Feuer und Wasser von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Honigblondes Haar ---------------------------- ______________ Feuer und Wasser ______________ Autor: Ju-chan E-Mail: weissewoelfin@arcor.de Teil: 1 / 15 Abgeschlossen: ja Fandom: Original Warnung: ganz viel sap, ab und an vielleicht depri Disclaimer: Die beiden gehören mir! *hüpf* Kommentar: Hallöchen! Wieder mal was "Neues" (na ja, eigentlich schon ziemlich altes, das ich nur aus seinem Dornröschenschlaf auf meinem PC erweckt hab!) von mir. Ich würde mich wieder mal über Kommentare freuen! _______________ Honigblondes Haar _______________ "Pscht! Sag nichts!" Mit angehaltenem Atem lauschte Riccardo auf die rufenden Stimmen im Flur. Deutlich konnte er hören, wie Türen geöffnet und wieder geschlossen wurden. Sicher suchte auch Sandro nach ihm. Sandro war ein junger Pfleger, der ihm hier zugeteilt worden war. Hier, das hieß in der Klinik für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie, in der Riccardo seit gestern morgen war. Er begriff einfach nicht, wie seine Eltern ihn in dieses Irrenhaus für Kinder stecken konnten. Nur weil er ein bisschen lebhafter war, als andere 16-jährige?! Okay, und vielleicht auch ein bisschen aggressiver... Riccardo verzog schmerzlich das Gesicht. Es gab nun mal Momente, wo er einfach austickte. Hatte sowas nicht jeder mal?! Plötzlich wurde auch die Tür von dem Zimmer, in dem Riccardo sich gerade befand, aufgerissen und ein Pfleger steckte den Kopf herein. Riccardo kauerte sich tiefer hinter das Bett und hoffte, dass der Besitzer von diesem ihn nicht verraten würde. Dann durchschnitt Sandros Stimme die langsam einkehrende Stille: "Hast du hier wen reinkommen gesehen?" Riccardo blickte mit großen Augen den Jungen an, der stumm über ihm im Bett saß, und betete noch ein Mal zu Gott, dass dieser nichts sagen würde. Doch der andere schüttelte nur den Kopf und blickte den Pfleger direkt an. Dieser seufzte tief und schloss leise die Tür. Riccardo konnte hören, wie sich seine Schritte entfernten. Als es draußen wieder fast vollkommen still war - sicher suchten sie ihn auf der nächsten Station -, erhob er sich und streckte seine knackenden Glieder. Dann pilgerte er leise zur Tür, öffnete sie einen Spalt und blickte kurz hinaus. Der Gang war leer. Aufatmend schloss er sie wieder und blickte den Jungen, der ihm viel Ärger erspart hatte, dankbar an. Sein Gegenüber war etwas kleiner als er selbst und wirkte ziemlich dünn und blass. Er saß aufrecht im Bett, nur die Beine mit der weißen Decke bedeckt. Soweit man es erkennen konnte, trug er ein einfaches weißes T-Shirt. Seine mittellangen Haare waren honigblond und umrahmten sein Gesicht. Dieses hatte weiche Züge und wirkte noch etwas kindlich. Riccardo schloss daraus, dass sein Gegenüber jünger als er sein musste, wenn auch nicht viel. Die blauen Augen waren direkt auf ihn gerichtet und musterten ihn mit einer unverhohlenen Neugier, welche aber durch den todernsten Gesichtsausdruck, ein wenig grotesk wirkte. Mit einem offenen Lächeln ließ sich Riccardo auf das leere Bett neben dem Blonden plumpsen. Anscheinend lag dieser hier ganz alleine im Zimmer. "Danke, Mann! Du hast mir eben echt geholfen!" Riccardo grinste und seufzte dann gespielt. "Diese ollen Pfleger machen mich