Feuer und Wasser von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Lächeln ------------------ ______________ Feuer und Wasser ______________ Autor: Ju-chan E-Mail: weissewoelfin@arcor.de Teil: 3 / 15 Abgeschlossen: ja Fandom: Original Warnung: ganz viel sap, ab und an vielleicht depri Disclaimer: Die beiden gehören mir! *hüpf* Kommentar: Hm... Danke an Ryon und Kathi-chan für ihre Kommentare! Freut mich, dass die Story doch irgendwer liest *tropf* Na ja, nun das Kapitel! _______________ Lächeln _______________ "Mist!" Fluchend hastete Riccardo über den leeren Flur in Richtung Zimmer 52. Er hatte Simon doch versprochen zu kommen, und das war vor zwei Tagen gewesen. Eigentlich hatte er vorgehabt, gestern zu ihm zu gehen, aber diese dummen Ärzte hatte ihn den ganzen Nachmittag mit Untersuchungen genervt. Und als er dachte, dass er fertigt wäre, hatten sie ihm einen Therapeuten auf den Hals gehetzt. Da war keine Zeit für Simon gewesen - was Riccardo mächtig leid tat. /Ach, er wird schon nicht sauer sein. Und wenn doch, mehr als nicht mit mir reden kann er nicht. Und das tut er doch eh nicht!/ Riccardo zuckte schmerzlich zusammen, als er begriff, was er eben gedacht hatte. Irgendwie taten ihm diese Gedanken leid. Simon konnte doch auch nichts für seinen Zustand. /Was meinte Sandro noch mal? Ein Trauma?/ Aber vielleicht, wenn Simon sich Mühe gab... oder wollte er einfach nicht sprechen? Riccardo schnaubte leise. Er verstand irgendwie nicht, was in Simon vorging. /Und sicher verstehen es die Ärzte auch nicht.../ Endlich war er vor Zimmer 52 angekommen. Leise klopfte er an die Tür, doch es ertönte keine Antwort. /Wie auch?!/ Riccardo biss sich innerlich auf die Zunge und trat einfach ein. Der Raum war leer. Kein Simon. Die Bettdecke war säuberlich zurück geschlagen. Verwirrt trat Riccardo ans Fenster und sah hinaus. /Vielleicht hat er eine Untersuchung. Oder aber er ist im Gemeinschaftsraum.../ Riccardo beschloss zu warten und setzte sich auf das leere Bett neben Simons. Und es dauerte gar nicht lange, bis sich die Tür öffnete und Simon erschien - leichenblass und von einer Krankenschwester im Rollstuhl geschoben. Riccardo erschrak richtig, als er den leeren Blick sah, mit dem der Jüngere gerade ausstarrte. Die Schwester nickte ihm freundlich zu und meinte dann, an Simon gewand: "So, Simon, hier wären wir wieder! Und du hast sogar Besuch!" Der Kleinere reagierte nicht und sah nur stur nach vorne. Die Schwester seufzte tief, dann meinte sie unmerklich eine Nuance schärfer: "Würdest du bitte aufstehen?" Keine Reaktion. Die Schwester wirkte einen Moment ratlos. Verunsichert warf sie Riccardo einen hilfesuchenden Blick zu, worauf dieser auf Simon zuging. "Hey Simon!", begrüßte er den stummen Jungen. "Ich hab dir doch versprochen, zu kommen. Tut mir leid, dass es erst heute was geworden ist...." Langsam hob der Jüngere seinen Blick und sah Riccardo an. Dieser hätte schwören können, dass Simon jeden Moment in Tränen ausbrechen würde, doch dies geschah nicht. Der Kleine erhob sich lediglich wortlos aus dem Rollstuhl, setzte sich auf den Rand seines Bettes und starrte seine Knie an. Die Schwester warf ihm einen dankbaren Blick zu und verließ dann leise das Zimmer. Nun waren Riccardo und Simon allein, doch letzterer schenkte dem Älteren immer noch keine Aufmerksamkeit. Wie in Trance starrte er nach unten. Dennoch wollte Riccardo nicht gleich aufgeben und hockte sich vor den Sitzenden hin, um ihm in die Augen blicken zu können. "Soll ich gehen? Bist du sauer weil ich gestern nicht gekommen bin? Oder bist du müde von der Untersuchung?" Wie als Antwort rutschte der Kleinere vom Bettrand und fiel Riccardo fast in die Arme. Dieser verlor zwar das Gleichgewicht und landete auf seinem