Pech und Schwefel von Lizard (oder: wie wird ein Dämon ein Menschenkind los?!?) ================================================================================ Kapitel 1: Verflixtes Schwert ----------------------------- Vorwort: Die Idee zu dieser humorigen Geschichte beruht auf folgender im Manga bzw. Anime oft gestellten und sehr berechtigten Frage: warum schleppt Sesshomaru das Menschenmädchen Rin mit sich herum, obwohl er Menschen nicht leiden kann? Wieso wird er sie nicht einfach los? Natürlich gibt es dafür die einfache Erklärung, dass er die Kleine eben doch irgendwie mag. Meines Erachtens ist sie einfach zu niedlich, um ihr widerstehen zu können, nicht wahr? Aber das würde so ein kaltschnäuziger Typ a la Sesshomaru logischerweise nie zugeben. Und wer weiß, vielleicht hat er ja auch öfters vergeblich versucht Rin loszuwerden... tja... Hoffentlich gefällt euch meine (bitte nicht zu ernst zu nehmende!) Geschichte über die nicht ganz unkomplizierte Beziehung zwischen einem kleinen, süßen Mädchen und einem großen, bösen Dämon. Mein Liebling Inu Yasha kommt natürlich auch in der Story vor, spielt allerdings nur eine winzige, indirekte Rolle (*heul*, *sorry*), denn er hat leider nicht so ganz in mein Konzept gepasst. Kommentare sind herzlich willkommen. Wünsche viel Spaß beim Lesen! Kapitel 1: - Verflixtes Schwert Sesshomaru hatte ein Problem. Eindeutig. Er hatte ein großes Problem und das erste Mal in seinem Leben war er völlig ratlos. Es war nicht zu fassen, er, der mächtige, gefährliche und überall gefürchtete Dämon war hilflos. Hilflos im Angesicht eines winzigen, schwachen und naiv ihn anlächelnden Menschenmädchens! Verdammt noch mal, wie werde ich dieses Menschenkind los? Äußerlich völlig kühl wirkend, innerlich vor Wut kochend wie ein brodelnder Vulkan umfasste Sesshomaru den Griff seines Schwerts. Dieses verflixte und wertlose Schwert war schuld an seiner Misere. Er hätte es niemals anfassen dürfen, er hätte dieses beschämende Erbstück seines Vaters im Meer versenken und verrosten lassen sollen. Was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht dieses verhasste Ding all die Jahre mit sich herum zu schleppen und es schließlich einzusetzen? Tensaiga... warum werde ich dich und Rin nicht los...? - - - - - Alles begann mit Tensaiga und mit dem Schöpfer dieses Schwertes, dem Schmied Totosai. Totosai war ein alter, verwirrter Querkopf. Sesshomaru hatte mit diesem merkwürdigen Kauz noch nie viel anfangen können. Ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der diesem dämonischen Schwertschmied einen seiner Fangzähne überließ, um daraus Tessaiga und Tensaiga fertigen zu lassen. Eine überraschend kluge Entscheidung wie sich später herausstellen sollte, denn Totosai verstand sein Handwerk wie kein anderer. Zumindest, was Tessaiga betraf. Tessaiga entpuppte sich als bewundernswertes Schwert, ein Meisterwerk. Schon damals, als sein Vater dieses Schwert das erste Mal nutzte und sich die erstaunlichen Kräfte dieser Klinge offenbarten, hatte Sesshomaru es bewundert und haben wollen. Aber Tessaiga wies ihn zurück und wählte stattdessen seinen Halbbruder Inu Yasha zum Meister. Ausgerechnet dieses verhasste, unwürdige Halbblut, dem es damit obendrein noch gelang Sesshomaru zu besiegen und ihm einen Arm abzuschneiden. Vergeblich versuchte Sesshomaru daraufhin ein zweites Mal Tessaiga an sich zu reißen und sich zu rächen. Wieder scheiterte er an dem sturen Schwert, das sich nicht von seiner dämonischen Hand führen lassen wollte. So blieb Sesshomaru nur Tensaiga, das zweite hübsche, aber vollkommen nichtsnutzige Werkstück von Totosai. Bei dessen Fertigung hatte der Schmied wohl gepennt und daher musste ihm offenbar ein gravierendes Missgeschick unterlaufen sein. Tensaiga war ein totaler Reinfall. Denn was bitteschön sollte ein Dämon mit einem Schwert anfangen, das nicht schneiden und nicht töten kann? Nun gut, jeder machte mal einen Fehler, das konnte Sesshomaru gerade noch einsehen. Deshalb gab er Totosai eine zweite Chance und ein neues Schwert bei ihm in Auftrag. Aber der verrückte Schmied weigerte sich und flüchtete zu Inu Yasha. Solch eine Unverschämtheit konnte Sesshomaru selbstverständlich nicht ungesühnt lassen. Er ließ sich doch nicht von einem vertrottelten, altersschwachen Greis und einem dreisten, minderwertigen Halbdämonen verarschen! Totosai und Inu Yasha samt seinen albernen Begleitern sollten allesamt zur Hölle fahren und Sesshomaru wollte ihnen bei dieser Reise herzlichst behilflich sein. Doch es kam anders, als er dachte. Zum dritten Mal unterschätzte Sesshomaru seinen Halbbruder. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser die Wunde des Windes finden würde und Tessaigas wahre Macht entfalten könnte. Völlig unvorbereitet traf ihn daher im Kampf fast die gesamt Wucht des mächtigen Schwertes. Sesshomaru wurde in seinem Angriff zurückgeschleudert und verlor das Bewusstsein. Das Letzte, das er wahrnahm, war das Bersten seiner Rüstung und schließlich ein seltsames nachtblaues Leuchten, das ihn umgab und vor dem grellweißen Licht von Tessaigas Attacke abschirmte. Dann wurde alles schwarz. Dumpfe Tierlaute und Blätterrascheln weckten Sesshomaru aus seiner Bewusstlosigkeit. Den Gerüchen und Geräuschen nach zu urteilen befand er sich in einem Wald, er hatte allerdings nicht die geringste Ahnung wie er dort hingekommen war. Mit Entsetzen stellte er fest, dass er kaum etwas sehen und sich fast gar nicht bewegen konnte. Hilflos und orientierungslos lag er am Boden. Das Blätterrascheln in seiner Nähe wurde lauter und Sesshomaru gelang es schließlich trotz seiner verwirrten Sinne einen bekannten Geruch herauszufiltern. Menschengeruch! Mit all seinen verbliebenen Kräften richtete Sesshomaru sich halb auf und gab ein lautes, bösartiges Knurren von sich. Seine Augen blitzten feuerrot und seine Krallen bohrten sich krampfhaft in den weichen Waldboden. Vor ihm, zwischen einigen Büschen, schrak etwas Kleines ängstlich zurück. Es dauerte eine Weile bis Sesshomarus Sicht sich langsam klärte und er endlich etwas erkennen konnte. Vor ihm stand ein kleines, leicht schmutziges Menschenmädchen in abgetragener Kleidung. Sie machte einen etwas verwahrlosten Eindruck und starrte den Dämonen gleichermaßen ängstlich wie fasziniert und mitleidig an. Als das Mädchen ihn so anblickte, fühlte Sesshomaru sich für einen kurzen Moment wie ein aus dem Nest gefallener Vogel mit gebrochenen Flügeln. Angewidert knurrte Sesshomaru erneut, doch das Kind ließ sich davon nicht verscheuchen. Behutsam, wie als würde sie sich einem verletzten, wilden Tier nähern, kam das Mädchen näher. In der Hand trug sie ein schmales, hohes Gefäß aus Holz und goss daraus etwas Wasser über Sesshomarus Gesicht. Erschrocken und verständnislos zuckte der Dämon davor zurück. Wollte sie ihm etwa helfen? Sesshomaru wollte keine Hilfe und von einem erbärmlichen Menschenkind schon gar nicht. Wut kochte in ihm hoch. Am liebsten hätte er das Mädchen mit seinen Krallen zerrissen, doch sein geschwächter und verletzter Körper verweigerte seinen Dienst. Bewegungsunfähig und besinnungslos sank der Dämon wieder zu Boden und fiel schließlich in einen tiefen Schlaf. Als er mitten in der Nacht wieder aufwachte, hing der Geruch des Menschenmädchens immer noch in der Luft. Neben Sesshomaru stand ein frisch aufgefülltes Wassergefäß. Unverwandt sah der Dämon das hölzerne Gefäß an. Was sollte das? Verglich ihn dieses Menschenkind etwa mit so was wie einen niedlichen, verletzten Hund, den sie versorgen konnte? Hatte sie nichts Besseres zu tun als sich um einen Fremden im Wald zu kümmern? Gerade als Sesshomaru sich das fragte, raschelte es wieder und das Mädchen tauchte wieder auf. Scheu blickte sie ihn an, kam vorsichtig näher und bot ihm ein Blatt mit Fisch und Waldpilzen darauf dar. "Spar dir die Mühe", knurrte Sesshomaru so abweisend und kalt er konnte, "ich mag keine menschliche Nahrung." Als ob er überhaupt irgendetwas essen würde, das ein Mensch ihm anbot! Das Mädchen war sichtlich enttäuscht und schlich mit hängenden Schultern davon. Sesshomaru überhörte geflissentlich ihr leises Seufzen und ihre zaghaft tapsenden Schritte und missachtete auch ihren letzten traurigen Blick, den sie auf ihn zurückwarf. Vielleicht ließ sie ihn ja jetzt endlich in Ruhe. Er hatte sich zu früh gefreut. Das kleine Mädchen gehörte offensichtlich zur äußerst begriffsstutzigen Sorte Mensch. Denn am Morgen war sie schon wieder da und versuchte wieder ihm etwas zu essen anzudrehen. "Ich brauche und will nichts von dir", betonte Sesshomaru böse und blickte ablehnend zur Seite. Wenn er sich doch nur endlich wieder richtig bewegen und aus dem Wald verschwinden könnte. Ein nerviges Menschenbalg war wirklich das Allerletzte, das er noch brauchte. Das Mädchen neben ihm senkte wortlos und unglücklich den Kopf. Ihre Traurigkeit und Enttäuschung war fast mit den Händen zu greifen. Widerwillig wandte Sesshomaru wieder leicht den Kopf und sah die Kleine aus den Augenwinkeln an. Erst jetzt bemerkte er den feinen Blutgeruch, der von dem Mädchen ausging, sowie die Schrammen und blauen Beulen in ihrem Gesicht. Eins ihrer Augen war völlig zugeschwollen. Jemand schien sie fest geschlagen zu haben. "Was ist mit deinem Gesicht passiert?", fragte er beiläufig. Das Mädchen blickte daraufhin verdutzt hoch und starrte ihn wortlos an. Scheinbar wollte oder konnte sie nicht sprechen. "Wenn du es nicht sagen willst, auch gut", meinte Sesshomaru. Warum redete er überhaupt mit ihr? Sie konnte ihm doch gleichgültig sein. Immer noch sprachlos glotzte das Mädchen ihn an, dann veränderten sich plötzlich ihre Gesichtszüge und sie fing an zu strahlen. Nun war es Sesshomaru, der verdutzt dreinblickte. Was sollte das denn jetzt? Weshalb lächelte sie und freute sich so? Er hatte doch bloß eine einfache Frage gestellt. Bevor er dieses Rätsel lösen konnte, sprang das Kind vergnügt auf und hüpfte fröhlich davon. Sie verschwand in die Richtung, in die sie bisher immer gelaufen war. Scheinbar lag dort irgendwo ihr Zuhause, irgendein bedeutungsloses Menschendorf wahrscheinlich. Ein wenig verblüfft sah der Dämon ihr nach. Menschen blieben ihm unverständlich, sie waren einfach zu erbarmungswürdige, seltsame Kreaturen. Aber was interessierte ihn das schon? Sollten diese albernen Menschen doch machen, was sie wollten. Solange sie ihn nicht störten, waren sie ihm schlichtweg egal. Seine Kräfte kehrten zurück, nicht mehr lange und diese ganze lächerliche Geschichte lag hinter ihm. Doch wieder einmal kam es völlig anders, als er dachte. Als sein zerschundener Körper sich wieder erholt und auch sein Diener Jaken wieder bei ihm war, wandte Sesshomaru sich seinen eigentlichen Problemen zu. Er brauchte unbedingt ein richtiges Schwert. Tessaiga war unerreichbar für ihn geworden und jetzt, nachdem Inu Yasha auch noch gelernt hatte damit umzugehen, konnte der Halbdämon wirklich gefährlich werden. Sesshomaru gefiel der Gedanke, dass sein jüngerer Bruder durch Tessaiga vielleicht stärker als er selbst werden könnte, überhaupt nicht. Sollte er sich etwa durch ein widerwärtiges Halbblut ausbooten lassen? Das kam absolut nicht in Frage, sein kleiner Bruder würde schon noch lernen, wer der Bessere von ihnen beiden war! Von Rachegelüsten geleitet wollte Sesshomaru aufbrechen. Alles hätte bestens sein können. Wenn, ja wenn in diesem Augenblick nicht der Wind aufgefrischt hätte und einen bestimmten Geruch in seine Nase getrieben hätte... Blut, dachte Sesshomaru, es riecht nach Blut und Wölfen. Und darunter, unter diesem Blutgeruch riecht es nach... Der Hundedämon drehte sich um und folgte dem bekannten Geruch. Jaken lief ihm verwundert hinterher. Kurze Zeit später stand Sesshomaru auf einem kleinen Waldpfad. Einige Meter vor ihm, mitten auf dem Weg, lag eine winzige, reglose Gestalt. Wölfe mit blutigen Lefzen strichen um die Gestalt herum, beschnüffelten sie und knurrten leicht. Als die Tiere jedoch den weißhaarigen Dämonen erblickten, zogen sie winselnd den Schwanz ein und stoben hastig davon. Jaken, der zunächst erschrocken vor den Wölfen zurückgewichen war, kam hinter Sesshomaru hervor, ging dann neugierig zu der kleinen Gestalt am Boden und sah auf sie herab. Es war ein Mensch, genauer gesagt ein kleines, schwarzhaariges Mädchen mit blutverschmierten, zerfetzten Kleidern. Glasig und leblos blickten ihre rehbraunen Augen in die Ferne. "Oh", meinte Jaken, "mit ihr ist es aus. Ein Biss hat sie getötet." Zögernd wandte sich der kleine Dämon zu seinem Herrn um. Sesshomaru stand emotionslos auf dem Pfad und starrte unverwandt das kleine Mädchen am Boden an. Dieses rätselhafte Verhalten verunsicherte Jaken zutiefst. "Sesshomaru-sama, hattet ihr etwas mit ihr zu tun?" Als Antwort zog Sesshomaru sein Schwert. Jaken schrak zurück, er befürchtete seinen Herrn beleidigt zu haben. Doch dieser beachtete ihn gar nicht. Tensaiga in Sesshomarus Hand pulsierte. Vor den goldenen Augen des Dämons verschwamm die Umgebung in düsterem Nebel bis er nur noch das tote Menschenmädchen vor sich sah. Unheimliche, kleine und schattenhafte Gestalten tauchten aus dem Nebel hervor auf und umkreisten das leblose Kind interessiert. Die Boten des Todes. Sesshomaru sah dem Mädchen ins Gesicht, es wirkte so verlassen, so traurig und so allein. Plötzlich wünschte er sich sie möge wieder lächeln, so wie sie ihn schon einmal angelächelt hatte, und ohne richtig zu registrieren oder zu begreifen, was er eigentlich tat, hob er sein Schwert. Blitzschnell schwang er Tensaiga und zerschnitt mit der pulsierenden Klinge die Boten des Todes, die sich daraufhin sofort auflösten und verschwanden. Auch der düstere Nebel, der Sesshomarus Sicht verdunkelt hatte, verlor sich. Tranceartig steckte der Dämon Tensaiga in die Scheide zurück, ging neben dem Menschenmädchen in die Knie und hob sie leicht vom Boden auf. Was hatte er da bloß gemacht und warum? Verwirrt und ratlos schaute Sesshomaru das Kind