Die Argoth-Chroniken: Zikél von Alaska ================================================================================ Kapitel 13 ---------- Titel: Die Argoth-Chroniken: Zikél Teil: 13/30 Autor: Alaska & BlueMercury Genre: Fantasy Bewertung: ab 18 Warnung: Gewalt, Sex, Zucker Kommentar: So, das ist mein Weihnachtsgeschenk an meine lieben Leser, weil das letzte Kapitel so lange gedauert hat. Dafür gibt es jetzt schon das nächste ^^ Nun ist es endlich soweit. Werden sie es schaffen? Werden sie es nicht schaffen? *fg* Vielen Dank auch an elbin-luna-chan an dieser Stelle, die zu den Kommentatoren dieser Story dazu gestoßen ist ^^ Aber auch allen anderen gilt mein Dank, es ist schön, dass euch diese FF gefällt ^^ Allen noch schöne Weihnachten! ~13~ Nach etwa einer Stunde Marsch erreichten sie das Lager. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte hinunter, die Orks hatten sich zum Teil in den Schatten zurückgezogen, die meisten hielten Siesta. Sie hatten ihren Plan leicht verändert. Leonidas sollte nicht Magie gegen die Schockbänder einsetzen, sondern in seiner Dracoform den Schrein zerstören, dessen magische Kraft als Quelle für die Energiestöße diente. Danach würde er ihnen als Magier zur Seite stehen. Die Vier schlichen sich so weit wie möglich an das Areal heran. Zwischen dem schützenden Wald und dem Steinbruch lagen gute 100 Meter gerodetes freies Feld, auf dem sie sich nicht ungesehen bewegen konnten. Leonidas legte seine Robe ab und seine Gestalt verschwamm, der Drache tauchte auf und brüllte zunächst laut und grollend, als er sich in die Lüfte erhob und erst einmal für Unruhe im Steinbruch sorgte, sowohl unter den Arbeitern als auch unter den Wächtern. Nitta und Zikél hatten sich den Wächter-Unterkünften genähert und schlugen zu, als die Verwirrung begonnen hatte, während Mao, schnell, wie er war, über das Feld sprintete und in den Steinbruch sprang, wo er anfing, die Tama-i zusammenzutrommeln und zur Flucht aufzurufen. Acron hatte sich mittlerweile auf die magische Quelle gestürzt und sie zerstört. Er flog noch weiter über den Steinbruch, brüllte und schnappte hier und da nach einem Troll oder einem Ork, die er scheinbar fröhlich durch die Luft schleuderte oder zerfleischte. Nitta hatte sich den Vorsteher vorgenommen, diesen aber unterschätzt und lieferte sich einen erbitterten Kampf mit dem fast zweieinhalb Meter großen Ungetüm von Ork. "Dreckige Bestie..." knurrte er und stürzte sich auf ihn. Zikél versuchte, immer ein Auge auf Mao zu haben, aber gleichzeitig auch nach seiner Familie Ausschau zu halten. Allerdings bereute er das schnell, da diese Ablenkung ihm mehrere Treffer einbrachte, von denen einer ihm etwas Fleisch aus der Schulter riss. Es blutete und von dem Geruch angelockt, scharrten sich bald einige Orks um ihn, doch Zikél war wendig und schnell genug, um sie niederzustrecken. Er ignorierte den leichten Schmerz und kämpfte weiter unerbittlich. Als er sah, wie Mao mit den ersten Tama-i flüchtete oder ihnen den Weg wies, gesellte er sich zu dem Braunen und verteidigte die Flüchtenden vor Angriffen der Wächter. Kurz sah er Nitta, der mit einem besonders großen Ork kämpfte, kümmerte sich aber nicht weiter darum, da der Mann sicherlich allein zurecht kam. Einige der Arbeiter waren so schwach, dass sie kaum Kraft