Die Argoth-Chroniken: Zikél von Alaska ================================================================================ Kapitel 8 --------- Titel: Die Argoth-Chroniken: Zikél Teil: 08/?? Autor: Alaska & BlueMercury Genre: Fantasy, Drama Warnung: Gewalt, Sex, Depri, Zucker (die Warnungen gelten jeweils nur für einzelne Kapitel, also nicht abschrecken lassen ^^) Kommentar: Ich hatte es schneller versprochen, aber jetzt ist mir doch etwas dazwischen gekommen. Naja, nun kriegt ihr ihn etwas später ^^' An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ganz herzlich bei allen Kommentatoren von mir und auch Blue bedanken! Durch euch macht es Spaß diese Geschichte hochzuladen. Ich hoffe, sie wird euch auch weiterhin gefallen! Viel Spaß beim Lesen ^^ ~8~ Stunden, so schien es ihm, saß er draußen und ließ sich den leichten Wind um die Nase wehen. Die Tage wurden langsam kürzer, wie er fand, und waren auch wieder weniger warm. Die Sonne neigte sich dem Untergang und in der Stadt schaltete alles von Tagesbetrieb auf Nachtleben um. Eigentlich hatte Mao nachdenken wollen. Eigentlich hatte er sich überlegen wollen, wie er die verfahrene Situation mit Zikél wenden konnte, doch im Endeffekt war sein Kopf genauso leer gewesen wie sein Herz und die Zeit war nur so dahingekrochen. Mao hatte nur durch die Gegend geblickt und an nichts gedacht. Und trotzdem hatte sich ein Schmerz in seiner Brust festgesetzt, den er nicht loswurde, von dem er nicht wusste, was ihn ausgelöst hatte. Seine Beine taten weh. Er hatte reglos verharrt, all die Zeit. Und er wusste nicht einmal, wie lange genau. Stunden? Minuten? Tage? Er wusste es nicht und es war ihm egal. Zikél hatte alles durcheinander gebracht. ~~~ Allein mit seinen Sorgen und Ängsten, nahmen sie ihn immer mehr ein und aus dem ruhigen Tama-i wurde wieder das aufgekratzte Katzenwesen, das er gewesen war, als sie hier eingetroffen waren. Wie lange war das her? Es kam ihm wie Wochen vor. Dabei waren es nur einige Stunden. Unwillkürlich fragte er sich, was Telis machte, wie es ihm ging. Er hätte ihn nicht einfach weggeben dürfen. "Verdammt..." Verzweifelt raufte er sich die Haare und sprang auf, um unruhig hin und her zu tigern. Er lief sogar hinaus auf den Gang, kam aber bald zurück und suchte eine Beschäftigung, die er dann doch gleich wieder fallen ließ. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, die Schatten, die Mao heraufbeschworen hatte, drückten auf seine Brust und Zikél wurde immer fahriger. "Ich muss ihnen helfen. Wie kann ich ihnen nur helfen? Denk nach! Denk nach!" wisperte er immer wieder und schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf, als würde das den Denkprozess vorantreiben. Der Blaue merkte gar nicht, wie die Zeit verging, er war so weit weg mit seinem Geist, dass sein Körper verlassen durch den Raum zog. Zikél spürte, wie er den Halt verlor, wie er immer tiefer sank, obwohl etwas in ihm schrie, er solle sich zusammenreißen. Die Vorstellung, seine Familie zu verlieren, hatte ihn erneut zutiefst erschüttert. Wie sollte er nur stark bleiben, wenn alles aussichtslos war? Wie sollte er Mut fassen, um das scheinbar vorgeschriebene Schicksal zu ändern? ~~~ Irgendwas in ihm war erwacht. Etwas, das Mao immer um jeden Preis unberührt gelassen hatte, aus gutem Grund. Doch dieses Etwas regte sich, begann, sich aus der Dunkelheit zu schälen, in der es tief in Maos Geist und Seele gefangen gewesen war, und brach langsam aber sich an die Oberfläche. Mao konnte es spüren. Und er spürte, dass es der plötzliche Schmerz in seiner Brust war, der diesem Etwas den Weg