Allerwertesten, doch war er so geistesgegenwärtig, um den Jüngeren an sich zu ziehen. Dieser hing schlaff in seinen Armen und Riccardo hatte schon Angst, dass er das Bewusstsein verloren haben könnte. Leichte Panik stieg in ihm auf. Doch als Simons Körper in seinen Armen zu zucken begann, realisierte er, dass der Jüngere angefangen hatte lautlos zu weinen. Leise beruhigend auf ihn einredend, rappelte sich Riccardo auf und hob den Jüngeren auf das Bett zurück. Dieser wirkte unnatürlich leicht in seinen Armen und leistete keinen Widerstand. "Simon! Hey! Hör auf zu weinen, bitte!" /Was haben sie bloß mit ihm gemacht??? Ich dachte, die wollen einem hier helfen und ihn nicht noch mehr seelisch fertig machen!!!/ Eine gewaltige Wut stieg in Riccardo hoch, als er den Jüngeren betrachtete. Dennoch zwang er sich, sie zu unterdrücken, denn er wusste, wenn er einen Wutanfall bekam, würde er den Jüngeren nur noch mehr erschrecken. Dafür setzte er sich auf den Bettrand und zog Simon die Decke bis zur Brust hoch. Simon hatte die Augen geschlossen und Tränenspuren glänzten auf seinen Wangen. Sanft strich Riccardo sie ihm weg und ließ seine Hand einen Augenblick auf Simons Wange ruhen. Dieser schlug verwundert die Augen auf und Riccardo zog schnell seine Hand zurück. Er musste aber überrascht feststellen, das der Jüngere eine Hand unter der Decke hervor zog und auf seine legte. Ein warmes Gefühl breitete sich in Riccardo aus und er meinte hoffnungsvoll: "Also bist du nicht sauer auf mich, weil ich gestern nicht hier war?" Ein Kopfschütteln von Simon. "Ach, Gott sei dank! Es tut mir wirklich leid! Ich wollte ja gestern kommen, aber die dummen Ärzte, Pfleger, Therapeuten und was-weiß-ich-nicht-noch haben mich aufgehalten!!! Die haben mich den ganzen Tag über zugelabert und ich musste alle möglich Übungen machen. Ich bin zwar nicht davon überzeugt, dass es was bringt, aber okay... mach ich halt mit..." Riccardo verstummte. "Langweile ich dich?" Simon, der entspannt die Augen geschlossen hatte, riss sie überrascht wieder auf und schüttelte heftig den Kopf. Mit einem aufforderndem Nicken deutete er ihm weiter zu sprechen. Und das tat Riccardo auch. Den ganzen Nachmittag lang, bis zum Abend. Die Abendbrotzeit war schon längst vorbei. Kurz war eine Schwester bei ihnen im Zimmer gewesen, und hatte das Abendbrot und ein paar Tabletten für Simon gebracht. Doch beides lag noch unberührt auf dem Nachttisch. Sich am Kopf kratzend fragte Riccardo: "Willst du nichts essen?" Simon, der sich nach einer Weile wieder aufgesetzt hatte, schüttelte den Kopf. Er sah schon besser aus, wie als er von der Untersuchung gekommen war, aber er wirkte müde. "Aber die Tabletten nimmst du doch, oder? Ich weiß zwar nicht wofür die sind, aber sie werden wohl wichtig sein..." "Ja, die sind wichtig!" Sandros Stimme hörte sich nicht gerade erfreut an. Überrascht drehten die beiden Jugendlichen sich zur Tür. Beide hatten nicht gemerkt, dass die Schwester sie offen gelassen hatte und auch nicht, dass Sandro hereingetreten war. "Wie lange stehst du da schon?" Riccardo verengte seine Augen zu Schlitzen. Er mochte es nicht, wenn er belauscht oder beobachtetet wurde. "Noch nicht lange! Keine Sorge! Aber du, wo warst du? Ich hab dich auf deinem Zimmer gesucht! Was ist mit dem Abendessen?" "Sorry, hab ich vollkommen vergessen! Ich hab mich hier verquatscht!" Er warf ein glückliches Lächeln zu Simon und dieser erwiderte es ebenso glücklich. Riccardo war verblüfft gewesen, als Simon im Laufe des Nachmittags immer öfter gelächelt hatte. Und ab und an hatte Riccardo ihn auch grundlos angelächelt, um zu sehen, ob Simon zurück lächelte. Und er tat es. Ganz frei und offen. Riccardos Gedanke von vorgestern, dass Simon mit einem Lächeln im Gesicht