Während du schliefst von Pandir ([sehr alte FF, nur aus Archivierungszwecken online]) ================================================================================ Kapitel 1: Während du schliefst ------------------------------- ~Während du schliefst~ Ich wünsche viel Spaß beim Lesen ^^! ~-~-~-~-~-~-~ Mit einem leichten Lächeln ordnete ich meine Unterlagen, dann stützte ich meine Ellenbogen auf die dunkle Schreibtischplatte und legte die Finger ineinander. Über meine Hände hinweg musterte ich den leicht gestresst wirkenden Mann, der in dem Lederstuhl vor meinem Schreibtisch saß. Es war schwer, sein Alter zu schätzen, da er seine Haare schwarz getönt und glatt nach hinten gekämmt hatte, um den einsetzenden Haarausfall geschickt zu überspielen. Seine dunklen Augen blickten überheblich und sein süffisantes Lächeln war eine fast gelungene Maske, genau wie die übereinander geschlagenen Beine und die lässige Sitzposition, die er innehatte. Mir fiel auf, dass sich seine grau-rosa gestreifte Krawatte fürchterlich mit seinem dunkelblauen Anzug biss. "Nun, Mr. Evans", begann ich schließlich. "Ich habe Ihr Angebot gründlich überprüft und es hört sich wirklich nicht schlecht an." Evans Lächeln wurde breiter. "Nur habe ich Zweifel, ob Ihre Firma der richtige Partner für die Kaiba Corporation ist...", fuhr ich fort und beobachtete zufrieden, wie das Lächeln auf Evans' Gesicht erstarb. "Zweifel...?", wiederholte er ungläubig. "Es war doch alles abgesprochen! Außerdem sehe ich keinen Grund für Zweifel, die E.I. Games ist eine absolut seriöse Softwarefirma, so wie die KC auch, Mr. Kaiba." Er lächelte wieder. "Natürlich nicht so marktbeherrschend, aber doch ganz einträglich..." Unbeeindruckt holte ich eine Mappe aus der untersten Schreibtischschublade. "So Leid es mir tut, Sie enttäuschen zu müssen, aber meine Zweifel sind durchaus angebracht..." Ich öffnete die Mappe. "Hier sind die Bilanzen Ihrer Firma. Ich habe mir erlaubt, sie genauer zu prüfen." "Wer gibt Ihnen das Recht dazu?!", unterbrach Evans meine Erläuterungen. Ein Lächeln umspielte meine Mundwinkel. Langsam schien Evans nervös zu werden. "Die Tatsache, dass wir einen Partnervertrag schließen wollten", sagte ich schlicht. "Mir ist bei der Prüfung aufgefallen, dass Sie an E.I. Games wirklich gut verdienen... Zu gut, könnte man meinen." Evans' Mund verzog sich zu einem verächtlichen Lächeln. "Ist das alles...? So weit ich weiß gibt es kein Limit für Einnahmen, oder?" Ich ging nicht darauf ein. "Ich vermute, dass Sie ein paar Nebengeschäfte tätigen, die Sie nicht versteuern", meinte ich und warf einen Blick auf die Zahlen vor mir. "Das würde einige Ungereimtheiten in Ihren Einnahmen erklären..." "Hören Sie, Mr. Kaiba, ich weiß, Sie zeigen gerne, dass Sie einiges im Köpfchen haben, aber Ihre Anschuldigungen sind einfach lächerlich." Evans schüttelte lächelnd den Kopf, doch ich bemerkte, dass sich Schweiß auf seiner Stirn gebildet hatte. "Was für ,Nebengeschäft' sollen das bitte sein? Denken Sie, ich verkaufe meine Großmutter?" Ich lehnte mich zurück in den schwarzen Ledersessel. "Ihren Humor in Ehren, Evans, aber ich dachte eher an etwas anderes." "Ach? Dann lassen Sie mal hören, was Ihre Fantasie Ihnen eingibt", meinte Evans. "Nun, es ist in der Tat nur eine Vermutung, aber da Sie neben Ihrer Softwareproduktion auch eine Tochterfirma haben, die Kaffee importiert..." Ich legte eine kurze Pause ein, um auf seine Reaktion zu achten. Ein Schweißtropfen lief über sein Gesicht. "... Da liegt der Verdacht doch nahe, dass Sie vielleicht auch mit anderen Dingen handeln." "Und was für Dinge sollen das bitteschön sein?!" Ich tippte mit dem Kugelschreiber auf den Tisch und lächelte über Evans' Nervosität. Jetzt hatte ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. "Wissen Sie, ich dachte da an kleine Päckchen mit weißem Inhalt..." Evans stand auf. "Das ist doch die Höhe!! Haben Sie auch nur einen Beweis für Ihre verrückte Theorie?!" "Nein, ich bin schließlich kein Detektiv...", entgegnete ich ruhig. "Aber ich habe die Unterlagen und einige Anhaltspunkte, durch die ein Gericht durchaus auf des Rätsels Lösung kommen könnte." "Sie lügen!!", rief Evans aufgebracht. "Wenn Sie sich da so sicher sind, dann gehen Sie doch... ", meinte ich desinteressiert. "Allerdings wäre ich vielleicht sogar bereit, die Informationen zurückzuhalten..." "Zu welchem Preis?", fragte Evans sofort. "Halten Sie mich für käuflich?", antwortete ich trocken. Wenn Evans dachte, dass er so leicht aus dem Schneider wäre, dann hatte er sich bitter getäuscht. "Meine Bedingungen sind, dass Sie mir Ihre Firma zu einem angemessenen Preis verkaufen und vorher den Handel beenden." Wie erwartet brachte meine Forderung Evans aus der Fassung. "Ihnen die Firma verkaufen?? Sind Sie des Wahnsinns??", rief Evans, auf seiner Stirn pochte eine Ader. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen packte ich die Unterlagen in meinen silbernen Aktenkoffer. "Wissen Sie was? Vielleicht kommt die Vernunft später doch noch zu Ihnen und Sie verhandeln mit mir, Evans." Ich warf einen Blick auf die Uhr. "Ich habe heute noch andere Termine, also müssen Sie mich jetzt leider entschuldigen. Denken Sie noch mal über mein Angebot nach!" "Gut, das werde ich tun", murmelte Evans. "Sie hören dann von mir... Kaiba." Die Tür fiel hinter mir ins Schloss. Als ich nachmittags den Turm verließ, hatte ich einen recht zufrieden stellenden Tag hinter mir. Die Sache mit Evans könnte sich noch als ganz lukrativ herausstellen, doch ich glaubte nicht wirklich, dass er sich noch einmal melden würde. Ehrlich gesagt hatte ich keinerlei Hinweise auf Drogenschmuggel gefunden, das war schlichtweg geraten gewesen. Das Einzige, das ich hatte, waren Beweise für Unterschlagungen und Nebenerwerbe, aber dass diese mit Drogen zusammenhingen, konnte ich nicht beweisen. Doch mit dieser kleinen Lüge hatte ich Evans in Panik versetzt und somit konnte ich die Bedingungen stellen. Falls ich nichts mehr von ihm hören sollte, konnte ich immer noch seine Bilanzen zusammen mit meinen Nachforschungsergebnissen an ein Gericht schicken. Schließlich verschaffte ich ihm nur zu gerne ein paar Probleme. Evans hielt sich für schlau und erfahren, aber er war nicht einmal annähernd so intelligent, wie er dachte. Es begann zu regnen. Stetig und wie in Fäden fielen die Wassertropfen vom Himmel. Ich sollte mir ein Taxi holen. Plötzlich hörte ich jemanden meinen Namen rufen. "Kaiba! Kaiba, warte!!" Ich drehte mich um und zu meiner Überraschung sah ich Yugi auf mich zu kommen. Er hatte seine Jacke wegen des Regens eng um sich gewickelt und seine Haare schienen durch die Nässe nicht mehr so abzustehen. "Yugi...? Was willst du von mir?" "Ich muss dich sprechen", sagte er. "Ich habe aber keine Zeit", entgegnete ich knapp. "Wenn es wichtig ist, sag es jetzt, aber mach es kurz." "Gut..." Yugi schien zu überlegen. "Es ist so... Du erinnerst dich noch an das Battle City Turnier?" "Leider", meinte ich trocken. Sollte er auf das ,Herz der Karten' oder das Schicksal zusprechen kommen, wäre ich schneller weg, als er ,Freundschaft' sagen konnte... "Ich habe dort alle drei Götterkarten gewonnen", begann Yugi. "Wie du vielleicht mitgekriegt hast, sind sie der Schlüssel zu meinem Geheimnis und somit zu meinen verlorenen Erinnerungen gewesen..." Ich unterbrach ihn. "Wenn du jetzt wieder mit dem Pharao-Mist anfängst..." "Lass mich erst mal ausreden, Kaiba, ok?!", schnitt mir Yugi seinerseits das Wort ab. "Du denkst sicher, ich wäre Yugi, aber du irrst dich." "Wenn du nicht Yugi bist, wer dann? Sein verlorener Zwillingsbruder?!" Langsam wurde es mir zu dumm. Yugi schüttelte den Kopf. "Ich habe mit Hilfe der Götterkarten und der Steintafel im Museum meine Erinnerungen zurückerhalten... und meinen Körper", sagte er ruhig. "Bitte? Deinen Körper??" Jetzt begann ich ernsthaft mir Sorgen um seinen geistigen Zustand zu machen. "Hör mal, Yugi, ich will deine Märchenwelt nicht zerstören, aber du hast auf mich bis jetzt immer den Eindruck gemacht, als hättest du einen Körper aus Fleisch und Blut..." Yugi seufzte. "Es ist verständlich, dass du das nicht glaubst", meinte er. "Ich lebte vorher in Yugis Körper, seit er dieses Puzzle gelöst hatte, in dem meine Seele eingeschlossen war." Er deutete auf die goldene Pyramide, die an einer Kette um seinen Hals hing. Ich musste lachen. "Lass mich raten: Du bist in Wirklichkeit ein Pharao und wurdest vor Millionen von Jahren in diesem Puzzle eingeschlossen, habe ich Recht?" "Nicht ganz, es waren 5000 Jahre..." Ich starrte ihn an. Das konnte er doch nicht ernsthaft glauben... "Yugi, du solltest dich mal untersuchen lassen...", sagte ich vorsichtig. "Ich bin nicht verrückt. Spar dir die Mühe, Kaiba", meinte Yugi. "Würdest du mir glauben, wenn du Yugi triffst?" "Damit hättest du nur bewiesen, dass du nicht Yugi bist", stellte ich fest. "Das wäre ein Anfang...", seufzte er resignierend. "Komm einfach mal bei Yugis Haus vorbei, dann wirst du schon sehen..." Langsam kamen mir Zweifel. Wenn er sich so sicher war, war vielleicht was dran an seiner Geschichte... Er wirkte eigentlich nicht so, als hätte er einen Dachschaden. "Wenn ich mal Zeit haben sollte, vielleicht", sagte ich schließlich. "Ich will hier nicht länger im Regen stehen, also mach's gut, Yugi." "Du bist