shockwaves von RedSky (indirekte Fortsetzung zu "Talkin' in your sleep") ================================================================================ Kapitel 1: ----------- "Okay, reicht für heute." Hides Stimme klang müde, erschöpft. Kein Wunder. Einen ganzen Tag mit Aufnahmen zu verbringen war auch kein Zuckerschlecken. Aber für heute hatten sie alle definitiv genug gearbeitet. Hide entließ seine Musikerfreunde in den wohlverdienten Feierabend. Er schnappte sich rasch seine Sachen und verschwand als Erster aus dem Studio. Pata blickte ihm nur nachdenklich hinterher. Es war nicht nur hides Erschöpfung, der ihn von hier flüchten ließ, dass wusste er. Es war auch Trauer. Trauer um etwas, was schon zwei Jahre zurück lag, was hide aber immer noch nicht verarbeitet hatte. Pata verließ nun auch das Studio, machte sich auf den Weg nach Hause. Da sein Auto seit heute morgen in der Werkstadt war, suchte er notgedrungen die nächste U-Bahnstation auf. Er hoffte nur, dass zu so später Stunde überhaupt noch eine Bahn fuhr. Pata tapperte die Treppenstufen hinunter. Kein Mensch kam ihm entgegen. Unten auf dem Bahnsteig angekommen realisierte er, dass er tatsächlig ganz alleine war. Keine Menschenseele weit und breit. Völlige Ruhe. Er schlenderte gemütlich einige Meter am Bahnsteig entlang. Betrachtete sich die unterirdischen Räumlichkeiten. Hier unten schien man fast in einer anderen Welt zu sein, wenn man der einzige Mensch weit und breit war. Keine drängelnden Passanten, keine lauten Geräusche-nur der Bahnsteig, die Nacht und man selbst. Auf einmal vernahm er ein Geräusch. Pata blieb abrupt stehen. Dachte er bis eben nicht noch, er sei hier alleine? Da, wieder war es zu hören. Ein helles Klacken, wie von einem Flaschendeckel, der zu Boden fiel. Aber abgesehen von dem Geräusch war nichts weiteres zu hören. Pata wurde neugierig, ging dem Geräusch entgegen. Bald darauf traf er fast am Ende des Bahnsteiges auf eine kleine Niesche. In dieser Niesche saß jemand zusammengekauert auf dem Boden und ließ immer wieder einen Flaschendeckel zu Boden fallen, nachdem er ihn immer wieder aufgehoben hatte. Es war hide. Pata war sichtlich erstaunt. "Hide.......was machst du hier??", fragte er verblüfft. Hide hielt in seinem eintönigem Spiel inne und erhob langsam seinen Kopf. Müde Augen schauten hinauf. Pata sah hide problemlos im Gesicht an, dass es ihm sehr schlecht ging. Er hockte sich dicht neben ihn. "Was ist mit dir? Warum hast du dich hierher verkrümelt?" Hide ließ sich etwas Zeit, bis er darauf antwortete. Er senkte wieder den Blick, lies den Flaschendeckel zwischen seinen kalten Fingern umher wandern. "So leer wie der Bahnsteig hier ist, so leer fühle ich mich im Moment." Pata legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern. Er wusste, worauf hide ansprach. Und er konnte ihn verstehen. Seit zwei Jahren zeichnete tiefe Betrübtheit seinen Freund. "Wie konnte das einfach geschehen?" Hide stellte diese Frage nicht zum ersten Mal. Nein, er hatte sie schon oft, sehr oft gestellt. Noch öfter sich selber. Aber eine Antwort hatte er nie darauf erhalten. "Das weiß niemand", versuchte Pata ihn zu trösten und zog ihn etwas in seine Arme. Es war arschkalt; wie konnte hide nur mit offener Jacke umherlaufen? Hide lies sich schutzsuchend in diese Umarmung sinken, kuschelte sich an den Freund, der doch immer eine sanfte und angenehme Ruhe ausstrahlte. "Ich versteh das nicht. Ich versteh das immer noch nicht", schluchzte er verzweifelt. Pata streichelte ihm sanft über den Kopf. "Wir verstehen es alle nicht. Aber es war garantiert nicht Yoshikis Absicht." "Das macht die ganze Sache ja so unerträglich! Er wollte es nicht und trotzdem wurde er....'gefangen', ausgelöscht......." Mit jedem Wort wurde seine Stimme leiser. Pata war sich nicht so wirklich sicher, was er darauf erwiedern sollte. Niemand wusste, ob Yoshiki wirklich ausgelöscht war. Er wurde damals, vor zwei Jahren, aus unerklärlichen Gründen in eine Puppe verwandelt, in eine Puppe, die sich nicht wehren konnte. Warum war das geschehen? Das hatte noch bis heute keiner begriffen. Es war die Tat einer anderen, einer fremden aber lebendigen Puppe gewesen. Eine Puppe, die darauf aus war, Yoshikis Seele zu zerstören. Und zum Schluß war es ihr gelungen. X wurde aufgelöst; ohne Yoshiki war diese Band einfach undenkbar. Hide hatte seit dem Tag an begonnen, ein Soloprojekt zu starten. Pata half ihm dabei. Hide hatte damals drauf bestanden, dass Yoshiki-die Puppe-weiterhin in seiner viel zu großen Wohnung weiter "leben" sollte. Hide hatte keine andere Meinung der anderen zugelassen, bestand felsenfest darauf. Er bildete sich so noch ein bißchen ein, alles sei noch so wie früher. Er kam die Puppe regelmäßig besuchen, setzte sich zu ihr auf's große Bett und redete mit ihr. Natürlich erhielt er von der Puppe nie eine Antwort. Das tat weh. Doch er wollte Yoshiki nicht aufgeben. Er konnte es nicht, sein Herz weigerte sich, den Freund im Stich zu lassen. Die letzte U-Bahn fuhr ein, Pata stieg zusamen mit hide in ein fast leeres Abteil ein und setzte sich mit ihm hin. Hide lehnte sich die ganze Fahrt über an ihn, Pata versuchte ihn mit Streicheln zu beruhigen. Irgendwann, als der Zug an einer bestimmten Station hielt, zupfte Pata sachte an hide rum. "Hey, ich glaub, du musst hier raus." Doch er erhielt von dem Freund keine Antwort. Pata rüttelte hide sachte. Von dem kam auf einmal nur ein leises Murren. Offensichtlich war er während der Fahrt eingeschlafen. Pata seufzte leise, stand dann auf und schliff den halbbenommenen hide aus der U-Bahn raus. Zusammen mit dem schlaftrunkenem Wesen stolperte er die Treppen hinauf und steuerte die Richtung von hides Wohnung an. Nach wenigen Minuten standen sie vor der Haustür besagter Wohnung. Beziehungsweise hide hing eigentlich halbwegs in Patas Armen. Er war völlig erschöpft und schlief in diesem Moment mehr als alles andere. Pata suchte sämptliche Jacken- und Hosentaschen hides ab, bis er den Haustürschlüssel fand und schloss damit die Tür auf. Er zerrte ihn durch den dunklen Flur und verfrachtete ihn irgendwie in seine Wohnung. Immerhin ist er nicht besoffen, dachte Pata sich, zog hide noch die Jacke und die Schuhe aus, legte ihn in sein Bett und schlich dann wieder leise aus der Wohnung raus. Hide dämmerte langsam wach durch ein komisches Gefühl, welches er nicht so wirklich definieren konnte. Er hatte das Gefühl, er würde sich woanders befinden, aber wo, wusste er nicht. Er blinzelte verschlafen.... Er lag auf etwas Kaltem. Etwas kaltem Glattem..... Hide richtete sich halbwegs auf, tastete den Untergrund, auf dem er lag, mit den Händen ab. Es war kühl und glatt....wie Glas...... Er schaute sich um. Seine Augen erblickten Wände aus klarem Glas. Erschrocken sprang er auf! Wo war er? Diese klaren Glaswände befanden sich um ihn herrum. Er befand sich mittendrin, er befand sich inmitten eines großen Glaskastens! Voller Unverständnis ging hide langsam auf eine der Wände zu, berührte sie sachte mit den Fingerspitzen. Sie war kalt. Kalt und glatt. Wie kam er hierher? Mit immer mehr aufsteigender Panik schaute er sich immer wieder um. Er erkannte, dass er sich in einem großen Glaswürfel befand. Dieser Würfel war vollkommen geschlossen, es gab für ihn keinen Ausweg. Um diesen Würfel herrum herrschte tiefe Finsternis. Panisch tastete er mit den Handflächen die gesammten Glaswände ab, er wollte nicht glauben müssen, dass er