Die Argoth-Chroniken: Zikél von Alaska ================================================================================ Kapitel 1 --------- Titel: Die Argoth-Chroniken: Zikél Teil: 01/?? Autor: Alaska & BlueMercury Genre: Fantasy, Drama Warnung: Gewalt, Sex, Depri, Zucker Kommentar: Diese Geschichte war zuerst ein Rollenspiel zwischen BlueMercury und meiner Wenigkeit. Mit einigen Änderungen haben wir sie nun umgeschrieben und hoffen, sie gefällt euch. Wer vor den Warnungen zurückschreckt - sie gelten jeweils nur für ein, vielleicht zwei Kapitel. Also lest euch den ersten Teil doch einfach mal durch ^^ C&C very welcome! ^.~ ~1~ Nahrungsmittel, Stoffe, Tonwaren, Holzwaren, Futtermittel, Tiere – lebende und tote- , Gewürze, Tuche, Steine, Schmuck, Waffen, Spielzeug... all das nahm Nitta wahr. Sein Weg führte ihn, wie immer, über den Mark, auf der Suche nach Leckerbissen für Leonidas, nach Verpflegung – und ab und zu auch nach Geschenken für ihn. Doch nichts von alle dem wäre fähig, seinem Herren Freude zu machen. Die Marktschreier machte mit lauter, durchdringender Stimme auf sich aufmerksam. Scheinbar waren besondere fahrende Händler in der Stadt und Nitta wollte sich ansehen, was diese feilboten. Zu seiner Überraschung handelte es sich um einen Sklavenhändler. Viele Menschen, aber auch andere Wesen, befanden sich in den Käfigen, die auf großen Wagen herbeigefahren wurden. Und eines dieser Wesen, ein auffälliges, von seiner Ausstrahlung her jedoch unscheinbares, erweckte seine Aufmerksamkeit. ~~~ Schon seit Tagen hockte er in diesem viel zu kleinen Käfig mit zwei anderen Geschöpfen, die er weder kannte, noch mochte. Es war schwer mit ihnen auszukommen und darüber hinaus die Nahrung zu teilen, wenn sie denn mal etwas bekamen. In dieser Hinsicht war der Sklavenhändler nicht gerade freigiebig. Nachdem Zikél einige Tage in einem dunklen Holzverschlag zugebracht hatte, war diese Unterkunft fast schon Luxus, denn hier bekamen sie frische Luft und Licht. Der Nachteil an der Sache war, dass jeder auf dem Markt sie anglotzen und betatschen konnte, was der Blaue auf den Tod nicht leiden konnte. Die Augen der Interessenten glitten über seinen Körper, als wäre er ein Stück Vieh, wobei sich ein Sklave wohl nicht sehr davon unterschied. Auf jeden Fall versuchte er sich hinter den anderen Beiden etwas zu verstecken, da er immer noch hoffte, Zeit schinden zu können, um einen Fluchtplan zu entwickeln. Sein letzter war leider fehlgeschlagen, was ihm einige Hiebe mit der Peitsche eingebracht hatte. Nitta nahm wenig Rücksicht auf die sich ballende Masse vor den Käfigen. Er bahnte sich zielstrebig seinen Weg durch die Menge und ging, die Augen fest auf die des Tierwesens gerichtet, auf dieses zu. Zikéls Nackenhaare stellten sich auf - immer ein Zeichen, dass er beobachtet wurde. Nicht wie die anderen Schaulustigen nur oberflächlich, sondern direkt und interessiert, vielleicht sogar gefährlich. Nur einen Moment später stand die Quelle direkt vor ihm und Zikél wich instinktiv einen Schritt zurück bis an die hinteren Gitterstäbe. Seine Mitinsassen allerdings gaben den Blick auf ihn frei, so dass er immer noch den Augen des Mannes ausgeliefert war. "Wie ist dein Name?" fragte er direkt, mit neutralem Tonfall und nichts als... Gleichgültigkeit im Blick. Und doch nahm er nur dieses Geschöpf - dieses eine zwischen vielen - auch als Wesen, als denkendes, fühlendes Individuum wahr. Und das spürte man, wenn man es ihm auch nicht ansah. Misstrauisch und vorsichtig musterte er den Anderen und wollte gerade den Mund zum Antworten öffnen, da tauchte auch schon der Sklavenhändler auf mit einem geschäftsmäßigem breiten, schmierigen Lächeln. „Haben sie Interesse an diesem Objekt, mein Herr? Es ist wirklich ausgezeichneter Herkunft und Qualität, ein Tama-i, für alle Bereiche des Lebens brauchbar.“ Dabei wackelte er andeutend mit den Augenbrauen und zwinkerte. Zikél hätte ihn am liebsten dafür geschlagen. „Es hat keinen Namen, sie dürfen es selbst benennen. Ich mache ihnen einen guten Preis.“ Allein schon an der Betonung des Es merkte man, was der untersetzte Händler von seiner Ware hielt. „Ich habe sehr wohl einen Namen.“ erhob der Tama-i das Wort und reckte das Kinn vor. „Er lautet Zikél.