Nimm mich mit, mein geliebter Engel... von Ana-Vi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nimm mich mit, mein geliebter Engel... Prolog: Engel? Engelsflügel? Gibt es Engel? Nein. Eine neue Rasse von Menschen ist geboren worden. Die Meinungen der Welt über die Evolution des Menschen haben sich geändert. Es gibt nicht viele, aber einige bilden sie doch aus. Es liegt in den Genen. Flügel so weiß und schön, wie die eines Engels. Doch Vorsicht, sag ihnen nicht, dass du ein "Angel" bist, denn sonst siehst du die, die du liebst nie wieder. Flügel so weiß und stark, das sie dich tragen. Die gibt es noch nicht, aber vielleicht hast du sie? Hüte dich davor es jemandem zu verraten. 1. Es ist sehr merkwürdig wie einen eine Meeresküste verzaubern kann. Dort gab es keinen Sand, der wie kleine Diamanten zu glitzern schien, wenn die Sonne darauf fiel und auch keine überaus ansehnlichen großen Villen, die prächtig in die Landschaft sich fügten. Es gab nur einen Kieselsteinstrand, ganz viele Palmen und Rhododendrenbäume, ein steiles weißes Gebirge, dass sich förmlich im Meer ergoss und ein angsterfüllendes, geheimnisvolles Meer. Geheimnisvoll deswegen, da es kristallklar und von einer unglaublich tiefen und leuchtend blauen Farbe war. Doch das was diesem geheimnisvollen auch noch das Angsterfüllende gab, war die Tatsache, dass sich dieses blau auch in den Augen der Bewohner dieser Perlenküste wiederspiegelte. Nur ein Blick und schon dachte man, sein gegenüber habe ihm alle Geheimnisse entlocken können, noch bevor man sich dazu entschied seinen Mund zu öffnen und etwas zu sagen. Tortoi war eines der schönen altmodischen Örtchen, welches hier seinen Platz hatte. Das man dieses nicht als ein Dorf bezeichnete, grenzte schon an ein Wunder. Es gab genau acht Häuser, die sich mehr oder weniger in ihrem Äußeren ähnelten, und nur eine kleine Straße, die selten von Autos befahren wurde. Der Grund für diese Ruhe, war die nicht vor langer Zeit gebaute große Hauptstraße ziemlich weit oben am Hang. So hörte man nur gelegentlich das brummen eines vorbeifahrenden Lastwagens. Doch die kleineren Autos verstummten bei den leichten Schlägen der Wellen und dem Freudespiel des Windes mit dem Blätterwerk der Bäume. Es gab aber noch etwas, was dem Ort seine Besonderheit gab. Nicht nur das es hier seinen Platz hatte, nein es war auch noch kaum von dem regen Tourismus, der überall anderswo sich eingeschmeichelt hatte, beherrscht. Jakob Raphell war der Mann der es geschafft hatte, dass der Ort so blieb, wie er war. Außer den anderen sieben Häusern und den dazu gehörigen Ländereien gehörte ihm nämlich der restliche Grund und Boden. Viele clevere und geldgierige Hotelbesitzer waren schon bei dem alten Mann gewesen und hatten versucht ihm nur ein bisschen seines Besitzes abzukaufen, doch dieser hatte es jedes Mal strikt abgelehnt. So hatte der Ort seinen Zauber behalten. Amy Agram stand an dem kleinen Aussichtspunkt und schaute unruhig auf das Meer hinaus. Ihr braunes lockiges Haar spielte fröhlich mit dem Wind, und ihr grünes Sommerkleid schmiegte sich sanft an ihren wohlgerundeten Körper. Sie aber drehte sich nach einer Weile um, seufzte kurz und hob ihren Blick nach oben in den Himmel. Vor ihr stand eine große bronzene Skulptur eines kämpfenden Soldaten mit einem Gewehr im Arm, bereit zum Abschuss, dem unruhigen Meer zugewandt. Es war warm und die Sonne stand noch hoch am Himmel, so dass sie erst etwas blinzeln musste, bevor sie sich die vor ihr stehende Figur richtig ansehen konnte. Sie war ein Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg und sollte an die erfolgreich geführten Schlachten erinnern. Doch für Amy war es nur ein Zeichen für Tod und Zerstörung. Aber immer wieder führte ihr Weg sie hierhin, an diesen Ort, und immer wieder fühlte sie sich hier frei und geborgen. Während sie langsam eine ihrer wilden Strähnen zu zähmen versuchte, bemerkte sie dass ihre Hand blutrot gefärbt war. Es hatte also wieder angefangen. Obwohl sie keine Schmerzen verspürte, war sie fest davon überzeugt, dass sie keine Zeit verlieren sollte. So nahm sie die unzähligen Stufen bis zur Straße schnellen Schrittes, aber mit jedem aufsetzen ihrer kleinen Füße, durchzog sie ein Stich zwischen ihren Schulterblättern. Und ihr Kleid färbte sich zu einem rostigen braun, vollgesaugt von ihrem Blut, dass sich seinen Weg aus ihrem Körper bahnte. Es war nicht sehr weit, nur noch ein paar Meter und dann war sie sicher im eigenen Heim, doch diese paar Meter kamen ihr wie eine Ewigkeit vor. Ihr ungutes Gefühl hatte sich also Bewahrheitet, dieses Mal war es also so weit. Diese Qualen bedeuteten nichts anderes, als dass ihre Flügel ihren Weg endlich nach draußen suchten. Schweren Schrittes ereichte sie endlich das geborgene Eisentor und trat durch dieses hindurch. Sie hatte es geschafft, ihr Geheimnis würde auch dieses Mal bewahrt bleiben. Doch plötzlich fiel sie nach vorne um und blieb so liegen. Es hatte sie einfach zu viel Kraft gekostet. Doch zwei starke Arme beugten sich zu ihr herunter und hoben sie hoch. Schnell ging der Mann in Richtung des Hauses, von wo ihm eine ältere Frau sichtlich besorgt entgegenkam. "Was ist passiert Jakob, geht es Amy gut." Sie sprach leise während sie zu ihm trat. "Nein Frau, diesmal ist es schlimmer. Ich werde zu Edward Langstone gehen müssen." Sie schlug ihre Hände vor ihr Gesicht und folgte erschrocken ihrem Mann. Die Zeit war also gekommen, nun mussten beide der Wahrheit ins Gesicht sehen. Die hellblauen Vorhänge im Zimmer von Amy waren zugezogen. Allmählich begann es draußen dunkel zu werden. Doch die Dunkelheit war nicht der Grund für diese Vorhänge. Es war die Angst um das bis jetzt sorglose Leben eines jungen Mädchens von fast sechzehn Jahren. Sie lag auf dem Bauch, denn zwei große weise Flügel hinderten sie daran sich auf den Rücken zu legen. Sie selbst war eingeschlafen, aber ihr Gesicht war von Schmerzen gekennzeichnet. Neben dem Bett standen zwei ältere Menschen, ihre Großeltern Maria und Jakob Raphell. Und unweit von ihnen stritten ein Vater und sein Sohn. Der heftige Streit führte dazu das Amy ganz langsam und vorsichtig ihre Augen öffnete. Im ersten Moment sah sie nur die Zeiger ihrer Uhr, die sich unausweichlich auf halb sieben zuschoben. Während sie ihren Kopf in die Richtung zu drehen versuchte, wo die für sie bekannten Stimmen immer lauter zu werden schienen, bemerkte sie erst was sie da auf dem Rücken hatte. Es waren zwei große weise Schwingen. So engelhaft und zart, wie man sie meistens nur auf Bildern sah. Doch die größte Überraschung war, dass sie tragfähig waren. Sie hätte locker mit ihnen fliegen können. Aus den Erzählungen ihres Großvaters wusste sie, dass es solche Flügel bis jetzt noch nie gegeben hatte. "Nein, nein und nochmals nein." "Erik..." weiter kam Edward Langstone nicht, denn sein Sohn unterbrach ihn schon wieder. Öffnsichtlich wollte er nicht zuhören. "Du spinnst ja Paps. Ich werde das nicht tun. Sie ist ja noch ein kleines Kind." "Komm schon, hab dich nicht so. Sie ist fast sechzehn Jahre alt und du bist auch nur ein Jahr älter als sie. Tu es endlich, oder willst du, dass ich dich dazu zwinge." Versuchte Edward diesmal auf diese Art und Weise seinen Sohn zu überzeugen. Seine dunkle Mähne war deutlich von ein paar grauen Strähnen durchzogen, was aber der Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn keineswegs schadete, sondern diese nur noch deutlicher unterstrich. "Warum muss ich es tun?" Erik machte eine abwehrende Geste. "Weil du noch Jungfrau bist." "Vielen dank Paps, binde es mir auch noch auf die Nase." "Du hast mich ja gefragt und ich habe dir nur geantwortet. Na los Junge tue es endlich. Nur du kannst es rückgängig machen." "Was soll er tun?" Alle drehten sich in die Richtung, aus der diese Stimme gekommen war. Erst jetzt merkten sie, das Amy wach war und das sie alles mit angehört hatte. Ihre glockenklare Stimme weilte noch eine Weile im Raum, bevor Erik Langstone sie durchbrach. "Na toll, jetzt ist sie auch noch wach." Er klang völlig genervt. Man sah ihm an, dass er am liebsten so schnell wie möglich aus dem Zimmer abgehauen wäre. "Los, bring es hinter dich mein Junge. Du bist der Einzige, der von dieser Sache Bescheid weiß. Und ich möchte auf keinen Fall noch jemanden hinzuziehen." Sagte Edward zu Erik, nachdem er ihn zu sich gedreht hatte und ihn an den Schultern festhielt. "Ich vertraue dir mein Sohn." Erik ging darauf hin zum Bett von Amy und setzte sich neben sie. Sie schaute ihn nur müde und völlig erschöpft von der Seite an. Irgendwie hatte sie es unter diesen heftigen Schmerzen geschafft sich aufzurichten und sich hinzusetzen. Sein Gesicht verfärbte sich immer mehr in Richtung rot. "Bilde dir bloß nichts darauf ein." Sagte er und küsste sie dann ganz sanft auf ihre Lippen. Amy wollte sich zuerst wehren, aber als sie spürte wie ihre Schmerzen nachließen, öffnete sie willig ihren Mund. In dem Moment war das Zimmer erfüllt von weisen Federn. Die Flügel waren verschwunden. Sie waren in ihre Einzelteile zerfallen. Doch der Kuss dauerte etwas länger an. Erst ein paar Sekunden später löste sich Erik von ihr. Er stand auf und verließ das Zimmer. Zuvor sagte er aber noch: "Verlangt bloß nicht von mir, dass ich so etwas Nocheinmahl mache. Das werde ich bestimmt nicht tun." Und mit einem lauten Knall war er schon draußen. Jakob und Maria schauten besorgt zu Amy hinüber. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich ein ängstlicher Blick. "Wie geht es dir Liebling?" Fragte die Großmutter ihre Enkelin. "Viel besser ich habe merkwürdiger Weise keine Schmerzen mehr." Ein erleichtertes Aufatmen aller Anwesenden war daraufhin im Zimmer zu hören. Nachdem sie überprüft hatten, dass die Flügel wirklich weg waren, verließen sie das Zimmer. Obwohl Amy dachte, dass sie nach dem heutigen Vorfall nie mehr einschlafen würde können, war sie schon nach ein paar Minuten im Traumland. Die Sonne war schon vor ein Paar Stunden untergegangen. Erik saß alleine am Strand und schaute hinaus aufs Meer. Der Mai war ausgesprochen kühl in diesem Jahr. Es wehte eine leichte Brise vom Meer herüber, und man hörte das leise Rauschen der Wellen und der Palmen, die sich im Wind hin und her bogen. Er aber berührte immer wieder mit seinen Fingern seine Lippen. Irgendetwas beschäftigte ihn gewaltig. Die Schönheit der Natur war ihm im Moment total unwichtig, er schaute nur hinaus mit seinen kühlen grauen Augen. 2. Das leise Zwitschern der Vögel und ein greller Lichtstrahl, der sich seinen Weg durch eine Ritze der hellblauen Vorhänge bahnte, bewirkten, dass Amy am nächsten Morgen sehr früh aufwachte. Sie fühlte sich noch etwas schwach, aber sie hatte wenigstens nicht mehr diese schrecklichen Schmerzen. Nachdem sie sich angezogen hatte, begab sie sich ins Esszimmer. Während der ganzen Zeit, dachte sie noch Mal über alles nach. Sie wusste schon seit langem welches Schicksal sie erwartete. Das sie ein "Angel" war, war ihr nicht unbekannt. Und gestern war es endlich geschehen. Sie hatte ihre ersten Flügel gekriegt. Zwei große weise Schwingen. Aber nun waren sie nicht mehr da. Nur ganz viele weise Federn lagen an diesem Morgen in ihrem Zimmer verstreut. Also war sie dieses Mal der Militärpolizei entwischt, aber warum bloß? Sie fragte sich, welche Rolle der Kuss von Erik bei dem Allem gespielt hatte. Ihr erster Kuss. Bei diesem letzten Gedanken musste sie unwillkürlich wieder an ihn denken. Erik war ein Aufschneider und ein Playboy in der Schule. Okay er sah gut aus mit seinen schwarzen Haaren und seinen durchtrainierten Body. Aber Amy hatte ihn nie gemocht. Wenn man mit ihm befreundet war, dann bedeutete dieses nichts anderes als den Ärger in seiner reinen Form am Hals zu haben. Sie merkte wie sie abschweifte. "Guten morgen Großmutter, Großvater." Die beiden älteren Menschen drehten sich ruckartig herum. Sie saßen am Esstisch und beide hätten noch nicht erwartet, dass Amy so schnell wieder auf den Beinen sein würde. "Morgen Liebling, geht es dir wieder besser?" Fragte Maria ihre Enkelin. "Das siehst du doch, also warum fragst du?" Mischte sich Jakob ein. "Ja mir geht es wieder besser. Ich habe schon einen Riesenhunger auf deine supertollen Pfannkuchen Oma." Amy setzte sich an den Tisch zu ihren Großeltern und frühstückte sehr ausgiebig. Als Amy gerade auf dem Weg ins Wohnzimmer war um sich vor ihren geliebten Fernseher zu setzen, wurde sie von ihrem Großvater aufgehalten. "Amy, bitte komm mit in mein Arbeitszimmer. Wir müssen reden." Sie folgte ihm