Getrennte Wege von Yayoi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autor: Gattler (QueenMillenia@gmx.de) Rating: P-14 Copyright: Saber Rider und die Star Sheriffs gehört WEP Anmerkungen: Diese Geschichte ist stark von "Attack No.1" (Mila Superstar) inspiriert. Nachdem mir Kaa ins Gewissen geredet hat, habe ich mich nun doch endlich dazu entschlossen, diese FF zu veröffentlichen, obwohl sie mir überhaupt nicht mehr gefällt; immerhin ist sie inzwischen schon acht Jahre alt - und mein Stil hat sich ziemlich verändert. Trotzdem, vielleicht findet ja der ein oder andere unter euch Gefallen daran; über Kommentare würde ich mich auch freuen Start: 24.10.1994 Beendet: 23.06.1997 --------------------------- Getrennte Wege "Wow", meinte Colt mit einem Grinsen auf den Lippen, "April ist ja ganz schön geladen. Ist es immer noch wegen gestern?" "Bestimmt" antwortete Fireball, der aus dem Fenster geschaut hatte und sich jetzt zu Colt umdrehte. "Obwohl ich überhaupt nichts gemacht habe..." "Jaa - das kenne ich. Ich hab da selbst schon ein paar verrückte Geschichten erlebt, die ich bis heute noch nicht verstehe... aber was ist bei dir eigentlich abgelaufen?" "Ich dachte, du wüßtest es", entgegnete Fire, der den gestrigen Vorfall am liebsten vergessen würde. Stattdessen bekam er ihn nicht aus seinen Gedankengängen weg und überlegte andauernd, was er falsch gemacht haben könnte, aber er konnte keinen Fehler entdecken und sich ihr Verhalten nicht erklären. "Wenn ich es wüßte, würde ich nicht fragen!" sagte Colt und wartete auf die Antwort. "Neugierig bist du ja wohl überhaupt nicht!" Colts Fragerei ging Fire langsam auf die Nerven. "Ich bin doch nicht neugierig, ich will dir doch nur helfen!" "Mir ist nicht mehr zu helfen! Außerdem, wenn du's unbedingt wissen willst, was gestern zwischen uns war, dann frag' doch April!" "Danke für den Tip, Kleiner, aber ich bin doch nicht lebensmüde!" Fire sagte darauf nichts mehr. Er drehte sich wieder um, betrachtete den Planeten, an dem das Superraumschiff Ramrod gerade vorbei flog, und ließ das unvermeidliche geschehen: er durchdachte zum x-ten Mal den gestrigen Vorfall. *** Gestern war überhaupt nichts Besonderes gewesen, bis auf diese eine Sache. Saber Rider hatte Befehl gegeben, auf Saratoga zu landen, weil sie dringend Gyrolen brauchten. Sie hatten nur noch ein paar Liter. Das Tanken nahm dank der technisch hoch ausgerüsteten Tankanlagen meistens so etwa eine Stunde in Anspruch. In der Zeit hatten die Star Sheriffs wieder mal etwas Zeit für sich. Colt hatte sich dazu bereit erklärt, bei Ramrod zu bleiben und den Tankvorgang zu überwachen, während April Fireball in die Stadt schleppte und Saber in der Bibliothek einige Recherchen anstellte. April und Fireball waren noch gar nicht lange unterwegs. Sie liefen Arm in Arm nebeneinander her, als eine ziemlich attraktive junge Frau mit schwarzen Haaren an ihnen vorbeilief. April bemerkte wie Fire die Frau anstarrte und sich sogar noch umdrehte, als sie vorübergegangen war. Wütend befreite sie sich von Fireballs Arm. "Fängst du jetzt auch schon so an wie Colt?" Fire schaute sie verwirrt an. "Von was, zum Teufel, redest du?" "Tu nur nicht so unschuldig! Ich hab genau gesehen, wie du dieser Frau da nachgestarrt hast. Und streite es bloß nicht ab! Du bist kein bisschen anders als alle Männer! Ich hätte echt etwas anderes von dir erwartet. Ich..." Jetzt verstand Fire die Situation und er versuchte zu erklären: "Ich hab mich nur umgedreht, weil ich dachte, ich kenne sie, aber ich hab mich geirrt." Er schaute ihr direkt in die wasserblauen Augen. "April, du weißt, dass ich nur dich liebe!" Er hatte sie an den Schultern gefasst. Aber Aprils Augen blieben hart. Sie wandte den Blick ab und schob Fires Hände beiseite. "Eine bessere Ausrede ist dir wohl nicht eingefallen oder?" "Was?" entfuhr es Fireball, der von der Antwort total überfahren war. "Du erwartest von mir doch etwa nicht, dass ich dir das glaube oder? Anscheinend haben Colts Manieren auf dich abgefärbt..." "Laß dir eins gesagt sein, April", sagte Fireball etwas lauter; er musste sich ganz schön zurückhalten, um nicht los zu schreien, so wütend war er. "Du vergißt ganz, dass ich nicht Colt bin! Ich muss mir keine Eigenschaften anhängen lassen, die ich nicht habe!" "Und ich muss mir so eine Behandlung nicht gefallen lassen!" fauchte April zurück. "Ich hab dir gesagt, weshalb ich mich umgedreht habe. Ich habe keinen Grund, dich anzulügen." "Ach ja? Und warum tust du's dann?" Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sie Fireball einfach stehen und ging weg. Fireball schaute ihr mit offenem Mund nach. Er wusste im Moment nicht, ob er lachen oder weinen sollte, denn so zickig kannte er sie nicht - und er hatte in ihrem Beisein schön öfter anderen Mädels nachgeschaut, auch mit anderen Absichten. ,Sie glaubt mir nicht! Ich verstehe das nicht. Ich habe doch keinen Grund, sie anzulügen.' Nachdenklich ging er zu Ramrod zurück. April hatte er an diesem Tag überhaupt nicht mehr gesehen. Aber Saber Rider hatte gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war. Fireball hatte ihm daraufhin die Geschichte erzählt, aber helfen konnte ihm der Chef auch nicht. Colt hatte nur am Rand einiges mitbekommen, aber sich nicht weiter darum gekümmert. *** "Fireball!" Colt riss den jüngsten der Star Sheriffs aus seinen Gedanken. "Was ist los?" "Mach die Rampe auf! April wird abgeholt." Das Raumschiff, das vom 7. Kavallerie-Oberkommando geschickt worden war, um April abzuholen, drehte nochmals eine Schleife um Ramrod. Die Star Sheriffs hatten sich im Abstellraum versammelt, um Leutnant Jack Nort zu begrüßen. Sie salutierten voreinander. "Hallo, Star Sheriffs. Wie geht es Ihnen?" "Wir können uns nicht beklagen" antwortete Saber. "Haben Sie einen Treffpunkt ausgemacht?" wollte Nort wissen. "Ja, alles erledigt. Wir sind in vier Tagen beim 7. Kavallerie-Oberkommando auf Yuma." "Gut. Tut mir echt leid, aber wir haben nicht sehr viel Zeit." Er wandte sich zu April. "Darf ich Sie bitten, in den Transporter zu steigen?" "Aber sicher." April trug einen kleinen Koffer bei sich. Sie ging ein paar Schritte und drehte sich dann nochmal zu den drei Männern um. "Bis dann, Leute" verabschiedete sie sich und warf Fire böse Blicke zu. Sein Blick verfinsterte sich ebenfalls, aber nicht so stark wie der von April. Abrupt wandte sie sich wieder dem Transporter zu und setzte ihren Weg ins Innere des Schiffes fort. ,Sie merkt gar nicht mal, dass sie es diesmal ist, die einen Fehler gemacht hat', dachte Fire betrübt. ,Sie ist einfach von ihrer Meinung überzeugt und ich kann das, was sie gesehen hat, nicht mehr ungeschehen machen.' "Gehen wir zurück in den Kontrollraum, Jungs", sagte Saber, "Wir haben noch einiges zu tun." Der Transporter hatte abgehoben und Ramrods Rampe schloss sich wieder. "Was gibt's denn zu tun, Boss?" fragte Colt, als die drei wieder auf ihren Plätzen im Kontrollraum saßen. "Zuerst müssen wir dringend unsere Vorräte auffüllen; wir haben kaum noch was zum Essen." Saber tippte irgendwas in den Computer vor sich und ordnete an: "Wir landen auf Laredo; das ist der nächste Planet. Dort gehen wir einkaufen und danach statten wir König Jaret einen Besuch ab." "Okay, Leute", sagte Fireball und setzte sich in seine Satteleinheit, "geben wir Ramrod die Sporen!" Nicht sehr viel später landeten die drei Star Sheriffs auf der Raumstation des Planeten Laredo. "Wir müssen auch dringend wieder auftanken. Gestern war nicht genügend Vorrat auf Saratoga." informierte Saber die beiden anderen. "Echt?" wunderte sich Colt. "Ist mir gar nicht aufgefallen. Dann haben die aber eine verdammt alte Tankanlage, sonst hätte es ja für einige Tage gereicht." "Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass unser Boss so ein aufmerksames Kerlchen ist", mischte sich Fire ein. "Genau. Ohne ihn wären wir abgeschmiert" grinste Colt. "Da sieht man mal wieder, was für ein Held er doch ist" sagte Fire mit einem leichten Grinsen zu Colt rüber. "Bei euch merkt man das aber nicht." warf Saber ein. "Wenn du jetzt nicht gleich den Landeanflug einleitest, dann sind wir Geschichte, mon cher!" Ungläubig schaute Fire aus dem Fenster, aber es dauerte nur Sekundenbruchteile bis er zu der Überzeugung kam, dass der Boss Recht hatte. Schnell schwang er sich ans Steuer und flog im richtigen Winkel in die Atmosphäre des Planeten. Gerade noch rechtzeitig. Als sie gelandet waren, meinte Saber: "Ich hoffe nur, dass es hier genug Gyrolen gibt." Colt und Fire sahen ihren Chef fragend an. "Wieso sollte es den nicht geben?" Colt sprach die Frage aus, die Saber von den Blicken der beiden schon ablesen konnte. "Laredo existiert noch nicht lange; das heißt der Planet existiert schon lange, aber er wurde erst vor ca. 10 Jahren besiedelt. Es kommen nicht sehr viele Touristen oder Händler hierher und die Bewohner verlassen ebenfalls selten ihre Heimat. Es gibt nicht sehr viele Informationen über diesen Planeten und die Leute hier sollen auch etwas merkwürdig sein. Also verhaltet euch so höflich und unauffällig wie nur möglich. Ich weiß nicht, in was für einer Art die Merkwürdigkeit de Leute hier ausartet. Seid vorsichtig!" "Da bin ich ja mal gespannt, bin ich da aber", meinte Colt höchst verwundert und neugierig auf die Einwohner. "Geh'n wir" forderte Fire die beiden anderen auf und sie gingen in Richtung Rampe. "Meinst du wir sollten die Blaster vielleicht hier lassen?" schlug Colt vor. "Nein. Erstens: wir kennen die Leute hier nicht, zweitens: man weiß nie, ob nicht doch noch Outrider aufkreuzen." Die Straßen, durch die die drei Star Sheriffs gingen, waren so leer, dass man meinen könnte, die Stadt sei ausgestorben. Das war aber nicht der Fall. Öfter bewegten sich die Gardinen hinter den Fenstern und Schatten huschten in den keinen Seitenstraßen hin und her. "Mir gefällt das überhaupt nicht!" äußerte sich Fireball. "Scht!" ermahnte ihn Saber. "Nichts über die Verhaltensweise sagen!" "Ich möchte zu gern wissen, wo hier ein Supermarkt ist" lenkte Colt laut vom Thema ab. "Probieren wir's doch einfach mal dort hinten in der Seitenstraße" ging Fire darauf ein. Saber nickte zum Einverständnis und die drei setzten ihren Weg jetzt mehr auf der linken Seite der Straße fort. Sie hatten Glück und fanden tatsächlich ein paar Minuten später einen Supermarkt; das heißt, ein Supermarkt war es nicht gerade, aber ein etwas größerer Tante-Emma-Laden. Saber ging als erster durch die braune Holztür mit dem Glas in der Mitte. ,Man merkt, dass der Planet noch nicht lange besiedelt ist, so altmodisch und einfach wie das hier ist', dachte Saber bei sich, als er die Klinke herunterdrückte und eine Klingel schellte. Kurz darauf erschien ein Mann mit graumeliertem Haar und starrte die drei Fremden misstrauisch und herablassend an. Aber er sagte kein Wort. "Howdi" begann Colt und Saber sah in Gedanken die Katastrophe schon kommen, "Sagen Sie mal, ist hier Selbstbedienung oder nicht?" "Selbstbedienung. Beeilen Sie sich, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!" antwortete der Inhaber unfreundlich. Aber Saber atmete innerlich auf, dass nur eine unfreundliche Antwort gekommen war. "Na hören Sie mal..." "Haben Sie irgendwo Einkaufskörbe?" schnitt Saber Fire das Wort ab und ermahnte die beiden mit vielsagenden Blicken, dass sie besser den Mund halten sollten. "Neben der Tür!" Diese Antwort war noch abweisender als die erste. "Danke", sagte Saber, um dem Mann keine Chance zu geben sich über ihre Unhöflichkeit zu beschweren. "Haben wir alles?" fragte Colt einige Zeit später, als der Einkaufskorb schon ziemlich voll war. "Ich glaube schon" meinte Saber mit einem prüfenden Blick in den Korb, "Gehen wir zur Kasse!" Saber stellte den Korb auf den Tresen. "Können wir bitte abrechnen?" fragte Saber höflich, als der Inhaber sich nicht rührte. "Nur mal langsam, Söhnchen! Sie sind nicht die einzigsten, die ich bedienen muss!" "Im Moment aber schon", rutschte es Fireball heraus, der die ganze Zeit über nichts gesagt hatte. Der Ladeninhaber funkelte Fireball wütend an und wollte gerade etwas erwidern, da sagte Colt schnell: "Ähmm..., ich glaube, wir warten draußen, Saber." Saber nickte und verfluchte die beiden und hoffte gleichzeitig, dass sie sich draußen nicht auch noch irgendwelchen Ärger an den Hals zogen. Colt hatte während Sabers Gedankengängen Fireball am Handgelenk gepackt und ihn zur Tür gezogen. Draußen waren jetzt eine Menge Leute, die die Straßen auf und ab gingen. Aber alle warfen den beiden Fremden feindliche, misstrauische und warnenden Blicke zu. "Mann, Fireball!" motzte Colt seinen Partner an, "Du musst echt lernen, zuerst zu denken, bevor du was tust, was du hinterher bereuen könntest! Der Typ da drin war, wie mir scheint, sowieso nicht sehr erfreut über unseren Besuch. Ich schätze, dass er außerdem 'ne nette Kleinigkeit unter seinem Tresen versteckt hat, was für uns nicht so günstig gewesen wäre, wenn er sie benutzt hätte." "Ja", gab Fire niedergeschlagen über seine Blödheit zu, "Ich weiß schon, was du meinst. Aber so etwas regt mich einfach nur auf. Ich kann da nicht anders. Und jetzt, wo ich auch noch Streit mit April habe, bin ich wohl etwas gereizt. Tut mir echt leid!" "Ist ja nochmal gut gegangen, Kumpel" tröstete Colt seinen Kollegen, "Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst. - Aber nichtsdestotrotz werde ich mich mal kurz verdünnisieren. Ich habe da hinten was ganz interessantes entdeckt. Wartest du solange auf Saber?" "Kein Problem. Bis dann." Colt trabte ab in Richtung Waffenladen. Fire lehnte sich niedergeschlagen gegen die Mauer, vergrub die Hände in den Hosentaschen. Mit geschlossenen Augen ließ er seine Gedanken schweifen und kam natürlich sofort wieder auf April. Er verstand immer noch nicht, weshalb sie ihm nicht geglaubt hatte. Während der junge Star Sheriff nach einer Antwort suchte, zerriss ein lauter Knall die Luft. Zweifellos war das ein Schuß. Fire zog sofort seinen Blaster aus dem Halfter und rannte in die Gasse, die sich neben dem Supermarkt befand. Wie sich herausstellte, führte sie zu einem Hinterhof. Mittendrin lag ein Mann auf dem Boden. Er bewegte sich nicht mehr. Vom Täter war nichts mehr zu sehen. Fire ließ die Hand mit dem Blaster sinken und lief langsam auf den blutenden Mann zu. ,Der ist wohl tot' dachte Fire, als er sich über die Leiche beugte. "KEINEN SCHRITT WEITER!" befahl eine laute, rauhe Stimme hinter ihm, und er zuckte vor Schreck zusammen. "WERFEN SIE IHRE WAFFE WEG!" Fire überlegte blitzschnell; entweder bluffte die Stimme hinter ihm oder derjenige hatte eine geladene Waffe. "Und was ist, wenn ich es nicht tue?" Eine zweite Stimme, deren dazugehörige Person jetzt vor dem Star Sheriff stand, meinte: "Du solltest besser tun, was man von dir verlangt, Fremder. Wir haben genau gesehen wie du unseren Freund hier umgebracht hast!" "Was?" Fire konnte nicht glauben, was er da hörte. "Streiten Sie bloß nichts ab!" riet die erste Stimme. "Es stehen zwei Aussagen gegen eine. Außerdem haben Sie Fingerabdrücke hinterlassen!" Fireball war wütend. Das war schon das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen, dass man ihn für einen Lügner hielt. Er sprang von seiner hockenden Haltung auf und wollte den Leuten die Meinung sagen, als ihm sein Blaster mit einem sauberen Schuß aus der Hand gefeuert wurde. "Oh Mann, ich bin in einer Scheißsituation!" dachte Fire laut. "Da hast du wirklich recht, Söhnchen!" Das war wieder die zweite Stimme, die wie sich herausstellte, zu einem älteren Mann gehörte. Die erste gehörte zu einer älteren Frau. Es kamen immer mehr Leute auf den Innenhof, die durch den Schuß angelockt worden waren und sich das Geschehen anschauen wollten. Fireballs Chancen zu fliehen wurden dadurch immer geringer. Die Masse bildete einen dichten Kreis um ihn. Plötzlich wurden seine Handgelenke gepackt und auf den Rücken gedreht. Fire schrie kurz vor Überraschung auf. "Endlich hab ich dich!" sagte jemand triumphierend und ließ die Handschellen einrasten. "Du bringst niemanden mehr um!" Das war der Sheriff. "Ich hab niemanden umgebracht!" schrie Fireball wütend. "Ihr verwechselt mich!" "Das nützt dir nichts. Wir haben jede Menge Zeugen und Beweismaterial gegen dich." Fire blickte ihn trotzig an, sah aber ein, dass sein Widerstand nichts nützte und gab erst einmal auf. Saber Rider und Colt waren, nachdem sie ca. 20 Minuten lang auf ihren japanischen Kollegen gewartet hatten, zu Ramrod zurückgekehrt. Aber auch hier war Fireball nicht. "Wo kann er nur stecken?" fragte Colt ratlos. "Ich meine, er kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen oder so..." "Natürlich nicht. Aber ich befürchte, wir werden es gleich wissen", sagte Saber und ging zu seiner Satteleinheit, wo angezeigt wurde, dass gerade ein Funkspruch reinkam. "Ich habe ein schlechtes Gefühl..." gab Colt zu, als Saber das Hypercomgerät einschaltete. "Hallo" begann der Mann auf dem Bildschirm nicht gerade freundlich. "Seid ihr die Star Sheriffs?" "Ja, genau die sind wir." antwortete Saber. "Wer sind Sie?" "Mein Name ist Damon Bewford und ich bin Sheriff von Laredo. Ich wollte Sie nur darüber informieren, dass wir Ihren Kollegen, der sich Fireball nennt, festgenommen haben. Morgen um 10 Uhr wird die Gerichtsverhandlung stattfinden. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag." "Aber warum wurde er denn verhaftet?" brauste Colt auf. "Er wurde dabei erwischt, wie er einen unserer Mitbürger eiskalt ermordete. Guten Tag!" Damit schaltete Bewford ab und hinterließ zwei verwirrte Star Sheriffs. "Was nun?" ergriff Colt das Wort. "Ich habe ein Problem damit, diesem Mann zu glauben. Fireball soll jemanden umgebracht haben! Irgendwas passt da doch nicht zusammen. Was meinst du dazu, Boss?" "Ich glaube ihm auch nicht. Aber ich zweifle nicht daran, dass die Leute irgendwas gesehen haben und Fire morgen verurteilt werden soll." "Warten wir's ab. Was anderes können wir sowieso nicht tun." Fireball saß währenddessen in seiner Zelle. Die Eisenstäbe standen unter Spannung, die einen bewusstlos machte, wenn man sie berührte. Der Star Sheriff hatte sich auf seinen Knien abgestützt und die Hände in den Haaren vergraben. 'Ich hoffe nur, Saber und Colt holen mich hier noch raus', dachte er und dann schweiften seine Gedanken wieder zu April und zu der seltsamen Situation im Hinterhof. Nicht sehr viel später legte er sich auf die kalte Pritsche und starrte aus dem kleinen Fenster hinaus, hinter dem die Sterne funkelten. Nach einer langen und unruhigen Nacht standen Saber und Colt um zehn vor zehn im Gerichtssaal, in dem die Verhandlung stattfinden sollte. Der Gerichtssaal war schon übervoll, so viele Leute waren gekommen. Und die meisten warfen den Star Sheriffs haßerfüllte Blicke zu. "Ich komm mir vor wie 'ne seltene Tierart im Zoo" flüsterte Colt in Sabers Ohr, der zustimmend nickte. "Ich sehe gar keine Anwälte", wunderte sich Saber leise. "Ja", raunte Colt zurück. "Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber Laredo ist doch eh ein komischer Planet." Saber machte gerade den Mund auf, um das Gespräch fortzusetzen, da traten die Richter in ihren schwarzen Kutten mit den weißen Kragen ein. Es waren drei Richter, die vor ihren erhöhten Sitzen stehen blieben. Der vorsitzende Richter, der Mann in der Mitte, ergriff das Wort. "Meine verehrten Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir sind hier zusammengekommen, um ein Urteil über den gestrigen Vorfall zu fällen. Wie ihr sicherlich alle wisst, ist Matthias Walker gestern kaltblütig ermordet worden." Er hielt einen Moment inne, damit sich die dramatischen Worte im Raum verbreiten und ihre Wirkung tun konnten. "Eine mutige Lady ist bereit, gegen den Mörder auszusagen! Es ist Agnes White." Der Richter wandte sich zu einer Frau mit silbergrauem Haar. "Darf ich Sie in den Zeugenstand bitten, Mrs. White?" Die kleine Frau stand auf und ging selbstbewusst in die Kanzel, die sich auf der rechten Seite der Zuschauer befand. Der Oberrichter gab einem Polizisten, der neben einer Tür stand, ein Zeichen. Daraufhin verschwand der Polizist hinter der Tür und ein paar Sekunden später wurde Fireball hereingeführt. Er hatte einen entsicherten Blaster im Rücken, 3 Polizisten an seiner Seite und elektrische Handschellen um seine Handgelenke. "Das ist der Angeklagte - der Mann, der Matthias Walker getötet hat: Shinji Hikari. Er wird sich selbst verteidigen, da kein Anwalt dazu bereit ist, seine Verteidigung zu übernehmen", verkündete der Richter. Die drei Polizisten führten den verhafteten Star Sheriff an ein Holzgitter heran und blieben dort stehen. Fireball warf einen raschen Blick ins Publikum, um Saber und Colt zu finden. Aber angesichts der riesigen Menge fand er sie nicht. Der Oberrichter schlug mit einem Holzhammer auf den Tisch und erklärte die Verhandlung für eröffnet. Nachdem alle Platz genommen hatten, erhob sich der Richter, der links vom Vorsitzenden saß und rollte eine Papierrolle auseinander. Er las vor: "Anklageschrift Laredo, Laredo City , Oberamtsgericht Shinji Hikari wird des hinterlistigen Mordes an Matthias Walker beschuldigt. Die Motive sind uns nicht bekannt." Dann setzte er sich wieder. "Erzählen Sie die Geschichte bitte aus Ihrer Sicht, Mrs. White", wandte sich der rechte Richter an die Frau. "Da gibt's nicht viel zu erzählen", begann die alte Dame. "Ich saß gemütlich vor einer Tasse Kaffee und habe Kreuzworträtsel gelöst, als plötzlich im Innenhof ein Schuss losging. Natürlich bin ich sofort ans Fenster gegangen und habe nachgeschaut, was da vor sich ging. Ich habe gesehen wie Matthias tot auf der Straße lag und er" - sie zeigte mit dem Finger auf Fireball - "extra nochmal zurückgelaufen kam, um sich zu vergewissern, dass er auch wirklich tot war." Ein Raunen ging durch die Menge angesichts der Kaltblütigkeit, die anscheinend in diesem jungen Mann steckte. Colt sagte zu Saber: "Das ist die unmöglichste Verhandlung, die ich je gesehen habe!" Saber enthielt sich jeglichen Kommentars. Fireball, der die ganze Anklage mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen verfolgt hatte, sah plötzlich auf und warf der alten Frau böse Blicke zu. Mrs. White bekam einen großen Schreck, als sie diese Blicke erreichten. "Sehen Sie ihm doch nur in die Augen, Euer Ehren!" rief einer von den Anwesenden. "Das sind die Augen eines Mörders!" "DAS IST NICHT WAHR!" schrie Fireball. Mit leiser, aber nicht weniger wütenden Stimme fuhr er fort: "Alles, was hier erzählt wird sind nur Lügen! Ich habe niemanden umgebracht. Als Star Sheriff ist es meine Aufgabe, die Leben der Menschen zu schützen! Ihr..." "BRINGT