserte sich, dass sie nicht mehr in der Nähe waren, bevor er aus der Nische hervortrat und die letzte Treppe - die hinunter in die Eingangshalle führte - nahm. Seine Gedanken kreisten noch immer um die Lehrer. Über was hatten sie geredet? Was hatte Professor Redwing vergessen und was hatte sie genau mit Professor Novis zu schaffen? Gut, sie waren beide Lehrer dieser Schule, aber viel schien sie nicht zu verbinden. Sie waren wie Tag und Nacht. Redwing war blass und schlank - fast schon dürr oder mager. Sie verstand sich zu kleiden. Die Sachen, die sie trug, wirkten elegant und dezent, gleichzeitig aufreizend und verführerisch. Sie hatte etwas an sich, dass der Brünette nur schwer beschreiben konnte. Eine mystische, unheimliche Aura umgab sie, trotz dessen wirkte sie nett. Er wusste nicht genau, wie er sie einschätzen sollte. Das würde sich wohl erst nach den ersten paar Unterrichtsstunden sagen lassen. Und Professor Novis? Ja, der war eine Art für sich. Sein Geschmack in Sachen Mode war katastrophal. Er sah keineswegs wie ein - gebildeter - Zauberer aus. Vielmehr glich er einem Muggel. Ja, hätte er nicht gewusst, dass er ein Zauberer ist, hätte Remus ihn als Musterexemplar eines Nichtmagiers - also Muggel - abgestempelt. Die schlimmste Art, die man sich nur hätte vorstellen können. Wieso? Wahrscheinlich - so dachte er - lag es daran, dass dieser Mann nicht gerade einen sehr positiven Eindruck machte. Sein Auftreten und sein ganzes Wesen empfand Remus als kalt und abweisend, geradezu - ja, geradezu als eine Qual. Und das dachte er, bevor er überhaupt nur ein einziges Mal mit ihm gesprochen, geschweige denn eine Unterrichtsstunde bei ihm gehabt hatte. Aber nach diesem kurzen Wortwechsel, war er ihm gleich unsympathisch geworden. Seine Stimme war arrogant und abweisend gewesen, fast so, als würde sich für etwas Besseres halten. Er erinnerte den jungen Lupin an- "Malfoy", murmelte Remus leise. Ja, alles an ihm schrie regelrecht nach diesem blonden Fatzken. Dieses falsche Lächeln, dieser gespielte schmeichelnde, sanfte Unterton und sein gesamtes Gehabe. Alles trug die Aufschrift Malfoy. Der Gryffindor verzog das Gesicht. Wieso gab es nur immer und immer wieder solche Menschen? Wieso in jeder Generation? Und es gab ja nicht nur einen von dieser Sorte. Nein - es waren mehrere. Was er einfach nicht verstehen konnte war, wie man so werden konnte? Wie man solche Ansichten und Vorurteile - Reinblüter sind besser, als Muggelstämmige - haben konnte. Er verstand es einfach nicht. Lag das an der Erziehung? Oder am Umfeld? ,Hör auf dir darüber den Kopf zu zerbrechen', ermahnte er sich. ,Erstens bringt das nichts, zweitens ist Malfoy diese Überlegung nicht wert und drittens solltest du nicht vorschnell über Leute urteilen, die du noch nicht kennst. Vielleicht war er auch nur müde und hat deswegen so einen finsteren Eindruck gemacht.' Mit diesen Gedanken tat er die Angelegenheit als erledigt ab. Als er vor dem Eichenportal stand, schlang er den Umhang fester um sich - in der Annahme, dass es draußen recht frisch war - öffnete die Tür und ging nach draußen. Wie vermutet, schlug ihm ein kühler Wind entgegen. In seinem Gesicht fühle er sich hart an. Er peitschte ihm des Öfteren das Haar ins Gesicht. Remus schauderte. Es war kühler als erwartet. Seinen Sommerumhang würde er nicht mehr lange tragen können - würde ihn schon bald durch den Winterumhang ersetzen müssen. Unten in Hagrids Hütte brannte Licht. Wieder schien der Schüler Glück zu haben und der Koloss war zu Hause. Mit raschem Schritt legte er die Distanz zwischen Schloss und Hütte zurück und nicht einmal zehn Minuten später hatte er das kleine Häuschen erreicht. Er warf einen