Am Anfang war das Schulprojekt von Autumn (JoeyxSeto) ================================================================================ Kapitel 19: Zweite Woche, Mittwoch (Teil 1) ------------------------------------------- *Autumn kommt rein* Kinder, ich könnte heulen vor Freude! Ich bin echt happy und dankbar, dass Ihr mir so viele liebe und aufbauende Kommis schreibt! *alle kräftig umarmt und knuddelt* Viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels! Kapitel 10: Zweite Woche, Mittwoch Mrs. Sagami betrat die Klasse, gut gelaunt und vergnügt wie immer. In einer Hand hielt sie ihre überdimensionale Tasche, mit der anderen schob sie schwungvoll die Tür hinter sich zu. Vierte Stunde, Sozialkunde. "Guten Tag, meine lieben Schüler! Heute wollen wir uns, wie bereits letzte Stunde (siehe Montag), mit unserem Projekt beschäftigen! Ich habe einen Fragebogen angefertigt und in passender Stückzahl kopiert! Jeder von Ihnen bekommt nun diesen Fragebogen ausgehändigt und füllt ihn bitte gründlich und leserlich aus! Absolute Ehrlichkeit ist erwünscht, keine Beschönigung oder Verschlechterung Ihrer bisherigen Erlebnisse, verstanden? Sie haben die ganze Stunde Zeit!" Die Blätter wurden verteilt und die Schüler senkten aufseufzend ihre Köpfe über das Papier, packten die Kulis, Bleistifte oder Füller aus und begannen, die Fragebögen zu durchforsten. Kaiba verspürte wieder einmal den hartnäckigen Wunsch, Mrs. Sagami aus dem Fenster einige Meter in die Tiefe zu befördern, schrieb aber seinen Namen auf das Blatt und las die erste Frage. 1.) Wer ist Ihr Tauschpartner? >Joey Wheeler.< 2.) Wie alt ist Ihr Tauschpartner? >Sechzehn.< 3.) Welche Haarfarbe hat er/sie? >Goldblond.< 4.) Welche Augenfarbe hat er/sie? >Braun.< 5.) Seit wann kennen Sie ihn/sie? >Seit der Mittelschule.< 6.) Ihr allererster Eindruck von ihm/ihr? Der Firmenchef zögerte. Er erinnerte sich nicht mehr sehr genau an sein allererstes Zusammentreffen mit dem Blonden, zumal er damals, als er vierzehn gewesen war und Joey neu in seine Klasse gekommen war, nicht groß auf ihn geachtet hatte. Wann hatte ihre Rivalität begonnen? Und warum? Er versuchte, sich den Tag vorzustellen, an dem er des anderen zum ersten Mal ansichtig geworden war und einzelne Bruchstücke blieben in seinem Geist haften: Wie Joey vor der Klasse gestanden war, mit einem breiten Lächeln; wie Joey aus Versehen das Federmäppchen des Brünetten zu Boden fegte und Kaiba ihn zurechtstutzte für seine Tollpatschigkeit, worauf der Jüngere ihn wütend angefunkelt und ein paar Unfreundlichkeiten erwidert hatte; wie sie sich um einen Sitzplatz zankten; wie der dreizehnjährige Joey seine Pause in sich hinein schaufelte; wie er eine enttäuschte Schnute zog, als er eine Fünf in Mathe bekam - ein temperamentvoller, eigenwilliger Junge mit einer lauten Klappe, einem riesigen Appetit und eher durchschnittlicher Intelligenz. So ungefähr konnte man seinen Gesamteindruck wohl beschreiben. Nächste Frage. 7.) Welche Hobbys hat er/sie? >Duel Monsters, mit seinen Freunden losziehen, mir auf die Nerven fallen.< 8.) Seine/Ihre Familiensituation? >Sein Vater sitzt wegen Trunksucht, Randalismus und Kindesmisshandlung im Gefängnis. Seine geschiedene Mutter lebt ebenfalls in Domino, gemeinsam mit seiner kleinen Schwester.< 9.) Wann hat er/sie Geburtstag? >Am 25. Januar.