“ Er wusste, dass es ein Fehler war, ungefragt zu sprechen, hörte nun auch schon das Zischen, das einen Energieschlag ankündigte. Alle Sklaven trugen spezielle Halsbänder, mit deren Hilfe sie bestraft wurden, wenn sie nicht gehorchten. Genau dieses zwang ihn nun in die Knie und ließ ihn schmerzerfüllt auffauchen. Nitta schien sehr unbeeindruckt von dem Schauspiel. An den Händler gewand, sprach er in einem Tonfall, der weder Widerspruch noch Diskussion duldete: "Nähere dich nie wieder ungefragt. Ich gebe dir 100 Dukaten für den Jungen. Lass ihn raus. Und beschädige meine Ware nicht." Eine leise Betonung nur schlich sich in seine Ausführung, die klar machte, wie wenig er von den Ansichten des Händlers hielt. Zikél musste, obwohl seine Nerven immer noch schmerzten, innerlich schadenfroh schmunzeln. Zum Einen waren 100 Dukaten viel zu wenig für die Sklaven, die dieser Händler verkaufte, zum Anderen hatte bis jetzt noch niemand gewagt, so mit dem Mann zu sprechen. Doch ein kurzer Blick in das aufgedunsene Gesicht sagte ihm, dass die Worte und vor allem der Tonfall ihre Wirkung getan hatten. "Verzeiht, mein Herr. Ich werde Eure Ware sofort vorbereiten." Ware. Dieses Wort hatte Zikél in letzter Zeit zu oft gehört. Meist in Verbindung mit Lebewesen, die diese Bezeichnung nicht verdient hatten. Und wenn er sich den Käufer so ansah... der würde ihn wohl auch nicht viel besser behandeln. Und er zahlte nur 100 Dukaten. Das bedeutete wahrscheinlich ihm war ein Leben nicht mehr wert. Oder er wollte nicht so viel dafür ausgeben, da er ihn sowieso bald umbrachte. Als die Käfigtür aufgeschlossen wurde und eine Hand nach ihm griff, wich Zikél erneut zurück. Er wollte nicht verkauft werden. Bis vor zwei Wochen war er noch ein freier Tama-i gewesen und jetzt sollte er dienen? Doch das leise Summen seines Halsbandes bewegte ihn dazu doch herauszukommen. Nitta warf dem Händler einen Beutel Dukaten hin und wartete erst gar nicht darauf, dass dieser sein Geld zählte. Er hatte bezahlt. Der Junge gehörte seinem Herren. Und doch trug er dieses hässliche Ding am Hals... ein sicherer Griff, ein Ruck, und das Ding fiel zerstört zu Boden. Er fühlte sich sehr unbehaglich in der Gegenwart des großen Mannes, mit diesen durchdringenden Augen. Zumal er seine Chancen bei einer Flucht recht gering einschätzte, es sei denn, er konnte die Größe mit Schnelligkeit schlagen. Hätte er aufgepasst, wäre er gar nicht erst in die Situation gekommen, flüchten zu müssen. Zikél ärgerte sich im Stillen und zuckte überrascht zusammen, als ihn Etwas packte, doch im nächsten Moment statt seines Genicks das Halsband zerbrochen wurde. Verwirrt schaute er zu dem Weißblonden auf. "Geht es dir gut?" "Ja, den Umständen entsprechend." Wieso wurden ihm solche Fragen gestellt? Das passte nicht recht zu einem grausamen Mann, als welchen er den Anderen eingeschätzt hatte. Nitta musterte ihn kurz und prüfend. "Du kannst laufen. Du kannst sprechen.... du hast Hunger." Aus den Einkäufen, die er zuvor getätigt hatte, durfte Zikél sich aussuchen, weswegen Nitta ihm schlicht den Beutel hinhielt, den er mit sich trug. "Iss. Dann gehen wir." Das wurde ja immer verwirrender. Aus den wenigen Sätzen schloss Zikél, dass sein neuer Besitzer nicht sehr gesprächig war, sondern die Dinge lieber auf den Punkt brachte. Aber wie kam dieser von Laufen und Sprechen auf Hunger? Seltsamer Kerl. Er blieb weiterhin vorsichtig, lugte misstrauisch auf die Einkäufe und griff nach einem eingewickelten Stück Fleisch, dessen Duft ihm schon die ganze Zeit in der Nase hing. Wahrscheinlich hatte der Mann seinen Magen knurren gehört. Gierig verschlag er das Essen und fühlte sich gleich viel besser. Den Händler mit einem kalten Lächeln verabschiedend hängte Nitta Celsion dem Tama-i den Beutel mit den Einkäufen über die Schulter und ging los. Scheinbar gedankenlos drehte er dem Katzenwesen den Rücken zu, und doch schien unzweifelhaft klar zu sein, dass er keine Ausscherungen dulden würde. Nitta lächelte innerlich... ein Fluchtversuch würde zumindest mal wieder für Abwechslung sorgen. Aber der Weg zur momentanen Residenz seines Herren würde weder Gelegenheit noch Zeit dafür geben. Für einen Augenblick wägte Zikél den Gedanken ab, einfach davon zu laufen, denn sein neuer Besitzer schien es geradezu herauszufordern, wenn er