hierdrinnen gefangen war! Das konnte doch gar nicht sein! Ein gläsernes Gefängnis....? Warum......? Auf einmal war ihm, als durchdrang die Dunkelheit das Glas. Als käme etwas durch zu ihm ins Innere dieses Würfels. Doch sobald es den Weg in sein gläsernes Gefängnis gefunden hatte, veränderte es sich. Es war keine dunkle Schwärze mehr, es nahm Farben an, viele verschiedene Farben. Am dominantesten war jedoch Türkis. Diese dunklen, dumpfen Farben verwandelten sich zu unförmigen Wellen. Und diese Wellen kamen nun von allen Seiten auf hide zu... Hide selbst wusste überhaupt nicht, wie er reagieren sollte. Er wusste weder, was das für Wellen aus Farbe waren, noch warum sie auf ihn zusteuerten. Er stand mitlerweile in der Mitte des Würfels und schaute ängstlich immer wieder um sich. Von jeder möglichen Seite kamen sie angekrochen, hatten nur ein Ziel, und das war er! Je näher sie seinem Körper kamen, desto beängter fühlte er sich. Die Wellen nahmen ihm den Platz. Sie wollten ihn förmlich zerdrücken. Wollten ihm die Luft zum Athmen nehmen. Immer näher und immer näher kamen sie ihm.... Hide bekam Platzangst, fing panisch an zu schreien, fasste sich krampfhaft an den Kopf und kniff die Augen zusammen, wollte diese gefräßigen Wellen einfach nicht sehen. Er hatte Angst, fühlte sich bedrängt, fühlte sich, als würde man ihm die Luft zum athmen wegnehmen.................... "WAH!" Mit einem Ruck saß hide senkrecht im Bett, verschwitzt. Die verstörten Augen weit aufgerissen. Was war das nur? Keuchend fasste er sich an den Kopf. So einen heftigen Alptraum hatte er schon lange nicht mehr gehabt. "Oh my god", hauchte er leise und fassungslos. Er brauchte eine ganze Weile, um sich zumindest halbwegs wieder zu beruhigen. Hide krabbelte unter der Bettdecke hervor aus seinem Bett und tapste barfuß in die Küche. Er schnappte sich eines der herrumstehenden Gläser, füllte es mit Leitungswasser und trank ein paar Schlucke. Sein Puls schlug immernoch etwas wild. Er mochte diese Enge nicht, der er im Traum ausgesetzt war. Er warf einen flüchtigen Blick aus dem Küchenfenster. Schwarze Nacht. Nur einige Lichter der Stadt blinkten hell. Er stellte das halbausgetrunkene Glas auf der Ablage ab und fuhr sich mit beiden Händen durch's Haar. Er fühlte sich mies. Verdammt mies. Und er HASSTE solche Alpträume. Hide begab sich in's Bad, drehte den Wasserhahn am Waschbecken auf und schlug sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Mit dem an seinem Gesicht hinuntertriefendem Wasser blickte er in den Spiegel über dem Waschbecken. Er sah sich. Nass, verschreckt und müde. Doch er hatte jetzt nicht mehr die Ruhe, einfach weiter zu schlafen. Hide trocknete sich sein Gesicht im Handtuch ab, verließ wieder das Bad und suchte sich ein paar Klamotten zusammen, die er grundsätzlich in der halben Wohnung verteilt rumliegen hatte. Ein T-Shirt....eine bequeme Hose......seine flauschige Jacke. Noch kurz die Schuhe angezogen, Haustürschlüssel geschnappt und schon huschte er aus seiner Wohnung hinaus in's Freie. Wie spät genau es war, wusste er nicht. Es war mitten in der Nacht, das reichte. Der Himmel war tiefschwarz, es waren kaum irgendwo Sterne zu erkennen. Etwas nervös kramte hide in seinen Jackentaschen herrum, auf der Suche nach einer Kippe. Zum Glück ließ sich Eine finden und so entzündete er Selbige auch sogleich. Kalter, seichter Nachtwind. Sowas war immer beruhigend. ..... Er musste unwillkührlich daran denken, als er damals mit Yoshiki durch die Nacht spatziert war. Damals, als es Yoshiki nicht gut ging, von den Angriffen dieser Monsterpuppe gequält wurde. Und er hide gefragt hatte, ob er ihm überhaupt glaube, oder schon für verrückt abgestempelt hatte. Natürlich hatte er Yoshiki geglaubt. Er hatte nie einen Grund gehabt, an der Ernsthaftigkeit seines Freundes zu zweifeln. Aber jetzt...... Jetzt, wo das alles nicht mehr zu zählen schien...... Yoshiki lebte-aber als Gefangener in dem starren Körper einer Puppe. Niemand konnte ihm helfen. Niemand konnte ihn befreien. Hide schluchzte kaum hörbar. Es fehlte ihm. Die lebendige Gegenwart seines Freundes fehlte ihm... Er hatte seine Zigarette mitlerweile schon gut aufgeraucht, so schnippste er den glühenden Stummel von sich. Im nächsten Augenblick spührte er etwas kaltes auf seinem Handrücken. Er hielt es zuerst für einen Regentropfen. Doch als er aufschaute erkannte er, dass leichter Schneefall eingesetzt hatte. Schnee? Zu dieser Zeit? War doch noch etwas zu früh........ Aber es war so: vereinzelte weiße, reine Schneeflocken fielen vom pechschwarzem Himmel. Fielen auf ihn, fielen auf die Straße. Weiß und rein, lautlos und unschuldig. Die gesammte Nacht war sehr ruhig. Man hörte von den Straßen her kaum Geräusche, was sehr ungewöhnlich war. Hide wanderte noch eine ganze Weile durch die dunkle, mit weißen Flocken dekorierte Nacht. Die Hände sicher in den Taschen seiner warmen, weichen Jacke verstaut. Wünschte er sich doch so sehr, es zu verstehen... Das penetrante Klingeln der Wohnungstür drang in seinen Schädel, entriss ihm dem Schlaf. Träge und wiederwillig öffnete hide die Augen. Stellte fest, dass es schon taghell war. Er hob den Kopf, wollte einen Blick auf die Uhr werfen-doch da hielt er auch schon mitten in der Bewegung inne. Nackenschmerzen. Und zwar nicht zu knapp! "Verflucht...", murmelte er und griff sich mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht in den Nacken. Er musste die Nacht über ziemlich blöde gelegen haben, als er schlief.... Jetzt erst fiel ihm auf, dass er sich gar nicht, wie zuerst angenommen, in seinem Bett befand. Er lag auf seinem Sofa, die Beine an der Seite halbwegs runterbaumelnd. Wie war er denn hierrauf gekommen? Und warum? Immernoch das unentwegte Klingeln. "Ja, verdammt.......komm ja schon....." Immernoch mit der Hand im Nacken krabbelte hide von seiner Schlafunterlage runter und begab sich mürrisch zur Tür. Als er sie öffnete, erblickte er Pata vor sich stehen. "Dachte schon, du hättest dich bewustlos gesoffen, dass du gar nicht mehr auf machst", war Patas Begrüßung an den Freund. "Ja, dir auch einen angenehmen Guten Morgen", gab hide leicht wehleidig von sich, als Pata, ohne weitere Aufforderung, seine Wohnung betrat. Hide schloß hinter ihm die Tür. "Doch 'n Kater?", fragte Pata, als er hides offensichtliche Schmerzen erkannte. Er watschelte in die Küche und hielt Ausschau nach frischgebrühtem Kaffee. Zu seinem Bedauern fand er Keinen vor. "Ne...ausnahmsweise mal nicht. Nur verlegen...irgendwie....." Er folgte ihm in die Küche, setzte sich auf einen Stuhl. Pata hatte mitlerweile schon begonnen, sich selbst um den Kaffee zu kümmern. "Auch was?", fragte er den Wohnungseigentümer. "Klar..." Er entdeckte in der Ecke hinter dem Küchentisch noch eine fast leere Orangensaftflasche. Nach kurzem Zögern stand er auf, angelte sich das prozentlose Gesöff und leerte die letzten paar Schlucke der Flasche. Völlig in Gedanken, wie es schien, schraubte er langsam wieder den Verschluß auf die Flasche und stellte sie geistesabwesend auf den Rand des Tisches. "Hattest du eigentlich, nach der Sache mit Yoshiki, auch noch Alpträume?", fragte er plötzlich. Pata wendete sich etwas überrascht zu hide um. "Alpträume? Hm, ein paar, ja, aber nur die ersten Wochen lang. Danach komischerweise bisher nie wieder." Er musterte hide. "Warum fragst du?" Hide, der bis eben noch mit dem Rücken zu Pata stand, drehte sich nun auch zu ihm um, schaute etwas nachdenklich an ihm vorbei. "Letzte Nacht....da war was.....", meinte er als würde er versuchen, sich die genauen Bilder von seinem Alptraum erneut ins Gedächtnis zu rufen. Pata ging ein paar Schritte sachte auf ihn zu. "Hast du von Yoshiki geträumt?", war seine sanfte Frage. "Nein....." Hides Blick lief immernoch knapp an Pata vorbei. "Es hatte nichts mit Yoshiki zu tun....aber es war....unheimlich..........." Genauer konnte er es nicht definieren. Er schaute Pata ins Gesicht. Pata merkte natürlich, dass mit seinem Freund etwas nicht stimmte. Irgendetwas war in seinem Blick, diese braunen Augen schauten zu sorgenvoll. "Hide......."