vorsichtigen Blick durch's Fenster. Hagrid saß am Feuer und trank aus einer Flasche. Neben ihm lag ein großer, zotteliger, schwarzer Hund, der alle Viere von sich gestreckt hatte. Remus ging zur Vordertür und klopfte an. "Ja, ich komme!", dröhnte Hagrids Stimme nach draußen. Es polterte, dumpfe Schritte, kurz darauf stand der Hüne in der Tür und sah sich um. "Nanu?" Sein Blick wanderte weiter nach unten und erfasste Remus. "Was machst du denn um diese Uhrzeit hier?", fragte er erschrocken und entsetzt zugleich klingend. "Hast du nicht schon längst Ausgangssperre?" "Schon", murmelte Remus, "aber-" "Komm erstmal rein. Wenn dich jemand sieht, dann bekommst du gewaltigen Ärger." Remus wurde regelrecht hinein geschoben. Hagrid schloss rasch die Tür. "Hagrid, ich-" "Setz dich, setz dich!", sagte er und wies auf einen Stuhl. Der Erstklässler folgte der Einladung, nahm den Stuhl und stellte ihn neben dem anderen, der bereits am Feuer stand. Hagrid öffnete eine zweite Flasche und öffnete sie, bevor er sie dem Jüngeren reichte. "Hier." Remus nahm sie zögernd an. Er roch kurz daran. Ein schwach süßlicher Geruch stieg ihm in die Nase. Er drehte die Flasche hin und her und versuchte zu erraten, was sich darin befand, fehlte das Etikett. "Was ist das, Hagrid?", fragte er vorsichtig, als er es aufgab. "Butterbier", erwiderte dieser, während er sich auf seinen Stuhl setzten und nun seinerseits die halb geleerte Flasche zur Hand nahm. Der Brünette runzelte die Stirn. "Alkohol? Aber ich darf doch noch gar nicht-" "Nun sei mal nicht so", lachte der Bärtige, wobei sich seine Wangen leicht röteten. "So viel Prozent hat es auch wieder nicht. Es schmeckt gut und schaden tut es dir auch nicht. Draußen ist es kalt und du siehst ein wenig steifgefroren aus. Das wärmt dich ein wenig von innen. Also trink schon!" Er selbst nahm einen Schluck, während Remus noch immer zögerte. Er spürte, wie sich die Flasche in seinen Händen auf eine angenehme Temperatur erwärmt hatte. Wieder haderte er mit sich selbst. Eigentlich hatte er sich geschworen nie wieder einen Tropfen Alkohol zu trinken. Am vorletzten Silvester hatte sein Vater ihm einen Schluck Whiskey, ein alkoholisches Getränk der Muggel - Remus' Vater meinte, sie verstanden sich darin Alkohol zu machen - angeboten. Nachdem er probiert hatte, hatte seine Kehle wie Feuer gebrannt. Noch nicht einmal gut hatte es geschmeckt. Das allerschlimmste war die Folgende Übelkeit gewesen. Er hatte es einfach nicht vertragen. Er schwenkte die Flasche noch immer in seiner Hand. Gut roch das Butterbier ja, das gab er zu. Er blickte zu Hagrid, der ihn aufmunternd ansah. Dieser war nicht betrunken, noch nicht einmal angeheitert. Also konnte nicht wirklich allzu viel Alkohol enthalten sein. Remus führte die Flasche an seine Lippen und nahm einen kleinen Schluck. Er staunte nicht schlecht, als er feststellen musste, dass das Butterbier ihm noch besser schmeckte, als es gerochen hatte. Er nahm einen etwas größeren Schluck und spürte dabei, wie sich eine wohlige Wärme in seinem Körper ausbreitete. Er sah zu Hagrid und erwiderte dessen Lächeln. "Und?" "Schmeckt wirklich gut." "Na, was hab ich dir gesagt?" Beide begannen zu lachen. Der Hund zu Füßen des Hünen sah zwischen den beiden abwechselnd hin und her, bevor er seinen Kopf wieder sinken ließ. Remus atmete tief durch. Die Hütte des Wildhüters hatte etwas anheimelndes an sich, dass den Jungen sehr beruhigte. "Also was willst du so spät hier?", fragte Hagrid und griff den Faden erneut auf. "Ach ja. Ich wollte einen Brief verschicken, aber ich weiß nicht, wo meine Eule untergebracht ist. Und da dachte ich, dass du mir vielleicht weiterhelfen könntest." "Und deswegen