DEN ANGEKLAGTEN ZUM SCHWEIGEN!" brüllte der linke Richter die drei Polizisten an, die Fireball bewachten. Das Ergebnis war, dass die beiden Polizisten rechts und links neben dem Star Sheriff jetzt ebenfalls ihre Blaster entsicherten, und sie auf Fireball richteten, was der dritte Beamte hinter Fire schon die ganze Zeit über getan hatte. Fire starrte den Richter wütend an, aber er hielt den Mund. "Erzählen Sie bitte weiter, Mrs. White", forderte der Oberrichter die Dame auf. Sie holte noch einmal tief Luft und sagte dann: "Als ich gesehen hatte wie er" - sie deutete nicht mehr mit dem Finger auf Fireball und mied auch seinen Blick - "sich über Matthias beugte, hab ich mir schnell das Gewehr von meinem Mann geholt und so schnell und so leise wie möglich nach unten in den Hof gerannt. Dort habe ich den Mörder von hinten überrascht. Kurze Zeit später kam noch der Sheriff mit einem Gewehr und dann wurden es immer mehr. Er hatte also keine Chance zu entkommen. Und irgendjemand muss den Sheriff gerufen haben, denn er war ja auch ganz schön schnell zur Stelle. Auf jeden Fall bin ich froh, dass wir ihn geschnappt haben; es wäre ja nicht auszudenken, was nicht noch alles hätte passieren können, wenn wir ihn nicht erwischt hätten!" "Ich danke Ihnen, Mrs. White", sagte der Oberrichter formell. "Ich glaube, dieser Fall ist somit geklärt, denn wie ich sehe, möchte der Angeklagte nichts für seine Verteidigung vorbringen. Wir werden uns kurz zurückziehen, um das Urteil zu fällen. Die Verhandlung geht in 10 Minuten weiter." "Das gibt's doch nicht!" staunte Colt und fasste sich fassungslos an den Kopf. "STOP!" schrie Saber und sprang auf, bevor die Richter den Raum verlassen wollten. Alle starrten den blonden Fremden überrascht an und in Fireball, der sich schon verloren glaubte, flammte neue Hoffnung auf. "Was wollen Sie?" fragte einer der drei Gesetzesmänner. "Meinen Sie nicht, dass es gegen das Gesetz des Neuen Grenzlandes verstößt, wenn Sie den Angeklagten daran hindern, seine Beweise für seine Unschuld vorzubringen?" "Ich bin nicht Ihrer Ansicht, Fremder. Wir haben uns nicht am Neuen-Grenzland-Gesetz beteiligt, deshalb haben wir hier unsere eigenen Gesetze. Wenn Sie nicht auch noch im Gefängnis landen wollen, dann halten Sie sich hier raus!" "Verdammt, Boss! Uns sind hier wirklich die Hände gebunden." "Da hast du leider recht, Colt. Wir können unserem Kumpel kein bisschen weiterhelfen." Die beiden schwiegen betroffen. "Meine Damen und Herren! Das Urteil:" Fires Pulsschlag beschleunigte sich und er sah mit einem schlechten Gefühl zu den Richtern auf. "Das Oberamtsgericht von Laredo, Sitz in Laredo City bekennt den wegen Mordes angeklagten Shinji Hikari für schuldig. Er wird zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. - Die Verhandlung ist geschlossen. Führt den Verurteilten in seine Zelle!" Obwohl Fire schon vorher wusste, dass seine Chancen nicht gerade gut standen, kam ihm jetzt doch alles unwirklich vor. Die Bedeutung der Worte wurde ihm erst später bewusst. "Und jetzt?" fragte Colt bissig. "Wir fliegen morgen früh zurück nach Yuma. Ich werde mit Commander Eagle darüber sprechen. Vielleicht kann er uns ja helfen." "Hoffen wir's! Aber ich schätze, es wird nicht gerade einfach werden, so stur und verlogen wie die sind!" "Wem sagst du das!" *** Fireball lag auf seiner Pritsche und starrte wieder aus dem Fenster in den blauen Himmel. 'So eine Scheiße!' dachte er. 'Ich muss hier raus und weg. Ich kann nicht mein ganzes Leben lang eingesperrt sein! Wie komme ich hier raus? Und was mache ich dann?' Der Star Sheriff dachte eine Weile darüber nach. Ihm blieben nicht viele Möglichkeiten. Wenn er zu den Star Sheriffs zurückginge, dann wären sie nach dem Gesetz dazu verpflichtet, ihn wieder an Laredo auszuliefern, solange die Angelegenheit nicht geklärt war. Zurück in die Formel 1 konnte er auch nicht, weil er einfach zu berühmt gewesen war. Sein Zuhause, die Tuning-Werkstatt seiner Mutter gab es nach dem ersten Outriderangriff auch nicht mehr. Aber was gab es aber noch? Die Möglichkeit, einfach auf die Hilfe von Commander Eagle und Saber Rider zu warten kam ihm nicht in den Sinn. "Volleyball!" sagte Fire laut. "Ich kann Volleyball spielen. Damals war ich in der High-School- Mannschaft und wir waren gar nicht mal schlecht. ...Niemand wird dahinter kommen. Ich schaffe mir einen gefälschten Ausweis an und dann muss ich wieder ins Volleyballspiel reinkommen. Wenn mich nicht alles täuscht, müssten dieses Jahr wieder Meisterschaften sein. ... Zuallererst muss ich aber hier ausbrechen und so schnell wie möglich von dem Planeten weg. Und das kann ich nur mit Hilfe von Ramrod. Saber meinte, es kämen nur wenige Händler hierher. Jetzt muss mir nur noch ein Plan einfallen, der klappen könnte." Fire dachte nach, aber es wollte ihm einfach nichts einfallen. Er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, da erinnerte er sich an eine Szene aus einem Film, den er irgendwann einmal gesehen hatte. Einige Stunden später begann Fire mit seinem Plan. Er wusste, dass die anderen noch hier waren, denn Ramrod hatte bei der Steuerung einige Unregelmäßigkeiten gezeigt. Diese mussten erst gecheckt werden, bevor an einen Weiterflug gedacht werden konnte. Fireball fing plötzlich an, laut los zu schreien: "WACHTMEISTER! HELFEN SIE MIR! SCHNELL! JEMAND VERSUCHT MICH UMZUBRINGEN! HILFEEE!!" Jemand rannte den Korridor entlang. Der Wachtmeister kam. Völlig außer Atem blieb er dicht vor den Stromeisenstäben stehen. Dann schaltete er den Strom aus und zückte seine Schlüssel. So wie es aussah, wusste der Mann in der Uniform nicht einmal, was er machte. Fireball packte blitzschnell zu und richtete den Blaster auf den Polizisten. "Schließen Sie auf, aber 'n bisschen schneller als sonst, wenn ich bitten darf! Und keinen Mucks!" Für einen Augenblick bewegte sich der Wachtmeister nicht, doch dann schloss er mit zitternden Händen die Zelle auf. "Arigato, Kumpel", sagte Fire grinsend und machte eine scherzhafte Verbeugung. "Würdest du bitte in die gute Stube eintreten?" Fireball riss einen Längsstreifen von der Decke, die auf der Pritsche lag ab und knebelte seinen Befreier. Schließlich nahm er ihm noch die Handschellen weg und fesselte ihn an die Ketten, mit der die Pritsche an der Wand festgemacht worden war. "Bis irgendwann mal, Kumpel. Und danke nochmal!" sagte Fire und schaltete den Strom wieder ein. 'War ja einfacher als ich gedacht hab!' dachte er während er den Weg zurück rannte, den der Wachtmeister gekommen war. Im Büro fand er auf einem Schreibtisch seinen Blaster und seine elektronische Dienstmarke. Er nahm beides mit und setzte seinen Weg nach draußen fort. Draußen hielt er sich im Schatten der Häuser, aber bewegte sich sonst ganz normal. Das war seiner Meinung nach am unauffälligsten. Er überlegte, was der nächste Auftrag der Star Sheriffs war. 'Ich glaube, wir wollten dann zu König Jaret fliegen.' Fireball war inzwischen am Stadtrand angekommen und offenes Gelände war nur noch zwischen ihm und Ramrod, der noch genau dort stand, wo er ihn gestern gelandet hatte. Die Rampe war heruntergelassen. Fire atmete erleichtert auf, als er das sah. Er schaute sich vorsichtig um, aber niemand beachtete ihn. Jetzt galt es, die 100 m, die zwischen ihm und Ramrod lagen, zu überwinden. Offenes Feld mit vereinzelten niedrigen Büschen war das Hindernis. Er atmete noch einmal tief durch und trat dann in die Sonne. Keiner durfte ihn sehen, weder die Stadtbewohner noch Colt und Saber. 'Wenigstens ist Ramrods Alarmanlage ausgeschaltet. Das hätte mir noch gefehlt. Ich glaube fast, heute ist mein Glückstag.' Fireball entschied sich diesmal, die Strecke so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und sprintete los. Er rechnete fest damit, hinter sich eine Stimme zu hören, die ihm befahl stehen zu bleiben. Aber es passierte nichts. Er erreichte ungesehen das Superraumschiff und rannte die Rampe hoch in den Abstellraum für ihre Fahrzeuge. Dort versteckte er sich für's erste. *** "Mit der Steuerung ist soweit wieder alles in Ordnung", meinte Saber. "Wir können sofort zum Königreich Jaret starten." "Dein Wort in meinem Gehörgang, Boss" antwortete Colt und setzte sich in Fireballs Satteleinheit. "Ich starte schon." Der Cowboy aktivierte die verschiedenen Systeme und musste einige Male nachfragen, wie was funktionierte, aber dann zog er den Steuerknüppel nach hinten. Ab einer gewissen Höhe kam auch noch der linke dazu, der die Maverick-Triebwerke in Bewegung setzte. Der Flug zum momentanen Aufenthaltsort von König Jaret - Mountain City auf dem Planeten Wyoming - würde ungefähr drei Stunden dauern. Fireball schlich sich unbemerkt vom Abstellraum ins Zimmer der drei Männer. Dort packte er in aller Eile die wichtigsten Sachen zusammen. Außerdem nahm er noch ein Bild von April mit und legte seinen Star-Sheriffstern sowie die EDM auf sein Bett. 'Eigentlich ist es schade, dass ich den Beruf an den Nagel hängen muss. Es geht aber nicht anders, auch wenn's weh tut. Daran ist nur dieser Planet schuld!' Nach einigem Überlegen legte er dann auch noch seinen Blaster auf das Bett. Wieder zurück im Abstellraum beschloss der Rennfahrer, einen Abschiedsbrief zu schreiben, da er seinen Freunden zumindest eine Erklärung schuldete. Papier fand er in der hintersten Ecke des Abstellraumes und etwas zum Schreiben hatte er in seinem Red Fury Racer. Das Auto würde er auch zurücklassen müssen, weil er damit auch schon zu viele Rennen gefahren war und es dadurch auch zu bekannt war. Die meiste Zeit des Fluges über saß er nur da und überlegte, was er schreiben sollte. Ihm war aber klar, dass er etwas schreiben musste, damit die anderen wussten, dass er am Leben war; ihm war aber noch nicht klar, wie er das formulieren sollte. Kurze Zeit bevor Ramrod zur Landung in Mountain City ansetzte, wurde er trotzdem mit dem Brief fertig. Er deponierte ihn in seinem Red Fury Racer. Dort würde er entdeckt werden, aber nicht zu früh. Wenn das nämlich passierte, könnten die Star Sheriffs herauskriegen, wo er ausgestiegen war und dann wäre er schneller wieder zurück als ihm lieb war. Ramrod landete auf der Mountain-City-Raumstation und nicht sehr viel später verließen Saber und Colt das Raumschiff. 'Wahrscheinlich sind sie jetzt auf dem Weg zu König Jaret', vermutete Fireball in Gedanken. Er wartete noch 15 Minuten, dann nahm er seine Tasche und machte sich auf den Weg. Zum letzten Mal sah er in den Kontrollraum. Er hatte ein schlechtes Gewissen, aber er wusste, es war die einzige Möglichkeit, dem Gefängnis auf Laredo zu entkommen. Er riss sich jetzt von dem Anblick los und verließ Ramrod. Draußen drehte er sich um und sagte mit einem gequälten Lächeln: "Tja, Ramrod. Das war's dann wohl. Ich verlasse dich jetzt. Mach' den anderen keine Schande!" Eigentlich fand er es blöd, mit Maschinen zu reden, aber manchmal tat man es halt einfach. Jetzt sah Fireball aber zu, so schnell wie möglich von der Raumstation wegzukommen. Das war aber gar nicht so einfach wie sich herausstellte. Die Raumstation war von einem Maschendrahtzaun umgeben, aber der stand unter Spannung. Also musste Fire wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und sich in die Menschen mischen. Das war ihm gar nicht so recht. Als er durch die Ankunftshalle ging fühlte er sich beobachtet, was aber gar nicht der Fall war. Es passierte gar nichts. Er konnte erleichtert aufatmen. Als er in der Stadt war, musste er sich erst einmal einige Kneipen anschauen, ehe er eine gefunden hatte, in der illegale Geschäfte vollzogen wurden. Der Name passte zu der Kneipe - "Mysterious Ways". Das Gebäude sah auch schon nicht mehr so ganz neu aus und einige Fensterscheiben wiesen Sprünge auf. An manchen Stellen fiel der Putz ab und die Außenbeleuchtung gab auch nur ein mühseliges Flackern von sich. Fireball wechselte seine Tasche von der rechten in die linke Hand und trat durch die grün-braune Tür. Jetzt wünschte er sich, dass er seinen Blaster behalten hätte, aber er durfte absolut kein Risiko eingehen. Er musste sich einfach von seinem alten Ich lösen und ein neues erfinden, so schwer es auch sein würde. Der Raum war total verraucht und deshalb absolut dämmrig, obwohl die Lampen genug Watt hätten, um für helles Licht zu sorgen. Auf der linken Seite war die Theke. Dahinter polierte ein Barkeeper gerade einige Gläser und hing sie über sich an den Glashalter. Eine Gruppe von Männern, die ungepflegt aussahen, saß an einem Tisch, rauchte und pokerte um Geld. Ansonsten war niemand hier. Fireball fühlte sich total unwohl, ließ sich aber nichts anmerken. Am liebsten wäre er sofort wieder gegangen, aber er zwang sich zur Theke zu gehen und einen Scotch zu bestellen. Der Barkeeper schaute ihn prüfend an, sagte aber nichts. Etwa zehn Minuten später klopfte jemand auf Fireballs Schulter. Er zuckte zusammen, weil er nicht damit gerechnet hatte. Noch nicht. Der Mann, der ihm einen Schulterschlag gegeben hatte, ließ sich auf dem nächsten Barhocker nieder und gab dem Barkeeper ein Zeichen. Etwas später stand ein großes Bier vor dem Mann. Fireball spielte mit dem halbleeren Glas und schaute dabei in die bräunliche Flüssigkeit. "Was wollen Sie?", fragte Fire ohne den Blick von dem Glas zu nehmen. Der Mann lachte kurz. Mit einer tiefen, kratzigen Stimme sagte er: "Das sollte ich eher dich fragen, Söhnchen! Oder weißt du etwa nicht, was das für ein Lokal ist?" "Vielleicht eins, in dem man was trinken kann?" fragte Fire cool zurück. "Das ist schon mal ganz gut. Aber mal im Ernst. Du hast doch irgendwas. Wenn du Stoff brauchst, kein Problem!", sagte der Mann und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. "Ich brauche keinen Stoff. Ich brauche neue Papiere." Fire setzte alles auf eine Karte. "Kennen Sie jemanden, der Pässe fälscht?" "Rein zufällig bist du da an den richtigen Mann geraten, Kleiner!" grinste der Mann ihn an. "Du musst wissen, ich habe einen Blick für so etwas. Ich habe das auch einmal gemacht. Der Typ, der mir den falschen Ausweis besorgt hat ist so verdammt gut, dass nicht einmal die Polizei dahinter gekommen ist. - Das waren noch Zeiten, als die hinter mir her waren..." Fire unterbrach seinen "neuen Freund", weil er keine Lust hatte, sich die ganze Lebensgeschichte von ihm anzuhören. "Wie ist der Name des Fälschers?" "Christopher Brandenton" mischte sich der Barkeeper ein, der das Gespräch belauscht hatte. Fire schaute erstaunt zu ihm. "Er ist der beste Fälscher im gesamten Neuen Grenzland, dafür lege ich meine Hand ins Feuer!" "Mann, Sammyboy, ich wollte dem Kleinen doch erst ein paar Geschichten von früher erzählen, bei ein paar Bierchen. Das steigert doch auch deinen Umsatz, Kumpel." "Ich bin nicht so herzlos wie du, Peter. Die meisten, die ihr altes Leben aufgeben, haben es eilig damit. Also sei nicht so und bring' ihn so schnell wie möglich zu deinem Boss. Aber OHNE ihm die Ohren blutig zu labern!" "Ja, ja, ich mach ja schon. Ich trink' nur noch schnell mein Bierchen aus." Fire schob sein halbleeres Glas Scotch zur Seite und legte ein paar Münzen auf den Tresen. Peter setzte das leere Bierglas ab und sagte: "Ich zahl' später, okay?" Der Barkeeper nickte kurz. "Geh'n wir, Junge!" Draußen gingen sie nach links, also in die Richtung, aus der Fireball gekommen war. Vor ihnen hob am anderen Ende der Stadt gerade ein Raumschiff ab. Es war Ramrod. Fire schaute Ramrod verträumt und traurig nach und wieder dachte er an die Vorkommnisse der vergangenen Tage. *** "Und jetzt ab Richtung Yuma", sagte Saber zu Colt, der den Robbotcowboy steuerte. "Wir müssen so schnell wie möglich mit Commander Eagle reden." "Da muss ich dir Recht geben. Was sollen wir nur ohne Fireball machen?" "Ich weiß es nicht. Das werden wir hoffentlich von Commander Eagle erfahren." 'Ich bin mal gespannt, wie April reagiert' dachte Colt. 'Ihr wird das bestimmt ganz und gar nicht gefallen.' Nach 58 Minuten des Schweigens landete Colt Ramrod auf dem Raumflughafen des 7. Kavallerie-Oberkommandos. Die beiden gingen direkt zu Aprils Vater, Commander Eagle. April selbst war nicht anwesend, was im Augenblick auch besser so war, wie Saber meinte. Der Commander war gerade auf einer Sitzung, deshalb mussten die beiden Männer noch etwas warten. Es dauerte aber nicht mehr sehr lange. "Commander Eagle..." fing Saber Aprils Vater an der Tür des Konferenzraumes ab. "Oh, Saber Rider, Colt! Ich hätte Sie nicht vor morgen hier erwartet." "Das hat einen ganz bestimmten Grund. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?" "Was gibt's also, Saber Rider?" fragte Commander Eagle, nachdem die drei Männer in seinem Büro Platz genommen hatten. "Wir hatten ein Problem auf dem Planeten Laredo. Fireball ist dort verhaftet und verurteilt worden. Das Ramrod-Team arbeitet nur noch zu dritt." Eagle runzelte die Stirn und Saber erzählte dem Commander die seltsamen Vorfälle. Als Saber geendet hatte, lehnte sich Eagle zurück und dachte mit geschlossenen Augen einige Minuten über eine Lösung des Problems nach. "Ich werde sehen, was ich tun kann. Bis ich genaueres weiß, bekommt ihr einen Ersatzmann für Fireball. Ich werde ihn zu euch schicken. Ich denke, Nick O'Hara ist für den Posten sehr gut geeignet. Er hat ausgezeichnete Kampferfahrung und auch sonst sind seine Leistungen immer überdurchschnittlich gut. Am Anfang werdet ihr ihn mit Ramrods Steuerung unterstützen müssen, aber er lernt sehr schnell. - So, und jetzt laßt mich bitte allein, ich muss noch einige Sachen erledigen." Die beiden Star Sheriffs salutierten vor dem Commander und verließen dann sein Büro. *** Christopher Brandenton lag auf seinem Bett und hatte zwei leicht bekleidete Frauen im Arm, als Peter und Fireball eintraten. Draußen war es schon dunkel. Ohne dass Chris etwas sagen musste, verließen die beiden Frauen das Zimmer und ließen den großen, braungebrannten, muskulösen Mann zurück. Außerdem hatte er blonde lange Haare, grüne Augen und eine Tätowierung auf dem rechten Oberarm, die man gut sehen konnte, da er kein Hemd an hatte. "Hi, ihr beiden!" begrüßte er sie. "Peter, wie geht's? Wir haben uns lange nicht gesehen." "Das kann man wohl sagen, Chef. Ich hab Kundschaft für dich. Der Kleine hier braucht einen neuen Namen." "Dein alter gefällt dir wohl nicht mehr, was?" wandte sich Chris an Fireball. "So könnte man es ausdrücken" gab Fire so cool wie möglich zurück. Er wusste nicht, was er von Chris halten sollte, weil er sich von Anfang an so verhielt, als würden sie sich schon Jahre kennen. Aber irgendwie war Chris ihm sympathisch. Trotzdem hielt er es für besser, seine wahre Identität geheim zu halten. "Okay, Peter, ich denke, du läßt uns jetzt besser allein. Du weißt ja, ich mag es nicht, wenn ich unerwünschte Gäste bei meinem Geschäft habe." Peter ging wortlos zur Tür hinaus. Fire sah ihn nie wieder. "So, Kleiner, kommen wir zum Geschäft", sagte Chris und setzte sich in den schwarzen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch. Er bedeutete auch Fireball, sich zu setzen. "Was hast du für Wünsche, Kleiner?" Fire fragte sich, weshalb er andauernd mit 'Kleiner' angeredet wurde. Das würde ihn echt interessieren, aber diese Anrede war für die kurze Zeit wohl genauso gut wie jeder andere Name. "Ich brauche eine neue Identität. Man sagte mir, Sie seien der beste Fälscher des Neuen Grenzlandes. Meine Akte muss komplett in Ordnung sein." "Nichts leichter als das, Kleiner, das ist ja schließlich mein Beruf. Meine Fälschungen sind so perfekt, dass sie nur mit einem Trick vom Original unterschieden werden können. Du verstehst, den verrate ich dir allerdings nicht." Chris stand auf und ging zu einem kleinen Schrank und wühlte in den Schubladen. "Ich nehme an, du möchtest nicht über die Gründe reden?" Fire nickte kurz. Er hatte nicht zugehört, weil ihn gerade mal wieder der Gedanke an April überkam. Ungefähr eine Stunde später war Fireball zu Jesse Dean aus Topeka vom Planeten Alamo geworden und vier Jahre älter. Außerdem war er um 2423 Continentals ärmer geworden. Das war der Preis für seine neue Identität gewesen. Im Gegensatz zur lebenslänglichen Freiheitsstrafe war das aber ein sehr geringer Preis. 'Trotzdem sollte ich nicht verschwenderisch mit meinem Geld umgehen', überlegte er. 'Jetzt brauche ich Infos über eine Volleyballmannschaft. Und dann mache ich mich aus dem Staub.' Jesse kaufte sich am Raumflughafen eine Sportzeitschrift, in der er die gewünschten Informationen fand. Damit hatte er auch sein neues Ziel gefunden: Montana, das Trainingslager der australischen Nationalmannschaft, die sich als Außenseiter für die All-Galaxy-Meisterschaft qualifiziert hatte. Als er am Schalter ein Ticket kaufte, kam er sich schon ein wenig komisch vor, als er den neuen Namen angab. 'Jesse - wie Jesse Blue, der Verräter.' *** Ein paar Stunden später kam April zu Saber und Colt ins Raumschiff, wo die beiden warteten und sich anschwiegen. "Hi, Jungs, wie geht's?" fragte sie fröhlich. Doch sie bemerkte gleich die miese Stimmung und ihr Lächeln verschwand. "Was ist denn mit euch los?" fragte sie weiter und schaute von einem zum anderen. Colt sah betont in eine andere Richtung und Saber schaute sie ernst an. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihrer Magengegend frei und breitete sich aus. "Fireball ist nicht mehr im Team", sagte Colt mit geschlossenen Augen. Er saß in seiner Satteleinheit, hatte die Arme verschränkt und den Cowboyhut tief ins Gesicht gezogen. "Was meint ihr damit?" fragte sie, obwohl sie es ganz genau verstand. Das Gefühl breitete sich weiter aus. "Er wurde auf Laredo zu lebenslanger Haft verurteilt und ist jetzt ausgebrochen, wie uns dein Vater eben gerade mitgeteilt hat. Er kann jetzt überall sein". erklärte Saber. "Was?" flüsterte April erschreckt und wich einen Schritt zurück. 'Warum?', dachte sie. 