hatten, sich auf den Beinen zu halten. Zikél versuchte sie anzutreiben oder Anderen aufzubürden, die mehr Energie besaßen. "Beeilt euch! Rennt in den Wald! Mao, zeig ihnen, wo es lang geht!" rief er laut und ließ seine Klinge im nächsten Moment durch den Leib eines Trolls fahren, der auf der Stelle zusammen brach. Nitta war mittlerweile wirklich wütend und zutiefst erregt über die Tatsache, dass dieses verdammte Vieh so hartnäckig Widerstand leistete. Man sah regelrecht, wie in ihm der Blutrausch aufwallte und plötzlich attackierte er den Ork so schnell und kraftvoll, dass dieser die Orientierung verlor und Nitta ihn mit einem Hieb seiner Klinge von den nun durchtrennten Beinen holte, nur um eben diese Klinge anschließend in der Kehle seines Gegners zu versenken. Nitta brüllte auf über dem Triumph und suchte sich gleich die nächsten Opfer. Aus dem sonst so ruhigen Mann war in kürzester Zeit ein Berserker geworden. Der Drache hatte mit seinen Krallen eine Rampe in den steinernen Rand der Grube geschlagen, über welche die Flüchtenden Richtung Wald gelangen konnten. Raus aus dem Steinbruch, rein in den Wald. Und das mit fast 300 Katzenmenschen. Und sie hatten sich keine Gedanken darum gemacht, wo sie diese Menge an Leuten lassen sollten... Dann begann der Drache, die Orks und Trolle, die noch überall herumliefen, in den Steinbruch zu werfen. Die meisten standen nach dem Sturz nicht wieder auf und die Wenigen, die es taten, wurden von den beiden Tama-i, hauptsächlich von Zikél - oder Nitta, wenn sie Pech hatten - niedergestreckt. Als der Drache irgendwann verschwand und Leonidas wieder auftauchte, war aus dem Steinbruch längst ein blutiges Schlachtfeld geworden. Die meisten Arbeiter waren dem Lager entkommen und Leonidas wartete, dass die restlichen folgten. Er half, sie hinauszuschaffen und lenkte sie weiter gen Wald. Mao war derweil in einen heiklen Kampf mit einem Ork verwickelt, der seinen Sturz unbeschadeter überstanden haben musste, als erwartet. Dem Ork, den der Geruch von Blut und die toten Kameraden rasend gemacht hatten, hatte Mao kaum etwas entgegenzusetzen, und als er ins taumeln kam, sah er mit schreckensgeweiteten Augen und wie in Zeitlupe die Säbelklinge, die auf ihn niederging. Er wurde schwer verletzt - eine tiefe, gebogene Schnittwunde zog sich von einer Schulter über die Brust bis hinunter in seinen Bauch. Sofort blutete der Braune heftig, schlang noch die Arme um seinen Leib und ging japsend zu Boden. Sein Kampfstab lag Meter von ihm entfernt. Das Letzte, was Mao sah, war der Ork, der erneut seine Waffe erhoben hatte, und voller Angst und Panik und seiner Fähigkeit zu Sprechen beraubt, lag der Braune wie betäubt am Boden und konnte nichts machen, wusste, dass er sterben würde, hatte Angst, Schmerzen und fühlte in sich ein so tiefes, allumfassendes Bedauern, dass er die Augen schloss und die Welt verbannte aus seinen Gedanken und Erinnerungen. Er hörte noch das schmatzende Geräusch reißenden Gewebes, dann wurde es ganz still. Zikél hatte sich noch einige kleine Schnittwunden eingefangen und er spürte, wie seine Kraftreserven langsam erschöpft waren. Nur noch wenige Gegner waren übrig, aber auch diese konnte er niederstrecken. Als er gerade herumwirbelte, nachdem er einem Troll das Gesicht zerschnitten hatte, musste er mit