kommst du im Dunkeln zu mir?", fragte der Schwarzhaarige - ungläubig eine Augenbraue nach oben ziehend. "Hättest du nicht bis morgen früh warten können? Wenn dich jemand sieht, dann bekommst du gewaltigen Ärger." "Ich weiß", gab der Gryffindor kleinlaut zurück. "Aber ich muss den Brief noch heute abschicken." "Und wieso?" "Meine Eltern warten auf eine Antwort von mir. Meine Mutter macht sich riesige Sorgen um mich, wegen gestern. - Wegen Vollmond meine ich..." "Hm. - Verstehe. Und du willst, dass sie wieder ruhig schlafen kann. Hab ich das richtig verstanden?" Remus nickte schwach. Auf Hagrids Gesicht machte sich ein verstehendes, warmes Lächeln breit. "Wenn das so ist, dann muss der Brief natürlich so schnell wie möglich verschickt werden." Die Augen des Schülers blitzen hoffnungsvoll auf. "Heißt das, dass du mir hilfst." "'türlich! Was denkst du denn von mir?" Remus sprang auf und umarmte den Wildhüter. "Danke Hagrid! Du bist der Beste!" "Haha, nicht so stürmisch, Remus! Du wirfst mich noch vom Stuhl." Er zerstrubelte mit einer Hand die Haare der Schülers und lächelte. "Dann lass uns gehen und deine Eule losschicken." "Zeigst du mir den Weg?" "Selbstverständlich. Sonst verläufst du dich noch und läufst einem der Professoren in die Arme." Er zwinkerte dem Jungen zu, welcher nur lächeln konnte. Hagrid löste sich aus der Umarmung und warf sich seinen Mantel über. Der schwarze Hund lag noch immer vor dem Feuer und machte nicht die Anstalt sich zu bewegen. Nicht einmal, als sein Herrchen bereits an der Tür stand und seine Hand auf dem Türknauf ruhte. "Ja Fang, bleib ruhig hier", meinte Hagrid mit vorwurfsvoller Stimme. Remus konnte sich eines Grinsens nicht verwehren. Er ging neben dem großen Tier in die Hocke und streichelte es. Sein Fell war lang, aber dennoch flauschig. Hagrid pflegte ihn anscheinend gut. Dem Hund gefiel die Extrastreicheleinheit wie es schien sehr. Er hob seinen Kopf an und wandte sich dem Brünetten zu. Ehe Remus reagieren konnte, wurde er auch schon von einer nassen, warmen Zunge abgeleckt. Er begann zu lachen. "Hilfe! Das kitzelt." Auch Hagrid lachte. "Jetzt komm, Remus. Wir sollten uns ein wenig beeilen." Der Angesprochene drückte sich ein wenig von dem Haustier weg und stand auf. "Ich komme." Er schnappte sich seine Flasche Butterbier, tätschelte dem Hund noch einmal liebevoll den Kopf und folgte Hagrid schließlich nach draußen. Der Himmel war nun in ein vollkommenes Schwarz getaucht. Die Linie zwischen Himmel und Erde - der so genannte Horizont - war kaum wahrnehmbar. Lediglich der Verbotene Wald hob sich ab, da dieser noch schwärzer war, als der Himmel. "Wie heißt dein Hund?", fragte Remus, während er neben dem Hünen hinauf zum Schloss lief. "Sein Name ist Fang. Schönes Tier, nicht?" Hagrid klang stolz und schien Bestätigung zu verlangen. "Ja, das stimmt. Du kümmerst dich wirklich gut um ihn. Sein Fell ist ganz weich." Wieder lachte Hagrid, wie schon so oft an diesem Abend. "Es hat mich ganz schön viel Mühe gekostet es so glatt zu bekommen. Weil es so lang ist, verfilzt es sich dauernd und die anschließende Kämmerei geht sowohl ihm, als auch mir auf die Nerven." Remus lauschte ihm aufmerksam, während er einen weiteren Schluck Butterbier nahm, um die klirrende Kälte aus seinen Knochen zu verbannen. Wie konnte es nur binnen weniger Tage so kalt werden? Tagsüber war es doch noch so warm - wie konnte es da nachts so bitterkalt sein? "Wie lang hast du Fang denn schon?" "Wie lang? Tja, gute Frage. Ich weiß es selbst nicht mehr so genau. Ich hab ihn bekommen, als er noch ein kleiner Welpe war. Ist schon ziemlich lange her." Da konnte Remus dem Hüter der Schlüssel und Ländereien Hogwarts nur