in seinem Arm an und auf einmal weiteten seine Augen sich erstaunt. Warme, lebendig glänzende, rehbraune Augen blickten zurück und ein warmer Atemhauch streichelte sanft Sesshomarus Wangen. Jaken schrie auf und sah drein, als ob er gerade von einer Prinzessin geküsst worden wäre. Sesshomaru ignorierte ihn, schob das wiedererweckte Mädchen sanft von sich weg und stand auf. Wortlos drehte er sich um und ging fort. Was hatte er da getan? Tensaiga... er hatte Tensaiga eingesetzt. Er hatte die heilende Kraft des Schwertes genutzt und den Boten des Todes ihre Beute entrissen. Er hatte einen Menschen zum Leben erweckt! So also funktionierte die Macht dieses stumpfen, nutzlosen Metalldings, es tötete den Tod... Verflixtes Schwert, was sollte das? Wozu sollte es gut sein einer bedeutungslosen Menschengöre das Leben zu retten? Sesshomaru versank in seinen Gedanken, die ihn mehr und mehr verwirrten. Erst allmählich wurde ihm bewusst, dass ihm jemand folgte. Es waren Jaken und ein zweiköpfiger Drache, den er als Reittier benutzte, wenn er keine eigene Energie zum Fliegen verschwenden wollte. Aber sie waren nicht die einzigen, die ihm hinterher liefen, da war noch jemand. Ohne sich äußerlich etwas anmerken zu lassen, ging Sesshomaru weiter und sah sich nicht um. Aufmerksam lauschte er den sachten, tapsenden Schritten, die weder seinem Diener noch seinem Reittier gehörten. Schritte eines Menschenkindes. Nicht doch, dachte Sesshomaru entsetzt, bitte nicht auch das noch! Sie wird mir doch nicht etwa folgen? Was um Himmels willen und zur Hölle will sie denn von mir? _ _ _ _ _ Tja, Herr Dämon, das ist eine berechtigte Frage. Aber ob du je eine Antwort darauf erhältst? Und warte bloß ab, das war erst der Anfang, jetzt wird es erst richtig interessant... Na, gefiel euch der Einstieg ein bisschen? Im Grunde genommen war es bloß eine Nacherzählung von Sesshomarus und Rins erster Begegnung (natürlich mit ein bisschen dichterischer Freiheit :)) Diese Szene finde ich einfach zu rührend und wollte sie deshalb zu gerne auch mal zu Papier bringen. Ich hoffe, diese Wiederholung eines allseits bekannten Teils stört euch nicht. Und hoffentlich seid ihr gespannt auf Sesshomarus ersten vergeblichen Versuch sein neues, ungewolltes Anhängsel loszuwerden... ;) Kommentare würden mich extrem freuen! Ach ja, übrigens, bevor mich die Fans meiner anderen, noch offenen Geschichten lynchen: JAAAA, auch diese gehen weiter, keine Angst! Demnächst gehen auch weitere Kapitel dazu on. Versprochen! (Ich wollte als Abwechslung zwischendrin halt nur mal auch etwas anderes schreiben. Ich hoffe, das ist okay...*schüchtern duck*) Kapitel 2: Verflixtes Lächeln ----------------------------- Hallo, heute erfahrt ihr endlich etwas über Sesshomarus ersten, vergeblichen Versuch ein gewisses Menschenmädchen loszuwerden... Vorweg möchte ich mich ganz herzlich bei all denjenigen bedanken, die mir zum ersten Kapitel einen Kommentar geschrieben haben. Ich weiß, diese kleine Geschichte ist nichts besonderes und vielleicht auch nicht überragend originell. Aber ich mag sie trotzdem, habe einfach viel Vergnügen daran sie zu schreiben und freue mich daher natürlich riesig über jeden Leser und Kommentar. Allen, die wie ich ebenfalls Freude an dieser Story haben, wünsche ich weiterhin viel Spaß beim Lesen! Kapitel 2 - Verflixtes Lächeln Sorgsam lauschend ging Sesshomaru weiter. Stundenlang, erst durch den Wald, in dem er mehr als eine Nacht bewusstlos gelegen hatte, dann über ausgedehnte Wiesenhügel und schließlich eine idyllische, einsame Berglandschaft hinauf. Der weißhaarige Dämon drehte sich niemals um oder sah zurück. Stur blickte er geradeaus und zeigte nicht die geringste Emotion. Von Jaken und seinem zweiköpfigen Drachen, die unerschütterlich ihrem Herrn hinterher liefen, schien Sesshomaru nicht die geringste Notiz zu nehmen. Ebenso gleichgültig war ihm offenbar das kleine Menschenmädchen, das der Dämonentruppe hartnäckig nachtapste. Doch der Eindruck täuschte. Der stolze Hundedämon hörte genauestens jeden einzelnen Schritt, den das Mädchen machte. Und jeder Schritt, den die Kleine machte, vergrößerte stetig seinen innerlichen Unwillen. Das Mädchen hatte allerdings mittlerweile große Mühen mitzukommen. Sie blieb immer wieder zurück und hatte dann immer größere Schwierigkeiten wieder zu Sesshomaru und seinen Begleitern aufzuschließen. Immer häufiger stolperte sie und immer öfter fiel sie dabei schmerzhaft auf die Knie. Sesshomaru hörte ihr verzweifeltes Keuchen, er roch das von ihren aufgeschlagenen Knien herablaufende Blut und nahm den feinen, salzigen Geruch wahr, der von ihren lautlos herabrinnenden Tränen ausging. Nur nicht beachten, einfach nicht beachten, dachte Sesshomaru mechanisch und ging unnachgiebig weiter. Irgendwann würde diese lästige Göre schon aufgeben oder besinnungslos zusammenbrechen. Sie war von Schlägen und durch die Bisse der Wölfe, die sie getötet hatten, eh völlig zerschunden. Außerdem musste sie fürchterlichen Hunger haben. Ihre armseligen Kräfte würden diese Tortur nicht mehr lange aushalten und dann war er dieses unbequeme Problem los. Eigentlich wäre es weitaus humaner gewesen, das Menschenmädchen mit einem flinken Krallenschlag zu töten, doch Sesshomaru war ein Dämon. Wozu sollte er sich human verhalten? Außerdem ging ihn das schließlich rein überhaupt nichts an. Wenn diese Göre sich unbedingt zu Tode rennen wollte, warum sollte er sie aufhalten oder sich da irgendwie einmischen? Er würde sich die Hände bestimmt nicht mit dem Blut eines erbärmlichen Menschenkindes beschmutzen. Erst recht nicht, nachdem er ihr das Leben gerettet hatte. Das würde ja so aussehen, als ob er eine falsche Entscheidung getroffen hätte, als ob er einen Fehler gemacht hätte. Sesshomaru würde es niemals offen zugeben und zeigen, wenn er einen Fehler gemacht hätte. Er bereute niemals etwas. Unwillkürlich umfasste Sesshomaru den Griff seines Schwertes. Tensaiga rührte sich nicht, dennoch spürte der Dämon die Macht, die von dieser Klinge ausging. Eine fast unglaubliche Macht, die den Tod besiegen konnte. Bedauerlicherweise war das eine Macht, die Sesshomaru nicht besonders interessierte. Er hatte kein Bedürfnis danach, irgendwelche Verblichenen aus dem Reich des Todes zurückzuholen. Schließlich schickte er selbst häufig genug jemanden in den Tod, und jeder, der zu schwach war, dass er sich umbringen ließ oder andersartig starb, hatte seiner Meinung nach Pech gehabt und passte eben nicht in diese Welt. Es war unbegreiflich, warum Tensaiga ausgerechnet Sesshomaru als seinen Meister gewählt hatte und ihn dann auch noch unerbeten vor Tessaigas tödlicher Kraft geschützt hatte. Angewidert ließ Sesshomaru Tensaiga wieder los. Zugegeben, das Schwert konnte vielleicht mal nützlich sein, doch es passte ihm gar nicht, wenn jemand etwas für ihn tat, ohne dass er seine Anweisung oder Erlaubnis dazu gegeben hatte. Zu allem Überfluss fühlte sich Tensaiga irgendwie etwas seltsam an, seitdem er es für die Lebensrettung des Menschenmädchens benutzt hatte. Es schien regelrecht zufrieden zu sein. Ein zufrieden gestelltes Schwert... was für grässliche Vorstellung! Sesshomaru wollte ein Schwert, das ihn zufrieden stellte, und nicht umgekehrt. Es war doch nicht seine Aufgabe ein wertloses Metallding glücklich zu machen! "Sesshomaru-sama", sagte plötzlich eine leicht quäkende Stimme vorsichtig und höflich, "wo wollt ihr eigentlich hin? Wollen wir nicht vielleicht eine kleine Pause machen? Es wird bald dunkel und... Ich... ähm, ich meine, es wäre vielleicht etwas gut, wenn Ihr euch noch ein wenig ausruht. Ihr seht ein wenig... ähm, verzeiht, ein wenig überanstrengt aus..." Sesshomaru blieb ruckartig stehen. Sein ganzer Körper spannte sich an. Betont langsam drehte er sich um und warf Jaken einen eiskalten Blick zu. Der kleine, grüne Dämon schrak sichtlich zusammen. "Ich meine natürlich... äh, also... ich mache mir nur Sorgen um Eu... nein, äh, eigentlich meine ich natürlich, dass nicht Ihr...sondern, äh, dass ICH müde bin... und der Drache auch... also, ich wollte niemals sagen, dass Ihr schwach seid oder..." Ein bedrohliches Funkeln leuchtete in Sesshomarus Augen. Jaken sah es und warf sich entsetzt auf den Boden. Was hatte er da bloß gesagt? "Verzeiht mir Sesshomaru-sama...", stammelte er angstvoll, "Verzeihung..." Sesshomaru knurrte leise, irgendwie verspürte er die unbändige Lust eine neue Foltermethode mit seiner Giftklaue auszuprobieren. Aber innerlich musste er zugeben, dass sein Diener sogar ein wenig Recht hatte. Dank diesem absolut widerwärtigen Wesens, das sich Inu Yasha nannte, war er tatsächlich noch nicht in Bestform und peinlicherweise tatsächlich etwas müde. Wieso hatte dieses blöde Tensaiga, wenn es ihn schon unbedingt vor Tessaigas kaze no kizu hatte schützen wollen, eigentlich nicht auch seine Kräfte bewahrt? Wenn es schon schützen und heilen konnte, warum hatte es nicht auch gleich seine Verletzungen geheilt? Wieso war alles, was er bekam, immer nur Mangelware und hatte seine Tücken? Das war doch wirklich nicht zum Aushalten. Ausdruckslos setzte sich Sesshomaru neben einem blühenden Jasminstrauch auf den Boden. Jaken, der immer noch, Nase voran, auf dem Boden herumkroch, schaute erstaunt auf. Sein Herr war tatsächlich auf seinen Vorschlag eingegangen? Und er hatte ihm für seine unbedachten, beleidigenden Äußerungen nicht einmal einen Tritt verpasst? Wenn Jaken ehrlich war, machte ihm das jetzt noch mehr Sorgen. Das war doch nicht normal, was war denn mit dem mächtigen Hundedämonen los? Er war doch hoffentlich nicht etwa krank?! Äußerlich hütete sich Jaken allerdings tunlichst irgendetwas in dieser Richtung zu bemerken oder zu fragen. Wenn er sich täuschte, und das Verhalten Sesshomarus doch normal war, würde er ansonsten vielleicht eine neue, unangenehme Todesart testen dürfen. Auf so was war der kleine, ängstliche Dämon nun wirklich nicht scharf, er war schon oft genug als Testobjekt für die verschiedensten Sachen missbraucht worden. Als Testobjekt..., dachte Jaken, während er aufstand und sich umdrehte. Auch Tensaiga hatte Sesshomaru an ihm, offensichtlich mitleidlos, getestet. Irgendwie machte es ihn extrem traurig, dass er Sesshomaru scheinbar immer noch, selbst nach all der langen Zeit, völlig egal war. Doch Jaken würde es trotzdem niemals, nicht einmal im Traum, einfallen den Hundedämonen wieder zu verlassen. Niemals. Jaken watschelte davon und suchte sich auf der kleinen Bergwiese, die sie erreicht hatten, einige Eidechsen, die sich in der Abendsonne sonnten. Unwillig warf er dabei einen Blick auf das kleine Menschenmädchen, das nun auch auf die Bergwiese kam und sich einige Meter entfernt und völlig erschöpft ins Gras fallen ließ. Sie saß jetzt müde neben einem kleinen, kahlen Baum und sah unentwegt und sehnsuchtsvoll zu Sesshomaru, der betont in eine andere Richtung schaute und sie nicht beachtete. Was wollte dieses dumme, kleine Ding nur? Merkte sie nicht, dass sie unerwünscht war? Menschen waren wirklich sehr geistesarme und begriffsstutzige Wesen. Jaken schüttelte den Kopf. Er hatte beschlossen es seinem Herrn nachzutun und das menschliche Kleinkind einfach zu ignorieren. Sollte sie lästig werden, würde Sesshomaru schon etwas sagen und dann könnte Jaken sie immer noch davon scheuchen oder, falls nötig, eben einfach mit seinem Kopfstab verbrennen. Doch wenn er ganz aufrichtig war, hoffte er inständig, dass Sesshomaru ihm nicht den Befehl geben würde das Mädchen zu töten, sondern, dass sein Herr das selbst erledigen würde. Irgendwie und merkwürdigerweise gefiel Jaken die Vorstellung nicht die Kleine umbringen zu müssen. Schade, dass das Reittier von Sesshomaru strikter Vegetarier war. Sonst wäre das Problem mit dem Menschenmädchen ganz leicht gelöst gewesen und hätte im Magen des zweiköpfigen Drachens ein sinnvolles Ende gefunden. Jaken sammelte noch etwas Holz und fachte dann mit seinem Kopfstab ein kleines Lagerfeuer an. Die gefangenen Eidechsen spießte er auf einige dünne Stecken und wartete dann erwartungsvoll bis das Fleisch gar wurde. Sesshomaru zeigte keinen Hunger, er aß eh so gut wie nie etwas. Er hatte die Augen geschlossen und erinnerte an eine meditierende Buddha-Statue. Langsam wurde es dunkel und kalt. Das kleine Menschenmädchen am Rande der Bergwiese kauerte sich zusammen und schlang frierend seine Arme um die Knie. Ihren knurrenden Magen konnte man meterweit hören. Jaken war ebenso hungrig. Zufrieden bemerkte er, dass eine seiner Eidechsen fertig gebraten war, und nahm einen der Stecken mit der daran aufgespießten Eidechse zur Hand. Er wollte gerade genüsslich zubeißen, da fiel ein Schatten über ihn und irgendetwas riss ihm seinen Echsenspieß aus der Hand. "Hey, was soll denn das?", beschwerte sich Jaken lauthals und fing dann noch lauter an zu kreischen, "Sesshomaru-sama, dieses ungehorsame Biest klaut mir einfach mein Essen!" Sesshomaru schlug die Augen auf und beobachtete wie sein zweiköpfiges Drachen-Reittier bedächtig auf den Rand der Bergwiese und auf das dort kauernde Menschenmädchen zutrottete. Eines seiner Köpfe hatte eine von Jakens gebratenen Eidechsen im Maul und senkte sich zu dem Mädchen herab. Die Kleine sah den Drachen erstaunt an und lächelte dann glücklich. Völlig arglos nahm sie die dargebotene Eidechse entgegen und streichelte dann zaghaft den herabgebeugten Drachenkopf zwischen den Ohren. "Wirst du das wohl wieder hergeben!", zeterte Jaken und sprang auf. Wütend mit den Armen fuchtelnd stürmte er auf den Drachen und das Menschenmädchen zu und wollte sich sein Fleisch zurückholen. Doch der Drache drehte sich zu ihm um und knurrte drohend. "Hey, du störrisches Biest, lass das! Was fällt dir ein, mich zu bedrohen, mich, den gehorsamen Diener deines großartigen Herrn! Lass mich sofort vorbei, das ist MEIN Essen!" Der Drache knurrte nun lauter. Verschüchtert wich Jaken vor dem Ungeheuer zurück und sah sich hilfesuchend nach Sesshomaru