'Ich wollte mich für meinen Fehler entschuldigen und jetzt ist er weg.' April war jetzt den Tränen nahe. Sie wollte noch etwas fragen, aber als sie merkte, dass sie nicht mehr zurückhalten konnte, rannte sie weg in ihr Zimmer. "Schöne Scheiße" sagte Colt gereizt. "Tja, das wird wohl jetzt erst einmal so weitergehen. Aber mit der Zeit kommt sie darüber weg. Schließlich ist sie ein Star Sheriff!" erwiderte Saber. April hatte ihr Gesicht in den Kissen vergraben. Sie hatte sich nach dem ersten Schrecken wieder etwa beruhigt, trotzdem ging ihr Puls noch schnell. "Ich kann dich verstehen, mein Schatz" flüsterte sie Fireballs Bild zu, das auf dem Schrank neben ihrem Bett stand. Nachdem sie sich wieder in Ordnung gebracht hatte, ging sie zurück in den Kontrollraum. "Wir kriegen ein neues Mitglied", erklärte Saber April. "Das heißt, dass wir Fireballs Sachen alle ausräumen müssen. Wir sollten besser sofort damit anfangen, denn der Neue kommt schon in zwei Stunden." "Gut", sagte April gefasst. "Ich werde den Red Fury Racer in eine Garage bringen." Während Saber und Colt sich also daran machten, Fireballs Sachen und Klamotten in Koffer zu packen, ging April in den Abstellraum. Nachdem sie die Rampe geöffnet hatte, stieg sie in das Rennauto ein. Bevor sie den Motor anließ, strich sie über das Armaturenbrett und überlegte, dass es schwer sein würde, ihr aber klar war, dass sie ihn vergessen musste, um sich hundertprozentig auf ihre Arbeit zu konzentrieren zu können. Bei der Arbeit durfte sie sich keine Fehler erlauben, um nicht die Leben ihrer Kollegen aufs Spiel zu setzen. Sie startete den Motor und fuhr den Red Fury Racer in eine der Garagen, die für ausrangierte Fahrzeuge zur Verfügung gestellt worden waren. Als sie ausstieg sah sie den Brief. Ihr Herz machte einen Satz. Sie nahm den Brief und rannte so schnell wie möglich zu Ramrod zurück. Sie konnte es kaum erwarten, ihn mit den anderen zusammen zu lesen. *** Fireball war auf Montana gelandet. Er war mit einem Passagierraumschiff in der billigsten Klasse dorthin geflogen. Es hatte keine Probleme mit seinen neuen Papieren gegeben. Aber Fire musste sich erst daran gewöhnen, auf den Namen 'Jesse' zu hören. Neben dem Ausgang der Montana-Raumstation stand ein Stadtplan, an dem er sich orientierte. Demnach war das Trainingslager außerhalb der Stadt, nicht ganz so weit vom Flughafen entfernt. Es war ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß in südlicher Richtung, direkt am Meer. Fireball hatte mit Absicht die australische Nationalmannschaft gewählt, weil er in diesem Team sicher sein konnte, dass ihn keiner kannte. Australien war nach jahrzehntelanger Pause wieder in den Volleyballsport eingestiegen und hatte jetzt ein neues und unerfahrenes Team. Außerdem kam noch der Umstand dazu, dass sich ein Spieler dieser Mannschaft verletzt hatte und damit ausschied. Fireball wollte jetzt versuchen, in das Team einzusteigen. 'Hoffentlich klappt es', dachte er, während er an der Straße entlang ging. Tief in seinem Inneren zweifelte er aber daran. Er wusste nämlich nicht wie gut er seine Argumente rüberbringen konnte und wie gut er überhaupt noch Volleyball spielen konnte. 'Shinji', ermahnte er sich selbst mit seinem richtigen Namen, 'Denk nicht so schlecht von dir!'. Er ging weiter und sagte dann laut zu sich selbst: "Ich schaffe es! Ich werde trainieren bis zum Umfallen!" Damit war es ihm sehr ernst. Traurig dachte er weiter: 'Ich muss April vergessen. Sie darf nicht mehr für mich existieren.' Etwas später kam er beim Trainingslager an. Das Grundstück war ziemlich groß und nicht umzäunt. Es gab ein großes Haus, eine Sporthalle, einen Trainingsplatz und jede Menge Gras und Wald. Außerdem war der Strand in der Nähe. 'Sieht gar nicht mal so gut aus.' meinte Fireball in Gedanken zu sich selbst, wobei es ihm wirklich gefiel. Bis jetzt hatte er noch niemanden gesehen, aber als er herumlief, entdeckte er einen Mann, der nachdenklich umherging. Der Mann sah in diesem Moment älter aus als er wirklich war. "Warten Sie bitte!" rief Fireball ihm zu und rannte zu ihm. Der Mann schaute ihn überrascht und noch etwas abwesend an. "Ja?" "Mein Name ist Fir...äh... Jesse Dean. Ich würde gerne mit dem Trainer der australischen Volleyball-Nationalmannschaft sprechen." "Ich bin der Trainer. Mein Name ist Mitchell Andersson. Kann ich Ihnen weiterhelfen?" "Ich habe von dem verunglückten Spieler gelesen und dass Sie keinen Ersatz finden. Ich möchte gerne in Ihrer Mannschaft mitspielen. Nehmen Sie mich als Ersatz!" Der Trainer überlegte einen Moment, aber er nickte dann zögerlich. "Ich kann wirklich jeden Mann brauchen. Die Mannschaft ist in einer sehr schlechten Verfassung, seit Stuart weg ist. Ich weiß nicht wie ich den Jungs ihr Selbstvertrauen wiedergeben kann. Sie müssen wissen, dass ich kein erfahrener Trainer bin." Andersson führte Jesse in Richtung Haus. Er schien wirklich sehr verzweifelt zu sein, sonst würde er nicht einfach einem Fremden solche geheimen Informationen erzählen. "Tom Bolder ist der einzige, der sein tägliches Training durchführt und versucht, die anderen wieder zu ermutigen. Ich hoffe, Sie besitzen genug Kampfgeist, um das durchhalten zu können, Jesse!" "Ja, Coach", antwortete Fireball und dachte: 'Da kannst du dir aber verdammt sicher sein!'. "Ich werde mein bestes geben. Ich habe aber schon lange nicht mehr auf dem Feld gestanden." "Ich werde Sie jetzt dem Rest vorstellen. Tom wird Ihnen dann alles Weitere zeigen, den Küchendienst und so weiter." *** "Aber das heißt ja, dass er hier an Bord von Ramrod war!" Colt schrie fast. "Ja", stimmte Saber verärgert zu, "und wir haben es nicht bemerkt." "Jetzt ist es eh zu spät!" mischte sich April ein. "Mach schon den Brief auf!" Colt riss den Umschlag auf, nahm das Papier und faltete es auseinander. Er las laut vor: "Hey, Ihr drei! Macht Euch bitte keine Sorgen um mich. Mir geht es gut. Ich bin aus dem Knast geflohen, weil ich dort nicht versauern wollte. Mein Leben wird sich jetzt vollständig ändern, so schwer mir das auch fallen mag, denn ich werde Euch und unsere Arbeit sehr vermissen. Passt auf Euch auf und vergesst mich! Euer Fireball" "Er hat recht", sagte Saber nach einigen Sekunden absoluter Stille. "Wir müssen uns auf die Outrider konzentrieren. Das ist das wichtigste." "Ja", stimmte April mit zittriger, aber entschlossener Stimme zu, "So schwer es auch sein wird." Commander Eagle ließ Saber, April und Colt zu Commander White Hawk bestellen. Sie sollten dort ihren neuen Mann abholen. Sein Name war Sebastian Perkinson. Laut Commander Eagle lag Nick O'Hara gerade im Krankenhaus und konnte deshalb nicht eingesetzt werden. Sebastion war groß, kräftig, hatte grüne Augen und dunkelblonde kurze Haare; mit anderen Worten: er sah super aus. Commander White Hawk, der die Aufsicht über das Ausbildungszentrum des 7. Kavallerie-Oberkommandos auf Yuma hatte, erklärte: "Das ist einer der besten Männer hier. Ich selbst habe ihn ausgebildet." "Hi Leute", begrüßte Sebastian die anderen und gab jedem von ihnen die Hand. "Ihr werdet ihn noch mit Ramrod vertraut machen müssen", fuhr Commander White Hawk fort, "ansonsten, denke ich, dürftet ihr gut miteinander auskommen. Und jetzt entschuldigt mich bitte, meine Kadetten warten auf ihren Unterricht." Sie salutierten alle und gingen dann ihrer Wege. Die Star Sheriffs waren wieder zu viert! Sie gingen wieder zurück zu Ramrod, wo Sebastian sich erst einmal Fireballs Schrank einrichten durfte. Danach erklärte Saber ihm einiges über Ramrod. "Du übernimmst am besten den Maverick Navigator. Das war vorher Aprils Aufgabe. Sie wird die Bodenkontrolle übernehmen." "Meinst du, sie schafft das? Immerhin ist das ja ein Riesen-Raumschiff und sie ist eine Frau." fragte der Neue etwas besorgt. "Laß sie das bloß nicht hören!" warnte Saber ihn. "Sie hat Ramrod mit entwickelt." "Oh! Das wusste ich gar nicht." "Nichts für ungut, Partner!", ermunterte Saber ihn und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Schließlich kann man ja nicht alles wissen." *** Am nächsten Morgen klingelte um sechs Uhr der Wecker. Im Trainingslager kehrte Leben ein. Nachdem sich die Spieler gewaschen und ihre Trainingsklamotten angezogen hatten, gingen sie zum Frühstück. Tom saß neben Fireball. Fireball fand, dass Tom der einzig normale hier war. Die anderen wirkten alle desinteressiert und unmotiviert. Das hatte er auch schon gestern im Training beobachten können, bei dem er nur zugeschaut hatte. Daraufhin hatte Fireball beschlossen, härter zu trainieren als alle anderen, um sie dadurch zu. Außerdem wollte er die All-Galaxy-Meisterschaft gewinnen. "Euer Tagesablauf sieht wie immer aus", begann der Trainer. "Gleich nach dem Frühstück geht ihr joggen, ungefähr 15 km sowohl am Strand, im Wald und auf Asphaltwegen. Das stärkt eure Beinmuskulatur. Danach treffen wir uns in der Sporthalle zum Mannschaftstraining. Nachmittags ab 13 Uhr steht Einzeltraining auf dem Plan. Danach kommen noch einige Dehnungsübungen und Muskelaufbau. Und jetzt los, Jungs!" Er klatschte in die Hände, um die Spieler aufzumuntern. "Ich erwarte euch in einer Stunde spätestens in der Halle. Tom, du suchst den Weg aus." "Ja, Trainer" sagte Tom und ging nach draußen. Der Trainer würde inzwischen die Halle vorbereiten. 'Der Trainer weiß gar nicht wie er sich durchsetzen soll', dachte Fire. 'Er gibt einfach Anweisungen und hofft darauf, dass sie auch ausgeführt werden. Aber von den Gefühlen versteht er nichts. Für mich ist jedenfalls klar, dass jeder Spieler außer Tom und mir Angst vorm Versagen hat. Das kommt wohl nur dadurch, dass sich dieser Stuart beim Qualifikationsspiel so schwer verletzt hat. Ich werde mit Tom darüber sprechen müssen. Vielleicht fällt uns ja was ein, wie wir den Rest wieder motivieren können. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Die All-Galaxy-Meisterschaft beginnt schon in drei Wochen.' Die Gruppe joggte am Strand entlang. Tom verschärfte das Tempo und die anderen fielen etwas zurück. Trotzdem behielt der Mannschaftsführer die neue Geschwindigkeit bei. Fireball machte es nichts aus. Aber nach 12 km musste auch er darum kämpfen, um mit Tom mithalten zu können. Um zehn nach neun kamen Tom Bolder, Jesse Dean und Dave Cahalan in der Sporthalle an. Die restlichen trafen innerhalb der nächsten Viertelstunde ein. "Leute, spielt euch mal ein. Dann werden wir ein Spiel machen. Damit ihr's jetzt schon wisst: die endgültige Aufstellung in der Meisterschaft steht noch nicht fest. Gebt alles!" Der Trainer sah jeden einzelnen intensiv an, während er die Anweisungen gab. Die meisten hatten aber die Augen gesenkt. "Na gut. Fangt jetzt an!" Die Spieler gingen auf das Spielfeld und nahmen sich die Volleybälle aus dem Korb. 'Jetzt wird sich zeigen, wie gut ich noch spielen kann. Gut Tom, ich bin bereit!' dachte Fireball und machte sich zur Annahme bereit. Toms Gedanken waren ähnlich. Er hielt den Ball in der Hand und sagte in seinem Kopf zu Jesse: 'Jetzt wird sich herausstellen, wie gut du wirklich bist, Jesse. Du bist einfach aus dem Nichts aufgetaucht und spielst jetzt in der Nationalmannschaft. Ich bin gespannt, denn auch wenn dein Erscheinen etwas seltsam ist, bist du mir doch sympatisch.' Tom warf den Ball hoch und schlug auf. Wie in Zeitlupe sah Fireball den Ball auf sich zukommen. Er hatte eine leichte Rechtsdrehung und er kam ziemlich niedrig. Fire rannte nach vorne, aber er stellte fest, dass er so den Ball nicht mehr erreichen würde. "Jetzt wird sich zeigen, ob ich diese Annahme noch beherrsche!", sagte er und sprang ab, wobei er seine Arme nach vorne ausstreckte. Tom verfolgte erstaunt die Bewegung. Fire sprang ab und flog auf den Ball zu. 'Er wird es nicht schaffen!' dachte Tom entsetzt. 'Er wird auf dem Boden aufkommen und sich sämtliche Knochen brechen, wenn er sich nicht noch zur Seite dreht!' Er nahm vage wahr, wie auch alle anderen und der Trainer auf Jesse starrten. Jesse und der Ball bewegten sich unaufhaltsam aufeinander zu. Seine Augen blitzten. Jetzt bewegte er einen Arm nach unten und mit der rechten Hand traf er den Ball. Gleichzeitig zur Annahme setzte er mit der linken Hand auf dem Boden auf. Danach kam die rechte. Seine Beine schlug er einfach über, so dass er durch eine geschickte Radwende zum Stehen kam. Der Ball flog direkt zu Tom zurück. 'Ich hab's geschafft! Ich kann's noch', jubelte er in Gedanken ohne aber im Gesicht eine Mine zu verziehen. In der Halle herrschte erstauntes und erschrockenes Schweigen. Selbst der Trainer wusste nichts zu sagen. Aber Tom kniff die Augen zusammen und schaute sich Jesse ganz genau an. Er runzelte die Stirn, während er sich fragte, woher er diese Technik kannte. 'Ich hab das einmal gelesen, dass nur ein einziger diese Annahme beherrscht - Shinji Hikari. Aber das ist doch nicht möglich! Er heißt Jesse Dean, auch wenn man eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden nicht leugnen kann. Er kann gar nicht Hikari sein. Vielleicht hat er die Technik einfach nur gelernt?' *** Commander Eagle hatte zunächst weitere Informationen über den Planeten Laredo eingeholt. Demnach wurde der Planet vor acht Jahren bewohnbar gemacht. Genau 1577 Leute, die damals noch in Hewlett auf Alabama lebten, hatten beschlossen, auf diesen Planeten überzusiedeln. Mit der Zeit wurden es immer mehr, die Gefallen an dem Planeten gefunden hatten, so dass die Einwohnerzahl bis auf 18.236 gestiegen war. Commander Eagle konnte nichts besonderes an diesem Planeten entdecken; er war so normal wie jeder andere, ja, er verzeichnete nicht einmal irgendeine Art von Outrideraktivitäten. "Irgendwas stimmt da nicht." überlegte Eagle laut. "Ich muss eine Delegation dorthin senden, die der Sache auf den Grund geht." Er schaltete den Computer ein, um zu sehen, welches Star Sheriff Team gerade frei war. Aber er hatte Pech. Frühestens in fünf Tagen hatte ein Team mal keinen Auftrag. Und das war auch nicht gerade das erfahrenste. Eagle seufzte. "Es siehst schlecht aus für Fireball. Was kann ich noch tun?" *** Während Commander Eagle über Laredo nachdachte, steuerte April Ramrod nach Phanorama. Dort sollten die Star Sheriffs mal wieder nach dem Rechten sehen, obwohl schon lange nichts mehr passiert war. "Ich schlage vor, dass jeder eine andere Aufgabe übernimmt", schlug Saber Rider vor. "Dann sind wir schneller fertig." "Gute Idee, Boss", lobte Colt. "Ich hab' heute sowieso keine Lust, irgendwas zu tun." "Das sieht dir ähnlich", lachte Sebastian. "Woher willst du das denn wissen?" fragte Colt erstaunt. "Na ja", antwortete Sebastian, der erst etwas erschrocken ausgesehen hatte, "man bekommt im Stützpunkt so einiges über Ramrod zu hören..." "Aber nur schlechtes, wie's scheint", brummte der Cowboy und zog beleidigt seinen Hut tiefer ins Gesicht. "Tut mir leid, wenn ich dir etwas auf die Füße getreten bin", entschuldigte sich Sebastian. "Schon gut, Kumpel" nahm Colt an und schaute zu ihm. "Ich muss mich entschuldigen. Normalerweise bin ich nicht so." "Keine Angst. Ich verstehe schon, dass ihr Fireball vermißt. Ich kann es mir so ungefähr vorstellen, was in euch vorgeht. Mir ging es genauso, als ich meinen alten Stützpunkt verlassen musste und nach Yuma gekommen bin." "Danke für dein Mitgefühl!" erwiderte April kühl. "Ich glaube, Saber wollte gerade die Aufgaben verteilen." "Laßt uns nicht streiten!" beruhigte Saber den Neuen, der April gerade etwas zurück schleudern wollte, und sah sie abwechselnd an. Beide sagten nichts mehr. Saber war vorerst zufrieden und fuhr deshalb mit der Aufgabenverteilung fort. "April, du übernimmst die Radarkontrolle. Am besten läßt du dir sämtliche Daten von der letzten Überprüfung geben und vergleichst sie mit den neuen. Sprich auch mit ein paar Leuten wegen der Wartungsarbeiten. Du machst das schon." Er wandte sich Colt zu. "Colt, du gehst zur Wetterstation und siehst dort nach dem Rechten. Sebastian, du holst ein paar Vorräte aus dem Supermarkt. Ich selbst werde zum Überwachungszentrum gehen. Wir treffen uns wieder hier, wenn wir die Arbeiten abgeschlossen haben." 'Das ist ja absolut perfekt!' dachte Sebastian und musste ein Grinsen unterdrücken, das sich auf seinem Gesicht ausbreiten wollte. Sebastian ging zuerst die Vorräte einkaufen und brachte sie zu Ramrod zurück. Das hatte er innerhalb von 20 Minuten erledigt. Er hatte also noch genug Zeit, bis die anderen kamen, und wenn sie früher zurück wären, würde er einfach sagen, er war nochmal spazieren geflogen. Er schnappte sich sein eigenes kleines Raumschiff Hellfire und flog zu der zerstörten Outriderbasis in Saddleback Maysa. 'Hoffentlich funktioniert die Hypercomline noch' überlegte Sebastian als er sein Hellfire-Raumschiff landete. Die Outriderbasen waren alle ähnlich aufgebaut, so dass man sich eigentlich nie verlaufen konnte. Sebastian hatte nur ein Problem; er wusste nicht wie er hineinkommen sollte. Die Eingänge waren meistens total verschüttet oder aus sonstigen Gründen nicht passierbar. Er lief um die alte Basis herum und hatte Glück. Er fand einen Eingang, der etwas sehr eng war und quetschte sich durch. Alles weitere war kein Problem mehr. Kurze Zeit später hatte er ein Hypercomgerät gefunden und es wieder in Gang gebracht. Gattler erschien auf dem Bildschirm. "Was willst du, Viperron?" fragte er genervt. "Ich dachte, du hättest unseren Plan verstanden." "Hab ich auch, hab ich auch", beruhigte Viperron seinen Chef. "Ich habe nur eine viel bessere Idee!" "Na, dann bin ich aber mal gespannt. Schieß los, Viper!" "April hat das Raumschiff gebaut und entwickelt. Was hältst du davon, wenn ich sie entführe und wir sie dazu bringen, dass sie für uns einen Ramrod baut?" "Das ist die erste gescheite Idee, die du jemals gehabt hast!", lobte Gattler den Wrangler. "Danke, Sir", erwiderte Viperron mit seiner blechernen Stimme und dachte: 'Wenn das klappt, können wir die Star Sheriffs besiegen und ich werde vielleicht sogar befördert! - Ich brauche nur noch einen Plan...' *** "Leute, ich habe euch etwas zu sagen", sagte Fireball während des Frühstücks laut und stand auf. Inzwischen war es der 3. Tag im Trainingslager. Die restlichen Spieler und der Trainer schauten neugierig auf. Tom schaute ebenfalls auf, aber er wusste, was jetzt kommen würde. Sie hatten gestern Nacht auf ihrem Zimmer darüber gesprochen. "Ich bin zwar noch nicht lange in eurer Mannschaft, aber das was ich bis jetzt gesehen habe, hat mir gereicht, um ein Urteil über euch bilden zu können." Fireball ließ seine Blicke über die Tische und die Spieler schweifen. "Mir kommt es so vor, als ob ich auf Urlaub wäre, aber nicht wie in einem Meisterschaftstraining. Keiner gibt sich richtig Mühe. Ich glaube, dass ihr alle Angst vor Verletzungen habt. Ich sage euch, wenn ihr ständig daran denkt, dann wird es früher oder später auch so sein!" Fireball hielt einen Moment inne. Die Mannschaft schwieg betroffen und nachdenklich und der Trainer staunte über den Mut, die Wahrheit vor der gesamten Mannschaft auszusprechen. Fireball fuhr eindringlich fort: "Ich kann euch nur daran erinnern, dass wir die australische Nationalmannschaft sind! Wir sind ausgewählt worden, weil wir die besten Spieler des Landes sind, und deshalb sollten wir das Beste aus der Meisterschaft machen. Denkt mal darüber nach!" Tom stand jetzt ebenfalls auf. "Ich finde, dass Jesse Recht hat. Ihr braucht keine Angst zu haben, dass ihr euch so schwer verletzt wie Stuart. Habt Selbstvertrauen! Ihr könntet euch ebenso gut beim Gassigehen verletzen." Obwohl das ein ernstes Thema war fing einer an zu lachen und es dauerte nicht lange, da grölte die ganze Mannschaft. Als sie sich wieder etwas beruhigt hatten, fügte Tom noch hinzu: "Wenn wir uns in den letzten zweieinhalb Wochen noch konzentrieren, dann können wir es sogar auf der Meisterschaft packen." Tom setzte sich wieder. Nach einem kurzen Moment stand der Trainer auf. "Ich habe Vertrauen zu euch, Jungs. Wenn wir alle zusammenarbeiten, dann schaffen wir es. Wenn ihr einverstanden seid, dann steht auf!" Tom und Fireball erhoben sich sofort. Dann folgte Robert Smith, der Spieler mit der Nummer 3. Es folgten weitere Spieler und als alle standen, sagte der Coach: "Vergessen wir, was in den letzten Wochen los war. Ab heute beginnt das echte Training!" "JAAA!" antwortete die Mannschaft einstimmig. Tom und Fireball schüttelten sich für ihre gelungene Aktion die Hände. *** Die Star Sheriffs hatten gerade, während die australische Volleyballmannschaft ihr erstes ernsthaftes Einzeltraining absolvierte, einen Auftrag auf Jeremy beendet. Den Rest des Tages hatten sie frei. "Ich gehe jetzt duschen", sagte April zu den drei Männern. 'Das ist die Chance', dachte Sebastian. "Was?", fragte Colt den neuen Star Sheriff, der nicht aufgepasst und seine Gedanken laut ausgesprochen hatte. "Hä?" fragte er erschrocken. "Was ist die Chance?" wiederholte Colt die Frage. "Ach so", erwiderte Sebastian mit unsicherer Stimme. Er suchte nach einer passenden Antwort und fand auch eine: "Ich meinte die Chance zum Kartenspielen. Jetzt kann ich endlich einmal ausprobieren, ob es wahr ist, dass du andauernd verlierst!" Sebastian grinste. Colt grinste ebenfalls. "Ich weiß zwar nicht, wo du das schon wieder gehört hast, aber du wirst dein blaues Wunder erleben!" "Wir spielen um Kekse" verkündete Colt, während er die Karten verteilte. "Abgemacht", sagte der neue und Saber, der selbstverständlich mitspielte, nickte als Zustimmung. Nachdem April geduscht hatte, ging sie im Bademantel zurück in ihr Zimmer. Als sie die Tür öffnete, fluchte Colt gerade und sie konnte ein Grinsen nicht vermeiden. Drinnen warf sie ihren Bademantel auf das Bett und zog ihren roten Hosenanzug an. Ihr Blick fiel auf das Bild von Fireball, neben dem ihr blauer Gürtel lag. Ohne den Blick abzuwenden, nahm sie den Gürtel und band ihn um ihre Taille. Für sie war es so als ob er ihr direkt gegenüberstand. Sie starrte ihm direkt in die Augen und er schien ihren Blick zu erwidern. Aber plötzlich riss sie sich von seinem Blick los und ging zum Fenster. 'Ich verstehe das einfach nicht. Warum wurde Fireball verurteilt? Fireball, wir haben uns seit einer Woche nicht gesehen, und du fehlst mir so sehr.' Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber sie liefen noch nicht die Wangen hinab. 'Ich kann mich zwar auf die Arbeit konzentrieren, aber wenn es nichts zu tun gibt, muss ich immer an dich denken. Und alles ist nur passiert, weil ich mich so blöd benommen habe...' Plötzlich ging die Tür auf und April unterbrach ihre Gedankengänge. "Hi April!" Es war Sebastian, der durch die Tür kam. "Oh, hallo", sagte April etwas überrascht und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Komm' rein." "Danke." "Was gibt's?" April war etwas nervös. Sein Blick war so seltsam. Und er antwortete nicht. Stattdessen kam er immer weiter auf April zu. "Was willst du?" fragte sie noch einmal; diesmal klang ihre Stimme zittrig. Sebastian grinste als Antwort und zog seinen Blaster. "Ich glaub' du spinnst! Steck sofort deinen Blaster weg!" befahl April jetzt mit wütender Stimme. "Du wirst mit mir kommen.", erklärte er mit ruhiger Stimme. "Mir hat keiner zu befehlen, wohin ich gehe! Was hast du vor?" "Das wirst du schon noch erfahren!" erwiderte der Verräter und drückte ab. April sank in sich zusammen. "Gut", sagte er laut. "Gehen wir zu Plan B über." Er ging zu April, die für die nächsten sieben Stunden bewusstlos sein würde, hob sie hoch und verließ das Zimmer. 