-Pata glaubte, ihm irgendwas sagen zu müssen. Doch eigentlich wusste er gar nicht was. Hide spührte das sehr wohl. Mit halbgeschlossenen Augen lehnte er sich einfach gegen den Freund, lies sich von ihm halten. "Es hat geschneit", meinte er mit rauer Stimme. Pata, mitlerweile seine Arme locker um hides Schultern gelegt, zog die Augenbrauen etwas hoch. "Geschneit? Unsinn, es ist noch gar nicht die Zeit für Schnee..." "Ich weiß.....aber es hat trotzdem geschneit. Letzte Nacht." Hide beharrte darauf. Pata schaute seinen geistesabwesenden Freund an. Auch wenn von hide eine ungewöhnliche Ruhe ausging: Fantasieren tat er bestimmt nicht mit dem, was er ihm soeben erzählt hatte. Warum auch immer er von Schnee redete, aber Pata spührte, dass hier ganz gewaltig etwas nicht stimmte. Pata und hide verbrachten den Tag im Tonstudio mit noch ein paar Anderen. Hide verließ, wie eigentlich immer, erst spät am Abend wieder das Studio, begab sich nach Hause. Dort angekommen steuerte er sogleich auf das Bad zu, lies heißes Wasser in die Badewanne laufen. Er wollte nur noch abschalten. Langsam und träge schählte er sich aus seinen Klamotten, tapste kurz in die Küche, trank geistesabwesend einige Schlucke Wasser und tapste wieder ins Bad. Die Wanne war mitlerweile gut mit Wasser gefüllt. Er stellte es ab und begab sich sachte in das wohltemperierte Nass. Es fühlte sich gut an, das warme, weiche Wasser auf seiner kühlen Haut. Draussen war es doch schon recht kalt... Hide lehnte sich in der Badewanne entspannt zurück und schloß die Augen. Nur das Wasser und er. Und sonst nichts um ihn herrum....gar nichts..... ......Wellen.....sie wurden immer größer, immer aufdringlicher. Sie steuerten alle auf ihn zu, umspühlten ihn zuerst noch, doch bald sah es so aus, als versuchten sie, ihn einzufangen. Hide schaute sich verstört um. Wasser. Weites, dunkles Wasser. Er mittendrin. Wo kam all das ganze Wasser her? Er hatte immer mehr Mühe, gegen die immer empor wachsenden Wellen anzukämpfen. Sie versuchten ihn regelrecht, fortzuspühlen! Wurden immer größer, schlugen bald über ihm zusammen, begruben ihn komplett, bis hide sich unter ihnen wieder hervorkämpfte und nach Luft schnappte. Die ganze Szene wirkte von Anfang an bedrohlich, hatte keine Sekunde lang etwas angenehmes oder vertrautes. Und auf einmal war eine Lache zu hören. Hide vergaß für einen Augenblick die bedrohlichen Wellen, hörte nur auf das Lachen. Es war über ihm, war aber nicht klar auszumachen. Es war da, klang, als würde es ihn beobachten. Als würde es dabei amüsiert zuschauen, wie er den verzweifelten Kampf gegen die Wellen zu verlieren schien.... Doch hide kannte die Stimme, die diesem Lachen zugehörte.... Es klang nach.......... Hide kreischte. Er kreischte und zog sich am Rand der Wanne panisch hoch. Hektisch schaute er um sich. Doch er sah nur das Wasser und die Badewanne. War er eingenickt? War er hier eingenickt und unbemerkt unter Wasser geglitten? Hatte das diese...Illusion, diesen Traum herbeigeführt...? Wollte dieser Traum ihm klar machen, dass er sich in Gefahr befand? Vieleicht. Aber da war auch noch was anderes....es fand in diesem Traum noch was anderes statt, worauf er aber im Augenblick nicht kam. Er hielt Ausschau nach einem Handtuch. Verdammt, wieso hatte er auch kein Licht angemacht, als er das Bad betrat? Es war stockfinstere Nacht, nur sperrliches Licht schien durch das kleine Fenster über ihm. Nach wenigen Momenten hatte er dann aber doch das Handtuch neben sich und der Wanne gefunden. Er erhob sich aus dem Wasser, stieg aus der Wanne auf die nackten Fliesen und wickelte sich das flauschige Handtuch um die Hüften. Das Wasser tropfte von seinem Körper und die einzelnen Tropfen zersprangen auf den kalten Fliesen. Ausser dem zierlich-leisem Tropfen waren keinerlei Geräusche zu vernehmen. Hide tapste etwas desorientiert im Dunkeln Richtung Waschbecken, Richtung des Lichtschalters. Doch schon bevor er ihn erreicht hatte, stieß er mit dem nackten Fuß gegen etwas. Er hielt mitten in seiner Bewegung inne. Was war das, was dort scheinbar im Weg lag? Seiner Erinnerung nach dürfte dort eigentlich gar nichts liegen. War in der Zwischenzeit irgendwas in diesem Raum irgendwo herruntergefallen? Ein Handtuch vieleicht? Er versuchte zu Anfang vorsichtig mit dem Fuß zu ertasten, was ihm dort in die Quere gekommen war. Es fühlte sich an seiner nackten Haut weich an... Doch er konnte es nicht wirklich definieren. Hide lehnte sich etwas vor, tastete die Wand vor ihm ab-bis er mit den Fingern den Lichtschalter ertastete. Er betätigte ihn.- -Und er erstarrte. Erstarrte und konnte sich nicht rühren. Er blickte geschockt vor sich auf den Boden. Was seine Augen zu sehen bekamen, konnte er nicht glauben: All seine Bandkollegen von X lagen dort auf dem Boden vor ihm, ihre leblosen Körper wirr übereinandergestapelt. Alle lagen dort, Pata, Toshi, heath-sogar Taiji war dabei. Er war derjenige gewesen, den hide kurz zuvor noch mit dem Fuß zu ertasten versuchte. Sie alle lagen dort vor ihm, kreuz und quer, über- und untereinander. Alle hatten sie geöffnete Augen, in Einigen konnte man das bloße Entsetzen ablesen. Hide stand vor einem Haufen weggeworfener Leichen. Was er jetzt erst realisierte war eine weitere Person, die dort lag: Yoshiki. Er war ebenfalls tot. Lag inmitten dieses Chaos, hatte die Augen nur halb geöffnet, schaute wie in Trance. Ihm sah man nicht die Panik an wie den Übrigen. Bei den Blicken der Anderen schien es so, als wäre der Moment ihrer jeweiligen Ermordung in ihren Blicken eingefangen worden. Hide hielt diesen grauenhaften Anblick nicht aus, panisch und völlig aufgelöst sprang er quikend und schluchtzend über den Leichenhaufen hinweg, rannte aus dem Bad in den Flur. In diesem Flur hing mitten an der Wand ein großer Spiegel. So planlos und geschockt, wie hide im Moment war, stand er im Flur, wendete sich zu allen Seiten und wusste nicht wohin. Unwillkührlich fiel sein Blick dabei auch auf den Spiegel. Er sah ein Bild in dieser gläsernen Oberfläche. Aber es war nicht sein eigenes Spiegelbild, welches ihm entgegenstarrte. Nein, es war Yoshiki. Yoshiki, mit einem sanften, liebevoll wirkendem Lächeln. Doch prägte dieses Gesicht auch noch etwas anderes, etwas ungutes...: Hinterhalt. Hide stand nur vor dem großen Spiegel, sah in ihm das sich sachte bewegende Bild seines zur Puppe mutiert geglaubten Freundes. Er konnte es einfach nicht fassen. Er realisierte in diesem Moment noch nicht einmal, dass er eigentlich sich selbst in einem Spiegel sehen müsste. Er schaute nur in das zarte Gesicht Yoshikis, verspührte Hilflosigkeit. "Yo-chan!!", schrie er laut und verzweifelt, ergriff mit beiden Händen die Ränder des an der Wand hängenden Spiegels, als müsste er Diesen festhalten. Das zart-wirkende Bild Yoshikis begann