Recht geben. Fang war stattlicher, ausgewachsener Hund, der Remus bis zum Becken ging. Vier, fünf Jahre musste er schon sein. Wahrscheinlich war er aber noch älter. "Du solltest dein Butterbier austrinken, bevor wir ins Schloss gehen", meinte Hagrid. "Es macht keinen besonders guten Eindruck, wenn ein Erstklässler mit so etwas in der Hand herumläuft." "Ja, ist gut", entgegnete Remus, trank jedoch nicht schneller, war es noch ein ganzes Stück Fußmarsch, bis sie das Schlosstor erreichen würden. "Sag mal, Hagrid. Seit wann arbeitest du eigentlich in Hogwarts?" Hagrid sah den Jungen überrascht an, hatte er mit solch einer Frage nun ganz und gar nicht gerechnet. "Wieso willst du das wissen?" Remus zuckte mit den Schultern. "Einfach nur so. Ist mir grade so in den Sinn gekommen. - Also?" "Nun ja, lass mich mal überlegen." Einige Zeit verging, in denen der Brünette schweigend neben dem Wildhüter herlief, wobei dieser etwas vor sich hinmurmelte. Seine schwarzen, an Käfer erinnernden Augen blitzten. "Jetzt weiß ich's. Es sind achtundzwanzig Jahre. Fast schon neunundzwanzig." Achtundzwanzig Jahre?!", entfuhr es Remus laut. Er starrte den Schwarzschopf ungläubig an. Achtundzwanzig Jahre? Veralberte ihn Hagrid nun wirklich nicht? Das konnte er kaum glauben. "Achtundzwanzig Jahre? Ist das dein Ernst, Hagrid?" "Sicher, was denkst du denn?" Remus war wie vor den Kopf gestoßen. Das konnte doch unmöglich stimmen. "Aber Hagrid, das glaub ich dir nicht. Ich meine achtundzwanzig Jahre - das ist ein schlechter Scherz! Wie alt bist du denn dann?" "Dreiundvierzig." "Aber... aber... du...dreiundvierzig???" Der Schüler konnte nur noch stottern, wollten sich seine Gedanken einfach nicht mehr zu einem vernünftigen Satz zusammenreihen lassen. "Geht's dir nicht gut?", fragte der Hüne besorgt. "Du bist so blass." Remus griff sich mit der freien Hand an den Kopf und begann seine Schläfe zu massieren. Er schüttelte den Kopf leicht. "Mir geht's gut", presste er mühsam hervor. "Ich versteh es nur nicht." "Was verstehst du nicht?" Nun war es Hagrid, der seinen Gegenüber ratlos ansah. "Was mit den Erwachsenen hier los ist", seufzte der Gryffindor. "Keiner sieht so alt aus, wie er ist. Professor McGonagall hätte ich maximal auf fünfundzwanzig geschätzt, dabei ist sie mindestens vierzig. Professor Redwing hätte ich sogar auf siebzehn geschätzt! Und bei dir hätte ich nie und nimmer gedacht, dass du auch schon über vierzig Jahre alt bist! - Bei Professor Dumbledore trau ich mich noch nicht einmal zu schätzen wie alt er ist, da ich ja doch falsch liege." Hagrids Gesicht hellte sich auf und nahm einen belustigten Ausdruck an. "Und darüber machst du dir solche Gedanken? Das Alter spielt doch gar keine Rolle." "Schon, das weiß ich auch. Es macht mich nur fertig - und ich weiß selbst nicht warum. Es ist einfach nur so komisch Leute zu sehen, die nicht so aussehen, wie man es von ihrem Alter her erwarten würde." Hagrid lachte und legte seinem Schützling tröstend eine Hand auf die Schulter. "Vergiss die ganze Sache doch einfach. Das ist besser, als wenn du dich deswegen verrückt machst." Remus erwiderte nichts mehr. Der Wildhüter hatte ja recht. Es brachte wirklich nichts sich deswegen aus der Ruhe bringen zu lassen. Er fand sich ja schon selbst lächerlich. Was musste da Hagrid erst von ihm denken? Er schüttelte leicht den Kopf. Wie kindisch und peinlich er sich mal wieder benahm. Nicht zu fassen. Wenig später erreichten die beiden das große Eichenportal. Remus hatte es geschafft die Flasche zu leeren. Hagrid hatte sie ihm abgenommen und in einer der vielen Taschen seines Mantels verschwinden lassen. Sie traten ein. Im Inneren des Schlosses herrschte bereits