< 10.) Seine/Ihre charakterlichen Schwächen? >Aufbrausend, frech, ungeschickt, besserwisserisch, vorlaut, faul, störrisch, ein Dickschädel sondergleichen und besitzt außerdem eine deutliche Abneigung gegenüber geistig anspruchsvollen Tätigkeiten, wie etwa Unterricht.< 11.) Seine/Ihre charakterlichen Stärken? >Vital, leidenschaftlich, stolz, schlagfertig, optimistisch, kameradschaftlich, hilfsbereit, mutig, fürsorglich, humorvoll, charmant und willensstark. Lässt sich von niemandem etwas bieten, gibt niemals auf und tut alles für diejenigen, die ihm wichtig sind.< Der Siebzehnjährige hielt inne. All diese Eigenschaften trafen auf den Jüngeren zu und ergaben im Großen und Ganzen einen liebenswerten Burschen, den man einfach gern haben musste. Früher hatte er immer nur Augen für seine schlechten Wesenszüge gehabt, denn sie boten ihm Nahrung für seine Verachtung, für sein Erhabenheitsgefühl. Nun aber begriff er, dass er diesen Menschen, der seit drei Jahren mit ihm in derselben Klasse sass, nie richtig gekannt hatte - bis zu diesem Experiment. 12.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Tier! >Ein Hund, wenn er gut gelaunt ist. Und ein Wolf, wenn er wütend ist.< 13.) Erklären Sie Ihre Wahl! >Hunde sind treue und zuverlässige Tiere. Da er immer hinter seinen Freunden steht, passt das gut zu ihm. Wenn er die Geduld verliert, wird er bissig und er hat durchaus scharfe Zähne. In diesen Situationen hat er mehr von einem Raubtier als von einem Schoßhund.< 14.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Element! Er schloss die Augen, dachte eine Weile nach. Diese sinnliche Schönheit, sein Temperament, seine Impulsivität, der wilde Zorn, den er empfinden konnte, das helle Haar und die warmen braunen Augen, der dunklere Teint seiner Haut, der auf zahlreiche Aufenthalte im Freien, in der Sonne, schließen ließ.... >Feuer.< war seine Antwort. 15.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einer Pflanze! >Die Sonnenblume. Sie dreht sich immer zur Sonnenseite des Lebens, genau wie er.< Joey linste verstohlen zu Seto hinüber. Offenbar war er von Mrs. Sagamis neuer Idee nicht sonderlich begeistert, aber auch bei ihm konnte nicht gerade von überschäumendem Jubel die Rede sein. Ein Fragebogen! Was dieser Sozi-Tante wohl noch alles einfiel? Er schrieb sorgsam seinen Namen auf die dafür vorgesehene Zeile und fing an. 1.) Wer ist Ihr Tauschpartner? >Seto Kaiba.< 2.) Wie alt ist Ihr Tauschpartner? >Siebzehn.< 3.) Welche Haarfarbe hat er/sie? >Dunkelbraun.< 4.) Welche Augenfarbe hat er/sie? >Saphirblau.< Uh, Moment. Konnte er das so stehen lassen? Das klang irgendwie so....poetisch. Nicht, dass ihre Paukerin das missdeutete, oder so?! Aber es stimmte doch! Seine Augen waren wie Saphire....so tief und bestechend....so voller Bannkraft und....ehem, nächste Frage! 5.) Seit wann kennen Sie ihn/sie? >Seit der Mittelschule.< 6.) Ihr allererster Eindruck von ihm/ihr? >Auf den ersten Blick fand ich ihn unsympathisch - er hockte schon so stocksteif hinter seinem Pult und musterte mich von oben herab. Als ich sein Federmäppchen vom Tisch stieß, hat er mich gleich blöd angemacht, von wegen, warum ich nicht besser aufpassen könne und so weiter. Danach war der Kerl für mich gestorben, ein hochnäsiger und verwöhnter reicher Bengel! Wegen seiner snobistischen Art hatte er keine Freunde in der Klasse, aber das hat mich eigentlich kaum gekümmert. Ich erinnere mich an diese erste Begegnung noch, als wäre es gestern gewesen.