hönisch zu grinsen. "Du hast gedacht, es gäbe mich nicht mehr." Hide riss die Augen auf. "Du hast geglaubt, ich sei nicht mehr da. Du hast dich geirrt." Yoshikis Augen schauten hide nun direckt an. Es schien so, als würde in diesem Spiegel tatsächlig sein Freund sein, als sei der Spiegel 3-dimensional, als könne man in ihn hineingreiffen und Yoshiki berühren. Doch dem war nicht so, dass spührte hide dadurch, dass seine zitternden Hände immernoch die Ränder des großen Glasgebildes festhielten und es physisch zweifellos eine flache Fläche war. "Yoshiki!" Hides Stimme wandelte sich erneut zu einem Schluchtzen. "Du hast mich allein gelassen. Du hast nicht auf mich aufgepasst, obwohl du es versprochen hattest", zischte Yoshiki auf Einmal. Hide schüttelte wild den Kopf, biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. "Nein, nein, das hab ich nicht, das stimmt nicht!" Seine nassen Haare hingen ihm vollkommen wirr ins Gesicht. Das Wasser perlte von den schwarz-pinken Strähnen auf seine nackte Haut oder fiel ohne jeden Halt in die Tiefe und fand auf dem Fußboden sein jähes Ende. "Ich hab dich nicht alleine gelassen, Yo-chan!" Hides Hände verkrampften sich, sein ganzer Körper verkrampfte. Seine immer stärker zitternden Hände ließen den Rand des Glases los und wanderten hektisch immer und immer wieder über die glatte, klare Fläche. Wollten hindurchdringen, wollten Yoshiki erreichen. Doch Dieser schüttelte nur ganz langsam und mit einem bösartigem Lächeln auf den roten Lippen seinen Kopf. "Du hast mich im Stich gelassen, hide-chan." Die Worte klangen kalt. Ohne jegliches Gefühl. Ohne Freundschaft. Sie ließen hides Brust zusammenschnüren. Unbeabsichtigt flossen nun die heißen, salzigen Tränen aus seinen verwirrten, braunen Augen. Flossen über das schweißnasse Gesicht. Rannen über die weichen Wangen, entlang dem zitterndem Kinn, lösten sich vereinzelt und fielen in die Tiefe, wie zuvor schon die Wassertropfen. Hide konnte es nicht glauben, konnte es nicht begreiffen, was er hörte und sah. Was seine Augen und seine Ohren aufnahmen, drang nicht bis zu seinem Verstand durch. Nur zu seiner Seele. Die Realität war ausgeschaltet. Plötzlich hob Yoshiki seine Hand und setzte sie von seiner Seite aus fast auf die gleiche Stelle, auf der hides verstörte Hand im Moment ruhte. Es schien, als würden sich die beiden Hände der Freunde gegenseitig berühren. -Doch hide spührte nur das kalte Glas. Yoshiki schaute ihm eindringlich in die Augen. "Unsere aus Glas gemachte Zeit........ist anders als du denkst." Es war dunkel. Er war weg. Es war still. Er war nicht da. Hide stand zitternd in sein Handtuch gewickelt mitten in seinem Flur. Starrte ins Leere. Seine Wohnung war wie immer. Yoshiki war nicht da. Nur hides schweres Athmen ließ darauf deuten, dass vor wenigen Augenblicken irgendetwas vorgefallen war. Er zitterte noch immer etwas. Hide saß auf dem Rand seines Bettes, fuhr sich immer wieder mit den Händen über's Gesicht. Er konnte es nicht begreiffen, er konnte nicht realisieren, was vorhin geschehen war. Yoshikis Auftauchen.....seine Erscheinung.......seine Worte............ In seinem Zimmer war es stockdunkel. Und ruhig. Völlig ruhig. Er konnte seinen eigenen Pulsschlag hören. Nervös stand er auf. Es war zu ruhig, er brauchte Ablenkung. Ablenkung, aber was für Welche...? Er ging zum Fernseher, schaltete ihn ein und durchforstete einige Programme. Doch schon nach wenigen Augenblicken schaltete er den Flimmerkasten auch wieder aus. Nein, das war nicht die Art Ablenkung, die er brauchte. Hide stand für einen Moment still mitten im Raum, überlegte. Dann begab er sich zielstrebig in die Küche. Alk. Das konnte er jetzt sehr gut gebrauchen. Aus irgendeinem Schrank entnahm er zwei Flaschen, öffnete eine davon und nahm sogleich mehrere große Schlucke. 'Betäuben, lass das Zeuchs dich betäuben', schoss es nur immer wieder durch seinen Schädel. Geistesabwesend wanderte er mit der Flasche in der Hand in Richtung Bad. Er blieb vor der offenen Badezimmertür im Flur stehen. Starrte auf den hellen Fließenboden. Nichts. Dort lag nichts. Keine Leichen seiner Freunde. Keine Blutspuren. Rein gar nichts. Noch einen großen Schluck. Leicht abwesend betrat er das Bad. Hide betastete mit der freien Hand seinen bloßen Oberkörper. Er klebte vor Angstschweiß. "Naja...kann ja 'ne Dusche nich' schaden...", murmelte er und trat auf die Dusche zu. Dass er bis vor wenigen Minuten noch gebadet hatte, hatte er längst schon wieder vergessen. Er stellte seine angebrochene Flasche auf den kleinen Fenstervorsprung ab, trat in die Dusche und stellte sogleich das Wasser an. Warmes Wasser. Es fühlte sich gut an. Er nahm erneut die Alkflasche in die Hand und trank wieder ein paar Schlucke. Die warmen Wasserstrahlen des Duschkopfes prasselten auf seinen bloßen Körper, wuschen ihm den klebrigen Angstschweiß von der Haut. Schon allmählig leicht betäubt vom Alkohol, lehnte hide sich gegen die kühlen Kacheln der Wand, trank immer wieder mal einen Schluck, ließ das Wasser fließen und seine Gedanken wandern. Ja, er war allein. Völlig allein. Zumindest hier in seiner Wohnung. Keiner seiner Freunde hier. Keine Leichen. Nur er, mit Panik und Unsicherheit erfüllt. "Boah, reiss dich zusamm'n, hide, das sin' doch eh nua Einbildngen....", lallte er zu sich selbst. Der Alkohol hatte mitlerweile schon seinen erwünschten Erfolg erzielt. Und damit dieser Erfolg auch noch eine Weile anhielt, noch gleich ein paar Schlucke hinterher. Und noch ein paar. Er wusste bald schon gar nicht mehr, wie lange er schon unter der warmen Dusche stand. Hörte er Stimmen? Nein, er hörte keine Stimmen. Die einzige Stimme, die er vernahm, befand sich in seinem Kopf und diese befahl ihm, irgendwas zu machen. Irgendwas...... Etwas hilflos und selbst nicht wissend, was er von sich selber wollte, tapste er leicht orientierungslos scheinend unter der Dusche im Kreis herrum, kam dann nach einiger Überlegungen endlich mal auf die Idee, das Wasser abzustellen. Er patschte aus der Dusche raus, hielt Ausschau nach seinem Handtuch von eben, erblickte es aber nicht. Ließ nur die leere Flasche fallen. Ein lautes, scharfes Klirren war die Antwort darauf. "Scheiß drauf....", brabbelte er zu sich selbst und torkelte benommen aus dem Badezimmer quer durch den Flur. Er musste sich ständig an den Wänden abstützen, war die beabsichtigte Betäubung doch schon gut vorran gegangen. Er steuerte sein Schlafzimmer an, betrat dieses torkelnd und stieß mit voller Wucht mit der Nase gegen seinen Kleiderschrank. "AU! Verdammt....." Schmollend betastete er mit den Fingerspitzen seine Nase, die aber noch dran zu sein schien. Ständig kurz vor'm umkippen krabbelte er in seinen Kleiderschrank, wühlte und wuselte völlig planlos in Selbigem herrum und kam nach wenigen Minuten mit irgendwelchen zufällig ergriffenen Kleidungsstücken wieder aus dem Schrank herraus. Mit einigen Schwierigkeiten gelang es ihm, sich die Klamotten irgendwie über zu ziehen. Das dauerte zwar eine Weile, doch schließlich hatte er es geschafft-irgendwie. Er durchkämmte seine Wohnung noch nach seinen Schuhen-die ja bekanntlich auch nie da waren, wo man sie vermutete-schlüpfte in sie rein, wühlte sich in seine flauschigste Jacke, schnappte sich noch schnell die zweite Alkflasche und torkelte aus seiner Wohnung raus-inklusive zwei Mal erneutem Nasestoßen. Wo er sich hier mitlerweile befand, konnte er niemandem mehr sagen. Wie lange er schon