ihn mit Proviant ausstattete und dann den Rücken zukehrte. Doch Zikéls angeborene und manchmal recht nervige Neugierde bewog ihn, hinter dem Mann herzulaufen, wobei er immer doppelt so viele Schritte machen musste, um nachzukommen. Wenig abseits des Marktes stand eine der teuersten Herbergen der Stadt. Nitta steuerte unbeirrt auf das große Gebäude zu und erklärte knapp: "Du bist mir nicht unterstellt. Ab heute dienst du meinem Herren, Leonidas Thíllando." Nitta ließ sich auf die Höhe des Anderen zurückfallen. "Mich nennt man Nitta Celsion." Vor dem Haus - oder sollte er sagen Palast? - blieb Zikél kurz stehen und versuchte, die vielen Eindrücke zu erfassen. Den Erklärungen des Mannes hörte er nur halb zu. "Ist dein Herr genauso wie du, Nitta?" fragte er mit einem bissigen Unterton in der Stimme, da er dieser scheinbaren Gefahrlosigkeit nicht traute. Irgendwo musste es einen Haken geben. "Nein." Nitta lächelte trocken, nur kurz, aber er lächelte. Argwöhnisch hob Zikél eine Augenbraue und schüttelte nur den Kopf über diese doch recht dürftige Antwort. Lange würde er das nicht aushalten. Zuhause in seinem Dorf herrschte immer reger Betrieb, manchmal verstand man in seiner Familie kaum das eigene Wort. "Du bist nicht sehr gesprächig, was? Wo führst du mich überhaupt hin?" "Ich bringe dich zu Leonidas. Er wohnt in diesem Fremdenheim. Wir sind auf der Durchreise." Nitta war es, der dem Jungen die Tür öffnete und mit einem Nicken dafür sorgte, dass das Personal ihn unbehelligt passieren ließ. "Wir sind gleich da." Neugierig schaute Zikél sich in diesem sogenannten Hotel um, denn für Zikél war und blieb es ein Palast. Mit den einfachen Baumhäusern in seinem Dorf konnte man das nicht vergleichen. "Nur auf der Durchreise? Heißt das, ihr zieht bald weiter?" Das klang nicht gut. Er wollte doch zu seinem Dorf zurück, zu seiner Familie. Tama-i waren die eigenen Familien sehr wichtig und sie verließen sie nur ungern, zogen meistens in ihre Nähe. Deshalb litt Zikél schon seit zwei Wochen an Heimweh, so dass er manchmal richtig niedergeschlagen war. Nitta blieb vor einer edel verzierten, zweiflügligen Tür stehen und klopfte. Der Blaue vermutete, dass dies die Gemächer seines Herren waren, der nun auch über ihn selbst verfügte. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit und alles in ihm schrie nach Weglaufen. Nitta wartete einen Moment, dann öffnete er die Tür. Eine große Suite lag dahinter, die sehr hell und harmonisch eingerichtet war. Zu ihr gehörten zwei weitere, kleinere Zimmer, die rechts und links vom Hauptzimmer abgingen. Auf dem großen Rundbalkon stand ein dunkelhaariger Mann, der scheinbar die unter ihm liegende Stadt betrachtete. "Sehr schön. Du bist zurück." Die Stimme des Mannes war leise, aber sehr eindringlich. Langsam drehte er sich um und kam auf Nitta zu. Vorsichtshalber, man wusste schließlich nie, was einen erwartete, machte Zikél einen Schritt zur Seite und verschwand somit hinter Nitta, der ihn weit überragte. Dennoch gelang es dem Tama-i, einen kurzen Blick auf seinen neuen Herren zu ergattern. Er war groß, allerdings nicht so ein Riese, wie der, hinter dem er gerade stand. Die schwarzen Haare umrahmten das energische Gesicht, die Augen waren wachsam und dunkel und ihnen lag ein Glanz inne, der Zikél seltsam faszinierte. Die dichten Wimpern bogen sich weit über die Augen und waren im perfekten Einklang mit den schmalen, geraden Brauen. Zikél musste zugeben, dass ihn der Fremde interessierte, was man vor allem an seinem neugierig hin und her peitschenden Schwanz und den zuckenden Ohren erkennen konnte. Sein Versuch sich hinter Nitta zu verstecken, scheiterte kläglich, da zwei kräftige Hände ihn sanft aber bestimmt in den großen Raum schoben. Hinter ihm schloss sich die Tür. Seine Ohren waren nun lauernd angelegt, da er nicht wusste, was nun auf ihn zukam. "Herr..." Mit geneigtem Haupt näherte Nitta sich seinem Herren, kniete nieder und küsste die schmale, langfingrige Hand des Anderen. Dessen Blick lag warm und herzlich auf seinem Diener. "Nitta... wie ich sehe, hast du etwas mitgebracht." Der Mann lächelte. Nitta stand wieder auf und nickte. "Das ist Zikél, ein Tama-i." Mit einer gewissen Abneigung betrachtete er die Gesten Nittas. Wenn dieser Leonidas glaubte, dass er