hoffnungslos", stellte Yugi fest. "Wieso lässt du mich dann nicht in Ruhe?", erwiderte ich genervt. "Es interessiert mich ehrlich gesagt herzlich wenig, ob du ein Pharao oder der letzte Nachkomme des Dschingis Khans bist, Yugi... oder wie auch immer du jetzt heißt." Ich wandte mich zum Gehen. "Atemu", sagte Yugi plötzlich. "Was...?" "Mein Name ist Atemu, nicht Yugi." Er drehte sich um und ging davon. Atemu... Wie ist er denn auf so einen merkwürdigen Namen gekommen?! Er war wohl wirklich nicht ganz dicht, so Leid mir das auch tat. Wo blieb eigentlich mein Taxi? Meine Haare waren schon völlig durchnässt und mit meinen Klamotten war es auch bald soweit... Aus dem Augenwinkel sah ich einen Mann, der einen langen dunklen Regenmantel trug und seinen Hut wegen dem Regen ins Gesicht gezogen hatte. Ich wusste nicht, warum, aber irgendwie wirkte er verdächtig, so wie er die rechte Hand, die unter dem langen Kunststoffärmel versteckt war, an sich drückte. Dann entschwand er vollends meinem Blickfeld. Ich hielt wieder Ausschau nach einem Taxi und wurde endlich fündig. Ein Taxi bog in die Straße ein. Plötzlich spürte ich, wie etwas Hartes, Rundes zwischen meine Schulterblätter gedrückt wurde. Ich wollte reflexartig zuschlagen, doch ein leises, metallisches Klicken hielt mich davon ab. "Sie ist entsichert, also würde ich an deiner Stelle ganz ruhig bleiben", sagte eine leise Stimme hinter mir, die zweifellos einem Mann gehörte. "Sonst könnte ich aus Versehen abdrücken..." Ich musste mich wohl oder übel fügen, doch mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Es bestand wohl kein Zweifel, dass es der Lauf einer Waffe war, den ich an meinem Rücken spürte. Wer um Himmels Willen besaß den Nerv, mitten in der Stadt jemand mit einer Waffe zu bedrohen?! Wenn es der Typ im Regenmantel war, musste er wohl aufgrund der Tarnung so was wie ein Profi sein. "Siehst du das Haus mit der grünen Tür, Kaiba?", fragte der Unbekannte leise. "Ja, ich bin schließlich nicht blind", erwiderte ich knapp. Er würde mich wohl kaum auf offener Straße erschießen, außer vielleicht, wenn ich versuchen sollte, zu flüchten... "Vorwärts", zischte die Stimme und der Druck des Revolverlaufs verstärkte sich. Widerwillig fügte ich mich und bewegte mich auf die alte Tür mit der abgeblätterten grünen Farbe zu, die der Eingang zu einem grauen, leerstehenden Reihenhaus war. Der Mann schien auf mich angesetzt worden zu sein... Dass mich jemand umbringen wollte, war nichts Neues für mich, aber diesmal schien ich es mit einem Profikiller zu tun zuhaben. Profikiller... Das klang so, als hätte ich zu viele Trashfilme gesehen. Wir betraten das Haus, wie erwartet war das Treppenhaus grau und schäbig. "Die Treppe runter." Ich sah die steile, kurze Betontreppe hinunter. Unten war eine angerostete alte Tür. Unwillkürlich musste ich schlucken. Das war schlecht, sehr schlecht... In einem alten Keller eines unbewohnten Hauses würde es wohl kaum jemandem auffallen, wenn ein Schuss fiel. "Mach schon!", zischte der Mann hinter mir ungeduldig. Zögernd trat ich zur Treppe, stolperte wie aus Versehen zur Seite und packte den Arm des Mannes um die Pistole von mir wegzudrücken. Ich hatte nie ernsthaft Kampfsport betrieben, aber ich kann mich durchaus verteidigen. Doch der andere reagierte blitzartig, riss seinen Arm hoch und trat mich mit einer schnellen Fußbewegung gezielt in die Seite, sodass ich die Treppe hinunter stürzte und unten gegen die Tür stieß. Mühsam rappelte ich mich auf, obwohl ich das Gefühl hatte, mir jeden Knochen im Leib gebrochen zu haben. "Dein Pech, Kaiba, das ich seit Jahren Karate mache", meinte der Mann und zog seinen Hut zurecht, während er die Treppe herunter kam. "Gehört zu meinem Job." Der Lauf seiner Schusswaffe zielte genau zwischen meine Augen. "Und jetzt rein da, oder soll ich noch mal nachhelfen?" Hinter der Tür war ein leerer, fast quadratischer, grau verputzter Raum, der schon fast klaustrophobisch klein für einen Keller wirkte. Nicht einmal Fenster gab es, Licht spendete eine grelle Glühbirne, die von der Decke hing. Als der Regenmanteltyp den vom Rost halb zerfressenen Riegel vorschob, begann ein Gefühl der Panik meine Gedanken zu lähmen. Doch eins wollte ich trotzdem noch wissen: "Wer bezahlt Sie?" War das wirklich meine Stimme? Ich wusste nicht einmal, ob ich das überhaupt gesagt hatte. "Lassen Sie mich raten", bohrte ich weiter. "Evans?" Wenn ja, dann war das mit dem Drogenhandel wohl ein Volltreffer gewesen. "Ich wüsste nicht, was dir das noch nützen soll, Kaiba." Der Mann hob die Pistole, um besser zielen zu können. "Du solltest dir lieber überlegen, wo du hinkommst: Himmel oder Hölle." Mein Herzschlag schien auszusetzen... oder vielleicht pochte es auch schneller? Ich weiß es nicht mehr, ich habe in diesem Moment nichts mehr richtig wahrnehmen können. Manche Leute behaupten, im Angesicht des nahenden Todes liefe die Zeit langsamer oder das Leben zieht noch mal vor dem inneren Auge vorüber. Ich kann das nicht bestätigen, dazu ging alles viel zu schnell. Der einzige Gedanke, der mir noch durch den Kopf schoss war, wozu ich eigentlich den Aktenkoffer mitgeschleppt hatte... To be continued... Das war's fürs Erste. Ich weiß, ich bin fies, aber ich bin müde und muss noch Hausaufgaben machen, also habt Mitleid mit mir! Schreibt schön fleißig Kommis, dann beeile ich mich auch ^^! Kapitel 2: Es geht weiter... ---------------------------- Eigentlich hat die FF keine Kapitel, aber so ist es übersichtlicher... Diesen Teil widme ich _KaibaCorporation_, da sie den 4. Platz in meinem Wettbewerb belegt hat. http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=770384 ~Während du schliefst~ Teil 2 ...als die Tür aufkrachte. Der verrostete Riegel bröselte und die Tür flog gegen die Wand. Ehe ich das überhaupt realisieren konnte und aus meiner Lähmung erwachte, stand Yugi vor mir. "Y-yugi...?!", brachte ich mit dieser mir fremd erscheinenden Stimme heraus. "Atemu", korrigierte er. Der Mann im Mantel schien den Schock schon überwunden zu haben. "Wer auch immer du bist, ich fürchte, mit gefangen ist in diesem Fall mit gehangen", meinte er. Yugi warf mir einen kurzen Blick zu. "Keine Angst, Kaiba", sagte er leise, dann drehte er mir den Rücken zu. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Was machte er hier...?! Und was sollte das heißen, "Keine Angst"?!!! Sollte ich die Ruhe selbst sein, weil ich jetzt nicht der Einzige war, der dran glauben musste?! Yugi stand zwischen dem Pistolenlauf und mir, er hatte wie um mich zu schützen die Arme ausgebreitet. "Na los, schieß, aber du wirst wohl mit mir anfangen müssen", sagte er herausfordernd. "Das ist egal." Der Mann zielte kurz und schoss. Obwohl die Pistole einen Schalldämpfer hatte, hallte der Knall in meinen Ohren wieder. Gebannt starrte ich auf Yugi. Spielten meine Augen verrückt...? Es schien, als hätte sich ein schillernder Lichtkreis um ihn gebildet, in den die Kugel nicht eindringen konnte. Nur langsam, wie in Zeitlupe, flog sie weiter, auf geradem Weg zu Yugis linker Brust. Ich blinzelte ungläubig. Seine Hände ballten sich und begannen zu zittern, wie durch eine zu große Anspannung und die Kugel gewann an Geschwindigkeit zurück. Yugis Beine schienen nachzugeben. "Nein!!", schrie ich, als der Schutzschild plötzlich verschwand. Vor Yugi blitzte es grell auf und etwas fiel mit einem leisen Klingen zu Boden. Yugi sackte auf die Knie. Neben ihm rollte die Kugel noch ein Stück über den Betonboden. Sie hatte ihn nicht berührt! Ich versuchte nicht mehr, das zu begreifen, sondern sah zu dem Schützen. Er war bleich geworden und stotterte völlig entgeistert so etwas wie: "Du- du hättest to-tot sein müssen... D-die Kugel- wie- wieso- ich... ich versteh das nicht..." Schwankend stand Yugi wieder auf. Es schien ihm nichts zu fehlen, außer dass er erschöpft wirkte. Der Mann im Mantel ließ die Schusswaffe fallen und wich zurück, seine Gesichtszüge zuckten. "Du- du musst ein Gesandter des Teufels sein!", schrie er panisch. Yugi hob die Waffe auf. "So, muss ich das?" "Ein Trick... Das muss ein Trick gewesen sein!" Der Mann griff hastig in seinen Regenmantel, doch Yugi richtete die Pistole auf ihn. "Behalte deine Finger draußen", sagte er ruhig, doch ich glaubte zu sehen, dass er schwankte. "Ich habe einen besseren Vorschlag: Wir spielen um deine Waffe. Jeder von uns beiden darf einmal schießen, und der, dessen Kugel am nähesten zu diesem Fleck an der Wand auftrifft, der hat gewonnen." Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht seines Gegenübers aus. "Gut, ok, ich bin dabei, Kleiner!" Ich konnte das nicht mit ansehen. "Yugi, bist du des Wahnsinns?!", rief ich. "Der knallt dich ohne mit der Wimper zu zucken ab!!" Ich wusste zwar nicht, wie Yugi das vorhin gemacht hatte, aber er hatte allem Anschein nach nicht genügend Kraft um es zu wiederholen. "Ich weiß, was ich tue, Kaiba", meinte er und zwinkerte mir zu. Hatte er einen Plan...? "Es ist natürlich gegen die Spielregeln auf andere Spieler zu schießen", erklärte Yugi. "Und es ist ein Spiel der Schatten..." Er hielt dem Regenmanteltypen die Pistole hin. "Fang an, wenn du damit einverstanden bist." "Bin ich", erwiderte der andere hastig, packte die Pistole und richtete den Lauf auf Yugis Stirn. "So, Kleiner, jetzt werden wir ja sehen, ob du unsterblich bist!" Yugi streckte seinen Arm aus, die Handfläche auf den Mann gerichtet. "Ich fürchte, das wirst du nie erfahren. MINDCRUSH!!" Mit einem lang gezogenen Schrei brach Yugis Gegner auf dem Boden zusammen, dann blieb er reglos liegen. Unberührt blickte Yugi auf ihn herab. "Das passiert, wenn man die Regeln verletzt..." Er drehte sich zu mir um. "Alles in Ordnung mit dir, Kaiba?... Du blutest", bemerkte er und deutete auf meine Stirn. Ich fuhr mit der Hand über meine linke Augenbraue und spürte den kalten Schweiß, der sich dort angesammelt hatte, dann fand ich einen kleinen Riss mit halbgetrocknetem Blut. "Nicht weiter schlimm", sagte ich noch etwas benommen. "Was hast du mit diesem Typen angestellt...?" "Das war ein Schattenspiel", erklärte Yugi ernst. "Du weißt, was mit jemandem passiert, der ein solches Spiel verliert..." Ich nickte. Diese Spiele von Marik während dem Battle City Finale, bei denen die Verlierer ins Koma fielen... Das musste dasselbe sein. "Du kannst das auch...?", fragte ich ungläubig. Yugi nickte und stützte sich an der Wand ab. Ein Schweißtropfen lief ihm übers Gesicht. "Yugi meinte aber, wir sollten Probleme mehr auf seine Art lösen...", sagte er. "Ich weiß, dass er eigentlich Recht hatte, aber ich sah jetzt gerade keine andere Lösung." Er sah mich an und lächelte schwach. "Du hast wirklich Glück, dass dieser undurchsichtige Typ mir aufgefallen ist und ich euch im Auge behalten habe..." Er rutschte zu Boden. Schnell kniete ich mich neben ihn. "Was ist?" "Nichts, es war nur sehr anstrengend...", murmelte Yugi. "Ich war mir ehrlich gesagt überhaupt nicht sicher, ob ich es schaffen würde, die Kugel abzuwehren..." Er war einfach hineingeplatzt, auf die Gefahr hin, erschossen zu werden?! "Wieso...?", begann ich, doch er schüttelte den Kopf. "Frag mich das... ein anderes Mal... Kaiba..." Seine Augen fielen zu und sein Kopf sackte zur Seite. "Yugi?" Ich packte ihn an den Schultern. "Yugi!!" Er öffnete die Augen einen Spalt weit. "Atemu... nicht Yugi... Kai-..." Seine Augen fielen wieder zu und sein Körper erschlaffte. "Atemu...", wiederholte ich leise. Mir seinen Namen zu merken, war das Mindeste, was ich tun konnte. Er hatte mein Leben gerettet. __________________________________________________________ Nun habe ich genug geschafft für einen Tag, ich brauch auch mal ne Pause... Aber ich hab jetzt ja Ferien *freufreu*, da kann ich schneller weiterschreiben ^^! Gruß, Lynn Kapitel 3: ... und weiter... ^^ ------------------------------- Ein RIESENdankeschön an alle Kommischreiber ^^! *alle mal ganz lieb knuddl* Das musste jetzt einfach sein! Ihr schreibt so nette Kommis, da werde ich ja fast schon größenwahnsinnig ^^. Spaß beiseite, schreibt ruhig weiter solche Kommis! *sich immer total freu* Zum Ansporn gibts hier einen weiteren Teil von: ~Während du schliefst~ ...Was sollte ich denn jetzt machen...? Nur langsam erlangte ich die Kontrolle über mich selbst zurück, aber es gelang mir, meine Gedanken zu ordnen. Als erstes musste ich von hier verschwinden, bevor mich noch jemand mit diesem leblosen Typen dort fand, denn ich hatte keinen Schimmer, wie ich das erklären sollte. Atemu konnte ich in seinem Zustand natürlich auch nicht einfach hier lassen und da er bewusstlos war, musste ich ihn wohl oder übel tragen. Ihn einfach über die Schulter zu werfen erschien mir in Anbetracht der Umstände nicht passend, also legte ich einen Arm um seine Taille, den anderen unter seine Kniekehlen und trug ihn so hinaus. Vor dem Haus rief ich einen Hubschrauber, denn Atemu schien ärztliche Versorgung nötig zu haben. Ich wollte nicht, dass ihm irgendetwas zustieß, schließlich wäscht eine Hand die andere. Es gab nichts, was ich so sehr hasste, wie in der Schuld eines anderen zu stehen. Der Regen hatte nachgelassen, doch alles war noch feucht. Atemus Kopf nickte bei jedem Schritt sanft gegen meine Brust. Es war unglaublich, wie wenig an ihm dran war; er wirkte fast so leicht wie mein Bruder Mokuba. Mir wurde bewusst, dass ich ihm wohl noch nie so nahe gewesen war... Unwillkürlich bewegte ich meine Finger an seiner Taille. Sein Shirt war sehr dünn, ich konnte seine Körperstruktur durch den Stoff spüren. Ich hielt inne. Was zum Teufel tat ich da eigentlich?! Meine Wangen wurden heiß, doch zu meinem Glück kam der Hubschrauber in diesem Augenblick und ersparte mir weitere Gedanken darüber. Im Hubschrauber übergab ich Atemu einem Arzt, den ich mit dem Helikopter herbeordert hatte, und setzte mich an den Steuerknüppel. Ich beschloss, zum Bezirksgericht zu fliegen und die Unterlagen als einen anonymen Hinweis abzugeben. Wenn Evans mir ans Leder wollte, dann sollte ich besser dafür sorgen, dass es ihm nichts mehr nützte, mich mundtot zu machen. Ich musste zugeben, dass ich ihn unterschätzt hatte. Obwohl auch nicht viel dazu gehörte, um einen Killer anzuheuern, außer Geld. Und ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit vielleicht. Als ich vom Gerichtsgebäude zurück in den Helikopter stieg, erklärte der Arzt, es ginge dem Jungen gut, doch er sei schwer erschöpft und bräuchte ein paar Tage Ruhe. Als ich vor meiner Villa landete, spielte ich mit dem Gedanken, Atemu in ein Krankenhaus zu bringen, doch der Arzt meinte, das sei nicht nötig. Außerdem, war es nicht meine Schuldigkeit, ihn zu pflegen...? Ich trug Atemu behutsam in mein Zimmer und legte ihn auf mein Bett. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. War er nicht süß, wie er da auf meiner Decke lag, sein Kopf halb vom Kissen gerutscht und sein Mund leicht geöffnet...? Ich setzte mich neben ihn auf den Bettrand. Atemu regte sich ein wenig, seine Hand öffnete sich leicht und seine Finger schlossen sich um den Stoff der blauen Bettdecke. "K-... Kai-...", murmelte er, doch dann schien sein Bewusstsein wieder vollkommen zu schwinden und seine Hand erschlaffte. Ich strich ihm wie aus Reflex sanft über die Wange. "Ich bin bei dir... Atemu...", entwischte es mir leise, obwohl ich mir nicht sicher war, ob er ,Kaiba' sagen wollte. Dann erst wurde mir bewusst, was ich da eigentlich tat und ich stand hastig auf. Wieso benahm ich mich nur so merkwürdig? Das war mir bei ihm doch noch nie passiert... Ich zwang mich, das Ganze fürs Erste zu vergessen und an etwas anderes zu denken. Musste ich nicht jemanden über Atemus Zustand informieren? Yugi... Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass der Junge auf meinem Bett nicht Yugi sein konnte. Und wenn er über so ungewöhnliche Fähigkeiten verfügte, war vielleicht auch etwas dran an seiner Geschichte... Also rief ich bei Yugi an. "Hallo, hier Yugi Muto?", drang Yugis Stimme durch den Hörer. Das gibt's doch nicht, schoss es mir durch den Kopf. Stimmte es also wirklich, was Atemu gesagt hatte...? "Hier ist Seto Kaiba." "Kaiba?" Yugi klang erstaunt. "Wieso rufst du an?" "Ich habe jemanden getroffen, der sich Atemu nennt und dir ziemlich ähnlich sieht...", begann ich in der Hoffnung, dass Yugi ihn erkennen würde. "Yami?", fragte Yugi sofort. "Was weiß ich, wie der heißt. Mir hat er Atemu gesagt." "Doch, das ist Yami", meinte Yugi bestimmt. "Aber wieso rufst du an?" "Er ist bewusstlos und ich habe ihn mit zu mir genommen. Ich-..." Yugi unterbrach mich. "Bewustlos?! Warum?" Ich verdrehte innerlich die Augen. "Das ist eine längere Geschichte..." "Gut, ich komme gleich vorbei. Danke, Kaiba!" Er legte auf. Na toll, jetzt würde Yugi hier aufkreuzen und mich ausquetschen. Hatte ich irgendetwas von vorbeikommen gesagt?? Darauf konnte ich, ehrlich gesagt, verzichten... Ich setzte mich wieder auf mein Bett. Wie hatte Yugi Atemu genannt...? Yami... Dunkelheit... Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass sich hinter seiner unbekümmerten Maske eine dunkle Vergangenheit verbarg. Außerdem hatte er diese seltsamen Kräfte und so weit ich das während dem Battle City Turnier mitgekriegt hatte, war die Fähigkeit, das Reich der Schatten zu rufen, ein eher düsterer Charakteraspekt. Nachdenklich musterte ich seine markanten Gesichtszüge. Sie ließen sein Gesicht nicht jugendlich, sondern ernst und stolz wirken... Waren dies wirklich die Gesichtszüge eines Herrschers? War er nicht etwas jung dafür...? Aber ich war auch der Inhaber einer Firma und ich war immerhin 20-40 Jahre jünger als die anderen Firmenleiter, mit denen ich verhandelte. Mein Blick blieb an seiner blauen Jacke hängen. War es nicht schwachsinnig, ihn mit einer Jacke im Bett liegen zu lassen...? Vorsichtig hob ich seinen Oberkörper an und streifte ihm die Jacke ab. Ich warf sie über das Fußende des Bettes. Als ich Atemu zurück auf das Kissen sinken ließ, fiel mir auf, dass seine Arme recht muskulös wirkten, auf jeden Fall im Vergleich zu... Yugi. Jetzt, da ich Atemu genauer betrachtet hatte, bemerkte ich allmählich, wann ich mit dem eigentlichen Yugi gesprochen hatte und wann Atemu den Körper übernommen hatte. Das alles wirkte so absurd, doch ich kam nicht mehr umhin es zu glauben, selbst dass die zwei sich einen Körper geteilt haben sollten... Außerdem stellte ich fest, dass Atemu etwas fehlte, das für Yugi schon fast typisch war... Diese Ausstrahlung von Unschuld. Dazu wirkte er zu... zu reif... Ich konnte nicht leugnen, dass er gut aussah, sogar sehr gut... und dass er mir gefiel. Ich wusste nicht, warum, aber irgendwie saß ich gerne so da und betrachtete ihn, wie er auf meinem Bett lag und zu schlafen schien. Er schien eine Art magische Anziehungskraft auf mich auszuüben, der ich nicht widerstehen konnte... Doch wollte ich das überhaupt...? Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, beugte ich mich zu ihm herunter und strich die Strähnen von seiner Stirn. Er atmete ruhig und gleichmäßig, doch mein Herz schien einen Rekord aufstellen zu wollen. Ich hatte das Gefühl, es würde vor Spannung zerspringen, als ich noch näher an Atemus Gesicht herankam und seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Oh, verdammt, was soll's?, schoss es mir durch den Kopf und ich drückte meine Lippen kurz, aber sanft auf seinen Mund. Ein Glücksgefühl und Wärme stiegen in mir auf, doch genauso schnell vergingen sie wieder. Ich wollte dieses Gefühl noch nicht verlieren... Diesem plötzlichen Verlangen folgend nahm ich Atemus Gesicht in meine Hände und küsste ihn wieder, diesmal kostete ich das Glücksgefühl, das sich angenehm und warm in meinem Bauch ausbreitete, vollends aus. Ich weiß nicht, was ich mir damals dabei gedacht habe, meine Vernunft schwebte wahrscheinlich irgendwo zwischen dem Hier und Jetzt und der Wolke 7. Ich hörte das Klacken der Türklinke und schreckte hoch. "Kaiba?", fragte Yugi unsicher. Ich stand auf, mit aller Macht bemüht, den Blutfluss in meinen Wangen unter Kontrolle zu halten. Neben Yugi betrat ein Mädchen mit braunen, kinnlangen Haaren das Zimmer. Ich glaubte mich zu entsinnen, dass sie Tea hieß. In ihrem Blick lag ein misstrauisches Funkeln. "Sag mal, Kaiba, was genau hast du da gerade gemacht, hm?", fragte sie vorwurfsvoll. "Ich habe seinen Zustand geprüft", entgegnete ich gleichgültig. "Was dachtest du denn?" Sie konnte unmöglich gesehen haben, was genau ich getan hatte, da ich schon aufrecht saß, als Yugi das Zimmer betreten hatte. Und was war bitte daran verdächtig, auf der Bettkante zu sitzen? Yugi lief zu meinem Bett und unterbrach meine Gedanken. "Yami!", rief er und packte Atemus Hand. "Was ist mit ihm passiert?", stellte mich Tea zu Rede. "Und was macht er in deinem Schlafzimmer, Kaiba?" Mein Gott, was dachte die eigentlich von mir? War sie deswegen so misstrauisch gewesen...? Das musste so was wie weibliche Intuition sein, doch ich fand es wirklich übertrieben. Sie führte sich auf, als wäre Atemu ihr Privatbesitz. Wohl oder übel erzählte ich den beiden, was so ungefähr passiert war, als Atemu mein Leben gerettet hatte. Tea nickte. "Er ist nun mal sehr hilfsbereit..." Ich hob eine Augenbraue. "Er hat sein Leben riskiert." Das konnte man doch nicht mehr als ,hilfsbereit' bezeichnen... Sie lächelte nur. "Kaiba, meinst du nicht, er hat genau gewusst, dass ihm die Kugel nichts anhaben kann?", sagte sie. Ihr Blick zeigte deutlich, dass sie mich nicht als wichtig genug einstufte, um Atemus Leben dafür in Gefahr zu bringen. Wahrscheinlich hatte sie damit sogar Recht, doch ich entdeckte noch etwas anderes in ihrem Blick: Eifersucht. War sie neidisch, weil sie lieber diejenige gewesen wäre, für die er sein Leben riskierte...? Das war ja schon fast kindisch. "Mir hat er gesagt, er habe es nicht gewusst und er ist doch wohl kein Lügner, oder?", erwiderte ich. "Nein, er ist absolut ehrlich", sagte sie bestimmt. Ich lächelte verächtlich. Sie schien ihn ja ganz schön zu idealisieren... "Dann ist es eine Tatsache, dass er sein Leben aufs Spiel gesetzt hat... für mich", fügte ich hinzu. Tea wandte sich ab und sah zu Atemu und Yugi. "So ist er halt, er weiß, dass du einen guten Kern hast. Darauf brauchst du dir nichts einzubilden, Kaiba!" "Tu ich auch nicht", erwiderte ich, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ich verstand immer noch nicht ganz, wieso sie so empfindlich darauf reagierte. War sie dermaßen in Atemu verschossen? Aber was gingen mich die pubertären Probleme von diesem Mädchen an... Nachdem Tea und Yugi Atemus Zustand begutachtet hatten, kam Yugi zu mir herüber. "Kannst du uns bitte ein Taxi bestellen, Kaiba?" "Wozu?", fragte ich überrascht. "Na, um Yami mitzunehmen", erklärte Yugi, als wäre das offensichtlich. Yami mitnehmen...? Aber sonst ging es dem Zwerg noch gut?! "Ich denke, es wäre sinnvoller, wenn er hier bleibt", sagte ich. Tea und Yugi starrten mich an. "Der Transport wäre nicht gut für ihn, er braucht schließlich Ruhe, oder nicht?" "Ja, aber-...", begann Yugi, doch ich ließ ihn nicht ausreden. "Außerdem bin ich ihm das schuldig", fuhr ich fort. "Und ich kann für eine gute ärztliche Versorgung garantieren." "Schon, aber du bist doch ständig bei der Arbeit...?", warf Tea ein. "Ich werde mich vertreten lassen", erklärte ich. "Wie gesagt, ich bin ihm das schuldig." "Na gut...", meinte Yugi unsicher. "Aber nur, wenn wir ihn besuchen dürfen", sagte Tea bestimmt. "Meinetwegen." Sogar das würde ich in Kauf nehmen, so sehr widerstrebte es mir, Atemu wegzugeben. "Findet ihr nicht, ihr wart für heute lang genug hier?", wandte ich mich wieder an die beiden. "Ich muss noch ein paar Geschäfte per Laptop regeln, wenn ich schon nicht mehr zur Arbeit gehen kann." Yugi nickte. "Gut, wir gehen..." Er strich Atemu noch mal über die Hand, dann ging er zur Tür. Tea legte Atemu ihre Hand auf die Stirn. "Er ist kalt... Ich sehe, du sorgst gut für ihn, Kaiba", meinte sie schnippisch und zog die Bettdecke über Atemu. Behutsam strich sie die Decke glatt und küsste ihn zärtlich auf die Lippen. Mir wurde ganz anders, als ich das sah, doch ich biss mir auf die Unterlippe und schaute woanders hin. Yugi warf mir einen Blick zu. "Ich verstehe, wenn dir das unangenehm ist, aber es ist schon in Ordnung, wenn sie ihn küsst. Tea ist schon länger in Yami verliebt, musst du wissen..." Mit roten Wangen trat Tea zu ihm. "Ach, ihr seid ein Paar?", fragte ich betont gleichgültig. Tea lächelte verlegen. "Wir hatten zwei Dates bisher... Dann ist man doch schon so was wie ein Paar, oder...?" Ich nickte nur und setzte mich an meinen Schreibtisch. Die zwei verließen das Zimmer. Ich musste Mokuba sagen, das er das nächste Mal vorher Bescheid sagen sollte, wenn er Leute ins Haus ließ. Ein paar Minuten saß ich vor meinem Laptop, doch ich konnte nicht arbeiten. Zwei Dates... Das sah schlecht für mich aus... Aber was dachte ich da eigentlich? Wollte ich wirklich etwas von Yami oder Atemu oder wie immer er auch hieß...? ... Wenn nicht, wieso machte es mich dann so wütend, dass diese Tea ihn geküsst hatte? Immerhin hatte ich das auch getan und sie war mit ihm zusammen... Meine Chancen waren sowieso gleich null, schließlich war ich, nun ja, männlich... Moment mal. Hieß das, ich war homosexuell??? Ich überlegte fieberhaft, doch ich konnte mich nicht entsinnen, jemals ein männliches Wesen attraktiv gefunden zu haben. Auf der anderen Seite gab es schon ein paar junge Frauen, die mir sehr attraktiv erschienen. Ja, Frauen konnten attraktiv sein, siehe Mai Valentine, aber... Männer?! Niemals. Ich sah Atemu an. Was an ihm war anders? Wieso übte er diese Anziehungskraft auf mich aus, faszinierte mich? Und warum fand ich ihn nicht nur gut aussehend, sondern, so verrückt es auch klingen mag, so schön wie noch nie jemanden in meinem Leben...? Ich seufzte. Hör auf, dir etwas vorzumachen, Seto, dich hat's erwischt... Kapitel 4: Ratet, ratet, was ist das... Jep, ein weiterer Teil^^ ---------------------------------------------------------------- Erst mal danke an euch alle für die lieben Kommis, ich habe mich jedes Mal wie verückt gefreut, dass meine FF so gut ankommt^^ Wer hätte das gedacht? (Ich nicht XD) Gut, genug der Vorrede, hier geht's weiter: ~Während du schliefst~ Es klopfte an meiner Tür. "Ja?", rief ich. "Essen ist fertig!", hörte ich Mokuba rufen. "Ich komme!", rief ich zurück und lief hastig zur Tür, ohne einen weiteren Blick auf mein Bett zu werfen. Irgendwie fühlte ich mich ertappt, da Mokuba meine Gedankengänge unterbrochen hatte... Als wir unten zusammen im Esszimmer saßen, erzählte Mokuba von der Schule, doch ich hörte nicht wirklich zu. Ich war zu beschäftigt mit dem Versuch, meine Gefühle zu entwirren, denn irgendwie konnte ich es immer noch nicht glauben... "Seto?... Seto!", riss mich mein Bruder aus meinen Überlegungen. Ich sah von meinem Teller auf, der Nudelauflauf war sowieso schon kalt geworden. "Hm?", machte ich, zum Zeichen, dass ich nun zuhörte. "Ich habe dich gefragt, wieso Tea und Yugi hier waren", wiederholte er leicht gekränkt. Es hatte wohl keinen Sinn, es ihm zu verheimlichen, früher oder später bekam er es sowieso heraus. Also erzählte ich ihm knapp, dass Atemu ein paar Tage Ruhe brauchte, um wieder auf die Beine zu kommen und ich seine Pflege übernommen hatte. Mokuba schien sich dabei nichts zu denken und aß ohne nachzufragen weiter. Ehrlich gesagt, war ich ihm sehr dankbar dafür. Wenn ich schon so absurde Gefühle empfand, dann sollte ich das am besten für mich behalten. Das wäre die beste Lösung für alle Beteiligten. Nach dem Essen kam in mir die Frage auf, ob Atemu nicht auch etwas essen musste. Immerhin konnte es Tage dauern, bis er wieder zu sich kam. Ich rief sofort den Arzt an, welcher erklärte, dass es nicht unbedingt nötig sei, aber auch nicht schaden könne, wenn Atemu Nahrung zu sich nahm. Also beschloss ich, dass ich Atemu wenigstens einmal pro Tag etwas zu essen geben sollte. Für's Erste musste ein Joghurt genügen. Es war einfacher, als ich gedacht hatte. Ich setzte mich mit dem Rücken zur Wand auf mein Bett, zog Atemu zwischen meine Beine und lehnte seinen Oberkörper gegen mich. Die Hand, in der ich den Becher hielt, legte ich um seinen Brustkorb, damit er nicht nach vorne kippte, und führte mit der anderen Hand vorsichtig den Löffel in seinen Mund. Obwohl er bewusstlos war, schluckte er automatisch. Anfangs kam ich mir mehr als albern vor, doch dann genoss ich es, ihm so nahe zu sein. Sein Körper war warm und fühlte sich gut an... Ich versuchte, mir seinen Geruch einzuprägen und somit das Gefühl, das er in mir auslöste, doch ich musste die schmerzhafte Erfahrung machen, dass ich dieses Gefühl nicht halten konnte. Was mir vor allem innere Befriedigung verschaffte, war der Gedanke, dass Tea, wenn sie mich so gesehen hätte, vor Wut rote Pusteln gekriegt hätte. Aber sie hatte sich doch beschwert, dass ich nicht gut genug für ihn sorgen würde, also war das mein gutes Recht, wenn nicht sogar meine Pflicht. In diese Gedanken vertieft, achtete ich nicht mehr richtig darauf, was ich tat, und kleckste Joghurt auf Atemus Wange. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich leckte den Joghurt sanft mit der Zungenspitze von Atemus Haut. Dann erst kam meine Vernunft zu mir zurück und ich wischte vorsichtig mit meinem Ärmel über die Stelle. Sollte ich jemals im Koma liegen oder ähnliches, wollte ich schließlich auch nicht von irgendwelchen Leuten geküsst oder sonst irgendwie angesabbert werden, demnach musste ich mich mehr im Zaum halten. Bei Tea mochte das etwas anderes sein, sie war immerhin aus seinem engeren Freundeskreis, zu dem ich ganz sicher nicht zählte. Folglich war Küssen in Zukunft verboten. Ich hasste es, vernünftig zu sein, das könnt ihr mir glauben. Behutsam legte ich Atemu wieder auf das Kissen und setzte mich an meinen Laptop, um meine Abwesenheit für die nächsten Tage zu regeln und Termine abzusagen. Als ich meinen Terminkalender öffnete, fiel mir ein Name ins Auge: Evans. Ein Lächeln umspielte meine Mundwinkel. Um Evans würde ich mich morgen kümmern. Ich hatte da schon eine Idee... ~ Die Tür ging auf und Mokuba schaute herein. "Seto, da ist Besuch für Atemu..." "In Ordnung, schick sie hoch", erwiderte ich. Mein Blick fiel auf die Uhrzeitanzeige des Computers. Um 21 Uhr kamen diese Nervensägen noch hierher?! Wollte Tea mich zu Tode quälen, oder wie sollte ich das verstehen? Doch es waren nicht Tea oder Yugi, sondern... Ishizu und Marik Ishtar. Mir blieb auch wirklich nichts erspart. "Entschuldigt, dass wir so spät noch kommen, Seto Kaiba", sagte Ishizu in dem mystischen Tonfall, den sie bei mir immer aufzulegen schien. Marik warf einen Blick auf mein Bett. "Wir haben gerade eben erst davon erfahren", erklärte er. "Und da wir heute Abend sowieso noch Odion abholen müssen..." Ich winkte ab. "Schon gut..." Obwohl ich nicht gerne mit Ishizu in einem Raum war, blieb ich auf meinem Schreibtischstuhl sitzen. Es widerstrebte mir, Atemu mit irgendeinem Besuch allein zu lassen. Ishizu setzte auf den Bettrand und legte Atemu ihre Hand auf die Stirn. "Der Pharao hat Sie mit hohem Einsatz gerettet", stellte sie fest. "Sie sollten sich geehrt fühlen, Seto Kaiba." Jetzt ging das wieder los. "Es muss wohl Schicksal gewesen sein, dass nun ausgerechnet Sie sich um den Pharao kümmern, obwohl Sie ihn doch einst verraten haben...", meinte sie ruhig. Ich hatte schon auf so eine Andeutung gewartet. Ihr fiel wohl nichts Neues mehr ein, oder vielleicht war das auch so was wie ihr Hobby, um mir auf die Nerven zu gehen. Marik meldete sich zu Wort. "Eigentlich wollten wir nur sehen, ob es stimmt, was Yugi erzählt und dem Pharao scheint es ja soweit gut zu gehen... Außerdem müssen wir jetzt Odion abholen", fügte er an Ishizu gewandt hinzu. "Sein Yogakurs ist gleich zu Ende." Seine Schwester nickte. "Gut, wir gehen." Ich war Marik unendlich dankbar. Ishizu erhob sich, doch dann beugte sie sich herunter und küsste Atemu auf die Stirn. "Ishizu, lass doch den Pharao in Frieden!", sagte Marik sichtlich genervt. Er warf mir einen vielsagenden Blick zu. "Ishizu hat sich anscheinend ein bisschen in Pharao Yami verguckt, obwohl ich ihr ständig predige, dass sie zu alt für ihn ist." Seine Schwester stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite. "Marik! Das geht ihn doch überhaupt nichts an!" "Also dann, wir müssen gehen, Kaiba", meinte Marik und rieb sich die Seite. "Tut euch keinen Zwang an", erwiderte ich trocken. Als die zwei verschwunden waren, stützte ich die Stirn auf meine Hände und starrte auf die dunkle Schreibtischplatte. Erst Tea, jetzt Ishizu... Das Leben war nicht fair. Nicht, dass ich das je geglaubt hätte, doch normalerweise war mit Intelligenz und Arbeit alles zu schaffen. Doch in diesem Fall nützte mir das nichts... Alles, was mir blieb, waren ein paar Tage, nur zwei, drei Tage, in denen Atemu bei mir war. Dummerweise gab es da ein paar Haken: 1. Ich durfte ihn nicht küssen. 2. Ständig kam Besuch von irgendwelchen Freundinnen von ihm, oder, besser gesagt, er hatte nur eine und das war Tea, aber Ishizu fand ihn anscheinend auch nicht unattraktiv... Was ich leider nur zu gut nachvollziehen konnte. 3. Er war bewusstlos und hatte keine Ahnung, dass er hier war. Nun, das wäre alles nicht weiter schlimm, wenn da nicht Haken Nummer 4 wäre: Ich liebte ihn. ~ Irgendwann schaute Mokuba vorbei, um mir Gute Nacht zu sagen und ich beschloss, auch ins Bett zu gehen. Der Tag war in vieler Hinsicht anstrengend gewesen. Als ich Atemu auf die rechte Bettseite legte, damit ich genügend Platz zum Schlafen hatte, fiel mir auf, dass er eigentlich recht enge und unbequeme Klamotten trug. Sollte ich ihn tagelang in diesen Sachen lassen? Ich schluckte unwillkürlich. Sollte ich das jetzt wirklich tun? Musste das sein...? Doch dann gab ich mir einen Ruck. Ich hatte mir vorgenommen, gut für ihn zu sorgen und das gehörte nun mal dazu. Ich suchte einen Schlafanzug heraus, der ihm vielleicht passen könnte, da er beim Waschen ein bisschen eingegangen war. Es war ein schlichter, dunkelblauer, den man knöpfen musste. Ich setzte mich neben Atemu auf das Bett und atmete noch einmal tief durch, dann legte ich seine Arme neben seinen Kopf und zog ihm behutsam das schwarze Shirt aus. Ich bemühte mich, so wenig wie möglich seine weiche Haut zu berühren, doch trotzdem glühten meine Wangen, als ich sein Shirt zur Seite legte. Vorsichtig nahm ich ihm die Armreifen und schließlich seine Gürtel ab. In meinem Mund hatte sich ungewöhnlich viel Speichel angesammelt, doch ich ihn schluckte ihn schnell hinunter. Dann öffnete ich seine Hose, darauf bedacht, ihn nicht zu berühren und nicht darüber nachzudenken, was ich da gerade tat, und zog sie über seine Füße. Die Socken ließ ich ihm an, kalte Füße wären nicht gut für ihn. An seine schwarze Unterhose wagte ich mich nicht. Ein leichtes Zittern durchfuhr mich, als Atemu so neben mir lag. Er hatte schöne, schlanke Beine und war auch sonst wirklich gut gebaut... Dass ich jemals so über einen Jungen konnte, verstehe ich bis heute nicht. Ich unterdrückte das Verlangen, seine glatte Haut unter meinen Fingern zu spüren und streifte ihm den Schlafanzug über, doch als ich das Hemd zuknöpfte, tat es mir schon fast Leid. Ich deckte Atemu wieder zu. Endlich war ich fertig, meine Knie waren weich, doch ich konnte trotzdem aufstehen. Ich bemerkte, dass ich verschwitzt war und... Ich seufzte. Ich war sogar hart geworden. Eine Dusche war angebracht, und zwar so kalt wie möglich. Später lag ich in meinem Bett und schaltete das Licht aus. Ich drehte mich weg von Atemu, denn ich hatte so was wie ein schlechtes Gewissen wegen dem Umziehen. Plötzlich musste ich grinsen. Tea und Ishizu mochten zwar in guter Beziehung zu Atemu stehen, aber ich würde jede Wette eingehen, dass sie ihn nie ausgezogen hatten und dass er nie bei ihnen im Bett geschlafen hatte. Doch wenn er wach wäre, würde ich auch nie dazu kommen. Müde und ausgelaugt von dem recht stressigen Tag, schlief ich schließlich ein. _______________________________________________________ Fortsetzung folgt^^ Armes Kaibalein, erst verliebt er sich und dann noch nerviger Besuch bis zum Abwinken... *Seto einen Keks geb* Kopf hoch, es gibt nichts, was ein Seto Kaiba nicht schafft! XD Schreibt schön viele Kommis, dann kriege ich wieder Gewissensbisse und setze mich schneller wieder dran... Erpressung ist strafbar, ich weiß, also... ähm... Bitte ein paar Kommis für eine arme, stressgeplagte Schülerin T.T Lynn PS: Nehmt mich nicht ernst, ich bin kommiverrückt... -.