ebnete. Ohne genau zu wissen, warum, stand Mao auf. Er ging auf die Tür zu, blieb stehen. Drehte sich um. Sah, wie langsam das Abendrot über den Himmel kroch. Kaltes Nass stand plötzlich auf seinen Wangen und unwillig wischte er die Träne fort. Und fort, und fort. Aber sie liefen weiter. Aber warum? Er konnte nicht aufhören, zu weinen - nein, er weinte ja gar nicht, es liefen ihm einfach Tränen aus den Augen. Aber warum nur...? Völlig neben sich stehend begann er, herumzulaufen. Hinein, wieder hinaus, wieder hinein... und plötzlich stand er in der Tür zum Nebenzimmer, seine Augen waren leicht rot vom Weinen und seine Stimme war zu einem kläglichen Krächzen verkommen. "Es tut mir leid." Die Stimme riss ihn so jäh aus seinen Gedanken, dass er wenige Sekunden brauchte, um sich zu orientieren und überhaupt zu erkennen, wer es war. Dann, ganz plötzlich, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, stand er da und starrte Mao an. Die Tränenspuren waren deutlich zu sehen, die zitternden Ohren und Lippen kündigten neue an. Mao schien zusammengeschrumpft in seinem Körper und völlig aufgelöst, verletzlicher denn je. Und Zikél tat das Einzige, was ihm in diesem Moment als richtig erschien. Mit einem leichten Lächeln, in dem Wehmut und Schmerz mitschwang, streckte er die Hände aus und flüsterte leise: "Komm her." Mao ging auf Zikél zu, überwand die Distanz, die eben noch so unendlich gewirkt hatte und fiel ihm förmlich in die Arme. Er drückte den Anderen an sich und dann, ganz plötzlich, begann er, zu schluchzen. Wann hatte er das letzte Mal geweint? Als der Kneipenbesitzer ihm gezeigt hatte, was in Zukunft seine Aufgabe wäre? Als er seinen Vater hatte sterben sehen? Er wusste es nicht mehr. Aber es war lange her. Ein starkes Zittern erschütterte seine Körper, er fühlte sich hilflos, ausgeliefert und schwach. Er fürchtete aus ihm völlig unerfindlichen Gründen, dass Zikél ihm böse wäre und drückte den Blauen nur noch näher an sich. "Es tut mir leid... es tut mir leid, es tu mir so leid... so unendlich leid..." weinte er. Zikéls Arme hatten sich ganz natürlich um den Jungen gelegt, als wären es die Schwingen einer Mutter. Doch Zikéls Gefühle unterschieden sich von einer solchen, wenn auch nicht in allen Punkten. Er wollte Mao beschützen, ihn trösten, ihn halten und weit mehr als das. Genau in diesem 'weit mehr' lag der Unterschied. Eng drückte er Mao an sich, ließ ihn nicht los, vielleicht zum Teil auch, weil er selbst den Halt brauchte. Seine Angst wurde leiser, verschwand jedoch nicht völlig aus seinen Gedanken. Leonidas hatte ihn für eine kurze Zeit vergessen lassen, doch nun war alles wieder da und er würde nicht zulassen, es ein zweites Mal so weit aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Mit ruhigen Gesten strich er dem zitternden Häuflein Elend über Kopf und Rücken, küsste den hellen Schopf mit liebevoller Zärtlichkeit. "Es ist gut, Kätzchen. Ich werfe es dir nicht vor." Unbewusst war er wieder in die Koseform verfallen, die auch sein Jalla immer benutzte, wenn jemand in der Familie Kummer hatte. "Ich war unfair zu dir... und rücksichtslos... verzeih..." Er knabberte sanft an den Ohren Maos und war unendlich erleichtert, dass dieser Streit nicht weiterhin auf seinen Schultern lastete. "Nennmichnichso..." nuschelte Mao schwach, aber immerhin etwas beruhigt. Einen Moment noch genoss er die Nähe und die Zuwendungen Zikéls, dann entfernte er sich ein Stück und rieb sich die Augen. "Ich möchte mich für meinen Ausbruch entschuldigen." sagte er dann und versuchte sich an einem Lächeln, das noch ein bisschen schief, aber