ansehen, wie Mao getroffen wurde und fiel. Der Ork stand über ihm, bedrohlich das sichelartige Schwert erhoben zum Todesstoß. "MAO!!!" Mit einer schier unglaublichen Geschwindigkeit raste er auf die Beiden zu. Sein Magen hatte sich zusammengezogen und Zikél wurde von einer so tiefen Angst erfasst, dass sie schon greifbar war. "DU VERDAMMTES MONSTER!!!" brüllte er und stieß seine Klinge kräftig in den Leib des Orks, als dieser zum zweiten Mal seine Klinge im Leib des Braunen versenken wollte. Mit einem einzigen Zug riss Zikél ihn auf, so dass sich die Eingeweide des Orks über dem Boden verteilten. "Mao! Mao... hast du Schmerzen?" Der Blaue war viel zu panisch, um die Dummheit seiner Frage zu bemerken. Er war sprachlos vor Angst um den Anderen und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. "Halt durch, Kätzchen. Ich bring dich hier raus..." Verzweifelt versuchte Zikél, die klaffende Wunde abzubinden, doch außer seiner Hose hatte er keine Kleidung, die dies ermöglichte. "Halt durch... ich bring dich hier raus. Du darfst jetzt nicht schlapp machen, hörst du?" Mit einem leisen Ächzen nahm er den Tama-i auf die Arme. Seine Schulter stach schrecklich, doch er lief einfach los. Nitta tauchte neben ihm auf und nahm ihm den verletzten Braunen ab. "Lauf!" herrschte er Zikél an und zog auch diesen teilweise mit sich. Denn keiner von ihnen wusste, ob sie mit Verstärkung rechnen mussten. Nachdem alle im Wald verschwunden waren, legte Leonidas einen Barrierezauber über diesen, so dass jeder, der den Wald nach ihnen betreten würde, sich in seinen Rändern verlaufen, aber nie dessen Inneres erreichen würde. Dann schloss er auf zu den Anderen. "Wir sammeln uns um die Hütte. Dort kümmern wir uns um Verletzte." entschied Leonidas und erblickte danach erst Mao, der bewusstlos in Nittas Armen hing. "Bringt ihn in die Hütte!" befahl Leonidas plötzlich mit gewohnter Härte. "Macht schon, schnell!" Zikél verließ nicht eine Sekunde Nittas Seite und merkte erst, wie stark er zitterte, als sie Mao auf eines der Betten legten. Sofort riss er den Stoff des Lakens in Stücke und presste sie auf die blutende Wunde. Seine Augen brannten, doch er war sich seiner Tränen nicht bewusst. "Halt durch, Kätzchen. Alles wird gut... du darfst nicht..." Seine Stimme versagte und als Leonidas zu ihnen eilte, fuhr er verzweifelt hoch. "Tu doch was! Du musst ihn retten!" flehte er und strich Mao zärtlich über die Wange. Die Angst nahm ihm den Atem und jegliches Denkvermögen. Der Blaue war völlig durcheinander und am Ende seiner Kräfte. Er sank nur schluchzend auf den Boden und wimmerte nur immer wieder die Worte "Er darf nicht sterben..." "Bring ihn raus und sorge dafür, dass niemand reinkommt und stört." sagte Leonidas zu Nitta, der Zikél daraufhin relativ sanft aber bestimmt bei den Schultern nahm und rausbrachte. "Such deine Leute, kümmere dich hier um die Verletzten." Nitta hatte sich vor der Tür zur Hütte postiert und würde den Blauen mit Sicherheit nicht wieder reinlassen. "Bring Ordnung in das Chaos von Katzenwesen..." Natürlich hatte der Blaue sich gewehrt, denn die Vorstellung, von Mao getrennt zu werden, war noch schlimmer, als ihn dort so verletzt liegen zu sehen. Sein Versuch, wieder in das Innere zu gelangen, vereitelte Nitta strikt und Zikél schrie ihn an und