The Balance of Creation von Autumn (TYKA u. a.) ================================================================================ Kapitel 27: Feuer und Eis (Teil 2) ---------------------------------- Ich weiß nicht...ich habe kein einziges Kommentar auf meine letzten Kapitel bekommen. Ich sehe ein, dass es lange gedauert hat, aber wenn es Resonanz gäbe, würde ich auch öfter was hochladen. Ich habe das Gefühl, dass diese FF hier auf animexx kaum einen interessiert. Warum? Ist sie nicht spannend genug, zu vorhersehbar? Woran liegt's? Aber da es Leute gibt, die diese FF in ihrer Favoliste haben, will ich im Vertrauen auf sie auch weiterhin posten, obwohl es offenbar keinen Sinn zu haben scheint. Mir ist klar, dass Kommis freiwillig geschrieben werden müssen, aber für einen Autor, der nichts zu hören kriegt, wird es schwierig, seine Leser einzuschätzen. Ich möchte mich auch für die lange Wartezeit entschuldigen, aber ich versuche gerade, ein wichtiges Semester an der Uni erfolgreich zu beenden und will die Zwischenprüfung ablegen, folglich habe ich sehr viel zu tun und nicht mehr so viel Zeit für FFs, wie ich gerne hätte. Außerdem hatte ich eine längere Zeit kein Internet zu Hause, um etwas hochladen zu können. Und das Schweigen auf Seiten meiner Leserschaft ließ mich vermuten, diese Geschichte wolle keiner mehr lesen. Seid so lieb und beweist mir das Gegenteil. Und nun viel Spaß beim Lesen! Kapitel 27: Feuer und Eis (Teil 2) Mr. Dickenson war in sein Hotelzimmer zurückgekehrt, nachdem er Bryan, Ray und Miguel mit dem Heiltrank versorgt hatte. Mariah und Claude waren auf ihrem Posten verblieben, um sich eventuellen Angriffen stellen zu können, denn solange der Genesungsprozess noch nicht abgeschlossen war, hatte der Zaubermeister keine ruhige Minute mehr. Sie würden sich mit Lee und Rick abwechseln. Der alte Herr setzte sich auf sein Bett und tupfte sich die Stirn mit einem Tuch ab. Er fragte sich, was momentan im Hades geschehen mochte und fühlte, wie kalte Angst sein Herz zusammenpresste. Drei der vier Prinzen befanden sich auf feindlichem Gebiet, und einer von ihnen war gemeinsam mit seinem Bruder auch noch gefangen. Es war einfach zum Auswachsen! Welche Schrecken mochten dem Rettungskommando bereits begegnet sein? „Sie sind Wächter, sie besitzen sehr viel innere Stärke, um damit fertigzuwerden." sagte er laut vor sich hin, um sich Mut zu machen. „....aber was ist mit Hiro? Er hat ebenfalls eine starke Seele, aber kann sie ihm in der Höhle des Löwen helfen? Ich hoffe es, denn er wäre ‚würdig‘ und es wäre eine Katastrophe, wenn wir ihn verlieren würden. Geheiligte Schutzgötter, lasst sie alle heil und gesund wiederkommen." Er faltete die Hände und schloss die Augen, und so bemerkte er auch den Raben nicht, der auf einem Baum vor seinem geöffneten Fenster hockte und ihn beobachtete. Die Augen des Vogels glühten auf und mit einem Krächzen erhob er sich in die Lüfte.... Seine Majestät, Lord Hades, der Regent der Unterwelt und Verkörperung der Schatten, sass in seinem Gemach vor einem Schachbrett und spielte mit sich selbst. Ein grausames Lächeln hob seine Mundwinkel an, während er die Figuren per Gedankenkraft über das Feld bewegte, ohne sie zu berühren. Die Zauberkugel, die neben dem thronähnlichen Stuhl stand, auf dem er Platz genommen hatte, zeigte ihm die Geschehnisse an den Ufern des Lethe. Er schien sich seltsamerweise köstlich darüber zu amüsieren. „Bist du da, Deimos?" fragte er in die Dunkelheit des Raumes hinein und der Orangehaarige tauchte aus einem Loch im Boden vor seinem Herrn auf. Er hatte schwarze Handschuhe übergestreift, um die Bissspur von Hiro zu verdecken und verneigte sich respektvoll. „Was verlangt Ihr von mir, mein Gebieter?" „Was siehst du?" Deimos betrachtete gehorsam die Zauberkugel und erwiderte: „Iras hat wohl gegen Suzaku gekämpft - ein