um. Doch der Hundedämon reagierte nicht. Ausdruckslos beobachtete er die Szene. "Sesshomaru-sama, habt Ihr gesehen, was dieses widerwillige Drachentier gemacht hat? Das könnt Ihr doch nicht zulassen, es benimmt sich unmöglich!" Ein blitzender Feuerball leuchtete auf und erwischte Jaken an seinem Hinterteil. Kreischend sprang Jaken in die Höhe und lief dann jaulend im Kreis auf der Bergwiese herum. "Hilfe, ich brenne! Hilfe, diese Bestie hat mich verbrannt! Aua... Wasser, wo ist Wasser? Ich brauche Wasser!" Der panisch herumrennende, grüne Dämon entdeckte schließlich einen kleinen Wasserquell, der von einem Hangfelsen auf der anderen Seite der Bergwiese herabfloss, und stürzte schnell darauf zu. Erleichtert und unter zischenden Dampfwolken ließ er sich in das Quellwasser plumpsen. Sesshomarus Reittier beobachtete die Aktion zufrieden. Seine beiden Köpfe grinsten. Auch Sesshomaru sah dem Schauspiel zu, sein Blick blieb allerdings völlig kalt, so dass es nicht klar war, ob er nun amüsiert oder verärgert war. Das kleine Menschenmädchen lächelte derweil wieder. Dankbar strahlte sie den Drachen an und begann dann hungrig die gebratene Eidechse in ihrer Hand zu essen. Der Drache lächelte leicht zurück. Sesshomaru musste zugeben, dass es ihm keinesfalls recht war, dass sich sein Reittier plötzlich selbstständig machte und offensichtlich Spaß daran fand, sich um einen Menschen zu kümmern. Was war denn nur in dieses Vieh gefahren? Andererseits hatte der Hundedämon keine Lust sich darüber aufzuregen. Wozu sollte er Jaken helfen oder sich in die würdelose Situation begeben, sein Reittier ausschelten zu müssen. Nein, zu so etwas Albernes würde er sich sicher nicht herablassen. Unbewegt sah Sesshomaru zu dem eifrig essenden Menschenmädchen. Die Kleine bemerkte seinen Blick und schaute zurück. Liebevoll lächelte sie ihn daraufhin an. Sesshomaru blickte schnell wieder woanders hin und drehte sich etwas von ihr weg. Dieses verflixte Lächeln, dachte er genervt und schloss wieder die Augen. Er wollte sich weiter ausruhen und am liebsten an gar nichts denken. Aber seine Gedanken wirbelten in ihm und ließen ihn einfach nicht zur Ruhe kommen. Wie werde ich am besten dieses Menschenmädchen los? Soll ich sie töten? Soll ich einfach weiterlaufen, bis sie uns endlich nicht mehr folgen kann? Oder soll ich davon fliegen und sie ausgesetzt zurücklassen? Am besten, ich warte, bis sie eingeschlafen ist. Sie muss unendlich müde sein. Wenn sie gegessen hat, schläft sie bestimmt schnell ein und wird nichts mehr mitbekommen. Ja, das ist die beste Lösung, ich lass sie hier einfach schlafend zurück. Irgendein mitleidiger Mensch wird sie dann schon finden oder eben auch nicht. Ansonsten soll sie eben verhungern oder von wilden Tieren gefressen werden. Vielleicht findet sie ja auch ein anderer Dämon, der sie sich zum Frühstück schmecken lässt. Alles ganz einfach. Ich brauche mich um nichts zu kümmern... Befriedigt lächelte Sesshomaru leicht und versank in einem meditierenden Frieden. Endlich beruhigten sich auch seine aufgewühlten Gedanken und lösten sich in wohltuendem Nichts auf. Nur ein einziges, verschwommenes und kaum vernehmbares Bild ließ sich nicht so ganz aus seinen inneren Augen verscheuchen, sondern tauchte, sich ständig wiederholend, am Rande seiner versenkten Gedanken vor ihm auf. Es war das Bild eines Lächelns. Immer und immer wieder. Und ohne, dass der Hundedämon es so richtig bemerkte und ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte, setzte dieses Bild sich ganz heimlich still und leise in den Tiefen seiner Gedanken fest. _ _ _ _ _ Jaja. Da werden wohl noch so ein paar kleine Problemchen auf Sesshomaru zukommen. Mal sehen, ob es ihm so einfach gelingt das kleine, lästig lächelnde Menschenmädchen in den Bergen auszusetzen. Oder was noch so passiert, denn das war ja erst der erste seiner Versuche Rin loszuwerden... Ich hoffe, es hat euch ein bisschen gefallen und ihr wollt noch weiterlesen. Dann werde ich brav weiterschreiben (auch, wenn es vielleicht etwas dauert, ich habe ja noch zwei FFs, die Vorrang haben;)). Hey, und übrigens: falls jetzt jemand sagt, es ist eklig, gebratene Eidechsen zu essen, dann möchte ich euch mal sehen, wenn ihr kurz vor dem Verhungern seid! Fleisch ist Fleisch. Wer sagt denn, dass es weniger eklig ist, ein Schwein in Schnitzelform zu essen? Menschen aus anderen Kulturen, bei denen Schwein definitiv nicht auf dem Speisezettel steht, würde es da auch grausen. Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass gebratene Echse oder Schlange ganz gut schmeckt. (Probiert habe ich es allerdings auch noch nicht... Reptilien stehen bei uns ja auch gesetzlich unter strengem Artenschutz. Also wehe, es kommt jetzt einer auf die Idee eine Eidechse zu kochen! ...*kicher*) Danke für eurer Interesse. Wäre schön, wenn mir jemand einen Kommentar hinterlässt. Kapitel 3: Verflixtes Missgeschick ---------------------------------- Und wieder folgt ein neuer Versuch eines Dämons ein Menschenkind loszuwerden. Nach einer geruhsamen Nacht will Sesshomaru sich davonschleichen und dieses merkwürdige Menschenmädchen, das er da aufgegabelt hat, einfach zurücklassen. Doch dann kommen ihm so einige Missgeschicke in die Quere. Tja, wie heißt es so schön... ein Unglück kommt selten allein... Ich grüße ganz herzlich alle meine Leser und vor allem meine überaus treuen Kommi-Schreiber: danke, Hotepneith, Mondvogel, Sesshoumaru_sama und Xell (*alle fest knuddel*). Wünsche wieder viel Spaß beim Lesen! Kapitel 3: - Verflixtes Missgeschick Ein fröhlich jubilierendes, nervtötendes Trillern, fast direkt neben seinem Ohr, weckte Sesshomaru am nächsten Morgen. Leicht verwirrt schlug er die Augen auf. Der Hundedämon saß reglos mit überkreuzten Beinen im Gras einer Bergwiese. Kühler Morgenwind blies in sein ausdrucksloses Gesicht. In dem duftenden Jasminstrauch, neben den sich er sich am vorigen Abend niedergelassen hatte, saß ein kleiner, bunter Vogel und begrüßte lautstark zwitschernd den neuen Morgen. Langsam wandte Sesshomaru seinen Kopf und sah den trällernden Vogel durchdringend an. Der kleine Vogel bemerkte diesen Blick, schlug kurz mit seinen Flügeln und verstummte schlagartig. Die kaltglänzenden, goldenen Augen des Dämonen und die kleinen, bräunlichen Knopfaugen des Vogels bohrten sich kurz ineinander. Dann duckte der Vogel sich, piepste kurz ängstlich und flog schnell davon. Nachdem er den nervigen, singenden Wecker abgestellt hatte, drehte Sesshomaru wieder seinen Kopf und sah in den frühen, teils bedeckten Morgenhimmel. Seltsam, dachte er, bin ich etwa eingeschlafen? Wie konnte denn das passieren? So müde war ich doch eigentlich gar nicht. Eigentlich hätte ein wenig Meditieren zum Ausruhen völlig ausreichen müssen. Sind das noch nachfolgende Auswirkungen vom Verlust meiner Kräfte und meiner Verletzungen? Unwillig regte der Hundedämon sich etwas und lockerte seine versteiften, noch immer schlafenden Beine. Dieses verfluchte, brüderliche Halbblut! Irgendwann würde der Halbdämon es bereuen, was er getan hatte. Inu Yasha war mehr als dumm, dass er seinen Vorteil nicht richtig ausgenutzt und so Sesshomaru eine Chance gegeben hatte dank Tensaiga zu überleben. Aber Inu Yasha war ja auch zur Hälfte ein Mensch, was war da schon anderes zu erwarten als mitleiderregende Dummheit. Der Gedanke an den erbarmungswürdigen, jämmerlichen Charakter von Menschen erinnerte den Hundedämonen wieder an ein kleines Problem, das er eigentlich noch aus der Welt schaffen wollte. Geschmeidig und lautlos stand er auf und sah sich auf der Bergwiese um. Ziemlich nah neben sich, aber höflich genug entfernt, entdeckte Sesshomaru Jaken. Sein kleiner, treuer Diener lag im Gras auf der anderen Seite des Jasminstrauchs und schlief fest. Ebenso tief schlief Sesshomarus drachenartiges Reittier, das sich am Rande der Bergwiese niedergelegt und halb eingerollt hatte. Seine beiden Köpfe schmiegten sich leicht gebogen und wärmend um Sesshomarus kleines Problem, das zusammengekauert und ebenfalls schlafend, in embryoartiger Stellung, am Boden lag. Sesshomaru näherte sich dem Drachen geräuschlos und sah zur Erde herab. Huh, dachte Sesshomaru ungehalten, ärgerlich, dass ich am gestrigen Abend eingeschlafen bin und nicht dafür sorgen konnte, dass Jaken und dieses Drachentier ebenfalls wach bleiben. Das erschwert nun mein Vorhaben. Jaken hatte leider die ärgerliche Angewohnheit immer genau dann sehr laute, störende Geräusche zu produzieren, wenn das am wenigsten zu gebrauchen war. Auch der Drache war wahrscheinlich nicht unauffällig genug wach zu bekommen, ohne dass das träumende Menschenkind auf irgendeine Weise ebenso aufwachte. Erst recht nicht, wenn man bedachte, wie eng sich das Mädchen an die beiden Drachenköpfe kuschelte. Das ist alles nur Inu Yashas Schuld, kam es Sesshomaru in den Sinn, er hat mich so geschwächt, dass ich so müde geworden und eingeschlafen bin. Und er ist schuld, dass ich dieser Menschengöre überhaupt begegnet bin. Warte nur, du dreckiges Halbblut, wenn ich dich das nächste Mal erwische, dann... Unbewusst ballte Sesshomaru seine Faust und fasste dann wieder nach dem Griff seines Schwertes Tensaiga. Das Schwert schien ebenfalls unschuldig zu schlafen, genau wie all die sonstigen Schläfer auf der Bergwiese. Sesshomaru bekam plötzlich das fast übermächtige Bedürfnis, sein Schwert zu ziehen und es meilenweit von sich weg in den bewölkten Morgenhimmel zu schleudern. Mühsam beherrschte er sich, atmete einige Male tief ein und betrachtete wieder das schlafende Menschenmädchen. Was jetzt, überlegte Sesshomaru, soll ich allein verschwinden und Jaken und mein Reittier ebenfalls zurücklassen? Nein, das war keine Lösung. Sesshomaru hatte zur Zeit keine Lust auf sein Reittier zu verzichten. Es war sehr angenehm nicht selbst fliegen zu müssen, insbesondere, da Sesshomaru immer noch nicht völlig fit war, und der Hundedämon noch so einiges vor hatte. Aber es gab einen anderen Weg. Wenn er seine Begleiter nicht unmerklich von dem Kind wegbekam, dann würde Sesshomaru eben das Kind unmerklich von seinen Begleitern wegbringen müssen. Das durfte doch nicht besonders schwierig sein, er musste das Mädchen eigentlich bloß ein Stück wegtragen und woanders ablegen. So fest wie die Kleine schlief, würde sie sicher nichts von dem Wegtransport merken. Sobald die Göre weit genug entfernt war, konnte Sesshomaru problemlos Jaken und den Drachen wecken und unbemerkt mit ihnen verschwinden. Kurzentschlossen ging Sesshomaru in die Knie und beugte sich zu dem Menschenmädchen herab. Vorsichtig löste er ihre schmächtigen Arme von den Drachenhälsen, die sie im Schlaf umklammerte und begann behutsam seine Hand unter ihren Rücken zu schieben. Mit nur einem Arm war es gar nicht so einfach, wie zunächst gedacht, das Mädchen unauffällig von dem Körper des anschmiegsamen Drachens zu lösen. Gerade als Sesshomaru es fast geschafft hatte und das schlafende Kind hochheben wollte, grunzte der Drache leicht und bewegte sich schnaubend im Schlaf. Seine unbewussten Bewegungen schubsten das noch leicht an ihn gekuschelte Menschenmädchen beiseite und stießen es mitten in Sesshomarus Schoß. Das Mädchen rempelte mit dem Kopf leicht gegen den Griff von Tensaiga und bewegte sich. Schlagartig wich der Hundedämon schnell aufstehend zurück, worauf die Kleine aus seinem Schoß ins weiche Gras plumpste und die Augen aufschlug. Schlaftrunken sah sie sich um und begegnete Sesshomarus Blick, der leicht erschrocken wirkend auf sie herabsah. Sofort verwandelte sich daraufhin der müde Gesichtsausdruck des Mädchens in ein strahlendes Lächeln. Ungewohnt hastig und ein wenig unbeholfen wich Sesshomaru noch einen Schritt zurück und stieß gegen einen der Köpfe seines Reittiers. Beinahe wäre er sogar darüber gestolpert. Dieser ungewollte Stoß weckte nun auch den Drachen. Das zweiköpfige Tier gähnte, schüttelte sich, sah treuherzig zu Sesshomaru und brummte freundlich. Das glücklich lächelnde Mädchen und sein fast ebenso dreinschauendes Reittier brachten Sesshomaru innerlich völlig durcheinander. Er ließ sich davon jedoch nichts anmerken, sondern drehte sich wortlos um und ging zu Jaken. Heftig stieß seinem schlafenden Diener mit dem Fuß in die Rippen. "Jaken, steh auf, wir gehen!" Der äußerst unsanft geweckte, kleine Dämon rollte ein Stück über die Wiese und rappelte sich dann sofort auf. "Ja-jawohl Sesshomaru-sama... natürlich Sesshomaru-sama..." sagte er und lief dann watschelnd hinter seinem Herr her, der schnell die Bergwiese verließ und einen kleinen Pfad in die bewaldeten Berghänge hinab ging. Ähnlich wie am Vortag wanderte Sesshomaru stur voran, den Blick kalt und ausdruckslos nach geradeaus gerichtet. Nur ein winziges Funkeln in seinen goldenen Augen verriet, dass er innerlich keineswegs so ruhig war, wie sein kühles Äußeres vermuten ließ. Verflixtes Missgeschick, dachte der Hundedämon, warum hatte sich dieser dämliche Drache ausgerechnet im ungünstigsten Augenblick rühren müssen? Unbehaglich erinnerte sich Sesshomaru daran, wie das Menschenmädchen in seinen Schoß gefallen, aufgewacht war und ihn lächelnd angeschaut hatte. Dieses Lächeln war einfach furchtbar. Es verwirrte ihn, machte ihn nervös und verunsicherte ihn dadurch zutiefst. Das war abstoßend, widerwärtig und gleichzeitig auch irgendwie faszinierend. Verstohlen warf Sesshomaru einen Blick hinter sich. Wie erwartet, liefen Jaken und der zweiköpfige Drache hinter ihm her. Auch das kleine Mädchen folgte ihm wieder unbeirrt und starrte den Hundedämonen dabei pausenlos an. Zum tausendsten Mal fragte sich Sesshomaru, was der Göre nur so gut an ihm gefiel und was sie eigentlich von ihm wollte. Dass er ihr das Leben gerettet hatte und sie nun wie Jaken eine Lebensschuld bei ihm abtragen wollte, konnte nicht der Grund sein. Sie war einfach noch zu klein, um zu begreifen, was mit ihr geschehen war. Es war nicht die Dankesschuld, die das Mädchen hinter dem Dämonen