- Kapitel 5: Es geht in die Endrunde!! ------------------------------------ Vielen Dank an alle meine Kommischreiber^^ *knuddl* Ich kann es immer noch nicht fassen, so viel Kommis und alle positiv... Da kann ich ja gar nicht anders als weiterschreiben^^ Viel Spaß beim Lesen eines weiteren Teils von ~Während du schliefst~ In dieser Nacht träumte ich recht wirres Zeug zusammen, das seltsame Parallelen zu meiner Situation zu haben schien, doch im Prinzip ein ziemlicher Schwachsinn war. Atemu lag in dem Traum schlafend in einem hohen Turm hinter einer Hecke, glaube ich. Soweit ich noch weiß, irrte ich eine Ewigkeit in steinernen Gängen umher und als ich endlich Atemus Kammer gefunden hatte, stellte sich heraus, dass Tea ihn bereits mitgenommen hatte und nun Marik als seine Vertretung einspringen sollte. Dummerweise ließ ihn seine Schwester nicht schlafen und... Ich denke, es ist verständlich, warum ich heilfroh war, als ich aufwachte. Ich spürte eine merkwürdige Wärme, die ich nicht einordnen konnte. Irgendwas war anders... Ich betastete vorsichtig den Stoff unter meinen Händen und riss erschrocken die Augen auf. Atemus Gesicht lag direkt vor meinem, so ruhig und entspannt, dass seine Gesichtszüge schon fast etwas Verletzliches hatten. Die blonden Strähnen hingen ihm leicht ins Gesicht und ich konnte seinen gleichmäßigen Atem auf meiner Haut spüren. Fasziniert von diesem Anblick lag ich einige Augenblicke wie erstarrt da, ich wagte es kaum zu atmen. Doch dann begann mein Gehirn die Situation zu begreifen und ich löste meine Umarmung, mit der ich Atemu sanft an mich gedrückt hatte. Hastig setzte ich mich auf und fuhr mir übers Gesicht. Wie konnte mir nur so etwas passieren? Ich hatte mich doch extra möglichst weit von ihm weggelegt! War ich denn so abhängig von ihm, dass ich mich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte? Eigentlich sollte ich froh sein, dass ich nicht direkt von ihm geträumt hatte, denn das hätte wohl ein weitaus unangenehmeres Erwachen zu folge gehabt... Ich kroch aus dem Bett und versuchte, während ich mich anzog, den Gedanken an "delikatere" Träume mit Atemu zu vertreiben. Das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Die nächsten zwei Tage vergingen fast genauso wie der gestrige Abend. Ich verbrachte so viel Zeit wie möglich in meinem Zimmer und versorgte Atemu mit Essen, saß einfach nur neben ihm oder erledigte unaufschiebbare Dinge am Laptop. Wenn Tea mit Yugi vorbeischauten, verließ ich das Zimmer. Ich wollte nicht sehen, wie Tea Atemu wieder küsste oder Yugi niedergeschlagen seine Hand hielt. Ich wollte nicht sehen, dass er zu ihnen gehörte, nicht zu mir... und ich wollte mich nicht verraten. Meine Gefühle für Atemu waren etwas, dass ich besser für mich behielt. Insgeheim hatte ich Angst davor, dass Atemu aufwachte, denn dann müsste ich ihn wieder hergeben und dagegen sträubte sich so ziemlich alles in mir. Aber natürlich musste er irgendwann wieder auf die Beine kommen und vielleicht wäre das auch gar nicht so übel... Was nützte es mir schon, wenn er reglos auf meinem Bett lag? Doch wenn er seine Kräfte wieder hatte, würde er zwar wieder lächeln und reden können, aber das tat nun mal nur mit seinen Freunden und nicht mit dem ach-so-eiskalten und fürchterlich selbstzentrierten Seto Kaiba, der sich einbildete "die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben". Das waren noch die netteren Bezeichnungen, die Yugis Kindergarten für mich benutzte, bis auf den Spruch mit der Weisheit, der war von Atemu höchstpersönlich. Irgendwie hatte es mich damals weniger gekümmert, was er zu mir sagte. Am zweiten Tag seit dem "Unfall" sah ich den Zeitpunkt gekommen, um mit Evans abzurechnen. Ich wählte seine Privatnummer, die er mir aufgrund der Verhandlungen gegeben hatte, und rief bei ihm in seinem Penthouse an. Mit ein bisschen Glück wusste er nichts über das Misslingen des Anschlags... "Guten Tag, hier Matthew Evans, E.I. Games Company?" Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. "Hier Seto Kaiba, Kaiba Corporation. Freut mich, dass sie da sind, Mr. Evans." Stille, bis das Gesagte einsickerte. "K-Kaiba?!... Aber... Das ist ein Scherz, oder?" "Ich scherze nicht, Evans, das sollten Sie mittlerweile wissen", entgegnete ich kühl. "Wieso sind Sie denn so überrascht?" "Ich..." Evans räusperte sich. "...hatte nicht erwartet, noch mal von Ihnen zu hören." "Sie hatten nicht erwartet, dass ich noch lebe", stellte ich fest. "Wie kommen Sie darauf...? Wieso sollte ich das erwarten?" Ich musste zugeben, dass seine überraschte Entrüstung nicht schlecht gespielt war. "Sie können sich auch dumm stellen", meinte ich nur. "Aber vielleicht wäre es klüger, mit mir zu verhandeln." "Warum sollte ich mit Ihnen noch verhandeln?" "Weil ich die Unterlagen über Ihre Bilanzen bereits bei einem zuständigem Gericht abgeben habe", sagte ich und wartete auf Evans Reaktion. "Was?!", rief Evans entsetzt. "Wieso wollen Sie dann noch verhandeln?!" "Ich habe kein Wort über ihren Drogenhandel verloren", erklärte ich. "Und vielleicht bin ich ja doch käuflich..." Evans zögerte. "Das heißt, wenn ich Ihnen genug zahle, schweigen Sie, Kaiba...?" Er hatte angebissen. "Wenn die Summe stimmt, könnte ich auch die Sache mit Ihrem Killer vergessen", fuhr ich fort. "Woher wollen Sie eigentlich wissen, dass er von mir geschickt wurde?", warf Evans ein. "Ganz einfach: Er hat es mir gesagt." "Ach was, Sie lügen", meinte Evans, doch er klang eher besorgt als abwertend. "Ein Profi würde nie reden." "Seien sie sich da mal nicht zu sicher. Wie Sie hören, hat Ihr Mann versagt und nach einer gewissen Summe war er sogar recht gesprächig", log ich mit einem leichten Grinsen. "Scheint so, als hätten Sie ihm mehr zahlen sollen, Evans." Evans machte eine Pause, er schien nachzudenken. "Ich gehe auf Ihr Angebot ein", sagte er schließlich. "Doch woher soll ich wissen, dass Sie nicht einfach das Geld einstreichen und dann alles ausplaudern?" Das hatte ich erwartet. Evans war nun wirklich nicht dumm. "Nun, meine Geschichte alleine wird wohl kaum jemanden überzeugen, meinen Sie nicht? Deswegen würde ich Ihnen für eine angemessene Summe die Beweise aushändigen." "An welche Summe denken Sie...?", fragte Evans misstrauisch. "Ich denke, Sie wären mehr als fähig mir 970.000 $ zu zahlen, oder?", erwiderte ich. "Neunhundertsiebzigtausend... Sie spinnen doch! Da komme ich mit einem Prozess besser weg!!" "Sagen Sie das nicht, Sie ersparen sich damit ein paar Jahre schwedische Gardinen", meinte ich ungerührt. "Wieso hat der verdammte Versager Sie nicht zum Schweigen gebracht?!", schrie Evans aufgebracht. Ein Grinsen umspielte meine Mundwinkel. Seine Wutanfälle waren der Nagel zu seinem Sarg... "Ich hatte... einen Schutzengel", erwiderte ich mit einem Blick auf Atemu, der bäuchlings auf meiner Matratze lag, die Decke lag über seinen Schultern und seine rechter Arm hing vom Bett herunter, sodass er knapp den Boden berührte. "Sie denken, Sie seien so was von gerissen, mit Ihrer Scheißfirma, in die Sie sich eingeschlichen haben, Kaiba", zeterte Evans weiter. "Aber es fehlt Ihnen völlig an Erfahrung!! Nicht alles tanzt nach Ihrer Pfeife!!" Ich hielt das Mobiltelefon ein paar Zentimeter von meinem Ohr weg, um mich vor nachhaltigen Gehörschäden zu bewahren. Evans hatte sich in eine regelrechte Hasstirade hineingesteigert. "WISSEN SIE WAS, KAIBA?! ICH LASSE SIE VERRECKEN!! SIE UND IHREN GOTTVERDAMMTEN SCHUTZENGEL!!" Plötzlich hielt er inne. "Was- was wollen Sie hier?", hörte ich ihn panisch rufen. "Wer gibt Ihnen das Recht, in mein Penthouse einzudringen?!" Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. "Hätte ich vielleicht erwähnen sollen, dass ich die Polizei informiert habe und das Telefongespräch abgehört wurde?" "Verdammt...", zischte Evans. "Verdammt!! Sie haben mich ruiniert, völlig ruiniert!!" "Es war mir ein Vergnügen", erwiderte ich leise und legte auf. So viel zu Evans. Ich setzte mich zu Atemu aufs Bett. "Das wäre erledigt", sagte ich mit einem Lächeln. "Aber nur dank deiner Hilfe, Yami..." Ich wollte diesen Namen nur ausprobieren, schließlich gab es keinen Grund, warum ich ihn nicht auch so nennen sollte. Seine Finger krümmten sich kaum merklich. Ich musterte ihn gespannt. Lautlos bewegten sich seine Lippen. "Yami...?", fragte ich leise. "Y... yugi..." Seine Hand erschlaffte wieder. Yugi?! Ehrlich gesagt, ich fand es weitaus beglückender, wenn er so etwas wie "Kaiba" murmelte. Vielleicht sollte ich ihn nicht Yami nennen... Aber alle anderen nannten ihn so, selbst Marik und Ishizu. Doch hatte er nicht zig Mal auf "Atemu" bestanden? "Yami" schien eher für Yugis Fanclub zu sein. Wenn er wollte, dass ich ihn "Atemu" nannte, sollte ich seinen Wunsch auch befolgen... Der Name klang nicht mehr so ungewöhnlich, wie als ich ihn das erste Mal hörte. Ich hatte mich inzwischen sogar daran gewöhnt. Doch wozu an ihn gewöhnen, morgen oder übermorgen würde Atemu aufwachen und mich wieder allein zurücklassen... Und zwar noch einsamer als zuvor. Ich sah ihn an und schluckte unwillkürlich. Ich sollte mir einen Ruck geben. Seit wann ließ sich Seto Kaiba so hängen? Doch ich schaffte es nicht, mich von seinem Anblick loszureißen. Schließlich beugte ich mich runter zu seinem Gesicht und drehte ihn sanft auf den Rücken. "Verzeih mir, Atemu", entschuldigte ich mich leise. "Aber ich ..." liebe dich... beendete ich den Satz im Kopf und küsste seine weichen Lippen. Wenn ich ihn schon gehen lassen musste, dann wollte ich wenigstens noch einen Kuss. Mehr würde ich wohl auch nicht kriegen. Nur langsam löste ich meine Lippen von Atemus. Es fühlte sich so verdammt gut an... Ich bekam den Verdacht, dass es süchtig machte. Auf jeden Fall wurde es jetzt schwerer denn je, sich zurückzuhalten. Als ich an diesem Abend ins Bett ging, war von dem Hochgefühl nach dem Telefonat mit Evans nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, ich fühlte mich seltsam leer und niedergeschlagen und konnte lange keinen Schlaf finden. Am nächsten Morgen (diesmal wachte