Bannkreis, wie er für eine Wächter-Entscheidung typisch ist, umgibt die beiden. Hm....einer der Verräter ist dabei, Sol. Und ich erkenne einen Neuling in der Gruppe. Das ist Pan, der Hüter von Amphilyon. Und Genbu beehrt uns auch mit seinem Besuch! Tyson ist entkommen, aber das überrascht mich nicht. Einen Windwächter hält es nicht lange hinter verschlossenen Türen. Es war äußerst leichtsinnig von Iras, ihn von seinen Ketten zu befreien und ihn in sein eigenes Gemach zu bringen. Aber Liebe macht blind und geistlos, das ist hinlänglich bekannt." „Bist du mit deinem menschlichen Gefangenen nicht ähnlich verfahren?" „Das kann man nicht vergleichen. Hiro besitzt keine magischen Kräfte, im Gegensatz zu seinem Bruder. Er könnte niemals auf eigene Faust entkommen!" „Dann sieh zu, dass es so bleibt!" „Ich verstehe nicht...." „Mein unwissender Diener - die Welt ist erfüllt von magischen Strömen, von Wesen und Geistern, von denen nicht einmal die größten Zauberer alle kennen können. Es gibt zwar nur sehr wenige Menschen, denen diese Gnade zuteil wird, aber es gibt sie dennoch....Menschen, die sich einer besonderen Gabe als würdig erweisen, können sie erhalten, sofern sie sich einer Prüfung unterziehen, die ein Magier ihnen auferlegt. Der alte Narr Diomedes trägt sich wohl mit diesem Gedanken, und das ist unerfreulich. Ich habe einen meiner Vogeldämonen ausgeschickt, um ihn ausspionieren zu lassen, daher weiß ich von dieser Idee. Sie behagt mir nicht, wie dir zweifellos klar sein dürfte. Für einen Sterblichen verfügt Hiro über einen bemerkenswert starken Willen und viel Seelenenergie. Er ist ‚würdig‘, und das passt mir gar nicht. Also wirst du dieses unliebsame Problem für mich aus der Welt schaffen: Zerstöre seinen Willen und vernichte seine seelische Stärke. Danach....tötest du ihn!!" „Ich soll....ihn töten!?" „Was ist? Was siehst du mich so widerwillig an? Ja, ich weiß, ich habe ihn dir als Gespielen versprochen, aber das, was ich in Erfahrung gebracht habe, läßt ihn zu einer Bedrohung werden, derer ich mich schnellstens entledigen muss! Du willst dich mir doch nicht etwa widersetzen?" fügte er in gefährlichem Unterton hinzu und seine eisige, bösartige Aura kroch Deimos‘ Körper nach oben, als wolle sie ihn erdrücken. „Nein....uh....ich....natürlich nicht, mein König. Euer Wunsch ist mir Befehl." Iras umklammerte seinen Kopf und stöhnte gequält. Die Umstehenden wussten nicht, was sie davon halten sollten, aber Genbu ließ den Bannkreis aus Sicherheitsgründen weiter bestehen, denn niemand konnte vorhersagen, was der Soldat des Zorns als nächstes tun würde. Plötzlich warf der Rothaarige sein Haupt zurück und starrte mit leeren Augen in die Höhe. Seine Arme fielen kraftlos herab. Die anderen konnten es nicht wissen, aber Iras wurde von einer unwiderstehlichen Macht dazu gezwungen, in seine Seele zu blicken. Um ihn herum herrschte tiefe Finsternis, als er keuchend wieder zu sich kam. Was zum Teufel machte er hier? Er hatte noch einen Kampf zu gewinnen! Er musste sofort die bewusste Kontrolle über seinen Körper wiedererlangen! Was ging hier bloß vor?! „Kannst du dir das nicht denken?" Er drehte sich blitzartig um - und sah in das Gesicht eines jungen Mannes, der sein genaues Ebenbild war, nur mit dem Unterschied, dass er keine schwarze Kleidung trug, sondern eine helltürkisfarbene Wächteruniform mit goldener Schärpe, wie es sich für ein Mitglied des Ordens von Eden geziemte. „WAS!? DU?!?!" „Ja. Offenbar hast du mich doch nicht so gut verdaut, wie du dachtest. Ich gebe zu, ich hätte mich beinahe mit deiner Existenz abgefunden und die Waffen gestreckt....aber als du Bryan verletzt hast, haben meine Wut und mein Schmerz mir zu einem ersten Triumph über dich verholfen! So ist es auch diesmal! Kai ist für mich mehr als nur ein Freund....er ist mir wie ein Bruder, und ich werde niemals