durch die Gegend gelaufen, oder viel mehr gestolpert war, wusste er nicht. Er wusste nur, dass es dunkel war, wo er sich befand. Dunkel und kalt. Doch störte ihn die Kälte nicht wirklich. Der Alkohol in seinem Körper wärmte ihn gut und die Flauschjacke tat den Rest. Völlig desorientiert stolperte hide quer über eine nasse Wiese, wusste absolut nicht, wohin er ging. War ihm aber in diesem Moment auch egal. Es waren keinerlei Menschen um ihm herrum, er befand sich an irgendeinem abgeschiedenem Ort. Wie weit von seinem zu Hause entfernt? -Aber spielte das eine Rolle...? Irgendwann stolperte er über Bahnschienen. Dass es wirklich welche wahren, begriff er erst, nachdem er sie einige Minuten lang eingängig beglotzt und betastet hatte. Dann begab er sich einfach auf ihnen weiter. Er watschelte zwischen den Schienen her, balancierte auf ihnen, bis er nach kurzer Zeit wieder von ihnen runterfiel und doch wieder zwischen Ihnen weiter torkelte. So ging das die ganze Zeit über. Das irgendwann ein signalisierendes Tuten zu vernehmen war, interessierte ihn gar nicht und drang wohl noch nicht mal bis zu seinem vernebeltem Hirn durch. Er versuchte einfach nur weiterhin glucksend und kichernd auf den Bahnschienen zu balancieren. Auch als bald darauf ein helles, gleisendes Licht vor ihm erschien, war er nicht in der Lage zu begreiffen, was los war. Er blieb für einen kurzen Moment stehen, schaute verständnislos in das weiße Licht-und ging weiter. Dem tutendem Geräusch und dem beissendhellem Licht unentwegt weiter entgegen. Dass das Geräusch immer und immer lauter wurde und das helle Licht stätig näher kam, realisierte er kaum. Erst als das Licht so dicht vor ihm war, dass er fast nichts anderes mehr sehen konnte, blieb er erneut stehen, hielt die Hand zum Schutz vor die Augen. Er verstand nicht, was da auf ihn zukam, und noch weniger verstand er, wie dicht es ihm schon war...... Als Nächstes spührte er nur noch einen heftigen Ruck und dass er durch die Gegend kullerte.... -Und einen plötzlichen Schmerz im Gesicht. "Was machst du Penner wieder für 'nen Scheiß??", wurde er angebrüllt-und das ziemlich energisch. Genauso energisch, wie ihn der zweite Schlag ins Gesicht traf. Hide konnte nichts und niemanden zuordnen, spührte nur diese brennende Schmerzen in seinem ganzen Gesicht. "Hast dich wieder zugesoffen, oder was?", brüllte Pata ihn an. Er saß wütend auf hides Bauch, funkelte den unter ihm Liegenden finster an und keuchte. Hide blinzelte endlich ein wenig, sah zuerst nur Verschwommenes, erkannte dann aber bald darauf irgendeine Person über ihm...besser gesagt auf ihm. Er wühlte in seinem Gedächtnis herrum, wer war das noch gleich, der ihn die ganze Zeit anschnauzte? "Hast du eigentlich eine Ahnung, was du hier machst?", schnaubte Pata weiter. "Ne, wahrscheinlich nicht, überflüssige Frage....." Hide stöhnte leicht. Wer war das jetzt nochmal? "Pa........Pata.......?" "Ja, schön dass du mich auch nochmal erkennst." Er stieg von hide herrunter und zog ihn an den Händen anschließend zu sich hoch. Hide konnte immernoch nicht sonderlich eigenständig sein Gleichgewicht halten und lehnte sich vorsichtshalber gegen Pata. Dieser schüttelte beim Anblick seines besoffenen Freundes bloß unverständlich den Kopf. Dass er soeben fast von einem Zug überrollt worden wäre, hatte hide überhaupt nicht gecheckt. Wieder mal typisch. "Na komm....", seufzte Pata resigniert und half dem torkelndem Freund, sich halbwegs gehend über die Wiesen zu begeben. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich hide mit beiden Händen vorsichtig den Kopf. Dass er vom Alk aber auch immer Kopfschmerzen bekommen musste..... Pata saß ihm gegenüber auf der Couch, nuckelte zeitweise an seiner Zigarette. "Du solltest echt nicht alleine sein, wenn du was gesoffen hast", stellte er kritisch fest. Hide schwieg daraufhin für eine kurze Weile. Sein Kopf war gesenkt, seine Augen geschlossen. "Er war hier." Pata schaute den Freund etwas irritiert an. "Wer?" Wieder schwieg hide eine Weile, bis er Pata antwortete. "Yoshiki." Seine Stimme klang tonlos, gefühllos, monoton. Pata schaute ihn einige Augenblicke nur an, rührte sich nicht. Schien noch nicht einmal zu athmen. Lediglich der feine Qualmschleier, der von seiner Zigarette hinauf in die Luft schlich, war das einzige Bewegende in seiner Nähe. Hide hob den Kopf ein wenig, athmete hörbar die Luft ein. Es war völlig dunkel und still im Zimmer. "Ich weiß auch, dass das irre klingt. Aber die ganze Story war schon von Anfang an irre. Schon damals, als es mit der Puppe losging." Hide machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach. "Ich glaube....", er seufzte deutlich wahrnehmbar, "...ich glaube, das Spiel ist noch nicht zu Ende." Pata ahnte, worauf hide anspielte. Und dennoch fragte er. "Welches Spiel?" Hide wand seinen Kopf in Patas Richtung. Trotz der Dunkelheit konnte er das Gesicht des Anderen ausmachen. "Das Spiel, welches vor rund zweieinhalb Jahren begonnen hatte. Das Spiel, welches wir zwangsweise mitspielen mussten, obwohl uns keiner gefragt hat. Das Spiel, welches auf Irrsinn basiert." Die Puppe. Pata hatte es geahnt. Und mit jedem Satz von hide wurde es ihm deutlicher. Obwohl es gleichzeitig auch genauso irreal wirkte. Hide schaute ihn nun schweigend an. Wartete auf irgendeine Reaktion von Pata. Irgendetwas. Pata killte seine Zigarette, indem er sie im Aschenbecher zerdrückte. "Lass uns erst mal schlafen." Er hate mit jeder Reaktion Patas gerechnet-nur nicht mit Dieser. Sichtlich etwas bedebbert starrte hide ihn an. Konnte Pata überhaupt an was anderes als ans Schlafen denken? Andererseits war es vieleicht gar nicht mal so eine schlechte Idee. Er fühlte sich sowieso wie tot im Moment. Etwas Ruhe konnte sein Körper gebrauchen. "Okay... Bleibst du hier?", hakte er noch nach. Pata nickte. "Dein Sofa ist schön bequem..." Ein etwas schiefes Lächeln glitt über seine Lippen. Hide konnte es in der Dunkelheit erkennen, musste schmunzeln. "Fühl dich wie zu Hause.....", meinte er noch überflüssigerweise, bevor er sich seiner Hose entledigte und mit Boxershorts und T-Shirt unter seine Bettdecke verkrümelte. "Wie hast du mich gestern Nacht eigentlich gefunden?", fragte hide mit Cornflakesgefülltem Mund. Er und Pata saßen am nächsten Vormittag gemeinsam in hides Küche und Frühstückten. Pata zuckte mit den Achseln, schlürfte seinen Kaffee. "Ich hatte irgend so ein merkwürdiges Gefühl...keine Ahnung.....aber es hat mich zu den Bahnschienen geführt......" Hide schaute in seine Cornflakesschüssel. "Danke...." Pata nickte nur. Betrachtete hide wortlos. Plötzlich klingelte das Telefon. Hide sprang auf und nahm ab. "Ja?" "Hide-chan? Ich bin's...heath........" Ein freudiges Lächeln spielte sofort über hides Lippen. "Hey, wie geht's? Hast ja schon lange nichts mehr von dir hören lassen." Kurzes Schweigen. "Kannst du zu mir kommen?" Hide bemerkte heath's merkwürdig belegte Stimme. Als ob etwas nicht in Ordnung sein würde. "Klar kann ich. Alles okay?" Wieder kurzes Schweigen von heath's Seite aus. "Komm....bitte....." Seine Stimme wurde leiser. Mitlerweile begann hide sich wirkliche Sorgen zu machen. "Okay, warte, Pata und ich sind bald bei dir." Sein Gesprächspartner antwortete nicht mehr, legte einfach auf. Etwas irritiert starrte hide noch einige Sekunden den Höhrer in seiner Hand an. Dann legte auch er auf und ging wieder zurück in die Küche zu Pata. "Trink deinen Kaffee schnell aus, wir