doch ernst gemeint war. Der leise Protest ließ Zikél lächeln und noch einmal über den Kopf streicheln. "Entschuldige. Mein Kemjal verwendet es oft und du... ach, egal... ich versuche, es nicht mehr zu verwenden." versprach er sanft und strich Mao über die Wange. "Es ist gut. Du hast dich entschuldigt und jetzt... vergessen wir den Streit, hm?" Aufmunternd lächelte er den Jungen an und nahm seine Hand zurück. Woher nahm er nur plötzlich diese Ruhe? Eben noch war er verzweifelt, halb wahnsinnig geworden vor Sorge. Konnte es sein, dass... Konnte es wirklich nur an Mao liegen? "Ja. " stimmte Mao schwach zu. "Ich würde mich gerne hinlegen. Du schläfst wieder bei Leonidas?" Zikél glaubte einen kleinen Hoffnungsschimmer in der Stimme des Jungen zu hören und lächelte leicht. "Kommt er denn heute noch zurück? Ich schlafe ungern allein, wenn dein Bett groß genug ist... könnte ich bei dir schlafen?" Er stellte Mao die Frage, damit er selbst entschied, was er wollte und sich zu nichts gezwungen fühlte. "Sicher." gab Mao zurück. "Ich weiß nur nicht..." aber er brachte den Gedanken nicht zuende. "Es wird ein bisschen eng, aber das wird schon gehen." Mao streckte sich, schüttelte den Kopf und ging dann auf das Bett zu. "Wand- oder Zimmerseite?" "Ist mir gleich, ich schlafe immer gleich schlecht." versuchte er die Stimmung etwas aufzulockern und grinste. Das kurze Zögern war ihm nicht entgangen, doch Zikél wusste es nicht richtig einzuordnen. Er setzte sich auf die Seite, die Mao ihm überließ und lehnte sich zurück in das Kissen. Das ganze Auf und Ab der Gefühle hatte ihn erschöpft und er war dankbar für etwas Schlaf. Mao legte sich ebenfalls hin. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt sah er nach oben und betrachtete die Decke. "Wie geht es deinem Knöchel? Und deinen Füßen?" Zikél beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und atmete tief durch. Probeweise bewegte er seine Sohlen gegen das Laken und drehte den Fuß. "Ich würde sagen, das Schlimmste ist verheilt. Es waren nur kleine Risse von Dornen oder Steinen, das verheilt schnell. Und die Schwellung ist auch zurückgegangen. Es scheint die Mineralsalze in dem Badewasser haben wirklich gewirkt." "Du warst im Bad? Herrlich, nicht wahr?" sinnierte Mao. "Ein Bad könnte ich jetzt auch gebrauchen..." "Herrlich? Eher schrecklich... Leonidas hat mich reingeschleift und nicht vor einer ausgiebigen Waschprozedur herausgelassen. Es macht ihm wohl Spaß mich zu ärgern. Dabei weiß er genau, dass ich nicht schwimmen kann." Er rollte sich auf den Bauch und verschränkte die Hände unter dem Kinn. "Wenn du baden willst, tu es doch. Ich werde dich nicht davon abhalten." lächelte der Blaue und zwinkerte ihm zu. "Das würdest du auch nicht schaffen." stichelte Mao. "Und Leonidas... er hat es bestimmt nicht böse gemeint. Die Quellen sind bekannt für ihre heilende Wirkung." Zikél lachte dunkel auf. "Böse bestimmt nicht, aber es hat ihm einen Heidenspaß gemacht, mir einen Schock nach dem anderen zu versetzen." Mit gespielt pikiertem Gesichtsausdruck schnüffelte er an Mao und verzog das Gesicht. "Du solltest dich wirklich baden. Und auch gleich die Tränenspuren aus dem Gesicht waschen." Mao sah Zikél schmollend an. "Na, das sagt der Richtige. Die ganze Wohnung stinkt nach Leonidas' Geruch an deinem Körper..." und noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, ärgerte er sich maßlos darüber. Zikél wurde vorsichtig, wollte den gerade zurückgewonnenen Frieden nicht aufs Spiel setzten. "Stört es dich? Ich kann mich waschen gehen, wenn es dir unangenehm ist." Nur aus Rücksicht