her zog und sie lächeln ließ, es war etwas anderes. Aber was? Sesshomaru konnte dieses Rätsel nicht lösen, aber im Grunde genommen war es gleichgültig. Wichtiger war, dass er dieses anhängliche Menschenbalg los wurde. Töten wäre die einfachste Lösung gewesen, aber jedes Mal, wenn Sesshomaru diese Lösung einfiel, verwarf er sie gleich wieder. Es kam ihm wie das Brechen eines Naturgesetzes vor, wenn er etwas umbrachte, dem er das Leben geschenkt hatte, und das lief wider seinen Stolz und seine Ehre. Aus ähnlich stolzen Gründen würde er auch nie jemand anderem die Tötung des Mädchens befehlen. Grübelnd ging der Hundedämon weiter. Töten konnte er die Kleine nicht, jedenfalls nicht direkt, aber er war andererseits auch nicht für ihre Sicherheit verantwortlich. Das beste war wahrscheinlich immer noch, sie auszusetzen und allein ihrem Schicksal zu überlassen. Prinzipiell war das ganz einfach, Sesshomaru musste nur mit seinem Reittier und Jaken davonfliegen, aber merkwürdigerweise gefiel ihm diese Problemlösung teils auch nicht. Jedenfalls nicht, sofern das Menschenmädchen das mitbekam. Die Vorstellung, dass er auf Nimmerwiedersehen verschwand, während das Mädchen ihm sehnsüchtig nachschaute, behagte Sesshomaru absolut nicht, auch wenn er sich nicht erklären konnte, warum das so war. Daher würde er warten müssen, bis sich wieder eine Gelegenheit ergab, von ihr unbemerkt davonzukommen. Vielleicht musste er dazu nicht einmal warten, bis die Kleine wieder einschlief, vielleicht gab es ja eine Möglichkeit sie abzulenken? Sesshomaru blieb stehen. Er und seine nachfolgenden Begleiter hatten einen kleinen, hügeligen und sehr idyllischen Hain erreicht. Ein wasserfallartiger Bach rauschte in der Nähe von einem Berghang herab. Daneben befand sich eine kleine, leicht feuchte Felsenhöhle, deren schmaler Zugang von Moosen und Farnen überwuchert war. Überall im Hain roch es nach Blumen, die üppig den Boden bedeckten, und nach süßen, saftigen Beeren. Zufrieden drehte Sesshomaru sich um und sah dem kleinen Menschenmädchen, das ihm entgegen starrte, ins Gesicht. "Such dir etwas zu essen", befahl er ihr. Das Mädchen schaute ihn weiterhin wortlos an. Sie sah sehr hungrig aus, die vielen reifen Beeren im Waldhain mussten eine große Verlockung für sie darstellen. Dennoch schien sie zu zögern. Schüchtern, fast ängstlich, blieb sie unsicher stehen. Ihre glänzenden, rehbraunen Augen schienen Sesshomaru regelrecht anzuflehen. Scheinbar ahnte sie, was er vorhatte, und stumm bat sie ihn inständig darum, es nicht zu tun. Dieser Blick war einfach unerträglich. Innerlich zutiefst verärgert setzte Sesshomaru sich zu Boden und bemühte sich, möglichst entspannt und beruhigend auszusehen. "Nun geh schon", sagte er und versuchte unter größten Schwierigkeiten seiner Stimme einen freundlichen Klang zu geben. Sein Verhalten hatte endlich die beabsichtigte Wirkung. Das Menschenmädchen begann glücklich zu lächeln und lief dann davon, um Beeren zu sammeln. Verdrießlich beobachtete Sesshomaru, wie sich das Kind beerenpflückend und essend von ihm entfernte. Allmählich wurde die ganze Situation für ihn wirklich lächerlich und peinlich. Es war unbegreiflich, wie er, ein mächtiger, gefährlicher und überall gefürchteter Dämon regelrecht hilflos war. Hilflos im Angesicht eines winzigen, schwachen und naiv ihn anlächelnden Menschenmädchens! "Sesshomaru-sama", meldete Jaken sich neben ihm vorsichtig zu Wort, "Ihr kümmert Euch um dieses Menschenmädchen? Warum tut Ihr das?" Sesshomaru warf seinem Diener einen wütenden, eiskalten Blick zu. Wie kam diese dämliche, begriffsstutzige Kröte darauf, dass er sich um das Mädchen kümmern wollte? Andererseits konnte der Hundedämon Jaken schlecht erklären, dass er das Kind nur ablenken wollte. Jaken würde wahrscheinlich ebenso wenig verstehen, warum Sesshomaru sein Verschwinden unbemerkt gestalten wollte. Sesshomaru konnte sein seltsames, heimlich handelndes Benehmen ja selber nicht so recht verstehen. Das kleine Menschenmädchen verschwand schließlich hinter einigen Büschen und außer Sichtweite. Jetzt war die passende Gelegenheit für ein unauffälliges Verschwinden gekommen! Erleichtert stand Sesshomaru auf und ging lautlos zu seinem Reittier, das ruhig abwartend dastand und freundlich in die Richtung blickte, in die das Kind gegangen war. Sesshomaru erreichte den Drachen und ergriff die Zügel des Reitgeschirrs. Die zwei Drachenköpfe drehten sich zu ihm und sahen ihn treuherzig lächelnd an. Dieser Drache lächelt fast genauso wie dieses lästige Menschenbalg, dachte Sesshomaru verärgert, was hat dieses Vieh bloß? Es benimmt sich fast wie ein schwanzwedelnder Hundewelpe. Nichts wie weg hier, oder ich werde noch wahnsinnig. Ein lautes Krachen und ein grelles Licht lenkten Sesshomaru von seinen Gedanken ab, bevor er sein Reittier besteigen konnte. Überrascht sah der Hundedämon hoch. Schwarze, dichte Wolken bedeckten den Himmel. Ein auffrischender, kalter Wind blies durch Sesshomarus Haare und Regentropfen klatschten in sein Gesicht. Ein Gewitter! Immer noch etwas überrascht starrte Sesshomaru himmelwärts. Er hatte bisher gar nichts von einem heraufziehenden Unwetter bemerkt. Das war ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich. Wie hatte ihm diese Wetterverschlechterung entgehen und ihn so völlig überrumpeln können? So etwas war ihm bisher noch nie passiert. Jaken war von dem Gewitter ebenfalls überrascht worden. Das merkwürdige und äußerst rätselhafte Verhalten seines Meisters hatte ihn extrem verwirrt und abgelenkt. Er verstand nicht, warum Sesshomaru dieses Menschenmädchen bei sich duldete. Warum tötete er sie nicht oder scheuchte sie davon? Warum machte er sogar in einem Hain Halt, damit das Kind sich Beeren suchen konnte? Sesshomaru hasste Menschen doch, wieso wurde er diese lästige Göre also nicht einfach los? Irritiert beobachtete Jaken, wie sein Herr, den Drachen hinter sich herführend, zu einer kleinen, nahegelegenen Höhle ging. Jetzt endlich glaubte Jaken zu wissen, warum Sesshomaru zu diesem Hain gegangen war. Die hervorragenden Sinne des Hundedämonen hatten ihm wahrscheinlich sehr früh verraten, dass ein Unwetter im Anzug war, und deswegen hatte er wohl rechtzeitig nach einem passenden Unterschlupf gesucht. Jaken musste zugeben, dass Sesshomaru einen hervorragenden Lagerplatz ausgesucht hatte. Der Hain mit seinen Beeren und seinem Bach bot Wasser und Nahrung, und die dort ebenfalls befindliche, kleine Höhle schützte vor Regen und anderen unangenehmen Begleiterscheinungen eines Gewitters. Stolz erfüllte Jaken, sein Herr war einfach unübertrefflich in allem. Welch angenehmer Zufall, dass sich hier eine schützende Höhle befindet, dachte Sesshomaru währenddessen. Wenigstens lässt mich das Schicksal nicht auch noch völlig im Regen stehen. Als durchnässter Trottel durch die Gegend zu laufen oder im Flug von einem Blitz erschlagen zu werden, wäre keine reizvolle Alternative gewesen. Ansonsten machte das Schicksal den Hundedämonen allerdings nicht sehr glücklich. Ausgerechnet in dem Moment, als er endlich kurz davor war dieses Menschenmädchen loszuwerden, musste das Wetter mit Blitz, Donner und heftigen Regengüssen ihm einen Strich durch seine Rechnung machen. Äußerlich kühl und gelassen, innerlich aber ziemlich wütend, krallte Sesshomaru seine Finger in die Zügel seines ihm nachtrottenden Reittiers und ging in die Höhle. Das war einfach unglaublich, hatten denn jetzt auch noch die Mächte des Himmels sich gegen ihn verschworen? _ _ _ _ _ Sieht fast so aus, als wäre auch das Wetter dagegen, dass Sesshomaru sich von seiner ungewollten Begleiterin trennt, was? Das Schicksal hat eben manchmal einen etwas eigenartigen Humor... Doch vielleicht findet der Hundedämon ja eine neue, intelligente Lösung für sein verwirrendes Problem? Das nächste Kapitel wird euch mehr darüber verraten. Ich hoffe, es macht weiterhin ein wenig Spaß meine Geschichte zu lesen. Kommentare würden mich wieder sehr freuen. Dann gibt's als Dank auch eine ENS, wenn's weitergeht. ;)) Kapitel 4: Verflixtes Geschenk ------------------------------ Nachdem seine Aussetzversuche vergeblich geblieben sind und auch weiterhin vergeblich bleiben, kommt Sesshomaru plötzlich eine neue Idee, was er mit seinem lästigen Menschenmädchen machen könnte. Allerdings gibt es auch da wieder einmal einen Haken. Tja, ist halt schwierig, wenn man sich mit Menschen nicht auskennt und nicht weiß, was ,Nett sein' bedeutet... Dankeschön an Hotepneith, Mondvogel, Sesshoumaru_sama, Xell und neu auch an ChailaMing, Hrafna und Tessa45 für eure lieben Kommis. Viel Vergnügen weiterhin mit dieser Story! Kapitel 4: - Verflixtes Geschenk Die kleine Höhle, in die sich Sesshomaru samt Anhang vor dem Gewitter zurückzog, war ziemlich eng und relativ niedrig. Unangenehmerweise auch etwas feucht, aber zumindest besser als der draußen strömende Regen. Sesshomaru suchte sich die trockenste Stelle aus und setze sich dort wortlos auf den kalten Steinboden. Sein Schulterfell drapierte er sorgfältig hinter und neben sich, um sich möglichst gut vor den klammen Felsenwänden zu schützen. Der zweiköpfige Drache machte es sich nahe des schmalen Zugangs in einer Sandkuhle gemütlich. Dadurch versperrte er allerdings den Höhleneingang, so dass Jaken sich mühselig und fluchend an dem massigen Tier vorbei quetschen musste. Als es der kleine Dämon endlich auch in die Höhle geschafft hatte, musste er feststellen, dass für ihn kein Platz mehr war. Jedenfalls kein bequemer. Er konnte sich nur noch entweder in eine moosige, schlammige Wasserlache oder in eine kleine Felsennische mit vielen spitzen Steinen setzen. Die dritte Möglichkeit, sich sehr nahe neben Sesshomaru niederzulassen, zog Jaken lieber erst gar nicht in Betracht. Denn das hätte der Hundedämon eventuell als unhöflich empfinden können und das konnte dann leicht weitaus ungemütlicher werden als ein durchnässter oder von Steinen misshandelter Hosenboden. Während Jaken noch unschlüssig in der Höhle stand, bewegte der Drache hinter ihm sich auf einmal und wich rückwärts vom Höhlenzugang weg. Dabei schubste er den überraschten kleinen Dämon in die dreckige Pfütze und setzte sich versehentlich halb auf ihn drauf. "He, du blödes, fettes Vieh", schimpfte Jaken wütend und versuchte vergeblich den breiten Drachenhintern von sich zu schieben, "geh SOFORT von mir RUNTER!!!" Der Drache reagierte nicht auf die Beschwerden des halb plattgedrückten Dämons, er beachtete nur die kleine, durchnässte Gestalt, die nun ebenfalls in die Höhle schlüpfte. Erst als er sie vorbei gelassen hatte, befreite das zweiköpfige Tier Jaken aus seiner misslichen Lage und zog sich wieder zufrieden auf seinen Platz am Höhleneingang zurück. Verärgert rappelte Jaken sich auf und begutachtete grummelnd seine nasse, verschmutzte Kleidung. Am liebsten hätte er dieses unverschämte Doppelkopfvieh mit seinem Kopfstab gegrillt. Doch leider würde der Besitzer des Drachens es vermutlich nicht sehr positiv aufnehmen, wenn jemand ohne Erlaubnis sein Reittier umbrachte. Eine kleine Bewegung lenkte Jaken von seiner Wut ab. Er wandte sich um, sah zu seinem Herrn und bemerkte dann das kleine Menschenmädchen in der Höhle. Die Kleine stand direkt vor Sesshomaru, lächelte ihn zaghaft an und legte schließlich eine Handvoll gepflückter Beeren und einen kleinen Blumenstrauß vor ihm auf die Erde. Irritiert blickte der Hundedämon von dem Kind zu ihren Gaben am Boden. Versuchte diese begriffsstutzige Göre etwa schon wieder ihm etwas zu essen anzubieten? Warum kapierte sie denn nicht endlich, dass er nichts von ihr wollte? Und wozu sollten eigentlich die Blumen gut sein? Essen konnte er so was doch nicht, oder glaubte das Mädchen, er hätte einen Kuhmagen? Mit zunehmender Verwirrung musterte Sesshomaru das Kind, das erwartungsvoll zu ihm aufsah, und bekam plötzlich eine ihn nicht sehr erfreuende Erleuchtung. Die meisten Menschen, insbesondere weibliche Individuen, mochten Blumen sehr. Der Dämon erinnerte sich, wie er öfters Menschen beobachtet hatte, wenn sie sich Blumen als Ausdruck ihrer gegenseitigen Zuneigung schenkten... Zuneigung? Sesshomaru schrak innerlich zusammen. Wollte dieses armselige Menschenmädchen ihm mit dem Blumengeschenk zeigen, dass es ihn mochte?! Das wurde ja immer schlimmer! Er musste schnellstens etwas unternehmen und noch viel schneller endlich dieses Balg vergraulen und loswerden! Äußerlich völlig ausdruckslos streckte Sesshomaru seinen Arm aus und nahm den kleinen Blumenstrauß des Menschenmädchens in die Hand. Langsam drehte er die Pflanzen in seinen Krallen und betrachtete sie kalt. Es waren wunderschöne, zarte Blumen mit hellblauen und weißen Blüten, die lieblich dufteten. Sesshomarus Hand spannte sich unmerklich an, seine Fingernägel begannen hauchfein in einer grünlichen Farbe zu schimmern. Der erwartungsvolle Blick des kleinen Menschenmädchens wurde immer intensiver. Sesshomaru erstarrte, für einen Moment sah er in diese warmen, freudig glänzenden und rehbraunen Kinderaugen vor sich und wandte sich dann hastig wieder ab. Die Blumen in seiner Hand legte er neben sich zurück auf den Boden. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sein Verhalten mit einem überaus glücklichen Lächeln belohnt wurde. Verdammt, dachte Sesshomaru, während er intensiv die Höhlenwände anstarrte, was ist denn mit meiner Giftklaue los? Unbewusst verkrampfte der Hundedämon leicht seine Krallen und wurde innerlich immer wütender. Eigentlich hatte er vorgehabt, dieses abscheuliche Grünzeug mit seiner giftigen Säure zu verätzen. Doch so sehr er sich auch bemüht hatte sein tödliches Gift zu aktivieren, sein Arm und seine Hand hatten ihm nicht gehorchen wollen. Er hatte das Blumengeschenk in seinen Fingern nicht zerstören können, er hatte es nicht über sich bringen können, er hatte es nicht gekonnt. Warum wusste er nicht, aber er hatte es einfach nicht gekonnt... Ein kaum spürbares Zupfen an seinem Fell holte den Hundedämonen aus seinen aufwühlenden Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Er riss seinen starren Blick von den Felswänden los und sah rechts neben sich. Dort hockte jetzt das kleine Menschenkind, schmiegte sich vorsichtig an sein weiches Fell und blickte schüchtern fragend in seine goldenen Augen. Der schmächtige Körper der Kleinen zitterte vor Kälte, kein Wunder, sie war völlig durchnässt und ihre zerschlissene Kleidung bot ihr keinen Schutz und keine Wärme. Sesshomaru verstand, worum das stumme Kind ihn bat, und hätte vor Entsetzen fast einen reflexartigen Sprung in Höhe gemacht. Glücklicherweise konnte er diesen unwillkürlichen Impuls gerade noch rechtzeitig unterdrücken, bevor sein Kopf eine äußerst unangenehme Begegnung mit der harten Höhlendecke machen konnte. Stattdessen kämpfte er mit seiner mehr und mehr unkontrollierbar werdenden Selbstbeherrschung. Töte dieses Kind, schrie seine innere Stimme, wirf sie aus der Höhle in den Gewittersturm, knurr sie an, droh ihr, schlag sie, stoße sie von dir, zerfetze sie, verätze sie, egal was, aber tu etwas! Doch der Hundedämon rührte sich nicht, irgendwas hielt ihn davon ab, den Befehlen der in ihm tobenden, dämonischen Stimme Folge zu leisten. Er war wie versteinert. Irgendetwas sollte ich jetzt wohl zumindest sagen, überlegte Sesshomaru. Doch abgesehen davon, dass er sowieso nicht gerne redete, fiel ihm im Moment auch überhaupt nicht ein, das er hätte sagen können. Es war, als ob er seine Sprache verloren hätte, genau wie das Kind neben sich, das ihn stumm bittend ansah. "Lass Sesshomaru-sama in Ruhe", zeterte Jaken, "wie kannst du unwürdiges Menschengör es nur wagen, ihn anzufassen. Verschwinde endlich! Keiner will dich haben. Am allerwenigstens ein so edler, mächtiger Dämon wie Sesshomaru-sama. Ich glaube, du dummes Kind weißt nicht einmal, was ein Dämon ist. Doch das können wir ja ändern... denn ich bin schließlich auch ein Dämon. Jawohl, ich bin auch ein viel besseres, höheres Wesen als du... und, wenn du schmutzige, lästige Klette nicht augenblicklich zusiehst, dass du fortkommst, dann werde ich..." Nun endlich fiel Sesshomaru doch noch etwas ein, das er sagen konnte: "Jaken! Sei still!" Sein kleiner, nervtötender Diener verstummte schlagartig und glotzte den Hundedämonen verdutzt an. "Meinetwegen kannst du dort sitzen bleiben", sagte Sesshomaru zu dem Mädchen neben sich, "aber stör mich nicht weiter!" Und komm bloß nicht noch näher an mich ran, fügte er in Gedanken hinzu. Die Kleine lächelte ihn an, nickte brav und wickelte sich dann leicht in sein Fell. Zufrieden rollte sie sich zusammen und schloss ihre Augen. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Jakens Augen wurden immer größer. "Ähm... Sesshomaru-sama, verzeiht, wenn ich frage, aber warum..." "Ich sagte, du sollst still sein, Jaken!" betonte Sesshomaru scharf und starrte dann wieder schweigend die Höhlenwände an. Jaken seufzte leise und setzte sich schließlich missmutig in die kleine Felsennische schräg links neben dem dösenden Drachen. Die dort verstreuten spitzen Steine stachen unangenehm in sein Hinterteil. Verdrießlich und neidisch blickte der kleine Dämon zu dem Menschenkind, das sich träumend in Sesshomarus Fell kuschelte. So ein unverschämtes, freches Gör, dachte Jaken, wie kann sie es nur wagen... Ähnliche Gedanken hatte Sesshomaru auch, noch mehr fragte er sich jedoch, warum er nichts gegen das unverschämte, freche Verhalten des Kindes unternahm. Es konnte doch nicht so schwierig sein, ein lästiges Menschenmädchen loszuwerden. Was hinderte ihn denn eigentlich daran? Was hatte dieses erbärmliche, nutzlose, kleine Ding an sich, das es ihn so völlig unnormal handeln ließ? Verwirrt betrachtete Sesshomaru die schlafende Kleine neben sich. Sie sah so hilflos aus, sie war nichts als ein winziges und unbedeutendes Menschenkind. Ein erbärmlicher Anblick. Zudem roch sie etwas unangenehm. Der Regenguss des Gewitters hatte augenscheinlich nicht ausgereicht, um all den Schweiß und das viele vertrocknete Blut von dem Mädchen abzuwaschen. Ihre leicht verfilzten und wahrscheinlich noch verlausten Haare konnten auch einmal eine gründliche Pflege brauchen. Und ihre zerfetzten Kleider hatte ebenso eine Generalüberholung nötig. Naserümpfend rückte Sesshomaru, so weit es ihm in der engen Höhle möglich war, von dem schlafenden Kind weg. Wahrscheinlich bekomme ich von dieser schmutzigen Göre auch noch Flöhe, dachte er mürrisch, warum habe ich ihr bloß erlaubt sich in mein Fell zu wickeln... ich sollte jemanden finden, der sie mal gründlich wäscht und in saubere, warme Kleidung steckt. Soll sich doch irgendein weiterer dieser erbärmlichen Menschen um das Kind kümmern und... Kümmern? Moment mal... natürlich, das ist die Lösung... Jaken, der sich vergeblich abmühte eine bequeme Sitzposition auf den spitzen Steinen unter sich zu finden und unbehaglich hin und her rutschte, bemerkte erschreckt, dass Sesshomaru in Gedanken leicht lächelte. Das war ein überaus alarmierendes und bedrohliches Zeichen. Dieses kaum merkliche Lächeln zeigte Sesshomaru nur sehr selten und, wenn er es zeigte, dann hauchte im Normalfall eine Sekunde später jemand sein Leben aus. Es war das gleiche mörderische Lächeln, mit dem der Hundedämon in einem Kampf unwiderruflich den Tod seines Gegners besiegelte. Sesshomaru lehnte sich zufrieden lächelnd an die Höhlenwand hinter sich. Endlich war ihm ein guter Gedanke gekommen, wie er das Menschenmädchen sicherlich loswerden konnte. Die Kleine brauchte einfach nur jemanden, der sich liebenswürdig um sie kümmerte, dann würde dieses verlassene Ding schon aufhören hinter ihm herzulaufen. Wahrscheinlich war sie eine Waise und klammerte sich deswegen an alles und jeden, der ihr auf irgendeine Art nett erschien. In dem Menschendorf, in dem sie bis zu ihrem Zusammentreffen mit Sesshomaru gelebt hatte, war sie offenbar nicht gut behandelt worden und deshalb sehnte sie sich wohl nach freundlicher Gesellschaft. Dass sich das Mädchen auf ihrer Suche nach Geborgenheit ausgerechnet einen eiskalten und extrem gefährlichen Dämon als Zuneigungsobjekt ausgesucht hatte, war offenbar nur ein unbewusster Zufall und nicht beabsichtigt gewesen. Das einfältige Kind wusste, wie es schien, nichts über Dämonen und noch weniger etwas von wirklicher Freundlichkeit. Deswegen schien schon allein die Tatsache, dass Sesshomaru ihr nicht gedroht oder sie nicht geschlagen hatte, nett genug für die Kleine zu sein. Wenn ich sie einem mitleidvollen, freundlichem Menschen überlasse und sie dadurch jemanden gefunden hat, bei dem sie sich geborgen fühlt und glücklich ist, bin ich mein Problem los. Das war prinzipiell kein übler Gedankengang von Sesshomaru, nur einen Haken gab es bei dieser genialen Problemlösung. Um das Kind bei freundlichen Menschen abliefern zu können, musste Sesshomaru erst mal freundliche Menschen finden. Und das erwies sich leider alles andere als einfach. Erstens konnte der Hundedämon Menschen nicht ausstehen und hatte nicht die geringste Lust sich irgendwie in die Nähe dieser Geschöpfe zu begeben, und zweitens kannte er sich mit der ihm rätselhaften, menschlichen Psychologie absolut nicht aus. Woher sollte er wissen, ob ein Mensch nett oder unfreundlich war? Ihn widerte schon der Geruch von Menschen an, er fand keinen einzigen Menschen nett. Im Grunde genommen wusste er ja nicht einmal, was diese mysteriöse Eigenschaft ,Nett sein' überhaupt darstellen sollte. Wie sollte er da beurteilen können, ob und wann das Kind einen bestimmten Menschen nett fand und dort bleiben wollte? Sesshomarus Blick fiel auf den kleinen Blumenstrauß neben sich. Verflixtes Geschenk, dachte er. Das Mädchen hatte ihm damit gezeigt, dass sie ihn nett fand. Aber warum fand sie ihn nett? Was musste eine Person an sich haben, damit sie der Kleinen gefiel, damit sie diese mochte? Innerlich seufzend sah Sesshomaru von den geschenkten Blumen, die er nicht hatte vernichten können, zu dem in seinem Fell schlafenden Menschenkind, das er bisher nicht hatte verscheuchen können. Unwillkürlich fasste er dann nach dem Schwertgriff von Tensaiga. Dieses Schwert hatte ihm da wirklich was Schönes eingebrockt! Doch vielleicht ließ sich die Suche nach einem passenden Zuhause für das kleine Mädchen ja mit dem Nützlichen verbinden. Der Hundedämon hatte sowieso vorgehabt sich ein wenig in der Gegend umzuhören. Wenn man, wie er es häufig tat, aufmerksam durch die Lande streifte, erfuhr man nebenbei so allerlei, und Sesshomaru wollte eine Möglichkeit finden, wie er an ein neues, starkes Schwert herankommen konnte. Schließlich hatte er noch eine Rechnung offen, was Tessaiga betraf, und er wollte endlich ein richtiges Schwert haben. Das Gewitter draußen schien sich langsam zu verziehen. Es regnete kaum noch und das ferne Donnergrollen wurde immer leiser. Sesshomaru wartete noch eine längere Weile und stand dann schließlich auf. Das auf seinem Fell liegende Mädchen wachte durch seine Bewegung auf und rieb sich verschlafen die Augen. Als sie sah, dass der Hundedämon sich erhoben hatte und gehen wollte, sprang sie schnell auf und stellte sich hartnäckig neben ihn. Sesshomaru war die dadurch ausgedrückte, deutliche Absicht des Mädchens, ihn ja nicht ohne sie fortgehen zu lassen, nicht entgangen, aber er ignorierte es so gut er konnte. Ohne Rücksicht stieg er über Jaken und trat seinen Diener dabei achtungslos fest in den steinigen Untergrund. Die Kleine neben ihm eilte eifrig vor und weckte den schlafenden Drachen, der sich willig von ihr aus der Höhle führen ließ. Mit einem letzten, kühlen Blick auf das bescheidene Blumengeschenk, das er am Höhlenboden zurückließ, folgte Sesshomaru dem kleinen Menschenmädchen und seinem Drachentier hinaus ins Freie. Die Sonne brach durch die dichte Wolkendecke und zauberte an den noch leicht regnerischen Himmel einen strahlenden Regenbogen, den das Mädchen mit einem fröhlichen Klatschen seiner zarten Kinderhände begrüßte und bewunderte. Dabei gab sie leise, glücklich glucksende Laute von sich. Sesshomaru sah mit emotionslosen Gesicht ebenfalls den Regenbogen an. Er verstand nicht, was dem Kind daran so gut gefiel. Es war doch nur ein einfacher Regenbogen. Ein schlichtes Naturereignis, das häufig nach einem Gewitter auftrat. Nichts Besonderes also, das er schon tausendmal gesehen hatte. Aber wozu sollte er darüber nachdenken, was interessierte ihn das schon? Warum sollte er sich Gedanken über einen Menschen machen, den er eh bald los sein würde? _ _ _ _ _ Ja, warum? Es ist ja auch sooooo einfach diesen Menschen loszuwerden. Endlich ist Sesshomaru also die glorreiche Idee gekommen, sein Anhängsel zur Adoption freizugeben. Aber, ob damit seine Probleme wirklich gelöst sind? Oder fangen sie damit erst richtig an? Wenn ein gefühlskalter, menschenverachtender Dämon versucht, ein Kuckucksei in ein Nest von Menschen zu legen, kann man sich ja vorstellen, dass es dabei zu einigen Missverständnissen und Überraschungen kommen kann... Hoffentlich hat euch dieses Kapitel wieder ein wenig Freude bereitet und hoffentlich wollt ihr auch noch weiterlesen. Kommentare fände ich sehr nett (*euch dabei nett wie Rin anlächle*). Kapitel 5: Verflixtes Klammern ------------------------------ Der neueste Versuch seine ungeliebte, kleine Begleiterin loszuwerden, führt Sesshomaru schließlich zu den Menschen. Doch ganz so einfach, wie der Dämon sich das vorgestellt hat, wird die Suche nach einem neuen Zuhause für Rin dort nicht... Ich bedanke mich ganz herzlich bei ChailaMing, Hotepneith, Hrafna, Mondvogel, Sesshoumaru_sama, Tigerin und Xell für die Kommentare zum vierten Kapitel und hoffe, dass das neue Kapitel euch ebenfalls gefällt. Allen Lesern wünsche ich weiterhin viel Spaß! Kapitel 5: - Verflixtes Klammern In den Nachmittagsstunden erreichte Sesshomaru mit seinen Begleitern eine leicht hügelige Landschaft mit mehreren Hainen und Wäldchen. Eine schlammige Straße kreuzte den Weg des Dämonen. Verwaschene Wagen-, Pferde- und Fußspuren wiesen darauf hin, dass diese Straße regelmäßig von Menschen genutzt wurde. Der Hundedämon blieb kurz stehen, prüfte sorgfältig die Luft und folgte dann dem Menschenweg in östliche Richtung. Den äußerst erstaunten Blick seines krötenähnlichen Dieners, der ihm mit dem zweiköpfigen Drachen-Reittier nachfolgte, ignorierte er dabei geflissentlich. Das beharrlich an Sesshomarus Seite klebende und neben ihm her hopsende Menschenmädchen war leider nicht ganz so einfach zu ignorieren. Denn die Kleine schien großen Gefallen daran zu finden in den Regenpfützen herumzuspringen, die das vorübergezogene Gewitter auf der Straße hinterlassen hatte. Nachdem er schließlich zum zehnten Mal mit Schlammwasser bespritzt worden war, entschloss sich der Hundedämon deswegen zu einer Reaktion. "Lass das Hüpfen. Das nervt!" Das kleine Menschenmädchen blieb sofort stocksteif stehen und sah den Hundedämonen erschrocken an. Dann lächelte sie betreten und ging mit gesenktem Kopf ruhig neben ihm her. Sie wirkte enttäuscht, nahm es aber ohne Widerwillen und brav hin, dass Sesshomaru ihr das fröhliche Spiel mit den Wasserpfützen untersagt hatte. Unauffällig und missmutig musterte der Hundedämon das Mädchen aus den Augenwinkeln. Zumindest schien sie sehr gehorsam zu sein und sie bemühte sich wenigstens nicht zu nerven oder zur Last zu fallen. Natürlich war sie trotzdem lästig. Ihr ganzes kindisches, verspieltes Verhalten nervte. Schon allein die Tatsache, dass sie ein Menschenkind war, schmutzig war und mittlerweile ekelerregend roch, war lästig genug. Über die unbegreifliche Frage, warum er diese verdreckte, erbärmliche Menschengöre überhaupt noch bei sich duldete, wollte Sesshomaru lieber gar nicht mehr genauer nachdenken. Irgendwie hatte dieses Mädchen es fertiggebracht, dass er sie weder töten noch davonjagen oder einfach aussetzen konnte. Sie hatte es sogar geschafft, dass er sich in gewissem Grade für sie verantwortlich fühlte. Möglicherweise