Embrace me, demon von NamiHeartphilia (How can you keep me in chains?) ================================================================================ Kapitel 8: _forgive me for I am a monster_ ------------------------------------------ _forgive me for I am a monster_ Wie soll ich das nur beschreiben? ... Wir standen uns gegenüber und ich hatte das Gefühl, ich würde jeden Moment aufwachen aus diesem völlig absurden Traum. Mittlerweile begriff ich absolut nichts mehr ... "Was um Himmels Willen ist in dich gefahren?", entwich mir schließlich. "Wenn du das nur sehen könntest ... Wenn ich diese Bilder und Eindrücke ... diese Gefühle in Worte kleiden könnte ... was gäbe ich darum, ... aber das kann ich nicht ... Das Einzige, was ich sagen kann, ... willst du nicht hören, wie du selbst das hier nicht hören willst ..." Ich kannte ihn doch schon so lange. Das konnte es doch nicht sein, was er ständig unter dem vollendeten Kunstwerk verbarg. Es war unmöglich, dass ich mich all diese Zeit hatte von ihm irreführen lassen, damit ich das hier nicht erfahre. Dieses Bild, das ich von ihm hatte, konnte nicht falsch sein ... Zu oft hatte er mich allein gelassen ... doch nicht etwa nur, um sich selbst nicht zu quälen? Was für ein irrer Grund ... "Ich bitte dich, lass uns nachher darüber reden. Es ist bereits Zeit, dass wir gehen." Jeden Moment wurde er offener und offener. Sein Gesicht erzählte so viel, wie er es früher nicht zugelassen hatte und ich sah ... eine Mischung aus Angst, Wut, Verzweiflung und ... war es das, was er sagen wollte? Das, was ich sah? ... War es DAS? ... "Ja ... mein Timing ist nicht so toll ...", sagte er mit bitterem Lächeln. "Ich weiß auch nicht, was auf einmal mit mir los ist ..." "Komm ... sonst bist du überhaupt nicht mehr in der Lage, deine Aufgabe zu erfüllen ... Außerdem hast du noch nichts zu dir genommen, oder?" "Glaubst du etwa, ich würde einfach nur wegen Blutmangel durchdrehen?" "Nein ... ich meine nur ..." "Victoria, lass uns gehen ... Es tut mir leid, dass ich mich beeinflussen lasse ..." Mit schnellen Schritten verließ er das Zimmer und wir begaben uns erst einmal nach unten. "Folgender Plan: wir setzten uns hin ..., am besten gleich an den Nachbartisch unserer Zielperson ... Sie muss merken, dass wir 'verheiratet' sind ... Dann täusche ich Übelkeit vor und du sagst, ich soll lieber nach oben gehen. Während ich mich also in der Nähe ihres Zimmers ...573, wenn ich mich nicht irre, aufhalte, wirfst du ihr Blicke zu et cetera ... Also das Übliche, was du so abziehst ... Sie setzt sich bestimmt dazu und fängt an dich anzumachen. Irgendwann wird sie schon vorschlagen, nach oben zu gehen - so sieht die Schlampe jedenfalls aus ... Wenn du sie dann ähm ... betäubst ... oder irgendwie aus dem Weg schaffst - ohne zu töten -, hole ich mir die Beute, also lass die Tür offen ... Alles klar?" "... Wie hast du dir das so schnell überlegt?", fragte der Vampir verwundert. "Hm ... ich weiß nicht ... Ist doch egal, ich hoffe, es funktioniert nur ..." "Natürlich funktioniert es ... Deine Pläne gehen doch immer auf." Damit nahm er mich bei der Hand und wir gingen, möglichst unauffällig und als 'glückliches Ehepaar' getarnt zu einem Tisch in der Nähe der blonden Dame. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie sie Adrian betrachtete und musste wieder mal über seine Anziehungskraft bei weiblichen ... ok, manchmal nicht nur weiblichen ... Personen grinsen. "Mist ... ich würde so was von gern deine Gedanken lesen ...", flüsterte er mir zu und ich schüttelte lachend den Kopf. Einige Zeit saßen wir am Tisch aßen ... bzw. ich aß etwas, er trank nur Wein. Irgendwann gegen Viertel vor zehn Uhr fing ich an, mir hin und wieder an die Stirn zu fassen und Adrian fragte dann ganz 'fürsorglich', ob denn alles in Ordnung sei, genau nach Plan. "Liebling, du siehst blass aus ... Vielleicht solltest du dich ausruhen ... Geh nach oben und leg dich hin ... Ich bleibe noch etwas.", sagte mein im Schauspiel talentierter Partner. "Du hast Recht. Ich fühle mich nicht wohl. Lag vielleicht an dem ganzen Stress letzte Woche. ... Bis später." Vermutlich hatte er das jetzt nicht erwartet, aber