widerspruchslos. Ihr Großvater war ein großartiger Mann. Er erfüllte ihr jeden Wunsch von den Augen, war immer lieb und nett. Aber er konnte auch anders sein. Amy war ihm deswegen nicht böse. Sie wusste ganz genau wie schwierig sie selbst manchmal sein konnte. "Verwöhnt" war das richtige Wort mit dem man sie beschreiben konnte. Das Arbeitszimmer ihres Großvaters war sehr spärlich eingerichtet. An einer Wand befand sich ein Regal vollgestopft mit Büchern und Akten und an der anderen Seite stand ein großer Schreibtisch mit einem gemütlichen Ledersessel. "So Liebling. Ich weiß das dir bekannt ist, dass du ein "Angel" bist. Und du weißt auch ganz genau, dass kein anderer davon erfahren darf, denn sonst würde man dich uns wegnehmen und in eines der Camps stecken. Was man dann dort mit dir machen würde, kannst du dir sicherlich gut vorstellen. Ich muss dabei immer an David Langstone denken." Amy wusste genau wovon ihr Opa da sprach. Es war überall bekannt, dass es Menschen gab die die Fähigkeit hatten Flügel zu entwickeln. Es war schon seit über zwölf Jahren kein Geheimnis mehr. Das bekannteste Beispiel war Edward Langstones ältester Sohn. Alle waren sehr stolz gewesen, als man von dieser Neuigkeit erfuhr. Doch seit über fünf Jahren hatte keiner mehr etwas von dem Jungen gehört. Er war zum "Angel-Camp" gebracht worden. Und diese Tore waren und sind auch noch heute für die Öffentlichkeit versperrt. Man wusste von den Kindern, aber man sah sie nicht. "Es ist also endlich passiert. Du hast gestern deine Flügel gekriegt. Ich weiß aber nicht wie lange die Phase jetzt andauern wird, bevor es nochmals passiert." "Was für eine Phase, meinst du etwa, die kommen wieder?" Amy hatte sehr erregt gesprochen und die Freude in ihrer Stimme war deutlich zu hören. "Bitte Liebling ich habe es dir schon einmal gesagt, wie gefährlich solche Flügel sind. Wir möchten dich auf keinen Fall verlieren. Du darfst dir nicht wünschen, dass sie wiederkommen." Amy nickte nur einmal. Sie hatte dieses Thema mit ihren Großeltern schon tausendmal durchgekaut. Aber vorher hatte sie noch nie ihre Flügel richtig bekommen. Nun waren sie aber da und auch wieder nicht. Irgendwie verwirrte sie das Ganze. "Ich habe dir noch nicht alles gesagt, als ich mit dir damals über deine Flügel gesprochen habe. Es gibt nämlich einen Weg, wie man sie verschwinden lassen kann. Dabei ist aber das einzige Problem, dass sie wiederkehren. Und was ich dir dabei auch noch nicht ersparen kann, sind die Schmerzen. Sie werden wiederkehren." "Der Kuss..." murmelte Amy vor sich hin. Endlich war ihr alles klar. "Ja, der Kuss ist das entscheidende dabei. Aber dabei geht es nicht um irgendeinen Kuss. Er muss rein sein." "Ich verstehe nicht!" Sagte Amy und blickte ihrem Großvater in seine freundlichen blauen Augen. "Wie soll ich dir das erklären." Nun war Jakob Raphell das Gespräch unangenehm. Er hatte gehofft das Amy ihn auch so verstehen wurde. "Der Junge der dich küsst, muss noch eine Jungfrau sein." Nun war es raus. Amy begann lauthals zu lachen. Ihr Großvater schaute sie unschlüssig an. "Und du meinst dieser Angeber Erik ist noch eine Jungfrau. Schon wieder wurde sie von heftigen Lachanfällen überrannt. "Ja." War dann die Antwort. Der zum Angriff bereit stehende Soldat blickte immer noch Richtung Meer. Aber heute war er wieder nicht allein. Amy saß am Sockel der Statue. Sie hatte das Bedürfnis gespürt nachdenken zu müssen und dazu war ihr Lieblingsplatz einfach der beste Ort. Hier musste sie nicht fürchten von irgendjemanden unterbrochen zu werden. Die ganze Geschichte ihres Großvaters kam ihr etwas merkwürdig vor. Also, wenn sie alles richtig verstanden hatte, dann hieß es, dass ihre Flügel wieder zurück kehren würden. Und wenn das geschehe, dann bräuchte sie nur noch einen Jungen zu küssen, und dann wurden sie für eine Weile wieder verschwinden. Bis dann eines Tages diese nochmals unter heftigen Schmerzen sich ihren Weg aus ihrem Körper rausbahnen würden. Nein, Moment mal, sie hatte etwas vergessen. Dieser Junge musste eine Jungfrau sein. Sie musste jetzt schmunzeln. Erik war also doch nicht so einer, wie die Gerüchte überall besagten. Eigentlich hieß es, dass sich jedes Mädchen vor ihm verstecken und sich davor hüten müsste, sich in ihn zu verlieben. Denn er war nicht der Typ für die Liebe. Vergnügen ja, aber Liebe nein, lautete seine Devise. Doch er hatte ihr etwas anderes bewiesen. Er war also doch nicht der harte Kerl, den er immer raushängen ließ. Irgendwie fing er ihr an sympathisch zu werden. Das große Museum in der Hauptstadt Agram wurde auch heute sehr rege besucht. Viele Menschen gingen hinein und schauten sich die wunderschönen Gemälde der berühmtesten Künstler an. Auch eine Man mit kurzen braunen Haaren in einem grauen Anzug ging hinein. Er schaute sich aber die Bilder nicht an. Es schien so, als ob diese ihm egal wären. Denn er hatte eine bestimmte Tür im Sinn. Auf dieser stand: Zutritt verboten. Nur für Mitarbeiter. Doch er ging hinein und der Wachposten der daneben stand, sagte gar nichts. Das Museum war nämlich das Versteck des Geheimdienstes. Nachdem der Mann eine zweite Tür Mithilfe einer Karte geöffnet hatte, wurde er drinnen schon von einem Jungen erwartet. Dieser hatte auf seinem Rücken zwei kleine weiße Flügel und sein Gesichtsausdruck zeigte Freude, als er den Mann sah. "Endlich!" Rief dieser vor Freude. "Ja David. In fünf Tagen sind wir wieder in Tortoi." Sagte der Mann und umarmte den Jungen, der schon selbst fast ein Mann war. 3. Ein paar Tage später stand Amy an der Hauptstraße und wartete zusammen mit ihrer Kusine Viktoria und ihrer besten Freundin Ann Hansen auf den Schulbus. Alle drei Mädchen gingen nämlich gemeinsam in die gleiche Schule. Und heute hatten sie sich wieder an der Hauptstraße verabredet um nach Granja zu gelangen. Granja war eine der größten Städte an der Perlenküste. Sie war förmlich vom Tourismus überflutet, denn überall erstreckten sich große weise Hotels. Im Frühling war aber die Stadt fast leer, denn das Wetter war immer noch etwas zu wankelmütig. Am meisten hörte man zu dieser Zeit, dass Geräusch von Kindern, die von überall aus den kleineren Orten hierhin anreisten um zur Schule zu gehen. So mussten auch Amy, Viktoria, Ann und alle anderen Kinder aus Tortoi mit dem Schulbus bis nach Granja fahren. "Nun sag schon, wie war dein Ausflug nach Agram." Löcherte Viktoria gerade Ann über ihren Wochenendaufenthalt aus. "Hmmm." Immer, wenn Ann Viktoria auf etwas neugierig machen wollte, tat sie genau das Gleiche: Sie zögerte alles hinaus. "Nun sag schon. Ich platze vor Neugier und Amy bestimmt auch, oder?" Diese Frage hatte Amy gegolten, doch sie war mit ihren Gedanken woanders. Heute wurde sie nämlich wieder Erik sehen. "Oh, oh unser Prinzeschen ist gerade im Traumland bei ihrem Prinzen. Na?" Neckte Viktoria Amy nun. "Was, wie, oh entschuldige Vicki ich war gerade in..." "Ja, ja wir wissen es. Du hast gerade an deinen Liebsten gedacht." Neckte nun auch Ann Amy. Doch die Reaktion von Amy ließ ihre beiden Freundinnen ganz schön dumm aus der Wäsche gucken. Amy lief ziemlich rot an. Sie konnten es einfach nicht glauben. Das Mädchen, dass immer so tat, als ob sie die Jungs nicht ausstehen konnte, dachte gerade an einen von diesen. Wie konnte das möglich sein, fragten sich beide gleichzeitig. Für den Rest des Weges bis zur Schule blieben alle drei sehr ruhig. Am Eingangstor erwartete die drei aber eine Überraschung. Erik stand nämlich dort und unterhielt sich gerade mit einem Mädchen. Amy schaute zu ihm rüber und als sich ihre Blicke trafen, nickte ihr Erik zu und Amy erwiderte auf die gleiche Weise seine Begrüßung. "Oh wie ich sehe interessierst du dich für meinen ehrenwerten Cousin?" Sagte Ann, nachdem sie alle drei im Klassenzimmer angelangt waren. Dabei verzog sie ihr Gesicht zu einem kleinen Grinsen. "Das stimmt doch gar nicht. Was redest du denn da für einen Unsinn?" Wehrte sich Amy. Doch ihr Gesicht sprach das Gegenteil. Es war knallrot. "Nein, ich glaube es einfach nicht. Du hast dich doch nicht in ihn verliebt. Bitte nicht. Du solltest dich lieber von ihm fernhalten. Er ist dafür bekannt, dass er jedes Mädchen erst mal ganz schamlos ausnützt und dann fallen lässt." Mischte sich nun auch Viktoria in das Gespräch ein. Sie hatte genau wie Ann das Verhalten von Amy genau bemerkt und sie hoffte, dass sie sich jetzt irrte. "Viktoria hat recht. Erik ist der Schlimmste der Langstone Familie. Er ist sozusagen das Schwarze Schaf." Auch Anns Gesichtsausdruck wurde nun etwas ernster. Jeder in Tortoi, aber auch in der Schule wusste von Eriks Lebensstil genau Bescheid. Und genau wie Viktoria wollte auch sie Amy vor dem schlimmsten bewahren. "Wen ihr nur wüsstet?" Sagte Amy und begann ganz laut zu lachen. Sie hatte ja selber vor kurzem erfahren, wie viel diese Gerüchte Wert waren. Ann und Viktoria schauten ihre Freundin aber besorgt an. Sie waren sich sicher, dass Amy etwas für Erik empfand. Aber nun befürchteten sie schon, dass etwas zwischen den beiden vorgefallen wäre. Diese Situation war einfach zu ernst, um sie unter dem Tisch zu begraben. Und wäre die Lehrerin nicht in dem Moment ins Zimmer reingeschneit hätten sie Amy so lange gelöchert, bis diese ihnen die Wahrheit verraten hätte. Doch aufgeschoben, hieß nicht gleichzeitig aufgehoben. Sie hatten ja noch den ganzen Tag vor sich. Der Schultag verging wie immer ziemlich ermüdend. Für Amy war er an diesem Tag vor allem sehr anstrengend. Sie verspürte wie sie manchmal von Schwindelgefühlen ergriffen wurde. Eigentlich war sie eine ausgezeichnete Schülerin, aber heute fiel es ihr ungeheuer schwer sich zu konzentrieren. An dem heutigen Tag hatte sie auch noch Schwimmunterricht, an dem sie leider nicht teilnehmen würde. In Sport war sie schon immer ziemlich schlecht gewesen, so dass es ihr nicht sehr schwer fiel, nicht dabei zu sein. Denn sie hatte von ihrer Lehrerin die Erlaubnis gekriegt früher nach Hause zu gehen, da sie sich nicht wohl fühlte. Irgendwie war sie auch froh darüber, dass sie heute keine Rechenschaft Vicki und Ann mehr schuldig war. Bis morgen hatte sie dann noch genug Zeit sich etwas einfallen zu lassen, um ihnen nicht die Wahrheit zu sagen. Ihre Schwindelanfälle waren schlimmer geworden. Gerade als sie das Schulgebäude verlassen wollte, erblickte sie Erik, wie er angelehnt an einem der Schultore stand. "Wohin gehst du?" Fragte er sie, als sie an ihm vorbeiging. "Nach Hause. Ich fühle mich nicht gut." Es hatte sie überrascht, dass er sie angesprochen hatte. "Ich begleite dich." Seine Worte klangen endgültig, so dass sie nicht wiedersprach. Aber sie brauchte irgendwie auch im Moment eine Begleitung. Sie verspürte wie die Schmerzen wiederkamen. Es waren erst drei Tage vergangen seit ihrem ersten Anfall. "Hast du denn keinen Unterricht mehr." "Nein." Schon wieder kriegte sie nur eine einsilbige Antwort. Während sie sich zum Busbahnhof begaben, sprachen sie nicht mehr miteinander. Irgendwo kurz vor dem Bahnhof spürte Amy, wie alles vor ihren Augen verschwamm. Sie fiel nach vorne um. Doch Erik war schnell genug gewesen und hatte sie kurz vor dem Aufprall aufgefangen. Er hob sie auf seine Arme. Sie war ohnmächtig geworden. Keiner von beiden hatte den heimlichen Beobachter gesehen. Gloria Raft, die mit Erik in die selbe Klasse ging, arbeitete für die Schülerzeitung. Für sie, die sensationelle Geschichten liebte, war das, was sie eben gesehen hatte, ein gelungener Leckerbissen für die erste Seite. Für die nächste Ausgabe hatte sie die beste Schlagzeile gefunden, die sie finden konnte. "Ein ungleiches Paar: Der Schulplayboy Erik und die Schulbeste Viktoria. Wohin soll das führen?" Ein Foto als Beweis hatte sie auch geschossen, der Kuss zwischen den beiden würde letztendlich auch jeden überzeugen können. That's not true. I can see angel wings on your shoulders. (The Cherry Project) Ich habe diese Geschichte schon fünfmal bis jetzt umgeschrieben. Ich hatte schon fünfzehn Kapitel hinter mir, als ich merkte, dass das Ganze viel zu schlimm war. Also, hieß es noch Mal dran. Alles löschen und von vorne anfangen. Im großen und ganzen ist es nun so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber es gefällt mir immer noch nicht. Am Anfang passiert so viel, dass es mir sehr schwer fiel alle Infos richtig unter zu bringen. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen. Vielleicht hat jemand von euch die Idee, wie ich die Geschichte besser machen könnte. Die übrigen Kapitel stehen auch schon fest, aber... wie schon gesagt, ich muss sie noch verbessern. ANA VI Kapitel 2: ----------- 4. Es dauerte eine Weile bis Amy, nachdem sie ihre Augen aufgemacht hatte, überhaupt realisierte, wo sie sich befand. Sie war in ihrem Zimmer und in ihrem Bett. Doch sie war nicht alleine. Neben ihr saß Erik. Er war in dem großen Sessel eingeschlafen. Sie wusste nicht, wie sie nach Hause gekommen war, konnte es sich aber gut denken. Es gab nur eine Möglichkeit, und die war das er sie getragen hatte. Amy hatte keine Schmerzen mehr, sie waren Aufeinmahl nicht mehr da. Nach einem raschen Blick zu dem schlafenden Jungen, stieg sie aus dem Bett und ging hinüber zu ihrem Schrank. Dort nahm sie eine Decke heraus und legte sie über Erik, bevor sie hinaus ging. Es war schon sechs Uhr nachmittags, und Amy verspürte wie sich ihr Magen meldete. Sie hatte gewaltigen Hunger. Erik hatte ziemlich unsanft geschlafen, und als er aufwachte verspürte er wie sein Nacken weh tat. Irgendjemand hatte ihn zugedeckt. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, sah er dass es schon halb acht war. Die Sonne war schon längst untergegangen. Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und Amy kam herein. Sie trug einen hellroten Pyjama, und um ihren Kopf hatte sie ein Handtuch gewickelt. "Hallo." Bei Eriks Worten hatte sich Amy sehr erschreckt. Sie hatte nicht erwartet, dass er wach war. "Du bist schon wach?" Fragte sie. "Ja." "Ich habe gedacht du schläfst noch, deswegen bin ich auf die Schnelle duschen gegangen. Entschuldige bitte meine Aufmachung." "Ich werde jetzt gehen." Als er an ihr vorbeigehen wollte, sagte sie: "Danke für deine Hilfe heute." "Keine Ursache." Und schon war er draußen. In dieser Nacht schlief Amy sehr unruhig. Ihre Gedanken weilten bei einer bestimmten Person. Sie fragte sich, warum er nur so unnahbar tat. Er war ganz offensichtlich sehr nett. Sie merkte es nicht mal, aber allmählich begann sie ihn sehr gern zu haben, oder hatte sie ihn schon immer gern gehabt. Obwohl ihre Großeltern darauf bestanden haben, dass Amy auch am nächsten Tag im Bett bleibt, hatte sich diese strikt dagegen gewehrt. Sie wollte unbedingt an dem heutigen Tag zur Schule. Und damit sie doch nicht ganz alleine die weite Strecke bewältigen musste, hatte ihr Großvater sie an diesem Tag mit dem Auto gebracht, so das sie die Neuigkeiten erst ziemlich spät erfuhr. "Amy da bist du endlich. Ist es wahr, gehst du mit Erik?" Rief ihr Viktoria schon von Weitem entgegen. "Ich verstehe nicht, wie meinst du das?" Amy schaute ihre beste Freundin ziemlich verdutzt an. "Nach Glorias Artikel zu urteilen, hättest du dich ihm förmlich vor die Füße geworfen. Na ja, das Foto spricht auch ziemlich für sich." "Das ist aber nicht wahr. Erik und ich sind nur gute Freunde. Und was für ein Foto?" Viktoria schaute sie aber so an, als ob sie ihr nicht glaubte. Amy hatte dieses bemerkt. "Du kannst mir glauben oder nicht." Sie wollte an Viktoria vorbei gehen. "Und du solltest wissen, dass Erik wegen dir von der Schule suspendiert wurde. Du solltest wenigstens jetzt zu ihm stehen." Amy drehte sich schnell um und umfing den Arm von Viktoria. "Wie soll ich das verstehen?" "Na ja wegen gestern, als du früher nach Hause gegangen bist. Und jetzt wissen wir auch warum." Amy schaute Viktoria traurig an. Ihre Freundin glaubte ihr also nicht. "Da hat er wegen dir die Schule geschwänzt. Das war sozusagen der Tropfen auf dem heißen Stein. Die Direktorin hat ihn vorerst nur suspendiert, aber wenn er nur noch einmal etwas Falsches tut, wird er ganz der Schule verwiesen." "Das wird er nicht." Amy begab sich nun zum Zimmer der Direktorin. Es war ihr im Moment völlig egal, dass der Unterricht in wenigen Minuten anfangen sollte. Was sie vor allem sehr tief verletzt hatte, war dass ihre beste Freundin ihr nicht glaubte. Aber sie nahm sich vor wenigstens Erik zu helfen. Fast glaubte sie Eifersucht aus Vickis Worten herausgehört zu haben. Amy musste fünf Minuten warten, bevor sie zur Direktorin vorgelassen wurde. Man hatte ihr geraten in der Pause wieder zu kommen, aber sie hatte sich nicht davon beirren lassen. Nun stand sie endlich der Direktorin Frau Smith gegenüber. "Viktoria was kann ich für dich tun." Sagte diese. "Es geht um Erik Langstone. Ich möchte mit ihnen über seine Suspendierung reden." "Es tut mir leid, aber du kannst nichts für deinen Freund tun. Er hat leider viel zu viel falsch gemacht. Seine zweite Chance hatte er schon längst verspielt." Frau Smith drehte sich zum Fenster um. "Es ist aber meine Schuld das er suspendiert wurde und außerdem, wir gehen nicht miteinander." "Das ist mir egal. Aber ich kann leider nichts für ihn tun." "Aber..." "Kein aber Amy!" Mit diesen Worten drehte sich Frau Smith um und schien die Sache schon als erledigt zu betrachten. "Er hat am Montag nur deswegen gefehlt, weil er mich nach Hause getragen hat." Platzte Amy heraus und die Direktorin drehte sich interessiert um. "Wie soll ich das verstehen?" "Ich bin am Montag früher nach Hause entlassen worden. Auf dem Weg bin ich dann ohnmächtig geworden und Erik hat mich dann nach Hause getragen. Er ist der Einzige, der wusste, dass es mir nicht gut ging." Obwohl Amy schon seit einer halben Stunde Unterricht hatte, verfolgte sie nicht das Geschehen mit. Sie hatte es bei der Direktorin geschafft, dass Erik wieder zur Schule zurückkommen konnte. Dieses aber nur unter einer Bedingung. Sie sollte ihm helfen, besser zu werden im Unterricht. Und im Moment wusste sie nicht wie sie ihn davon überzeugen sollte. Sie wusste ja wie dickköpfig dieser sein konnte. Aber er hatte ja auch gesagt, dass er ihr nie wieder helfen wollte. Während des ganzen Tages fühlte sie sich beobachtet. Alle starrten sie förmlich an. Trotz Eriks zweifelhaften Rufs, wusste Amy ganz genau, dass fast jedes Mädchen in Erik ihren Traummann sah. Seine arrogante Art und seine imposante Erscheinung ließen das Herz eines Mädchens sehr leicht höher schlagen. Und der Artikel von Gloria hatte dazu wie eine Bombe eingeschlagen. Aber das Foto hatte sie noch mehr geschockt. Er hatte sie tatsächlich geküsst. 5. Erik musste seiner Mutter bei der Hausarbeit helfen. Sein Vater war sehr wütend darüber gewesen, dass er von der Schule suspendiert wurde. Und nun hatte dieser keine andere Wahl, als im Haushalt zu helfen. Da seine Mutter sehr traurig darüber gewesen war, dass sie keine Hilfe hatte, dadurch das sie auch noch auf die dreijährige Lea, Eriks jüngste Schwester, aufpassen musste, hatte dieser die Aufgabe gekriegt, auf das Kind zu achten. Heute saß er im Zimmer der kleinen Lea und spielte mit ihr, als Amy plötzlich ins Zimmer hereinkam. Die kleine Lea saß gerade auf dem Rücken von Erik. "Los weiter, mehr, mehr." Rief die Kleine immer wieder. Erst als Amy zu lachen anfing, bemerkten die Beiden, dass sie im Zimmer war. "Hallo Lea, hallo Erik." Sagte sie. Die Kleine sprang vom Rücken ihres Bruders und lief zu Amy über. "Hallo." Rief sie mit ihrer fröhlichen Stimme. Amy beugte sich zu ihr herunter und sagte: "Deine Mama möchte dich sprechen. Du sollst gleich zu ihr gehen, sie hat eine Überraschung für dich." "Oh Jaaaaa!" Und gleich darauf rannte das kleine Mädchen hinaus aus dem Zimmer. "Ein sehr liebes Mädchen." "Warum bist du hier?" Er war wie immer sehr direkt. "Wegen dir." Erik stand vom Boden auf. "Komm mit." Sagte er und ging hinaus. Amy folgte ihm leise hinterher. "Ein cleveres Mädchen, diese Amy. Leider hat sie so ein schweres Schicksal zu tragen." Edward Langstone saß mit seiner Frau Anna im Wohnzimmer. Die kleine Lea saß unweit von den beiden und aß einen Schokopudding. "Sie ist sehr klug. Und ich hoffe sie bringt unseren Sohn wirklich zur Vernunft. Und wie du weißt gibt es eine Möglichkeit den Wachstumsprozess ihrer Flügel aufzuhalten. Wir müssen einfach nur gut auf sie aufpassen." "Denke nicht daran Anna. Sie sind leider noch zu jung. Aber das sie Erik zur Vernunft bringt ist möglich. Ich hoffe bloß, dass ihr nichts passiert. Ich werde ihrem Großvater so gut wie möglich helfen." "Wir waren damals so stolz auf David, als er seine Flügel bekam. Aber wir haben nicht gewusst was wir damit unserem Kind antaten." Bitte Anna, ich habe dir schon einmal gesagt, dass es nichts bringt darüber zu sprechen. Wir machen uns nur noch mehr verrückt." Seit einem halben Jahr sprachen sie nicht mehr über David, aber keiner von beidem hatte die Hoffnung aufgegeben den Jungen zu finden. Sie wollten auf keinen Fall, dass Amy das gleiche Schicksal geschah, deswegen musste sie vor der Regierung geschützt werden. Erik und Amy saßen an einem von Felsen umringten Strand. Er gehörte zum Besitz der Langstones und Amy war noch nie dort gewesen. "Hier ist es wunderschön. Auf unserer Seite gibt es so etwas Schönes nicht." Amy schaute zu Erik rüber und lächelte ihn an. "Warum bist du nun genau hier?" Schon wieder war er so unnahbar. "Du kannst wieder zurück in die Schule kommen. Deine Suspendierung wurde aufgehoben." Sie wollte nun auch keine Gefühle mehr preisgeben. Sie hatte ihren Versuch ihn umzustimmen schon halb verworfen. "Und der Haken?" Fragte er. "Wie bitte?" Sie glaubte, sie hätte sich verhört. "Es gibt immer einen Haken und diese Sache stinkt gewaltig." "Ich soll dir Nachhilfe geben und du sollst dich etwas netter benehmen." "Wie bitte?" Jetzt war er es, der überrascht drein schaute. "Wie schon gesagt. Du bist so nett und lässt es zu das ich dir in der Schule helfe. Plus dazu machst du keinen Unsinn mehr. Und zum Gegenteil darfst du zurückkommen." "Und was ist, wenn ich nein sage?" Auf dem Gesicht von Erik bildete sich ein kleines Lächeln. "Das wirst du nicht." Viktoria klang jetzt sehr überzeugt von der eigenen Sache. Erik schaute sie nun schon wieder überrascht an. "Es besteht die Gefahr, dass meine Flügel schon wieder anfangen zu wachsen. Ich habe so jemanden der mir helfen kann." Sie wurde dabei unbeabsichtigt rot. "Und ich werde im Gegenzug dir helfen, deinen schlechten Ruf abzubauen. Da uns jetzt sowieso alle in der ganzen Schule," sie zögerte etwas, "für ein Liebespaar halten, sollte es dich nicht stören in meiner Gesellschaft gesehen zu werden." "Unglaublich, eine sehr lange Rede. Na schön ich bin einverstanden." Amy hätte fast ihren Ohren nicht trauen können. Sie hatte fest daran geglaubt, dass er nein sagen würde. "Na gut dann ist die Sache abgemacht. Jetzt ist gerade vier Uhr. Komm einfach in zwei Stunden zu mir und wir werden mit der ersten Stunde anfangen." Erik nickte nur und so erhob sich Amy zum gehen. Doch als sie gerade aufgestanden war, sagte er noch: "Du hast gesagt man hält uns in der Schule für ein Liebespaar. Ich würde gerne den Grund dafür erfahren." Amy drehte sich um, damit er ihr rotes Gesicht nicht sehen konnte. "Gloria hat in einem sehr ausführlichen Zeitungsartikel beschrieben, wie du mich auf den Armen getragen hast. Und von dem Kuss hat sie ein Foto geschossen, als Beweis." Sie ging nun weg, besser gesagt sie lief förmlich weg. Erik schaute ihr nach. Sein Gesicht war genauso rot geworden wie ihres, wenn nicht sogar noch um einen Stich rötlicher. Leider ist der zweite Teil etwas kurz, aber der nächste wird länger, versprochen! Kapitel 3: ----------- 6. Im Zimmer von Amy herrschte reges Treiben. Sie und Erik saßen auf ihrem Bett und machten gerade Mathehausaufgaben. Amy hatte sich sehr gewundert über Eriks Intelligenz. In mancher Hinsicht war er sogar besser als sie. Doch jetzt saßen sie sich gegenüber und jeder machte seine eigenen Aufgaben. Da Erik in die Parallelklasse ging, konnten sie diese nicht gemeinsam machen. Plötzlich kippte Amy nach vorne um. Ein leichter Schwindelanfall hatte sie wieder erfasst. Doch als Erik ihr helfen wollte, kam sie wieder zu sich. "Alles okay, was ist geschehen?" Er machte sich gewaltige Sorgen. "Es war nur ein leichter Schwindelanfall, nichts sonst." Sie rieb sich mit beiden Händen ihre Schläfen. "Vielleicht fangen deine Flügel wieder an zu wachsen, ich meine, ich sollte vielleicht..." Er war eindeutig ziemlich rot geworden und sie ebenfalls. Sie rutschte etwas von ihm weg. "Ich glaube nicht. Es ist nicht nötig, mir geht es gut." Amy merkte nun das sie Unsinn sprach. Seine Nähe verwirrte sie mehr, als es ihr lieb war. Warum war er bloß so nett zu ihr, hieß es nicht das er ein Aufreißer und Großkotz war. Aber er war leider nichts von beidem. "Sag mal Erik, warum bist du so wie du bist?" Fragte sie ihn nun einem Einfall folgend. "Wie bin ich den?" "Na ja ich meine du tust doch so, als ob du ein richtiger Macho wärst, du bist es aber nicht, ich meine..." Amy wurde wieder rot. Erik