< 7.) Welche Hobbys hat er/sie? >Duel Monsters, den großkotzigen Millionär heraushängen lassen, seine Firma, das Erreichen der Weltspitze als Duellant, mich provozieren.< 8.) Seine/Ihre Familiensituation? >Eigentliche Eltern sind verstorben. Er und sein jüngerer Bruder Mokuba wurden von Gozaburo Kaiba adoptiert, der allerdings auch nicht mehr lebt. Außer sich selbst haben die Geschwister niemanden.< 9.) Wann hat er/sie Geburtstag? >Am 25. Oktober.< 10.) Seine/Ihre charakterlichen Schwächen? Joey grinste in sich hinein. Na, das war doch endlich mal eine Frage so richtig nach seinem Gemüt, da konnte er sich jetzt seinen Frust von der Seele schreiben! >Arrogant, überheblich, eingebildet, hochmütig, sturer als ein Esel, absolut von sich eingenommen und sehr von sich selbst überzeugt, herablassend, höhnisch, hält sich für etwas besseres, gefühlskalt, über die Maßen misstrauisch, nachtragend, empfindlich, spitzfindig, penetrant, besserwisserisch und unfreundlich.< 11.) Seine/Ihre charakterlichen Stärken? >Fürsorglich, fair, hochintelligent, liebevoll zu seinem Bruder, mutig, selbstbewusst, starker Wille, lässt sich nichts bieten, zielstrebig, ehrgeizig (wenn auch manchmal ein bisschen ZU ehrgeizig), zuverlässig, gewissenhaft, entschlossen und ehrlich.< Er war verblüfft, dass ihm auch dieser Aspekt des Bogens leicht von der Hand ging. Vor lächerlichen zehn Tagen erst hätte er diese Frage vermutlich gar nicht ausfüllen können, weil ihm einfach nichts eingefallen wäre....doch heute? Er stieß einen nachdenklichen Seufzer aus. Wie viel sich doch in eineinhalb Wochen verändern konnte! 12.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Tier! >Er ist wie ein Drache. Oder wie eine Katze.< 13.) Erklären Sie Ihre Wahl! >Drachen sind Fabelwesen, und meistens sehr majestätisch und extravagant. Und Katzen? Also, es ist ja bekannt, dass das keine Haustiere in dem Sinn sind, sondern immer noch kleine Räuber. Sie sind eigenwillig und unabhängig, kommen und gehen, wie es ihnen in den Kram passt und sind ihr eigener Herr.< 14.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Element! Hm, das war nun wirklich kein Problem! >Eis.< Kühl und scharfkantig....und dennoch....tief in seinem Inneren war er sich klar darüber, wie sehr er sich in Wahrheit danach sehnte, dieses Eis zu schmelzen und in reine, verzehrende Flammen zu tauchen....die Flammen der Liebe. Aber Seto weigerte sich, auf die Stimme seines Herzens zu hören....und solange er nicht bereit war, sich seinen Gefühlen zu stellen und sie zu akzeptieren, würde die Situation so festgefahren bleiben wie sie es im Moment war. 15.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einer Pflanze! Hier war gleichfalls kein langes Überlegen vonnöten. Er rief sich die schlanke, edle Gestalt in Erinnerung, die sich mit so viel ungezwungener Eleganz bewegte, die vornehmen Gesten und das attraktive Antlitz.... >Die Rose: wunderschön, aber voller Dornen.< 16.) Nun zu Ihnen: Ihre Lieblingsfarbe(n)? >Rot und Schwarz.< 17.) Ihr Sternzeichen? >Wassermann.< 18.) Ihr(e) Lieblingstier(e)? >Hunde im allgemeinen. Und Katzen.< 19.) Mit welcher Jahreszeit würden Sie sich vergleichen? >Mit dem Sommer.< 20.) Mit welcher Himmelsrichtung? >Süden.