trotz der Gefahr, es könnte ihn ablenken, gab ich ihm einen flüchtigen Kuss, damit das echter wirkte und ging sofort, ohne mich umzudrehen und seine Reaktion zu sehen. Was dann kam, war nicht besonders berauschend. Ich fuhr mit dem Lift in den fünften Stock und wartete am Treppenabsatz, des Treppenhauses, das für Notfälle gebaut wurde, darauf, dass sie kamen. In der Zwischenzeit kamen mir allerlei Gedanken in den Sinn ... Wenn dieser Job beendet worden war, was würde dann sein? ... Eins stand fest: es konnte nicht mehr so ablaufen wie früher. Adrian hatte mir zu viel offenbart, was angeblich die Wahrheit war. Wir konnten nicht mehr anonym unsere Leben führen und nur die Arbeit teilen. ... Würde ich kündigen und wegziehen? ... Ihn alleinlassen? ... Obwohl er das mit mir so oft gemacht hatte, hatte ich das Gefühl, ich könnte ihm das nicht antun, denn ... wenn er ... wenn er das alles ernst meinte, würde es ihn verletzen. Außerdem ... ich konnte es mir nicht vorstellen ohne ihn ... Also, ... ich meine, ich hatte mich so an ihn gewöhnt ... Selbst wenn er manchmal ein ziemlicher Idiot war, war er ... Und überhaupt - diese letzten Tage hatte er sich so verändert ... nein, nicht verändert ... gezeigt, dass es die ganze Sache in ein anderes Licht rückte ... Ich seufzte leise und lehnte mich an die kühle Wand ... Was sollte ich denn jetzt tun? ... Ich hatte ihm versprochen, alles zu klären ... und weglaufen konnte ich nicht mehr ... Wie beschissen ist es, sich verloren zu fühlen und sich die Wahrheit, die man für unmöglich hält, nicht eingestehen zu können ... Irgendwann um zehn Uhr herum, hörte ich Stimmen auf dem Flur, allerdings waren es diesmal nicht wie etliche Male vorher irgendwelche Gäste des Hotels, sondern mein Partner und unser Zielobjekt. Nachdem ich gewartet hatte, bis sie in dem Zimmer verschwunden waren, sah ich mich kurz um und folgte ihnen. Wie besprochen hatte Adrian die Tür nicht verschlossen und ich betrat leise das Zimmer, sobald ich gemerkt hatte, dass Miss Avery ins Bad getorkelt war, wobei er ihr folgte. Auf einmal hörte ich kurz den Versuch aufzuschreien, der dann wahrscheinlich von seiner Hand erstickt wurde und nach einiger Zeit, fiel ihr Körper mit dumpfem Geräusch zu Boden. Währenddessen hatte ich ihre Sachen durchsucht und fand schließlich ein Schminkköfferchen, das ich zunächst übersehen hatte, weil es unglaublich unschuldig und primitiv aussah, sich jedoch beim zweiten Blick des geschulten Auges als Versteck outete. Schnell räumte ich die ganze Rouge und das andere Zeug weg und entdeckte tatsächlich ein kleines Schloss. Dann griff ich automatisch zum Dietrich, der in meinem Strumpfband steckte und machte mich daran das Schloss zu knacken. Es dauerte zwar einige Minuten, bis ich es geschafft hatte, doch immerhin hatte es geklappt. Wie vorausgesehen befand sich in diesem sorgfältig angelegtem Versteck die Beute: einige Edelsteine in grün und ein paar in blau. Ich konnte nicht sagen, was das genau für Steine waren, aber immerhin waren es dieselben, wie in der Mappe beschrieben und ... immerhin waren sie sowieso gestohlen. Ja, ganz Recht ... Avery war eine Diebin und Betrügerin. ... Eiligst räumte ich die Dinge wieder auf ihren Platz und wollte Adrian holen. Als ich das Bad betrat, schreckte ich allerdings erst einmal zurück ... Sie lag auf dem Boden und über ihren Körper gebeugt saß er ... Plötzlich riss er seinen Kopf zurück und ich sah Blut an seinen Lippen ... und an ihrem Hals. Seine Augen waren so angsteinflößend ... Er selbst ... war so ... anders ... Wie ein Dämon ... Als er zu mir aufblickte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und ich fragte mich, ob er noch er selbst war ... War er wütend? ... "Victoria ...", wisperte er und streckte seine Hand nach mir aus. Unsicher machte ich einen Schritt zurück, doch irgendetwas zwang mich dazu ihm aufzuhelfen. Obwohl ich gewisse Angst empfand, kehrten wir zusammen in unser Zimmer zurück. Dort legte ich zunächst die Steine auf den Tisch und beobachtete den Vampir. Zwar sah er nicht mehr so teuflisch aus und hatte sich das Blut abgewischt, doch hatte ich irgendwie auf einmal Furcht vor ihm. Und