das Gleiche tat, konnte er es sich sofort abschminken. Tama-i knieten nur vor Artgenossen und dann auch nur, wenn sie in der Rangfolge über ihnen standen. Andere Geschöpfe wurden meist gemieden, da zu viele ihnen Schlechtes wollten. Leonidas hob die Hand. "Danke. Nimm ihm den Beutel ab, dann verabschiede dich in deine Gemächer. Ich rufe dich, wenn ich dich wieder brauche." "Sehr wohl." Nitta nahm Zikél den Beutel ab und ging durch eine Tür in einen der Seitenflügel der Suite. Leonidas betrachtete den Jungen noch einen Augenblick, dann ging er zurück auf den Balkon. "Also, wer bist du und wo kommst du her?" Als nun sein letzter Anker aus dem Zimmer verschwand, wurde der Blaue nur noch nervöser. Auch wenn er Nitta nicht lange kannte, war diese stille Art beruhigend und vertrauenserweckend, doch nun fand er sich einer neuen Person gegenüber, die er nicht im Geringsten einschätzen konnte. Natürlich wollte er sich das nicht anmerken lassen und antwortete mit fester Stimme. "Zikél vom Stamm der Burmai. Mein Dorf liegt in den Wäldern von Zigroth." "Komm zu mir." Mit einer lockenden Geste unterstrich Leonidas seine Bitte - oder seinen Befehl - und drehte sich zu seinem neuen Begleiter um. "Erzähl mir mehr." Er konnte sich selbst nicht recht erklären, wieso er der Aufforderung folgte, und näher zu dem Schwarzhaarigen ging. Es war eine Mischung aus Neugierde und Stolz, um zu zeigen, dass er sich nicht vor diesem Mann fürchtete. "Und wenn ich nicht will?" entgegnete Zikél provokativ und legte die Ohren dicht an den Kopf. Er traute dem Anderen nicht. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass sein Herr sich mit den Informationen auf die Suche nach seinem Dorf machte und alle in seine Gewalt brachte. Das wollte Zikél verhindern, um jeden Preis. "Du bist mutig, Tier." Leonidas legte den Kopf schief und schien einen Moment zu überlegen. Dann stieß er sich von der Balustrade ab und umrundete den Jungen einmal, wobei er immer näher an ihn heran kam. Allein die Betonung des Wortes 'Tier' ließ eine leise Wut in Zikél hoch kochen. Er war kein Tier, er war ein Tama-i, doch das vergaßen die Meisten, denn was Ohren und Schwanz hatte, musste schließlich ein Tier sein, nicht wahr? Die Pupillen waren nur noch Schlitze in den blaugrauen Tiefen, die Leonidas nicht einen Moment losließen. Jeder Muskel in dem schlanken Körper war gespannt und bereit zur Abwehr oder zum Angriff. Ohren und Schwanz zuckten gefährlich, doch Zikél gab kein Wort von sich, wartete nur. Erst als Leonidas direkt vor ihm stand, wie ein Fels, der alles niederwalzte, was ihm im Weg war, knurrte der Tama-i leise. "Und hast sicher ein hitziges Temperament." Mit diesen Worten griff Leonidas nach dem Kinn des Kleineren und zwang es hoch. "Das gefällt mir. Aber wage dich nicht zu weit aus dem Fenster." Er lächelte. Seine Augen flackerten belustigt, dann senkte Leonidas seine Lippen auf die des Anderen und gab ihm einen sanften Kuss. Erschrocken riss Zikél die Augen auf und schlug reflexartig zu, erwischte den Anderen auch an der Wange und sprang zurück, um so viel Distanz zwischen sie zu bringen, wie möglich. Erst dann begriff er richtig, was gerade geschehen war und fauchte wütend auf. "Mach das noch mal und ich zerfetzt dir die Kehle." drohte er und fuhr seine Krallen ein Stück weiter aus. Leonidas' Kopf war der Bewegung des Tama-i zur Seite gefolgt. Seine Hand wanderte langsam zu seiner Wange und betastete zaghaft die Wunden dort, aus denen dünne Fäden von Blut nach unten rannen. Ebenso langsam drehte er den Kopf wieder dem Tama-i zu und sah diesen an. In den Augen des Schwarzhaarigen breitete sich das Rot aus, ließ seinen Blick wirr erscheinen, aber vor allem gefährlich. "Biest." flüsterte er, in einer seltsamen Mischung aus Verachtung und Gefallen. "Du wirst mir heute Nacht Gesellschaft leisten." bestimmte er. Dann wanderte sein Blick und sah dicht an Zikél vorbei, zu Nitta. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und sein Herz machte wilde Sprünge bei den offensichtlichen Drohgebärden Leonidas'. Die roten Augen machten Zikél Angst und er wusste selbst, dass es reichlich dumm gewesen war, den Mann zu verletzten, doch es war nicht seine Schuld! Er hatte sich nur gegen diese Frechheit gewehrt. Das war sein Recht. Nitta war wie aus dem Nichts aufgetaucht und stand hinter Zikél, einen schmalen Dolch in der Hand. "Wag es nicht mich anzurühren." knurrte Zikél und machte einen Schritt zurück und zuckte zusammen, als er die Gegenwart eines Zweiten spürte. Er wirbelte herum und blickte in die kalten Augen Nittas. Erneut fauchte der Blaue auf und wich in eine andere Richtung aus. Die Waffe verschwand so schnell und lautlos, wie der Mann, der sie führte, gekommen war. "Lass uns essen." sprach Leonidas. Essen? Wollten sie ihn etwa essen? Panisch hetzten seine Augen im Raum herum und suchten nach einer Fluchtmöglichkeit. Die einzige Chance war der Balkon. Wenn er diesen erreichte, könnte er entkommen. "Nitta..." sagte Leonidas schlicht, woraufhin Nitta den blau-schwarzen Tama-i ansah. Völlig lautlos näherte er sich ihm, langsam, defensiv. "Beruhige dich." Nittas Gesicht war die gleiche Maske wie immer, und doch meinte man darin etwas wie Verständnis lesen zu können. "Wollten wir dir etwas antun, hätten wir es längst getan." Wachsam verfolgte Zikél die Bewegungen des Weißhaarigen und duckte sich leicht, zum Sprung bereit. Nun ähnelte er doch recht stark einem in die Ecke gedrängten, ängstlichen Tier, dass sich mit Zähnen und Klauen wehrte. "Beruhigen? Ich war den Umständen entsprechen ruhig! Bis dieser Mistkerl mich geküsst hat! Das lasse ich mir nicht gefallen, egal, ob er nun glaubt mein Herr zu sein oder nicht.“ Die Tür ging. Leonidas war in den Nebenraum verschwunden. Zikél war vorsichtiger geworden. Es steckte weit mehr in den beiden Männern, als er vermutet hatte und das gefiel ihm gar nicht. Das Klappen der Tür machte ihn etwas ruhiger, da er nun nur noch einen Gegner vor sich hatte. "Er ist dein Herr. Finde dich damit ab. Sonst wirst du es schwer haben." Die Worte lagen bitter auf Nittas Zunge. Der Weißhaarige blieb stehen und nahm eine lockerere Haltung ein. "Du kannst mit uns ziehen, als Partner, nicht als Diener. Aber das erfordert Gehorsam und Vertrauen in Leonidas." Jetzt ließ sich der Diener in einen der Sessel fallen und stützte die Hand auf. "Mach dir klar, dass du nicht entkommen kannst und auf seine Güte angewiesen bist. Er wird dir weh tun, wenn du dein Fehlverhalten nicht korrigierst." "Das soll er mal versuchen." gab Zikél wenig beeindruckt zurück. Langsam kehrte seine Selbstsicherheit zurück und er stand aufrechter da, hielt den Kopf hoch und die Augen verengt. "Ich lass mich von niemandem zum Sklaven machen! Dieser Händler hat mich gefangen genommen, ich war frei... nein, ich bin frei! Tama-i lassen sich nicht in Käfige einsperren oder einem fremden Willen unterordnen. Rangordnungspflicht gilt nur innerhalb der Art." Sein Schwanz peitschte aufgebracht hin und her. Nittas Verhalten verwirrte Zikél zudem. Wieso klangen die Worte des Mannes so... seltsam, obwohl er anscheinend Leonidas gehorsam diente? "Ich bin auf nichts angewiesen, was diesen Mann betrifft. Ich finde einen Weg hier hinaus." Zikél bemühte sich um Unauffälligkeit, denn während seiner kleinen Rede schlich er Richtung Balkon, ließ es aber wie ein zufälliges Wandern aussehen. "Du gehst ein hohes Risiko ein." sprach Nitta. "Ich kenne Leonidas. Er wird dich gehen lassen, wenn er den Spaß an dir verliert. Du bist uns nicht von Nutzen." Nitta stand auf und schlenderte ebenfalls auf den Balkon zu. "Flieh. Flieh und ich werde dir nachgeschickt. Und auch wenn du es nicht wahr haben willst, weißt du, dass ich dich kriegen werde." Nitta lehnte sich gegen die geöffnete Balkontür und betrachtete Zikél mit verschränkten Armen. "Ich habe schon Viele gesehen, dessen Willen und Rückgrat er gebrochen hat. Also wähle weise." Nittas Blick traf den Zikéls, wurde durchdringender. "Ich finde dich." Zikél stellten sich die Nackenhaare auf. Die Worte klangen wie eine Tatsache, unumstößlich, geschrieben. Es überlief ihn eiskalt und selbst die Haare an seinem Schwanz sträubten sich. Die Möglichkeit zu fliehen, war noch nicht aus der Welt, aber er beschloss, es erst einmal ruhen zu lassen und die Lage genauer einzuschätzen. Selbst Zikél war nicht so dumm, Nitta zu unterschätzen, denn der Mann war nicht nur groß, er bewegte sich zudem noch lautlos und schnell. Eigenschaften, die einer Flucht sehr hinderlich wären. Mit einer leichten Verbeugung, die etwas