müssen zu heath." Schon schlüpfte er in seine Schuhe rein und band sie sich zu. Pata schaute ihn an. "Ist was passiert? Was Ernstes?" "Glaub mir, das wüsste ich selbst gerne." Mitlerweile schnappte er sich schon seine Jacke und streifte sie sich über. Als er sah, dass Pata immernoch in der Küche auf dem Stuhl saß, warf er ihm einen leicht drängenden Blick zu. Pata verstand und erhob sich, watschelte in den Flur zu hide und zog sich ebenfalls Stiefel und Jacke an. Gemeinsam verließen sie hides Wohnung und begaben sich zu heath. "Heath?" Hides Stimme hallte durch die Wohnung, welche er mit Pata soeben betreten hatte. Auf sein Klingeln hatte niemand reagiert. Aber hide hatte stehts einen Zweitschlüssel zur Wohnung des Freundes dabei und damit verschaffte er sich und Pata soeben Zutritt. Es war ruhig. Keine Menschenseele schien anwesend zu sein. Pata blickte sich suchend um. Erst drängelte hide ihn, sie sollten schnell zu heath, und dann schien keiner da zu sein? Er hasste Hetzerei... "Heath!" Hide durchstreifte die einzelnen Zimmer, verstand nicht, warum er keine Antwort erhielt. "Heath, verdammt, wo bist du? Was soll das?" Obwohl das alles auf dem ersten Blick nach einem kindischem Versteckspiel aussah, spührte hide, dass es sich hierbei nicht um solch Eins handelte. In jedem Raum schaute er sich gründlichst um. Auch im Badezimmer. Und dort fand er ihn schließlich auch. ....aber wie er ihn vorfand.... Hide stieß einen kurzen spitzen Schrei aus bei dem Anblick, der sich ihm bot......... Pata vernahm die ungewohnte Tonlage hides und hechtete sofort zu ihm-blieb jedoch abrupt in der Badezimmertür stehen. Ungläubig starrte er auf die Badewanne.... In Dieser lag heath, jedoch blutüberströhmt, seine Klamotten waren teilweise eingerissen, als hätte man gewaltsam daran gezerrt. Sein ganzer Körper war übersäät mit Schnittwunden. Tiefen Schnittwunden. In der Badewanne befand sich kein Wasser. Aber sie war vollkommen blutverschmiert. Seinen Schock ignorierend, rannte hide auf den bewustlosen Freund in der weißen Wanne zu und tastete hektisch nach seinem Puls. Nach einigem Suchen hatte er ihn gefunden, obgleich er recht schwach zu sein schien. "Oh mein Gott, heath....", flüsterte hide und begann damit, ihn aus der Wanne zu zerren. Pata kam ihm kurz darauf zur Hilfe und gemeinsam trugen sie ihn aus dem Badezimmer, legten ihn im Flur ab. Dabei fiel Pata fast wie beiläufig auf, was für einen mageren und auffallend dünnen Körper heath doch hatte. War er schon immer so schmächtig gewesen? "Ruf 'nen Notarzt", nuschelte hide Pata zu. Seine Stimme zitterte, bebte. Was hatte er gemacht, was war geschehen? Hatte heath sich das hier allen Ernstes selbst angetan? Nein, unmöglich. Solche ausgeprägten und unzähligen Verletzungen konnte man sich unmöglich selbst zufügen. "Heath.......heath-chan......" Immer wieder streichelte er heath's blasses Gesicht, welches auch einige Schnitte abbekommen hatte. Sein Freund rührte sich keinen Milimeter, lag regungslos vor ihm, völlig verletzt, völlig wehrlos.... Der Flurboden war schon längst befleckt mit der roten, warmen Flüssigkeit, die aus jeder einzelnen Wunde an heath's Körper rann-und davon gab es sehr viele... Das Bad und der Flur sahen wie nach einer Metzelei aus. Völlig verschmiert mit Blut. Und es war so ruhig. Hide fing an zu weinen. "Wer hat dir das verdammt noch mal angetan?" Er rieb seine tränenden Augen, dabei schmierte er sich selbst ungewollt etwas von dem Blut ins Gesicht, welches an seinen Händen klebte. Pata schaute mitleidig auf hide und heath hinunter, nachdem er den Notarzt angerufen hatte, schaute sich dann nochmal kurz im Bad um. Doch er fand nichts. Es sah aus wie ein ganz normales Badezimmer. Nur die Badewanne war blutbesudelt. Kauernd saß hide vor dem Mageren, der nicht zu Bewusstsein kommen wollte. "Wer war das....wer war das.....?" Er ertrug diesen grauenhaften Anblick nicht, und doch konnte er seinen Blick nicht von heath reissen. Es war so ein Horror, einen guten Freund vor sich liegen zu haben, dem man im Augenblick nicht helfen konnte. Und man noch nicht einmal wusste, was in dieser Wohnung passiert war. Bevor sie ankamen. Zu dem Zeitpunkt, als heath noch alleine war. Völlig alleine. Oder...? Hides Augen ruhten unentwegt auf den geschändeten Körper... Hide legte seine Arme lang auf die schneeweiße Krankenhausbettdecke. Bettete sein Kinn zwischen ihnen auf den harten Stoff. "Und du hast keinerlei Erinnerungen mehr?" Heath blickte ruhig und beinahe teilnahmslos auf den farblosen Stoff der Decke. Blickte auf seine, mit Schnittwunden übersääten Hände, welche oberhalb der Decke ruhten. Ineinandergeschmiegt. "Nein.........ich weiß gar nichts mehr." Ruhig und leise. Hide warf auch einen Blick auf heath's verwundete Hände. Zum wievieltem Male er dies nun schon tat, wusste er schon gar nicht mehr. "Weißt du...ob jemand in deiner Wohnung war, bevor wir gekommen sind?", hakte er nochmal nach. "Nein." Er richtete seinen Blick nicht auf. "Warst du schon verletzt, als du bei mir angerufen hattest?" Nun hob heath doch den Kopf und schaute hide mitten ins Gesicht. Seine dunklen Augen waren unwissend. "Ich hab bei dir angerufen?" Pata, der die ganze Zeit an der Fensterbank stand, schaute auf hide. Schaute einige Momente später auf heath. Der Raum war gefüllt mit einer unangenehmen Stille, seit heath seine letzte Frage gestellt hatte. Selbst das Athmen aller drei anwesenden Personen schien geräuschlos geworden zu sein. Und auch die Luft wollte sich nicht mehr bewegen, wie es schien. "Heath....." Hide legte sanft eine Hand auf heath's Hände, wollte irgendwas sagen. Konnte jedoch nichts sagen. Wusste nicht was. Heath's Augen schauten nur völlig hilflos und unerklärlich in die von hides. Als sei ein kleiner Teil der letzten Zeit für ihn ausradiert worden. Als hätte eine gewisse Zeitspanne für ihn nie existiert. Als hätte er in dieser Zeitspanne nicht existiert. "Hide, ich bin nicht behindert!", versuchte heath seinem Freund klar zu machen, als hide ihn nach dem Krankenhausaufenthalt nach Hause begleitete. Die ganzen Schnittwunden waren alle noch nicht richtig verheilt, und bei Einigen war es auch fraglich, ob sie es jemals völlig tun würden. Aber es bestand kein Grund, heath noch länger im Krankenhaus zu behalten. "Aber ich dachte, bevor dir wieder sowas passiert..." Hide gab sich größte Mühe, auf heath aufzupassen. Jedoch musste er mitlerweile schon über sich selbst ein wenig schmunzeln. Heath fasste ihn an beiden Schultern, schaute ihm geradewegs ins Gesicht. "Es ist wirklich sehr ehrenhaft von dir, hide-chan. Aber ich bin nicht totkrank. Und die Volljährigkeit hab ich auch schon erreicht." Er lächelte freundlich. "Ich kann wirklich alleine in meiner Wohnung leben. Und sollte mir doch etwas passieren, kann ich dich immernoch anrufen." Hide sah ein, dass heath mit dieser Aussage zweifelsohne Recht hatte. Natürlich wusste er, dass heath kein kleines Kind mehr war. Aber seit dem er glaubte, von Yoshiki, oder wem auch immer, verfolgt zu werden und nun auch noch dieser mysteriöse Vorfall mit heath passiert war, war er noch vorsichtiger als vorher. "Okay..." Er tätschelte liebevoll heath's Schulter. "Ich melde mich dann morgen wieder bei dir, ist das okay?" Heath nickte. "Völlig okay. Und mach dir nicht allzugroße Sorgen." Er lächelte seinen Freund aufmunternd an. Hide verabschiedete sich von ihm und verließ die Wohnung. Heath sah sich um. Er war allein. Und