Ein Tag im Leben eines Königs von theDraco ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Nach der Landung -------------------------------------- Kapitel 3: Nach der Landung Irgend ein Idiot war so dämlich gewesen, einen Spiegel in diesem engen Toilettenraum aufzuhängen. Ein Fehler, aber ausnahmsweise mal nicht mein eigener. Mein Fehler war nur, dass ich blöde genug war, hinein zu sehen. Meine Visage war kreidebleich. So ein Gesicht konnte nur eine SEHR kurzsichtige Mutter schön finden. Und während die anderen schon ihre sämtlichen Jacken, Taschen und sonstigen Krimskrams zusammengesucht hatten, hing ich immer noch über der Schüssel und bereute die Schokoladestückchen, die ich vor wenigen Stunden gegessen hatte. Wie heißt es so schön: "Scheiße passiert!" Warum passiert diese Scheiße immer nur mir? Zwischen zwei Brechattacken hatte ich immerhin noch die Zeit, mir über wichtige Fragen des Lebens Gedanken zu machen: Warum sind Scharfschützengewehre die einzigwahren Point-and-click-interfaces? Welchen Sinn haben Politiker? Und vor allem: Welche Farbe hat ein Chamäleon auf einem Spiegel? Irgendwann klopfte Serenity an die Tür und rief: "Endymion?" "Gib mir nur noch eine Minute", stöhnte ich vor mich hin. "Wie lange eine Minute dauert, hängt davon ab, auf welcher Seite der Badezimmertür man steht!", rezitierte mich Serenity, nur drei Sekunden bevor ich mich wieder übergeben musste. Mir war alles so egal geworden. Ich wollte eigentlich nur noch nach Hause (am besten im bewusstlosen Zustand) und in mein Bett. Das Treffen, das in einigen Stunden stattfinden sollte war mir egal, Serenity, die draußen auf mich wartete war mir egal, sogar die Idee, irgendwann wieder zurück fliegen zu müssen war mir egal. Man sagt, Desinteresse sei eines Tages der Untergang der Menschheit. Aber wen stört's? Im Laufe der Zeit hatte ich mich auch wieder beruhigt und fühlte mich besser. Ich zitterte noch ein wenig, und Serenity half mir mit der Frisur. Außerdem holte sie ihr Make-up Täschchen heraus und sorgte für etwas Farbe in meinem Gesicht. Jupiter schenkte mir einen Kaugummi, gegen den ledrigen Geschmack in meinem Mund. Dann, lange Minuten nach der Landung, stiegen wir endlich aus: zuerst Jupiter, dann Serenity, ich, Mars, und, in respektvollem Abstand zu uns, eine handvoll Stewardessen, die extra auf uns, besser: auf mich, gewartet hatten. Vor dem Flughafen standen etwa zwei Dutzend Reporter und schossen Fotos von uns, was das Zeug hielt. Serenity setzte ein zuckersüßes Lächeln auf, machte begrüßende Gesten und flüsterte mir ohne jedwede Lippenbewegung zu: "Lächle!" Die, die's können, tun's. Die's nicht können, tun so, als könnten sie's. Ich versuchte es, zog mit aller Gewalt meine Mundwinkel nach oben, zeigte Serenity mein entstelltes Grinsen (es fühlte sich für mich mehr wie eine Fratze an) und fragte sie entkräftet und voller Skepsis: "So?" An Serenitys entsetztem Gesichtsausdruck las ich ab, dass es furchtbar aussah. "Ok, lass es", meinte sie und zog mich weiter. Na, gut. Ich ließ es. Fehler. Denn die Fotos in den Zeitungen am nächsten Morgen zeigten einen kreideweißen Kerl, der in seinem lavendelfarbenen Anzug mit aufgerissenem rechten Ärmel und verrotztem Umhang sowieso schon aussah, wie frisch gestorben, und dessen Gesichtsausdruck nichts weiter zeigte als dieses gewisse: "Siehst gut aus, heute schon gekotzt?" Fehlte nur noch dieser berühmte Spruch auf meinem Umhang: "FUCK YOU ALL!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)