rutschte nun zu ihr rüber. "Woher willst du den wissen wie ich bin. Du kennst mich doch gar nicht." Zischte er leise und trat noch näher an sie heran. Amy wurde nun doch etwas nervös. "Aber du hast mich doch geküsst und man sagt doch, dass mich... nur der küssen kann, der eine... Jungfrau ist. Und deswegen habe ich mir überlegt..." Ihre Stimme wurde immer leiser und jetzt senkte sie auch den Kopf. Plötzlich spürte sie wie er sich vom Bett erhob. "Vergiss das mit der Nachhilfe, ich lehne dein Angebot dankend ab." Er war wütend und das hörte sie nicht nur aus seiner Stimme heraus. Er knallte die Tür mit so großer Wucht zu, dass sie glaubte all ihre Fenster wurden in dem Moment zerbrechen. Schluchzend warf sie sich in ihre Kissen und weinte. Sie hatte ihn verärgert, ein Thema angeschnitten das er nicht mochte. Aber warum tat ihr Herz dann weh, er bedeutete ihr doch gar nichts. Trotz der Tatsache, dass viele der Gerüchte nicht stimmten, war er immer noch ein ekelhafter und arroganter... Irgendwie fehlten ihr die Worte um das auszudrücken was sie wollte. "Ich bin sehr froh darüber, dass sie Erik helfen. Sie sind ein Vorbild für alle anderen Schüler." Frau Smith stand vor Amy und schüttelte ihr mit einem Lächeln die Hand, bevor sie sich verabschiedete. Amy blickte aber unruhig umher. Sie stand auf dem Korridor ihrer Schule als sie Frau Smith traf. Irgendwie hatte sie es nicht übers Herz gebracht Erik zu verraten. Aber es war ihr auch egal, sie wollte nicht mehr an ihn denken. Das Schlimme an der ganzen Situation waren die Blicke. Es war ja nicht schwer gewesen dem Gespräch zwischen ihr und Frau Smith zuzuhören. Um sie herum wurde sie misstrauisch beäugt. Und von ein paar Mädchen sah sie schon feindselige Blicke auf sie zu kommen. Man hasste sie. Jedenfalls die Mädchen hassten sie, denn sie glaubten sie hätte ihnen Erik gestohlen. Und die Jungs, diese sahen in ihr jetzt eine leichte Beute. Was hatte sie sich nur da wieder eingebrockt. Wenn sie doch bloß Unterstützung von ihren Freundinnen kriegen würde. Die restliche Schulzeit verlief so wie sie es erwartet hatte. Die meisten ihrer Mitschüler mieden sie, sie wurde mehrmals blöde von der Seite angemacht und urplötzlich verstummten alle, wenn sie einen Raum betrat. Nur noch eine Stunde sagte sie sich, während sie in der zweiten großen Pause den Korridor entlang ging. Urplötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz zwischen ihren Schulterblättern. Diesmal wurde sie nicht gleich wieder mit einer Pause zwischen den Anfällen verschont. Der nächste Schmerz war schon nach so kurzer Zeit gekommen, und sie fiel vor all den anderen Schülern auf die Knie. "Na, na Süße, du musst dich mir doch nicht gleich vor die Füße werfen. Es geht auch anders." Hörte sie wie ein Junge dieses sagte. Und bald darauf war auch schalendes Gelächter von allen Seiten zu hören. Ihr Rücken schmerzte und sie beachtete das Ganze nicht, aber erheben konnte sie sich auch nicht. Jeder Versuch scheiterte und sie fiel immer wieder auf ihre Knie. Währenddessen hatten die anderen Schüler einen Kreis um sie gemacht und begafften sie jetzt gehässig. "Das hat sie verdient, die blöde Kuh." Sprach ein Mädchen, aber Amy konnte nicht sehen wer es war. Aber keiner von ihnen versuchte ihr zu helfen. "Amy, alles in Ordnung?" Das war eine Stimme die sie kannte und als sie ihren Kopf nach links wendete sah sie ihn auch. Erik hatte sich neben sie gekniet. "Mein Rücken... es tut so weh." Flüsterte sie während ihre Stimme schmerzverzerrt klang. Erik versuchte nun sie auf seine Arme zu nehmen und sie aufzuheben, aber sie weigerte sich, obwohl sie vor schmerzen fast unmächtig geworden wäre. Erik aber zögerte nicht. Er hob ihr Gesicht und küsste sie auf ihre Lippen. Überall um sie herum verstummten die Stimmen. Und sie spürte wie ihre Schmerzen langsam nachließen. Erik aber löste sich jetzt von ihren Lippen und hob sie hoch. "Macht Platz!" Sagte er, während er mit Amy sich durch seine Mitschüler durchdrängte und Richtung des Krankenzimmers ging. 7. "Geh wieder in dein Klassenzimmer, mir geht es gut." Sagte Amy als sie bemerkte wie sich Erik auf einen Stuhl neben dem Bett setzte. Er hatte sie bis ins Krankenzimmer getragen und sie dann auf die Liege gelegt. Frau Smith hatte er versichert, dass sie nur einen leichten Schwächeanfall hatte. Am heutigen Tag schien die Sonne etwas stärker als normal, also hatte Erik irgendetwas von Hitzschlag gelabert und die Direktorin hatte sich damit zufrieden gegeben. Sie befahl Amy sich etwas auszuruhen, und wenn es ihr wieder besser ging ins Klassenzimmer zurückzukehren, bevor sie das Zimmer verließ. "Du handelst dir wieder Ärger ein, wenn du hier bleibst." Meldete sich Amy, aber Erik reagierte nicht. "Das ist egal." Und damit war die Sache für ihn erledigt. "Warum hast du mich nicht bei der Smith verpfiffen?" Amy erhob sich nun im Bett. Sie fand es unnötig blöd rum zu liegen, wenn es ihr doch sehr gut ging. "Leg dich wieder hin!" Sie gehorchte. "Nein ich kann nicht!" Schon wieder erhob sich Amy und setzte sich jetzt aufrecht hin. Erik saß genau vor ihr. In seinem Blick sah sie Kälte und sie merkte, dass er wütend war. "Mir gehst gut. Ich habe keine Schmerzen wegen deiner selbstlosen Reaktion vorhin." Berichtete sie ihm nun auch wütend. "Ich bin verrückt, warum tue ich das überhaupt?" Erik erhob sich nun und ging Richtung Tür. "Erik?" Er drehte sich auf ihren Ruf hin um. "Danke." Und schon war er draußen. Aber Amy ließ sich darauf hin zurück aufs Bett fallen. Sie schalt sich nun selber so etwas dummes getan zu haben. Er hatte ihr doch gar nicht geholfen, er hatte ihr mehr Schwierigkeiten bereitet, als es ihr lieb war. So hatte sie selbstverständlich keine Lust wieder in ihre Klasse zurückzukehren. "Erik warte doch mal." Erik lief gelangweilt Richtung Bushaltestelle, als er Ann sah. "Ich muss mit dir reden." Sagte sie außer Atem. "Ich habe nichts dagegen" Erwiderte Erik mit seinem süßesten Lächeln. Ann war ein sehr hübsches Mädchen. Sie war groß, gertenschlank und sah fast genau wie Amy aus, nur das ihre Haare blond waren. "Versuchst du mich etwa hier anzumachen?" "Schon möglich." Erik lächelte immer noch und trat noch einen Schritt näher an Ann heran. "Ich habe heute gesehen wie du Amy geküsst hast." Eriks Blick verfinsterte sich. "Am Anfang habe ich geglaubt, dass das Foto von Gloria eine Fälschung sei, aber heute habe ich mich vom Gegenteil überzeugen können." "Was willst du?" "Ich will wissen ob du es ernst gemeint hast? Jeder kennt doch deinen Ruf und ich will keineswegs das ihrer von solch einem wie dir ruiniert wird!" Nun lächelte Erik wieder, seiner Meinung nach konnte sich Amy glücklich schätzen solch eine Freundin zu haben. Im nächsten Moment bildete sich auf Eriks Gesicht ein fieses Grinsen. "Ich brauche Amy und Amy braucht mich. So einfach ist das." Er hatte sich bei diesen Worten ganz nah zu Ann gebeugt und flüsterte es ihr in ihr Ohr. Die einzige Reaktion von Ann war ihr rötlicher Teint, den sie darauf hin kriegte. Erik hingegen ging mit einem Lächeln auf den Lippen weg. Es war sehr früh am Morgen, die Sonne versteckte sich noch hinter dem Horizont. Mark Agram stand am Flughafen von Granja. Neben ihm stand ein Junge von etwa achtzehn Jahren. Auf seinem Rücken konnte man zwei kleine weiße Flügel entdecken. Beide waren etwa fünfzig Zentimeter groß, und somit völlig ungeeignet um den Jungen zu tragen. Zwei in schwarz gekleidete Männer standen neben ihnen. Ein paar Minuten später fuhr eine schwarze Limousine vor. Und alle Anwesenden stiegen hinein. Ihr Ziel war Tortoi. Am nächsten Tag saßen Amy und Erik schon wieder bei ihr zu Hause um zusammen zu lernen. Erik hatte sich ziemlich bockig gestellt und wollte einfach nicht wieder auf den Deal eingehen. Und doch hatte sie es geschafft ihn wieder zu überzeugen. Nun saßen sie sich auf ihrem Bett gegenüber und jeder schaute in die eigenen Unterlagen. "Du hast eine sehr nette Freundin." Amy blickte von ihren Unterlagen auf und schaute ihn fragend an. "Ich meine Ann." "Du meinst sie ist eine sehr süße Freundin." Gab Amy kühl zurück, obwohl sie es nicht so meinte. "Nein so etwas habe ich nicht gesagt." Erik wendete sich wieder seinen Hausaufgaben und Amy tat es ihm gleich. Beide hingen nun ihren Gedanken nach und keiner sagte auch nur ein Wort mehr, bis sie plötzlich ein heranfahrendes Auto hörten. Als sie durch das Fenster blickten, sahen sie das es eine schwarze Limousine war. Sie hatte genau vor dem Haus angehalten. Aus ihr stiegen dann ein Mann mit kurzen braunen Haaren und ein schwarzhaariger Junge. "Jack!" "Papa!" Sagten Erik und Amy gleichzeitig und schauten sich an. "Du meinst, dass ist dein Vater?" Begann Erik. "Und du meinst, dass ist dein Bruder?" Beendete Amy die Frage. Beide nickten gegenseitig und begaben sich nach unten. Mark stand vor dem großen weißen Haus von Jakob und Maria Raphell. Er war seit genau einem Jahr nicht mehr hier gewesen. Aus dem Haus sah er Jakob herauskommen. "Los Jack komm her zu mir." Der Junge folgte dem Befehl und stellte sich neben Mark. Jakob war nun zum Gartentor angelangt. "Was können wir für dich tun?" Fragte er Mark, aus seinem Ton hörte man aber ein gewaltiges Misstrauen. "Ich bin hier, weil ich Jack zurück nach Hause bringen wollte und auch noch weil ich meine Tochter sehen will." Er lächelte Jakob freundlich an. "Papa!" Hinter Jakob ertönte die Stimme von Amy. Sie rannte zu ihrem Vater rüber und beide umarmten sich freudig. "Jack!" Erik war nun auch zu ihnen getreten. Er schaute sich seinen Bruder genau an. Dieser irritierte ihn etwas. Auf seinem Rücken waren zwei kleine weiße Flügel zu sehen. "Ja!" Es schien fast so zu sein, als ob dieser nicht wusste, wer ihn da eben gerufen hatte. "Weißt du, wer ich bin?" Fragte er nun seinen Bruder. "Jack ist etwas müde, es war ein langer Flug bis nach Granja." Mischte sich nun Mark in das Gespräch zwischen den beiden Jungs an. "Ich bin sein Bruder. Was haben sie mit ihm gemacht?" Erik klang ziemlich wütend. "Erik!" Sagte nun Jack. Alle schauten Jack an. Erik ging zu ihm rüber und umarmte ihn. "Freut mich, dass du wieder da bist großer Bruder." "Wer bist du?" Die Frage die Jack nun stellte galt Amy. Sie ging dann auf ihn zu und reichte ihm ihre Hand. "Ich bin Amy, erkennst du mich nicht mehr Jack. Wir haben früher immer sehr gerne miteinander gespielt." Amy lächelte ihn freundlich an. "Nein." Die Antwort von ihm kam nun etwas unerwartet. "Aber..." Erik klang wieder ziemlich irritiert und schaute den Vater von Amy an. "Wie schon gesagt, er ist nur etwas müde und schwach. Er ist nicht an so eine lange Reise gewöhnt." Irgendwie klangen seine Worte nicht glaubwürdig. "Ein "Angel", Flügel so schön und lang, wie sie noch keiner hat." Es war Jack, der diese Worte nun aussprach, dabei fasste er eine der braunen Locken von Amy an und lächelte ihr zu. 8. "Ich möchte Amy mitnehmen?" Sagte Mark. Er saß im Wohnzimmer neben Maria. Jakob stand indessen am Fenster und schaute hinaus. "Nein." Beantwortete er seine Frage ruhig. "Sie ist immer noch meine Tochter." Versuchte Mark dagegen zu halten, aber die Worte von Jakob erschreckten ihn sehr. "Du meinst eher, du hast sie erschaffen." "Woher...?" "Woher wir das wissen? Wir haben so unsere Quellen." "Der Sohn von Dr. Langstone?" Seine Worte klangen eher wie eine Feststellung, als eine Frage. Ein Klopfen an der Tür unterbrach die nun gefährliche Unterredung. Es war Amy, die hereinkam, gefolgt von Edward und Anna Langstone. "Guten Tag. Wir sind hier um unseren Sohn abzuholen." Jetzt war die Spannung zwischen den Personen noch mehr gestiegen. Jack und Erik standen währenddessen am Strand und schauten hinaus auf das Meer. Einige kleinere Boote tuckerten vor sich hin und die paar entfernten Inseln leuchteten im hellsten grün. Erik blickte kurz zu seinem großen Bruder. Dabei schaute er unerwartet auf seine Flügel. "Ein genetischer Defekt." Sagte Jack. "Was?" Erik war überrascht. "Na ja, sie sind so klein, weil ich einen genetischen Defekt habe, der es verhindert hatte, das sie größer wurden." "Aber..." "Welchen Sinn sie haben?" Erik war noch mehr überrascht über die Fähigkeit seines Bruders genau zu wissen, was ihn beschäftigte. "Gar keinen. Aber Amys dagegen." "Woher weißt du, dass Amy ebenfalls Flügel ausbilden kann?" "Deswegen sind wir hier. Wir wollen sie mitnehmen." "Niemals, mein Sohn bleibt hier!" Edward Langstone war aufgestanden. Sein Gesicht war wutverzerrt und genauso schaute er Mark Agram an. "Bitte beruhige dich Liebling." Versuchte seine Frau ihn zu