tobte, bis plötzlich eine bekannte Stimme hinter ihm erklang. "Kätzchen... Zikél..." Es klang fassungslos und als sich der Blaue umdrehte, stand dort sein Kemjal. Die anderen Drei kämpften sich noch durch die Menge. "Jalla... Jalla..." wisperte Zikél. Nun war es entgültig aus um seine Beherrschung und die Tränen rannen in Bächen. Suaresh stürzte auf seinen Sohn zu und fing ihn auf, bevor er zusammenbrechen konnte. Fest schloss der drahtige Tama-i den Kleineren in die Arme. Sein eines Auge war gen Himmel gerichtet, als wolle es sich stumm bedanken. Das Andere war von einer dicken rosa Narbe überzogen, so dass es immer zusammengekniffen war, die Erinnerung an eine ähnliche Rettungsaktion. "Zikél!" Rana und die Brüder des Blauen stürzten nun ebenso auf ihn zu und sie fielen sich in die Arme. Dennoch war es nicht die Art von Zusammentreffen, die er sich gewünscht hatte, denn seine Angst um Mao überschattete alles. "Er ist... verletzt... alles voller Blut... er darf nicht sterben..." stammelte er immer wieder und wurde von Rana festgehalten. Die Freude bei der Familie war groß, doch Suaresh war der Erste, der zu sich kam und nun die Führung übernahm. Er organisierte den ganzen aufgeregten und verwirrten Haufen von Tama-i, sorgte für einen Platz für Verletzte und teilte Lager ein. Obwohl der Kater nicht besonders groß oder kräftig war, folgte jeder seinen Anweisungen. Die ruhige entschiedene Stimme vermittelte Sicherheit und auch Zikél wurde ruhiger, obwohl er immer noch wie Espenlaub zitterte. Währenddessen hatte Leonidas in der Hütte einen Großteil seiner Kraft darauf verwendet, die Wunde des Tama-i zu schließen. Damit war er erfolgreich gewesen, überall hatte sich eine dünne, empfindliche Hautschicht gebildet, die dafür sorgen würde, dass der Tama-i nicht noch mehr Blut verlor, doch die inneren Verletzungen zu heilen, dafür würde es noch weit mehr benötigen. Seine Magie war wieder da. Sie war endlich wieder da. Jetzt konnte er nicht mehr nur auf Nitta Magie wirken, sondern auf alles in dieser Welt. Und er war sehr froh darum. Und doch kam ihm gerade jetzt wieder ins Gedächtnis, dass auch er nicht allmächtig war. Noch nicht. Das Heilen der schweren Wunde erschöpfte ihn sehr und Kopfschmerzen setzen ein. Und doch fuhr er fort. Unter seinen Händen schlossen sich Gewebe und Zellen wieder zusammen, regenerierten in wahnsinniger Geschwindigkeit und bald waren alle gefährlichen inneren Verletzungen ebenso geschlossen wie die Wunde selber. Natürlich würde Maos Körper noch eine ganze Menge alleine machen müssen, aber so bestand zumindest keine Lebensgefahr mehr, wenn der Braune mit dem Blutverlust fertig wurde. Vorsichtig reinigte Leonidas die frische Haut von Blut und Dreck und deckte den Kater bis zur Hüfte zu. Dann stand er auf. Die Tür der Hütte öffnete sich und Leonidas trat hinaus, lehnte am Türrahmen. "Geh und hilf die Masse zu organisieren." ordnete er schwach an. Nitta zögerte kurz, nickte dann und kam dem Kater zu Hilfe, der mit der Organisation bereits begonnen hatte. Zikél hatte sich von der befehlenden Stimme seines Kemjal einlullen lassen in eine taube Ruhe, während Suma und Castor sich um ihn kümmerten und seine Wunden versorgten. Rana half seinem Namuri, da er seine Jungen in Sicherheit wusste. "Zikél, du kannst zu ihm. Aber lass