< 21.) Welche Rolle würden Sie sich in einem Fantasy-Epos geben? a) Die der Prinzessin, die gerettet werden muss. b) Die des tapferen Prinzen. c) Die des durchtriebenen Schurken. d) Die der gefährlichen Intrigantin. e) Die des heimlichen Liebhabers der Königin. f) Die des mächtigen Magiers und großen Rivalen des Schurken. >Entweder b oder e. Vielleicht auch f.< 22.) Ist Ihr Glas halbvoll oder halbleer? >Halbvoll.< Der Blondschopf zwirbelte eine seiner Haarsträhnen und wunderte sich allmählich, was Mrs. Sagami eigentlich mit diesen mitunter doch recht merkwürdigen Fragen bezweckte. Sollte das dabei helfen, dass sich die Tauschpartner noch genauer kennenlernten, oder wie? 16.) Nun zu Ihnen: Ihre Lieblingsfarbe(n)? >Blau und Weiß.< 17.) Ihr Sternzeichen? >Skorpion.< 18.) Ihr(e) Lieblingstier(e)? >Hunde.< >>Interessant, wenn man bedenkt, dass du vorher überhaupt kein Lieblingstier hattest, neh?<< >>Ach du meine Güte, du schon wieder!!<< >>Hast du mich vermisst?<< >>Nein.<< >>Das war mir von vornherein klar! Gestern hat es ja wieder enorm zwischen dir und Joey geknistert! Das ist wirklich ein Trauerspiel mit dir! Wie lange willst du noch vor dem fliehen, was du fühlst?! Auf die Dauer ist das einfach nicht gut!<< Sein störendes Gewissen hatte natürlich recht. Es würde ihn unglücklich machen, wenn er weiter vor seiner Liebe davonlief - aber wog das Unglück, das er dem anderen bringen würde, nicht viel mehr? Die meiste Zeit seines Lebens hatte er seine Mitmenschen verletzt, verspottet oder ihre Existenzen zerstört....konnte er jemandem wie Joey überhaupt so etwas wie Glück und Geborgenheit bieten? Wieder regte sich der bohrende und nagende Zweifel in ihm. 19.) Mit welcher Jahreszeit würden Sie sich vergleichen? >Winter.< 20.) Mit welcher Himmelsrichtung? >Norden.< 21.) Welche Rolle würden Sie sich in einem Fantasy-Epos geben? Bitte? Mrs. Sagami war ja ein wenig seltsam, aber das hier bewies eindeutig, dass diese unfähige Person von einer Lehrerin ihr Studium in Mittelerde oder Nimmerland absolviert hatte. Und ernst meinte sie es auch noch! a) Die der Prinzessin, die gerettet werden muss. b) Die des tapferen Prinzen. c) Die des durchtriebenen Schurken. d) Die der gefährlichen Intrigantin. e) Die des heimlichen Liebhabers der Königin. f) Die des mächtigen Magiers und großen Rivalen des Schurken. >Allerhöchstens f. Und wenn Sie mich fragen, haben Sie zu viele Filme gesehen.< 22.) Ist Ihr Glas halbvoll oder halbleer? >In der Regel halbleer.< 23.) Das Projekt läuft nun schon eine ganze Weile. Haben Sie neue Erkenntnisse über Ihren Tauschpartner gewonnen? Ja oder nein? >Ja.< 24.) Trifft Ihr erster Eindruck immer noch zu oder hat er sich verändert? >Er hat sich verändert. Anfangs fielen mir nur seine negativen Eigenschaften auf und ich übersah seinen im Grunde bemerkenswerten Charakter. Er ist nicht perfekt, das stimmt - und er hat mir gezeigt, dass ich es auch nicht bin. Niemand von uns ist das. Ich betrachte ihn jetzt als ebenbürtig.< 25.) Wie genau haben sich Ihre Gefühle oder Ihre Meinung gewandelt? >Ich konnte ihn früher nicht leiden. Jetzt....< >>....liebst du ihn, jawohl! Los, hinschreiben!<< >>Halt die Klappe!<< >....mag ich ihn.< antwortete der Firmenchef schließlich, was seine innere Stimme nicht begrüßte, aber es war immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Er blickte zu dem Jüngeren hinüber, neugierig, wie er den Bogen ausgefüllt haben mochte. 23.) Das Projekt läuft nun schon eine ganze Weile. Haben Sie neue Erkenntnisse über Ihren Tauschpartner gewonnen? Ja oder nein? >Ja.