zulassen, dass du ihn umbringst!" „Ha! Wenn man dich so reden hört, möchte man meinen, Kai hätte noch nie versucht, dir etwas zu nehmen, das dir wichtig ist! Was ist mit Tyson? Du hast dich doch in ihn verliebt, oder nicht? Kannst du es denn ertragen, dass das Herz deines Liebsten für einen anderen schlägt?" Tala zuckte zusammen und biss sich auf die Lippen. Er erinnerte sich an seine Eifersucht und an die Faszination, die der Jüngere von Beginn an auf ihn ausgeübt hatte. Es entsprach der Wahrheit, er hegte zärtliche Gefühle für den Blauhaarigen....aber hasste er Kai dafür? Oder neidete er es ihm zumindest? Nein, Hass war es nicht. Aber Neid. „Ich kann Tyson nicht dazu zwingen, mich zu lieben! Er soll mit dem Menschen glücklich werden, für den er wirklich etwas empfindet!" „Unsinn! Du belügst dich nur selbst! Ich habe ihm meinen Eis-Kuss verabreicht....er wird endlich mir gehören! Auch du kannst dieser Vorstellung sicher nicht widerstehen, hm?" „Was redest du da?! Dein Eis-Kuss hat seine Liebe nicht beeinflusst!" Iras lachte selbstgefällig und ein Schwert erschien in seiner Hand. „Glaubst du ernsthaft, dass ich so dumm bin? Natürlich meint er, dass er meiner Macht entronnen ist, aber da erliegt er einem Irrtum. Das Herz ist der Sitz aller Gefühle, der schönen wie der schlimmen, und es dauert seine Zeit, bis ein tapferes Herz wie das seine die Auswirkungen des Kusses zu spüren beginnt. Aber nach und nach wird er erkennen müssen, dass er meinem Zauber ausgeliefert ist - und wenn ich ihn noch einmal küsse, ist er mein!" „Wie kann man diesen Bann brechen?!" „Ts, ts, ts, Tala....ich bin entrüstet! Du erwartest von mir, dass ich dir das verrate? Oh bitte, ich habe dich klüger eingeschätzt. Überlege es dir doch nur einmal....du dürftest ihn umarmen, ihn fühlen, seine Lippen liebkosen, seinen Hals, seine Brust...." Der Ritter trat hinter sein Alter Ego und umschlang seine Taille, während er ihm ins Ohr flüsterte: „Du könntest....ihn nackt an dich pressen, bis er vor Leidenschaft verbrennt und deinen Namen ruft, verloren in einem Rausch der Ekstase...." „Nicht ich würde diese Dinge tun, sondern du!! Nie würde ich Hand an ihn legen! Außerdem hat er dich vorhin erneut abgewiesen!!" „Noch ist sein Herz auch nicht vollends in meiner Gewalt, aber das wird sich ändern. Und habe ich Suzaku erst getötet - oder Kai, das ist egal - , wird niemand mehr zwischen ihm und mir stehen. Schon seit damals hätte er mir gehören sollen! Mein Ziel ist endlich in greifbare Nähe gerückt und ich werde meinen Sieg in vollen Zügen genießen!" Tala entwand sich ihm und auch in seiner Hand materialisierte sich eine Klinge. Er konnte nicht zulassen, dass dieser Wahnsinnige den Mann vernichtete, der ihm ein Familienmitglied ersetzte, der ihm näherstand als irgend jemand sonst aus der Abtei, von Bryan einmal abgesehen, für den er ebenfalls stärker empfand als für die übrigen Blitzkrieg-Boys. Andererseits konnte er sich nur schwer gegen das Verlangen stemmen, das in ihm nach oben wallte, die Sehnsucht nach Tyson, die mit einem Mal versprach, erfüllbar zu sein. „Nein....nein!! Ich werde der Versuchung nicht erliegen! Gib mir meinen Körper zurück, Iras!! Ich werde nicht länger dulden, dass du denjenigen wehtust, die mir viel bedeuten!! Das muss ein Ende haben!! Kämpf mit mir, wenn du dich traust!!" „Ich habe keine Angst vor dem schwachen Teil meiner Selbst! Es wird mir ein Vergnügen sein, dich für immer zu eliminieren!" Die Schwerter trafen sich mit einem Klirren und beide Kontrahenten legten sich mit ihrem vollen Gewicht in den Schlag, sodass ein Kräftemessen zwischen ihnen entstand. Der Russe konnte den Hass förmlich spüren, der von seinem Feind ausging und erschauerte widerstrebend. Er hatte begriffen, dass diese Person, die Hades mit ganzem Einsatz diente, dem Hüter der Vergangenheit nicht ähnelte, sondern