auf Maos Gefühle erhob sich der Tama-i erneut und strebte das Nebenzimmer an, wo die Waschschüssel stand, selbst wenn es ihm nicht unbedingt beliebte, schon wieder mit dem verhassten Element in Berührung zu kommen. Mao tappte leise hinterher. "Es irritiert mich." gab er zu, schien aber mehr als versöhnlich zu sein. "Ich... es wäre schön, wenn du dir den Geruch von ihm aus dem Pelz waschen könntest." Er nickte nur und seufzte innerlich auf. Mit geübten Handgriffen gab er Wasser in die große Schüssel und tauchte den Lappen ein. Die Seife lag auf einem kleinen Extratellerchen, doch bevor er sie befeuchtete, schlüpfte Zikél aus seiner Hose und begann dann schweigend mit dem Einreiben. Das Wasser war kalt, so dass sich seine Nackenhaare sträubten. Da sehnte man sich wirklich nach dem warmen Bad im Keller. "Du magst Leonidas sehr, nicht wahr?" Mao hatte sich, ob des Anblickes des nackten Tama-i, umgedreht. "Was heißt mögen... ich schätze ihn sehr. Und ich finde ihn sympathisch. Ich bin sein Eigentum, aber er behandelt mich nicht so. Das ist... ganz neu für mich." Der Blaue streckte seinen Arm aus, um die Seife rauszureiben, wobei es nur noch mehr schäumte, also musste er ihn wohl oder übel ganz eintauchen, was erneute Schauer nach sich zog. Zikél verbiss sich eine Frage über Freiheit und brummte nur leise auf. Seine Brustwarzen stellten sich auf, als er sich den Oberkörper säuberte und er verfluchte leise seine Bereitschaft, dies zu tun. Nachdem er auch noch den Rest gewaschen hatte, und so ziemlich tropfnass war, blickte er sich suchend um. "Kannst du mir ein Handtuch geben? Ich möchte hier nicht alles nass machen." "Natürlich." Mao fischte aus einer nahe stehenden Kommode ein Handtuch und gab es Zikél. Sorgfältig trocknete er sein Fell und wickelte sich das Handtuch um die Hüften. "Nun ja, ich schätze mal, dein Start mit ihm war besser als meiner. Wir sind ständig aneinander geraten." Er hob seine Hose hoch und musterte sie einen Augenblick nachdenklich. Dann stieg er jedoch wieder hinein und ließ das Handtuch fallen. Das Wasser landete in einer größeren Kanne und Zikél goss neues für Mao in die Schale. "Jetzt du. Wenigstens das Gesicht. Ich kann diese Spuren auf deinen Wangen nicht sehen." Es klang etwas schroff, obwohl es nicht so gemeint war. Während Mao sich an die Schüssel stellte, legte der Blaue das Handtuch zusammen. "Hat es dich verletzt, dass ich mit Leonidas geschlafen habe?" "Verletzt nicht." Mao schlug sich zwei Hände voll Wasser in sein Gesicht und rieb es in das Fell. "Ich hatte Angst, er würde mich durch dich ersetzen. Aber wie es aussieht, brauchte er einfach Abwechselung." Sein Hemd zog er aus, nicht aber seinen Gehrock. Er wusch sich unter den Achseln und über die Arme, seine Brust und den Halsbereich. Dann noch einmal das Gesicht, verzichtete allerdings komplett auf Seife. "Glaub mir, das hätte ich nie zugelassen. Ich war überrascht, dass er sich bereits einen Neuen geholt hat. Ich hatte nie vor zurückzukehren. Wäre mein Dorf..." Er stockte kurz und musste schlucken. "... wäre mein Dorf nicht zerstört und alles so, wie es vor meiner Gefangennahme gewesen ist, wäre ich niemals hier her zurückgekommen." Er reichte Mao das Handtuch und lächelte. "Wenn du mit ihm glücklich bist, will ich dir dieses Glück nicht wegnehmen." Mao nahm das Handtuch entgegen und blickte Zikél verständnislos an. "Zurückgekehrt? ... dann... dann bin ich Ersatz für dich?" "Ich... nein... nein, das glaube ich nicht..." Diese Frage brachte ihn aus dem Konzept. Hatte er nun doch etwas Falsches gesagt? Er wollte Mao nicht schon wieder