< 24.) Trifft Ihr erster Eindruck immer noch zu oder hat er sich verändert? >Nein, er trifft nicht mehr zu. Während der vergangenen Tage hat sich mir eine andere Seite an Seto Kaiba offenbart, die ich nie in ihm vermutet hätte; eine verborgene Seite, die er niemandem zeigt, der nicht sein Vertrauen verdient. Ich weiß sicher, dass ich mir dieses Vertrauen erworben habe und ich bin stolz darauf. Der harte Geschäftsmann ist vor meinen Augen verschwunden und es wurde mir erlaubt, den Menschen näher kennen zu lernen, der er ist. Ihn besser zu begreifen, unsere Unterschiede und unsere Gemeinsamkeiten zu verstehen, das sind die wertvollsten Erfahrungen, die ich während der letzten Woche gemacht habe.< 25.) Wie genau haben sich Ihre Gefühle oder Ihre Meinung gewandelt? >Ich konnte ihn nicht ausstehen! Heute aber kann ich sagen, dass....< Der Kuli verblieb einen Moment in der Luft, als besinne er sich, wie er sich ausdrücken sollte. Dann jedoch schrieb er unbeirrt den Satz zu Ende. >....ich ihn sehr gern habe.< Es läutete. Mrs. Sagami sammelte die Blätter ein und erklärte: "Wunderbar! In der Mittagspause werde ich die Fragebögen auswerten und Ihnen dann in der nächsten Stunde die Papiere wieder austeilen! Diesmal bekommt jeder den Zettel seines jeweiligen Partners! Guten Appetit, meine Lieben!" Damit eilte sie davon und zwei mehr oder minder geschockte Oberschüler blieben auf ihren Stühlen zurück, während die übrigen in die Mensa strömten. Nie wäre ihnen der Gedanke gekommen, dass der andere so direkt und unverblümt die eigenen Antworten würde lesen können! Das konnte doch nur ein Scherz sein! Aber nein, Mrs. Sagami scherzte nicht. Pünktlich beehrte sie ihre Klasse nach der Mittagspause wieder mit ihrer Anwesenheit und ihr strahlendes Lächeln ließ ihre Schüler so einiges befürchten. "Ich habe fleißig gearbeitet und die Fragebögen korrigiert! Sie bekommen sie jetzt zurück und ich werde mich dann zum Hintergrund einiger Fragen äußern und Ihnen die Bedeutung Ihrer Antworten erklären." Sie ging durch die Sitzreihen und der Stoß Blätter auf ihrem Arm schmolz langsam in sich zusammen, bis sie zurück an ihrem Pult war. "Gut. Fangen wir an. Warum die Fragen nach Haar- und Augenfarbe? Ganz einfach: Bestimmten Farben schreibt man bestimmte Eigenschaften zu und ich war neugierig, ob die betreffenden Personen, über die ihre Partner sich geäußert haben, tatsächlich passende Charakteristika aufweisen. Schwarzes Haar zum Beispiel steht für Tatkraft, Aktivität, Selbstbewusstsein, Draufgängertum und die Fähigkeit zu großen Taten, im guten wie im bösen Sinn, sogar im erotischen. Braune Haare symbolisieren Zurückhaltung und eine gewisse Distanz, oftmals gepaart mit Eleganz und einem vielschichtigen Charakter. Brünette können sehr sanft sein, besitzen aber mitunter einen harten Kern und kommen besser allein zurecht als andere. Blondes Haar verkörpert Werte wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, innere Reinheit und Stärke und die Farbe Gelb oder Golden wurde schon im alten China mit Wärme, Leben, der Sonne und ihrer lebensspendenden Kraft in Verbindung gebracht. Rotes Haar steht für ein aufbrausendes Temperament, Abenteuerlust, Leidenschaftlichkeit und Sturheit und man schreibt Rothaarigen gerne die Rolle des Verführers oder der Verführerin zu. Zu den Augenfarben. Blau beispielsweise suggeriert immer eine gewisse Kühle und