krank!!!" Das Gesicht des Blonden blieb ausdruckslos. Riccardo legte den Kopf schief. "Wie heißt du?" Keine Antwort. "Und warum bist du hier?" Wieder nur ein stummer Blick. "Hm... bist wohl nicht sehr gesprächig, was?" Mit einem schnellen Griff fasste der Blonde nach einem Zettel, der auf seinem Nachttisch lag und warf ihn zu Riccardo rüber. Dieser fing ihn überrascht auf und las die Kopfzeile: "Simon Ziegler" Daneben stand das Geburtsjahr. Simon war 15 Jahre alt, wenn Riccardo sich nicht verrechnet hatte. Mit einem verlegenen Lächeln reichte er den Zettel zurück und Simon packte ihn, ohne den Blick von Riccardo abzuwenden, auf seinen Platz. Stumm sahen beide sich an und Riccardo konnte deutlich spüren, wie der Jüngere ihn musterte. Riccardo war ein bisschen größer als Simon, vielleicht 1,80 m. Dadurch, dass er Fußball spielte, war sein Körper trainiert und er verfügte über ein gewisses Maß an Kraft. Riccardo besaß kupferrotes volles Haar, das ihm bis an die Schulterblätter reichte und in einem lockeren geflochtenem Zopf zusammengehalten wurde. Einige Strähnen hatten sich bei dem Gerenne durch den Flur gelöst und umrahmten nun sein freundlich dreinblickendes Gesicht und fielen in die warmen braunen Augen. Sie funkelten aufgeregt. Und diese Augen hielten Simons Blick seelenruhig stand. Als dieser seine Musterung beendet hatte, wandte er den Blick aus dem Fenster und Riccardo interpretierte dies als einen stummen Rauswurf. Seufzend erhob er sich, ehe er meinte: "Wie es aussieht, soll ich wohl gehen..." Doch gerade als er sich zur Tür wenden wollte, riss Simon seinen Kopf herum und schüttelte ihn so wild, dass die honigblonden Haare nur so flogen. Überrascht hielt Riccardo inne und nahm wieder auf dem Bett platz. "Hm... Okay, dann bleibe ich halt noch. Ich heiße Riccardo. Und du bist also der Simon!" Ein Nicken von dem Jüngeren. "Und du willst nicht mit mir reden, aber ich soll hier bleiben?" Ein trauriger Blick war die Antwort auf diese vorsichtige Frage. Und Riccardo war klar, dass er eine empfindliche Stelle getroffen hatte. Deshalb meinte er ausweichend: "Okay! Du musst nicht mit mir reden. Ich bleibe trotzdem. Ihr scheint mir hier in diesem Laden zwar alle 'nen Spleen zu haben, aber du bist bisher der mit Abstand normalste! Kennst du Jens aus Zimmer 36, oder so?" Simon nickte leicht und verdrehte genervt die Augen. Riccardo musste kichern und meinte dann grinsend: "Ganz deiner Meinung! Der Typ hat'n Ding an der Waffel!" Simon zog die Stirn kraus und legte den Kopf schief. Riccardo verstand. "Der ist doch tatsächlich heute morgen bei mir ins Zimmer spaziert und hat mir einen Vortrag über Frösche gehalten. Der hat so schnell gesprochen, dass ich ihn gar nicht verstanden hab. Und als er dann noch angefangen hat, wie ein Frosch zu quaken, hab ich wirklich Angst bekommen. Ich hab 'nen Pfleger gerufen und der hat ihn dann aus meinem Zimmer gezerrt. Gott sei dank auch. Von Fröschen hab ich erst mal genug!" Simons ernstes Gesicht verzog sich leicht und die ersten Ansätze eines Lächelns waren zu erkennen. Riccardo war schon jetzt der Meinung, dass Simon mit einem Lächeln im Gesicht noch schöner aussehen würde, als er es jetzt schon tat. Und Simon war schön, daran bestand kein Zweifel. "Weißt du eigentlich, dass der australische