hübscher aussehen würde, hatte sich bestätigt. Ein Simon ohne Lächeln raubte Riccardo ja schon den Atem, aber einer mit... einfach traumhaft... Im ersten Moment war er ein bisschen über seinen Gedanken erschrocken, aber nun, nach einem ganzen Nachmittag mit Simon, erschien er ihm normal. Der Jüngere war nun mal eine Schönheit. Nur gesprochen hatte er nicht. Darüber war der Ältere zwar ein bisschen verbittert, aber was sollte er tun? Scheinbar wollte Simon nicht reden... "Träum nicht! Es ist schon spät!", mahnte ihn Sandro, als Riccardo vor sich hinstarrend verharrte. "Ja, ich komme.... So, ich muss los, Simon! Mal sehen, wenn ich Zeit hab, komm ich morgen vielleicht wieder, ja?", wandte sich Riccardo an Simon. Dieser nickte glücklich und zog seine Hand, die die ganze Zeit auf Riccardos Schenkel geruht hatte, zurück. Beide lächelten sich noch mal zu, dann verließen Riccardo und Sandro das Zimmer... Nach einigen Metern hielt der Pfleger Riccardo am Handgelenk fest. "Was war das denn bitte schön gerade?" "Was meinst du?" "Na Simon! Was hast du mit ihm gemacht?" "Hä? Ich hab gar nichts gemacht! Okay, er wirkt ein bisschen müde, aber das ist nicht..." "Das meinte ich doch gar nicht...", unterbrach Sandro ihn. "Er hat gelächelt! Und das gleich zwei mal!" "Ja und?" "Ja und?! Was heißt hier ,Ja und?!'! Er lächelt sonst nie! Eigentlich ist er den ganzen Tag damit beschäftig, die Wand anzustarren. Was denkst du, warum wir ihn immer mit dem Rollstuhl zu den Untersuchungen fahren? Er ist körperlich vollkommen gesund, aber er weigert sich permanent, mit uns zusammen zu arbeiten. Würden wir ihn nicht schieben, müssten wir ihn zu den Untersuchungen und Therapien zerren!" Riccardo riss die Augen auf. "Was? So schlimm ist das mit ihm? Ein bisschen was hab ich ja mitbekommen, als er von einer Untersuchung oder so kam, aber das hat sich am Nachmittag wieder gegeben." "Was hast du eigentlich die ganze Zeit dort gemacht?" "Geredet!" "Er auch?" In Sandros Stimme lag etwas Bittendes. "Bedaure, er hat die ganze Zeit geschwiegen..." "Und wie habt ihr euch unterhalten?" "Och, man gewöhnt sich daran, nur Fragen zu stellen, die er mit ,ja' oder ,nein' beantworten kann. Und darauf hat er dann immer mit einem Kopfschütteln oder Nicken reagiert." "Wow! Ich bin überrascht.... Du machst an einem Tag soviel Fortschritte mit ihm, wie wir in zwei Wochen...." "Sag mal..." Riccardo musste grinsen. "Du bist ja so redselig heute. Was war noch mal mit Schweigepflicht?" "Ach! Wenn man zwei Wochen lang gegen eine Mauer redet und dann so ein frecher Typ wie du kommt und unglaubliche Fortschritte macht, kann man die schon mal ein bisschen abschwächen, also die Schweigepflicht. Du musst es ja nicht überall herum tratschen! Ich bin bloß der Meinung, dass ein Freund Simon sicher gut tut..." "Hoff ich doch, dass ich ihm gut tue..." Riccardo grinste. "So, nun aber ab in dein Zimmer. Ich hab dir was zu Essen hingestellt und dann fertig machen zum Schlafengehen!" "Jawohl, Sir!" Riccardo salutierte ernst, dann lief er in sein Zimmer. Sandro schüttelte nur den Kopf. Okay, so lange war er hier noch nicht angestellt, aber so einer wie Riccardo war ihm auch noch nicht untergekommen. Langsam beschlich ihn die Frage, warum dieser eigentlich hier war. Er wirkte vollkommen normal und war dazu auch ziemlich freundlich, wenn er nicht gerade seinen Kopf durchsetzten musste. Deshalb schickte man doch keinen wie ihn in diese Klinik?! Angeblich sollte er in bestimmten Situationen ziemlich wütend reagieren und man hatte ihnen gesagt, sie sollten ihn nicht reizen. Doch Riccardo war scheinbar mächtig schwer zu reizen.... Nachdenklich machte Sandro sich wieder an die Arbeit.... ______ TBC ______ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)