er hatte immer noch nicht rausgefunden, was hier vor zwei Tagen mit ihm passiert war. Langsam begab er sich zum Bad, blieb im Türramen stehen. Eine blutverschmierte Badewanne stach in sein Blickfeld. Er verspührte bei diesem Anblick eine leichten Kloß im Hals. Nach einigem Zögern trat er vorsichtig auf die Wanne zu. Hierdrin hatte er gelegen? Hier hatten Pata und hide ihn gefunden? Seine Finger strichen vorsichtig über die Blutflecken auf der glatten Keramikoberfläche. Natürlich waren sie schon längst getrocknet. Doch heath lief ein Schauer über den Rücken. Er drehte sich um, blickte durch die geöffnete Badezimmertür. Verharrte ruhig. Was war hier bloß passiert? Was wurde mit ihm gemacht? Und vor allem: WER hatte das mit ihm gemacht? Heath verließ das Bad wieder, trabte durch den Flur wieder zurück in die Küche. Den ganzen Blutspuren im Flur schenkte er gar nicht erst große Beachtung. Er setzte sich in der Küche auf einen Stuhl an den Tisch und stützte seinen Kopf in eine Hand. Er verspührte urplötzlich so eine Niedergeschlagenheit, die seinen ganzen Körper in Besitz zu nehmen schien. Waren wohl noch die Reste von der letzten Infusion, die er im Krankenhaus bekommen hatte, dachte er sich. Seine Augenlider wurden merklich immer schwerer, bis er sie wenige Momente später nicht mehr offen halten konnte und seinen Kopf noch gerade auf seine, auf dem Tisch mitlerweile ineinandergehakten Arme betten konnte. Er hatte noch nicht einmal mehr die Chance, sich auch nur ansatzweise gegen diese plötzlich aufkommende Müdigkeit zu wehren. Dafür war sie einfach zu mächtig. Er driftete sofort weg, saß vollkommen ungeschützt und hilflos auf dem Stuhl...... ........und so konnte er auch nicht wahr nehmen, dass eine Veränderung mit ihm vor sich ging. Dass etwas über ihn Kontrolle nahm......... Drang in seinen Körper ein, erreichte schnell seine Seele und besetzte Diese. Legte sich über alles Vorherige. Überschrieb das Eigentliche. Bastelte ihn um.....bastelte ihn zu etwas "Praktischem" um......ließ ihn nicht er selbst sein...... Schlaftrunken hob er seinen Kopf, blinzelte durch die Gegend. War er am Küchentisch eingenickt...? Musste wohl so passiert sein..... Der Krankenhausaufenthalt hatte ihn eben doch mehr geschlaucht, als man immer annehmen wollte. Er reckte sich kurz aber genüßlich. Ein Lächeln legte sich plötzlich auf seine Lippen. Ein zufriedenes Lächeln. Denn soeben hatte er entschieden, was er als nächstes tun würde. Und diese Tat würde lustig werden. Er stand auf und griff nach dem Telefon, wählte hides Nummer. Es dauerte nicht lange, da meldete sich der Andere auch schon in der Leitung. "Hide-chan? Mir is' nicht so gut, könntest du vieleicht doch nochmal bei mir vorbeischauen?" Er sprach mit etwas geschwächter Stimme. "Klar! Ich komme sofort!", sagte hide ohne zu zögern. Obwohl er erst kurz zuvor bei heath war. Aber das spielte keine Rolle. "Danke....." Heath legte auf. Er grinnste. Er kannte hides Fürsorge nur zu gut und wusste, wie leicht es sein konnte, diese auszunutzen. Er freute sich schon auf seinen Besuch... "Was hast du denn?" Kaum wurde ihm die Tür geöffnet, trat er in die Wohnung und schaute heath besorgt an. Heath senkte etwas den Kopf. "Ich weiß nicht.....mir ist...irgendwie etwas schwindelig......es dreht sich alles........." Er trabte mit hengendem Kopf durch den Flur, begab sich in die Küche. Hide folgte ihm. "Wenn dir schwindelig ist, solltest du dich besser hinlegen. In's Bett am besten." Er stand ihm genau gegenüber, blickte in seine jungenhaften Augen. Heath stand inmitten der Küche, die Arme hinter seinem Rücken. Blickte schüchtern in hides Gesicht. "Du kümmerst dich immer so lieb um alle....", meinte er zaghaft. Verdutzen war von hides Gesicht abzulesen. "Natürlich tu' ich das. Ihr seid schließlich meine Freunde, is' doch klar, dass ich mich um euch kümmer!" Er verstand nicht wirklich, worauf heath plötzlich hinaus wollte. Kaum hatte hide ausgesprochen, bildete sich ein immer breiter werdendes Grinsen auf heath's Lippen. Er gab nun wieder den Blick auf seine Arme und Hände frei. In der rechten Hand hielt er eine große Axt. Die hatte er sich blitzschnell in dem Augenblick geschnappt, als er sich schon in der Küche befand und hide erst noch nachkam. Hide blickte ihn verständnislos an. Warf einen Blick auf die bedrohlich wirkende Axt. Er hatte absolut keinen Plan, was hier gerade ablief. "Dann wird es doch auch mal Zeit, das sich jemand um dich kümmert...", sprach heath und sein Grinsen wurde noch etwas breiter. Doch-hide glaubte zuerst, sich verhört zu haben. Als heath sprach...da erklang zeitgleich noch eine andere Stimme...mit heath's Stimme zusammen. Es schien, als wären zwei verschiedene Stimmen aus heath's Mund entglitten. Und die zweite Stimme gehörte.......Yoshiki. Hide war wie versteinert. Wieder Yoshiki...? Erneutes Chaos? Erneute Horrorszenarien? "WARUM VERDAMMT??", brüllte er heath entgegen. Doch war die Frage für Yoshiki bestimmt. Heath nahm die Axt nun in beide Hände, schwenkte sie leicht. "Weil du auch mal 'ne Pause verdient hast. Eine Pause auf ewig..." Hässliges Gekicher. Blutrünstiger Blick. Das war nicht mehr heath. Das war er ganz und gar nicht mehr! Hide ging langsam rückwerts, überlegte, wie er aus der Situation wieder raus kam. Einfach weglaufen würde nichts bringen. Heath würde ihm ohne zu zögern folgen und ihn sofort einholen. Er durfte es nicht auf physischer Ebene probieren, zu flüchten. Die Physik war in diesem Alptraum abgeschaltet. Es lief alles über die Psyche.... "Weißt du eigentlich...", heath kam seinem Opfer immer näher, "...warum das Rotkehlchen "Rotkehlchen" heißt?" Hide schüttelte nur kurz den Kopf. Behielt heath ununterbrochen im Auge. "Nun, ursprünglich hieß das Rotkehlchen auch nur "Kehlchen" und eine rote Kehle hatte es damals auch noch nicht." Hide stieß mit dem Rücken gegen eine Wand. Sackgasse. Verflucht! Heath stand nun sehr dicht vor ihm. Sein Athem stieß hide ins Gesicht. "Es hatte in der Gegend seiner Kehle ganz wunderbaren, beigen Federflaum. Rein und weich." Er erhob die Axt ein wenig. Senkte seinen Kopf und führte seinen Mund ganz nah an hides Ohr. Heath's Athem drang an sein Ohr. Er bekam eine mächtige Gänsehaut. "Aber eines Tages schnitt jemand diesem Vogel die Kehle durch", raunte er ihm im Flüsterton in's Ohr. "Er säbelte dem armen Geschöpf regelrecht den Kopf ab.... Sein reiner, beiger Federflaum färbte sich an besagter Stelle blutrot." Hides Augen weiteten sich entsetzt bei diesen Worten, die er vernahm. "Seit dem Tage an, hatten alle Kehlchen dieser Welt eine blutrote Kehle, um an ihren ermordeten Bruder zu gedenken und zu trauern. So kam das Rotkehlchen zu seinem Namen." Hide schloß die Augen. "Und das hast du nun mit mir auch vor? Meine Kehle "rot zu färben"?" Heath lachte leise. Lachte leise im Duett mit Yoshikis gesichtsloser Stimme. "Du hast es erfasst, mein Freund." Und ohne noch etwas weiteres zu sagen, hob heath seine riesige Axt, schwenkte sie eindrucksvoll und ließ sie mit vollem Krafteinsatz auf hides Hals zuschnellen...... . . . . . . . . . . ~Rot~. . . . . Mit einem lautem, entsetztem Schrei kullerte hide aus seinem Bett. Völlig verstört fand er sich im nächsten Augenblick mit seiner Bettdecke auf dem Fußboden wieder, völlig verschwitzt und wildkeuchend. Was war das ? Verpeilt fuhr er durch sein verwuscheltes Haar, starrte in die Dunkelheit, die nichts in seinem Raum erkennen ließ. Er