Dunkelheit. Das Mond- und Sternenlicht flutete durch die Fenster herein und spendeten der Eingangshalle eine spärliche Helligkeit. Wie spät mochte es sein, wenn bereits alle Kerzen gelöscht worden waren? Remus sah auf seine Uhr und versuchte das Ziffernblatt zu erkennen, um herauszufinden, wie spät es war - was jedoch kläglich misslang. "Hagrid, wie spät ist es?", fragte er im Flüsternton, um nicht von jemand anderem, als dem Angesprochenen gehört zu werden. "Weiß nicht", entgegnete dieser. "Hab keine Uhr mit. Sicher nach Elf. Vielleicht auch schon nach Mitternacht. Sonst wäre es nicht so zappenduster." Nach Mitternacht? Aber so lang war Remus doch gar nicht fort gewesen. Oder hatte er sich bei Hagrid verplaudert und es war tatsächlich schon so spät? Plötzlich stieg in ihm wieder diese beklemmende Angst entdeckt zu werden auf, die er bereits wenige Stunden zuvor verspürt hatte. ,Hoffentlich entdeckt uns keiner', dachte er bei sich. ,Sonst bekomme ich wirklich Ärger und komme nicht nur mit einem blauen Auge davon.' "Komm mit", forderte Hagrid ihn auf und ging auf die riesige Marmortreppe zu. Der Schüler folgte ihm mit leisen Schritten. "Du, Hagrid?", fragte er vorsichtig, wobei er sich ein wenig unruhig umsah. "Ja?" "Haben sie schon mal Schüler in der ersten Schulwoche rausgeschmissen?" "Ich glaube nicht. Aber bis jetzt ist auch noch kein Schüler in seiner ersten Schulwoche mitten in der Nacht durch das Schloss geschlichen und hat sich dabei erwischen lassen." "Und was ist, wenn ich erwischt werde?" "Bis jetzt ist es doch noch nicht passiert, oder? Wir machen uns darum Gedanken, wenn es soweit ist. Ich bin ja auch noch da, also keine Panik." Hatte Hagrid diese Worte zur Beruhigung Remus' ausgesprochen, war dies misslungen. Der Schüler sagte nun zwar kein Wort mehr - wollte er nicht Gefahr laufen so gefunden zu werden - hatte jedoch noch immer dieses gleich bleibende mulmige Gefühl in der Magengegend sitzen. Wie würden seine Eltern nur reagieren, wenn sie anstatt seines Briefes einen vom Schulleiter erhielt, in welchem ihnen mitgeteilt wurde, dass sie ihren Sohn unverzüglichst in Hogwarts abholen sollten, da dieser - Aufgrund mehrerer Verstöße gegen die Schulordnung - von dort verbannt worden war? Er schluckte. Nein, er wagte es noch nicht einmal sich das vorzustellen. Sicherlich mussten sie zutiefst von ihm enttäuscht sein. Erst hatten sie ihm den Wunsch erfüllt dort zur Schule zu gehen und ihm sein Schulzeug bezahlt und dann blamierte er sie so. Er wäre eine einzige Schande für seine Eltern. "Hier lang", sagte Hagrid und riss den jungen Lupin so aus seiner Gedankenwelt. Die beiden verließen das Treppenhaus und durchquerten unzählige Korridore. Remus hatte nicht Acht darauf gegeben, in welchem Stockwerk sie sich befanden. Hoffentlich brachte der Wildhüter ihn später zurück zu seinem Gemeinschaftsraum. Allein würde er sehr wahrscheinlich scheitern und bis zum nächsten Morgen in dieser Etage ausharren müssen, bis ihn andere Schüler fanden und ihm behilflich waren. "Hagrid, wo sind wir hier?", fragte er, während er hinter dem Bärtigen lief. "In der Nähe der Eulerei. Müssten gleich da sein." "Eulerei?" "Ja, da sind die Käuze und Eulen. Dort ist auch deine." Eine Eulerei also. Davon hatte Dumbledore den Schülern nichts erzählt. Wie sollten die Schüler erfahren, wo sie ihre Tiere finden konnten, wenn man es ihnen nicht sagte? Es kam dem Brünetten fast so vor, als forderte der Direktor seine Schüler dazu auf das Schloss zu erkunden und sich so allein mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen. Remus wurde einfach das Gefühl nicht los, dass dieser alte Herr noch immer recht verspielt war - trotz seines