Ironisches inne hatte, schritt er an Zikél vorbei und folgte Leonidas in den Nebenraum. Das Essen war angerichtet. "Wir erwarten dich bei Tisch." "Da könnt ihr lange warten." knurrte der Blaue noch leise und blieb recht unentschlossen zurück. Was sollte er jetzt tun? Hier bleiben? Weglaufen? Er könnte einige Tage warten, bis Leonidas weiterzog. Wenn er ihn dann wirklich freiließ, wären alle Probleme weggewischt und er konnte zurück zu seiner Familie. Bei diesem Gedanken wurde Zikél wieder ganz schwer ums Herz. Noch nie war er von seinen Vätern und Brüdern getrennt gewesen und er vermisste sie schrecklich. Langsam machte sich auch die Erschöpfung bemerkbar und er nahm sich eine der Decken, die auf dem großen Bett an einer Seite des Zimmers lagen, um sich an einer Wand niederzulegen und etwas auszuruhen. An Schlaf war in dieser Situation nicht zu denken und Hunger hatte er auch nicht besonders. Das Fleisch auf dem Markt hatte erst einmal gereicht und er wollte es vermeiden, in die Nähe Leonidas' zu kommen. ~~~ Obwohl den beiden Männern im Nebenzimmer bewusst war, dass Zikél sie hören konnte, unterhielten sie sich frei. Über die Einkäufe, über den Tag, über das Katzenwesen. "Er hat Angst." meinte Nitta und sah Leonidas eindringlich an. "Es sieht dir nicht ähnlich, ein Tier, dass in die Freiheit gehört, im Käfig zu halten." "Warst es nicht du, der ihn hier her gebracht hat?" lächelte Leonidas schlicht und aß. Nitta schwieg. "Er ist verschreckt. Ich hatte ihn stärker und einsichtiger eingeschätzt." gab der Blonde nach einer Weile zu. "Stärker..." Leonidas sah Nitta verschmitzt an. "Wer weiß besser, wie viel Stärke es erfordert, sein Knie vor jemandem zu beugen, als du?" "Diese Nacht... es ist zu früh." "Das überlass mir." "Er wird verschwinden..." "... und du wirst ihn zurück bringen." "Er würde daran zerbrechen!" "Seit wann interessiert dich derartiges?" Schweigen. "Dein Aufbegehren macht mich wütend. Lass es, oder er bekommt die Quittung für dein Fehlverhalten." "Sehr wohl." Von da an verfielen sie in gespanntes Schweigen. ~~~ Mit gespitzten Ohren lauschte er dem Gespräch und wurde immer nervöser. Das klang nicht gut. Das klang gar nicht gut. Was hatte Leonidas vor? Und wieso ergriff Nitta seine Partei? Unbehagen machte sich in Zikél breit und er erhob sich, tigerte unruhig in dem Zimmer auf und ab. Sollte er doch lieber fliehen? Die Balkontüren waren einladend geöffnet, doch der Tama-i war sich bewusst, dass Nitta binnen kürzester Zeit ihm auf den Spuren war. Was sollte er also tun? Abwarten? Das kam ihm genauso falsch vor, wie wegzulaufen. Verzweifelt sah sich Zikél um. Eine Waffe. Nein, Zähne und Krallen würden reichen und er wusste damit umzugehen, schließlich war er einer der besten Kämpfer des Dorfes. Währenddessen hatten die anderen Beiden ihr Mahl beendet und Leonidas kam zurück in das Hauptzimmer. Er entledigte sich der prachtvollen Robe, die er getragen hatte, legte eine einfache Hose und ein weites Hemd an und schlüpfte in das große Bett, das weit in den Raum ragte. Sofort war der Tama-i an eine Wand zurück gewichen, wollte dieses Mal nicht das Risiko eingehen Nitta plötzlich im Rücken zu haben. Trotzig und wütend funkelte er Leonidas an und beobachtete, wie er sich auszog, wobei seine Ohren zuckten. "Nun, erzählst du mir mehr von dir?" wollte Leonidas noch mal wissen. "Warum sollte ich? Es gibt nichts über mich, das dich interessieren müsste. Und ich habe auch keine Lust, dir etwas zu erzählen." gab er fest zurück, wobei er wieder diesen rollenden Akzent bekam, den die alte Sprache der Tama-i ausmachte. Vor allem, wenn sie wütend waren, trat er stark hervor. "Warum bist du so harsch? Es würde dir viel besser stehen, wärst du ein wenig anschmiegsamer. Aber gut, wenn du es nicht möchtest... vielleicht möchtest du, dass ich es herausfinde? Wie viele deiner Art gibt es? Ich kann Nitta losschicken. Wie viele Kätzchen würde er wohl bringen?" Ruhig lag der Dracath dort, die Hände unter seinem Kopf. Seine Augen waren geschlossen und seine Stimme war weich, während er so redete. Entsetzt riss Zikél die Augen auf. Das war doch nicht sein Ernst! Er konnte doch nicht... Kätzchen... töten. Allein die Vorstellung ließ den Katzenjungen zittern. "Lass sie aus dem Spiel. Die Anderen haben nichts