wie fühlt es sich an Furcht und Zuneigung gleichzeitig, für dieselbe Person zu empfinden?! ... Eines von beidem muss schließlich die Oberhand gewinnen ... "Ist sie tot?", fragte ich leise und merkte, dass ich leicht zitterte. "Nein... Sie wird aufwachen und sich nicht erinnern. Die Wunden heilen schnell." Er hatte sich von mir abgewandt, als empfände er Schuld, dafür, dass ich das gesehen hatte und nun ... Angst vor ihm hatte. "Gut." "Hast du die Steine?" "Ja." "Fein." "Hmm." "Die Aufgabe ist erledigt.", sagte er und ich wollte das Licht anmachen, weil wir im Halbdunkeln standen, doch er drehte sich abrupt um: "Nein!" Panisch blickte ich ihn an und verstand nicht. "Du willst mich ganz bestimmt nicht ansehen, nachdem du ... wiedermal miterlebt hast, ... was für ein unmenschliches Monster ich bin ..." Gibt es eine Bezeichnung für diesen Moment, wo man die Angst plötzlich ganz verliert ... und etwas anderes empfindet? ... Nein, nicht Mitleid ... Man empfindet etwas anderes ... Ich weiß nicht was, aber ... zu diesem Zeitpunkt war es das, was ich fühlte ... "Ich ... nehme anderen das Leben ... um selbst am Leben zu bleiben ... Am Leben ... Nein ... ich lebe nicht ... Ich bringe nur anderen den Tod, aber nicht ... um zu 'leben' ... Ich lebe nicht ... zumindest ... lebte ich nicht ... Ich hatte keinen Grund zu leben. Ich hatte niemanden, für den ich leben konnte ... Es war mir eigentlich egal, ob ich sterben würde oder weiter als Untoter umherwandeln ... Völlig unmenschlich ... Dann ... war auf einmal ein Grund da, für den ich leben wollte ... und diesen Grund habe ich gerade in tiefste Angst und Ekel vor mir selbst gestürzt ..." "Willst du damit sagen ...?" "Du bist der Grund, für den ich immer noch da bin ... für den ich lebe ... Aber sieh mich ruhig an ... ich kann mir gut vorstellen, dass du mit so einer misslungenen Schöpfung nichts zu tun haben willst ..." "..." "Natürlich nicht ... Du bist so ... ... ... du bist wie eine wunderschöne Figur aus zartem Kristall und ich habe so große Angst dir weh zu tun ... Alles an dir ist ... so ... So jemanden habe ich noch nie getroffen ... Nie so etwas so stark empfunden ... Dich zu verletzen ist mir schon gelungen und ich würde lieber sterben, als es noch mal zu tun ... " Er lachte auf und sank zu Boden. "Na ja ... das ... brauche ich nicht mehr ... Immerhin fürchtest du mich ... und würdest am liebsten weglaufen ... Fort von mir. Fort von dem Ungeheuer. ... Wieso kann das nicht anders sein . . . " Niemals ... niemals zuvor sah ich ihn so ... Offen wie ein Buch ... Alles nach außen gekehrt. Alle Gefühle. Alle Gedanken. Alles. So selbstsicher, wie er immer tat ... Das war nur eine Attrappe gewesen. Theater. Er kniete vor mir, einfach und zerbrechlich. Mir wurde bewusst, dass ... seine Worte keineswegs eine Lüge sein konnten. Alle Zweifel, die ich in mir hatte wichen von selbst. "Wieso ... darf ich dich nicht ... . . .", flüsterte er und hob seinen Blick zögernd ein wenig, als erwartete er, ich würde hinausstürmen und wollte es nicht sehen. Allerdings tat ich das nicht, sondern kam ein paar Schritten auf ihn zu. "Ich habe keine Angst ...", sagte ich leise und er sah sofort auf. "... was? ..." "Ich sagte, ... ich fürchte dich nicht ..." "... aber ..." "Weißt du noch, was ich geantwortet habe, als du behauptet hast, ich würde dich abweisen ...?" Achtlos zog ich meine Schuhe aus, warf sie zur Seite hin weg und sank zu ihm auf den Boden: "... das war nicht so daher gesagt. Ich weiß doch, was du bist ..." Ich wusste es doch schon ... So lange. War es nicht eine Gefahr mit ihm auch nur in einem Raum zu sein? ... Mich kümmerte das nicht. Selbst wenn das böse höchstpersönlich in seinen Adern pulsierte. Das Ganze hatte mich so berührt und so spürte ich, wie mir einige Tränen die Wangen hinunterrollten. Längere Zeit sah er mich stumm an und wischte sie sanft mit dem Handrücken weg, dann fragte er: "Warum weinst du ...?" Lächelnd legte ich meine Arme um seinen Hals, um ihm näher zu sein und flüsterte: "Weil meine Antwort, wohl die ist, die du zu hören hoffst und von mir nicht zu bekommen glaubst ..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)