ihn schlafen. Er braucht Schlaf und Ruhe..." Leonidas war blass, wirkte ausgemergelt. Er zog den Blauen auf die Beine und musste sich beim Laufen leicht auf diesen stützen. Der Dracath war sehr erschöpft. Der Blaue beeilte sich, ins Innere der Hütte zu gelangen, wobei er Leonidas vorsichtig auf das freie Bett setzte, damit dieser sich ausruhen konnte. Mit leisen Schritten näherte er sich dann Mao und schluckte schwer bei dem wie tot daliegenden Jungen. "Oh Gott, ich hätte besser auf dich aufpassen müssen." flüsterte er und kniete neben ihm nieder. Mao atmete flach und hektisch. Eine breite Narbe zog sich über den Körper, die Haut spannte und sah krank und empfindlich aus. Leonidas kippte zur Seite weg, ohnmächtig. Er hatte so viel getan, so viel Regeneration im Körper Maos bewirkt, da dieser kaum Reserven gehabt hatte... und das war zu viel für ihn gewesen. Zuviel Energie, die er hatte aufwenden müssen, am ersten Tag nach seiner langen Zeit ohne seine Macht. Nitta stand draußen und wies verschiedene Gruppen an, hier hin und dort hin zu gehen. Und die Masse war aufgebracht, verwirrt und zum großen Teil verletzt. Allen, die ihm über den Weg liefen, brach er das Halsband vom Körper und bald bildete sich eine Traube von Tama-i um ihn. Zikél holte eine Schüssel mit Wasser und begann vorsichtig das Fell um Maos Wunde und seinen Körper von Blut und Schmutz zu befreien. Es war das Einzige, was er in diesem Moment tun konnte. Leise flüsterte er ihm Worte zu, dass er durchhalten solle. Seine Hand strich sachte über die Wange und er konnte einfach nicht anders, als sich kurz über den Bewusstlosen zu beugen und einen Kuss auf dessen Lippen zu hauchen. "Du schaffst das, Kätzchen. Ich bin bei dir, Mao. Niemand wird dir mehr etwas tun." Zikél fühlte sich so schrecklich hilflos, hätte dem Braunen am Liebsten etwas von seiner Kraft abgegeben. Draußen war Suaresh damit beschäftigt, Wasser auszuteilen, da sie nur spärliche Rationen bekommen hatten. Auch zogen einige Tama-i los, um zu jagen, da die Wärter in den Lagern hauptsächlich Gemüse austeilten, was den Katzenwesen zum Überleben nicht reichte. Sie brauchten Fleisch, sonst verloren sie ihre Kraft. Es gab nur zweimal in der Woche etwas, dementsprechend ausgemergelt waren einige von ihnen. "Su, es sind zu viele. Wir können sie unmöglich alle versorgen. Wir sind alle erschöpft, haben kaum noch Energie. Was sollen wir nur tun?" Rana sah verzweifelt zu seinem Partner auf, der nur einen Arm um ihn legte und die Schläfe küsste. "Wir müssen tun, was wir können. Versammle die Kätzchen. Sie brauchen Wasser. Auch die Alten und Verletzten. Diejenigen, die nur leicht verletzt sind, sollen sich um die schwereren Fälle kümmern." Kurz beobachtete der Grau-getigerte Nitta, wie er geduldig die Halsbänder zerbrach und wandte sich wieder dem Brunnen zu. Ihm war, als wäre der richtige Kampf jetzt erst ausgebrochen. Nitta machte sich, nachdem der gröbste Ansturm vorbei war, auf zur Hütte. Er konnte die Präsenz seines Trägers nicht mehr spüren, was ihn sehr beunruhigte. Leise betrat er die Hütte und sah Zikél bei Mao, und seinen Dracath auf dem anderen Bett, bewusstlos. Seine Miene verfinsterte sich und er beugte sich über Leonidas, zog seinen Oberkörper hoch und ihn damit in eine sitzende Position. "Leonidas..." suchte er