'Hoffentlich sehen mich die beiden Star Sheriffs nicht!' Sebastian ging Richtung Abstellraum, wo sein kleines Raumschiff Hellfire stand. Er hatte Glück und gelangte ungesehen dorthin. Saber und Colt unterhielten sich gerade über den seltsamen Planeten Laredo, wo alles angefangen hatte. "Tja, Leute, ihr werdet wohl nie hinter unseren Plan kommen. Diesmal gewinnen wir." freute sich Sebastian, als er April in sein Schiff legte. Dann ging er nochmal zurück in den Gemeinschaftsraum, wo sie Karten gespielt hatten. "Tut mir leid, Leute, ich hab ganz vergessen, dass ich noch zum Zahnarzt muss. Wir müssen das Spiel auf irgendwann anders verlegen." "Da kann man wohl nichts machen", sagte Saber. "Ich wünsche dir viel Spaß beim Zahnarzt." mischte sich Colt ein. "Das nächste Mal mach' ich dich fertig!" "Das werden wir ja sehen", erwiderte Sebastian und dachte: 'Es wird kein nächstes Mal mehr geben! Harrharrharr!'. "Bis später dann!" verabschiedete er sich und ging wieder zu Hellfire, wo April immer noch bewusstlos lag. Sebastian setzte sich, schloß die Luke und schaltete die Hellfire-Flugdynamik ein. Die Rampe war offen. "Freie Bahn!" schrie er und lachte dann als sei er verrückt geworden. Als er einen sicheren Abstand zu Ramrod hatte, rief er Gattler. "Gattler, Sir, es ist alles nach Plan gelaufen. Ich befinde mich gerade auf dem Weg nach Phanorama. "Gut gemacht, Viperon. Ich muss sagen, das hätte ich dir nun wirklich nicht zugetraut!" "Danke Sir! Aber ich wusste es ja immer: Die Star Sheriffs sind oberdämlich!" "Da hast du recht. Und jetzt komm' so schnell wie möglich her!" "Roger, Sir! Over and out!" *** Es war jetzt 19 Uhr und die Volleyballer beendeten gerade das zweite Mannschaftstraining. "Puh, das war aber wieder mal anstrengend!" seufzte Robert Smith, als sie unter der Dusche standen. "Da hast du recht, Mann", stimmte Nick Bradley zu. "Aber es macht Spaß." 'Was die anderen jetzt wohl machen?' fragte Jesse sich im Stillen. 'Bestimmt haben sie heute wieder mal einen Renegade besiegt. Wie gerne wäre ich dabei gewesen...' "Hey Jesse! Träumst du oder was?" Es war Tom, der ihn unsanft aus seinen Gedanken riss. "Willst du die Nacht unter der Dusche verbringen? Los komm, ich hab' 'nen Mordshunger!" "Ja, ich komm ja schon!" Fireball drehte das Wasser ab und folgte seinem Zimmerkameraden. Später beim Abendessen stand der Trainer auf. "Leute, hört mir mal einen Augenblick zu. Ich habe euch was zu sagen." Die Spieler legten ihre Bestecke hin und schauten den Coach gespannt an. "Ich muss sagen", begann Mitch, "ihr seid auf dem besten Wege ein tolles Team zu werden. Ich bin echt stolz auf euch. Am Anfang hat es nicht so gut geklappt, was sicher an Stuarts Unfall lag und an meiner Unerfahrenheit als Nationaltrainer. Aber ich glaube, wenn wir alle so weitermachen, werden wir gut abschneiden bei der Galaxy-Meisterschaft. Weil uns bis dahin nur noch zwei Wochen bleiben, möchte ich heute die Nummern verteilen. Die Spieler mit den Nummern 1 - 6 werden auch vorrangig auf dem Feld stehen, die anderen sind Auswechselspieler. Nummer 1 und damit Mannschaftsführer: Tom Bolder; Nummer 2 : Jesse Dean; Nummer 3: Robert Smith; Nummer 4: Oliver Nelson; Nummer 5: Frank Winter; Nummer 6: Nick Bradley; Nummer 7: Jack Perry; Nummer 8: Dave Cahalan; Nummer 9: Anthony Dalton; Nummer 10: Ron Perkinson; Nummer 11 Ricky Springfield; Nummer 12: Steve Harding. Gibt es irgendwelche Einwände?" Keiner hatte welche, statt dessen fing Steve Harding an zu klatschen und die anderen schlossen sich ihm nach und nach an. 'Ich hab's tatsächlich geschafft!' freute sich Fireball in Gedanken. Er lag auf seinem Bett und holte das Foto von April aus seiner Tasche. Weil Tom ebenfalls im Raum war, konnte Fireball nur in Gedanken mit ihr reden. Er merkte gar nicht, dass Tom ihn beobachtete, wie er so auf dem Bauch auf dem Bett lag und das Foto anstarrte. Toms Blick war verschwommen, weil er gerade intensiv über seinen Zimmergenossen nachdachte. 'Langsam glaube ich, dass Jesse irgendetwas verheimlicht. Ich kann ihn ja echt gut leiden, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm.' Der Mannschaftsführer zog sein Notizbuch aus der Schublade und schrieb einige Auffälligkeiten über Jesse auf: - J. ist aus dem Nichts aufgetaucht - J. spielt sehr gut Volleyball, warum hat man bis jetzt noch nichts von ihm gehört? - er scheint manchmal geistig abwesend zu sein - große Ähnlichkeit mit Shinji Hikari - Je mehr ich darüber nachdenke und ihn sehe, umso sicherer bin ich, dass er ein Geheimnis hat." Tom klappte das Tagebuch zu. "Ich hau mich jetzt in die Falle, Kumpel", verkündete er und zog sein Hemd aus. "Ja, da hast du eigentlich recht. Es ist schon halb elf und ab morgen wird es besonders anstrengend", erwiderte Fireball und stand auf. "Hey, was ist das überhaupt für ein Bild, das du dir jeden Abend ansiehst?" fragte Tom neugierig grinsend. Fireball blitzte Tom mit seinen Augen wütend an und Toms Grinsen verblasste sofort. "Mann, keine Bange", entschuldigte sich Tom sofort. "Tut mir echt leid, wenn ich was Falsches gesagt habe." ''Schöne Scheiße', dachte Fireball ärgerlich, 'Was soll ich denn jetzt sagen?' *** "Mensch, April braucht aber lange zum Duschen!" bemerkte Colt abfällig. "Vielleicht ist sie ja in ihrem Zimmer und denkt an Fireball", vermutete Saber. "Du weißt ja, sie spielt uns nur was vor." Colt zuckte nur mit den Schultern. Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, das Colt dann unterbrach: "Sag mal, hat Eagle was über den Planeten rausgefunden, wo sie Fireball verknackt haben?" Saber schüttelte den Kopf. "Nein. Die Leute weigern sich einfach, mit der Delegation zu reden, die Commander Eagle dorthin gesendet hat. Sie bestehen darauf, eine abgeschlossene Gesellschaft zu bilden, zu der niemand Zutritt haben darf, wenn es sich vermeiden lässt. "Die soll einer verstehen", seufzte Colt. "Ich tu's nicht. - Ich schau' mal nach April." Colt stand auf und verließ den Raum. "Hmmm. Die Leute dort sind echt seltsam. Sie erklären noch nicht einmal, warum sie sich so verhalten. Aber es muss doch einen Grund dafür geben... So etwas gibt's doch gar nicht. Ich glaube..." "SABER!!!" Das war Colt. Und seine Stimme hörte sich sehr ärgerlich an. "Was ist jetzt nur schon wieder los?" fragte sich Saber gelangweilt, aber ein ungutes Gefühl trieb ihn doch zur Eile an. Er ging mit großen Schritten zu Colt, in Aprils Zimmer. Colt hockte vor dem Fenster in Aprils Zimmer. Er hatte die Stirn gerunzelt und seine Augen blitzten als er Saber ansah. "Hier - Blut. Noch nicht mal ganz getrocknet. Und Aprils Blaster liegt dort auf dem Stuhl. Du weißt ja, dass sie nirgends ohne hingeht..." "Jaa", sagte Saber und verengte seine Augen zu Schlitzen, "Alles deutet auf Sebastian." Colt nickte Saber zu, der genau das ausgesprochen hatte, was er selbst dachte. Sabers ungutes Gefühl hatte sich also bestätigt. "Wir müssen sofort Commander Eagle benachrichtigen." "Da hast du Recht. Gehen wir!" Saber setzte sich in Aprils Satteleinheit und schaltete die Hypercomline ein. Colt stand daneben und hörte zu. Der Commander erschien fast sofort auf dem Minibildschirm in der Satteleinheit. "Hallo Saber Rider. Was gibt's denn wichtiges?" "Guten Tag, Commander. Ich habe schlechte Neuigkeiten." Eagle runzelte die Stirn. "Wir haben einen Verräter unter uns", fuhr Saber fort, "Es ist Sebastian Perkinson, der Neue. Er hat April entführt." Einen Moment Pause. "Wir wissen nicht, wohin er April gebracht hat. Sie könnte überall sein. Eagle erwiderte verärgert: "Wie kann man nur so unser Vertrauen mißbrauchen? - Für wen arbeitet er?" "Das weiß ich nicht, aber ich befürchte, dass er ein Outrider ist." "WAS??" platzte Colt dazwischen. "Davon hast du ja gar nichts gesagt!" "Der Gedanke ist mir eben erst gekommen. Wer sonst hätte einen Grund, April zu entführen?" "Wenn er ein Outrider ist, hätte er jeden von uns entführen oder sogar töten können." Colt rannte aufgeregt ein paar Schritte durch den Kontrollraum. "Ja", mischte sich Eagle ein, "Warum ausgerechnet April?" "Ich weiß es nicht. Mir ist auch noch aufgefallen, dass wir kaum noch Outriderangriffe hatten, seit Sebastian bei uns ist." "Ich muss mir was einfallen lassen. Die Sache spitzt sich zu. Erst Fireball, jetzt April. Und anscheinend hat beides nichts mit den Outridern zu tun." Eagle seufzte. "Kommt sofort nach Yuma, dann werden wir die weitere Vorgehensweise besprechen." "Ja, Sir. Over. "Okay, Kumpel", sagte Colt zu Saber, "Düsen wir also nach Yuma. Vielleicht werden wir ja auch noch getrennt?" "Mal' den Teufel nicht an die Wand, Cowboy!" warnte Saber. *** 'Bei diesem Plan habe ich die absolute Macht über Gattler und seine Wrangler', dachte Jesse Blue. "Aber wer hätte je gedacht, dass einer von diesen Rostbeulen auf die Idee kommen würde, April zu entführen? - Fireball hätten wir ja gut aus dem Weg geschafft und unseren Mann im Team eingeschleust; aber April - verdammt, ich muss aufpassen, dass ihr nichts passiert. Das könnte ich nie zulassen..." Jesse Blue war an die Zelle getreten, wo Gattler April hinein geworfen hatte. Sie lag immer noch bewusstlos auf dem Boden und sie würde wohl auch noch eine Zeitlang bewusstlos bleiben. Als Jesse sie so da liegen sah mit ihren blonden Haaren, die wirr um sie herum lagen, wie sie schlafend dalag in ihrem roten Hosenanzug, da überkamen ihn die alten Gefühle. Im Grunde war Jesse ein netter Kerl, wenn auch etwas überheblich und machtgierig; und er musste immer alles bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Wenn etwas nicht nach seinen Plänen lief wurde er unberechenbar. Der ehemalige Star-Sheriff-Kadett zog seine ID-Card aus der Hosentasche und öffnete damit die Zellentür. "April", dachte er sehnsüchtig. Sein Blick schien durch sie hindurch zu gehen. "Verdammt!", sagte er laut. "Ich darf mich nicht so gehen lassen! Sie war es, wegen der ich zu den Outridern gegangen bin. Sie hätte sich damals für mich entscheiden sollen." Er sah sie in Gedanken vor sich: April mit ihren blonden Haaren, in einem rosafarbenen Abendkleid. 'Sie war so wunderschön, damals. Aber sie faselte irgendwas von Verpflichtungen gegenüber dem Neuen Grenzland oder so. Deshalb bin ich gegangen." Seine Stimme wurde härter und er blickte jetzt durch die Wand anstatt durch April. Er hatte die rechte Hand zur Faust geballt. "Ihr habt mir alles beigebracht und gar nicht mal so schlecht wie ich zugeben muss." Er stieß ein zynisches Lachen aus und fuhr dann sein Gespräch mit April fort, die nicht hörte, was er sagte: "Alle Tricks und Pläne habt ihr mir eingetrichtert und jetzt bin ich euer Feind. Ich schlage euch mit euren eigenen Waffen!" Jetzt lachte er als ob jemand einen guten Witz gemacht hatte. Aber das Lachen erreichte die Augen nicht, die so kalt waren wie das kälteste Eis. Er verließ die Zelle wieder ohne April auf die Pritsche zu legen, was er anfangs hatte tun wollen. Er hatte noch einiges zu erledigen und verschwand mit einem kalten Lächeln auf den Lippen in Richtung Phantomturm. *** Fireball starrte Tom immer noch an. Tom fühlte sich langsam unbehaglich. "Mann", sagte er entschuldigend und legte seinem Partner eine Hand auf die Schulter, "tut mir echt leid, wenn ich etwas falsches gesagt habe..." "Nein", erwiderte Fireball, "Mir tut es leid. Mir fällt es schwer, darüber zu reden. Das Mädchen auf dem Foto ist meine Schwester April. Sie ist...vor kurzem gestorben." Er seufzte und dachte: 'Zum Glück ist mir gerade noch was eingefallen. Verzeih' mir bitte, April.' Und in noch tieferen Gedanken fügte er hinzu: 'Es sollte ja wirklich so sein, als seist du für mich gestorben'. "Oh, Jesse, das wusste ich nicht.", bedauerte Tom. "Ich..." "Schon gut!" unterbrach Fireball ihn. "Ich muss damit allein fertig werden. Laß uns bitte nicht mehr darüber reden. Die Meisterschaft ist jetzt am wichtigsten." Tom nickte zum Einverständnis, obwohl er anderer Ansicht war. Jetzt war wohl noch nicht der richtige Zeitpunkt, um über diese traurige Angelegenheit zu sprechen. "Gehen wir schlafen", schlug Fire vor, um vom Thema abzulenken, das ihm sehr unangenehm war. Er haßte es, Tom anzulügen, denn er konnte ihn gut leiden. Während Tom schon schlief, ließ Fireball seine Gedanken kreisen. Er dachte wieder einmal über seine Situation nach und war schließlich in Erinnerungen versunken. Plötzlich schreckte er hoch. 'Was hat mein High-School-Trainer immer gesagt?' Die Stimme des alten Trainers antwortete ihm Zehntelsekunden später: "Fairness ist das wichtigste in einem Spiel! - Analysiert die Gegner, wenn sie gegen euch spielen. Ihr müßt aufpassen wie die Luchse, damit ihr Schwachstellen findet. - Wenn ihr einen Ball blind schlagen könnt, dann könnt ihr auch alle anderen Bälle kriegen!" Das war die Auffassung seines alten Trainers, die dem ehemaligen Star Sheriff und Rennfahrer jetzt wieder deutlich in Erinnerung waren. 'Fair play ist kein Thema für mich', überlegte Fireball in Halbdunkel. 'Und dass ich die Gegner beobachten und analysiere, kann ich auch. Das ist jedesmal in einem Outriderkampf so. Nur - wie kann ich es schaffen, blind zu spielen?' Er schaute auf Tom, der gleichmäßig atmete. Der Mond schien auf seine Bettdecke. Kurz entschlossen schlug Fireball die Decke zurück, stand auf und zog sich leise ein T-Shirt und eine kurze Hose über. Dann schlich er zur Sporthalle. Auf dem Weg dorthin bemerkte er, dass sich im Westen eine Wolkenwand aufbaute, in der man ab und zu Wetterleuchten sehen konnte. "Da wird noch ganz schön was runterkommen", murmelte er und ging weiter. Das Netz war aufgebaut und die Bälle standen aufgesammelt in einem Korb in einer Ecke der Halle. Es war nicht ganz dunkel, weil der Mond durch die Fenster herein schien. Fireball machte sich erst warm und trainierte dann verschiedene Angaben und Schmetterbälle im Halbdunkel. Draußen zog das Gewitter weiter nach Osten. Tom wachte auf, als eine stärkere Brise durch das offene Fenster ins Zimmer wehte und der erste Donner über den Himmel grollte. Er stand auf und trat ans Fenster, um zu sehen, wie lange es noch dauern würde, bis der Sturm richtig losging, doch da hörte er etwas. Es war nicht sehr laut und kam in unregelmäßigen Abständen, aber man konnte diese Geräusche trotzdem wahrnehmen. Der Mannschaftsführer schloss das Fenster und ging leise nach unten, um Jesse nicht zu wecken. Vor der Tür blieb er einen Moment stehen. Der Wind war noch stärker geworden und die schwarzen Wolken rasten jetzt förmlich in östliche Richtung. Tom fröstelte. Er hatte nur Boxershorts an, aber obwohl es schwül war, fror er. Die Geräusche kamen aus der Sporthalle. Tom ging langsam hinüber, um zu sehen, was da vor sich ging. Hier draußen würde es sowieso gleich nass und ungemütlich werden. Vorsichtig trat Tom ein. Innen war es vollkommen dunkel, nur manchmal verschaffte ein Blitz etwas Licht. Jemand bewegte sich. Toms Herz schlug schneller und kalter Schweiß brach ihm aus. Wer konnte das sein? Die Geräusche fingen wieder an. Tom bewegte sich nicht und hörte zu: drei schnelle Schritte, dann kam etwas auf dem Boden auf und hüpfte weg - ein Ball - und zum Schluss kam noch jemand wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. 'Offensichtlich trainiert hier jemand, aber warum ausgerechnet im Dunkeln?' Die Geräusche wiederholten sich und manchmal flüsterte der Spieler ärgerlich "Verdammt!" oder "Mist!" oder ähnliches. Tom erkannte die Stimme aber nicht und auch nicht die Umrisse des Spielers. Die Blitze gaben ihm nicht die Möglichkeit dazu. Er hätte einfach das Licht anschalten können, aber er war einfach zu neugierig darauf, was diese Übung für einen Zweck hatte. Draußen begann der Platzregen und es stürmte noch heftiger, nachdem für kurze Zeit Windstille geherrscht hatte. Blitze zuckten und Donner grollten, und die Wellen fast schlugen bis an den Waldrand. Tom und Jesse bekamen von alledem nichts mit. Tom war zu sehr darauf erpicht, den Spieler zu erkennen und Jesse war auf sein Training konzentriert. 'Ich weiß zwar nicht, wozu das gut ist, aber er wird es nie schaffen, im Dunkeln einen Ball zu treffen', überlegte der Mannschaftsführer. "Mist! Ich bin immer so nah dran am Ball und jedes Mal verfehle ich ihn!" ärgerte sich Fireball. "Nächster Versuch!" Er konzentrierte sich noch einmal auf seine Atmung und ging im Kopf die Flugbahn des Balles durch und dann schlug er die Augen wieder auf. Tom hörte dieses Versprechen, das so ernst wie eine Aufforderung zum Duell gesprochen worden war, und starrte aufgeregt in die Dunkelheit. Es war ganz ruhig in der Halle, nur draußen rollte wieder mal ein Donner. Selbst der Wind hatte für einen Moment nachgelassen. Fireball warf den Ball und wartete einen Augenblick. Dann hörte Tom die drei Schritte, den ersten lang, den zweiten und dritten kurz. Fireball sprang mit ganzer Kraft ab, riss beide Arme nach oben und stieg immer höher. Ein ganz leises Pfeifen kam näher - der Ball. Er holte aus - und traf! Genau in diesem Augenblick erhellte ein Blitz den Raum. In dieser Sekunde erkannte Tom Jesse. Dieses Bild, das er so kurz nur gesehen hatte, prägte sich in sein Gedächtnis ein. Er sah Jesse mit einem wütenden Blitzen in den Augen. Seine braunen Haare flatterten. Er hatte den Ball mit der Handfläche getroffen und schmetterte mit seiner ganzen Kraft. Wie hatte er das gemacht? Der Ball kam eine Sekunde später auf der gegnerischen Seite mit so einer Wucht auf, dass Tom glaubte, Jesse wolle ein Loch in den Boden schlagen. *** "Ah, da seid ihr ja", begrüßte Commander Eagle Saber Rider und Colt, als sie durch die automatische Stahltür eintraten. Eagle hatte es sich in seinem Stuhl bequem gemacht und bedeutete den beiden Star Sheriffs, sich ebenfalls zu setzen. Er sah alt aus, fand Saber, zumindest älter als vor ein paar Stunden auf dem Hypercombildschirm. Wahrscheinlich machte er sich sehr große Sorgen um seine Tochter. Außerdem musste er sich ja auch noch um die Angelegenheit auf Laredo kümmern und jetzt mussten sie sich zu dritt Gedanken machen, was aus dem Ramrodteam werden würde. "Also", begann Eagle und legte einen Kugelschreiber beiseite, "von Laredo habe ich keine guten Nachrichten. Wie ihr ja schon wisst, ist Fireball entkommen. Weitere Informationen haben uns die Leute dort verweigert. Sie setzen alles drauf und dran, Fireball zu erwischen, und wenn wir ihn festnehmen, dann müssen wir ihn ausliefern, sonst machen wir uns mit strafbar. Das könnte schlimmstenfalls zur Folge haben, dass wir unsere Glaubwürdigkeit als Star Sheriffs verlieren und unsere Truppe dadurch aufgelöst würde. Das können wir uns im Krieg nicht riskieren." "Aber Commander...". Colt war fassungslos und wusste nicht, was er sagen sollte. Saber dagegen schien darauf vorbereitet zu sein, denn als Eagle die Lage erklären wollte, schnitt Saber ihm das Wort ab: "Colt, überleg' doch mal! Nehmen wir mal an, der schlimmste Fall tritt ein und das 7. Kavallerie-Oberkommando auf Yuma wird aufgelöst. Was passiert weiter? Nun, in diesem Teil des Grenzlandes gibt es dann keine Star Sheriffs mehr, folglich hätten die Outrider freie Bahn. Sie würden plündern, rauben, zerstören, töten usw., usw., usw. Als nächstes errichten sie dann eine riesige Outriderbasis in unserer Dimension, und überfallen von dort aus immer größere Teile des Neuen Grenzlandes und irgendwann erobern sie auch noch die anderen Galaxien, bis sie unsere gesamte Dimension erobert haben. Dann können sie hier eine neue Phantom Zone einrichten." "Genau, Colt.", unterbrach Eagle jetzt Saber. "Was ich damit sagen wollte, ist, dass wir lieber ein Menschenleben opfern, um Millionen andere zu schützen, als umgekehrt, auch wenn es das eures Partners und Freundes ist. Das mag hart klingen, aber es geht nicht anders." Eagle schwieg und schaute weg, weil ihm selbst nicht wohl bei dem Gedanken war, Fireball, falls er ihnen über den Weg laufen sollte, an die Bewohner von Laredo ausliefern zu müssen. Colt sank mutlos in seinen Sessel. Er sah ein, dass Eagle und Saber Recht hatten, auch wenn das ganze eine Riesenschweinerei war. "Was unternehmen wir jetzt in Sachen April?" fragte er, um das zweite wichtige Thema anzusprechen. "Wir können gar nichts tun. Wir haben keine Anhaltspunkte, wohin Sebastian mit ihr geflogen ist und wir haben auch keine Ahnung, für wen er arbeitet. Ich lasse aber bereits im gesamten Neuen Grenzland nach Sebastian Perkinson - oder wie auch immer er heißt - fahnden." "Sir, was sind unsere neuen Aufgaben?" fragte Saber. "Wir können Ramrod zu zweit nicht steuern. In einem Kampfeinsatz gegen Renegadeeinheiten wäre er nicht funktionsfähig." "Da hast du leider verdammt recht!", platzte Colt dazwischen. "Das fällt mir ja jetzt erst auf!" Eagle sah ernst von einem zum anderen. "Ich sehe leider keine andere Möglichkeit als Ramrod stillzulegen, bis wir ein neues Team zusammengestellt haben. Bis dahin setze ich euch in anderen Bereichen ein.", rückte Eagle mit der Wahrheit heraus. "Es tut mir leid." "Wenn ich nicht mit meinen Leuten und Ramrod kämpfen kann, dann will ich auch nicht mehr bei den Star Sheriffs sein!" fauchte Colt trotzig. "Ich kündige!" Colt nahm seinen Hut und ging mit großen Schritten zur Tür. "Wir bleiben in Kontakt, Saber!", schnaubte er und verließ den Raum. "Colt!" Saber wollte aufspringen und seinem Partner hinterher rennen, aber Eagle hielt ihn zurück. "Lassen Sie ihn gehen!", sagte er. "Er beruhigt sich schon wieder. Ich nehme seine Kündigung nicht an, sondern stelle ihn solange vom Dienst frei, bis er sich dazu entscheidet, wieder zurückzukommen." Saber nickte zögernd. "Sie werden Commander White Hawk als Berater und Ausbilder in seiner Tätigkeit unterstützen. Ich werde nach Alamo zurückkehren und dort meine Arbeit weitermachen." "Und ich werde hier an die Arbeit gehen. Ich packe nur noch schnell meine Sachen zusammen und gehe dann zu Commander White Hawk." "Gut." Die beiden Männer reichten sich die Hände. "Ich werde versuchen, weiteres über Aprils Entführung herauszufinden." "Danke, Saber. Ich verstehe es einfach nicht. Erst wird Fireball trotz mangelnder Beweise verhaftet und dann wird April grundlos entführt. Das geht nicht mit rechten Dingen zu!" "Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Commander! Irgendwas ist da faul." Ein Geistesblitz durchzuckte Saber. "Vielleicht hängen diese beiden Ereignisse ja irgendwie zusammen?" Eagle runzelte die Stirn. "Möglich wäre es. Aber wer steckt dahinter?" "Keine Ahnung. Aber ich werde es herausfinden!" *** Langsam erwachte April aus ihrer Betäubung. Ihr war schwindelig und ihr rechter Arm war taub. Sie richtete sich auf und schaute sich um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, aber allem Anschein nach befand sie sich in einer Zelle. Ihr war etwas flau im Magen, aber sie hatte nicht vor, ihre Angst dem Feind zu zeigen, wer immer das auch sein mochte. Der Star Sheriff setzte sich auf die Pritsche und versuchte, den rechten Arm wieder unter Kontrolle zu kriegen, indem sie mit der Hand einfach ins Leere griff. Ein heftiger Schmerz durchlief den Arm. 