verletzen. "Nitta hat mich auf dem Sklavenmarkt gekauft, sie hatten mich eingefangen und auch versucht, aus mir herauszuquetschen, wo der Rest meiner Familie ist. Als ich zu Leonidas kam, war ich misstrauisch und wir haben uns nur gestritten... oder Schlimmeres." Er rieb sich über die Nase bei der Erinnerung, als diese Bekanntschaft mit der Wand gemacht hatte. "Er war nicht sehr zufrieden mit mir, denke ich. Ich habe es ihm auch nicht leicht gemacht und irgendwann hat er mich dann entlassen, weil er eingesehen hat, dass ich mich seinem Willen nie beugen werde." Unsicher spielte er mit den Haaren an seiner Schwanzspitze und vermied es, Mao anzusehen. Nachdenklich sah Mao den Blauen an. "Leonidas hat eingesehen, dass du dich nicht beugen wirst? ... da täuscht du dich." Aber genauer wollte er auf das Thema eigentlich gar nicht eingehen. Er trocknete sich ab, nahm sein Hemd und ging wieder rüber. Nachdenklich folgte Zikél und legte sich hin. "Vielleicht wollte er auch nur nicht, dass ich an der Trennung zerbreche oder ihm den letzten Nerv raube. Ich verstehe ihn nicht ganz, obwohl er mir schon oft gesagt hat, warum er etwas tut." Fröstelnd kroch er unter die Decke und kuschelte sich ein. Das Wasser hatte ihn munterer gemacht. Mao nahm eine zweite Decke zur Hand, zog sich aus und rutschte ins Bett. Einen Kommentar wollte er dazu nicht abgeben. "Ich verstehe dich nicht. Alles ist ausgeglichen." lächelte er. Zikél drehte sich auf die Seite und sah Mao schweigend an. "Das mag daran liegen, dass wir unterschiedlich aufgewachsen sind. Andere Vorstellungen, andere Ziele. Was verstehst du nicht? Vielleicht kann ich es dir erklären?" Mao winkte ab. "Ach was, das war mehr so ein allgemeiner Einwurf..." Aus irgendeinem Grund hätte Zikél gern weiter mit dem Braunen geredet, doch dieser schien es ermüdend zu finden oder er stellte die falschen Fragen. Das Bild des weinenden Jungen erschien vor seinem inneren Auge und der Blaue seufzte. Er hatte es geschafft, ihn zu beruhigen, vielleicht auch etwas aufzuheitern, daran sollte er sich erfreuen und den Rest gut sein lassen. "Ich wollte nur behilflich sein." "Du bist ein kleiner Weltverbesserer, weißt du das?" tadelte Mao liebevoll und drehte sich zu Zikél um. "Darf ich mich heute Nacht ein bisschen an dich kuscheln?" wollte er wissen. Überrascht zog der Kater eine Braue hoch und grinste breit. "Ja, vermutlich bin ich das. Und du darfst dich auch ein bisschen mehr ankuscheln." lächelte er und hob seine Decke an, damit Mao darunter schlüpfen konnte. Mao rutschte an den Anderen, ließ aber etwas Platz zwischen ihren Körpern. Er kam sich komisch vor, irgendwie... "Sag... unter den Gefangenen deines Stammes... wartet auch dein Namuri auf dich?" Zikél fühlte den feinen Schmerz, wie jedes Mal, wenn dieses Thema zur Sprache kam. Wehmütig lächelte er und strich den Kopfkissenbezug glatt, um etwas zu tun. "Nein, ich habe ihn noch nicht gefunden... und werde es wohl auch nicht mehr. Ich bin zu alt, meist findet sich das Paar schließlich im Alter von 192 bis 216. Suma, einer meiner Brüder hat seinen Namuri schon mit 168 gefunden und jetzt... trägt er ihre Jungen. Ich hoffe, es geht ihm gut." Der Kloß in seinem Hals wollte einfach nicht weichen, doch der Blaue tat gefasst. "Mein anderer Bruder, Castor, ist den Bund zwar noch nicht eingegangen, aber das liegt eher daran, dass sein Lebenspartner in einem Dorf einige Tagesreisen von unserem entfernt lebt und sie noch keine Zeit dafür hatten. Er zieht mich immer auf, weil ich noch niemanden gefunden habe... dann haut ihn Suma immer." Die Erinnerung ließ ihn leise