den Schwarzhaarigen zu wecken. Dieser schlug nach einer Weile benebelt die Augen auf. Noch etwas später hatte er Nitta erkannt. "Mir geht es gut, ich brauche nur ein wenig Ruhe." Er hatte immer noch Kopfschmerzen, sehr starke sogar. "Wir brauchen einen Magier." stellte Nitta bloß fest. Leonidas nickte, lehnte sich aber an Nitta und schloss die Augen wieder. "Woher sollen wir einen Magier nehmen?" knurrte Zikél und tupfte über Maos Stirn. Er war nicht fähig, rational zu denken und gab jede Sekunde einem Anderen die Schuld an dieser ganze Misere. Es klopfte vorsichtig an der Tür und Rana trat kurz darauf ein. Er blickte unsicher zu Nitta und Leonidas, trat dann aber zu Zikél. Schweigend betrachtete er den Verletzten einen Augenblick, dann strich er seinem Sohn über den Kopf. "Kätzchen, ich weiß, du möchtest bei ihm bleiben, aber wir brauchen dich draußen." sagte er sanft, doch Zikél schüttelte den Kopf. "Ich kann jetzt nicht weg. Er braucht mich. Was, wenn es schlimmer wird? Dann bin ich nicht da und - " "Ich kümmere mich gleich um ihn. Geh zu deinem Kemjal und hilf ihm. Wir suchen gerade Blauwurzel, um Aufgüsse und Tees zu machen. Ich werde ihm gleich einen machen." Es brauchte noch Einiges an Überredungskunst, doch schließlich ging er. Es dauerte lange, bis das Schlimmste überstanden war. Nachdem jedem Einzelnen etwas Blauwurzelsaft oder -tee verabreicht worden war, wurde es ruhiger. Die Tama-i waren zu erschöpft, um noch weiter auf den Beinen zu bleiben. Nur einige wenige versorgten noch die Schwerverletzten. Für die Anderen brach nun eine Phase der Ruhe an. Als es Nacht wurde, schleppte sich Zikél zurück in die Hütte. Alles tat ihm weh, seine Schulter brannte, sein gesamter Körper fühlte sich schwer an. Am Ende fiel er neben Maos Bett zu Boden und verharrte dort einige Zeit reglos. Leonidas hatte sich etwas erholt und hatte bei den kritischen Fällen noch ein wenig geholfen. Einem hatte er das zweite Bett in der Hütte überlassen und nun saß er mit Nitta am Tisch und betrachtete die beiden Tama-i. "Wird Mao es schaffen?" wollte Nitta leise wissen, doch Leonidas zuckte nur die Schultern. "Ich weiß es nicht. Er hat viel Blut verloren. Die Wunde ist geheilt. Den Rest muss der Junge selber schaffen..." Er erhob sich, strich Nitta im Vorbeigehen über die Schulter und verließ allein die Hütte. Er streifte eine Weile durch die Menge, bis er irgendwann fand, wen er suchte. "Rana?" fragte er vorsichtig und leise nach. Der dunkelbraune Katzenmensch hob den Kopf und musterte Leonidas misstrauisch. Natürlich wusste er, dass dieser Mann ihnen half, sie sogar gerettet hatte, doch er konnte ihn nicht einschätzen und blieb deshalb vorsichtig. "Ja, was kann ich für Sie tun?" Er deckte das Kätzchen, das er gerade versorgt hatte, liebevoll mit einem Hemd zu und deutete Leonidas an, ihm leise zu folgen. "Sie brauchen alle Ruhe und Schlaf. Die Jäger haben kaum Fleisch gefunden, aber morgen werden wir es noch einmal versuchen." Er wusste selbst nicht, warum er das erzählte, doch während sie durch die Reihen der Tama-i gingen, suchte er Halt an diesen Dingen, um Hoffnung zu schöpfen. "Morgen kann ich für Dinge sorgen, die knapp sind. Doch heute ist meine Kraft erschöpft." entschuldigte Leonidas die Situation, mehr vor sich als vor dem Tama-i. "Alle brauchen