fortgeschrittenen Alters. Er schien es zu lieben Schabernack zu treiben. Bei seinem Gespräch mit dem Schulleiter hatte er es ja selbst festgestellt. Erst kamen diese banalen Fragen - wie geht es dir, gute Reise gehabt, schon jemanden kennen gelernt? - und dann kam er direkt zum Punkt - du bist ein Werwolf. Remus fragte sich noch immer, wie man es schaffen konnte bei so einer Feststellung noch immer ein Lächeln auf den Lippen zu tragen. "Wir sind da", meinte Hagrid und blieb vor einer Wendeltreppe stehen. "Hier ist es?", fragte der Gryffindor verwirrt, hatte er gedacht, dass sich hier wenigstens ein Schild oder etwas in der Art befand, das darauf hinwies, dass sich hier die Eulerei befand - doch nichts dergleichen. "Jetzt geh schon", forderte der Koloss den Jungen auf und schob ihn vor sich her - die Treppe hinauf. Nach einigen Dreihundertsechziggraddrehungen - Remus wurde langsam von einem Schwindelgefühl gepackt - endete die Treppe und die beiden fanden sich in einem riesigen Raum mit hoher Decke wieder. An den Wänden befanden sich Reihen von Stangen und sowohl ganz oben, als auch ganz unten befanden sich überall kleine Fenster, durch die die Vögel hinein und hinaus gelangen konnten. Es waren nicht gerade viele Tier zugegen. Die meisten, so schlussfolgerte der Schüler, mussten wohl gerade auf Futtersuche sein. "Ausgeflogen", meinte Hagrid und sah sich um. "Ist deine da?" Noch bevor Remus diese Frage beantworten konnte, kam auch schon etwas großes auf ihn zugeflogen. Reflexartig hielt er seine Arme schützend vor sich. Er spürte, wie sich einige Krallen in seinen Ärmel krallten und sich so etwas schweres festhielt. Etwas zupfte ihm zutraulich in den Haaren, was den Braunhaarigen dazu veranlasste aufzusehen. "Cassandra!", rief er glücklich und sein Gesicht hellte sich mit einem Schlag auf. "Hast du mich erschrocken." Er strich ihr liebevoll durch die Federn. Sie begann vertrauensvoll an seinem Finger zu knabbern. "Das ist deine Eule?", fragte Hagrid und lächelte. Remus tat es ihm gleich und lächelte ebenfalls, während er bestätigend nickte. "Ein schönes Tier", meinte der Wildhüter anerkennend und kraulte Cassandra vorsichtig am Kopf. "Tut mir leid, dass ich dich erst jetzt besuchen komme", entschuldigte sich der Schüler bei seiner Eule. "Aber ich hab dich leider nicht auf Anhieb gefunden. Hagrid hat mir geholfen." Er sah auf und schenkte dem Älteren ein Lächeln, dass so viel wie ,Vielen Dank' hieß. Der Hüne wurde rot. "He, das war doch nicht der Rede wert." Remus wandte sich wieder seiner Eule zu. "Ich habe einen Brief für meine Eltern. Kannst du den bitte zu ihnen bringen? Jetzt? Das ist wirklich wichtig. Und ich denke mal, dass sie dich dafür auch belohnen. Also?" Cassandra blinzelte und streckte ihr rechtes Bein aus, womit sie die Bitte ihres Besitzers nicht abzuschlagen schien. Remus holte den Brief heraus und band ihn mit einem kleinen Stück Schnur an ihrem Bein fest. Dann stand er auf und trug sie zum Fenster. "Danke", sagte er und strich ihr noch einmal liebevoll über das Gefieder. Cassandra stieß sich fast augenblicklich vom Arm des Schülers ab und flog hinaus in die Nacht. Des Mond ließ ihre Federn wie Bernstein glitzern und unwirklich erscheinen. Der junge Lupin sah ihr so lang hinterher, bis sie als kleiner Punkt vollständig mit dem nächtlichen Himmel verschmolzen war. Ein warmes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Er wandte sich um. Seine Wangen waren von der Kälte leicht gerötet. "Lass uns gehen, Hagrid", sagte er zum Wildhüter. Dieser nickte und zusammen verließen sie die Eulerei über die Wendeltreppe. ~~~~~ 1.Akt, Kap.VII - Ende ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)