ein eigenes, neu geschaffenes Wesen war, dem seine Erinnerungen an Eden und an das Leben in der Abtei - beide Aspekte waren im Grunde Talas Erinnerungen - gleichgültig waren. Nur einer von ihnen war der wahre Iras, nur einer von ihnen hatte das Recht, weiter zu existieren. Wenn er dieses Gefecht nicht für sich entschied, würde es für sein „Ich", für seinen Charakter, sein Selbst keine Wiederkehr mehr geben, das wusste er. Das hier war seine letzte, seine einzige Chance! Er musste gewinnen, oder er verlor für immer! „Ich....werde....dich endlich in deine....Schranken weisen!" zischte er, während seine Waffe gegen die des anderen drückte. Plötzlich zog er die Klinge in einem Ruck weg und verpasste dem Ritter einen heftigen Tritt in den Magen, sodass er nach hinten fiel und sich einmal rückwärts überschlug. Danach rappelte er sich auf und grinste. „Sieh einer an....du bist gar nicht so übel. Ich habe dich unterschätzt, wie mir scheint. Du willst es also auf die harte Tour, ja? Wenn du es so eilig hast, zu sterben....!" Iras schleuderte Tausende von messerscharfen Eissplittern Richtung Tala, die dieser mit einem Schutzschild aus rotierenden Schneeflocken abzuwehren versuchte, doch einige der Geschosse trafen ihn dennoch und schnitten ihm brutal ins Fleisch. Er verbiss sich seine Schmerzensschreie, während warmes Blut seinen linken Arm, seine Oberschenkel und seine rechte Schulter herunterlief. Ihre Magie war ein- und dieselbe, daher resultierte daraus kein Vorteil für einen von ihnen, wie es beispielsweise bei entgegengesetzten Kräften wie etwa Feuer und Eis der Fall war. Aber der Krieger des Zorns war ein versierter Soldat und gelenkt von seinen negativen Gefühlen, stellte er einen ernstzunehmenden Widersacher dar. Dennoch durfte er sich nicht unterkriegen lassen! Er hatte es geschafft, dieses Duell herbeizuführen und er würde kämpfen, so wie Kai es von ihm verlangt hatte! »Ich werde dich nicht enttäuschen, das verspreche ich. All der Schmerz und das Leid, das dieser Krieg mit sich gebracht hat....Ich erinnere mich an die Zeit, als Suzaku mit Iras....mit mir durch die Wälder ritt....es war ein Festtag in Aquaria und aus diesem Anlass war der Prinz des Feuers angereist. Ja, ich habe unter meiner unerfüllten Liebe gelitten, ich bestreite es nicht. Manchmal fragte ich mich wirklich, was Seiryuu nur an diesem Playboy fand....aber....« Ein Zischen durchschnitt die Luft. Das Schwert des Ritters krachte auf das des Wächters und Iras fuhr zurück, als hätte ihn etwas gebissen. Eisblaue Augen musterten ihn verächtlich. „Was denn, dachtest du, ich würde deine Attacke nicht bemerken? Du vergisst, dass unsere Schwertkünste identisch sind! Es dürfte dir schwerfallen, mich zu überraschen." „Das ist ärgerlich, in der Tat. Doch nun zurück zum eigentlichen Grund unseres Konfliktes. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass du Kai nicht um Tysons Liebe beneidest. Wäre es nicht schön, wenn er statt dessen dich lieben würde?" „....Ja. Das wäre schön. Aber es ist nicht so und ich muss das akzeptieren!" „Musst du das? Wenn du mir die Kontrolle überlässt, kann ich ihn für uns beide erobern. Du oder ich, das spielt doch letztendlich gar keine Rolle. Wir sind gleich!" „Nein. Wir sind nicht gleich. Du bist eine bemitleidenswerte Kreatur, die vollkommen verbohrt ist in ihrem Hass und ihrer Wut. Hades hat deine Erinnerungen an Eden gelöscht, durch neue ersetzt oder sie zu Lügen verdreht. Dein Bild von deinem damaligen Leben ist verzerrt und verfälscht! Ja, es gab Augenblicke, da habe ich Suzaku beneidet. Es gab Augenblicke, da ich mich fragte, wie Sei sich in ihn hatte verlieben können. Es gab Augenblicke, wo ich verzweifelt und unglücklich war. Aber....!" Er schoss nach vorne, das Schwert beschrieb einen eleganten Bogen und die Spitze der Schneide berührte die Kehle des schwarzen