beschwichtigen. "Wie bitte? Ich soll jetzt ruhig bleiben! Er war es, er hat uns unseren geliebten Sohn entwendet! Und du willst, dass ich ruhig bleibe. Er nimmt ihn bestimmt nicht noch mal mit, dass lasse ich auf keinen Fall zu!" Edward hatte sich wieder hingesetzt, aber man sah deutlich, dass er es ernst meinte. Seine Frau indes erwiderte nichts, sie gab sich geschlagen, denn sie wusste, dass ihr Mann recht hatte. "Ihnen müsste aber klar sein, dass John nicht ihr Sohn ist." Mark saß während der ganzen Unterredung ruhig, doch jetzt meldete er sich nun endlich. "Wie soll ich das jetzt bitte verstehen?" Edward schaute zu seiner Frau rüber. "Oh nein, es ist nicht so, wie sie denken. Ihre Frau hatte keinen Seitensprung." "Das habe ich auch nicht gedacht, sie Idiot. Ich vertraue meiner Frau voll und ganz, aber genauso zähle ich auch auf ihre Meinung." "Wie sie meinen." Sagte Mark beiläufig, bevor er mit seiner Erzählung fortfuhr. "Die befruchtete Eizelle ihrer Frau wurde im Krankenhaus extra so verändert, dass sie die Gene für die Flügel in sich trägt. Jedoch trat bei den meisten Kindern nicht der erwünschte Erfolg zu Tage. Anders gesagt, noch keines der Kinder hatte die vollen Fähigkeiten eines "Angels" in sich. Na ja jedenfalls bis heute nicht." "Soll das heißen, dass John diese hat." Unterbrach Frau Langstone Mark und nahm so ihrem Mann den Wind aus den Segeln, so dass dieser nicht wieder mit Drohungen um sich werfen konnte. "Nein. John hat nur eine Fähigkeit, und das ist andere Angel zu spüren, aber mehr auch nicht. Ein Angel muss aber voll ausgebildete Flügel haben, andere Angel meilenweit spüren, seine Zukunft voraussehen und was das Wichtigste ist, er muss fliegen können. Und solchen Kinder gibt es aber nur drei auf der ganzen Welt." "Amy?" Hörte man leise Jakob sagen. Für einen Moment war das große Wohnzimmer erfüllt von Stille. "John darf hier bleiben, so hat man entschieden. Er ist uns sowieso von keinem Nutzen. Lassen sie ihn ein normales Leben führen. Seine Flügel sind ziemlich alt, und er wird sehr große Schmerzen spüren, wenn sie entfernt werden, aber so ist es besser, wenn er ein normales Leben weiter führen will." Sagte Mark. Ein zaghaftes Klopfen war an der Zimmertür von Amy zu hören. "Herein!" Sagte sie und bald darauf befanden sich drei Personen in dem Zimmer. "Hallo Liebling, wie geht es dir?" Fragte ihr Vater sie. "Hallo Papa, Oma, Opa?" Amy betrachtete die drei Erwachsenen mit einem Lächeln auf den Lippen. Obwohl sie so fröhlich war, war ihr nicht sehr wohl zumute. Sie spürte deutlich, dass mit dem heutigen Tage eine Veränderung in ihr Leben treten würde. "Ich muss schon heute wieder zurück fahren Liebling." Begann Mark seine Ausführungen. "Nein Papa, ich habe mich doch so gefreut, dass du mich endlich besuchst, und nun willst du schon wieder weg." Amy traten plötzlich Tränen in die Augen. "Aber weine doch nicht, ich werde ja nicht alleine fahren." Amy bedachte erst ihren Vater dann ihre Großeltern mit großem Interesse. In den Zügen von Maria und Jakob spiegelte sich tiefe Traurigkeit. "Ich möchte das du mit mir kommst Amy." Sagte er. "Meinst du das im ernst Papa?" Fragte Amy ihren Vater. "Ja, das meine ich wirklich ernst." Maria und Jakob schüttelten nur traurig ihre Köpfe. Sie hätten Amy doch so gerne beschützt. "Du gehst?" "Ja ich gehe." Amy und Erik saßen nebeneinander am Strand. Beide beobachteten wie sich die Wellen brachen und wie die Sonne gerade aufging. Beide waren in ihre Gedanken vertieft. "Wirst du mich vermissen?" Fragte Amy leise Erik. Es dauerte eine Weile bis Amy ein leises ja hörte. Sie freute sich so sehr, dass sie den ahnungslosen Erik nun stürmisch umarmte. "Ich werde auch dich vermissen Erik, ganz doll, glaube mir." Kapitel 4: ----------- So als erste wollte ich mich bei allen endschuldigen, die die Kapitel vorher gelesen haben. Ich habe nämlich einen großen Fehler gemacht. Im ersten Teil hat Eriks Bruder den Namen David, dann habe ich aber aus Versehen im dritten Teil den Namen Jack genommen. Ich bin jetzt bei Jack geblieben und hoffe, dass euch diese kleine Namensänderung nicht zu sehr verwirrt. Und zweitens geht es um die vielen Rechtschreibfehler, irgendwie haben sich diese in die Geschichte eingeschlichen und lassen sie nicht mehr los. Dicke, fette Entschuldigung meinerseits bitte annehmen. Und noch etwas: Mit diesem Teil fängt der zweite Teil der Geschichte, der um einiges ernster wird als der Erste. Viel Spaß. Ana Vi Ich wollte dich wiedersehen 1. "Unglaublich, seht doch wer da ist." "Ich fass es nicht, seit wann ist die den wieder da?" "Sieht ja gut aus die Kleine." Während Amy langsam die Gänge ihrer alten Schule durchschritt, wurde sie von allen Seiten neugierig beäugt. Zwei Jahre war es her, seit sie hier glücklich gewesen war. Wie oft hatte sie sich seitdem nach diesem einfachen Leben gesehnt. Und jetzt war sie hier, wieder mal war sie entwischt, aber diesmal wurde sie es schaffen das zu verwirklichen, was sie sich vorgenommen hatte. "Hey Erik hör auf rumzuschmusen, wir kommen zu spät zu unserer Arbeit." Erik saß mit seiner neuen Freundin auf einer Bank vor der Schule. Als er seinen Kopf hob, sah er seinen Bruder Jack der ihm vom Auto aus zurief. Erik löste sich langsam von Ann, gab ihr noch einen kleinen Kuss auf die Nase, und ging zu seinem Bruder. "Seit dem du eine Freundin hast, bist du wie ausgewechselt. Na wo seid ihr schon?" "Halt die Klappe Jack, was geht es dich an, was ich tue. Kümmere dich lieber um deine Verlobte." Sagte Erik mit einem Grinsen und setzte sich in den Wagen neben seinen Bruder. So fuhren sie los Richtung Tortoi. Erik war allmählich schon neunzehn, aber er hatte immer noch keinen Führerschein. Sein Vater verlangte von ihm, dass er ihn sich selber finanzieren sollte. Und sein großer Bruder war so liebenswürdig ihm einen Job anzubieten. Es hatte lange gedauert bis Jack wieder ein normales Leben führen konnte. Und in dieser Hinsicht war Kathrin, Jacks Verlobte, nicht ganz unschuldig. Kathrin war die Sekretärin seines Vaters, und im Moment die Sekretärin von Jack. Jack hatte sich im Geschäft seines Vaters etabliert und es vor einem Jahr übernommen. Er war der neue Hafenmeister. Die Aufgabe von Erik bestand darin sich um die Sauberkeit des Hafens zu kümmern. Ein gnadenloser und anstrengender Job. Schon wieder beobachtete Erik seinen großen Bruder. Wie war er damals nur abwesend gewesen. Aber sobald die Flügel verschwunden waren, war er wie ausgewechselt. Wo mochte sie nur sein? Wie oft hatte er sich diese Frage gestellt. Sein Bruder war sehr verschwiegen darüber gewesen, wie es ihm in dem Angel Camp ergangen ist. Und umso mehr fragte er sich ob es Amy gut ging. Hatte sie ihn vielleicht schon vergessen? "Amy, bist du es wirklich. Oh Amy, ich freue mich so sehr dich zu sehen." Tränen standen Ann in den Augen als sie ihre Freundin erblickte. Amy stand auf der Straße und starrte dem davonfahrenden Auto nach. Sie trug eine lange braune Hose und ein schwarzes Top, dass am Rücken zerrissen war. Außerdem sah man eine Bandage durch das Hemd durchschimmern. Ihre Haare waren mit einem einfachen grünen Band verbunden. "Hallo Ann, war das Erik der gerade in den Wagen gestiegen ist." Fragte sie mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen. "Ja das war er. Jack hat ihn abgeholt, er musste zur Arbeit." "Hat er sich gebessert?" "Ich versteh nicht, wie meinst du das." Ann betrachtete Amy kritisch. Sie war noch schöner geworden, aber man sah deutlich, dass es ihr schwer fiel sich auf den Beinen zu halten. Bei näherem betrachten, merkte Ann auch, dass ihre Kleidung schmutzig war, überall sah sie rostige Flecken auf ihrem Top. "Ich brauche ihn." Flüsterte jetzt Amy und ging die Straße entlang, in die der Wagen weggefahren war. Sie führte direkt zum Hafen von Granja. "Warte Amy, du solltest erst erfahren, dass er jetzt mir gehört. Na ja, ich meine er ist jetzt mein Freund." Ann konnte Amy nicht in die Augen schauen. Sie wusste schon lange, dass Erik Amy nicht aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte. Aber jetzt war sie seine Freundin und sie wollte um ihn kämpfen. "Ann?" Der leise Flüsterton, der Ann jetzt ganz nah war, ließ sie ihren Kopf heben. "Ich brauche Erik, er ist meine letzte Hoffnung." Flüsterte Amy ihr traurig zu, während sie eine der Hände von Ann ergriff. Amy ließ Ann los und ging wieder ihren Weg entlang. "Amy!" Rief ihr Ann noch mal entgegen und Amy drehte sich um. "Ja, er hat sich gebessert." Verkündete Ann mit Tränen in den Augen. Amy lächelte ihr dankbar zu und lief weiter. Ann hatte die große Angst und Traurigkeit in Amys Augen gesehen. Obwohl sie Erik niemals aufgeben wollte, hatte sie immer gespürt, dass da ein unsichtbares Band zwischen den Zweien bestand. Jack blickte auf die vielen Touristen, die sich einen Platz auf dem Ausflugsschiff suchten. Viele verschiedene Sprachen drangen an sein Ohr, und fröhliches Kinderlachen mischte sich unter das Treiben am Hafen. Granja war ein viel besuchtes Urlaubsziel. Der Hafen lag in einer kleinen malerischen Bucht. Der Strand dagegen war auf der anderen Seite dieser Bucht, durch ein kleines Wäldchen von den Blicken geschützt. "Jack, Papa sagt, dass er jetzt ablegen möchte. Gibt es noch irgendetwas?" Kathrin stand neben Jack und blickte ihn sorgenvoll an. Ihrer Meinung nach, hatte er schon wieder diesen weltfremden Blick angenommen. Jack betrachtete seine Verlobte. Sie war nicht sonderlich hübsch, aber er fand, dass von ihr eine ganz besondere Wärme ausging. Wie hatte doch sein Vater wegen dieser Verlobung getobt, da er doch erst einundzwanzig und Kathrin erst achtzehn war. Er lächelte Kathrin liebevoll zu. Ihr Stirnrunzeln war ihm nicht entgangen und er wollte sie beruhigen. "Ich bin glücklich. Glücklich das solch eine wundervolle Frau wie du ihr Leben neben mir verbringen will." Sagte er sanft und Kathrin errötete bis unter die Haarwurzeln. "Du kannst deinem Vater sagen, dass er ablegen kann." Während Kathrin sich zu ihrem Vater begab, fühlte Jack plötzlich Schmerzen auf seinem Rücken. Da seine Flügel nicht zurückkehren würden, hatte er geglaubt, er hätte auch die anderen Fähigkeiten eines Angels verloren. Aber nun fühlte er es wieder, dieses Gefühl, dass er nur einmal gespürt hatte und nur bei einer einzigen Person: Amy Agram. 2. Es war spät am Abend und Erik lief die Straße in Tortoi Richtung eines bestimmten Hauses. Der Tag war sehr lang gewesen und er hatte besonders heute viel zu tun. Er hätte keinesfalls noch einwilligen sollen jetzt zu Ann zu gehen. Aber sie hatte ziemlich verstört am Telefon geklungen, also hatte er seine letzten Kraftreserven gesammelt und war jetzt auf dem Weg zu ihr. Da war es schon wieder, dieses Gefühl, dass er schon den ganzen Nachmittag über hatte. Er fühlte sich beobachtet. Aber jedes Mal, wenn er sich umblickte sah er niemanden. Wahrscheinlich werde ich allmählich verrückt, schalt er sich selbst und ging weiter. Doch plötzlich fühlte er etwas auf seiner Schulter. Als er seinen Kopf so drehte um es zu sehen, erblickte er eine weiße Feder. Sie war schmutzig, aber er konnte eindeutig erkennen, dass sie mal weiß gewesen ist. Er nahm sie in die Hand und betrachtet sie nun neugierig. Warum verursachte bloß die dumme Feder eines Vogels, dass er Herzklopfen bekam. Wie konnte er jetzt an sie denken, wo er doch zu seiner Freundin ging. Doch er musste ehrlich zu sich sein. Er empfand nichts, aber auch gar nichts für Ann. Aber Amy musste er deswegen umso mehr aus seinem Kopf verbannen. Plötzlich fühlte er schon wieder etwas auf seiner Schulter, doch diesmal war es nass. Erik glaubte es beginne an zu regnen, doch da er einen weißen Pullover trug, merkte er wie sich langsam seine Schulter rot verfärbte. Aus einem Reflex heraus blickte er nach oben und sah sie. Sie schwebte langsam über ihm. Ihre Flügel waren bis zur Hälfte kupferbraun verfärbt. Er sah Angst in ihren schönen Augen, angst vor ihm. Aber er sah auch noch etwas anderes: Erleichterung. "Komm her." Flüsterte er ihr zu, und breitete seine Arme aus. Amy ließ sich in diesem Moment fallen und Erik erwischte sie zum Glück noch rechtzeitig. Während des Falls verlor sie ihre Flügel. "Ich bringe dich nach Hause." Sagte er ihr. "Nein!" Rief sie und versuchte sich von ihm zu befreien. "Nein bitte nicht." Flüsterte sie noch ein letztes Mal, bevor sie vollkommen in Unmacht fiel. "Sie kann nicht hier bleiben, auf keinen Fall, wenn meine Eltern nur davon erfahren!" Ann war wütend. "Aber Ann ich habe dir schon einmal gesagt, sie möchte nicht nach