Ruhe und Schlaf..." wiederholte er. "Deswegen bin ich hier. Jemand sollte sich um Zikél kümmern. Er ist völlig erschöpft und bricht bald zusammen." Die Aura des Blauen war ohnehin schon schwach gewesen, doch nun hatte sie auch jegliche Farbe und Helligkeit verloren. Sie war nur noch ein dunkler Schatten um den Blauen gewesen. Besorgt nickte Rana. Er kannte seinen Sohn, der es immer übertreiben musste und nie an sein eigenes Wohl dachte. Wie oft hatten sie ihn schon zu seinem Glück zwingen müssen? "Ich werde gleich zu ihm gehen." lächelte er müde. "Nein, wirst du nicht. Du legst dich zu Castor und Suma. Suma braucht dich jetzt, er hat Angst um seine Jungen und Daikan kann ihn nicht beruhigen." Suaresh trat neben seinen Gefährten und legte ihm einen Arm um die Schulter. "Ich gehe zu ihm. Mach dir keine Sorgen, du weißt, wie er ist." Man sah dem Dunkelbraunen an, dass er mit sich rang, doch die Erschöpfung siegte. Suaresh ging mit Leonidas und erschrak beim Anblick seines Sohnes. Dieser kauerte vor Maos Bett und vergoss schon wieder stumme Tränen. Sein Körper zitterte und er hatte sich in das Bettlaken gekrallt. "Kätzchen..." flüsterte er leise und ging neben Zikél auf die Knie. "Komm, du musst dich ausruhen. Schlaf ein wenig." Doch der Blaue schüttelte nur den Kopf. "Lass mich. Ich will bei ihm bleiben. Ich muss... ich..." Suaresh griff ihm sanft, aber bestimmt in den Nacken. "Du musst dich ausruhen, sonst nichts. Übertreib es nicht, Zikél. Komm, leg dich etwas hin. Ich bleibe bei dir, einverstanden?" In seiner Starre brachte Zikél einen Laut der Zustimmung heraus und Suaresh ließ ihn los. Er bereitete ihnen ein Bett aus einer Decke in einem Teil des Hütte und legte sich dort mit seinem Sohn nieder. Auch Leonidas war sichtlich erschöpft und langsam fielen ihm die Augen zu. Nitta bereitete ihnen in einer weiteren Ecke des Zimmers eine Art Nachtlager, wo Leonidas sich vorerst hinlegte. Nitta wollte noch eine Runde gehen, bevor er sich zu Leonidas legte. Draußen war die Luft erfüllt von dem Geräusch leiser Tränen, von Schmerz und Leid und die Befreiung schien zu einer Plage geworden zu sein. Überall hatte es Verluste gegeben, Verletzte, und viele hatten trotz ihres Einsatzes den Wald nicht erreicht. Nitta fühlte sich plötzlich müde, ausgelaugt und musste über sich selber schmunzeln. Wie ansteckend Emotionen doch sein konnten... Wo zu dieser späten Stunde noch eine helfende Hand gebraucht wurde, war er zur Stelle und kehrte erst spät in der Nacht in die Hütte zurück, schob seine Arme um den schlafenden Körper Leonidas' und wachte über seine Schützlinge. Zwischendurch tupfte er Mao etwas Wasser auf die spröden Lippen. Suaresh wurde von den Bewegungen seines Sohnes geweckt, der versuchte, aus der nächtlichen Umarmung zu kommen. Er wollte Zikél nicht schon wieder einer Belastung aussetzen, die der Junge nicht vertrug. Der Grau-getigerte wusste um die Verlustängste, aber dachte zuerst an sein eigenes Kätzchen. "Jalla, bitte..." Schweigen. Dann lockerte sich der Griff und Zikél schlüpfte zu Mao. ------------------------------------------------------------------------------- Nur zur Info: Das Leonidas aus den Latschen kippt, hat mit dem Entzug zu tun, magische Energie fällt ja auch nicht vom Himmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)