Ritters. „....aber der wahre Iras, der Mann, der treu und stolz Prinz Genbu diente und Eden verteidigte, hat Suzaku niemals - niemals, hörst du?! - gehasst, verstehst du mich?! Das Ausmaß deines Hasses hat mit der Beziehung der beiden nichts zu tun, und auch nichts mit meiner Eifersucht! Ich leugne nicht, dass ich eifersüchtig war....aber Suzaku. War. Mein. Freund!!" Er betonte absichtlich jede Silbe einzeln. „Das ist nicht wahr!! Er war mein Rivale, der mir alles zerstört hat!! Er hat mir denjenigen genommen, den ich liebte! Er hat gemeinsam mit den anderen Hütern hinter meinem Rücken über mich gelacht und mich verspottet! Er war wie alle anderen - scheinheilig, verlogen und heuchlerisch! Ich habe ihn immer gehasst!!" „Das Seelengift von Hades hat deinen Hass vertieft und ihn bis ins Unermessliche gesteigert! Er hat dein Innerstes vernichtet, deine Prinzipien, deine Persönlichkeit untergraben und dein verletztes Herz für seine finsteren Ziele missbraucht! Er hat Seiryuu getötet und deine geliebte Heimat zerstört!! Er hat dich zum Verräter gemacht, obwohl deine Loyalität Prinz Genbu galt!! Du hast geschworen, ihn zu beschützen!! Du hattest Freunde, Familie!! Und wegen Hades hast du das alles weggeworfen!! Es gibt nur einen, dem dein Hass gelten sollte, und das ist er!!" „Ich will nichts mehr hören!! Sei still, verdammt!!! Jeder belästigt mich mit neuen Lügen, versucht, meinen Kopf mit Schwindeleien und Trugbildern vollzustopfen!! Es reicht!!" Ein Schneesturm warf Tala hart zu Boden und Iras begann, auf ihn einzuprügeln, ohne darauf zu achten, wohin seine Klinge traf. Der Russe wehrte sich gegen die groben Hiebe, so gut er konnte, war aber durch seine Wunden geschwächt. Er erschuf Eissplitter um sich herum und donnerte sie gegen seinen Angreifer, als dieser sich anschickte, ihm die Brust aufzuschlitzen. „Iras, du musst die Wahrheit erkennen! Dein tatsächlicher Feind ist Hades! Begreifst du immer noch nicht, was er getan hat?! In mir findet sich alles wieder, was an Iras gut und edel war - während du seine negativen Eigenschaften verkörperst, den Zorn, das Nachtragende, die Verschlossenheit! Wir sind die zwei Seiten eines einzigen Mannes! Tala Iwanov und Iras, der Wächter von Wolborg, könnten eins sein, eine Seele, ein Herz, wenn du es schaffst, dich vom Bösen zu befreien, dich davon zu lösen!" Er näherte sich dem Krieger, der blutend in die Knie gesackt war und seine Verletzungen unter die Lupe nahm. Sie waren an denselben Stellen wie die von Tala. Seine schwarzen Augen sahen in eisblaue - sein Gegenüber hatte sich ebenfalls hingekniet und ihre Schwerter kreuzten sich zwischen ihnen, eine Fingerbreit vom jeweiligen Gesicht entfernt. Der Beyblader legte seinem Alter Ego Zeige- und Mittelfinger auf die Stirn und flüsterte: „Sieh hin....sieh hin und erkenne die Wahrheit!" ~~ RÜCKBLENDE ~~ Es war Nacht über Eden. Iras, der Hauptmann der Leibwache des Wasserprinzen Genbu, sass an der Bettstaat seiner Mutter, Lady Tethys. Die Frau mit dem langen roten Haar wirkte in den großen Kissen beinahe zerbrechlich, obwohl sie den meisten als stark und unerschütterlich bekannt war. Sie war krank; ihr Körper litt an Meeresfieber, das von einer bestimmten Fischart in einigen Gewässern Aquarias übertragen wurde und deren Verzehr daher als riskant galt. Ein Koch musste sich auf die Zubereitung verstehen - doch manchmal konnte es geschehen, dass die Bakterien nicht abstarben, sondern überlebten und dann in den Organismus gelangten. Meeresfieber war tückisch und bedurfte einer raschen Einnahme der Medizin, auf die Iras im Moment wartete. Er strich seiner Mutter sanft ein paar verschwitzte Strähnen aus der Stirn und sprach tröstend auf sie ein, während sie wirr vor sich hin murmelte. Da öffnete sich die Tür. „Mein Freund? Ich habe mich beeilt, so gut es mir möglich war. Wie geht es