Hause und ich weiß nicht, wo ich sie hinbringen soll." Erik schaute seine Freundin verzweifelt an. "Sie ist doch kein Verbrecher, und wenn sie von zu Hause abgehauen ist, so ist es immer noch kein Unheil." "Aber..." "Ich habe nein gesagt, ich verstecke keine Ausreißer bei mir, auch wenn sie meine Freundin ist. So löst sie ihre Probleme nie." Erik schaffte es nicht noch etwas darauf zu erwidern, denn Amy kam ihm zuvor. "Sie hat recht Erik, hör auf. Außerdem möchte ich nicht auch noch sie in Gefahr bringen. Auch dich wollte ich nicht mit einbeziehen." "Amy du brauchst Hilfe, den deine..." "Nein tue ihr das nicht an. Ann ich danke dir. Ich werde jetzt gehen, mach dir keine Sorgen um mich. Alles wird gut, egal was passiert." "Es tut mir leid Amy." Amy lächelte Ann noch mal freundlich an, bevor sie ihr Zimmer verließ. Jedoch wollte Erik ihr folgen. "Wo willst du hin?" Fragte Ann ihn nun mit einer zittrigen Stimme. "Sie braucht mich." Und damit war er draußen. Ann stand stattdessen am Fenster und beobachtet wie Erik das Haus verließ. "Und ich dachte ich könnte dich für mich gewinnen. Aber ich habe kläglich versagt. Leb wohl." Sagte Ann, bevor sie sich vom Fenster abwandte. "Doktor, Doktor, sie ist schon wieder verschwunden!" "Wer ist verschwunden?" Fragte Mark Agram leicht verärgert. Er hasste es, wenn er bei seinen Untersuchungen gestört wurde. "Der First Angel ist verschwunden!" Rief der Assistent ängstlich aus. "Haben sie die anderen Angel mit ihrer Suche beauftragt?" Mark ließ das Reagenzglas in den Reagenzglasständer fallen und stand auf. "Es geht nicht!" "Was geht nicht?" Mark hasste die Unfähigkeit seiner Mitarbeiter. Die meisten von ihnen waren zu nichts zu gebrauchen, kein Wunder das ihnen Amy schon zum zweiten Mal entwischt war. Er hätte wohl doch die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen sollen. Warum ist er ihr schon wieder auf den Leim gegangen, fragte er sich wütend. "Sie weigern sich." "Was!" "Sie möchten dieses nicht tun. Sie weigern sich ihnen zu helfen, sie zu suchen, denn sie haben es ihr versprochen." Mark überlegte kurz nach, wie konnten sich seine Angels, die von ihm erschaffenen Kreaturen nur ihm, ihrem Schöpfer verweigern. Aber bevor er sich diesem Problem zuwandte, musst er Amy erst finden. Und dazu brauchte er keine Hilfe von den Angels. Er wusste ganz genau wo sie hingegangen war. Wie konnte sie nur so dumm sein und versuchen ihre Flügel für immer zu entfernen. Die Macht der Angels ist bis zu ihrem Lebensende mit ihnen Verbunden. "Machen sie meine Maschine startklar. Ich weiß wo sie hingegangen ist." Sagte er zu seinem Assistenten, der sich freudig schnell entfernte um seine Aufgabe zu erfüllen. Und Mark begab sich zum Telefon, er musste jetzt dringend mit Jakob und Maria Raphell sprechen. Er hoffte auf ihre Kooperation, obwohl er sich nicht sicher war. Würden sie einem Mann helfen, der ihre Tochter in den Tod getrieben hatte. Kapitel 5: ----------- 3. "Nein, Amy ist nicht hier, und wenn sie es wäre, würden wir es dir bestimmt nicht sagen!" Sagte Jakob wütend und legte den Hörer auf. Maria betrachtete besorgt ihren Mann, viel hatte sie von dem Gespräch nicht verstanden, aber es ging eindeutig um Amy. "Was ist den los?" "Sie ist ihnen entwischt. Er will sie zurückhaben und er hat geglaubt sie wäre hier bei uns." "Aber das dürfen wir nicht zulassen. Niemals, Amy ist unsere Enkelin." Sprach Maria besorgt und legte einen Arm um ihren Mann. "Hier ist es wunderschön. Ich liebe das Meer." Amy schaute traurig auf das Meer hinaus. Erik stand hinter ihr und blickte in die selbe Richtung wie sie. "Warum bist du hier?" "Sie ist hier, weil sie die Wahrheit nicht ertragen konnte." Erik drehte sich rasch um, diese Worte kamen von seinem Bruder. "Sie ist hier, weil sie sich durch deine Hilfe die Erlösung erhofft." "Und hast du sie gefunden?" Fragte Amy Jack, immer noch auf das Meer hinaus blickend. "Ich weiß nicht, schon möglich. Aber ich habe immer noch meine Fähigkeiten beibehalten." "Und deine Flügel?" "Nein, die habe ich nicht mehr." Erik betrachtete das einseitige Gespräch zwischen seinem Bruder und Amy. Irgendwie verstand er nicht ganz um was es da ging. "Wirst du ihm alles erzählen?" Jacks Frage bewirkte Amy sich umzudrehen. "Ja." Mit einem strahlenden Lächeln bestätigte sie ihr Vorhaben. Jack war seit einer halben Stunde weg und Amy und Erik standen immer noch nebeneinander. Doch plötzlich und wie aus dem Nichts breitete Amy ihre Flügel aus. Diesmal waren sie weiß und rein. "Was ist los? Wo willst du hin?" Erik hatte sich erschrocken. "Ich werde dich morgen abholen, dann werde ich dir alles erzählen." "Aber wo willst du den hin?" Amy hatte sich schon in die Luft erhoben. "Zu meiner Familie." "Warte du kannst dich doch auch bei mir verstecken!" Amy lies sich noch einmal zu Boden und umarmte Erik herzlich. "Was meinst du denn, wo sie zuerst nachschauen werden?" Sagte sie. In dem Augenblick als sie sich wieder in die Luft erheben wollte, hörten beide ein lautes Motorengeräusch. Die Luft schien förmlich zu vibrieren, so laut war es. "Aber auch bei deinen Großeltern werden sie vorbeischauen. Und es wird nicht mehr lange dauern." Erik drehte nun ihr Gesicht zu sich und küsste sie zart auf die Lippen. Und auch wenn die Flügel schon längst verschwunden waren, hörte er nicht auf. Er spürte deutlich wie stark die Schmerzen sein müssten, die sie in dem Augenblick empfand. Und als ob er auf das gewartet hätte, sank Amy erschöpft in seine Arme. Er hob sie auf und machte sich den Strand entlang auf dem Weg zu seinem eigenen Haus. "Hast du sie gefunden?" "Nein, aber die Stadt wimmelt von Polizisten." Jakob stieg gerade aus seinem Auto, Maria wartete daneben auf ihn. Gleich nach dem Anruf hatte sich dieser auf dem Weg gemacht um seine Enkelin zu suchen. Seit dem waren zwei Stunden vergangen. "Wie ich sehe, hattest du auch keinen Erfolg!" Marias Aufgabe war es Tortoi zu durchkämmen und Jakob war bis nach Granja gefahren. "Nein, aber vor einer halben Stunde hat ein Hubschrauber die Gegend überflogen." "Mark war sehr schnell. Aber wir dürfen es nicht zulassen, das er uns auch noch Amy wegnimmt." "Dessen bin ich mir im klaren, aber wie willst du sie den beschützen, wenn du nicht mal weißt wo sie ist?" Maria war den Tränen nahe. "Mark wird in einer Stunde hier antreffen, bis dahin haben wir genug Zeit um uns etwas auszudenken." "Leider war ich aber diesmal schneller. Wenn es um das kostbarste Geschöpf geht, dass ich habe, dann scheue ich weder Kosten noch Mühen." Jakob und Maria wirbelten schnell herum, sie wussten auch ohne hinzusehen, wer vor ihnen stand. Wie immer elegant gekleidet und mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen. Mark Agram hatte wirklich keine Mühen gescheut um seine entlaufene Tochter zu finden, wo sie doch die Person ist die über die Zukunft des Projekts entscheidet. Und fast hatte er geglaubt, es würde ziemlich schwierig werden aus Jakob und Maria etwas heraus zu bekommen, aber nach dem Gespräch das er belauscht hatte, fühlte er sich auf einmal besser. "Also, nach eurer eigenen Aussage ist sie nicht hier. Und ich bin sehr froh, dass ihr mir so zuvorkommend geholfen habt. Aber trotzdem sollte ich vielleicht hinzufügen, dass ich euer Haus Tag und Nacht überwachen lassen werde." Maria hatte hoffnungslos angefangen zu weinen, und auf dem Gesicht von Jakob zeichnete sich pure Wut aus. "Sollte ihr auch nur ein Haar gekrümmt werde, dann Gnade dir Gott Mark, ich werde dich finden." "Nicht doch, ihr ging es besser als den anderen Angels, den sie war mein Meisterstück." Erwiderte Mark. "Wenn es ihr so gut ging warum ist sie dann weggelaufen? Bestimmt nicht damit es ihr noch besser geht." "Oh, das arme Kind ist weggelaufen, weil es glaubt eine Chance zu haben nie wieder ein Angel zu sein. Aber so etwas gibt es nicht, sie wird immer die Fähigkeiten und die Gene eines Angels in sich tragen." "Ich glaube da irren sie sich Mark." Unterbrach Jakob Marks Erzählung. "Amy ist sehr clever, und sie weiß auch bestimmt das sie die Gene eines Angels niemals verlieren kann. Meiner Meinung nach verfolgt sie was ganz anderes. Und ich sehe es ihnen an, dass sie davor große Angst haben." Mark war wütend, er drehte sich um. Denn seiner Meinung nach, waren es diese Menschen nicht wert sich noch mehr mit ihnen zu beschäftigen. "Wie konnten sie ihrer Tochter nur so etwas antun?" Hörte er wie Maria diese Worte aussprach. "Sie vergessen das sie nicht meine echte Tochter ist. Amy wurde im Reagenzglas hergestellt, und ihre Tochter war nur so liebenswürdig gewesen das Kind auszutragen." "Oh, hallo Liebling, dass ist aber schön das du uns besuchst." Anna umarmte herzlich ihren ältesten Sohn. Seit dem dieser wieder zu Hause war, hatte sie sich sorgfältig um ihn gekümmert, aber nun war er vor zwei Monaten aus dem Elternhaus ausgezogen und wohnte jetzt mit seiner Verlobten in Granja. "Wäre es ein reiner Freundschaftsbesuch, wäre auch ich froh, aber es geht um mehr. Wo ist Vater?" Nun blickte auch Anna besorgt ihren Sohn an. Ihr war keineswegs seine düstere Miene entgangen als er das Haus betreten hatte. Und jetzt mischte sich unter all ihre verwirrenden Gefühle auch Angst mit ein. "Er ist im Wohnzimmer mit Lea." "Gut, könntest du Lea vielleicht ins Bett bringen, wir müssen uns dringend unterhalten." Anna nickte nur. 4. "Ein voll ausgebildeter Angel hat drei Fähigkeiten. Er muss andere Angel meilenweit spüren können. Er muss seine nahe Zukunft voraussehen und er muss, und das ist das wichtigste , fliegen können. Aber ein voll ausgebildeter Angel hat auch eine vierte Fähigkeit, die so gesehen eigentlich, überhaupt nichts mit den Fähigkeiten eines Angels zu tun hat. Meine Mutter war eine sehr liebevolle Frau, sie arbeitete zusammen mit Mark Agram in dem Angelprojekt. Es war eigentlich eine Institution zur Verbesserung der menschlichen Gene um diese resistent gegen jegliche Krankheiten zu machen, doch leider war das nur der Schein dieser Institution. Mark nämlich verfolgte eigene Ziele. Aber meine Mutter war jung und unerfahren und es dauerte auch nicht lange und sie verliebte sich in den gutaussehenden Doktor, der ihr auch noch extra schöne Augen machte. Er brauchte einfach ein Versuchskaninchen und warum sollte es nicht meine Mutter sein. In ihrer überschwänglichen Liebe zu ihm tat sie alles, was er von ihr verlangte. Und er heiratete sie um so seine Liebe ihr gegenüber zu beweisen und um sie dazu zu bewegen ein Kind auszutragen, ein Kind von ihm selbst erschaffen." Erik nahm Amy noch fester in seine Arme. Sie lag in seinem Schoß und beide waren eingewickelt in eine Decke. Er spürte ihr zittern, und das kam nicht von der kalten Nacht, es war ihre Angst. "Und dieses Kind?" Fragte er. "Ja dieses Kind war ich. Ein Wesen erschaffen um andere zu gebären." "Ich verstehe nicht?" "Merkwürdiger Weise waren die Gene meiner Mutter genau das was er brauchte um einen vollkommenen Angel zu erschaffen. Schon während ich in ihrem Mutterleib war, hatte sie es gespürt, dass ich etwas anderes sein werde. Schon bald fand sie auch heraus was es mit diesem Projekt wirklich auf sich hatte. Und wie auch all die anderen ahnungslosen Frauen, eine davon war deine Mutter, war sie ein Versuchskaninchen unter vielen. Sie wurde benutzt von dem Mann, von dem sie glaubte er würde sie lieben. Wie sie es geschafft hat, dass ich trotz allem bei meinen Großeltern aufwuchs, dass weiß ich nicht. Aber ich habe die Liebe dieser Menschen gespürt, und ich habe die Liebe meines Vaters gespürt. Ich kenne somit den Unterschied zwischen dem gebraucht werden nur zu gut. Er hat mich zu sich geholt um sein Versuchskaninchen zu sein." "Was ist mit deiner Mutter passiert?" Erik wollte nicht, dass sie aufhört zu reden. "Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben. Sie war sehr zart gebaut und plötzlich gab es Komplikationen bei der Geburt. Das hat sie nicht überlebt." "Amy, was ist die vierte Fähigkeit eines Angels, welchen Zweck solltest du dienen?" Kapitel 6: ----------- So, normalerweise schreibe ich selten Kommentare zu meinen Stories, aber diesmal hat es einen besonderen Anlass. >>Liebe Safirachan einen ganz herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag. Das hier ist der letzte Teil von Angel Wings und da du ja heute Geburtstag hast, möchte ich es dir widmen. Ich hoffe ich konnte dir damit eine Freude machen.<< Die ganze Story hätte eigentlich schon gestern hochgeladen sein, aber irgendwie hat es nicht geklappt, also betrachte es als nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Und jetzt viel Spaß dir und allen anderen mit dem 6. und letzten Teil dieser Geschichte. 