mit dieser Sache zu tun! Ich warne dich... wenn du Nitta losschickst, wird er nicht lebend zurück kehren. Er mag stark sein, aber er kommt sicher nicht gegen ein ganzes Dorf von Tama-i an. Niemand wird zulassen, dass er auch nur einem Kätzchen ein Haar krümmt!" fauchte Zikél, legte die Ohren an und bleckte die Zähne. Das würde er nicht zulassen! "Eher sterbe ich, als dir etwas über meine Familie und Freunde zu verraten! Du Monster!" "Sieh, das wahre Monster bist du. Ich spiele Möglichkeiten durch und stelle Übehrlegungen an, während du zu Gewalt greifst. Gewalt, Protest, Rebellion. Das ist alles, wozu du dich bisher als fähig erwiesen hast. Ein Wort von mir und Nitta wird sie suchen, wird sie finden, ein weiteres Wort von mir und es wird die Burmai nicht mehr geben. Und all das setzt du hier aufs Spiel, aus Stolz, aus Furcht und falschem Heldenmut. Und mich beschimpfst du als Monster..." Seine Hand fuhr abwesend über seine Wange, an der noch die Spuren ihres letzten Zusammenstoßes sichtbar waren. "Du hast mich tief getroffen..." Die Ruhe in der Stimme stachelte Zikél nur noch mehr an. Er wusste, dass er genauso reagierte, wie Leonidas es bezweckte. Aber was sollte er tun? Er konnte seine Familie, seinen Stamm nicht ans Messer liefern. Es war seine Pflicht, die zu beschützen, die er liebte, koste es, was es wolle. "Was willst du von mir? Dass ich mich dafür entschuldige?" Er nickte zu den Wunden. "Deine Definition von Monster ist falsch. Wer von uns will einen ganzen Stamm vernichten, weil einer der ihrigen seinen Stolz verletzt und ihn gezeichnet hat? Wer würde Unschuldige opfern, um seinen Willen zu bekommen? Ich nicht! Ich würde alles für meine Familie geben, um sie zu retten, also erzähl du mir nichts von falschem Heldenmut und Stolz!" Mit jedem Wort war er näher an Leonidas heran geschlichen, die Muskeln unter der befellten Haut waren sichtbar angespannt und zeichneten sich geschmeidig ab. Es war nicht zu übersehen, dass Zikél seine Worte in vollem Ernst gesprochen hatte. "Sieh doch... all der Hass. Was würde es mir denn bringen, Nitta auszusenden? Aber es kommt dir gerade recht, dass ich dir einen Grund gebe, nicht wahr? Einen Grund, um aus mir das Monster zu machen, schwarz und weiß, hell und dunkel." "Ich will aus niemandem ein Monster machen. Du bist mir genauso egal, wie Nitta und alle Anderen. Für mich ist nur der Schutz meines Stammes wichtig." Zikél war selbst überrascht von seiner plötzlichen Ruhe. Leonidas setzte sich auf, sein leichtes Hemd fiel weich um seinen Oberkörper. "Was ich von dir möchte, ist ein Moment... ein Augenblick völliger Offenheit und voller Vertrauen." Vorsichtig streckte er seine Hand aus, wollte Zikél berühren. Unterließ es. Ein roter Schimmer lag in seinen Augen, sein Körper schien zu pulsieren. Er stand auf, stand vor Zikél, erneut. Leonidas verwirrte ihn und er wurde nervös. Doch er blieb vor dem Bett stehen, rührte sich nicht einnmal, als der Mann vor ihm stand und sich der Blick der rot glänzenden Augen in seine bohrten. Er hielt ihm stand, wollte nicht klein beigeben. "Ich wüsste nicht, wie ich dir Offenheit oder gar Vertrauen entgegen bringen sollte, nachdem du gedroht hast, meine Familie auszulöschen." meinte er ruhig und die blaugrauen Augen blitzten auf. "Ich drohe selten. Ich handle. Und du kannst dir nicht sicher sein, ob ich dir nicht einen Tatsachenbericht gegeben habe. Ich möchte, dass du nicht wahr nimmst, was ich tue, sondern was ich nicht tue." Leonidas legte den Kopf schief. "Wenn du es nur zulassen würdest, würdest du merken, dass es dir an nichts fehlt, nicht einmal an Freiheit. Aber du bist nicht bereit, meine Geschenke anzunehmen. Was mich nicht daran hindert, einzufordern, was mir zusteht." Mit seinen Fingerspitzen berührte er das Gesicht des Kleineren, strich sanft darüber. "Du hast mich gezeichnet, meinst du... sieh nur gut hin, wie sich das, was du zu wissen glaubst, auflöst." Die Wunden verschwanden, schlossen sich binnen weniger Augenblicke. "Du kennst die Mächte nicht, die dich beherrschen. Ebenso wenig wie die Mächte, die dich zu schützen suchen." Leonidas brachte ihn durcheinander mit seinem Gerede. Einerseits verstand er alles, andererseits auch wieder nicht. Langsam begann es in seinem Kopf zu schwimmen, die Gedanken