versuchte zur Ruhe zu kommen, war sich jedoch gar nicht sicher, ob er das konnte. Oder ob ihm hier in diesem Moment auch noch Gefahr drohte. Er legte sein heißes Gesicht in beide Hände. Ein Traum......diese Reise in heath's Wohnung war nur ein Traum. Nein, nicht alles. Er hatte heute heath aus dem Krankenhaus zu ihm nach Hause begleitet. Das stimmte. Das war real. Aber das Letzte...die Sache mit der Axt....mit dem Rotkehlchen.....nur ein Traum....."nur"....... Verzweifeltes Aufseuftzen, in einem Raum voller Stille und Dunkelheit. Wie konnten "Träume" seine Psyche nur so dermaßen schädigen? Wie konten solche "Träume" sein ganzes Verhalten, sogar sein Denken beeinflussen? Wie war das möglich? Hide befreite sein Gesicht wieder, saß ruhig da, halb verwickelt mit seiner Bettdecke, auf dem hartem Fußboden. Ein Traum....psychische Vergewaltigung............. "Die Tür war offen, ich konnte ohne Probleme rein. Und da lag er auch schon so da", berichtete Pata, als hide nun auch endlich in heath's Wohnung eintraf. Pata hatte hide an diesem Morgen sofort angerufen, als er dieses Chaos in heath's Wohnung vorfand: Die Küche war übersäät mit Blutspritzern, als hätte hier eine Schlachtung statt gefunden. Auf dem Küchenfußboden lag heath. Bewusstlos. Jedoch offensichtlich ohne sichtbare Verletzungen. Neben sich eine Axt. Blutverschmiert. Hide stockte der Athem, als Pata ihn zu diesem Raum führte. Für einen Moment war er unfähig sich zu rühren, geschweige denn zu athmen. Instinktiv beugte er sich dann aber zu heath hinunter und tastete nach dem Puls. Er schlug. "Hast du schon den Notarzt informiert?" Er blickte kurz zu Pata hoch. "Ja. Noch bevor ich dich angerufen hab. Die müssten auch jeden Moment kommen." Hide strich dem bewustlosem heath durch das leicht blutverklebte Haar. "Heath........." Er erblickte die Axt neben dem Freund und musste Schlucken. All dies hier kam ihm sehr bekannt vor und er wusste auch sogleich warum. Die ganze Küche sah schlimmer aus als vor wenigen Tagen noch das Bad. Es sah hier tatsächlig fast so aus wie nach einem Krieg. Nur die Leichen fehlten. Während hide seine Blicke durch den Raum wandern ließ, fiel sein Blick irgendwann auch an die Wad hinter ihm. Sie hatte am meißten abbekommen. Denn sie war so blutverschmiert, als hätte man an ihr jemanden abgemätzelt. Es war exakt die Wand, an welche er in seinem Traum von letzter Nacht gedrängt wurde. Die Wand, an der er stand und von heath... Eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, er schüttelte sich. Im selbem Moment hörte er weit entfernt und doch sehr nah klingend eine Stimme..........und sie sagte nur ein einziges Wort........ ...." Rotkehlchen "..... Yoshiki. Hide blieb stumm. Ertrug diesen Schauer, starrte nur für einige Sekunden vor sich auf den Boden. Wie weit ging dieser Traum? Und was hiervon war noch ein Traum...? Kurz darauf trafen endlich auch die Rettungssanitäter ein, untersuchten heath kurz, fanden jedoch keine körperlichen Verletzungen. Ausser die ganzen Schnittwunden. Aber die waren noch vom vorherigem Ereignis. Trotzdem nahmen sie ihn mit ins Krankenhaus, da sein Kreislauf ziemlich instabil war. Hide spielte leicht verträumt, wie es schien, mit der qualmenden Zigarette zwischen seinen Fingern. Saß auf seinem Bett, schaute zu Boden. "Er hat keine Verletzungen....ich hab keine Verletzungen....fragt sich nur, wo dann das ganze Blut herkam..." Pata hob seinen Blick, der bis eben auch noch auf einem ficktivem Punkt auf dem Boden geruht hatte. Schaute hide lange an. Sprach jedoch nicht. Hide tippte seine Zigarette leicht mit dem Zeigefinger an, ein wenig Asche fiel ab, rieselte in den Aschenbecher, der auf dem Boden zu seinen Füßen stand. "Ist dir noch gar nichts aufgefallen?" Er nahm einen tiefen Zug. "Was meinst du?" Das Licht wurde schummrig. Hide wand seinen Kopf in Patas Richtung. Fixierte seinen Blick, trotz der herreinbrechenden Dämmerung. "Es hatte damals mit der Puppe angefangen. Mit der Puppe, die wir alle nicht kannten. Als Yoshiki innerlich aufgab, wurde er zu einer Puppe. Die ursprüngliche Puppe war jedoch von exakt dem Zeitpunkt an verschwunden. Mit samt ihren Taten. Doch dann begann erneutes Unheil, durch Yoshiki. Durch die Puppe, zu der er wurde." Hide ließ wieder Asche hinabrieseln. Ließ Pata jedoch nicht aus den Augen. Pata blickte ihn nachdenklich an. Lange und schweigend. Nach einer langen Zeit, die beiden unendlich vorkam, sprach er:"Die jeweilige Puppe muss von einem Opfer abgelöst werden, damit sie ihren Frieden findet." Hide nickte. Nahm wieder einen Zug. "Genauso sieht's aus." Er blickte wieder in's Leere. "Jemand muss sich opfern, damit Yoshikis Seele frei werden kann." Seine Stimme war ruhig und leise. Pata hörte die Überzeugtheit aus der Stimme seines Freundes herraus. Ahnte, was sich gerade in dessen Kopf abspielte. Wagte es jedoch nicht, dies auszusprechen. "Pata...................kümmer dich um Toshi und um heath. Versucht euch, möglichst weit von hier entfernt aufzuhalten." "Hide..." Er stand auf. Ein wenig Erschrecken lag nun doch in seiner Stimme. Obwohl er es geahnt hatte. Hide schaute wieder zu Pata. Stumm. Drückte dann seine Zigarette aus, erhob sich vom Bett und ging auf Pata zu. Blickte ihm tief in die wunderschönen Augen. "Es wird nicht enden, wenn wir dem Horror immer mehr Nahrung bieten. Und....ich will nicht, dass sich die Seelen meiner Feunde unnötig bis in die Unendlichkeit quälen........" Er senkte kurz wieder seinen Blick. Pata umfasste hides Schultern. "Du weißt aber auch, was das dann heißt, oder?" Hide nickte. Schlang dann seine Arme um Pata und schmiegte sich fest an ihn. Legte seinen Kopf auf dessen Schulter und versuchte, die Tränen zurück zu halten, die in seinen Augen aufstiegen. Pata umschloß ebenfalls den schlanken Körper hides, umarmte ihn ein letztes Mal. "Pass auf die beiden auf....bitte....", brachte hide nur gepresst hervor. "Mach ich.....mach ich........." In der darauffolgenden Nacht legte hide sich in sein Bett, die Yoshiki-Puppe, die er mit Pata gemeinsam zuvor noch aus Yoshikis Wohnung geholt hatte, hatte er auf das Kopfkissen neben sich gelegt. Er war entschlossen, das durchzuziehen. Und er würde seine Gedanken nur für diesen Austausch freilassen. Nur dafür............... . . . . . . . . . . . . . . . . . Als Pata am nächsten Morgen in hides Wohnung trat-hide hatte Pata am Abend zuvor seine Wohnungsschlüssel gegeben-fiel ihm sofort die ungewohnte Stille auf. Stille, in dieser Wohnung... Doch er wollte nicht lange zögern, er steuerte zielstrebig hides Schlafzimmer an. Ging auf das Bett zu. Das Bett war leer. Es lag dort kein Mensch drin. Auch keine Puppe, die an Yoshiki erinnerte. Pata fand dort nur eine Puppe mit struwweligen, pinkfschwarzen Haaren. Hide. Einen Augenblick betrachtete er die Puppe wortlos. Stand einfach nur da und betrachtete sie sich. Dann aber setzte er sich auf den Rand des Bettes und nahm die Puppe vorsichtig in seine Hände. Er strich ihr mit den Fingerspitzen durch das Haar... "Hide...." Es hatte also funktioniert. Immernoch versuchend, das offensichtlich Geschehene zu verarbeiten, konnte er seinen Blick nicht von diesem Gesicht reissen. Es waren immernoch hides Augen, hides Blick. "Du weißt, dass es jetzt immer so weiter gehen wird, bis keiner mehr übrig ist...." Patas Stimme war rauh. Genauso wie die sich ihm und seinen Freunden bildende Zukunft..... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)