'Oh verdammt, ich bin ja verletzt!' dachte April überrascht, als sie die Wunde sah, aus der jetzt wieder das Blut herab lief. 'Ich muss das unbedingt desinfizieren, sonst entzündet es sich vielleicht.' Die beiden Wrangler, die gerade auf Patroullie waren, hörten einen hohlen metallischen Klang und liefen zu der einzigen besetzten Zelle. "Hey! Was ist los?", maulte einer der beiden und spannte sein Phantomgewehr. "Aha!", sagte April. "Ihr steckt also mal wieder hinter der ganzen Schweinerei. Hätte ich mir ja denken können." "Maul halten!" befahl jetzt der andere. "Weshalb hast du gegen die Wand getreten?" "Ich bin verletzt!" "Na und? Du bist doch nur ein Mensch! Hahahaha.." "Das will ich überhört haben, Schwachkopf!" sagte eine bekannte Stimme forsch. Sofort verstummte das Gelächter. April konnte nicht sehen, wer das war, obwohl sie einen schlimmen Verdacht hatte. Die betreffende Person stand außerhalb der Gittertür und ansonsten gab es nur Metallwände, durch die man nicht hindurch sehen konnte. "Ihr habt ihre Verletzung nicht einmal verbunden?" Die Stimme wurde lauter und zunehmend wütender. "Warum haben wir sie extra lebend hierher gebracht? Weil wir sie brauchen! Und wenn ihr das jetzt noch vermasselt, dann könnt ihr euch auf eure niedlichen, kleinen Phantomkämmerchen freuen! Habt ihr mich verstanden?" "Ja." Die Blechstimme des Outriders war leise und unterwürfig. "Aber Jesse, wir wissen doch nicht, wie man einen Menschen behandelt!" Jesse murmelte etwas ärgerlich vor sich hin und brüllte dann die beiden Wrangler an: "Verschwindet! Mit euch Nullen kann man eh nichts anfangen! Alles muss man selber machen!" 'Jesse! Der Wrangler hat ,Jesse' gesagt!' schoss es April durch den Kopf. Ihr Herz beschleunigte, aber sie wusste selbst nicht genau, warum. Jesse Blue trat vor die Zellentür, nachdem sich die beiden Outrider verzogen hatten. "Hallo, April. Wie geht es dir?" begrüßte er sie mit einem Lächeln, das bei ihm aufgesetzt und unecht wirkte. "Hi Jesse" grüßte sie kühl zurück. "Was willst du?" "Oh, du hast doch eben selbst gesagt, dass du verletzt bist. Ich werde mich selbst darum kümmern." "Nur über meine Leiche!" wehrte April ab. "Ach ja?" Er lachte kurz. "Da habe ich aber etwas dagegen..." Die Zellentür ging auf und Jesse trat ein. Er hatte einen Verband und eine Jod-Alkohol-Mischung zum Desinfizieren in der Hand und ging auf die Pritsche zu. April beobachtete ihn genau. 'Warum hat er die beiden Wrangler so angeschnauzt, wenn er doch vorhatte, sich selbst um mich zu kümmern? Macht es ihm Spaß, seine Macht zu demonstrieren?' überlegte sie und sah ihn genauer an. Er sah gut aus; zwar nicht so gut wie Fireball, aber doch irgendwie gut. Jetzt setzte er sich neben sie auf das Bett. Sie schauten sich eine Sekunde lang in die Augen, bevor April ihren Blick abwendete. Jesse machte sich an die Arbeit. Er strich ihr langsam die störenden blonden Haare auf den Rücken und nahm dann das Tuch von der linken in die rechte Hand. Obwohl die Zellentür offen stand, kam es April nicht in den Sinn zu fliehen. Sie war wie elektrisiert von Jesses Bewegungen. Behutsam strich er mit dem getränkten Wattebauschl über die Schusswunde. 'Ich hätte nie gedacht, dass Jesse so einfühlsam und so vorsichtig sein kann.' dachte der Star Sheriff überrascht und blickte zu Jesses Gesicht. Der Alkohol brannte teuflisch, aber es machte ihr nichts aus. Jesse erinnerte sie in diesem Augenblick an Fire. Als der Verband um den Oberarm gewickelt war, sah Jesse wieder in Aprils Augen. Sofort waren wieder die alten Gefühle da, aber nicht so stark wie bei der ersten Begegnung in der Zelle. April studierte Jesse's blaue Augen. Obwohl sie kalt und gefühllos wirkten, konnte April doch etwas Gutes darin erkennen. 'Er versteckt sich nur', vermutete sie, 'und das war damals auf Yuma schon genauso.' "Jesse?" "Was ist?" "Es tut mir leid." April war selbst überrascht von dem, was sie da gerade gesagt hatte. Er wusste genau, von was April redete. "Das braucht es nicht!", antwortete er mit einer Stimme, die darauf schließen ließ, dass es ihm nichts ausmachte. "Dafür ist es jetzt zu spät. Mein Leben hat sich verändert." Und als April nichts mehr antwortete, verließ er den Metallraum. Vor der Zelle blieb er aber doch noch einmal stehen. Er drehte sich nicht zu dem Star Sheriff um, als er sagte: "Du hättest dich sowieso nicht für mich entschieden, stimmt's?" "Stimmt", antwortete April wahrheitsgemäß. Jetzt drehte sich Jesse mit einem Mal um und umklammerte die Gitterstäbe. Wütend schnaubte er durch die Rohre: "Dann verrate mir mal, was ich im Gegensatz zu Fireball nicht habe!" April ging nicht auf die Frage ein. "Was habt ihr mit ihm gemacht?" fragte sie stattdessen. Jesses wütendes Funkeln ließ nach, als er merkte, dass er jetzt etwas in der Hand hatte, womit er sie verletzen konnte. "Das war ein ganz guter Plan von uns. Er hätte noch besser sein können, aber so ist er uns nicht mehr im Weg. Eine kleine Erpressung, ein kleiner Mord und schon ist der kleine Star Sheriff lebenslang hinter schwedischen Gardinen. Leider ist er abgezischt, deshalb konnten wir unsere Pläne mit ihm nicht weiter umsetzen. Er ist uns aber nicht mehr im Weg." "Du...!" April suchte ein passendes Schimpfwort, aber ihr fiel keines ein, so wütend war sie. Stattdessen stürmte sie nach vorne und wollte Jesse am liebsten die Hände um den Hals legen und fest zudrücken. Aber Jesse sprang lachend zwei Schritte zurück und umfasste Aprils Handgelenke. Sie versuchte sich aus dem Griff zu befreien, aber Jesse war stärker als sie. "Du gehörst zu mir", sagte er romantisch, küsste sie fordernd und hinterließ eine verwirrte und verärgerte April. *** Colt und Saber hatten sich am nächsten Tag noch einmal in Ramrod getroffen, als die beiden Männer ihre ganzen Sachen, auch die von April und Sebastian, dem Verräter aus dem Raumschiff entfernen sollten. Saber hatte beschlossen, Colt erst einmal nichts von seiner Vermutung zu erzählen. Nachdem sie gepackt hatten, standen sie nebeneinander im Kontrollraum und schauten auf die Armaturen. Beide waren ziemlich betroffen, dass der Robbotcowboy, der die Siedler des Neuen Grenzlandes schon so oft gegen die Outrider mit ihren häßlichen Renegadeeinheiten verteidigt hatte, nicht mehr eingesetzt werden konnte. "Komm, Colt, geh'n wir!" Die beiden Männer nahmen die Koffer und gingen in den Abstellraum. "Wir bleiben in Verbindung, Cowboy!" sagte Saber und stieg auf sein Robbotpferd Steed. "Gibst du mir bitte mal die Koffer?" Colt reichte sie ihm. "Ja, Boss, ich hätte nie gedacht, dass unser Team mal so enden würde." "Das hätte ich auch nicht, Partner!" Das war sogar die Wahrheit, aber in seinem Inneren hatte Saber die Hoffnung, dass die vier wieder zusammenfinden würden. "Also, wir seh'n uns!" verabschiedete sich Saber und galoppierte los. "Ja, wir seh'n uns!" erwiderte Colt. Das letzte, was er an diesem Tag von Saber hörte, war: "Steed, auf, auf in die Lüfte!" Dieser Satz klang ihm auch jetzt noch in den Ohren, einige Stunden später, als er durch das All kurvte. Er wollte nach South Dakota, zum Saloon, wo es die besten Informationen über Verbrecher gab und wo sich sämtliche Kopfgeldjäger trafen, entweder um Infos auszutauschen oder um zusammen einen zu trinken. Colt trat durch die hölzerne Schwingtür und ging direkt auf den Tresen zu. "Mensch! Colt! Altes Haus!" Der Barkeeper war sichtlich erfreut, den Star Sheriff zu sehen und klopfte ihm auf die Schulter. "Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen! Was treibt dich hierher?" "Hi, Lou", sagte Colt nicht gerade glücklich. "Ich hab meinen Job geschmissen und verdiene mein Geld jetzt wieder mit der Jagd nach Verbrechern." "Was?? Du hast bei den Star Sheriffs gekündigt?" "So ist es." Colt nahm seinen Hut ab und legte ihn neben sich auf den Tisch. Lou starrte Colt immer noch ungläubig an. Er konnte es noch nicht begreifen, was er eben gerade gehört hatte und deshalb wartete er auf eine Erklärung. Die kam aber nicht. "Hey, Lou! Willst du den ganzen Tag da rumstehen und diesen Gringo anstarren? Wir haben Durst!" Lou erwachte aus seinem Zustand. "Immer mit der Ruhe, Ace! Dein Gesöff läuft dir ja nicht weg!", beruhigte Lou den Kopfgeldjäger, der gerade mit zwei anderen pokerte. Ace war schon angetrunken und seine Stimmung war auch nicht gerade die beste, weil er schon wieder am Verlieren war. "Hast du gerade 'Gesöff' gesagt? Hä? Antworte!", donnerte Ace los. Er war aufgesprungen und der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, lag auf dem Boden. "Ja", antwortete der Barkeeper geduldig. Er schien so etwas schon öfter erlebt zu haben und sollte demzufolge wissen, was er zu tun hatte. "Ja, ich habe 'Gesöff' gesagt. Und weiter? Wen juckt das?" "MICH! Und das genügt!" Ace zog seinen Revolver und zielte auf Lou. Doch Colt, der Ace im Spiegel hinter der Theke beobachtet hatte, war schneller. Er hatte den Blaster schon in der Hand als Ace noch darüber nachdachte, ob er ziehen sollte. "Ace!" rief Colt. "Hör auf damit!" "Was?? Wer wagt es, mir Befehle zu geben, hä?" Der Revolverheld erblickte Colt, der ihn noch immer im Spiegel beobachtete, und lenkte seine Waffe in diese Richtung. "Du warst das also?" "Ganz recht, Meister, ich war das", gab Colt zu und drehte sich auf dem Barhocker um. "Weißt du Grünschnabel denn, wer ich bin?" "So leid es mir tut, nein. Ich kenne nur deinen Vornamen und der reicht mir auch schon. Mein werter Name ist übrigens Colt." "Komischer Name!", grinste Ace. "Mindestens genauso komisch wie deiner", gab der Cowboy schlagfertig zurück. Ace's Grinsen verschwand. Lou stockte der Atem. Colt hatte Ace Merryll provoziert und das ging bekanntlich nie gut aus! "Pass auf, was du sagst, Großmaul!" warnte Ace Colt. "Kannst du die Wahrheit nicht vertragen?" wollte Colt wissen. "Du lernst mich gleich kennen, Memme!" "Gern!" provozierte Colt weiter. "Wie heißen wir denn? Ace Arschloch oder wie?" Ace lief rot an, weil ihm nichts mehr einfiel. Stattdessen drückte er ab. Colt hatte das vorhergesehen und wich der Kugel geschickt aus und schoss gleichzeitig Ace den Revolver aus der Hand. "Gut gezielt, Alter. Aber knapp daneben ist auch vorbei!" lobte Colt. "Und jetzt mach, dass du verschwindest!" Ace gab sich widerwillig geschlagen und verzog sich wortlos aus dem Saloon. Er war immer schnell bei der Waffe, doch wenn ein anderer besser war als er, zog er meistens schlechtgelaunt den Kürzeren und verschwand einfach für ein paar Tage. Danach war wieder alles vergessen bis eben der nächste kam. Die fünf Gäste, die das Spektakel miterlebt hatten, wandten sich wieder ihren Geschäften zu. "Dem hast du's aber gegeben!", staunte Lou. "Das hatte er auch mal dringend nötig gehabt. Ich hatte ganz vergessen wie gut du schießen kannst. Weißt du..." "Kann ich mir jetzt bitte mal die Steckbriefe ansehen?" unterbrach Colt den Barkeeper, bevor er wie wild drauflos schwätzen konnte. "Aber sicher. Einen Moment bitte." Lou verschwand in einem Hinterzimmer. Colt ließ inzwischen die Blicke durch den Raum schweifen. Hier hatte sich nicht viel verändert. Nur, dass noch ein paar alte Steckbriefe mehr an den Wänden hingen. Der älteste und berühmteste war wahrscheinlich der von Billy the Kid. Jack the Ripper war auch irgendwann mal hier vertreten gewesen, aber den hatte jemand geklaut. "Hier. Das Wanted-Buch!" Colt ließ die Blicke von den alten Steckbriefen zu dem Buch gleiten, in dem alle Steckbriefe von den Verbrechern zu finden waren, die noch nicht unschädlich gemacht worden waren. Colt schlug das Wanted-Buch auf und blätterte. Manchmal verlange er Kopien von Lou, die er vorrätig in Fächern unter dem Tresen hatte. Er war schon fast am Ende und hatte an die fünfzehn Kopien, als ihm fast die Luft wegblieb. Auf dem Steckbrief stand: " Wanted Gesucht wird Shinji >Fireball< Hikari wegen vorsätzlichen Mordes und wegen Flucht aus dem Staatsgefängnis von Laredo. Der Sheriff und die Regierung von Laredo rufen die Bevölkerung des Neuen Grenzlandes auf, diesen Verbrecher zu fangen und TOT oder lebendig an den Sheriff von Laredo auszuliefern. VORSICHT!!! Er ist gefährlich und könnte bewaffnet sein. Die Regierung von Laredo hat für seine Ergreifung eine Belohnung von 4500 Continentals ausgesetzt." Es folgten noch die genaue Beschreibung von Fireball und sein letzter Aufenthaltsort. Colt war schockiert. 'Tot oder lebendig', dachte er. 'Wenn die ihn tot haben wollen, dann sollen sie das 'lebendig' weglassen und 'tot' nicht extra groß drucken, diese Schweine!" "Lou, gib mir doch bitte noch eine Kopie hiervon, ja?" "Kein Problem. Hier ist sie auch schon." Lou holte sie unter dem Tresen hervor und überreichte sie Colt. "Danke. Ich komme dich bald mal wieder besuchen, Kumpel, aber jetzt habe ich zu tun. Ciao!" Colt rannte schnell zu Bronco Buster, seinem Raumschiff. Er hatte vor, Fireball zu finden und wollte sich so schnell wie möglich daran machen. *** Es waren jetzt nur noch drei Tage bis zum ersten Spiel bei der All-Galaxy-Meisterschaft auf Phanorama. Heute war der letzte vollständige Trainingstag. Morgen würde vormittags noch einmal Training sein, bei dem Taktiken besprochen wurden und noch einmal verschiedene Angaben und Schmetterbälle geübt wurden. Nachmittags hatte die Mannschaft dann frei, wobei die Koffer gepackt werden mussten und restliche Erledigungen gemacht werden konnten. Am Montag würde die australische Mannschaft zu dem Vergnügungsplaneten fliegen. Dort war zurzeit eine Menge los. Neben den Mannschaften, die sich für die Meisterschaft qualifiziert hatten, gab es noch eine Menge Fans, die dorthin kamen, um sich die Spiele anzusehen. Natürlich durfte man auch nicht die "normalen" Touristen vergessen, die auch nicht von geringer Anzahl waren. Das alles führte dazu, dass sämtliche Hotels des Planeten Phanorama ausgebucht waren und die Manager Tausende von Absagen erteilen mussten. Aber noch war es nicht soweit. Tom und Fireball versuchten gerade einen Doppelangriff, bei dem beide Spieler hochsprangen, aber nur einer den Ball schlug. Normalerweise schlug derjenige den Ball, der höher gesprungen war, aber Tom und Fireball hatten das ganze verändert. Der Ball wurde vom unteren Spieler geschmettert. Dadurch, dass der Ball nur kurz über dem Netz geschlagen und wegen des flachen Winkels stark angeschnitten wurde, war die Annahme erheblich erschwert. Der Gegner konnte nämlich nicht erkennen, ob der Ball hinter der Grundlinie ins Aus ging oder nicht. Damit der Ball auch so überraschend und verwirrend über das Netz kam, erforderte das Zuspiel sowie auch das Schmettern selbst höchste Präzision. Der Schmetterball glückte. "Noch eine Waffe mehr", sagte Oliver Nelson, die Nummer 4 zu Tom. Tom nickte und sah wieder zu Jesse, der gerade mal wieder angefangen hatte, an seinem ganz neuen Schmetterball zu arbeiten, der ihm aber nicht gelang. In letzter Zeit, besonders seit den letzten zwei Tagen, dachte Tom sehr oft über Jesse Dean nach. Jesse war im Training und beim Essen ganz normal, aber sobald er nichts mehr zu tun hatte, wurde er unruhig, schlecht gelaunt und gereizt. Deshalb hing er nach dem Abendessen immer noch einmal bis 23 Uhr am Strand joggen. Manchmal machte er auch ein paar Kung-Fu-Übungen oder er saß einfach am Strand und sah auf das Meer hinaus. Tom schlief während dieser Zeit schon. Er konnte sich nicht erklären wie Jesse mit nur so wenig Schlaf auskam, denn Jesse stand meistens schon um 5 Uhr wieder auf, damit er seinen "Frühsport für's Wachwerden" machen konnte. Genauso war Tom aufgefallen, dass Jesse nicht mehr richtig aß. Er hatte ziemlich abgenommen, seitdem er im Lager aufgekreuzt war. Das alles ließ den Mannschaftsführer vermuten, dass die Nummer 2 irgendetwas hatte, das ihn bedrückte. Wahrscheinlich hatte es sogar etwas mit dem Mädchen auf dem Foto zu tun, das er als seine Schwester vorgestellt hatte. Tom beschloss, Jesse nochmals darauf anzusprechen. In seiner Freizeit hatte Tom außerdem Recherchen über Shinji Hikari angestellt und herausgefunden, dass nur eine rein zufällige Ähnlichkeit zwischen ihm und Jesse Dean bestand. Jesse fuhr außerdem keine Rennautos noch war er unter dem Namen "Fireball" bekannt und mit den Star Sheriffs hatte er auch nichts zu tun. Aber als er Jesse am Tag vor der Abreise am Strand endlich zur Rede stellte, stellte er etwas ganz anderes fest. Jesse hatte sich am Anfang geweigert, etwas zu erzählen, aber Tom hatte darauf bestanden und gesagt, er wüsste sowieso bescheid und wolle es nur noch einmal aus seinem Mund hören. Also hatte Jesse nachgegeben und erzählte die ganze Geschichte aus seinem Blickpunkt. Tom war danach so baff, dass er sich einfach in den Sand fallen ließ. Fireball wusste nicht, was jetzt tun sollte. Er blieb einfach weiter im Wasser stehen und starrte auf das Meer hinaus. Jetzt lag er in Toms Händen. Früher oder später würde seine Tarnung eh auffliegen und er müsste zurück. Wieso sollte er nicht von jemandem ausgeliefert werden, den er kannte? Tom seufzte. "Das ist ja 'ne Riesenschweinerei, was die mit dir gemacht haben, Jesse..äh..Fireball." Er schien einen Moment zu überlegen. "Hör zu, Partner, ich werde dich nicht verraten. Ich glaube, ich hätte genauso gehandelt wie du. Außerdem möchte ich deine Situation nicht noch weiter verschlimmern. Du hast genug durchgemacht." "Danke.", sagte Fireball erleichtert. "Du weißt gar nicht wie froh ich bin." Er drehte sich um und sah dem Mannschaftsführer direkt ins Gesicht. "Der wichtigste Grund, warum ich dich aber gar nicht verraten kann, ist, dass wir sonst unsere Taktiken und Schmetterbälle, die nur wir beherrschen, verlieren würden. Und dann könnten wir echt gleich zu Hause bleiben." Ein schiefes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "HEY! HEY, IHR BEIDEN! JESSE! TOM! HEY!" "Was ist denn?" brüllte Tom zurück. "Wir sind nicht taub!" Ein Spieler, die Nummer 9 tauchte zwischen den Bäumen auf. "KOFFER PACKEN!" schrie er und winkte in Richtung Sporthalle. "Okay, wir kommen!" rief Tom. Die beiden Männer warfen sich noch einen vielsagenden und dankbaren Blick zu, bevor sie zu Anthony Dalton trabten, um mit ihm gemeinsam zum Haus zurückzukehren. Fireball hielt Tom aber noch einmal zurück. "Das Mädchen auf dem Bild ist auch nicht meine Schwester. Ihr Name ist April, sie ist auch eine von den Star Sheriffs.", erzählte er. Tom fragte, was mit ihr sei und Fireball antwortete: "Kannst du dir vorstellen mit dem Wissen zu leben, dass du deine Freundin nie mehr wieder sehen kannst? Ich kann sie einfach nicht vergessen, so sehr ich es auch versuche. Aber immer, wenn ich nichts zu tun habe, kommt sie automatisch in meinen Kopf. Ich halte das nicht mehr aus!" "Kann ich verstehen. Aber du darfst dich nicht so hängen lassen. Iß wieder normal, versprich es mir. Wir brauchen deine ganze Kraft! Nach der Meisterschaft werde ich dir weiterhelfen. Du kannst dann erst einmal bei mir wohnen." Fireball sah Tom dankbar an. "Und jetzt laß uns zum Kofferpacken gehen!" *** "Was wollt ihr überhaupt von mir?" fragte April Gattler, der gerade zu ihr wollte. Man hatte sie auf Jesses Anordnung hin fast drei Wochen lang in Ruhe gelassen, um sie gefügig zu machen und damit ihre Wunde heilte. Aber es zeigte sich keine Besserung. Die Wunde heilte nicht und ihr Wille war auch noch ungebrochen. "Kannst du dir das nicht denken, Star Sheriff?" Er lachte und trat zur Zellentür. "Du sollst uns ein bißchen helfen." "Aha, wobei denn?" "Es dürfte dir ja wohl keine Probleme bereiten, einen Ramrod für uns zu bauen oder?" April schnappte nach Luft. "Und wenn ich mich weigere?" Gattlers Grinsen verschwand. Er wusste nicht, womit er antworten und ihr drohen konnte. Jesse trat plötzlich neben Gattler und antwortete für ihn mit einer liebenswürdigen Stimme: "Wenn du uns nicht hilfst, wird es Saber und Colt, vielleicht auch Fireball sehr, sehr schlecht gehen." April überlegte schnell. Fire war wohl weniger in Gefahr als die anderen, aber auch wenn die Outrider sie angreifen wollten, taten sie das sonst nicht auch? Jeder von ihnen konnte mit den Feinden umgehen... "Ich weiß, was du denkst, April", sagte Jesse in ihre Gedanken hinein. Er schaute ihr direkt in die Augen. "Denk daran, dass sie keine Chance haben, wenn wir sie einzeln angreifen. Oder gar aus einem Hinterhalt. Du weißt genau, dass sie im Kampf Ramrod zu zweit nicht steuern können." "Ich wusste gar nicht, dass ihr solche Feiglinge seid!" "Sag das nochmal!", warnte Gattler den Star Sheriff und zog seinen Blaster. Doch Jesse hielt ihn zurück. "Denk' was du willst, April. Wir wollen kein Risiko eingehen. Ich gebe dir eine Stunde Bedenkzeit, dann kannst du Gattler deine Antwort mitteilen." April biss die Zähne aufeinander. 'Nein', dachte sie betrübt, 'Ich kann das Risiko nicht eingehen.' "Okay, Jesse, ich werde euch einen Ramrod bauen.", willigte April geschlagen ein. Und in Gedanken fügte sie hinzu: 'Das heißt aber noch lange nicht, dass er funktionieren wird!' "Sehr gut!", lobte Gattler. "Du hast die richtige Entscheidung getroffen." Er schloss die Zellentür auf. Zwei Wrangler richteten ihre Lasergewehre auf den weiblichen Star Sheriff. April verließ die Zelle und Jesse legte ihr auf dem Rücken Handschellen an. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter, als er sie berührte, aber sie ließ sich nichts anmerken. Allerdings fragte sie sich, weshalb sie so auf Jesses Berührungen reagierte. Sie liebte ihn doch gar nicht! Sie wurde in einen Raum gebracht, wo sie mit ihren Zeichnungen beginnen konnte. Ein Wrangler hatte die Aufsicht über sie, ein zweiter stand im Raum vor der Tür und zwei weitere draußen. Natürlich waren sie alle bewaffnet. Jesse nahm ihr die Handschellen ab und führte sie zu einem Computer, mit dem sie arbeiten sollte. Es war sogar einer mit menschlicher Schrift. Die Outridersymbole konnte sie noch nicht lesen. "Okay Jesse", sagte Gattler, "Ich bleibe vorsichtshalber auch noch hier. Den Star Sheriffs kann man nie trauen!" Jesse stimmte zu und verließ dann den Raum. *** Saber hatte seinen ersten Tag als Lehrer für die neuen Kadetten erfolgreich abgeschlossen, aber jetzt lag er erschöpft auf der Couch im Wohnzimmer seines Apartments. Lehrer sein war doch schwerer als kämpfen. Auf dem Tisch neben ihm stand ein Glas Limonade und der Fernsehsprecher erzählte irgendwas, aber Saber hörte gar nicht hin. Er hatte den Fernseher nur eingeschaltet, um das Einsamkeitsgefühl, eine schreckliche Leere, zu überspielen, das ihn nach seiner Arbeit überfallen hatte. Saber ließ seine Gedanken um den heutigen Tag kreisen, aber immer endete es damit, dass April, Colt und Fireball in seinem Kopf waren. Er wusste immer noch nicht wie er bei der Suche nach April weiter vorgehen sollte und er hatte auch noch keine Antwort auf die Frage wie Aprils Entführung und Fireballs Festnahme zusammenhängen könnten. Dennoch war er sich ziemlich sicher, dass ein Zusammenhang bestand. Er stand auf und holte sich noch ein Glas Limonade in der Küche, während der Fernsehsprecher über Daten, Datenspeicherung und Computertechnik redete. Als Saber zurück war, schaltete er den Apparat aus und beschloss ins Bett zu gehen, auch wenn es erst 21 Uhr war. Im Bett dachte er natürlich sofort wieder an seine verlorenen Partner und lag noch einige Zeit wach. Gerade als er am Einschlafen war, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Datenspeicherung. "Das ist die Lösung!" sagte er laut und sprintete sofort zur Hypercomline. "Commander Eagle? Hier ist Saber Rider." "Ja? Was gibt's denn noch so spät?" "Es ist sehr wichtig und ich kann auch noch keine Versprechen machen, aber ich brauche unbedingt Zugang zum Logbuch von Ramrod und zu einigen anderen Daten. Können Sie das arrangieren?" "Selbstverständlich. Ich werde sofort die Anweisungen an das zuständige Personal über Hypercom weitergeben. Würde ich nach Yuma fliegen, wäre ich vor morgen früh nicht da. Sie wissen ja, wo Ramrod untergebracht ist?" "Im Hangar 7." Schnell zog Saber seinen Anzug über und ritt auf Steed zum Hangar 7. Dort stand schon der Nachtwächter und wartete auf ihn. "Ramrod gehört ganz Ihnen", sagte der Mann. "Commander Eagle hat mich darüber informiert." "Danke." 'Ramrod', dachte Saber und stieg über die heruntergelassene Rampe ein. Im Kontrollraum nahm der Star Sheriff in seiner ehemaligen Satteleinheit Platz und schaltete den Computer an. Während der nächsten zwei Stunden prüfte Saber sämtliche Daten, verglich sie untereinander und mit der Sternenkarte. Als er die Hypercomgespräche der letzten Wochen überprüfte, machte Saber eine seltsame Entdeckung. Seitdem Sebastian zu ihnen gekommen war, bestand ein häufiger Kontakt nach Phanorama. Und diese Gespräche waren auf Outriderfrequenzen geführt worden! "Da haben wir doch was!" sagte Saber laut. "Die Outrider haben wohl eine Basis auf Phanorama, von der wir noch nichts wissen. Und dorthin werden sie wohl auch April gebracht haben. So muss es gewesen sein!" Der Star Sheriff schaltete den Computer wieder ab und verließ das Raumschiff, um sich sofort wieder bei Commander Eagle zu melden. *** Colt hatte inzwischen schon mit Christopher Brandenton gesprochen, dem Mann, der Fireball die neuen Papiere verkauft hatte. So hatte Colt unter dem Versprechen, Chris nicht der Polizei auszuliefern, Fireballs neuen Namen erfahren. Jetzt saß der Cowboy gerade in seinem Bronco Buster, lachte darüber, dass Fireball jetzt Jesse hieß und überlegte, was er an seiner Stelle gemacht hätte. Nach einigen Überlegungen ging er zum Raumflughafen und erkundigte sich einfach bei einem Informationsschalter, wo eine hübsche junge Dame saß. "Hi, Süße, können Sie mir helfen?" Die Frau schaute ihn abschätzend von oben bis unten an und erwiderte: "Kommt darauf an wie! Und nennen Sie mich nicht 'Süße'!" "Schon klar. Ich suche einen Mann namens Jesse Dean..." "Soll ich ihn ausrufen lassen?" unterbrach sie ihn genervt. "Nein. Er ist nicht hier. Ich bin Star Sheriff und ich suche ihn in einer dringenden Angelegenheit." "Woher weiß ich denn, dass Sie ein Star Sheriff sind?" fragte sie schnippisch. "An meiner Karte.", sagte Colt, zog sie heraus und dachte dabei: 'Was für ein Glück, dass ich die bei meiner Kündigung nicht abgegeben habe! Puh!' Die hübsche Dame nickte. "Und Sie glauben also, dass er hier war. Wie können Sie sich da so sicher sein? Es gibt doch noch so viele andere Planeten, wo er hätte sein können!" "Ich habe meine Gründe, warum ich hier bin, und warum ich glaube, dass er hier war. Und diese Gründe gehen Sie gar nichts an!" sagte Colt forsch. Zuerst wollte er ja ein bisschen mit ihr flirten, aber langsam sank seine Laune dem Nullpunkt entgegen. "Jetzt schauen Sie schon in Ihrem Computer nach, ob Sie in den letzten drei Wochen jemanden mit dem Namen Jesse Dean hier hatten und wohin er geflogen ist!" forderte Colt sie unfreundlich auf. "Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!" Die Frau warf dem Cowboy noch einmal einen abwertenden Blick zu und machte sich dann daran, auf ihrem Computer zu suchen. Sie ging sämtliche Fluglinien durch und eine halbe Stunde später wusste Colt, dass Fireball auf Montana war. 'Was macht er denn da? Da gibt's doch gar nichts!' fragte er sich verwundert. Aber da Colt vielleicht doch nicht ausreichend über Montana wusste, ging er zu einem Terminal, die überall am Raumflughafen herumstanden und holte sich dort die Infos, die er brauchte. Das half ihm aber auch nicht sehr viel weiter, denn außer einer Computerfabrik, einem Ersatzteillager für Raumschiffe und einem Sportlager gab es nichts auf dem Planeten. "Also werde ich dort am besten mal hinfliegen.", überlegte Colt laut und machte sich gleich auf den Weg. *** Heute war endlich das erste Spiel. Die acht qualifizierten Herrenmannschaften spielten jeweils gegeneinander, was dem Viertelfinale entsprach. Übermorgen war das Halbfinale und am Samstag das Endspiel. Die Damenmannschaften spielten jeweils einen Tag versetzt. Es würde jeweils über drei Gewinnsätze zu je 25 Punkten gespielt werden und die Paarung würde am Anfang ausgelost werden. Gerade wurden die Gegner bekannt gegeben: 1. Japan - Brasilien 2. Russland - USA 3. Australien - Frankreich 4. Deutschland - Korea Wir sind in der dritten Gruppe", sagte Tom zu Fireball, "Das heißt, wir spielen frühestens in drei Stunden." "Ja, da hast du recht. So können wir uns aber wenigstens schon mal die anderen Mannschaften anschauen." Zwei Stunden später ging die gesamte australische Volleyballmannschaft in die Umkleideräume, um sich ihre Trikots anzuziehen. Sie hatten sich das erste Spiel vollständig angesehen und das zweite Spiel nur bis zum Anfang vom dritten Satz. Japan war auf jeden Fall im Halbfinale und so wie es aussah, würde Japan übermorgen gegen die USA spielen. "Die Japaner haben ein paar miese Tricks drauf", meinte Oliver zu Tom. "Ja, aber die Brasilianer waren auch nicht schlecht. Die konnten einiges mit ihrem Einsatz und ihrer Technik wettmachen." "Dagegen läuft bei Russland heute gar nichts", mischte sich der Trainer ein, der gerade durch die Tür gekommen war. "Sie haben den dritten Satz so gut wie verloren. Es steht 22:15 für USA. Während ihr euch anzieht, gehen wir am besten nochmal unsere Taktik durch..." Der Trainer fing an zu reden, aber Fireball hörte gar nicht zu. Er zog sein T-Shirt und seine Hose aus und zog sich das dunkelblaue Trikot an. Wieder durchzog der Gedanke an April seinen Kopf. "Jesse?" Fireball schreckte hoch als er an der Schulter berührt wurde. Der Raum war leer. "Was ist mit dir?" Es war Tom, der das fragte. "Es ist nichts", wehrte Fireball ab. "Das glaube ich dir nicht. Wir unterhalten uns nach dem Spiel darüber." Die Spieler der beiden Mannschaften hatten ihre Plätze auf dem Feld bzw. auf der Ersatzbank eingenommen. Der Schiedsrichter pfiff das Spiel an. *** "Ja, Saber. Du könntest Recht haben. Ich werde sofort ein Erkundungsteam dorthin schicken. Wir müssen ja erst 100%-ig sicher sein, bevor wir irgendetwas unternehmen." "Da haben Sie leider recht, Sir!" stimmte Saber Commander Eagle zu. Am liebsten wäre der Boss der Star Sheriffs sofort los geflogen und hätte die Basis zerstört. "Saber Rider!" Ein Kadett der Star Sheriffs, der Nachtdienst hatte, war eingetreten. "Sie werden auf einer anderen Frequenz verlangt." "Ja. Ich komme sofort. Entschuldigen Sie mich bitte, Commander." "Ja, wer ruft mich?" "Hi, Saber. Ich bin's, der süße Colt!" "Colt! Was ist los?" "Ich bin hier gerade auf Montana. Ich habe Fireball's Spur bis hierher verfolgt, aber jetzt komme ich nicht weiter. Bis jetzt habe ich nur herausgefunden, dass Fire sich jetzt Jesse Dean nennt." "Das ist doch schon mal etwas..." "Ja, aber ich habe dich aus einem ganz anderen Grund angerufen", unterbrach Colt seinen Boss. "Ich glaube, wir sollten noch mal nach Laredo fliegen und uns den Sheriff oder die Richter vorknöpfen. Auf diesem Planeten stimmt irgendetwas nicht. Ich habe einige Infos über die Einwohner des Planeten eingeholt. Demnach waren alle ganz normale Bürger, als sie auf diesen Planeten umgesiedelt sind. Niemand ist vorbestraft und kennt demnach die Gesetze. Was könnte die Leute dazu bewegen, sich so zu verhalten?" "Ich bin deiner Meinung, Colt. Die Leute verschweigen uns etwas. Deshalb hat die Delegation auch nichts herausfinden können. Wenn das wirklich so ist..." "Wir treffen uns in drei Stunden auf Laredo? Roger?" "Ich kann frühestens in zwei Tagen weg, Colt. Vielleicht haben wir endlich mal Glück. Also am Donnerstag?" "Auch gut", nickte Colt. "Hauptsache, wir gehen da mal hin. Ich versuche inzwischen noch, einige Infos über Fireball bzw. Jesse Dean zu kriegen." "Alles klar, Cowboy. Wir treffen uns um 10 Uhr, da wo wir mit Ramrod gelandet waren." "Roger, Boss. Ciao, bis dann. Over and out!" 'Am liebsten würde ich da sofort hinfliegen', dachte Colt, 'aber in dieser Sache müssen wir äußerst vorsichtig vorgehen. Dieses Mal werde ich nicht den Helden spielen; eigentlich schade!' *** 'Ich glaube', überlegte April abends in ihrer Zelle, 'ich werde bald von hier verschwinden. Ich brauche nur eine gute Gelegenheit!' "Hi April!" sagte plötzlich eine bekannte Stimme. "Was willst du, Jesse?" giftete der Star Sheriff ihn an. "Na, na, nicht so unfreundlich. Ich will mich nur erkundigen, wie es dir hier geht. Deine Wunde macht ja immer noch keinen großen Fortschritte." "Na und? Wen juckt das?" fragte April gereizt. Sie wollte lieber ihre Fluchtmöglichkeiten durchdenken als sich mit diesem Widerling unterhalten. "Da hast du allerdings recht. Wen geht das schon was an? - Wie kommst du mit dem Computer zurecht?" "Du vergißt ganz, dass ich Wissenschaftlerin bin. Ich weiß wie man mit so etwas umgeht. Außerdem habt ihr mir ja einen mit unserer Schrift gegeben, wenn du das meinst." "So, so. Du weißt also, wie man mit einem Computer umgeht? Ich hoffe aber, dass du keine Fehler machst. Ich hoffe, du weißt auch wie ich mit den Leuten umgehe, die Fehler machen!" "Willst du mir drohen? Keine Chance." "Nicht dir, Süße. Ich meine, es könnte deinen Freunden sehr schlecht bekommen...Du weißt, was ich meine!" Jesse blickte ihr dabei warnend in die weit aufgerissenen blauen Augen. 'Sie hat Angst', dachte er grinsend, 'das ist gut!' 'Verdammt!' überlegte April, während sie ihm starr in die kalten Augen starrte. 'Hat er mich durchschaut oder blufft er nur? Ich muss wirklich schnell weg. Es wird mir hier zu brenzlig!' "Mach's gut, April. Denk an meine Worte!" April schlief in dieser Nacht nicht. Sie dachte die ganze Zeit über Fluchtpläne nach, aber kam zu dem Ergebnis, dass sie keine schmieden konnte, weil sie die Basis nicht kannte. Sie wusste nur, dass sie weder ihre Freunde gefährden wollte noch dass sie für die Outrider einen Ramrod bauen konnte. 'Fireball', dachte sie sehnsüchtig und schaute in die Deckenleuchte, 'wenn ich nur wüßte, wo du jetzt bist und wie es dir geht...' *** Ungefähr 40 Meilen entfernt von der Outriderbasis lag Fireball in einem Hotelzimmer auf dem Bett und dachte genau das gleiche. Das Spiel hatten sie mit 3:0 überlegen gewonnen. Tom hatte Jesse gerade eine Frage gestellt und Fire war gerade im Begriff zu antworten. "Tja, Tom, ich habe zwar keine Ahnung wie ich dir das verklickern soll, aber jedesmal wenn ich mich auf nichts konzentrieren muss, kommt mir April in meine Gedanken. Das raubt mir den Schlaf und zerrt an meinen Nerven." "Kann ich verstehen. Warum bist du nicht einfach zu den Star Sheriffs zurück?" "Weil sie dazu verpflichtet gewesen wären, mich wieder auszuliefern. Es gab für mich nur diese eine Möglichkeit, frei zu sein. Aber ich frage mich langsam, wie ich es ohne April und die anderen aushalten soll. Kannst du mir helfen?" Tom schüttelte den Kopf. *** Saber und Colt trafen sich wie verabredet auf Laredo. Sie ließen Steed und Bronco Buster am Stadtrand stehen und begaben sich schnurstracks zum Sheriff. Dieser staunte nicht schlecht, als er plötzlich die beiden Star Sheriffs vor sich stehen sah. "Guten Tag, Mr. Bewford", begann Saber Rider freundlich, aber bestimmt. "Wir möchten gerne mit Ihnen reden." "Tut mir leid, ich habe zu tun", antwortete er ausweichend und wollte gerade gehen. Er wirkte sehr nervös. "Dann werden Sie sich eben die Zeit nehmen!" bestimmte Colt mit einer sanften Stimme und kam drohend einen Schritt auf den Sheriff zu, die Hand in der Nähe des Blasters. "Verstehen Sie mich doch!" rief Bewford verzweifelt und tupfte sich den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn. "Ich kann Ihnen nichts sagen!" Saber und Colt schauten sich überrascht an. "Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie nach dem Gesetz des Neuen Grenzlandes dazu verpflichtet sind, jedem Star Sheriff Auskunft zu geben!" erklärte Saber. Bewford seufzte und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. "Ich sage es Ihnen. Die Outrider erpressen uns schon seit einiger Zeit. Damit sie uns nicht angreifen und wir unsere eigenhändig erbaute Stadt verlieren, willigten wir ein, Ihren Freund festzunehmen. Weshalb ausgerechnet er das sein musste, weiß ich nicht. Aber als er entflohen war, wären wir fast verloren gewesen. In letzter Sekunde wurde der Angriff von einem Jesse Blue abgeblasen. Seitdem Mr. Hikari entflohen ist, waren die Outrider nur wenige Male hier. Ich glaube, sie haben Schwierigkeiten in ihrer Basis auf Phanorama." "Was sagen Sie da? Phanorama?" "Das habe ich vermutet.", bestätigte Saber Rider. "Woher wissen Sie es, Sheriff Bewford?" "Ich habe zufällig ein Gespräch von Jesse Blue mit einem Wrangler belauscht." "Das ist ja sehr interessant...", sagte der Boss nachdenklich. "Was wartest du noch? Wir wissen, was wir zu tun haben. Laß uns gehen!" drängte Colt aufgeregt. Saber winkte ab und wandte sich noch einmal dem Gesetzeshüter zu: "Können Sie sich noch daran erinnern, über was Jesse gesprochen hat? Vielleicht hilft uns irgendwas weiter." "So was vergißt man nicht so leicht. Sie haben über die Basis auf Phanorama gesprochen. Ein paar Namen fielen, darunter war ihr Kollege Fireball, April und Sebastian. Der Wrangler hieß Viperrom oder so ähnlich." "Viperron. Der ist uns bekannt. Das hilft uns in der Tat weiter. Danke Sheriff. - Los, Colt! Laß uns so schnell nach Alamo zur Oberkommandozentrale zurück." "Was du nicht sagst, Boss. Das waren doch eben meine güldenen Worte, waren das doch!" *** Während Saber und Colt gerade nach Alamo flogen, startete auf Phanorama das Halbfinale Australien gegen Korea. Die Halle war praktisch schon überfüllt und der Lärm war wirklich ohrenbetäubend. Tom blinzelte Fireball zu. Fireball's neuer Angriff funktionierte immer noch nicht, aber alle hofften, dass sie es auch so ins Finale am Samstag schaffen würden. Die Koreaner hatten Aufschlag. Tom und Fire standen im Angriff, Nick Bradley war der Steller und die anderen drei, Tony Dalton, Frank Winter und Ron Perkinson hatten im Moment die Verteidigung übernommen. Der Spieler machte die Angabe. Der Ball hatte eine starke Rechtsdrehung und flog direkt auf Fire zu. Dennoch schrie er Tony zu, der in der Mitte stand, dass er den Ball annehmen sollte. Tony, der im ersten Spiel gegen Frankreich auf der Ersatzbank gesessen hatte, hatte gelernt, Jesse's Anweisungen einfach zu befolgen, denn dadurch hatten sie schon den ein oder anderen Punkt gewonnen. Also nahm Tony den Ball an und baggerte ihn sicher zu Nick. Nick stellte ihn ganz normal ohne irgendwelche Tricks und Tom schmetterte ihn sauber auf die andere Seite. Bei der australischen Mannschaft waren keine Anzeichen von Nervosität zu erkennen, während das Selbstbewußtsein der Koreaner doch etwas angekratzt war. Der Ball landete mitten zwischen drei Spielern, die sich nicht einigen konnten, wer den Ball nehmen sollte. Den ersten Satz gewannen die Australier. Ganz anders sah es da aber schon im zweiten aus. Der koreanische Trainer musste seinen Leuten mächtig eingeheizt haben, denn jetzt waren sie auf einmal überlegen und konterten fast jeden Schmetterball. Das führte zu Verwirrung bei der australischen Mannschaft und schließlich zur Niederlage in diesem Satz. "Was ist denn nur los mit euch?" fragte Mitch seine Mannschaft. "Das, was ihr eben geleistet habt, war das chaotischste Spiel, das ich je gesehen habe!" Er schaute in die Runde und erblickte betretene Gesichter. "Also gut, Leute", fuhr er fort, "denkt daran, was ihr im Training gelernt habt: das wichtigste ist die Konzentration. Ihr müsst Ruhe bewahren. Lasst euch nicht ihr Spiel aufzwingen, okay! Wenn die Gegner euch in die Augen schauen, können sie es an euren Augen sehen und schicken sofort einen Mann auf diese Stelle. Damit ist geht euer Plan dann baden. Ihr müsstet praktisch blind spielen. Wenn einer von euch schmettert, kann er immer noch entscheiden, wohin der Ball soll. Und jetzt geht da raus und macht sie fertig!" "Okay, Coach!" antworteten die Spieler, die jetzt wieder Hoffnung hatten und motiviert waren, und trabten auf das Feld zurück. "He Tom!" Fireball ging zum Mannschaftsführer. "Soll ich meinen neuen Schmetterball ausprobieren?" "Nein, lieber nicht", riet Tom ihm. "Wir brauchen noch einen Trumpf, wenn wir erst im Finale sind. Dahin müssen wir aber erst einmal kommen. Setze lieber deine ganze Kraft und deine ganzen anderen Schmetterkünste ein, bevor du den neuen benutzt. Soweit ich gestern gesehen habe, bist du eh noch nicht soweit." Fire wollte noch etwas erwidern, aber der Schiedsrichter pfiff das Spiel an. Er sah aber schon nach kurzer Zeit ein, dass Tom recht hatte. 'Da sind wohl wieder die Pferde mit mir durchgegangen', dachte er belustigt. 'Das ist genau das, was mir Saber und April andauernd vorhalten....April...' "JESSE!" schrie irgendwer und er zuckte zusammen. Instinktiv sprang er ab. Da er nicht wusste, wo der Ball war, schloss er die Augen. Jetzt war er in der gleichen Situation wie damals als er in völliger Dunkelheit trainiert hatte. Fireball hatte keine Ahnung, wie hoch er über dem Boden war. Aber...da war es, ein leises pfeifendes Geräusch, das sich ihm näherte! Nur noch ein kleiner Moment...jetzt! Fireball holte aus und traf den Ball mit der Handkante. Jetzt öffnete er die Augen. Der Ball entfernte sich von ihm und flatterte sehr stark hin und her. Der Ball näherte sich schnell dem Boden, aber kurz bevor er aufkam, schob sich noch eine Hand dazwischen. Tom blinzelte Fireball zu; das bedeutete, jetzt war Zeit zum Doppelangriff. *** Auch die Star Sheriffs bereiteten einen Angriff vor. Saber Rider und Colt hatten Commander Eagle von ihrer Begegnung mit Sheriff Bewford berichtet. Aprils Vater hatte danach sofort eine Konferenz der höchsten Offiziere einberufen, um einen Schlachtplan auszuarbeiten. Colt und Saber warteten vor dem Konferenzsaal auf das Ergebnis. "Teufel auch!" schimpfte Colt. "Die Outrider haben uns diesmal ganz schön drangekriegt." Saber nickte. "Hätte nie gedacht, dass Jesse mal auf die Idee kommen würde, Spione bei uns einzuschleusen!" "Achtung! Saber Rider bitte sofort zur nächsten Hypercomline! Saber Rider bitte!" "Los, Colt, laß uns schnell gehen. Das hört sich verdammt wichtig an." Es war die Delegation von Phanorama, die Saber Rider sprechen wollte. "Saber Rider. Sie hatten recht gehabt. Auf Phanorama gibt es eine Outriderbasis. Allerdings ist sie schwer zugänglich. Sie liegt im Twilight Canyon, wo man Wildwasserfahrten machen kann. Sie kann also nur von sehr kleinen, wenigen Raumschiffen angegriffen werden. Ob sie einen zweiten Ausgang haben, konnten wir nicht ausfindig machen. Wenn das aber der Fall ist, dann könnte sich der Kampf ausdehnen. Ich will damit sagen, dass wir Phanorama City gefährden könnten, das nur 43 Meilen entfernt liegt. Dort ist allerdings gerade Hochsaison, weil hier gerade die All-Galaxy-Meisterschaft stattfindet. Wir müssen also einen genauen Plan machen!" "Danke. Im Moment läuft gerade eine Konferenz. Ihr ward eine große Hilfe. Aber ich muss den Leuten sofort Bescheid geben. Danke nochmals. Over and out!" Die beiden Star Sheriffs rannten sofort zur Konferenz und beachteten nicht den Widerspruch, den sie von den Wachen bekamen, als sie einfach die geschlossenen Türen des Konferenzsaales öffneten. Auch die Versammlung staunte nicht schlecht über die unerwartete Störung. Commander Eagle sah darüber hinweg, da es ja immerhin Saber Rider gewesen war, der sie auf die Geschehnisse von Laredo und Phanorama aufmerksam gemacht hatte. "Was gibt es, Saber?" fragte er und nachdem Saber berichtete hatte, entwarfen sie den Schlachtplan gemeinsam anhand einer Sternenkarte. Die Konferenz nahm die ganze Nacht in Anspruch und auch noch einige Stunden des neuen Tages. Trotz vieler Schwierigkeiten kam am Ende doch ein gutes Ergebnis dabei heraus. Den restlichen Tag über wurde der Angriff vorbereitet und sich noch einmal ausgeruht. "Colt?" "Was gibt's, Boss?" "Wir beide werden morgen früh mal die Lage bei der Volleyball-Meisterschaft checken. Ich habe mich dazu entschlossen, dass wir diese Aufgabe übernehmen werden, weil wir ja keiner Staffel zugeordnet sind." "Soll mir recht sein. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich mich jetzt auf's Ohr hauen. Ich bin hundemüde." "Ja. Wir treffen uns um 6 Uhr bei Bronco Buster und Steed. Dann sind wir bis 10 Uhr Intergalactical Standard-Time auf Phanorama. - Ich werde jetzt auch eine Mütze voll Schlaf nehmen. Gute Nacht." "Gute Nacht. Weißt du, was ich jetzt vermisse?" "Keine Ahnung. Robin?" "Ja, sie natürlich auch. Aber ich meinte eigentlich unseren guten alten Ramrod. Das wird ein harter Kampf!" *** "Mensch, ich bin schon 'ne halbe Ewigkeit hier", dachte April laut in ihrer Zelle. "Warum kommen die anderen nicht?" "Vielleicht weil sie nicht wissen, wo du bist?" antwortete Jesse grinsend. April war zuerst erschrocken, dass jemand mitgehört hatte, aber das war gleich wieder verschwunden. "Wie dem auch sei", fuhr Jesse fort, "Ich muss deinen Verband wechseln, auch wenn's dir nicht hilft." "Genau. Es hilft nichts. Also kannst du dir das auch sparen!" fauchte April. "Dann halt nicht!" Jesse spielte beleidigt. "Deine Freunde werden dich hier eh nicht finden. Außerdem leistest du hervorragende Arbeit. Vielleicht entscheidest du dich doch noch für mich?" April sagte nichts, sondern starrte ihn böse an. Sie haßte es, wenn er so mit ihr herumspielte, vor allem, weil sie in seiner Hand lag. "Jesse!" "Ja, meine Liebe?" "Ich hasse dich. Du bist der hinterhältigste und gemeinste Verräter, der mir je über den Weg gelaufen ist!" schrie sie ihm hinterher. Er grinste nur und meinte in seinem freundlichsten Tonfall: "Danke, dass du wenigstens etwas mir gegenüber empfindest! Bis bald, meine kleine Kratzbürste!" April blieb das Wort im Mund stecken, so wütend war sie. Am liebsten wollte sie alles rausschreien, wusste aber nicht, wo sie anfangen sollte und warf sich am Ende dann auf das Bett und weinte in das Kissen hinein. 