Beutelfrosch....", begann Riccardo, doch als Simon verzweifelt mit den Händen fuchtelte und sie demonstrativ auf die Ohren presste, brach Riccardo in Lachen aus. Überrascht nahm Simon wieder die Hände runter und blickte den lachenden Riccardo an. Dieses Lachen war eines der schönsten, das er je gehört hatte. Der Ältere wischte sich die Lachtränen aus den Augen und meinte grinsend: "So ungefähr muss ich auch ausgesehen haben, als Jens mich zugetextet hat. Doch der hat nicht so einfach aufgehört!!!" Verzweifelt schüttelte er den Kopf. Simon musste grinsen. //Armer Riccardo!// Glücklich darüber, dass er auf das ernste Gesicht des anderen ein Lächeln hatte zaubern können, erhob sich Riccardo. Entschuldigend meinte er: "Sorry, aber es gibt gleich Abendessen und wenn ich bis dahin nicht wieder da bin, macht Sandro schrecklichen Terror!" Das Lächeln in Simons Gesicht verblasste und seine Augen sahen den Älteren flehend an. //Bitte, geh noch nicht!// Riccardo wandte sich zur Tür, drehte sich aber noch ein Mal um. "Ich komm sicher wieder!" Diese Worte konnten Simons Gesicht wieder ein wenig aufhellen, doch eine Spur der Traurigkeit blieb deutlich zurück. Riccardo verließ leise den Raum... Kurz bevor er die Tür zu seinem Zimmer öffnen konnte, legte sich eine Hand auf seine Schulter. "Riccardo Sieber! Wir haben dich auf der ganzen verfluchten Station gesucht! Wo warst du? Du kannst doch nicht einfach während eines Gesprächs mit dem Arzt, abhauen!" Sandro sah ihn wütend an. "Ach, das war mir zu öde! Der kann mir noch eh nicht helfen, weil es bei mir nichts zu helfen gibt. Ich bin so wie ich bin!" Damit öffnete er die Zimmertür und trat ein. Mit einem Seufzen warf er sich auf sein Bett, welches weich federte. Sandro folgte ihm wortlos und ließ sich auf dem anderen leeren Bett nieder. Erwartungsvoll blickte er Riccardo an. Dieser starrte an die Decke und meinte mit leiser Stimme: "Sag mal, was ist das für ein Junge in Zimmer 52?" Sandro überlegte kurz, dann antwortete er: "Ach, du meinst Simon. Er redet nicht. Und das schon seit Wochen. Alle wissen, dass er reden kann, aber er weigert sich." "Warum das?" "Das darf ich dir leider nicht sagen!" "Ärztliche Schweigepflicht, ich verstehe..." Riccardo hörte sich wirklich enttäuscht an. "Na ja, sagen wir's so: Es sieht nach einem Trauma aus. Aber mehr sag ich nun wirklich nicht!" "Schon okay..." "Warst du dort?" "Wie kommst du drauf?", antwortete Riccardo mit einer Gegenfrage. "Woher solltest du sonst von Simon wissen?" "Stimmt... Ja, ich war dort..." "Er hat nichts gesagt, oder?" "Nein, er blieb stumm..." Nachdenklich schloss Riccardo die Augen. Er konnte hören, wie Sandro aufstand. "Es gibt Abendbrot, im Gemeinschaftsraum, wenn du willst!" "Ja, ich komme sofort!" Die Tür ging und Riccardo war alleine. Immer noch dachte er an Simon und sein Lächeln. /Was wohl mit ihm los ist?/ Grübelnd erhob er sich und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Dort angekommen, wanderte sein Blick suchend durch den Raum, doch Simon war nirgends zu sehen. Ein wenig enttäuscht holte er sich sein Essen und ließ sich alleine an einem Tisch nieder. /Sicher bekommt er Essen auf dem Zimmer... Ist ihm nicht langweilig, so alleine?!/ ______ TBC ______ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)