Unnahbarkeit, oft auch Einsamkeit oder Fremdheit. Aber man verbindet diese Farbe auch mit Lebendigkeit, Jugend, Tatkraft und Erfolg. Braune Augen vermitteln ähnliche Werte wie braunes Haar: Sie strahlen Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit aus und vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit. Grüne Augen stehen für Natürlichkeit und eine Ruhe, welche vertrauenserweckend wirkt und die im Bedarfsfall sehr aktiv werden kann." Joey linste zu dem Firmenchef hinüber und seufzte leise. Kühle. Unnahbarkeit. Einsamkeit. Ob Mrs. Sagami ahnte, wie nah sie der Wahrheit damit kam? So kalt und abweisend er sie kennen gelernt hatte, heute liebte er diese juwelengleichen Augen, da er begonnen hatte, die Rätsel zu entschlüsseln, die dahinter verborgen waren. >>Denkst du, ich spüre es nicht? Die gegenseitige Anziehung zwischen uns? Meinst du, ich merke nicht, wie dein Blick auf mir ruht, als wolle er sich in meine Haut brennen? Du empfindest etwas für mich, ich bin ganz sicher! Warum hältst du es zurück? Fürchtest du dich? Glaubst du, mich nicht glücklich machen zu können? Du bist ein Dummkopf, Seto....ein noch viel größerer Dummkopf als ich.<< "Nun zu den Fragen nach dem Element, der Pflanze und dem Fantasy-Epos. Das Element symbolisiert Ihre innere Einstellung, Ihre Grundwerte. Lesen Sie, was Ihr Austauschpartner geschrieben hat." Kaiba wunderte sich nicht, das Wort "Eis" auf der Zeile vorzufinden. Er selbst hätte wohl nichts anderes angegeben - und was seine eigene Wahl betraf....Feuer passte einfach zu dem hitzigen Blondschopf. "Die am häufigsten genannten Elemente waren Wasser, Luft bzw. Wind und Feuer. Wind steht in erster Linie für einen unabhängigen und freiheitsliebenden Menschen, der sich ungern nach irgendwelchen Regeln richtet. Wasser verkörpert einen flexiblen Menschen, der mit dem Strom schwimmt, aber dennoch offen ist für Veränderungen. Erstarrt das Wasser zu Eis, handelt es sich meist um jemanden, der seinen Gefühlen ungern freien Lauf läßt und sich lieber in sich selbst zurückzieht. Feuer wiederum steht natürlich für eine extrovertierte, temperamentvolle Persönlichkeit, die ein Leben mit Herausforderungen schätzt und allem etwas Positives abzugewinnen versucht. Bei der Pflanze hat der Großteil von Ihnen nichts hingeschrieben, was ich sehr schade fand. Sie sind die Symbole für Ihre Liebes- oder Freundschaftsgefühle, denn mit jeder Blume wird eine bestimmte Botschaft verbunden. Ich nenne Ihnen nur ein paar von denen, die ich gelesen habe. Mandelblüte: Du bist ganz, wie ich dich ersehnte. Orchidee: Ich bewundere deine Schönheit. Tulpe: Eine Liebeserklärung. Lotos: Ohne dich kann mir kein Friede sein. Krokus: Ich brauche Bedenkzeit. Jasmin: Wir wollen ewig Freunde bleiben. Chrysantheme: Mein Herz ist frei. Edelweiß: Deine Schönheit ist überwältigend. Dahlie: Gedulde dich noch ein wenig. Orangenblüte: Hochzeit. Veilchen: Ich liebe dich heimlich. Sonnenblume: Ich habe Augen nur für dich. Rose, rot: Herzensgefühle für dich. Die Personen des Fantasy-Epos stehen dafür, wie Sie sich selbst sehen. Die Prinzessin ist eine schutzbedürftige, schüchterne, aber nichtsdestotrotz anziehende und intelligente Person. Der tapfere Prinz ist wagemutig, liebt Herausforderungen und tut alles für diejenigen, die er liebt. Der Schurke klingt zwar sehr negativ, meint aber einen willensstarken und hochintelligenten