'Morgen hau' ich hier ab', beschloss sie, 'koste es, was es wolle!' *** Colt und Saber hatten Bronco Buster und Steed auf dem Dach der Großsporthalle abgestellt, wo die All-Galaxy-Meisterschaft stattfand. "Hoffentlich sind nicht zu viele Leute da. Ansonsten müssen wir das Spiel abwarten und die Leute dann warnen." "Jetzt rede nicht soviel. Schauen wir uns erste einmal die Lage an. Dann entscheiden wir." Die beiden Star Sheriffs gingen die Feuertreppe hinunter und traten dann in die Sporthalle ein. "Wer spielt überhaupt? "Keine Ahnung", sagte Saber und schaute sich um. "Da! Da hängt doch was." Der Boss trat näher an den Aushang heran. "Aha! Heute spielen die Herrenmannschaften der USA und von Australien gegeneinander." "In einer halben Stunde fängt das Spiel an, also sollten wir uns mal langsam in der Halle umsehen." "Ja. Gehen wir!" Die Tribünen in der Halle waren schon ziemlich voll. "Oh Gott! So viele hätte ich nicht erwartet!" sagte Saber überrascht. "Ja", stimmte Colt zu und schaute sich die Tribünen an. "Wir müssen wohl doch das Spielende abwarten. Das würde zu auffällig sein, wenn jetzt Tausende die Stadt verließen. Die Flotte kommt erst in einer Stunde an." "Okay, dann halte mal zwei Plätze frei. Ich gehe auf's Dach und informiere Alamo über die Lage hier." "Alles klar, Chef." Colt hatte Glück und fand nicht weit vom Ausgang entfernt zwei nebeneinander liegende Plätze. "Und? Was hat Commander Eagle gesagt?" fragte Colt als Saber die Stufen herunter kam. "Nichts Besonderes. Wir gehen davon aus, dass das Spiel ca. eineinhalb Stunden dauert. Während wir warten, trifft sich die 7. Kavallerie mit einem Teil der 9. beim verabredeten Treffpunkt. Sie erwarten dann ein Zeichen von uns, wenn das Spiel vorbei ist, so dass wir zum Angriff übergehen können." Eine Weile saßen die Star Sheriffs schweigend nebeneinander und dann, es war fast Viertel vor elf, kam ein Typ mit einem Mikrophon rein, zwei Schiedsrichter und zwei Linienrichter. Dann kamen die Mannschaften: die australische in dunkelblauen Trikots, die amerikanische in blau-roten. Die Trainer der beiden Mannschaften nahmen schon einmal Platz, während sich die Spieler der beiden Mannschaften auf beiden Seiten des Feldes in einer Reihe aufstellten. Der Mann mit dem Mikrophon begrüßte die Zuschauer: "Willkommen zum Finale der Volleyball-All-Galaxy-Meisterschaft der Herren. Es spielen die USA gegen den Außenseiter Australien und es verspricht, ein äußerst spannendes Spiel zu werden..." Colt hörte dem Kommentator nicht mehr zu, denn er schaute sich gerade einen australischen Spieler genauer an und zweifelte, ob er ihn kannte oder nicht. 'Verdammt nochmal!' dachte Colt wütend, 'Er sieht ihm so ähnlich, aber auch irgendwie nicht.' Während Colt noch grübelte, ob er nun Fireball da unten sah oder nicht, stellte der Kommentator jetzt die einzelnen Spieler vor. Colt hörte mit Spannung zu. "...Und das ist die Außenseiter-Mannschaft Australien, die in weniger als zehn Minuten gegen die USA kämpfen wird....Nummer 1: Tom Bolder, Nummer 2: Jesse Dean, Nummer 3..." "Jesse Dean!" sagte Colt laut. "Er ist es tatsächlich!" "Was?" fragte Saber überrascht. "Hä?" "Wer ist was wirklich?" Colt holte tief Luft und deutete auf den Spieler im Trikot mit der Nummer 2. "Er ist es wirklich. Saber, wir haben Fireball gefunden!" "Du hast recht." stimmte Saber zu. "Im Moment habe ich gar nicht an ihn bzw. Jesse Dean gedacht und auf einmal steht er vor uns." "Was sollen wir jetzt tun?" fragte Colt leise und schaute auf Fireball, der sich gerade mit den anderen Spielern zusammen aufwärmte. "Wir fangen ihn nach dem Spiel ab. Wir müssen sowieso auf das Ende warten. Aber tu' so, als ob du ihn nicht erkennst, falls er dich sehen sollte. Sonst könnte es sein, dass er abhaut. Immerhin denkt er immer noch, er sei auf der Flucht." "Schon klar. Aber wie genau wollen wir ihn abfangen?" "Nach dem Spiel ist doch wohl erst die Siegerehrung. Dann gehen die Mannschaften in ihre Kabinen. Dort werden wir ihn kriegen. Ich muss aber vorher die Veranstalter über den Sachverhalt informieren, damit sie die Evakuierung einleiten können. Wenn wir Fireball haben, dann greifen wir an. Ich überlege nur wie wir das mit Fireballs Schutzanzug machen..." "Dein Plan ist nicht schlecht", flüsterte Colt zurück. "Und Fire muss ohne Schutzanzug kämpfen. Wir können ihn doch als Innenkommando einsetzen, um April da rauszuholen." "Gute Idee. Die meisten Outrider dürften dann ausgeflogen sein, wenn wir angreifen. Jetzt geht das Spiel los. Bin mal gespannt, wie Fire das meistert!" Nach der Begrüßung wärmten sich beide Mannschaften ungefähr 10 Minuten lang auf, dann verließen die Ersatzspieler das Feld und die anderen nahmen ihre Positionen ein. Bei der amerikanischen Mannschaft herrschte eine ruhige ausgeglichene Stimmung, wogegen die Australier angespannt, jedoch nicht nervös waren. Der Schiedsrichter schaute, ob alle bereit waren und gab den Aufschlag an die Amerikaner. "Vorsicht!" warnte Tom. "Jeff Gordon hat Aufschlag. Da gehen die Bälle normalerweise weiter nach hinten." "Okay, wir passen auf", antwortete Oliver Nelson für die Verteidigung, die aus ihm, Robert und Tony bestand. Jeff warf den Ball hoch und schlug auf. Der Ball kam aber entgegen aller Erwartung ganz kurz. "Verdammt, Rob! Paß auf!" schrie Fireball und rannte ein Stück nach vorne auf seine normale Angriffsposition. Rob hatte den Ball auf sich zukommen sehen und war bereit, ihn anzunehmen. Sicher baggerte er ihn zu Nick, der ihn dann zu Fireball stellte. Fireball setzte zum Sprung an und schmetterte den Ball direkt auf die Mitte der hinteren Linie, wo niemand stand. Der Ball kam mit einer solchen Geschwindigkeit, dass es keinem der beiden gegnerischen Verteidiger möglich war, an den Ball heranzukommen. Damit ging der Aufschlag an Australien. Der erste Satz ging mit einer Führung von 25:20 an Australien. Den zweiten und dritten Satz verlor Toms Mannschaft aber. "Okay, Jungs", sagte Mitch Anderson zu seinen Leuten. "Ihr habt selbst gemerkt, dass bei euch im letzten Satz etwas nicht in Ordnung war. Ihr habt euch praktisch schon selbst besiegt, indem ihr euch das Spiel der Amerikaner habt aufzwingen lassen. Jetzt will ich, dass ihr zeigt, was ihr gelernt habt! Vergesst nichts! Lasst euch nicht verunsichern, ihr könnt es schaffen! Jetzt macht keine Fehler, sonst sind wir draußen!" *** April saß wieder einmal am Computer und entwickelte den Ramrod für die Outrider weiter. Bis jetzt hatte sie alles nach ihrem Vorbild gebaut. Aber jetzt löschte sie alles. Ihr war es zu gefährlich, Daten über Ramrod zurückzulassen, obwohl sie sie in den wichtigsten Punkten gefälscht hatte. 'Das wäre erledigt', dachte sie sich. "Hey! Was machst du da?" brüllte sie einer der beiden Wrangler an. Ohne was zu sagen sprang April auf und rannte auf die beiden zu, die ihre Phantom-Gewehre auf sie gerichtet hatten. "Bleib stehen!" warnte sie der andere und schoss sofort danach auf sie. April hatte aber damit gerechnet und sprang ab. Sie war nahe genug an den beiden dran, dass sie handgreiflich werden konnte. Sie packte im Flug ein Gewehr, das immer noch auf sie gerichtet war und konnte es dem Wrangler entreißen. Der andere hatte sich inzwischen an das Kartenschloss geschlichen und teilte den beiden Wachen draußen mit, dass es Probleme gäbe. April erschoss beide und auch die beiden anderen, die dann durch die geöffnete Tür stürmten. Schnell rannte sie nach draußen. "Jetzt muss ich nur noch einen Weg nach draußen finden", sagte sie zu sich und rannte nach links. Ein Gewehr hatte sie sich mitgenommen. Bald kam sie an eine Kreuzung. Sie presste sich an eine Seite der Wand, um nicht gesehen zu werden, falls eine Patrouille in dem Quergang war. Ihr Atem ging schnell, als sie vorsichtig um die Ecke lugte. Niemand war zu sehen. "Hm, wo lang gehe ich jetzt nur? Alle Gänge sehen gleich aus und nirgends ist ein Wegweiser", überlegte April. Sie durfte nicht zu lange am gleichen Ort bleiben und musste so schnell wie möglich weg aus der Basis. Sie entschied sich erst einmal dafür, weiter geradeaus zu gehen. Noch einmal schaute sie vorsichtig um die Ecke in die eine und die andere Richtung und überquerte schnell die Kreuzung, als nichts zu sehen war. Sie rannte weiter geradeaus. In diesem Gang gab es weiter vorne rechts und links Türen. Da würde sie die ein oder andere ausprobieren. Aber so weit kam sie nicht. Eine Patrouille tauchte plötzlich vor ihr auf und bemerkte sie sofort. April drehte sich auf dem Absatz um und rannte zurück. Die Wrangler eröffneten das Feuer und ein Schuss verfehlte April nur knapp als sie in den Quergang rannte. Hektisch blickte sie sich um, aber hier war immer noch niemand zu sehen. Schnell rannte sie weiter, aber als sie sich wieder umschaute, musste sie feststellen, dass die beiden Wrangler ihr nicht folgten. Ein unheimliches Gefühl beschlich sie. 'Ich muss mich beeilen! Wenn ich nur wüsste, wie ich hier rauskomme!" Eine Alarmsirene dröhnte plötzlich durch die Gänge und eine Durchsage folgte: "Alle Wrangler sofort in Sektor 8! Der Star Sheriff befindet sich auf freiem Fuß und ist bewaffnet! Alle Wrangler sofort in Sektor 8!" "Jetzt muss mir schnell was einfallen!" sagte April laut und rannte weiter. Als sie in den nächsten Gang abbog, wo immer noch niemand zu sehen war, fand sie eine Tür. Ohne zu überlegen ging sie hinein. Ein Wrangler saß auf einem Stuhl vor einigen Monitoren und drehte sich erschrocken um. April war genauso erschrocken, aber drückte sofort ab. Der Wrangler phantomisierte sich, nur eine pulverige Graue Masse blieb zurück. Als April so die leere Rüstung sah, kam ihr die rettende Idee: sie würde sich als Wrangler ausgeben. Dazu musste sie nur ihre langen blonden Haare unter den Helm kriegen, aber wie sie feststellte, war das kein Problem. *** "Mensch, warum dauert das denn so lange?" fluchte Colt vor sich hin. "Die spielen jetzt schon fast zwei Stunden und es steht 2:1 für die USA. Hoffentlich gewinnen die USA jetzt, damit wir endlich den Angriff starten können!" "Beruhige dich, Colt!", sagte Saber zu dem Cowboy, "Die Outrider wissen nicht, dass wir kommen. Du kannst aber nochmal die Flotte auf der Notfrequenz anfunken und ihnen die Lage mitteilen. Ich werde inzwischen zu den Veranstaltern gehen." Colt nickte und stand auf, um auf dem Dach Kontakt mit der 7. Kavallerie aufzunehmen. Währenddessen begann nach dem Seitenwechsel der vierte Satz. "Jetzt müssen wir alles geben!" ermahnte Tom die Mannschaft. "Ich will jetzt vollen Einsatz sehen!" Jesse hörte nicht weiter zu. 'Wir müssen einfach gewinnen', dachte er, 'ich muss einen Wert auf dem Markt erlangen.' "Ich glaube, die Amerikaner sind schon ziemlich erschöpft", sagte Mitch Anderson. "Wir haben eine gute Chance, wenn wir das Tempo steigern, indem wir Blitzangriffe spielen und sie rennen lassen, indem wir Bälle kurz über's Netz spielen!" Die australische Mannschaft durfte die Angabe machen und Robert Smith erzielte einige Punkte. Auch Fireball gab in diesem Satz alles. Kein Ball ging auf der Seite der Australier zu Boden, so dass der vierte Satz mit 25:0 für die Australier notiert wurde. Jetzt ging es im Tiebreak um den ersten Platz bei der All-Galaxy-Meisterschaft. "Das kann doch nicht wahr sein!" sagte Colt überrascht. "Die Amerikaner haben doch eben noch klar geführt und dann sowas!" "Tja, das ging echt ganz schön schnell. Aber du musst zugeben, dass Fireball heute mal wieder seinem Namen alle Ehre macht." Der letzte entscheidende Satz begann gleich. Jeder Fehler zählte. Während der Trainer seine Rede hielt, schloss Fireball die Augen und erinnerte sich. 'Die Amerikaner kennen unsere Schwächen. Ich habe sie nicht gut genug beobachtet. Wir haben einen Fehler gemacht. Jetzt müssen wir uns aufraffen, um zu gewinnen. Wenn ich doch nur meine beiden Schmetterbälle aus der Schulzeit hinkriegen würde! Aber ich kenne nicht mehr das genaue Zusammenspiel zwischen dem Schultergelenk und der Handgelenkstellung. Ich muss es riskieren!' Jesse blickte zu Tom, der gerade seine rechte Hand auf die anderen Hände in der Mitte legte. Jesse legte seine auch schnell noch dazu. "WIR HOLEN UNS DEN SIEG!" Fireball gab Tom die Anweisung, ihm sehr hohe Bälle zuzuspielen oder die Bälle am Netz entlang zu schmettern. Tom wusste, was sein Partner damit bezweckte, aber war nicht sehr begeistert davon. Für Diskussionen blieb aber keine Zeit. 'Vertrau mir!' signalisierte Fireball dem Mannschaftsführer, indem er ein Auge zu kniff und Tom antwortete nach einem prüfenden Blick auf dieselbe Weise. Beide Mannschaften waren jetzt gleichermaßen erschöpft. Das Spiel wurde zum letzten Mal angepfiffen. Der Ball kam hart über das Netz, aber Nick Bradley konnte ihn sicher zu Oliver Nelson bringen, der den Ball zu Fireball stellte. Fire sprang ab und ließ den Ball ganz leicht von seiner Hand herunterfallen, so dass er direkt hinter dem Netz auf den Boden kam. Die Amerikaner hatten keine Chance, diesen Ball zu retten. Das Spiel ging hin und her, bis bei einem Punktestand von 24:25 die australische Mannschaft nur noch einen Punkt zum Sieg brauchte. "Ich hätte nicht gedacht, dass das so spannend ist", bemerkte Colt zu Saber. "In der Tat", erwiderte der Boss, "Ich hätte mir das auch nicht träumen lassen. Vergiß aber nicht, weshalb wir hier sind!" "Wie könnte ich das vergessen? Ich verstehe überhaupt keinen Spaß, wenn die Outrider ständig unseren Freizeitplaneten Phanorama heimsuchen. Diesen Razzle haben wir damals vertrieben, aber jetzt ist der nächste da..." "Paß auf, der letzte Punkt!" unterbrach Saber Colt. Die amerikanische Mannschaft konnte Toms Angriff abwehren, aber jetzt, als der Ball wieder auf die australische Seite kam, stellte Nick ihn zu Fireball's Seite. 'Das ist der alles entscheidende Punkt. Ich werde jetzt meine ganze Kraft und Konzentration in diesen Punkt geben', sagte Fireball in Gedanken zu sich. Er sah alles wie in Zeitlupe. Mit einem schnellen Anlauf sprang er so kräftig ab wie es seine Kraftreserven erlaubten. Der Ball hatte seinen höchsten Punkt erreicht und fiel in einem leichten Bogen auf die Erde zurück. Fireball stieg noch in die Luft. Der Ball kam näher und näher. Unwillkürlich musste Tom an die eine Nacht denken, in der sein Partner den Angriff im Dunkeln geübt hatte und tatsächlich schloss er kurz vor dem Schlagen die Augen. Er traf den Ball mit der Handkante, so dass er unkontrollierbar wurde. Und tatsächlich konnte kein amerikanischer Spieler rechtzeitig an dem Punkt sein, wo der Ball theoretisch herunterkommen müsste, denn er war zu schnell. Keiner konnte es so recht fassen, dass das Spiel vorbei war, außer Colt und Saber Rider, die sich wortlos auf den Weg zum Umkleideraum der australischen Mannschaft machten. Es dauerte noch eine Weile, bis die Siegerehrung vorbei war. Direkt nach der Siegerehrung, als die Zuschauer sich auf den Nachhauseweg machen wollten, kam die Durchsage: "Ich bitte noch einen Moment um ihre Aufmerksamkeit! Bitte verhalten Sie sich ruhig und brechen Sie nicht in Panik aus." Alle hörten gespannt zu und auch die Spieler, die gerade auf dem Weg zu den Umkleideräumen waren, schauten gebannt auf die Kommentatorenkabinen. "Auf diesem Planeten befindet sich eine Outriderbasis. Die Star Sheriffs haben sie ausfindig gemacht und warten darauf, dass sie angreifen können. Obwohl theoretisch keine Gefahr besteht, haben sie mich gebeten, diese Stadt zu evakuieren. Ich bitte Sie, sich möglichst geordnet und schnell auf den Weg nach Waterfalls zu machen. Dort sind Sie absolut sicher. Busse und Transportmittel stehen draußen zur Verfügung. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!" Bei diesen Worten wurde Fireball sofort wieder an sein früheres Leben erinnert. 'Die Star Sheriffs hier?', dachte er panisch und sah sich um. 'Wenn sie mich hier finden, dann bin ich geliefert. Ich muss hier weg und zwar prontissimo!' Er rannte zur Umkleidekabine und Tom sah ihm verständnisvoll, alle anderen Spieler und der Trainer verwundert nach. Auch sie machten sich auf den Weg zur Umkleide, aber nicht so schnell. Fireball schlug die Tür hinter sich zu und eilte zu seinem Spind, um schnell noch was anderes anzuziehen. Plötzlich trat Saber Rider hinter der einen Spindreihe hervor. "Hallo Fireball", grüßte er freundlich. Fireball bekam einen riesigen Schreck, ließ seine Sachen fallen und sagte im Wegrennen: "Hi-hi, Saber und bye-bye, Saber!" Weit kam er jedoch nicht, weil er Colt direkt in die Arme lief und der ihn festhielt. "Holla, was für 'ne stürmische Begrüßung!" witzelte der Cowboy. Fireball versuchte sich zu befreien, was ihm aber nicht gelang, da er seine Kraft beim Spiel aufgebraucht hatte. "Wir wollen nur mit dir reden, Kumpel", sagte Saber. "Wir nehmen dich nicht fest und werden dich auch nicht an Laredo ausliefern." "Ja, genau", stimmte Colt zu, der merkte, dass Fireball sich noch nicht ganz entspannte, wir wissen jetzt, wer dahinter steckt. Jetzt zieh' dir erst einmal deine Sachen an!" Colt hatte Fireball losgelassen und Saber warf ihm den weißen Hosenanzug und das kurze rote T-Shirt zu, das er sonst immer trug. Fireball zog die Sachen an. "Was wird hier gespielt?" fragte er. "Dreimal darfst du raten, Partner!" meinte Colt, der froh war, seinen Kollegen wieder zu sehen. "Die Outrider hatten mal wieder ihre Schmutzfinger im Spiel. Und sie haben April." "April?? Was ist mit ihr?" "Das erklären wir dir auf dem Weg. Komm jetzt! Die Zeit rennt! Der Angriff wird jeden Augenblick gestartet!" Fireball schnallte sich seinen Blaster um, den Colt mitgebracht hatte und folgte den anderen. Seine Mannschaft, die gerade an der Kabine ankam, schaute ihm jetzt noch verdutzter hinterher als er den Star Sheriffs folgte. "Ich glaube, ich muss euch was erklären...", sagte Tom, als sie den Raum betraten. *** Eine Wranglertruppe kam um die Ecke und blieb stehen als sie den einzelnen Jäger sahen. "Hey! Hast du irgendwo den Star Sheriff gesehen?" April verstellte ihre Stimme: "Nö, ich bin gerade erst hierher gekommen. Ich komme mit euch mit." Nachdem sie eine Zeitlang die Gänge durchkämmt hatten, meinte einer von ihnen: "Geben wir's auf - der Star Sheriff ist bestimmt schon über alle Berge. Gehen wir besser zurück zur Zentrale." Die anderen folgten ihm wortlos. April aber hoffte insgeheim, von der Zentrale aus einen Weg nach draußen zu finden. Wenn sie nur an einen Computer könnte! Die Outriderschrift konnte sie inzwischen wenigstens ein wenig lesen. In der Zentrale salutierte die Outridergruppe vor Jesse Blue. "Der Star Sheriff ist unauffindbar, Jesse!" erklärte der Wrangler. Jesse runzelte die Stirn und betrachtete alle genau. April fühlte sich sehr unwohl dabei, aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. 'Hoffentlich wirkt auch bei ihm diese dämliche Maskerade', dachte sie bei sich, während ihr die Schweißperlen im Gesicht herunter liefen. 'Ist ganz schön heiß hier drin!' "Jesse!" ertönte plötzlich ein Lautsprecher. Jesse fuhr herum, wo der Sprecher gerade auf dem Monitor erschien. "Was?" fragte er genervt "Wir haben schon wieder sechs Schiffe verloren und ungefähr doppelt so viele Kampfgleiter." "Seid ihr denn zu blöd, um diese elenden Star Sheriffs abzuknallen? Grrrr - alles muss man selber machen. Im Moment habe ich wichtigeres zu tun." Den letzten Satz sagte er mehr zu sich selbst als zu dem Wrangler, der ihn um Rat fragte. "Lockt sie von hier weg und legt einen Hinterhalt. Gebt alles, was ihr habt, auch wenn man von euch Blechdosen nicht viel erwarten kann. Hast du mich verstanden?" "Jawohl, Sir!" bestätigte der Outrider, salutierte kurz und klinkte sich aus der Frequenz aus, um den Auftrag auszuführen. "Und nun zu euch! Bei mir ist niemand unauffindbar, habt ihr das verstanden? Ihr sucht so lange weiter, bis ihr sie gefunden habt, klar?" "Äh, ja, Sir...Jesse", stotterte der Anführer der Truppe, mit dem Jesse vorrangig gesprochen hatte. "Also los, Männer, weiter geht's!" 'Mann, da hab ich ja nochmal Glück gehabt', dachte April, als plötzlich Jesse rief: "Halt! Du bleibst hier. Für dich habe ich eine andere Aufgabe." April verstellte ihre Stimme, ehe sie antwortete: "Was soll ich tun?" Durch den Helm wurde ihre Stimme zum Glück zusätzlich noch verzerrt, so dass nur noch eine geringe Ähnlichkeit zu ihrer normalen Stimme bestand. "Du kannst denen draußen Anweisungen geben. Die scheinen ja überhaupt nichts richtig zu machen." 