5. "Das Projekt ist eine Züchtung von Kriegern auf höchstem Niveau und ich bin eine davon. Die vierte Fähigkeit eines Angels ist es Leben zu nehmen oder Leben zu geben. Ich sollte Leben geben. Ich bin eine Marinonette, erschaffen von einem Mann, der Großes für sich anstrebt. Und ich bin keine zufällige Kreation der Evolution!" "Wie solltest du aber Leben geben?" "Erik ich bin eine Frau! Ich habe genug Eizellen in mir um über hundert Soldaten auf die Welt zu bringen!" Amy hatte sich aus der Umarmung von Erik gelöst und war aufgestanden. Nun lief sie unruhig am Strand hin und her. Immer wieder schweifte ihr Blick zu dem nur paar Kilometer entfernten Festland, denn sie und Erik befanden sich auf einer Insel. "Aber ich verstehe immer noch nicht wie ihr Angels uns Menschen gefährlich werden könntet, ich meine ihr seid keine Killermaschinen, ihr könnt eigentlich, wie schon gesagt, nur fliegen." Auch Erik erhob sich jetzt. "Nur Fliegen! Du hast doch selbst erlebt was für Einwirkungen das Projekt auf die Gesellschaft hatte. Jeder Elternteil schickt seine Kinder zu dem Institut in die Hauptstadt, jeder von ihnen will das ihr Kind etwas besonderes ist. Und schon der Name Angel sagt ja aus, was wir sind. Etwas besonderes, die sogenannten Engel, die Engel die andere grausam töten können. Meine Gene sind so sehr aufgeputscht, ich bin eine lebende Kampfmaschine. Und die letzte Jahre habe ich nicht mit irgendwelchen Untersuchungen verbracht, ich habe gelernt mich zu verteidigen. Nur mit meinen bloßen Händen könnte ich jetzt in Sekundenschnelle dein Leben beenden." "Psst, nicht aufregen." Erik umarmte liebevoll Amy von hinten, sie musste ja Qualen bei ihrem Vater erlitten haben. "Was hast du jetzt vor? Sie suchen dich schon." Ein Blick aus Festland bestätigte Eriks Aussage, der Strand war hell erleuchtet. "Sie werden sehr schnell feststellen, dass das Boot fehlt." "Ich werde ihnen einen Strich durch die Rechung ziehen, ich lasse nicht zu das sie mich missbrauchen." "Aber wie?" Erik drehte sie vorsichtig zu sich herum, er konnte ihr direkt in ihre wunderschönen Augen. "Du bist ja immer noch eine Jungfrau?" Es graute schon, so dass Amy ganz leicht den rötlichen Schimmer in Eriks Gesicht sehen konnte. "Warum?" Fragte sie ihn noch mal. "Ich weiß es nicht." "Erik Langstone du hast immer so getan, als ob du der größte Mistkerl auf der ganzen Welt wärst, aber tief in deinem wundervollen Herzen bist du der beste Mensch den ich kenne. Und ich liebe dich deswegen noch mehr, als ich es schon vorher getan habe." "Du liebst mich?" Mehr sagen brauchte sie nicht. Erik nahm Amy noch fester in seine Arme. Der Kuss war etwas Neues und wie in Trance fielen sie beide wieder hinunter auf die Decke die ausgebreitet am Strand lag. Erik löste sich von Amy und nahm erst mal tief Luft. Sie durften nicht weiter gehen. "Wir sollten das nicht tun, ich meine, du verlierst dann ja deine Flügel und dann, außerdem nützt es dir nicht, wenn wir es tun, es schränkt dich nur noch mehr ein. Und wir sollten lieber darüber reden, was du nun unternehmen willst..." weiter kam er nicht den Amy hatte ihm einen Finger auf seine Lippen gelegt. "Willst du das wir aufhören?" Fragte sie ihn. "Willst du es?" War seine Antwort. "Nein." Bestätigte ihm Amy. Wieder senkte Erik seinen Kopf und gab Amy einen zärtlichen Kuss, er liebte ihre honigweichen Lippen, die in seinem ganzen Körper ein merkwürdiges Kribbelgefühl auslösen konnten. Seine Lippen erkundeten erst mal ihre, bevor sie sich nach unten begaben. Ganz sanft knabberte er an ihrem Ohrläppchen, liebkoste ihren Hals und kam zu ihren Brüsten. "Bevor wir weiter machen, solltest du aber vorher etwas wissen." Erik hatte wieder seinen Kopf erhoben und schaute nun Amy tief in die Augen. "Ich liebe dich." Lächelnd zog Amy ihn wieder zu sich herunter. Doch bevor sie ihn sanft küsste, sagte sie: "Ich weiß." "Sir, wir haben den ganzen Ort abgesucht, aber hier ist keine Spur des gesuchten Objekts zu finden." "Unfähige Trottel, sie kann nicht verschwinden, ich bin mir ganz sicher, dass sie hier irgendwo ist, es ist der einzige Ort wo sie hin kann!" Mark war außer sich, er war der festen Überzeugung gewesen, dass er sie ohne Probleme finden würde können, jetzt aber bereute er es, einen der anderen Angels nicht mitgenommen zu haben. Wie sollte er sie aufspüren, wenn er sie selber gelehrt hatte, wie man sich im feindlichen Territorium verhielt und sich vor Feinden versteckte. Aber klar doch, er hatte ja einen Angel sogar direkt hier im Ort, einen der ihm sehr gut behilflich sein konnte und musste. "Bringen sie mir Jack Langstone sofort her, wir dürfen keine Minute mehr verlieren, die Zeit wird knapp, wir haben schon für genug Aufmerksamkeit gesorgt!" Rief Mark Agram einem der Soldaten zu. Nicht mal fünf Minuten später stand schon Jack vor Mark. "Das ging aber schnell, sehr gut." "Er war schon auf dem Weg zu ihnen Sir." Bestätigte der Soldat und entfernte sich wieder. Mark betrachtete Jack skeptisch, warum war dieser bloß freiwillig gekommen. "Weißt du warum ich dich gerufen habe?" Fragte Mark. "Ja, ich soll den First Angel aufspüren." "Ja das stimmt, dann solltest du mal damit anfangen." "Nein, ich glaube das ist nicht nötig." In Jacks Miene war kein Anzeichen dafür zu sehen was er fühlte oder dachte. Aber umso mehr konnte man sehen, dass Mark jetzt wütend war. "Doch das wirst du tun, den ich glaube nicht das du wieder dorthin zurück möchtest, wo du schon einmal gewesen bist. Wenn ich mich nicht irre, bist du ja verlobt, also möchtest du bestimmt auch das hübsche Mädchen heiraten?" "Amy ist auf den Weg hierher, deswegen ist es nicht nötig, dass ich sie suche, und wäre sie es nicht..." Jack kam ganz nah an Mark heran, er überragte diesen um zwei Köpfe. "Hätte ich ihnen auch dann nicht geholfen, dafür sind sie ein viel zu schlechter Mensch, als das sie noch jemanden ins Unglück stürzen, wie sie es bei mir getan haben. Doch auch sie werden nicht ewig sich verstecken können, auch ihnen ist man auf den Fersen." Ohne auch noch Mark zu Wort kommen zu lassen, verließ Jack das Zelt. Er hatte das gesagt, was er sagen wollte. Und hoffentlich hatte er auch damit, was er getan hatte etwas erreicht und nicht Amy nur noch mehr wehgetan. Er betete darum, dass alles gut werden möge. 6. Langsam flog sie über das Meer, das seine Farbe in der Nacht von einem tiefen blau zu einem dunklen Schwarz umgewandelt hatte. Nicht mal der Schimmer des weißen Mondes konnte ihm die Farbe geben, die es am Tageslicht in der hellen Sonne hatte. Amys Rücken schmerzte sehr, und sie hatte sich selber gewundert, dass sie noch dazu in der Lage war ihr Flügel auszubreiten, nach so einer Nacht. Aber es war nicht viel anders gewesen. Vielleicht hatte sie einen kleinen Hoffnungsschimmer gehabt, dass sich heute alles verändern würde, dass sich heute alles zum Guten wenden würde. In Eriks Armen hatte sie gespürt, was es bedeutet richtig glücklich zu sein. Aber diese kleine Illusion hatte nur bewirkt, dass sie so schnell wie möglich wieder aufgewacht war. Sie war der First Angel, und sie musste ihr Schicksal in die Hand nehmen. Entweder war sie ständig auf der Flucht oder sie kämpfte darum ihre Rechte zu bekommen. Obwohl sie ein künstlich erzeugtes Wesen war und obwohl sie andere Fähigkeiten hatte, als all die anderen Menschen auf dieser großen wunderschönen Erde, war sie immer noch ein Teil dieser Gesellschaft. Ein Teil von dem die ganze Menschheit erfahren sollte. "Leisten sie keinen Wiederstand, sonst sind wir gezwungen sie zu bekämpfen!" Das laute Dröhnen der drei Hubschrauber die um sie schwirrten, rissen Amy aus ihren Gedanken. "Leisten sie keinen Wiederstand, sonst sind wir gezwungen sie zu bekämpfen!" Schon wieder wurde der Spruch wiederholt. Aber Amy hatte auch nicht vor Wiederstand zu leisten, den sie hatte ja keine Wahl. "Jack, Gott sei dank dir ist nichts passiert. Wo ist Erik, was ist, hast du was erreicht?" Anna umarmte ihren Sohn. "Und?" Fragte ihn jetzt auch sein Vater. "Amy ist auf dem Weg zu Mark, sie wird sich ihm stellen." Erwiderte Jack. "Aber das darf sie nicht, er wird ihr nicht die Wahl geben, sie wird nichts ausrichten können, oh sie will sich doch nicht selbst opfern." Auf Annas Gesicht zeichneten sich ein paar Tränen ab. "Nein Mutter, ich kenne Amy, dass wird sie nicht tun, aber ich..." "Nein Jack du wirst nichts unternehmen, willst du dein Glück aus Spiel setzen?" Edward Langstone fasste seinen Sohn an den Schultern an. "Nein, ich will nicht das du so etwas tust!" "Anna geh doch bitte nach oben und sieh nach ob Lea noch schläft." Bat Edward seine Frau, bevor diese wieder zu weinen anfing. Anna wollte nicht, aber sie wusste das ihr Mann hart bleiben würde, also fügte sie sich. "Hör mir zu Jack, du willst doch deine geliebte Kathrin nicht verlieren. Was wird sie von dir halten, wenn sie erfährt, dass du anders bist. Ich bin mir sicher, dass du ihr noch nicht erzählt hast, dass du ein Angel bist?" "Nein das habe ich nicht, aber ich werde es trotzdem tun und wenn sie mich liebt wird sie es akzeptieren." "Auch die volle Wahrheit?" "Ja auch die volle Wahrheit Vater." Sobald Amy auf dem Boden gelandet war hatten zwölf Mann sie gezwungen sich in einen Käfig zu begeben. Nun saß sie da drinnen angekettet durch starke Eisenketten, die sogar eines Tieres unwürdig wären. "Ich war sehr lieb zu dir First, bis jetzt. Von nun an werden andere Seiten aufgeschlagen, von nun an wirst du diesen Käfig sehr selten verlassen und das nur, wenn ich es sage." Mark lief am Käfig auf und ab. Immer wieder blickte er zu Amy rüber, während er weiter sprach. "Du hast meine Güte zum zweiten Mal schamlos ausgenutzt. Ich hoffe du hast verstanden, dass es jetzt nicht mehr nach deiner Pfeife geht. Du warst ein sehr böses Kind." Amy sagte nichts, sie hatte sich getäuscht. Sie hatte geglaubt etwas bewirken zu können, aber das Einzige was sie bewirkt hatte, war noch mehr eingesperrt zu werden. Sie hatte die Hoffnung aufgegeben jemals ein normales Leben zu führen, aber sie wusste auch dass sie unbedingt überleben musste. Und wenn, nur um wenigstens Mark alles zu erschwären und das zu schützen was ihr ein besonderer Mensch geschenkt hatte. Fügsam sein um das in Sicherheit zu bringen was du liebst, sagte sie sich immer wieder vor. Drei Tage waren vergangen seit dem sich die ganze Aufregung um Amy gelegt hatte. Die ganzen Hubschrauber und die vielen Soldaten waren so schnell wie sie gekommen waren, auch wieder weg gewesen. Es war so, als ob es nie so etwas derartiges in diesem wunderschönem kleinen Ort gegeben hätte. Viele der Anwohner hatten nicht verstanden worum es ging, nur wenige vermuteten den Grund dieser Unruhe. Und nur wenige wussten ganz genau worum es bei der ganzen Sache gegangen war. Eines dieser Menschen waren Maria und Jakob Raphel, die Großeltern von Amy. In diesen drei Tagen hatten sie sehr wenig gesprochen, in ihren stummen Blicken erkannten sie, wie sie sich fühlten. Sie fühlten sich schuldig, dass sie an dem Tag vor zwei Jahren zugelassen hatten, dass Amy ihren Vater begleitet. "Ich halte diese Ruhe nicht mehr aus!" Sagte Jakob. Er und Maria saßen im Wohnzimmer. Während Maria mit ihrem Strickzeug beschäftigt war, schaute Jakob unruhig hin und her. "Dann mach doch den Fernseher an, mal sehen was es neues in den Nachrichten gibt." Erwiderte Maria. Jakob brummte etwas unverständliches, erhob sich aber dann doch und machte den Fernseher an. >>"Sehr geehrte Zuschauer, wir möchten sie heute sehr herzlich zu dieser erst so kurz eingeführten Extrasendung begrüßen. Vor mir können sie einen ganz besonderen Gast sehen, der ein Angel ist, eines dieser wundersamen neuen Vorreiter in der Evolutionsgeschichte. Aber ist es wirklich so, sind die Angels wirklich die nächste Strafe in der Evolution des Menschen, dieser Frage möchten wir heute auf den Grund gehen..."