ich so auf, wie ich auch eingeschlafen war) fühlte ich mich nur noch leer und müde. Nach dem Frühstück und einem starken Kaffee duschte ich kalt, um meinen Kreislauf in Gang zu bringen. Ich wickelte mir ein blaues Handtuch um und ging zurück in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Bevor ich nach Atemu sehen konnte oder überhaupt nur drei Schritte gemacht hatte, klopfte es an der Tür. Mit einem genervten Seufzen öffnete ich sie. "Was ist?" Vor mir standen, wie nicht anders erwartet, Yugi und Tea. Die Braunhaarige hatte gerade mit ihrem Satz begonnen, als sie die Hände vor dem Mund zusammenschlug. "Kaiba, wir-...Ieks!", quietschte sie. "Wir wollten nur nach Yami sehen", erklärte Yugi überflüssigerweise. "Schön, aber ich würde mich vorher gerne anziehen, einverstanden?", gab ich gereizt zurück. Tea nickte hastig und ich schlug die Tür wieder zu. Die machte vielleicht ein Theater, dabei war das nichts, was sie nicht in jedem Schwimmbad zu sehen bekam. Trotzdem, die zwei hatten ein Talent, immer im unpassendsten Augenblick aufzukreuzen. Ich wollte gerade den Kleiderschrank öffnen, als mich eine leise, etwas heisere Stimme in der Bewegung innehalten ließ. "K...Kaiba...?!" Mein Herzschlag setzte aus. ~~~~~~~ Und *bing* war er tot! XD EDIT: Öhm, aufgrund der langen Inaktität und der Tatsache, dass ich zwar Prideshipping immer noch sehr mag, aber mich für meine damaligen Machwerke nicht mehr so recht erwärmen kann... hat sich die Umfrage leider erübrigt. » Ein paar Sachen hab ich on gestellt, den Rest hätte ich eh nie fertig gekriegt. Trotzdem lieben Dank an alle! Gruß, Lynn Kapitel 6: Das Letzte XD ------------------------ So, jetzt bringen wir's zu Ende: Das letzte Kapitel von ~Während du schliefst~ Atemu saß aufrecht im Bett und sah mich erstaunt an. "Das hier ist also dein Zimmer...?!", fragte er und ließ seinen Blick schweifen. Ich hatte mittlerweile meine Stimme wieder gefunden. "Ja, ist es. Und falls es dir nichts ausmacht, beantworte ich weitere Fragen erst, wenn ich angezogen bin, ok?" Atemu nickte und drehte den Kopf weg von mir. Als ich mir eine dunkle Stoffhose anzogen hatte, hielt er es anscheinend nicht mehr aus und fragte: "Wieso bin ich hier?" "Du brauchtest ein paar Tage Ruhe und ich habe deine Pflege übernommen", antwortete ich möglichst gleichgültig und suchte ein passendes Hemd heraus. "Ach...?" Atemu machte eine kurze Pause, bis ihm etwas auffiel. "Dann hast du mir den diesen Schlafanzug angezogen?" Atemus Tonfall klang eher amüsiert als vorwurfsvoll, doch ich ignorierte diese Frage, da er anscheinend auch keine Antwort erwartete. Wenn er wüsste, mit was für Gefühlen dieses Umziehen für mich verbunden gewesen war, hätte er wohl anders reagiert... Aber woher sollte er das schon wissen? Ich würde es ihm garantiert nicht auf die Nase binden. "Wie lange war ich bewusstlos?", fragte Atemu weiter. "Fast drei Tage", erwiderte ich und knöpfte mein Hemd zu. "Du kannst wieder hinsehen." "Drei Tage?!", rief Atemu und starrte mich ungläubig an. "Fast", korrigierte ich. Atemu seufzte. "Ich denke, ich ziehe mich auch mal an..." "Tu das", erwiderte ich knapp und verließ das Zimmer. Draußen atmete ich tief durch. Das ging mir alles zu schnell... Von einer Sekunde auf die nächste war alles wieder wie gewohnt, als wären die zwei einhalb Tage nur ein Traum gewesen... "Was ist, Kaiba?", fragte Yugi, der mit Tea im Flur gewartet hatte. "Können wir rein?" Ich schüttelte den Kopf. "Er ist wach, aber er zieht sich gerade um." "Er ist wach?!", riefen Tea und Yugi unisono. "Endlich!" Tea fiel Yugi um den Hals und beide strahlten über das ganze Gesicht. Schön, dass es wenigstens die zwei glücklich macht, dachte ich ironisch. Die Zimmertür schwang auf und Atemu sah etwas überrascht in die glücklichen Gesichter seiner Freunde. "Yami!" Yugi rannte zu ihm. "Ich bin so froh, dass du wach bist!" Atemu lächelte und nahm Yugis Hände in seine. "Ich auch, das kannst du mir glauben, Aibou." Ich hatte ihn selten so zufrieden lächeln gesehen, aber zugegebenermaßen hatte ich auch noch nie ernsthaft darauf geachtet. Doch jetzt fiel mir sofort auf, wie schön er war, wenn er lächelte. Mir gegenüber würde er es wohl nie tun, mit mir hatte er sowieso nicht viel zu schaffen. Das brachte mich auf einen ganz anderen Gedanken: Wann würde ich ihn eigentlich wieder sehen können, ohne dass es zu auffällig war? Unsere Wege kreuzten sich ja nicht allzu häufig... Während mich langsam aber sicher die Erkenntnis beschlich, dass ich Atemu wohl lange Zeit nicht mehr sehen würde, war Tea zu ihm und Yugi getreten. "Yami...", begann sie. "Ich-..." Sie stockte, als er sich zu ihr wandte. "Tea...", sagte er leise. Sie schlang ihre Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. "Ich hatte solche Angst um dich", murmelte sie. Atemu legte einen Arm um ihre Schultern und strich ihr mit der Hand beruhigend übers Haar. Meine Miene verdüsterte sich. Nicht, dass ich gerne weinend an seinem Hals hängen würde, aber trotzdem stach dieser Anblick wie Nadelstiche. Tea hob den Kopf und sah Atemu mit vor Tränen glitzernden Augen an. "Warum weinst du...?", fragte er behutsam. "Ich freue mich so", entgegnete Tea lächelnd und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Mein Magen drehte sich samt Inhalt herum, doch ich konnte nicht wegsehen. Atemus Augen weiteten sich vor Überraschung und er errötete leicht. "Tea, hat Yugi es dir gesagt...?", fragte er vorsichtig mit einem Blick auf Yugi. Der Kleinere schüttelte den Kopf und murmelte entschuldigend: "Ich wusste nicht, wie..." "Was gesagt...?", fragte Tea und sah Atemu mit großen Augen an. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie zärtlich auf die Stirn. "Später..." Ich drehte mich um und verschwand in meinem Zimmer. Ich wollte das einfach nicht länger sehen, ich konnte es nicht mehr ertragen, ohne mich zu verraten. Nun war mein Bett wieder leer... Der Anblick wirkte so ungewohnt, obwohl Atemu nur drei Tage dort gelegen hatte. Jemand öffnete die Tür. "Kaiba...?" Ich wandte mich um und sah direkt in die tiefvioletten Pupillen Atemus. Mein Herz begann so schnell zu schlagen, dass es wehtat. Was machte er denn noch hier?! "Ich wollte mich nur bedanken", sagte er schlicht. "Dafür, dass du dich um mich gekümmert hast." "Das... war ich dir schuldig...", bekam ich glücklicherweise noch heraus. Atemu sah nachdenklich in meine Augen, so dass eine für mich fast unerträglich Stille eintrat. Es machte mich so nervös, dass er mich direkt anschaute, da ich mich nicht bloßstellen wollte. Was, wenn er bemerkte, wie er auf mich wirkte?! Ich musste mich aus dieser Situation befreien... "Hast du sonst noch etwas zu sagen?", fragte ich zwar nicht so kühl, wie ich es bevorzugt hätte, aber doch distanziert genug. Atemu schien aus seinen Überlegungen gerissen worden zu sein, doch er schüttelte den Kopf. "Wenn du mir nichts mehr zu sagen hast...", meinte er und wandte sich zur Tür. Ich versuchte, den Impuls, ihn zurückzuhalten, zu unterdrücken. Es war das Beste so. Ich würde mich nicht blamieren und er hatte Tea... Doch etwas in mir sträubte sich gegen diese Lösung. Seit wann gab ich einfach so auf? Überließ jemand anderem kampflos das Feld? Normalerweise bekam ich doch das, was ich wollte und zwar, unter anderem, weil ich nicht aufgab. Nicht, solange ich noch Chancen hatte, so gering sie auch waren... Wenn ich ihn jetzt einfach gehen ließ, wäre das ein Verstoß gegen meine eigene Überzeugung. Atemu hatte die Türklinke schon gedrückt, als ich ihn am Arm packte. "Warte." Erstaunt ließ er die Klinke los und sah zu mir auf. Diese stolzen Augen zogen mich wieder in ihren Bann, wie sie es zum ersten Mal getan hatten, als er in dem Keller gegen die Erschöpfung angekämpft hatte... Plötzlich fiel mir in diesem Zusammenhang etwas ein, das er gesagt hatte. >> Frag mich das... ein anderes Mal...<< "Kaiba?" "Wieso...?", fragte ich ihn. "Wieso hast du mich gerettet und dein Leben riskiert?" Ein Lächeln erschien auf Atemus Gesicht. "Aus demselben Grund, wegen dem ich versucht habe, dir das mit den Götterkarten zu erklären", meinte er. "Du bist es wert." Ich ließ seinen Arm los. Er hatte es getan, weil ich ihm sein Leben wert war?! Diese Ansicht hörte ich seit dem Vorfall zum ersten Mal. "Du musst wissen, Kaiba, das ich mir vorgenommen hatte, dir etwas zu gestehen, sobald ich einen eigenen Körper besitze..." Atemus Blick wurde unsicher, es schien ihm plötzlich einiges an Überwindung zu kosten, mir in die Augen zusehen. "Der wahre Grund ist nämlich: Ich-..." Er schluckte. "Ich liebe dich, Seto Kaiba..." Mein Verstand schien stillzustehen. Hatte er das wirklich gesagt...?! Bevor ich auch nur ansatzweise begreifen konnte, was genau ich da gehört hatte, fuhr Atemu mit gesenktem Blick fort. "Seit dem Battle-City Turnier... Als du den Turm auf der Insel gesprengt hast und wir glaubten, du wärst noch auf der Insel, da... da ist mir klar geworden, wie wichtig du mir bist." "W-was?!", brachte ich schließlich heraus, denn meine Stimme hatte mich erneut im Stich gelassen. Diese unerwartete Wendung brachte mich völlig aus dem Konzept. Atemu sah auf. "Ich verstehe, dass du überrascht bist", sagte er ruhig. "Du brauchst es nicht zu akzeptieren, wenn du es nicht nachvollziehen kannst. Ich wollte nur, dass du es weißt..." Ich wollte