'Das ist ein Witz', dachte April, 'Jetzt soll ich auch noch gegen meine eigenen Leute kämpfen. - Aber vielleicht sind ja Colt und Saber da draußen. Vielleicht schaffe ich es, ihnen ein Zeichen zu geben.' Und tatsächlich hatte April bald Bronco Buster, das Raumschiff des Cowboys, auf dem Schirm und konnte sich mühelos in dessen Hypercomline einklinken. Die Freiheit rückte immer näher und sie vergaß das ganze Drumherum. Das hätte sie aber besser nicht vergessen sollen; gerade als sie Colt ein Zeichen geben wollte, schaltete Jesse das Gerät ab. April drehte sich auf dem Stuhl empört herum und sah den Blaster, der auf sie gerichtet war. "Das Spiel ist aus, meine Süße. Du kannst diese lächerliche Uniform jetzt ausziehen. Obwohl ich zugeben muss, dass das gar nicht so dumm von dir war." Jesse ließ April seinen Triumph gründlich spüren, während sie den Helm abnahm und sich ihre langen blonden Haare über ihre Schultern verteilten. Sie sagte nichts, sondern schaute Jesse nur böse an. Sie konnte ihn noch nie leiden. Nach und nach entledigte sie sich auch der anderen Teile der Uniform, bis sie schließlich in ihrem roten Hosenanzug vor Jesse stand. "So siehst du doch gleich viel besser aus, April." "Auf deine Komplimente kann ich verzichten, Jesse!" erwiderte April kühl. "Was hast du jetzt mit mir vor?" "Ich werde dich ganz einfach davon überzeugen, dass es besser ist, auf der Gewinnerseite zu stehen, die natürlich wir sein werden. Ich mache dich neben mir zur zweiten Nummer Eins und wir werden unter Nemesis' Herrschaft das ganze Neue Grenzland erobern." Jesse wich von seinen Zukunftsplänen ab und sagte zu ihr: "Du bist so hübsch wie schlau, Kleines, aber leider noch nicht aufmerksam genug." Jesse ging einen Schritt näher zu ihr heran; den Blaster hatte er zwar noch in der Hand, aber er war nur noch halb auf April gerichtet. Er ergriff mit der linken Hand ihr Haar. "Eine Strähne hat dich verraten. Das war dein Pech; dabei warst du der Freiheit so nah!" "Das bin ich jetzt vielleicht auch!" sagte sie zornig und schlug Jesse mit der Faust in den Magen, so dass er zurücktaumelte. Blöderweise hatte er aber noch ihr Haar in der Hand, so dass er sich aus Reflex daran festhielt, um nicht hinzufallen. So riss er April mit sich, die auf ihm landete. Blitzschnell umfasste Jesse April, die sich noch nicht von dem Überraschungseffekt erholt hatte. Da er noch zu wenig Kontrolle über sie hatte, rollte er sich auf sie und drehte er ihre Arme auf den Rücken. Jetzt kniete er über ihr, so dass sie zwischen seinen Beinen lag. Ein Entkommen war unmöglich. Er hielt ihr den Blaster in den Nacken und erklärte ihr mit einer belustigten Stimme: "April, du hast doch sowieso keine Chance gegen mich. Ich weiß genau, dass du mir nicht widerstehen kannst. Warum versuchst du es denn?" "Lass mich los, Jesse!" schrie April und versuchte sich zu befreien. Aber Jesse hielt sie mit seinem Körpergewicht auf dem Boden fest. "Das hat keinen Sinn, Kleines. Du kannst sowieso nicht hier weg. Die Star Sheriffs haben vielleicht herausgefunden, dass wir hier einen Stützpunkt aufgebaut haben, aber sie wissen nicht, dass du hier bist." "Da wäre ich nicht so sicher, Jesse!" Jesse drehte schnell den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und spuckte den Namen in einer Mischung aus Zorn und Überraschung aus: "Fireball!" Fireball lehnte am Türrahmen und zielte mit seinem Blaster auf Jesse. "Ganz recht, ich bin's, der liebe Fireball!" scherzte er mit einer freundlichen Stimme, die aber im nächsten Satz streng befahl: "Wirf den Blaster weg und geh runter von April!" Jesse gewann seine coole Arroganz zurück und grinste, als er den Blaster zu Fireball warf und April losließ. Er half ihr sogar, aufzustehen, aber weder Fireball noch April selbst waren darauf gefasst, als er April plötzlich als Schutzschild missbrauchte. Diesmal konnte April sich aber wehren, weil Jesse nicht mit seinem Gewicht auf ihr lag. Sie war einmal Karate-Trainerin im Kavallerie-Oberkommando auf Yuma gewesen und hatte auch schon einmal gegen Jesse gekämpft, als er noch Kadett war. Damals war es ihr nicht gelungen, ihn auf den Boden zu werfen; jetzt schaffte sie es. Sie trat ihm ans Schienbein und packte ihn mit beiden Händen an dem Arm, den er um ihren Hals gelegt hatte und konnte ihn so über die Schulter werfen. Jesse landete ziemlich unsanft. Fireball und April nutzten die Gelegenheit und ergriffen die Flucht, aber Jesse kam ihnen hinterher, nachdem er sich aufgerappelt und seinen Ersatzblaster geholt hatte. "Wir müssen uns beeilen, April. Draußen wartet ein Raumgleiter auf uns." "Ha, Star Sheriffs! Ihr entkommt mir nicht!" rief Jesse, der sie inzwischen wieder in Sichtweite hatte und feuerte im Rennen. 'Noch ein paar Meter', dachte sich Fireball, 'Ich muss durchhalten.' Er war fast am Ende seiner Kräfte, denn im Volleyballturnier hatte er sich völlig verausgabt. "Rechts!" schrie er zu April, die ein Stück vor ihm rannte und sie bogen rechts in den Gang ab. April konnte den Ausgang schon sehen: ein großes gezacktes Loch in der linken Hälfte des Ganges, was eindeutig durch eine Explosion hervorgerufen worden war. Als Jesse in den Gang einbog, hatten die beiden das Loch gerade erreicht. Jesse schoss wieder, aber im Laufen konnte er nicht so gut zielen. Trotzdem traf er immer in die Nähe der beiden, so dass er ihnen das Leben schwer machte. Draußen standen April und Fireball auf einem schmalen Sims in der Schlucht. Über ihnen kämpften Star Sheriffs gegen Outrider und tiefer unter ihnen war Wasser. Der Raumgleiter mit dem Piloten war nirgends zu sehen. "Tja, Leute", sagte Jesse triumphierend, "Sieht aus als sitzt ihr in der Falle." Fireball hatte einen Arm um April gelegt und beide hielten ihre Blaster auf Jesse als letzte Verteidigungsmöglichkeit. Wegrennen war unmöglich. Es ging nur noch abwärts. Fireball hatte den Eindruck als würden seine Knie jeden Augenblick unter ihm nachgeben und er stützte sich deshalb ein wenig auf April. Sie bemerkte erst jetzt, dass ihr Freund sehr erschöpft aussah und dass er schwer atmete. Sie fragte aber mit Absicht nicht nach dem Grund seines Zustandes, denn sonst würde sie Jesse eine Schwäche von ihnen preisgeben. Dem Verräter war es aber selbst schon aufgefallen und er grinste noch ein wenig breiter. "Ich habe schon so lange auf diesen Augenblick gewartet, aber jetzt bringe ich es nicht fertig, dich in deine letzte Reisetruhe zu legen, Fireball." "Sag das noch einmal, Jesse, und ich lege dich in deine letzte Reisetruhe!" mischte sich April ein. 'Verdammt! Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll', dachte Fireball, der sich kaum noch konzentrieren konnte. 'Ich habe kein Funkgerät und keine Comline. Wir sitzen hier fest und halten uns gegenseitig in Schach. Was mache ich jetzt? Auf April wird Jesse wohl kaum schießen, aber verlassen kann ich mich darauf auch nicht.' 'Aha, Fireball wird langsam nervös. Und er kann sich auch nicht mehr lange auf den Beinen halten. Vielleicht spielt er mir aber auch nur was vor? Gleich werde ich es herausfinden.' 'Wir müsssen in die Basis zurück', überlegte April. 'Von dort aus könnten wir die Star Sheriffs erreichen. Wie kommen wir aber an Jesse vorbei? Und wie lange hält Fire noch durch? Ich muss mir was einfallen lassen!' *** "Hey, Saber!" "Was gibt's, Colt?" Die beiden hatten gerade erfolgreich zwei Outrider zurück in die Phantom Zone geschickt. "Da unten sind Fireball und April - und - Jesse Blue. Ich glaube, sie stecken in Schwierigkeiten. Ich kann den Raumgleiter, den wir an dem Sims deponiert hatten, nirgends sehen." "Du hast recht. Sieht echt nicht gut aus für die beiden. Wir müssen uns ranschleichen, so dass sie springen können. Los, komm schon!" Die beiden flogen eine weite Schleife und gingen dann runter bis kurz über den schnell dahin fließenden Fluss. "Colt! Wir müssen langsamer fliegen, die Motoren sind zu laut", ordnete Saber an. "Kein Problem, Boss!" erwiderte der Cowboy und drosselte das Tempo. Langsam tasteten sich die beiden Star Sheriffs vorwärts, immer näher an den Sims heran, auf dem sich Fireball und April befanden. Dann gingen sie auf Steigflug. Auch hier durften sie nicht zu weit nach oben, sonst würde das Motorengeräusch auffallen. Deshalb blieben sie im oberen Drittel stehen. Fireball hatte die beiden Star Sheriffs sehr gut aus dem Augenwinkel beobachten können. Obwohl er den beiden gerne zugesehen hätte, ließ er die Augen direkt auf Jesse Blue gerichtet, damit er ihre Rettung nicht vermasseln würde. Colt öffnete das Verdeck von seinem Raumschiff Bronco Buster. Fireball konnte die beiden jetzt nicht mehr sehen, aber er vertraute ihnen. Er hoffte nur, dass April auch ihm vertraute. Jesse stand immer noch ganz cool vor der zerstörten Wand. Er schien noch nichts bemerkt zu haben. "April spring!" befahl er ihr laut und zog sie mit nach hinten. Gleichzeitig feuerte er einen Schuss auf Jesse ab, der ein sehr überraschtes Gesicht machte, und sprang selbst. April war zunächst erschrocken, aber sie sah sofort Saber Rider und Steed unter sich, was sie wieder halbwegs beruhigte. Kaum drei Sekunden später wurde sie von Saber Rider aufgefangen und war in Sicherheit. Saber erwiderte sofort das Feuer, das Jesse auf sie richtete und gab so Colt und Fireball Deckung. Fireball sprang auf Bronco Buster. Colt hatte das Verdeck geöffnet und versuchte, das kleine Raumschiff ruhig zu halten, denn plötzlich kam Wind auf. Während des Sprungs seinen Blaster zurück in das Halfter gesteckt, damit er nicht versehentlich auf den Abzug drückte, wenn er aufkam. Kurz bevor Fireball Bronco Buster erreichte, brachte eine Windböe das Raumschiff aus der ruhigen Lage und trieb es weg. Deshalb bekam der Star Sheriff auch nur die Kante des Raumschiffes zu fassen. "Fireball, halt dich fest!" "Colt, ich kann nicht mehr...ich habe keine Kraft..." "Kumpel, halt durch, ich zieh dich gleich rein..." Aber es war zu spät. Fireballs Kräfte versagten und er stürzte die restlichen 30 Meter hinab. Er hörte noch, wie seine drei Freunde seinen Namen riefen, der sich immer weiter entfernte, bevor sein erhitzter und müder Körper in das eiskalte Wasser fiel. Seine Muskeln verkrampften sich und er hatte in der schnellen Strömung kaum eine Chance, über Wasser zu kommen. Er verschluckte sich zuerst, aber wurde bald darauf völlig bewusstlos, als ihn die Strömung in die Tiefe zog. "Oh mei Gott, Fireball!" schrie Colt und steuerte seinen Bronco Buster im Sturzflug über die Wasseroberfläche. Auch Saber und April kamen nach. "Fireball!" schrie April und Tränen liefen ihr die Wangen hinab. "Wir müssen ihn so schnell wie möglich finden", sagte Saber Rider. "Der Fluss hat eine Temperatur von nicht mehr als 8° Celsius. Er kommt direkt aus dem Phanorama-Skigebiet und wird erst in südlicheren Regionen wärmer." "Wir können hier nicht landen. Und mit unseren Rucksäcken können wir auch nicht ins Wasser, sonst geht die Zündung kaputt, wenn sie feucht wird." Plötzlich gab es hinter ihnen einen gewaltigen Erdrutsch. Ein großer Teil der Schlucht brach zusammen und ein monströser hässlicher Renegade kam zum Vorschein. "Auch das noch", meinte Colt sichtlich genervt. "König Jaret, hören Sie mich?" funkte Colt die Monarch Supreme über Hypercom an. "Ja, Colt. Ich höre Sie!" "Eure Majestät, wir brauchen dringend Hilfe. Wir müssen Fireball bergen und hinter uns steht eine verträumte Renegade-Einheit, die scharf auf ein Lunch à la Star Sheriff ist." "Keine langen Erklärungen, Colt, Kampfgeschwader 14 ist schon unterwegs. Over and out." "Colt, du gehst ins Wasser", ordnete Saber an, dem inzwischen eine Idee gekommen war. "Ich werde inzwischen Bronco Buster übernehmen." Colt flog so dicht wie möglich an Steed heran, so dass Saber ohne großes Risiko hinüber springen konnte. April saß jetzt allein auf Steed und ihr liefen immer noch die Tränen aus den Augen, während sie den Fluss nach Fireball absuchte, ihn aber nirgends entdecken konnte. "Hey, Leute", sagte sie plötzlich mit fester Stimme, "wir müssen weiter flussabwärts suchen. Die Strömung ist sehr stark." Saber und Colt schauten sich wortlos an und nickten sich zu. Saber hatte inzwischen das Steuer übernommen und flog hinter Steed her. Die Zeit schien dahin zu rasen. Colt überlegte, wie lange ein Mensch unter Wasser überleben konnte, aber er wusste es nicht. Wenn er genau überlegte, wollte er es lieber auch nicht wissen. Weit hinter ihnen war Kampfgeschwader 14 eingetroffen und machte der Renegade-Einheit das Leben schwer. Die Schüsse waren in der Schlucht gut zu hören. Saber hatte das Raumschiff dicht über die Wasseroberfläche gebracht und Colt sprang in seinem Kampfanzug hinein. Die Kälte des Wassers spürte er nicht und er konnte mit seinem Helm auch unter Wasser ganz normal atmen. Der Cowboy war überrascht, wie stark die Strömung war. 'Wo fange ich am besten an?' überlegte er, aber die Antwort wurde ihm vom Fluß selbst gegeben. Er wurde, ebenso wie Fireballs bewusstloser Körper, von der Strömung mitgetragen. Colt schaute sich um. Er konnte alles gut überblicken, denn der Fluß war klar und nicht tiefer als 15 Meter. Auf beiden Seiten waren die Wände glatt, so dass er einfach nur dem Verlauf folgen musste. "Da!" sagte Colt plötzlich, so dass Saber zusammenzuckte, der mit Colt über Minicomline verbunden war. "Da vorne ist er. Ich habe ihn gleich." Colt machte ein paar kräftige und schnelle Armzüge und hatte seinen Partner erreicht. Er legte einen Arm um Fires Rücken und machte sich daran, wieder aufzutauchen. Saber und April waren ein Stück weiter hinten, aber korrigierten schnell den Kurs, als sie Colt auftauchen sahen. "Gott sei Dank!" sagte April erleichtert und auch Saber nickte seinem Kollegen anerkennend zu. Saber lenkte Bronco Buster so, dass Colt direkt auf ihn zu getrieben wurde. So konnte der Cowboy sich mit einem Arm an seinem nicht mehr als 10 cm über dem Wasser schwebenden Schiff festhalten. Mit dem anderen versuchte er, irgendwie seinen Partner an Bord zu hieven. Saber kam ihm zu Hilfe. So tief über dem Wasser war es relativ windstill und Saber konnte es riskieren, das Steuer loszulassen. Nachdem Fireball an Bord war, konnte Colt schnell alleine auf sein Schiff klettern. "Jetzt schnell nach oben zur Ebene", sagte Saber zu April. Colt kümmerte sich währenddessen um Fireball. "Ich kann sein Herz nicht spüren, Saber", sagte er, als Saber gerade zur Landung ansetzte. Überall lagen Splitter von zerstörten Outriderschiffen und von ihren Schiffen. Manchmal waren auch größere Teile dabei. Einige rauchten sogar noch. Über ihnen am wolkenlosen Himmel waren manchmal helle Lichtblitze zu sehen, wenn ein Kampfschiff explodierte. Colt legte Fireball flach auf die Wiese und begann sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Auch dem Cowboy stand jetzt das Wasser in den Augen, während er die Herzmassage durchführte. April kümmerte sich um die Beatmung und fühlte den Puls, aber es waren keine Lebenszeichen vorhanden. "Komm schon, Kumpel", redete Colt ihm zu, "Du wirst doch jetzt nicht schlapp machen." "Er ist so kalt", stellte Saber fest. "Wir müssen ihn wärmen." "Ja", stimmte Colt zu, "Wir müssen ihm seine Sachen ausziehen. Bei mir ist eine Erste-Hilfe-Decke im Raumschiff." Saber holte die Decke, während Colt und April Fireball auszogen. Als Saber gerade zurücklaufen wollte, bebte die Erde leicht und dort, wo der Renegade aufgetaucht war, stieg eine riesige Rauchwolke in den Himmel. Das Kampfgeschwader 14 von der 'Monarch Supreme' drehte in Richtung Mutterschiff ab. "Wenigstens ist diese blöde Renegade-Einheit jetzt reif für den Schrotthaufen!" sagte April gereizt, wurde daraufhin aber sofort wieder besorgt. "Hoffentlich dauert die Schlacht nicht zu lange. Wir müssen unbedingt ins Krankenhaus." Saber breitete die Decke über den jüngsten der Gruppe aus. Schweigend standen die drei Star Sheriffs um Fireball herum, als sich plötzlich die Sonne verdunkelte und Wind aufkam. Saber schaute nach oben. "Die Monarch Supreme!" rief er. "Star Sheriffs!" Es war die Stimme von König Jaret. "Wir wollen mit der Zerstörung der Outriderbasis beginnen. Kommt an Bord!" Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Colt trug Fireball zu seinem Raumschiff und Saber und April ritten auf Steed dem mächtigen Kampfschiff des Königs, der erst seit knapp einem Jahr gemeinsam mit dem Neuen Grenzland gegen die Outrider kämpfte. In dem Hangar, in dem sie landeten, wurden die vier von König Jaret persönlich empfangen. Er hatte ein Ärzteteam bei sich, das sich sofort um Fireball kümmerte. Die 'Monarch Supreme' war ein Superraumschiff, bei dem es an nichts fehlte. "Ich möchte mitgehen", sagte April und blickte besorgt den mit Fire davoneilenden Ärzten hinterher. "Ich komme mit", bot Colt sich ihr an, der ihre Selbstbeherrschung bewunderte. Er konnte zwar ein mittleres Zittern an ihren Händen erkennen, aber alles in allem wirkte sie ruhig und gefasst. "Geht ihr nur", sagte Saber zu den beiden. "Ich werde König Jaret bei der Zerstörung der Basis unterstützen. Ich kann das nicht mit ansehen, wenn..." Saber sprach den Gedanken nicht zu Ende aus. Alle wussten, was er meinte, und es war zu grausam, auch überhaupt nur daran zu denken. Aber im Grunde genommen nahmen Fireballs Chancen, wieder belebt zu werden, mit jeder Minute ab. April rannte wortlos hinter den Ärzten her und Colt folgte ihr. Der Operationssaal war nicht weit vom Hangar entfernt, aber einer der Doktoren verbot den beiden wortlos mit hineinzukommen. Also blieb den beiden nichts anderes übrig als draußen zu warten. Colt lehnte sich gegen eine Wand und starrte vor sich hin, während April ständig vor ihm auf und ab wanderte und an ihren Fingernägeln kaute. Hinter der Tür waren die Schläge von dem elektrischen Wiederbelebungsgerät zu hören. "Das EKG zeigt immer noch nichts an", sagte einer der fünf Ärzte. "Die Körpertemperatur liegt immer noch bei 30° Celsius. Wir müssen das Wasser aus seiner Lunge entfernen." "Nicht aufgeben!" ermahnte ein anderer. "Die Pupillen reagieren noch auf den Lichttest!" "Ja, schon", erwiderte ein dritter. "Aber vergiss nicht, dass diese Reaktion auch noch nach dem Tod auftreten kann." Die beiden Star Sheriffs hatten alles mithören können, April hörte auf, an ihren Fingernägeln zu kauen und ging zu Colt. Sie lehnte sich an ihn, legte ihre Arme um seinen Körper und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. "Colt", schluchzte sie, "Er darf einfach nicht sterben." Colt legte ebenfalls seine Arme um sie und legte seinen Kopf an ihre blonden Haare. Auch ihm stieg wieder das Wasser in die Augen, als er mit brüchiger Stimme sie und sich beruhigen wollte: "Das wird er schon nicht. Unser Kleiner ist zäh..." Dann konnte der Cowboy nicht weiterreden, weil er von Aprils Trauer mitgerissen wurde. Die beiden standen noch eng umschlungen da, als sich die Tür des Operationssaales öffnete und Fireball, der an ein Atemgerät angeschlossen war, heraus geschoben wurde. Colt und April schauten mit verweinten Augen auf ihren besten Freund, dessen nackter Körper jetzt von einer weißen Decke bedeckt war. Erleichtert sahen sich die beiden an. Die Ärzte beachteten die beiden Personen nicht, die ihnen folgten, als sie Fireball in einen anderen Raum fuhren. April und Colt traten ebenfalls ein, blieben aber in einer Ecke stehen, um das Ärzte-Team nicht bei ihrer Arbeit zu stören. Colt hatte April eine Hand auf ihre Schulter gelegt. "Es scheint so, als ob der junge Mann durchkommt", sagte der Arzt, der wohl in diesem Fall der leitende war. "Er ist sehr erschöpft und braucht deshalb vor allem erst einmal Ruhe. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass seine Körpertemperatur schnell genug ansteigt, damit seine lebenswichtigen Organe wieder richtig arbeiten können." "Seine Temperatur ist schon um ein halbes Grad gestiegen", informierte der Doktor, der am Kopfende von Fireballs Bett stand. "Wir können jetzt nichts mehr für ihn tun. Leider haben wir keine wärmespendende Decke hier. Es hängt alles von ihm ab." "Es war nur gut, dass seine Retter ihm die nassen Sachen ausgezogen haben. Sonst wäre sein Tod besiegelt gewesen. Eine Lungenentzündung hätte er garantiert nicht überlebt", warf ein Doktor mit weißen längeren Haaren ein. "Lasst uns gehen. Wir können hier nichts mehr tun." Die Ärzte verließen den Raum, wobei sie die beiden Star Sheriffs immer noch nicht bemerkten. Vorsichtig traten die beiden näher und betrachteten ihn. Fireball lag auf dem Rücken, die Arme waren leicht abgeknickt nach oben weggestreckt. Seine braunen Haare lagen wirr auf dem Kissen verstreut. Seine Nase und sein Mund waren von einem Schutz bedeckt, der zu dem Beatmungsgerät gehörte. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, auch wenn der Herzschlag auf dem EKG-Bildschirm nur eine niedrige Frequenz anzeigte. "Sieht ein bisschen blass aus, unser Partner, hm?" meinte Colt, der richtig erleichtert war. "Ich werde ihn wärmen", sagte April plötzlich entschlossen und ging neben Fireballs Bett. Colt war erst überrascht, aber sah gleich darauf ein, dass ihre Idee vernünftig war. 'Für Robin würde ich das auch tun', dachte der Cowboy, als er zusah wie April sich neben ihren Freund in das Krankenbett legte und die Decke wieder über sie beide zog. "Ich gehe Saber und König Jaret die frohe Nachricht bringen. Paß gut auf Matchbox auf!" April nickte nur zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Colt verließ den Raum nicht ohne noch einmal auf das Krankenbett zu blicken und schloss dann erst die Tür hinter sich. Auf dem Weg zur Brücke überquerte er das Hangar, auf dem sie Steed und Bronco Buster abgestellt hatten. Als er durch ein Fenster nach draußen blickte, konnte er keine Anzeichen einer Schlacht mehr sehen. Die 'Monarch Supreme' befand sich inzwischen wieder im Weltraum. "Colt!" wurde der Cowboy von Saber auf der Brücke empfangen. "Was ist mit Fire?" "Die Ärzte haben es geschafft. Er lebt. April ist bei ihm." Sowohl Saber als auch König Jaret atmeten hörbar aus. Der König hatte eine besondere Beziehung zu Fireball, denn sein Vater, Commander Hikari, hatte einmal im Dienst des Königreiches gestanden. Leider wurde er während der entscheidenden Schlacht gegen die Outrider vor 16 Jahren in die Phantom Zone katapultiert. "Wo fliegen wir hin?" wollte Colt wissen, als er durch die verglaste Front in den Weltraum sah. "Nach Hause", antwortete der König. "Dort kann sich Fireball richtig erholen, bevor ihr mit Ramrod wieder weiterkämpft." "Die Schlacht haben wir gewonnen", warf Saber Rider ein. "Ich glaube nicht, dass die Outrider so schnell wieder nach Phanorama kommen werden. Dieses Mal war es wirklich sehr knapp für uns, denn fast hätten sie es geschafft, unser Team auseinander zu bringen." Colt stimmte zu. "Ich bin wieder unten im Krankenzimmer, falls ihr mich sucht", sagte Colt und verließ die Brücke wieder. Der Cowboy hatte sich einen Stuhl genommen und ihn neben das Bett gestellt. April war in der Zwischenzeit eingeschlafen. Die Gefangenschaft und die Aufregung während ihrer Flucht hatten sie wohl doch mehr mitgenommen, als sie gedacht hatte. Colt fand es rührend wie sich die beiden umeinander kümmerten. 'Trotz des anstrengenden Volleyballturnieres hat er es irgendwie geschafft, April da rauszuholen!' überlegte der Star Sheriff bewundernd. 'Er muss wirklich am allerletzten Ende seiner Kräfte gewesen sein.' April bewegte sich. Sie lag mir dem Kopf auf seiner Brust und hatte einen Arm um seinen Körper gelegt. Fire spürte diese Bewegung. Er öffnete kurz die Augen und erkannte Colt, bevor sie ihm wieder zufielen. Jetzt wusste er, dass alles wieder in Ordnung war. Der Rennfahrer brauchte nicht extra nachzusehen, um zu wissen, wer neben ihm lag. Langsam und schwerfällig ließ er seinen linken Arm auf Aprils Rücken gleiten und fiel dann wieder in einen sehr tiefen Schlaf. Colts Blicke glitten auf das EKG-Gerät. Er stellte fest, dass Fireball auf dem Weg der Besserung war. Der Cowboy nahm Fires rechte Hand zwischen seine Hände. "Matchbox", sagte er, "es kann jetzt nur noch besser werden." Und damit behielt er Recht. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)