ihr?" „Ihre Temperatur ist seit deinem Aufbruch noch gestiegen", antwortete er, in der vertrauten Umgebung die übliche Anrede gegenüber einem Höhergestellten, die das Protokoll vorschrieb („Ihr", „Euch" usw.), einmal außer Acht lassend. Suzaku seufzte, doch dann hellten sich seine Züge auf. „Gräme dich nicht weiter. Ich habe den Trank mitgebracht, sie muss ihn sofort trinken, solange er noch warm ist." Mit diesen Worten setzte er einen silbernen Becher an die bleichen Lippen der Lady und flößte ihr die heilende Flüssigkeit ein - einen Trank aus Algen, Einhornbeeren (so genannt, weil die Einhörner so gerne davon aßen) und Phönixtränen, die traditionelle Medizin gegen Meeresfieber. „Sie wird bald wieder gesund sein. Das wichtigste ist jetzt, dass sie Ruhe hat und viel schläft. Der Trank wird das übrige tun. Du kannst aufhören, dich zu sorgen." „Hab vielen Dank, Suzaku. Es ist sehr kompliziert, an Phönixtränen heranzukommen, da sie unglaublich stolz sind und nur wenige an sich heranlassen. Dabei ist das die entscheidende Zutat für die Medizin. Hättest du dich nicht bereiterklärt...." Der Prinz von Pyrodes war von Genbu zum Fest der Hundert Fluten eingeladen worden, ebenso wie die anderen beiden jungen Hoheiten. Nachdem man dem Hüter der Gottheit Draciel berichtet hatte, sein oberster Leibwächter könne an der Gesellschaft nicht teilnehmen, da seine Mutter an Meeresfieber erkrankt sei, hatte dieser Suzaku um seine Hilfe gebeten, denn er war einer der wenigen, die sich zum Horst der Phönixe begeben konnten, ohne Schwierigkeiten befürchten zu müssen. Er hatte auch die übrigen Zutaten besorgt und den Trank gebraut. „Natürlich habe ich das. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich, wenn sie in Not sind! Ich weiß sehr wohl, dass mir der Ruf nachhängt, häufig verantwortungslos und ein vergnügungssüchtiger Lebemann zu sein, aber wenn dem so wäre, hätten meine Untertanen sich sicher längst an Dranzer gewandt und ihn gebeten, meine Wahl rückgängig zu machen. Dem Urteil des Gottes müsste ich mich beugen. Ich genieße das Leben, das stimmt, ich feiere gern, bin dem Alkohol nicht abgeneigt und koste mit Freuden die Früchte der Liebe....doch wenn man meiner Hilfe, meiner Fähigkeiten oder meines Beistands bedarf, bin ich da. Dranzer hat sich nicht ohne Grund für mich entschieden. Ich weiß das und glaube daran. Ich maße mir nicht an, perfekt zu sein, obwohl ich diesen Status inne habe. Wer mich braucht, kann mit mir rechnen." Iras lächelte beschämt. „Ich....ich habe früher auch mehr auf die Gerüchte gehört, die man sich über dich erzählte. Mein erster Eindruck von dir entsprach ihnen....bis ich dich besser kennenlernte. Was immer du tust, du tust es mit ganzem Herzen, Prinz des Feuers. Wenn es etwas zu feiern gibt, tanzt du die Nacht durch. Wenn du kämpfst, dann bis zum letzten Blutstropfen, sollte es nötig sein. Wenn jemand auf deine Hilfe hofft, gewährst du sie ohne Zögern. Wenn ein Freund Kummer hat, reißt du dir für ihn drei Beine aus. Und dein Lächeln könnte einen Eisberg schmelzen!" fügte er schelmisch hinzu. „Übertreibe nicht, sonst bilde ich mir höchstens was ein! Das Fest ist noch nicht beendet. Genbu hat mir sein Bedauern ausgedrückt, dass du nicht dabei sein kannst. Möchtest du nicht hingehen?" „Doch, schon. Es ist schließlich das größte gesellschaftliche Ereignis in Aquaria. Aber ich konnte meine Mutter in ihrem Zustand ja nicht allein lassen." „Geh hin. Ich bleibe hier und sehe ab und zu mal nach ihr. Du hast dir ein bisschen Vergnügen verdient, glaube mir. Außerdem fallen die Feierlichkeiten der Hundert Fluten dieses Jahr mit deinem Geburtstag zusammen, wie ich von Leviathan weiß." „....Du willst auf das Fest verzichten? Das wird deinen Freunden nicht recht sein....insbesondere Seiryuu nicht." „Erkläre es ihm bitte, er wird meine Gründe sicher verstehen. Es sei