Menschen, der viele Fähigkeiten und Talente besitzt - die er zum Guten oder zum Schlechten einsetzen kann. Die Intrigantin bezeichnet nicht wirklich eine Betrügerin, sondern steht für die Femme Fatale, eine Frau mit sexy Ausstrahlung, die weiß, was sie will und wie sie es bekommt. Der heimliche Liebhaber symbolisiert einen leidenschaftlichen und sinnenfreudigen Charakter, der sich gerne mal auf ein Risiko einlässt. Das Objekt seiner Begierde muss aber in aller Regel entweder schwer zu haben sein oder sonst irgendeine Extravaganz aufweisen, damit sich die Mühe lohnt. Der Magier steht für den Erfolgsmenschen mit viel Ehrgeiz, dem Niederlagen fremd sind. Dennoch braucht dieser Mensch stets eine Herausforderung, zum Beispiel einen Rivalen, der ihn dazu zwingt, sein Können unter Beweis zu stellen. So....", meinte Mrs. Sagami zufrieden, "....das sind die wichtigsten Aspekte dieses Fragebogens. Er sollte dazu dienen, herauszufinden, ob Sie Ihren Tauschpartner besser kennen gelernt haben und ob Ihre persönliche Einschätzung mit der des anderen übereinstimmt. Ich hoffe, es hat Ihnen Spaß gemacht! Und denken Sie daran, dass Sie am Ende des Experiments einen vollständigen Bericht über Ihre Erfahrungen und Erlebnisse abliefern müssen, der dann benotet wird! Den Rest der Stunde dürfen Sie sich gerne mit Ihrem Partner über den Test unterhalten!" Joey drehte sich zu Kaiba um, denn er hatte die Antworten des Brünetten bis zum Ende durchgelesen - und er hatte nun den schriftlichen Beweis in Händen, dass dieser etwas für ihn empfand. Ob es Liebe war, diesen Verdacht wagte er noch nicht zu äußern, aber er betete insgeheim darum. Ja, so sah es aus. Seit er sich eingestanden hatte, dass er in Seto verliebt war, keimte die scheue Hoffnung in ihm, der Jungmillionär könnte diese Gefühle erwidern. Gewiss, er würde ihm niemals hinterherlaufen, aber es war nicht verboten, sich so etwas zu wünschen. "Du hast also was für mich übrig, Kaiba? Das steht zumindest hier auf diesem Wisch. Sehr interessant! Und dass, obwohl ich dir eine Schüssel rosa Teig über die Rübe gekippt habe!" "Ich würde es begrüßen, wenn du diese äußerst....unangenehme Tatsache für dich behalten könntest, Wheeler! Dieser Test war pure Zeitverschwendung!" "Ach? Es ist dir also gleichgültig, was ich über dich geschrieben habe?" Der Firmenchef wandte sich ab, da er es nicht verhindern konnte, dass ihm die Röte in die Wangen stieg. Nein, gleichgültig war es ihm leider nicht. Wieder und wieder sprangen die Worte des Blonden durch seinen Geist: "Während der vergangenen Tage hat sich mir eine andere Seite an Seto Kaiba offenbart, die ich nie in ihm vermutet hätte; eine verborgene Seite, die er niemandem zeigt, der nicht sein Vertrauen verdient. Ich weiß sicher, dass ich mir dieses Vertrauen erworben habe und ich bin stolz darauf. Der harte Geschäftsmann ist vor meinen Augen verschwunden und es wurde mir erlaubt, den Menschen näher kennen zu lernen, der er ist. Ihn besser zu begreifen, unsere Unterschiede und unsere Gemeinsamkeiten zu verstehen, das sind die wertvollsten Erfahrungen, die ich während der letzten Woche gemacht habe." - "Ich konnte ihn nicht ausstehen! Heute aber kann ich sagen, dass ich ihn sehr gern habe." Oh wäre ihm das egal!! Könnte er dieses verfluchte Papier nur zerknüllen und in den Abfalleimer werfen!! Würde es doch keine Rolle für ihn spielen, was Joey von ihm dachte!! Beinahe