lachen, obwohl ihm gleichzeitig zum Weinen war. Mitfühlend lächelte Mao ebenfalls. "Ich bin mir sicher, dass sich noch jemand für dich findet." sagte er besänftigend. "Und Herr Leonidas wird nicht zulassen, dass deine Familie zu Schaden kommt, wenn du mit der Bitte zu ihm kommst, sie zu retten." Einen Moment sah Zikél Mao schweigend an, als habe der Kleine ihn auf eine Idee gebracht, doch so schnell dieses Licht in den graublauen Augen aufgeleuchtet war, so schnell war es wieder erloschen. "Ja, wahrscheinlich hast du recht." Damit beließ er dieses Thema und atmete tief durch. Es war verrückt, so etwas zu denken, er kannte die Meinung des Braunen. "Ich wünschte nur, ich könnte zu Telis. Ich möchte für ihn da sein, er ist doch noch so jung und versteht sicherlich nichts von dem, was hier passiert. Ich werde ihn zu mir nehmen, jetzt wo... er braucht einfach eine Familie und Jaho empfängt sowieso jeden mit offenen Armen." "Vielleicht können wir ihn morgen bei Carla besuchen. Sei unbesorgt, es geht ihm sehr gut dort..." erklärte Mao überzeugt. "Im Moment brauchst du Zeit für dich, um dich zu stärken." Seine erste Reaktion war, aufzubrausen und Mao anzuschreien. Doch er besann sich eines Besseren und rieb sich nur mit der Hand über das Gesicht. "Warum denken alle hierbei nur immer an mich? Mir geht es gut, ich sitze nicht in dieser Miene und schufte mich zu Tode." stöhnte er resignierend und rollte sich auf den Rücken, einen Arm über den Augen. "Nein, aber du willst mit vier Leuten einen ganzen Stamm befreien. Da solltest du Kraft sparen." Zikél unterdrückte das Zittern in seinen Gliedern, das Brennen in seinen Augen. Er wollte nicht an diese ausweglose Situation denken. Vier Leute... gegen all die Sklaventreiber, Wachen und Aufseher? Warum versuchten sie es überhaupt? Die Hoffnungslosigkeit umklammerte erneut sein Herz, doch er ließ sich nichts anmerken. "Ich vermisse sie." flüsterte er so leise, dass es kaum zu verstehen war. Dann rollte er sich auf die Seite mit dem Rücken zu Mao. "Lass uns schlafen. Morgen wird wieder ein langer Tag." "Da hast du vermutlich Recht." Mao kuschelte sich nun doch näher an den Anderen, begann, wie so oft zuvor durch dessen Fell zu streichen, um ihm das Gefühl der Verlorenheit zu nehmen. Es war ein seltsames Gefühl für ihn, so mit jemandem zusammenzuliegen, der nicht über ihn zu bestimmen hatte und von ihm keine Zärtlichkeiten verlangte. Und er mochte es. Obwohl er es ihm weder sagte, noch zeigte, war der Blaue unglaublich dankbar für diese kleine Geste der Zuneigung. Er fühlte sich einfach einsam und allein, niemand liebte ihn hier. Es kam ihm vor, als würden ihn die Tage, anstatt zu stärken, nur noch mehr Kraft rauben, da dieses ständige Auf und Ab der Gefühle sehr an ihm zehrte. So war es nicht verwunderlich, dass er schnell einschlief. Bevor er jedoch endgültig wegdriftete, murmelte er noch: "Er würde dich mögen." Dann war Zikél eingeschlafen, dicht an Mao gekuschelt. "Ich denke, dein Jaho mag alle?" wisperte Mao in die Stille zurück. In der Nacht drehte sich Zikél, so dass er Mao ansehen konnte, hätte er die Augen nicht zu gehabt. Seine Nase vergrub sich in den weichen Haaren, die diesen natürlichen Duft hatten und sein Arm legte sich um die Schulter des Jungen. Man konnte kaum sagen, ob er ihn beschützen wollte oder selbst derjenige war, der Schutz suchte. Und jedes mal, wenn Zikél sich bewegte, wenn er sich an Mao schmiegte, seine Arme um ihn legte, erwachte Mao. Meistens schlief er schnell wieder ein, und doch verbrachte er eine unruhige Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)