<< Maria hatte längst ihre Stricksachen beiseite gelegt und auch Jakob war hellhörig geworden. "Ich glaube es nicht, dass ist doch nicht Jack oder doch." Fragte Jakob seine Frau. "Doch ich glaube das ist Jack, er hat sich ein wenig verändert, aber eindeutig das ist Jack." Wie Jakob war auch Maria sprachlos geworden. Was ging da nur vor, fragten sich die Beiden und lauschten weiter dem Interview im Fernsehen zu. >>"Also, sie meinen die Angels sind gar keine weiteren Vorreiter für das zukünftige Aussehen der Menschen? Ich meine alle sind der Meinung, dass man in der Zukunft in der Lage sein wird zu fliegen, aber jetzt behaupten sie hier das Gegenteil. Verzeihen sie das ich so direkt bin, aber es ist schwer jetzt etwas anderes zu glauben, wenn es von allen Seiten bestätigt wurde." "Das ist richtig, es wäre schon sehr wundervoll, wenn die Menschen sich in Zukunft doch so entwickeln würde, wie man uns bis jetzt vorgespielt hat. Doch leider bin ich und auch meine weiteren Gefährten nicht einfach durch eine Laune der Natur entstanden. Oder fragt sich hier eigentlich keiner, warum es nur Angels aus einer bestimmten Region gibt und aus einer anderen wiederum nicht. Wir sind genau gesagt genetisch veränderte Wesen. Unsere Gene wurden von den größten Wissenschaftlern auf der Welt Jahrzehnte lang perfektioniert, damit man am Ende einen vollkommenen Angel erschafft." "Sie behaupten also, dass die Angels nichts weiter sind als ein Mix aus der DNA, und das sie in einem Labor entstanden sind?" "Ja das ist richtig. Wir alle wurden von richtigen Müttern ausgetragen, aber gezeugt wurden wir in einem Labor." "Und wurde nun eine perfekter Angel erzeugt, und sind sie es vielleicht?" "Nein ich bin keineswegs perfekt, dass zeigen vor allem meine Flügel, die die winzige Größe von dreißig Zentimeter haben. Aber es wurde auch kein perfekter Angels erschaffen, nur einer der dem Perfektsein sehr nah kommt. Ihr Name ist Amy." An diesem doch so unscheinbaren Abend wurde die Wahrheit der Geschichte der ganzen Welt verkündet. Es gab keine Engel und die würde es auch nicht geben. Und auch die Evolution des Menschen würde nicht in eine wunderbare und perfekte Zukunft führen, nein, denn das war eine Lüge gewesen. Aber es gab immer noch Skeptiker, die der festen Überzeugung waren, die Menschen würden sich irgendwann wirklich zu Engeln entwickeln. Viele hatten die Story gehört und viele hatten Nachforschungen angestellt. Und genauso war vieles ans Tageslicht gerückt, was manche nicht für möglich gehalten haben. So war die Legende der so wunderbaren Angels zu einer wirklichen Legende geworden, da sie ja doch nicht wahr war. Epilog "Warte Lara, nicht so schnell, du weißt ganz genau, dass du nicht alleine mit dem Boot zur Insel fahren darfst! Du bist noch zu klein." Lea lief den Strand entlang hinter einem kleinen Mädchen her. "Ich werde nicht das Boot nehmen." Erwiderte die fünfjährige Lara und lief weiter. Dabei sah sie nah hinten um sich zu vergewissern ob ihr ihre Tante Lea folgte oder nicht. In dem Moment stieß sie gegen etwas oder gegen jemanden und landete unsanft auf ihrem Po. "Du wirst auch nicht rüber fliegen, denn sonst könntest du noch größere Probleme kriegen." Lea war jetzt so nah gekommen, dass sie sah, wie Lara auf dem Boden saß und eine fremde Frau neben ihr kniete. "Lara, was hast du jetzt schon wieder getan?" Fragte Lea nun ihre kleine Nichte. "Ich bin nicht schuld, die hübsche Frau ist mir im Weg gewesen." "Es tut mir leid, aber sie ist noch zu jung." Lea verbeugte sich höflich vor der fremden Frau. Und genau wie Lara, merkte sie auch, dass die Frau sehr hübsch war. Sie konnte nicht älter als Fünfundzwanzig sein, hatte langes braunes Haar, dass zu einem Zopf gebunden war und sie war auch noch hoch modisch gestylt. Aber mehr verwirrte es Lea, dass sie das merkwürdige Gefühl hatte diese Frau zu kennen, denn sie kam ihr sehr bekannt vor. Vor allem waren es ihre Haare die denen von Lara sehr ähnelten, aber Lara hatte dagegen hell blaue Augen und die der Frau waren dunkelbraun. "Macht nichts, es ist ja nichts passiert." "Doch, es ist was passiert, mein Popo tut weh." Lara war wieder auf den Beinen und blickte die fremde Frau neugierig an." "Hier hat sich nicht viel verändert seit dem letzten Mal..." die Frau kam nicht weiter, den Lara hatte urplötzlich ihre schimmernd weißen Flügel entfaltet. "Lara, habe ich dir nicht gesagt, dass du das auf keinen Fall tun darfst, wenn fremde Leute in der Nähe sind!" Lea war wütend, und sie versuchte jetzt ihre kleine Nichte zu beschützen. Diese Frau war womöglich eine der zahlreichen neugierigen Reporter, die tagelang die Gegend ausgehorcht hatten. "Aber, aber..." schluchzte Lara und konnte sich selbst nicht erklären, warum ihre Flügel auf einmal da waren. "Schon gut, es war ja meine Schuld." Sagte die Frau und trat an Lara heran. Sie kniete sich wieder neben das kleine Mädchen und blickte ihr tief in die Augen. "Hör mir gut zu meine Kleine, du musst sehr gut aufpassen. Es ist sehr gefährlich, wenn du deine Flügel so sorglos benutzt. Du bist perfekt meine Kleine, und auch wenn dir im Moment keine Gefahr droht, so bist du doch nicht ganz sicher. Irgendwann könnte man dich wegnehmen, weg von deiner lieben Tante Lea, weg von deinem Papa." "Papa?" "Ja auch weg von deinem Papa, also musst du sehr gut acht geben. Willst du das tun?" "Ja will ich." Lara breitete ihre kleinen Ärmchen weit aus und umarmte ganz liebevoll die fremde Frau. In dem Augenblick verschwanden auch die zwei kleinen weißen Flügel. "Wer sind sie?" Lea hatte die ganze Szene ruhig beobachtet, aber jetzt wollte sie mehr wissen, warum kam ihr diese Frau nur so bekannt vor und warum wusste diese Frau wie sie hieß, obwohl sie es ihr nicht gesagt hatte? "Wo ist dein Bruder Lea?" War dann aber die Gegenfrage. "Er ist auf der Insel, er baut ein Haus für mich." Lara war nur zu bereit ihr die Auskunft zu geben, denn sie fühlte sich momentan in den Armen dieser fremden Frau sehr geborgen. "Na gut, dann gehen wir eben deinen Papa besuchen Lara." Lea stellte keine Fragen mehr, sie hatte es versucht, aber die Frau war hartnäckig geblieben und hatte immer ausweichend reagiert. Jetzt fuhren sie alle drei mit dem Schnellboot zur Nachbarinsel, wo Leas Bruder Erik damit beschäftigt war ein Haus zu bauen. Diesen Strand kannte er in und auswendig, wie oft hatte er hier gesessen und sich gefragt, ob nicht alles hätte anders werden können und ob er etwas hätte ausrichten können. Und wie oft hatte er sich verflucht, dass er sie doch hatte gehen lassen. Sie hatte gesagt sie wolle nur die Lage checken, aber dann war sie nicht mehr zurückgekehrt. Erik setzte sich hin, an den Platz an dem er vor über sechs Jahren zusammen mit Amy die schönste Nacht in seinem Leben erlebt hatte. Hier hatte er das Gefühl gehabt, dass doch alles gut werden würde, dass sie doch zusammenbleiben konnten und das sie doch eines Tages sogar vielleicht gemeinsam eine Familie gründen würden. Alles war perfekt gewesen, er wollte sie beschützen, wäre sei nur bei ihm geblieben. Aber sie war zurückgegangen, hatte sich ihrem Vater ergeben. Sie hatte nicht gekämpft, es war eher sein Bruder der gekämpft hatte. Deswegen wurde auch das Projekt ein Jahr später eingestellt und Mark Agram musste ins Gefängnis wandern, weil er sehr viele Menschen betrogen und belogen hatte. Alle waren wieder zurückgekommen, aber nur sie nicht. Statt dessen hatte er ein kleines Mädchen gekriegt, von dem man ihm gesagt hatte, dass sie seine und Amys Tochter sei, und das Amy bei der Geburt dieses so winzigen und zarten Geschöpfes gestorben sei. Er hatte lange getrauert, aber die Freude Lara aufwachsen zu sehen, hatte ihn mit großem Stolz erfüllt. Er war damals noch sehr jung gewesen, aber von allen Seiten hatte er auch große Hilfe erhalten. Und jetzt wollte er etwas verwirklichen um seine kleine Tochter für immer zu beschützen. Ein Haus an so einer abgelegenen Insel war genau das richtige um seine Tochter zu schützen so lange sie noch so jung war. Später, wenn sie alles verstand, würde er ihr dann auch erklären warum sie ihre kleinen Flügel nicht behalten dürfte. Lara war perfekt, sie war genau das perfekte Geschöpf, dass Mark hatte beabsichtigt zu erschaffen. Denn Lara hatte keine Probleme ihre Flügel zu entfalten, sie benutzte alle ihre Fähigkeiten ohne größere Umstände und vor allem am wichtigsten ohne irgend welche Schmerzen. "Papa, Papa wir haben dir jemanden mitgebracht." Lara lief den Strand entlang auf ihren Vater zu. Erik erhob sich langsam und breitete weit seine Arme aus. Lara flog in diese hinein und er hob sie hoch und wirbelte sie in der Luft etwas umher, während sie vergnügt quietschte. "Einen Gast, wer ist es den, ist es dein Onkel Jack?" Fragte Erik und blickte in die Richtung aus der Lara gekommen war. Von seiner Schwester Lea wanderte sein Blick rüber zu der hochgewachsenen Gestallt neben dieser. Eine schlanke Frau in einem beigefarbenen Kostüm und mit einer schwarzen Brille stand da und wartete. Erik konnte seinen Augen nicht trauen, er konnte es nicht glauben, wen er da sah. Vielleicht sah ihr diese Frau auch nur ähnlich, vermutete er, aber trotzdem bewegte er sich langsam auf sie zu. "Diese Dame wollte dich sehen Erik." Mischte sich Lea ein. Erik sagte aber nicht, er stellte einfach nur Lara ab und ging weiter auf die Frau zu. "Erik..." flüsterte sie und als sie ihre Brille abnahm konnte man deutlich sehen das sie weinte. "Amy." Erik beschleunigte seine Schritte, jetzt war er sich ganz sicher, wen er da vor sich hatte. Es war Amy und wie durch ein Wunder, sie war noch am Leben. Warum und wie das war ihm egal, es war ihm nur wichtig, dass er sie wieder hatte. Lea und Lara beobachtete wie Erik Amy ganz fest in seine Arme zog und sie dann stürmisch küsste. Auch Amy konnte ihr Staunen nicht verbergen, also war Amy noch am Leben. "Tante Lea, wer ist den diese Frau?" Kam dann die Frage von Lara, die Lea unmöglich beantworten konnte. Oder sollte sie so ehrlich sein und einem fünfjährigen Mädchen sagen: Sie ist deine Mutter. "Ist sie meine Mama?" "Woher weißt du das?" Lea konnte es nicht fassen, war das wirklich aus Laras Mund gekommen. "Ich habe es gespürt, also ist diese schöne Frau wirklich meine Mama." Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der kleinen Lara aus. "Komm Lea, wir wollten doch spielen." Sagte sie dann und zog ihre Tante hinter sich her, die ihr gehorsam folgte. "Ich dachte du seiest tot? Was ist passiert?" Erik und Amy liefen den Strand entlang. "Das wurde nur dir gesagt, aber ich habe bis vor zwei Tagen meine Zeit in einem Labor verbracht." "Oh Gott, Amy?" Erik drehte sich zu ihr um und fasste sie an den Schultern. "Nein, es ist nicht so wie du denkst. Man hat keine Versuche an mir durchgeführt, man hat mich einfach nur versteckt. Zum Glück ist ihnen am Ende das Geld ausgegangen, wer weiß, wann sie mich dann entlassen hätten." "Aber ich dachte die Regierung hätte alle Versuche eingestellt und alle Angel wären nach Hause geschickt worden?" "Nein nicht alle, mich hat man behalten für später. Na ja aber das ist egal zum Glück bin ich hier und ich verspreche dir ich gehe nicht weg." Amy schaute Erik tief und ehrlich in die Augen. Sie hatte ihn so sehr vermisst, aber vor allem hatte sie Lara vermisst, dessen Aura sie jeden Tag gespürt hatte. Es war so gewesen, als ob sie die ganze Zeit bei ihr war. Und diese Leute haben gedacht, nur weil der Vater keine DNA eines Angels in sich trug, dass das Kind niemals Flügel würde entwickeln können. Dabei war sie perfekt. "Aber wo willst du den bleiben, bei deinem Großvater. Mein herzliches Beileid wegen deiner Großmutter." "Danke. Wenn Opa das erlaubt würde ich sehr gerne bei ihm wohnen." "Du kannst ja auch bei mir bleiben, nein bei uns." "Du meinst..." "Ja ich meine, du sollst endlich meine Frau werden Amy. Ich liebe dich sehr und ich habe tatsächlich geglaubt, dass ich dich nie wiedersehen würde. Das Haus ist fast fertig, ich glaube du würdest hier sehr glücklich werden?" Erik schaute sie unsicher an. Amy hatte ja leidenschaftlich seinen Kuss erwidert, aber das hieß nicht, dass sie das Gleiche für ihn empfand wie vor sechs Jahren. Und vielleicht wollte sie ihm auch seine geliebte Lara nehmen, daran sollte er gar nicht denken. "Du liebst mich noch. Ich hatte es gehofft. Oh Erik natürlich will ich, dass ist mein sehnlichster Wunsch. Ich liebe dich ja so." Ein kleines Mädchen beobachtete die zwei Erwachsenen die wieder in einen innigen Kuss verfielen und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein süßes Lächeln. Ihre Flügel glänzten weiß in der hellen Sonne und in dem Moment sah sie tatsächlich wie ein kleiner Engel aus. Vielleicht war es gar nicht mal so falsch, dass die Zukunft der Menschheit so aussah wie dieses kleine Mädchen. Und es war ja gar nicht mal so falsch, was die Theorie besagte. Die DNA der Menschen wurde verändert, doch diesmal nicht durch Zufall, sondern durch eine kleine Hilfe von Wissenschaftlern. Wer weiß, was die Zukunft uns noch bringen wird? Ende Hosted by Animexx e.V. 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