etwas sagen, doch mir entglitten die Worte unter dem Blick von Atemus Augen. In meinem Kopf schien alles durcheinander zu wirbeln. "Ich hätte nur eine Bitte...", begann Atemu wieder. "Ich weiß, es ist viel verlangt, aber..." Er biss sich auf die Lippe. "Kaiba, würde es dir etwas ausmachen, wenn ich... dich küsse?" Er sah hoffnungsvoll zu mir auf. "N-nein", stotterte ich hastig, vollkommen überrumpelt von seinem Wunsch. Atemu wirkte überrascht. "Wirklich nicht...?" Ich spürte seine Hand an meinem Nacken. Langsam verringerte er die Distanz zwischen unseren Gesichtern und mein Herz schlug mir gegen die Rippen. Mein Gesicht schien zu brennen, als er zögernd seine Lippen auf meine legte. Atemu schloss die Augen, küsste mich sanft und löste sich behutsam wieder. Endlich bekam ich die Kontrolle über mich selbst zurück, erwachte aus meiner Starre und legte meinen Arm um seine Taille, um ihn daran zu hindern, sich zu weiter zu entfernen. Erstaunt riss Atemu die Augen auf, doch ich hatte meine andere Hand bereits an seinen Hinterkopf gelegt und schob Atemu sanft zurück an meine Lippen. Ich schloss die Augen und vertiefte den Kuss, seine Finger gruben sich in mein Haar und ich spürte, wie seine Zunge Einlass forderte. Doch ich dachte nicht mal daran, ihm diesen Part zu überlassen und verwickelte ihn stattdessen in einen kleinen Zungenkampf. Er war erstaunlich geschickt mit seiner Zunge, aber letzten Endes rang ich ihm so was wie ein Unentschieden ab und wir lösten uns voneinander. Atemus Wangen glühten und ich spürte, dass es mir wohl ähnlich gehen musste. "Kaiba...", begann Atemu mit einem glücklichen Lächeln. "Heißt das, du...?" Ich lächelte zurück. "Ja...", sagte ich leise. "Aber für dich bin ich Seto, nicht Kaiba... Atemu", fügte ich hinzu. Ein Grinsen umspielte Atemus Mundwinkel. "Sieh an, du hast es also doch noch behalten..." Ein Räuspern ertönte hinter uns und ich zog reflexartig die Hand von Atemus Taille. Marik stand im Türrahmen, bemüht nicht breit zu grinsen. Ishizu, die ihm über die Schulter sah, wirkte leicht geschockt, doch dann seufzte sie und senkte den Kopf. "Wenn es das Schicksal so will..." Marik konnte sein Grinsen nicht mehr unterdrücken. "Glückwunsch, Kaiba!", meinte er. Ich sah ihn gereizt an. "Wieso das denn?" "Na, ich habe es mir schon fast gedacht", erklärte er seelenruhig. "Du hast Ishizu mit diesem "Finger weg, er gehört mir"-Blick angeschaut..." "Wieso hast du mir das nicht vorher gesagt?", zischte Ishizu sofort. Ich ließ die zwei alleine weiterzanken und folgte Atemu, der zu Tea und Yugi in den Flur gegangen war. Tea heulte an Yugis Schulter, anscheinend hatte sie es mitbekommen. Yugi tätschelte ihr betreten den Rücken und wandte sich Hilfe suchend an Atemu. "Tea...", begann Atemu schuldbewusst. "Ich mag dich wirklich sehr, aber..." "Lass mich in Ruhe...", schluchzte Tea. "Du hast mich nie geliebt, du wolltest mir bloß keinen Korb geben, das ist alles!" Atemu schluckte, doch Yugi lächelte ihm aufmunternd zu. "Sie wird schon wieder. Ich freue mich für dich, Yami!" Atemu warf mir einen Blick zu, den ich mit einem genervten Blick erwiderte. Das fing ja viel versprechend an... ~~~~~~ So, das war's! (Nicht ganz, es gibt noch einen Epilog, aber der ist kurz XD) Falls ihr noch Fragen habt, dann fragt jetzt, damit ich sie im Epilog klären kann^^ Ursprünglich sollte Wds ja kein Happy End haben, aber 1. scheinen die meisten auf ein Happy End zu bestehen, 2. hats Kaiba auch verdient^^ und 3. müsste ich sonst eine Fortsetzung schreiben, weil Kaiba ja bestimmt nicht einfach so aufgibt (auf längere Zeit wird er dann wohl doch einen Versuch starten...) Also, hier habt ihr ein Happy End^^... Naja, nicht für alle, aber für einige XD Dat Tea wird schon wieder^^'' Irgendwie könnte man meine Kurz FF "Ohne Dich" als Vorgeschichte zu Wds interpretieren, da Ati sagt, es sei ihm klargeworden, als sie glaubten, Seto habe den Löffel abgegeben... *schleichwerbung mach und mit einem Schild "Lest Ohne Dich" vorbeilauf* Nya, ich freue mich über Kommis und bis zum Epilog! Gruß, dat Lünnie Kapitel 7: Epilog ----------------- Uff, es ist geschafft... Meine erste längere FF, die ich fertig abgetippt habe!^^ Nya, ich weiß, ich habe lange nix von mir hören lassen, doch wenn man erst mal zwei Wochen Pause machen musste (Osterferien hatte ich keine Zeit und dann musste ich einen achtseitigen Bericht für die Schule tippen TT___TT), ist es schwer, sich wieder zum Schreiben zu zwingen... Doch es ist vollbracht^^ Epilog Diese ganze Geschichte ist mittlerweile mehr als zwei Monate her und ich bin Tea seit dem glücklicherweise nur flüchtig begegnet, doch von Atemu weiß ich, dass sie darüber hinweggekommen ist. Ich verstehe sowieso nicht, wieso er sich Teas Liebeskummer so zu Herzen genommen hat. Immerhin ist sie ein Teenager und wird sich noch zig Mal in den Falschen vergucken. Habe ich eigentlich schon erwähnt, wieso er darauf bestand, dass ich ihn "Atemu" nannte? Nun, die Idee, die anfangs dahinter steckte, war, dass ich ihn als Einziger mit seinem richtigen Namen anreden würde und es so klänge, als ob er in einer besonderen Beziehung zu mir stünde, auch wenn ich seine Gefühle nicht erwidern sollte. Unwillkürlich zuckt es um meine Mundwinkel, als ich daran denke, wie oft er mich verbessern musste, bis ich endlich aufgehört habe, ihn "Yugi" zu nennen. Es scheint schon fast eine Ewigkeit her zu sein. Nachdenklich lehne ich mich an das kalte Eisengeländer und lasse meinen Blick über die erleuchtete Stadt schweifen. "An was denkst du, Seto?", fragt Atemu neben mir leise. "An das Drama vor zwei Monaten", antworte ich und nippe an meinem angenehm heißen Kaffee. Es ist bereits drei Uhr nachts und entsprechend kühl, besonders hier oben, auf dem Hubschrauberlandeplatz des KC-Gebäudes. Ich war noch nie auf den Gedanken gekommen, von hier einen Blick auf die Stadt zu werfen, geschweige denn, den Nachthimmel zu betrachten, doch als es heute Mittag in den Nachrichten hieß, dass ein Kometenschwarm zusehen sein würde, kam Atemu plötzlich der Gedanke, dass man von hier aus einen guten Blick haben müsste. Es war eigentlich nur eine Bemerkung am Rande, doch Mokuba war sofort Feuer und Flamme für diese Art des Sternenbeobachtens. Jetzt allerdings schläft er in einem der Hubschrauber, da es ihm nun doch zu spät geworden ist und ich denke, es ist besser, ihn schlafen zu lassen. Der kalte Nachtwind weht mir die Haare aus dem Gesicht und ich spüre, wie Atemu neben mir leicht erschauert. Sanft ziehe ich ihn an mich und lege meinen Arm um ihn. Atemu lächelt und lehnt den Kopf an meine Schulter, während ich seinen Arm durch die Jacke warm reibe. Ein Stern blitzt am Himmel auf, bewegt sich kaum merklich und verschwindet gleich wieder. "Es geht los", sagt Atemu leise. "Sollten wir nicht Mokuba wecken?" Mokuba ist zwar der Grund, weshalb wir überhaupt hier oben stehen, doch wenn mein Bruder erst einmal schläft, kann ein Meteorit neben ihm einschlagen, ohne dass ihn das aufwecken würde. "Das hätte keinen Zweck." Wieder schießt eine Sternschnuppe über den Himmel, so kurz, dass ich sie kaum bemerkt habe. "Sag mal, wünschst du dir etwas?", fragt Atemu plötzlich. "Wieso sollte ich?", entgegne ich etwas überrascht. Atemu schenkt mir ein Grinsen. "Vielleicht geht es ja in Erfüllung..." "Und was würdest du dir wünschen?" Langsam bekomme ich Gefallen an dem Thema. "Mir würde es schon reichen, Morgen nicht kochen zu müssen", meint Atemu schlicht. "Das wirst du auch nur über meine Leiche", versichere ich ihm. Ich musste es zwar erst auf die harte Tour lernen, dass ein Pharao und Essen zubereiten zwei Dinge sind, die man einfach nicht verbinden kann, doch ich werde diese Lektion nicht so schnell vergessen. "Da bestelle ich lieber Fertiggerichte..." Atemu übergeht diese spitze Bemerkung. "Und was ist mit dir? Hast du einen Wunsch?" "Ich wünsche die nächste Nacht nicht auf einem zugigen Dach, sondern in meinem Bett zu verbringen", erwidere ich knapp und nehme einen weiteren Schluck Kaffee. "Unser Bett...", korrigiert mich Atemu und ich spüre, wie mir seine Lippen einen kurzen Kuss auf den Hals geben. "Meine Betthälfte", verbessere ich mich und streiche mit meinen Fingern sanft über Atemus Jacke. Da er erst seit drei Wochen bei mir wohnt, ist so ein Versprecher keine Seltenheit, doch das wird sich mit der Zeit ändern. Lichtpunkte ziehen flackernd über den schwarzen Himmel, als weitere Gesteinsbrocken in der Atmosphäre verglühen. Ehrlich gesagt, habe ich eine Abneigung gegen den Begriff "Wunsch", aber wenn es etwas gibt, das ich will... das ich wirklich will... Ich werde jetzt nicht sagen, am besten soll alles so bleiben, wie es ist, denn das ist erstens sinnlos und zweitens hasse ich es, wenn Dinge einfach stillstehen. Doch ich denke, ich treffe es ziemlich gut, wenn ich sage: Ich wäre dankbar, wenn sich die Dinge weiterhin entwickeln, sich aber nichts Drastisches an der Gesamtsituation verändert... Denn die könnte auf lange Sicht kaum besser sein. ________________________________________________________________________ Happy End (Die Betonung liegt auf "happy"... ;) Endlich und Ra sei Dank ist das Ding fertig! *Puuh... Wurde auch Zeit...* Reviews sind wie immer gern gesehen, also schreibt mir was^^ Gruß, Lynn Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)