wehmütig erinnerte er sich an den Beginn des Projektes, als alles noch so gewesen war wie immer - sie gifteten sich an, sobald sie sich im Flur begegneten, ließen kein gutes Haar am anderen und betrachteten sich als Feinde. Aber der Wechsel ihrer Existenzen hatte sie beide dazu gezwungen, sich mit dem verachteten Rivalen zu befassen, sein Leben genauer unter die Lupe zu nehmen, zu forschen, neue Entdeckungen zu machen....aber wenn Kaiba es gekonnt hätte, er hätte die Zeit zurückgedreht und Mrs. Sagami diese dämliche Idee ausgeredet, und wenn es mit vorgehaltener Pistole hätte sein müssen! Er ignorierte die letzte Frage des Sechzehnjährigen also in seiner üblichen, abweisenden Art und Joey bohrte nicht weiter. Zumindest würde er es nicht in der Schule tun.... Das Martyrium war vorüber. Die Schüler eilten vergnügt aus dem Unterrichtsgebäude, einem Treffen mit Freunden, einer Shoppingtour oder einem geruhsamen Nachmittag zu Hause entgegen. Seto hatte heute gleichfalls noch einen Termin, den er liebend gerne gestrichen hätte: Sein erstes echtes Foto-Shooting bei Catherine, der Fotografin des nebenberuflichen Models. Dieses wartete zu seinem Unmut am Schultor auf ihn, doch er marschierte ungerührt weiter, als eine starke Hand ihn an der Schulter packte. "Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Kumpel!" "Manchmal gewinnt man bei dir den Eindruck, mit einer Wand zu sprechen! Ich bin nicht dein Kumpel! Wie oft muss ich das noch sagen?" "So oft, bis ich dir das abkaufe! Nun? Ist es dir gleichgültig, was ich geschrieben habe?" "Ja." Er biss sich auf die Lippen. Eigentlich hätte er es vorgezogen, entschieden "Nein!" zu rufen, wenn er ehrlich war, aber er brachte es nicht fertig. "Und das soll ich dir glauben?!" Der Blonde schürzte spöttisch den Mund. "Du wusstest ebensowenig wie der Rest der Klasse, dass die Blätter untereinander ausgetauscht werden würden - du musst demnach die Wahrheit geschrieben haben! Und das wiederum bedeutet, dass es dir keineswegs egal ist, was ich denke!" "Wenn du dann besser schlafen kannst, glaub von mir aus, was du willst!" "Verdammt, Seto!! Was ist es?! Was ist der Grund, warum du dich vor mir verschließt?! Hast du vor irgendetwas Angst? Verabscheust du die Vorstellung, etwas für mich zu empfinden? Willst du oder kannst du es nicht akzeptieren? Wenn du hier weiter vor dich hin schweigst, kann sich nichts ändern!! Bitte sag mir endlich, warum du dich von mir zurückgezogen hast!!" Er wollte dem flehenden Blick dieser wunderschönen braunen Augen ausweichen, aber die Hand auf seiner Schulter umklammerte ihn mit eiserner Kraft. "Lass. Mich. Los." zischte er in eiskaltem Ton und seine kühle Stimme, bar jeder Regung, verfehlte ihre Wirkung nicht. Bestürzt über diese harte, ablehnende Haltung, zuckte Joey zurück als hätte man ihn geschlagen und der Ältere wandte sich zum Gehen. Aber er kam nicht weit. Urplötzlich wurde er gepackt und gegen die nächstbeste Mauer gedrückt. Vor Überraschung fiel ihm sogar die Schultasche aus der Hand und landete auf dem asphaltierten Boden. Jeglicher Protest, zu dem Kaiba noch hätte ansetzen können, erstickte im Bruchteil der folgenden Sekunde, als heiße, sinnliche Lippen sich auf die seinen pressten.... Ja, und hier höre ich auf! *sich vor den heranfliegenden Tomaten duck* Ah, ich bin gemein, ich weiß...^_____^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)