denn, du hättest etwas dagegen, wenn ich auf deine Mutter aufpasse und in deinem Haus herumgeistere?" „Unsinn! Ich bin nur überrascht, dass du dafür von einer Party fernbleibst. Ich sollte das tun." „Aber nicht an deinem Geburtstag. Überhaupt bist du bereits seit vier Stunden überfällig!" Suzaku geleitete ihn vor das Tor. Vom Palast klangen ausgelassene Musik und fröhliches Gelächter herüber. Iras verbeugte sich vor dem Graublauhaarigen, als ein Lakai mit einer Laterne zu seinem Herrn hinaustrat, um ihm den Weg zu beleuchten. Das Protokoll musste wieder befolgt werden und so erklärte der Hauptmann: „Ich danke Euch für den Dienst, den Ihr mir erwiesen habt, Euer Hoheit." „Ich bin Euer Freund, Iras. Das dürft Ihr niemals vergessen." Ein fester Händedruck zum Abschied, der diese Worte bekräftigte und sie trennten sich.... ~~ ENDE DER RÜCKBLENDE ~~ „NEIN!!!!" Der Ritter stieß Tala mit einem Fußtritt von sich und erhob sich. Er zitterte am ganzen Leib und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Ich....glaube dir nicht!!! NIE!!! Suzaku war mein Feind und er ist es noch heute!! Ich lasse mich nicht von dir belügen!!" „Der einzige, der dich je belogen hat, ist Hades!! Wach endlich auf und gestehe dir ein, dass er es war, der dich ruiniert hat, in deinem letzten, wie auch in diesem Leben!! Wenn du nicht die Augen öffnest, wird es zu spät sein - für uns beide!!" Iras schwieg. Mit beängstigend verzerrtem Gesicht, in dem die widersprüchlichsten Empfindungen zu streiten schienen, verwandelte er die Finsternis um sie herum in eine Eishölle. Tala fror entsetzlich und versuchte, sich warm zu reiben. Sein Kontrahent, der seiner Verbitterung und seiner Manipulation zum Trotz ein Teil von ihm war, ragte über ihm auf wie ein Rachegott. Diesmal spürte er die stechende Schwertspitze an seinem Hals, aber nachdem Kais Stimme zu ihm durchgedrungen war und ihn aus seiner Lethargie gerissen hatte, war er weit davon entfernt, einfach aufzugeben. Das hier war ein Kampf gegen sich selbst, die komplizierteste und schwerste aller Herausforderungen! Sein Bruder im Geiste hatte ihm neuen Mut eingeflößt und seine alte Willenskraft geweckt. In einer blitzschnellen Bewegung trat er dem Soldaten die Beine weg und zückte seine Waffe. Iras fluchte und rollte sich zur Seite, um dem nächsten Schlag zu entgehen. Plötzlich jedoch hielten die beiden Duellanten inne - eine düstere, ihnen nur allzu bekannte, schreckliche Präsenz umgab sie mit einem Mal. ER....!! Kai schüttelte den reglosen Körper seines Gegners, aber nichts geschah. Es war, als hätte sich sein Bewusstsein ins Innere seiner Seele zurückgezogen, um seine eigene Schlacht zu schlagen. Er ahnte, dass er mit dieser Vermutung höchstwahrscheinlich richtig lag und wandte sich an den Prinz des Wassers: „Genbu....du kannst den Bannkreis auflösen. Iras ist im Augenblick nicht fähig, zu kämpfen. Ich bin außer Gefahr - vorläufig." „Ist das nicht zu riskant?" „Nein, ich glaube nicht. Dass er sich jetzt in diesem Zustand befindet, beweist, dass Tala mich gehört hat und sich wehrt. Wir können nichts für ihn tun. Das muss er alleine schaffen." Der Blondschopf nickte und der Bannkreis zerfiel in glitzernde Funken. Kai trug den erschlafften Leib zu einem Stück weicher Erde hinüber und Mathilda, als das fürsorgliche Mädchen, das sie war, schlüpfte aus dem Überwurf ihrer Uniform, unter dem sie ein Top anhatte und legte ihn zu einem provisorischen Kissen zusammen. „Du hast großartig gekämpft", erklärte Garland und Kai deutete eines seiner seltenen Lächeln an. Mittlerweile besass er fast seine kompletten Erinnerungen und demzufolge verband er mit dem älteren Blader ein Gefühl von Vertrauen und Freundschaft. „Eigentlich habe nicht ich gekämpft." „Ich mache zwischen dir und Suzaku keinen Unterschied." „Warum nicht?" „Weil ich euch beide gleichermaßen