mischen sich, verzerrten die Realität, bildeten sich dann wieder klar heraus, um im nächsten Moment wieder zusammen zu brechen. "Was soll das..." brachte er hervor und zuckte zurück. Seine Augen starrten immer noch auf die Wange des Anderen, wo noch vor ein paar Augenblicken die tiefen Kratzer zu sehen waren. "Wie hast du das gemacht? Was willst du? Wieso sagst du das alles..." Immer mehr Fragen kreisten in Zikéls Kopf und er sehnte sich nach einem Moment Leere, in dem er sich neu sammeln konnte, in dem er nicht denken musste. Und das spürte Leonidas. Seine Arme umfingen den zierlichen Körper, er drückte den Jungen an sich. "Du willst schützen... aber auch beschützt werden, nicht wahr?" Behutsam zog Leonidas den Jungen zum Bett, brachte ihn dazu, sich zu setzen. Er stand neben sich, anders konnte Zikél dieses Verhalten nicht erklären, denn er wehrte sich nicht gegen die Umarmung und die sanfte Führung. Die Sehnsucht nach der Nähe seiner Familie, nach dem Schmusen und Kraulen bei der abendlichen Putzprozedur und den liebevollen Worten seiner Väter nahmen überhand und der Tama-i überließ sich Leonidas. Was machte es schon, wenn er einfach nichts tat? Was gab es zu verlieren? Solange er nur seine Familie beschützen konnte, würde er alles tun. An sich selbst dachte Zikél nicht, denn für ihn war sein einziger Lebensinhalt seine Verwandtschaft, in deren Gegenwart er sich sicher und geborgen fühlen konnte. Wie in einer Umarmung, die seine Energien neu füllte. Eine Umarmung, wie sie ihm Leonidas gerade schenkte... Ruhig, fest und beständig hielt der Dracath den Jungen fest, schmiegte sich an ihn. Es fiel ihm schwer, keinen weiteren Vorstoß zu wagen, und doch... er löste sich von dem Jungen, hob ihn vollständig auf das Bett und zog ihm die überflüssige Kleidung aus. Dann breitete er die Decke über ihm aus. Er empfand nicht einmal ein Gefühl von Scham, als er von seiner Hose befreit wurde, sondern nur dieses unbestimmte Verlangen nach Nähe und Zuwendung. Instinktiv stieß er den Lockruf nach seinem Mekjahor aus. Es war ein sehr hoher, für menschliche Ohren nicht wahrnehmbarer Laut, den auch nur die Mekjahor hören konnten, da sie mit ihren Kindern auf eine besondere Weise verbunden waren. Er reichte viele Kilometer weit und sagte dem Elternteil, dass das Junge ihn brauchte. Doch Zikél wusste, dass sein Jaho ihn nicht hören würde. Er war zu weit weg. Alle waren weg, zu weit entfernt. Niemand konnte ihn hören... Draußen war es dunkel geworden und vom Balkon her zog es kalt in den Raum. Leonidas erhob sich, um die gläsernen Türen zu schließen und setzte sich dann wieder zu Zikél. "Möchtest du, dass ich mich zu dir lege?" Zikél fühlte sich einsam, für Tama-i das schlimmste Gefühl der Welt und so nickte er nur auf Leonidas Frage. Er würde sich noch dafür hassen, doch im Moment brachte er einfach nicht die Kraft auf, sich gegen den Anderen aufzulehnen. Was war nur mit ihm los? Leonidas nickte ebenfalls. Er entledigte sich seiner Kleidung und schlüpfte unter die Decke zu dem Tama-i. Wohlwollend zog er ihn in eine warme Umarmung und schmiegte sich an, wie schon zuvor. Eine Weile blieb er so liegen, dann begann er, zarte Küsse in der Halsbeuge des Anderen zu verteilen. Doch nicht lange. Leonidas sträubte sich gegen den Gedanken, sich den Jungen in diesem Zustand zu nehmen. Das war nicht, was er wollte. Zikél fühlte die Dankbarkeit in sich aufwallen, als er gehalten und gekost wurde. In diesem Moment war es ihm egal, wer es war, Hauptsache es gab jemanden. Seine Augen fielen langsam zu und während Leonidas ihn mit den Lippen koste, drang ein gleichmäßiges Schnurren aus seiner Kehle, das beste Zeichen dafür, dass er sich wohl fühlte. Zusammengerollt in der Fötushaltung schmiegte er sich gegen Leonidas und genoss die Wärme, die der andere Körper ausstrahlte. Und ohne einen Gedanken an Gefahr zu verschwenden, schlief Zikél ein. Leonidas konnte dem Drang nicht wiederstehen, den Jungen noch eine Weile in seinem felligen Nacken zu kraulen. Doch nicht mehr lange, dann umschloss er den Tama-i und schlief ebenfalls an dessen Seite ein. Aus einiger Entfernung betrachteten helle Augen das Ganze. Ein unwilliges, leises Schnauben ertönte, dann verschwand der Besucher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)