respektiere und bewundere." lautete die klare und aufrichtige Antwort. Der Zwanzigjährige musterte ihn eindringlich und kam zu dem Schluss, dass Garland immer hinter ihm stehen würde. Er war eine ehrgeizige und sehr ehrliche Persönlichkeit mit guten Prinzipien und einer unerschütterlichen Grundeinstellung. Seiner Meinung nach blieb ein Mann jenen treu, denen er es einmal versprochen hatte. Sein Blick glitt zu Tyson hinüber, der verlegen lächelte. „Hallo, Kai. Wie geht es dir?" „Bestens, danke. Allerdings bin ich über deine Einmischung nicht sonderlich erfreut. Erstens weiß ich mir selbst zu helfen....und zweitens hat es Iras nur wütender gemacht, dass du ihn erneut abgewiesen hast! Aber taktvolles Handeln war ja noch nie deine Stärke." „....Das sieht dir ähnlich. Könntest du nicht so etwas sagen wie: ‚Ich freue mich, dich wiederzusehen‘? Oder wenigstens: ‚Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist‘? Aber nein, statt dessen muss sich der Herr darüber beschweren, dass ich den Mund aufgemacht habe!" „Wenn mir nichts anderes übrigbleibt? Ich habe dich schließlich nicht darum gebeten!" „Dann entschuldige, dass ich geflohen bin! Wenn du unbedingt den wackeren Helden spielen willst, von mir aus, aber erwarte nicht, dass ich den Prinzen abgebe, der seiner Rettung harrt, ohne selbst etwas zu unternehmen!" „Ich weise dich darauf hin, dass es nie meine Absicht war, den ‚wackeren Helden‘ zu spielen. Man hat dich gefangen und ich bin gekommen, um dich zu befreien. So etwas tut man für einen Freund. Aber sei so nett und lass die romantischen Schnörkel dabei weg, das ist nichts für mich! Außerdem bist du nicht die einzige Geisel. Hiro ist auch hier und wir werden ihn aus Deimos‘ Klauen befreien, ehe er sich an ihm vergreift, so wie er es offensichtlich vorhat." „Das weiß ich! Ich kann mich zwar nicht verwandeln, aber ich werde mich euch anschließen - falls du nichts dagegen hast!" „Willst du eine ehrliche Antwort?" „Hiro ist mein Bruder, wenn ich dich daran erinnern darf!" erwiderte Tyson, der allmählich die Geduld verlor. Er hatte nicht angenommen, dass Kai ihm in die Arme fallen würde oder etwas dergleichen, doch dass er nur Vorwürfe für ihn hatte, stimmte ihn missmutig. Sein Herz zog sich schmerzend zusammen und seine Brust fing an, sich ein wenig kalt anzufühlen. Ach was, das konnte nicht sein, der Eis-Kuss konnte ihm unmöglich etwas anhaben! Enrique, sonst eher jemand, der mit seiner charmanten Art sofort Öl auf sturmgepeitschte Wogen goss, ignorierte den Streit, denn seine Sinne wurden von etwas anderem beansprucht. Die Erde unter seinen Füßen schrie leise auf, einzig ein Magier, der einen Aspekt dieses Elements kontrollierte, konnte einen solchen Schrei hören. „Enrique....!" rief Mathilda. „Spürst du....das auch?" Die karge Natur der Unterwelt stöhnte verhalten, als die Finsternis, die auf ihr lastete, zunahm. Die dunkle Präsenz war so mächtig, dass auch die übrigen Wächter es bemerkten. Ein schwarzes Loch tat sich vor ihnen auf, Blitze zuckten daraus hervor und die Strömungen des bösen Zaubers wurden sichtbar; sie zeigten sich in Form eines aschgrauen Nebels. „So sieht man sich wieder, Hüter. Ich denke, es ist an der Zeit, dass euch der Hausherr für euer unrechtmäßiges Eindringen in sein Reich bestraft. Findet ihr nicht auch?" Ein abstoßendes, grausames Lächeln von abgrundtiefer Schändlichkeit breitete sich auf diesen markanten Zügen aus, die sie alle zu verachten, zu hassen gelernt hatten. Seine kalten Augen betrachteten der Reihe nach seine Feinde und verengten sich bedrohlich, als sie bei dem Italiener angelangt waren. „Ich habe dich nicht vergessen, Pan", stieß er hervor und die Abscheu in seiner Stimme umgab Enrique wie mit dem ätzenden Fluidum einer Säure. „Ich dich auch nicht, Hades. Wie könnte ich....!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)