hatte sie in ihrer schwachen Hilflosigkeit irgendwelche vergrabenen, niederen Beschützerinstinkte geweckt, die seiner Hundenatur zugrunde lagen. Sesshomaru wusste es nicht, er wollte es auch gar nicht wissen. Er wollte nur eins: endlich dieses Menschenkind loswerden und ruhigen Gewissens vergessen können. Hoffentlich würde es ihm möglichst bald und schnell gelingen, das Mädchen wieder bei ihresgleichen unterzubringen. Eine Viertelstunde später führte der Weg in einen dichten, etwas düster wirkenden Wald. Das Menschenmädchen an Sesshomarus Seite verhielt sich weiterhin still, schien innerlich aber sehr unruhig und aufgeregt zu sein. Sesshomaru konnte deutlich ihre Angst wittern. Einen Grund für ihre Furcht konnte er jedoch nicht ausmachen. In dem Wald gab es weder wilde Tiere noch irgendwelche Dämonen, die hätten gefährlich werden können. Stattdessen roch der Hundedämon etwas anderes, das eindeutig menschlichen Ursprungs war. Und das bot vielleicht die passende Gelegenheit das kleine, lästige Anhängsel an seiner Seite loszuwerden. Deshalb ging er hoffnungs- und erwartungsvoll auf die Quelle des menschlichen Geruchs zu. Als ihm nach kurzer Zeit auf einer verwachsenen Lichtung eine zwanzigköpfige Horde aus verwahrlosten, bewaffneten Gestalten gegenüberstand, lösten sich die Hoffnungen des Hundedämonen allerdings wieder in Luft auf. "Räuberpack!", rief Jaken entsetzt. Das kleine Menschenmädchen an Sesshomarus Seite erstarrte. Ihre Augen weiteten sich und ihre Angst schien ins Unermessliche zu steigen. Dann wimmerte sie verzweifelt und flüchtete plötzlich in Sesshomarus Rücken. Reflexartig krallte sie sich in seinem Fell und einem seiner Hosenbeine fest. Leicht verärgert und etwas irritiert nahm der Hundedämon dieses Verhalten zur Kenntnis. Eigentlich war es völlig widersinnig, doch das Kind fürchtete sich tatsächlich weitaus mehr vor menschlichen Banditen als vor einem Dämon. Die Räuber vor Sesshomaru fanden das alles eher komisch. "Was für ein interessanter Fang", sagte einer von ihnen amüsiert, "ein herumstreunender Ronin mit einer schmutzigen kleinen Göre und zwei widerwärtigen Dämonenviechern im Schlepptau! Das ist mal was anderes als die üblichen Handelskarawanen." Ein Ronin? Sesshomaru zog leicht die Augenbrauen zusammen, er glaubte sich verhört zu haben. Dieser geistesarme Räuberidiot hielt ihn irrtümlicherweise für einen Menschen und zudem für einen ehr- und herrenlosen Krieger. Wie kam diese minderbemittelte Kreatur denn auf so eine blöde Idee? Wie beschränkt konnte die menschliche Rasse eigentlich sein? Dieser jämmerliche Banditenhaufen erwies sich jedenfalls als deutlicher Fehlgriff. Als Aufbewahrungsort für das kleine Menschenmädchen schienen diese Räubergesellen bedauerlicherweise nicht geeignet zu sein, denn es war klar ersichtlich, dass die verängstige Kleine keinen Gefallen an dieser Art von Menschen fand. Folglich bestand kein Grund für den Hundedämonen sich weiterhin mit diesem dämlichen Abschaum zu beschäftigen. "Aus dem Weg!" Keiner der Räuber leistete Sesshomarus Aufforderung Folge, ihre Torheit war offenkundig sogar noch größer als dem ersten Anschein nach. "Du hältst dich wohl für sehr stark, was?", fragte ein weiterer der Gesetzlosen höhnisch und beging dann noch eine Dummheit. Mit einem drohenden Schrei stürmte er zusammen mit zwei seiner Kumpane auf Sesshomaru zu. Der Hundedämon zeigte nicht die geringste Regung. Eine Sekunde später flogen die drei Angreifer gemeinschaftlich in ein Gebüsch und blieben dort reglos am Boden liegen. Überrascht wichen die übrigen Räuber etwas zurück. Sesshomaru hob leicht seine Hand, den Daumen, Zeige- und Mittelfinger hatte er ausgestreckt. Seine blitzenden Krallen begannen grünlich zu schimmern. "Das ist ein Dämon!", kreischte jemand. "Flieht!", schrie eine andere Stimme. Kurz darauf war die Waldlichtung erfüllt von Schreien und panischem Gerenne. Ausdruckslos ließ Sesshomaru seine Hand wieder sinken. Jaken beobachtete befriedigt die fliehenden Räuber und kam dann diensteifrig an Sesshomarus Seite. "Pah, dieses dämliche Pack", brabbelte er, "dass die es gewagt haben, Sesshomaru-sama anzugreifen... wollt Ihr, dass ich ihnen den Rest gebe, mein Herr?" Doch Sesshomaru hatte kein Interesse mehr an den davonlaufenden Banditen. Er drehte sich etwas und sah nun unwillig herab auf das kleine Mädchen, das verschüchtert hinter ihm hockte. Die Kleine hatte ihre Augen fest zugekniffen und zitterte vor Angst. Immer noch umklammerte sie dabei krampfhaft sein Fell und seine Beinkleider. "Lass mich los!" Das Mädchen blickte auf. Irgendetwas in ihren glänzenden, rehbraunen Kinderaugen bewegte Sesshomaru noch etwas zu sagen: "Du brauchst keine Angst mehr zu haben." Weiterhin furchtsam sah das Mädchen sich zögerlich auf der Waldlichtung um. Erstaunt musterte sie einige Schwerter und Speere, die verlassen am Boden lagen, und blickte wieder zu Sesshomaru empor. Die Angst aus ihren Augen wich und machte dann einem glücklichen Strahlen Platz. Nicht schon wieder dieses Lächeln, dachte Sesshomaru genervt und riss seine Kleidung und sein Fell von dem Klammergriff des Kindes los. Warum nur musste diese Göre ständig dieses vertrauensselige Lächeln zeigen? Und weshalb hatte sie sich eigentlich so an ihm festgekrallt? Hatte sie etwa Schutz suchen wollen? Schutz vor Menschen? Bei ihm, einem Dämonen? Das war doch einfach nur noch lächerlich und peinlich. Unwillkürlich musste Sesshomaru an Inu Yasha denken. Dieses missratene Halbblut war ein leuchtendes und mehr als abschreckendes Beispiel dafür, was dabei herauskam, wenn Dämonen Beschützerinstinkte für Menschen entwickelten. Niemals wollte und würde sich Sesshomaru auf so eine Stufe stellen. Er musste andere, besser geeignete Menschen finden, an die er endlich dieses lästige Kind loswerden konnte! Verstimmt folgte Sesshomaru zusammen mit seinem Anhang weiter der Menschenstraße, verließ den Wald und nahm schließlich eine neue Witterung auf. Dieses Mal führte ihn ein vielversprechender Geruch zu zwei schlichten Holzhäusern mit einem kleinen Gemüsegarten und zwei bescheidenen Reisfeldern. Daneben lag ein felsendurchsetzter Hain mit Warmwasserquellen. Am Rande dieses Hains saß eine ältere Frau, wiegte ein Baby in ihren Armen und beobachtete drei kleine, in der Wiese spielende Kinder. In deren Nähe wuschen zwei junge Frauen schwatzend ihre Wäsche an einem Bach. Einige Hühner liefen zwischen den beiden Hütten umher. Ansonsten war niemand zu sehen. Schweigend sah der Hundedämon den Menschen eine Weile unauffällig von einem Hügel aus zu. Hatte er jetzt ein passendes Zuhause für das anhängliche Waisenkind gefunden? Leider erhielt er keine Antwort auf seine stumme Frage, denn das Mädchen neben ihm zeigte keinerlei Interesse an den Häusern und Menschen unterhalb des Hügels. Sesshomaru seufzte innerlich. Das hatte er fast befürchtet. Von alleine wollte das Mädchen offensichtlich nicht zu anderen Menschen gehen. Jaken konnte auch nicht mit der Ablieferung des Kindes beauftragt werden, denn der würde so eine Mission höchstwahrscheinlich völlig vermasseln. Es half nichts, der Hundedämon kam nicht drum herum. Wenn er wollte, dass die Waise an seiner Seite ein neues Heim bei Menschen fand, musste er sie wohl oder übel selbst dorthin bringen. "Jaken, du wartest mit dem Drachen hier." Der kleine Dämon glotzte seinen Herrn an, als ob diesem plötzlich rosafarbene Haare gewachsen wären. "Ihr wollt da runtergehen? Zu Menschen? Ähm, verzeiht Sesshomaru-sama, aber... geht es Euch gut, mein Herr? Äh, ich meine, also, was ich damit sagen will... bitte versteht mich nicht falsch, aber wieso..." "Jaken..." Der eisigkalte Ton in Sesshomarus Stimme brachte jede weitere Frage des verdutzten Dieners zum Verstummen. Alarmiert sah er hoch und begegnete einem Blick, der ihm augenblicklich sämtliches Blut in den Adern gefrieren ließ. Rasch wollte er eine Entschuldigung stammeln, doch dafür war es bereits zu spät. Im nächsten Moment, so schnell, dass nicht einmal die Bewegung dazu wahrnehmbar war, lag Jaken am Boden. Eine gewaltige, äußerst schmerzhafte Beule zierte seine Stirn. Mit dröhnendem Schädel sah der niedergeschlagene Dämon kurz, wie Sesshomaru, gefolgt von dem kleinen Menschenmädchen den Hügel zu den menschlichen Behausungen herabging, dann fiel er dankbar in die Schwärze der Bewusstlosigkeit. Während Sesshomaru langsam auf die Hütten zuging, überlegte er genervt, ob er sich nicht auch nach einem passenden Aufbewahrungsort für unbequeme Diener umsehen sollte. Wenn er genauer darüber nachdachte, gab es nämlich genauso wenig einen Grund Jaken bei sich zu dulden wie das lästige Menschenbalg. Ein entsetzter Schrei unterbrach seine Überlegungen. Die wäschewaschenden Frauen waren auf ihn aufmerksam geworden. Anscheinend waren sie etwas klüger als die Räuber im Wald, denn sie erkannten Sesshomaru sofort als das, was er war: ein Dämon. Leider war die natürliche Reaktion der Frauen auf diese Erkenntnis nicht besonders nützlich. Erbärmlich kreischend rannten sie sofort zu den Kindern und der älteren Frau und flüchteten mit ihnen in den benachbarten Hain. Zutiefst verängstigt versteckten sie sich dort hinter einigen Felsen. Sesshomaru blieb stehen. Es brachte ihm gar nichts, wenn die verschreckten Frauen noch weiter vor ihm davonliefen, er musste sie irgendwie beruhigen. Doch wie sollte er das anstellen? Von menschlichen Verhaltensweisen hatte er nun wirklich keine Ahnung. Nach kurzem Nachdenken näherte er sich betont langsam dem Hain, in den sich die Frauen mit ihren Kindern geflüchtet hatten, blieb wieder stehen und entschloss sich einfach mal abzuwarten. Nachdem er eine Zeitlang reglos auf der Stelle verharrt hatte, kam die ältere Frau mit dem Baby im Arm zögernd zu ihm und begutachtete ihn vorsichtig. "Wenn du uns töten willst, so bitte ich dich, lass uns nicht lange leiden", flehte sie schließlich leise. Langsam, aber sicher fand Sesshomarus Geduld seine Grenzen. "Wenn ich dich töten wollte", bemerkte er kalt, "würdest du unverschämter, niederer Wurm mitsamt deiner Brut bereits in der Erde verrotten." Die alte Frau zuckte kurz zusammen und sah danach demütig zu Boden. "Was wünscht Ihr dann von uns?" Sesshomaru packte das kleine Mädchen neben sich am Kragen und schob sie der alten Frau entgegen. "Kümmere dich um dieses Kind", befahl er ihr. Etwas verblüfft sah die Alte auf und betrachtete das Kind. Schließlich nickte sie zögernd und drehte sich herum. Sie rief eine der jungen Frauen zu sich und übergab ihr das Baby in ihren Armen. Dann streckte sie freundlich ihre freigewordenen Arme nach Sesshomarus Anhängsel aus, um die Kleine bei der Hand zu nehmen. Doch davon war das Mädchen keineswegs begeistert. Unglücklich wimmernd klammerte sie sich an Sesshomarus Bein fest und begann zu weinen. Verflixtes Klammern, dachte Sesshomaru verärgert, was sollte das denn jetzt schon wieder? Wovor hatte die kleine Göre denn nun schon wieder Angst? Und was gefiel ihr denn jetzt wieder nicht? Die Verärgerung des Hundedämonen nahm zu, wütend versuchte er das klammernde Menschenmädchen von seinem Bein zu lösen. Leider vergeblich, das einzige, das Sesshomaru mit seinen Bemühungen erreichte, war, dass die neu hinzugekommene, junge Frau leise zu kichern begann. Bevor dem Hundedämonen nun endgültig der Geduldsfaden riss, mischte sich rasch die alte Frau wieder ein. "Eurer Kind scheint etwas schüchtern zu sein und hat offensichtlich Angst vor Fremden. Vielleicht solltet Ihr in ihrer Nähe bleiben, um ihre Ängste zu zerstreuen. In diesem Hain hier gibt es mehrere schöne, warme Quellen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr dort auch ein Bad nehmen, während ich die Kleine wasche. Meine Schwiegertöchter können derweil etwas zu essen vorbereiten." EURER Kind? Verdattert starrte Sesshomaru die freundlich lächelnde Frau an. Wovon redete diese Alte überhaupt? Scheinbar hatte sie da etwas gravierend missverstanden. Aber immerhin schien sie höflich zu sein und helfen zu wollen. Außerdem war ihr Vorschlag nicht völlig schlecht. Hauptsache, das Menschenmädchen ließ jetzt zunächst einmal willig sein Bein los und bekam ein anständiges Bad. Wenn sie danach noch ein ordentliches Essen in den Bauch und ein warmes Bett bekam, würde sie sich vielleicht schnell wohlfühlen und bei den Menschen bleiben wollen. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert. Danach hatte Sesshomaru immer noch genug Zeit den Frauen verständlich zu machen, dass das Kind keinesfalls zu ihm gehörte und dass er auch keinesfalls beabsichtigte die Kleine wieder mitzunehmen. "Gut", sagte der Hundedämon daher und setzte sich in Bewegung, "gehen wir zu diesen Quellen." Als Sesshomaru auf diese Weise seine Absicht bekundete mitzukommen, sträubte sich das kleine Mädchen nicht länger. Sofort hörte sie mit dem Klammern und Weinen auf und nahm dann zufrieden lächelnd die ihr dargebotene Hand der alten Frau entgegen. Die alte Frau lächelte freundlich zurück. Sie hatte schon viel in ihrem Leben erlebt. Aber ein mächtiger, gefährlicher Dämon, der sich um ein kleines Menschenmädchen sorgte, war eine völlig neue und sehr interessante Erfahrung für sie. Und sie war sehr neugierig, welche Erfahrungen mit Dämonen sie in diesem Zusammenhang vielleicht noch sammeln konnte. _ _ _ _ _ Nicht nur die alte Frau hat noch Erfahrungen zu sammeln, auch Herr Dämon kann sich noch auf einige Überraschungen gefasst machen... Ich hoffe, ihr seid neugierig, wie es weitergeht. Über Kommentare würde ich mich wieder riesig freuen, selbstverständlich bekommt ihr dafür auch eine ENS, sobald das nächste Kapitel on ist! Liebe Grüße an alle! Kapitel 6: Verflixtes Mitleid ----------------------------- Bei seinem Bemühen Rin bei den Menschen abzuschieben, ist Sesshomaru nun an ein paar Bauersfrauen samt Kinderanhang geraten, die als Adoptivfamilie hervorragend geeignet zu sein scheinen. Die Frage ist nur, inwieweit der Dämon selbst mit so seltsamen Sachen wie Mitleid und gutgemeinten Liebenswürdigkeiten zurecht kommt... Zunächst ein ganz liebes DANKE an Hotepneith, Hrafna, Tessa45, Xell und ganz neu an fairytale für eure Kommis zu Kapitel 5. (*Knuddel*, *umarm*, *ganz fest drück*) Euer Feedback hat mich SEHR gefreut! Euch und allen, die sonst noch interessiert diese Geschichte verfolgen, wünsche ich weiterhin viel Vergnügen! Kapitel 6: - Verflixtes Mitleid Kaum hatte Sesshomaru den Hain mit den idyllisch gelegenen Warmwasserquellen betreten, begann die alte Frau hinter ihm, die sich seiner ungewollten Begleiterin angenommen hatte, wissbegierige Fragen zu stellen. "Mein Name ist Aki", sagte sie liebenswürdig zu dem kleinen Menschenmädchen an ihrer Hand, "und wie heißt du?" Die Kleine antwortete nicht, sie blickte die alte Frau neben sich nicht einmal an, starr sah sie zu dem vorangehenden Dämonen. "Seid Ihr überfallen worden?" richtete Aki ihre nächste Frage nun an Sesshomaru, doch der gab ebenso keine Antwort. Enttäuscht wandte sich die alte Frau wieder an das kleine Mädchen. "Ich habe letzten Winter ein hübsches Gewand für meine Enkeltochter genäht. Sie heißt Rika und ist etwa in deinem Alter, aber sie ist schon wieder aus allem herausgewachsen. Kinder wachsen ja so schnell. Ich denke, der kleine Kimomo von ihr dürfte dir jetzt hervorragend passen. Und dann bekommst du noch etwas Schönes zu essen. Was isst du denn am liebsten?" Wieder verharrte die Angesprochene in Schweigen. "Magst du dich nicht mit mir unterhalten? Oder kannst du vielleicht gar nicht sprechen?" Die letzte Frage hatte sich der Hundedämon auch schon gestellt. Aber da er selber ein schweigsamer Charakter war und ihm Jakens Gequassel eigentlich schon genug auf den Keks ging, hatte er bisher keine Ambitionen besessen, dieser Frage weiter nachzugehen. "Du hast bestimmt einige schlimme Dinge erlebt", stellte Aki nun mit sanfter Stimme fest und betrachtete das Kind mitleidig. "Ich versteh schon, dass du nicht darüber sprechen möchtest. Armes Ding. Wir leben in bösen Zeiten. Umso schöner für dich, dass du nun einen starken Beschützer gefunden hast..." Sesshomaru knurrte leise. Nach den dämlichen Räubern war er jetzt offenbar an ein ebenso schwachsinniges und zudem schwatzhaftes Waschweib geraten, das von Dämonen wohl noch weniger verstand als eine Kuh vom Mäusemelken. Und seine Absicht hatte die alte Frau offensichtlich auch noch nicht richtig kapiert. Wie es schien, würde das alles nicht besonders einfach werden und seine eh schon überreizten Nerven wahrscheinlich bis aufs Äußerste strapazieren. Vor einem natürlichen, flachen Wasserbecken, das heiße Quellen in den steinigen Boden zwischen einige Felsen gegraben hatten, blieb Sesshomaru schließlich stehen. Aki kam mit dem kleinen Mädchen an der Hand hinzu, streifte der Kleinen die schmutzige, zerfetzte Kleidung vom Körper und setzte sie ins seichte, warme Wasser. Eine von Akis Schwiegertöchtern tauchte nun ebenfalls bei den Quellen auf und brachte eine seifenartige Paste und mehrere Tücher herbei, die sie neben der alten Frau auf den Boden legte. "Hol mir bitte noch den orangefarbenen Kimono, der Rika-chan zu klein geworden ist", bat Aki daraufhin, "und dann koch unseren Gästen ein Abendessen." Die junge Frau nickte und sah dann etwas unsicher zu Sesshomaru. Sie schien sich zu fragen, was ein Dämon wohl essen mochte. Vielleicht sollte ich mir Menschenschenkel in Sojasauce bei ihr bestellen, dachte Sesshomaru zynisch. Doch mit diesem Scherz würde er die Frauen wahrscheinlich komplett vergraulen und dann stand er mit seinem kleinen, lästigen Problem, das momentan fröhlich im Wasser herumplanschte, wieder alleine da. Also musste er wohl diplomatischer vorgehen. "Ich brauche nichts. Kümmert euch nur um das Kind." Die junge Frau huschte daraufhin schnell davon. Aki lächelte und wies auf ein nahegelegenes Gebüsch mit zwei großen Felsen. "Dahinter befindet sich ein größeres, teichartiges Felsenbecken mit einer weiteren Warmwasserquelle. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr dort ebenfalls ungestört baden." Seinem ersten Impuls folgend, wollte Sesshomaru zunächst entrüstet ablehnen. Doch dann überlegte er es sich anders. Warmwasserquellen waren ein angenehmer Luxus, dem man nicht jeden Tag begegnete und zuzuschauen, wie eine alte Menschenfrau ein kleines Kind wusch, war auch nicht besonders spannend. Wenn er schon darauf warten musste, dass das kleine Menschenbalg sich endlich ein neues Zuneigungsobjekt aussuchte, konnte er sich diese Warterei auch angenehm vertreiben. Außerdem war ein Bad prinzipiell keine schlechte Idee. Denn in ihrer Anhänglichkeit und mit ihren kindlichen Verhaltensweisen hatte die kleine Göre so einiges von ihrem stinkenden Schmutz auf den Hundedämonen übertragen. Und ein gewisser, unausstehlicher Halbdämonengeruch, der sich bisher einfach nicht verflüchtigen wollte, klebte da ebenfalls noch hartnäckig an ihm. Daher war die Aussicht auf ein schönes, entspannendes Bad eigentlich recht verlockend. Wortlos ging Sesshomaru zu der bezeichneten Stelle und blickte zögerlich hinter die verbergenden Felsen und das Gesträuch. Das nun ersichtliche, etwa ein Meter tiefe Quellbecken mit klarem, dampfendem Wasser machte einen sehr behaglichen und einladenden Eindruck. Während Sesshomaru interessiert das Wasser betrachtete, musterte Aki neugierig und nachdenklich den Dämonen. Seine dämonische Aura wirkte sehr mächtig. Zudem schien er sehr stolz zu sein und er war es offenbar gewohnt, dass andere sich seinen Wünschen fügten. Vielleicht war er sogar eine Art Fürst, wenn es so etwas bei Dämonen gab. Andererseits war es dann sehr merkwürdig, dass er allein mit einem kleinen Mädchen unterwegs war. Und warum sollte ein Dämonenfürst die einsamen Behausungen von einfachen Bauern aufsuchen? War er vielleicht auf der Flucht? Er sah aus, als ob er einen harten Kampf hinter sich hatte, denn seine Rüstung war zerbrochen und seine kostbare Seidenbekleidung war an manchen Stellen leicht zerrissen. Außerdem fehlte ihm ein Arm. Wahrscheinlich hatte er wie alle Mächtigen starke und gefährliche Feinde. Am bemerkenswertesten war jedoch, dass er sich Sorgen um ein Menschenkind machte und dieses Kind an ihm hing. Trotz seiner äußerlichen Kälte und bedrohlichen Ausstrahlung musste er deswegen wohl eine gute Gesinnung haben. Aus diesem Grund war es sicher nicht falsch ihm einige Nettigkeiten zu erweisen. "Wie ich sehe, seid Ihr unglücklicherweise leicht behindert", bemerkte Aki freundlich und bot dann höflich an:" Soll ich Euch beim Entkleiden behilflich sein?" "Was?!" Sesshomaru fuhr herum und starrte die alte Frau verständnislos an. Was, zur Hölle, war denn das für ein närrisches Angebot? "Eurer Arm", erklärte die Frau mitleidig, "das ist sicher ein hartes Los und in gewissen Dingen schwierig für Euch. Ich werde Euch gerne helfen, wenn Ihr es möchtet." "Ich brauche keine Hilfe!" "Verzeiht... es lag nicht in meiner Absicht Euch zu beleidigen... Ich werde Euch nicht weiter belästigen." Untertänig wandte Aki sich wieder ab und kümmerte sich dann weiter liebevoll um das planschende Menschenmädchen. Unwillkürlich versteifte Sesshomaru seine Klauen, holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Das war doch nicht zu fassen. Auf welche bescheuerten Ideen würde diese alte Schachtel wohl noch kommen? Und für was oder wen hielt sie ihn eigentlich? Etwa für einen bemitleidenswerten Invaliden? Wenn das so weiterging, würde er ziemlich schnell den letzten Funken seiner Selbstbeherrschung verlieren. Nur das zufriedene, glückliche Glucksen der kleinen Menschengöre, die ihr Bad offenbar sehr genoss, hielt den Hundedämonen davon ab, seinem innerlichen Ärger Luft zu machen. Schließlich wollte er ein neues Zuhause und eine Familie für seine lästige Waise finden. In diesem Falle war es also nicht sehr ratsam, wenn er die erste, vielversprechende Chance, an die er sein Anhängsel vielleicht loswerden konnte, ins Jenseits beförderte. Gedanklich böswillig mit seinem unverschämten Schicksal hadernd, ging Sesshomaru nun zu der versteckten Felsenquelle. Leicht unbeholfen und etwas mühsam entledigte er sich dort seiner Rüstung und seiner Kleidung. Ärgerlicherweise musste der Hundedämon, aufgrund seiner Schwierigkeiten beim An- und Ausziehen, der alten Aki in einer Sache recht geben. Bei bestimmten Dingen und Tätigkeiten stellte sein fehlender Arm tatsächlich eine Behinderung dar. Doch da er nichts an seinem Armverlust ändern konnte und sich auch nicht gern an diese schiefgelaufene Episode seines Lebens erinnerte, ignorierte er diese Tatsache weitgehend. Insgesamt kam er schließlich ganz gut damit zurecht. Und Mitleid oder Hilfe von einer schrulligen Menschengreisin wollte er in diesem Falle erst recht nicht haben. Nach dem Entkleiden ließ sich Sesshomaru langsam ins Wasser gleiten und suchte sich eine bequeme, nicht zu tiefe Sitzposition. Auch seine Kleidung reinigte er, so gut es ging, und legte sie danach zum Trocknen im Gras ab. Das warme Wasser begann seine wohltuende Wirkung zu entfalten. Der Hundedämon entspannte sich, lehnte sich zurück und schloss zufrieden die Augen. Endlich konnte er etwas wohlverdiente Ruhe genießen. Leider dauerte dieser zufriedenstellende Zustand nicht überragend lange, denn Sesshomarus Ruhe wurde bald wieder gestört. Der Grund dafür war ein entferntes Wolfsheulen. Offensichtlich trieb sich hier in der Gegend irgendwo ein Wolfsrudel rum. Das allein war nicht sonderlich beunruhigend und hätte den Hundedämonen auch nicht weiter gestört. Aber das Jaulen eines harmlosen Wolfs war nicht der einzige Laut, der an sein empfindliches Ohr drang. Plötzlich wurde das Wolfsgeheul zusätzlich von einem weinerlichen, verängstigten Schreien eines Kindes beantwortet und übertönt. Verstimmt über diesen schrillen Misslaut schlug Sesshomaru die Augen auf. Wenn er sich nicht sehr täuschte, gehörte dieses lärmende Schreien zu seiner lästigen Menschengöre. Völlig sicher war er sich allerdings nicht, denn bisher hatte dieses Kind nur relativ unauffällige Lautäußerungen wie fröhliches Glucksen oder wimmerndes Weinen von sich gegeben. Doch was sollte es sonst sein? Die Vermutung des Hundedämonen wurde gleich darauf bestätigt, denn das, was den störenden Schrei produziert hatte, stürmte im nächsten Moment panisch auf ihn zu. Kreischend streckte dieses rennende, kleine, nackte Etwas mit pitschnassen, schwarzen Haaren seine Ärmchen nach ihm aus und plumpste dann Hals über Kopf neben ihn ins Wasser. Sesshomaru runzelte leicht die Stirn. In ihrer Hast hatte das kleine Mädchen offensichtlich nicht bemerkt, dass der Quellteich, in dem er badete, weitgehend zu tief für sie war. Schwimmen konnte sie offenbar auch nicht. Vielleicht wäre es ja eine ganz praktische Problemlösung gewesen, wenn die Kleine hier einfach ertrank. Aber sein Bad mit einer ertränkten Kinderleiche zu teilen, war doch ein wenig unappetitlich und gefiel Sesshomaru nicht besonders. Ausdruckslos griff er daher unter Wasser, fischte das triefende, nackte Kind am Nacken heraus und ließ es angewidert am Quellenufer zu Boden fallen. "Verzeiht die Störung", meldete sich nun eine alte Frauenstimme zu Wort, "aber, als ich die Kleine abtrocknen und anziehen wollte, hat sie sich plötzlich fürchterlich vor etwas erschrocken und ist einfach davongelaufen." Sesshomaru sah kurz zu den Felsen, die seine Badegelegenheit verbargen. Neben den Steinen stand nun Aki. Glücklicherweise besaß die alte Frau genug Anstand und die Höflichkeit den badenden Dämonen nicht anzublicken, sondern sah demütig zu Boden. "Ich lasse Euch diese Tücher und das Gewand für die Kleine hier", fuhr Aki fort: "Wenn es Euch recht ist, ziehe ich mich zu unseren Hütten zurück, schaue nach dem Abendessen und warte dort auf Euch, bis Ihr fertig seid." Der Blick der alten Frau wanderte zaghaft zu Sesshomarus abgelegten Kleidungsstücken. "Ich bin eine sehr geschickte Näherin, ich könnte die Risse Eures Haoris flicken, wenn Ihr es wünscht..." "Wozu willst du das tun, erwartest du dir für das alles eine Belohnung?", fragte Sesshomaru und fügte mit bedrohlich klingender Stimme hinzu: "Um jedes Missverständnis auszuräumen, ich bin kein gütiges Wesen. Und ich brauche keinerlei Hilfe von schwächlichen Menschen. Am allerwenigsten bin ich derartig niederen Kreaturen zum Dank verpflichtet!" "Das weiß ich", murmelte Aki leise, "ich würde Euch dennoch gerne dienlich sein." Sesshomaru schwieg. Dieses Mal allerdings nicht aus Gewohnheit, sondern weil ihm schlichtweg die Worte fehlten. Er verstand Menschen einfach nicht, sie verhielten sich völlig irrational. Sie waren jämmerlich schwach, spielten sich aber trotzdem gern als besonders stark auf. Menschen logen, betrogen, neigten zu Panik, Unbeherrschbarkeit und extremen Emotionen. Viele von ihnen konnten bösartiger sein als die grausamsten Dämonen. Auf der anderen Seiten gab es Menschen, die eine schier unglaubliche Hilfs- und Opferbereitschaft zeigten. Und all diese menschlichen Handlungen beruhten oft auf unlogischen, nicht wirklich verständlichen Gründen. Es war absolut unbegreiflich... Die alte Frau deutete Sesshomarus Schweigen als Einverständnis für ihr Angebot und nahm sein Obergewand in die Arme. Mit einem liebevollen, mitleidigem Blick lächelte sie kurz das kleine Menschenmädchen an, das zitternd und verschüchtert am Rand der Warmwasserquelle kauerte, und ging davon. Irgendwie verdarb dieses barmherzige, mitfühlende Getue Sesshomaru den letzten Rest seiner mittlerweile sehr angesäuerten Laune. Jegliche Lust auf die Fortführung seines Bades war ihm jedenfalls vergangen. Verflixtes Mitleid, kann diese altersschwache Tante nicht damit aufhören? Diese ganze Gefühlsduselei der Menschen macht mich noch wahnsinnig, dachte der Hundedämon und stieg entnervt aus dem Wasser. Standhaft widerstand er der ihn manchmal überkommenden Versuchung sich wie ein Hund zu schütteln und trocknete sich mit den bereitgelegten Tüchern ab. Dann zog er sich sein Untergewand und seine Hakama an und befestigte Tensaiga an seiner Hüfte. Seine Rüstung ließ er liegen, dieses zerstörte Ding brauchte er nicht mehr, er würde sich eine neue besorgen und sich bei der Gelegenheit auch gleich über ein brauchbares Schwert kundig machen. Während des Ankleidens fiel Sesshomarus Blick auf das zitternde Menschenmädchen neben der Quelle. Deren schutzbedürftiges, erbärmliches Verhalten trug auch nicht gerade dazu bei, seine miserable Laune zu verbessern. "Zieh dich an!", befahl der Dämon ihr barsch. Das kleine Mädchen sah kurz auf und tastete zögerlich nach dem kleinen Kimono, den Aki ihr geschenkt hatte. In diesem Augenblick war wieder entferntes Wolfsheulen zu hören. Das Kind schrak zusammen, sprang panisch auf und hing kurz darauf verängstigt an Sesshomarus Bein. "Verflixt noch mal", fluchte der Dämon, "hör endlich mit diesem nervtötenden Geklammere auf und zieh dich gefälligst endlich an. Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal: du brauchst keine Angst mehr zu haben!" Offensichtlich hatte er die richtige Wortwahl getroffen, denn die Kleine beruhigte sich, ließ ihn wieder los und zog sich brav an. Na also, dachte der Hundedämon. Jetzt musste er die Göre nur noch von diesen bemutternden Frauen abfüttern lassen und zum Schlafen in eins von deren Betten verfrachten lassen. Dann hatte er es hoffentlich geschafft und konnte sich über Nacht schleunigst davon machen. Auf ein Kind mehr oder weniger kam es diesen Bauersfrauen bestimmt nicht an, sie würden die kleine Waise schon irgendwie mit aufziehen. Mit ein paar bösen Drohungen konnte Sesshomaru zur Not ja noch nachhelfen, dann würde es die Kleine sicherlich guthaben. Nur noch ein ganz klein wenig Geduld, dachte Sesshomaru befriedigt, und ich bin endlich, endlich dieses Menschenkind los! _ _ _ _ _ Tatsächlich? Na, das wollen wir doch mal sehen... eigentlich ein hübscher, netter Plan, den Herr Hundedämon sich da zurecht gelegt hat, und er klappt sogar recht gut bis... oh nein, das werde ich noch nicht verraten! Das könnt ihr im nächsten Kapitel selbst nachlesen. Ein paar Kommentare wären wieder sehr schön. (*flehentlich guck*, habt Mitleid mit einem armen Menschenkind!^^) Umso fleißiger schreib ich weiter und benachrichtige ich euch per ENS, wenn es weitergeht! Dieses Mal braucht ihr aber ein bisschen Geduld, denn zunächst werde ich die Fans meines Erstlingswerks (,Die unzertrennlichen Brüder') bedienen. Zudem habe ich momentan nur sehr, sehr wenig Zeit zum Schreiben. Kapitel 7: Verflixtes Gerede ---------------------------- Mit dreitägiger Verspätung (animexx wollte am geplanten Tag vorher leider nicht) habe ich nun das nächste Kapi hochgeladen. Bitte nicht böse sein, weil ihr so lange warten musstet! Sesshomarus Rin-an-nette-Bauernfamilie-Loswerdeversuch wird für den Dämonen so langsam zu einer Meisterübung in Selbstbeherrschung. Man könnte das Ganze vielleicht auch geistige Folter nennen... armer, armer youkai... Zunächst noch ein paar Blumen an ChailaMing, fairytale, Hotepneith, Hrafna, Mondvogel, Rin_, Sesshoumaru_sama, Tessa45, Tigerin und Xell. Danke sehr für eure Kommis zu Kapitel 6! Und nun wieder viel Spaß beim Weiterlesen! In der Hütte der alten Aki herrschte ziemliche Aufregung. Immerhin hatten die Bauersfrauen nicht jeden Tag einen Dämon zu Gast und waren unsicher, wie sie sich richtig verhalten sollten. Dämonen waren schließlich extrem gefährliche Wesen. Ein falsches Wort, eine falsch verstandene und beleidigende Geste konnte genügen, um einen verfrühten Tod antreten zu müssen. Niemand wollte den ungewöhnlichen Gast daher verärgern. "Er kommt!" rief eine von Akis Schwiegertöchtern, die mit dem Stillen ihres Babys beschäftigt war und dabei immer wieder nervös aus der halbgeöffneten Tür gespäht hatte. Akis zweite Schwiegertochter sah von der Kochstelle auf, eilte dann neugierig neben ihre Schwägerin an die Tür und blickte ebenfalls hinaus. "Bei genauerer Betrachtung sieht er gar nicht so böse aus. Eigentlich sieht dieser Dämon sogar sehr hübsch aus, findest du nicht auch, Maiko?" "Ich hätte ihm zu gerne beim Baden zugesehen" antwortete die Angesprochene. Die zwei jungen Frauen kicherten. Aki kam nun auch zur Tür und schob ihre beiden Schwiegertöchter beiseite. "Hört auf euch wie turtelnde und gackernde Hühner zu benehmen. Das schickt sich nun wirklich nicht. Richtet lieber das Essen her. Und passt auf, was ihr sagt, die meisten Dämonen haben sehr gute Ohren!" "Obaa-chan", meldete sich nun ein kleiner Junge zu Wort und fasste ängstlich nach Akis Hand, "der Dämon wird uns doch nicht fressen, oder?" Freundlich lächelnd beruhigte die alte Frau ihren Enkel: "Hab keine Angst, Koji. Ich glaube nicht, dass er uns etwas antun wird. Er scheint recht menschenfreundlich zu sein. Solange wir nett und höflich zu ihm sind, haben wir sicher nichts zu befürchten." Sesshomaru begutachtete die abwartenden Menschen ebenso misstrauisch wie diese ihn. Sein Bedarf an nettgemeinten Liebenswürdigkeiten war bereits gedeckt und der Gedanke, nur wenige Augenblicke länger bei den hilfsbereiten Bäuerinnen verweilen zu müssen, war für ihn unerträglich. Zudem erwartete ihn noch eine nervtötende Sache. Als sich Sesshomaru, gefolgt von seiner kleinen, ungewollten Begleiterin, den Behausungen der Menschen weiter näherte, schoss auf einmal lauthals kläffend ein graufarbener, molliger Hund mit gesträubtem Fell aus einer der Hütten. Offensichtlich mit der Absicht Sesshomaru ins Bein oder sonst wohin zu beißen. Der Dämon wartete erst gar nicht ab, dass ihn der bisswütige Hund erreichen konnte, sondern beförderte das unvorsichtige Tier mit einem nebensächlichen Fußtritt in einen abgestellten Waschtrog. Der Hund jaulte schmerzlich auf, schien aber aus dem unfreiwilligen Bad nichts lernen zu wollen, sondern startete sogleich einen neuen Angriffsversuch. Dieses Mal gab Sesshomaru nur einen kurzen, warnenden Knurrlaut von sich und erzielte damit einen für die Menschen überraschenden und erstaunlichen Effekt. Denn kaum hatte das angreifende Tier die Stimme des Dämonen gehört, stutzte es, warf sich dann plötzlich ängstlich winselnd zu Boden und bot unterwürfig die Kehle dar. Mit einem abfälligen Blick wandte Sesshomaru sich von dem Tier ab. Er konnte Hunde nicht leiden, denn er empfand es als ziemlich unangenehm mit diesen menschenanhänglichen Wesen verwandt zu sein. Vor allem deshalb, weil die hündische Blutsverwandtschaft ihm einige peinliche Instinkte und Eigenschaften vererbt hatte, die er hasste und oft nur sehr schwer unterdrücken konnte. Aki trat aus ihrer Hütte und empfing den Dämonen ehrerbietig. "Bitte, tut unserem Hund nichts. Er hat eine treue Seele und greift instinktiv jeden Fremden an, um uns zu beschützen. Ich werde das Tier anbinden, damit es Euch nicht mehr stören kann." Nachdem Aki dies getan hatte, sprach sie weiter: "Wenn Ihr mir nun in unser bescheidenes Heim folgen wollt, das Abendessen ist fertig." Von ,wollen' kann gar keine Rede sein, dachte Sesshomaru genervt und blickte unwillig auf das kleine Menschenmädchen, das sich verschüchtert an seine Seite drückte. Immer noch klebte die Kleine wie eine Klette an ihm. Wie lange brauchte so ein Menschenkind eigentlich, um sich irgendwo heimisch zu fühlen? Sesshomaru hoffte inständig, dass es nicht zu lange dauern würde, und folgte Aki missmutig ins Haus. Die an der Tür versammelten jungen Frauen und Kinder machten ihm hastig Platz. Im Inneren der Hütte sah sich der Hundedämon kurz um und ließ sich schließlich ausdruckslos nahe der Türe an der Wand nieder. Je näher ich dem Ausgang und je ferner ich den Menschen bin, desto besser, dachte er dabei. Währenddessen führte Aki Sesshomarus kleine Begleiterin an der Hand zur gegenüberliegenden Zimmerseite. Mit großen, staunenden Augen starrte das Mädchen auf das dort bereitgestellte Essen. "Nur zu", sagte Aki lächelnd, "setz dich und lass es dir schmecken, Kleine. Iss, soviel du magst." Hungrig setzte sich das schweigsame Mädchen vor ein Tablett und langte dann mit größtem Appetit zu. Auch Aki, ihre beiden Schwiegertöchter und deren Kinder ließen sich zum Essen nieder. "Seid Ihr sicher, dass Ihr nichts essen wollt, edler Herr?", wandte sich die junge Frau namens Maiko an Sesshomaru, "wir haben genügend gekocht." "Ich mag derartige Nahrung nicht", antwortete der Dämon kühl. Das entsprach zwar nicht völlig der Wahrheit, denn Sesshomaru hatte bisher nur niemals solche Speise probiert. Aber er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als etwas zu kosten, das ein Mensch vorher angefasst hatte. Auch wenn er zugeben musste, dass das Essen nicht schlecht roch. Genaugenommen roch es sogar verführerisch gut, eine Tatsache, die den Aufenthalt bei den Menschen für Sesshomaru zusätzlich zur Qual machte. "Wir könnten Euch auch etwas anderes anbieten", meinte die alte Aki daraufhin, "mögt Ihr vielleicht rohes Fleisch? Ich habe noch einige Fleischknochen aus dem Vorrat für unseren Hund übrig..." Jetzt war wirklich das Maß alles Erträglichen erreicht! Wie konnte dieses greise Weib es wagen ihm Hundefutter anzubieten?! In Sesshomarus goldenen Augen lag ein Funkeln, das Jaken völlig richtig als das Erwachen sämtlicher Killerinstinkte interpretiert hätte. Aki bemerkte diese brennende Mordlust auch und entschuldigte sich hastig: "Verzeiht vielmals, wenn ich Euch beleidigt haben sollte. Ich möchte Euch nur die bestmögliche Gastfreundschaft erweisen und, da Ihr ein Hundedämon seid, dachte ich, dass Ihr..." "Woher weißt du, dass ich ein Hundedämon bin?" unterbrach Sesshomaru sie. "Nun ja, das so plötzlich unterwürfige Verhalten unseres Hundes Euch gegenüber legt das nahe", erklärte die alte Frau: "Außerdem stamme ich aus dem Westen und dort gibt es viele Legenden über einen mächtigen, weißen Dämonenhund, der vor sehr langer Zeit über das Land geherrscht haben soll. Den Beschreibungen nach soll dieser Dämon in seiner menschlichen Gestalt so ähnlich wie Ihr ausgesehen haben. So kam ich auf die Idee, dass Ihr ebenfalls ein Hundedämon sein könntet." Sesshomaru sah schweigend beiseite. Verflixtes Gerede, verflixte Geschichten und verflixte Menschen! Mussten die ihn jetzt auch noch ausgerechnet an seinen Vater erinnern? Der hätte diese Situation wahrscheinlich noch genossen oder für sehr komisch befunden. Möglicherweise hatte sein Vater ihm Tensaiga nur deswegen vererbt, damit ihn das vermaledeite Schwert in genau solche, angeblich witzige Situationen bringen sollte. Und höchstwahrscheinlich amüsierte sich der alte Hund im Jenseits königlich über all seine gelungenen Scherze. "Eurer kleines Mädchen...", fuhr Aki in diesem Moment vorsichtig fort, "ist sie ein reiner Mensch oder hat sie auch Dämonenblut in sich?" Entsetzt zuckte Sesshomaru unmerklich zusammen. "Das ist NICHT MEIN Kind, falls du das denkst", betonte er überaus deutlich: "Menschen interessieren mich nicht und ich würde sicherlich keine widerwärtigen Halbblüter in die Welt setzen. Und falls dir dein Leben lieb ist, solltest du mir jetzt keine weiteren, neugierigen Fragen stellen!" Verlegen senkte Aki den Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder dem Essen und ihrer Familie zu. Nach einiger Zeit verloren die Menschen ihre Befangenheit in Anwesenheit des Dämons und fanden in ihr alltägliches Verhalten zurück. Die Frauen tauschten den neuesten Klatsch und Familienneuigkeiten aus und die Kinder bekamen nach dem Abendessen Lust zum Spielen. Der Bauernjunge mit dem Namen Koji holte einen Lederball und ging zu dem kleinen Gast neben seiner Großmutter. "Magst du mit meinen Schwestern und mir noch etwas Ball spielen bis es dunkel ist?" Das Mädchen blickte Koji überrascht an, dann nickte sie begeistert. "Bleibt aber nicht zu lange draußen und lauft nicht zu weit vom Haus weg", bemerkte Aki. Die Kinder versprachen es und liefen fröhlich hinaus. Akis Schwiegertöchter räumten das Geschirr ab und zogen sich dann zurück, um abzuwaschen und das Baby zu Bett zu bringen. Aki selbst näherte sich respektvoll Sesshomaru, der unbewegt aus der Türe schaute und den Kindern beim Spielen zusah. "Ich möchte Euch Euren Haori zurückgeben. Ich habe ihn geflickt." Der Hundedämon warf einen Blick auf das seidene Kleidungsstück, das Aki vor ihm zu Boden legte. Die alte Frau war tatsächlich eine sehr geschickte Näherin. Von den Rissen, die Inu Yasha bei seinem Angriff mit der Windnarbe auf dem Haori hinterlassen hatte, war nichts mehr zu sehen. "Als junges Mädchen habe ich als Näherin für reiche Adelsfamilien gearbeitet", sagte Aki, "dabei bin ich viel herumgekommen und habe manchmal sogar Kleidung für Dämonen genäht. Eine solch feine Seide, wie Ihr sie tragt, habe ich jedoch noch nie in Händen gehalten. Ihr seid ein sehr hochgestellter Dämon, nicht wahr?" "Ich habe dich bereits gewarnt, dass du mir keine neugierigen Fragen mehr stellen solltest!" erwiderte Sesshomaru scharf. "Entschuldigt... ich habe Euch nur gefragt, weil Ihr möglicherweise viel über andere Dämonen wisst. Kennt Ihr vielleicht einen Dämonen namens Kaijinbo?" "Kaijinbo? Wer soll das sein?" "Oh, Ihr kennt ihn also nicht...", murmelte Aki und sah enttäuscht zu Boden: "Kaijinbo ist ein teufelartiger Dämon, der versteckt am Fuße der Feuerberge lebt. Vor vielen Wochen tötete er die Bewohner eines Dorfs in der Nähe und nahm ihr Blut mit. Es heißt, er benutzt den Hass der Getöteten, um daraus bösartige Schwerter zu schmieden. Meine beiden Söhne wollten den Überlebenden aus dem Dorf helfen und sind vor mehr als drei Wochen aufgebrochen, um die Ermordeten zu rächen und diesen Kaijinbo zu vernichten. Seitdem haben wir nichts mehr von ihnen gehört... ich hoffte, dass Ihr vielleicht eine Ahnung habt, was mit ihnen geschehen sein könnte." "Ein dämonischer Schwertschmied, der sich am Fuße der Feuerberge versteckt?", fragte Sesshomaru aufhorchend. "Ja, man erzählt sich, dass dieser Dämon schon seit sehr langer Zeit vergeblich versucht ein besonderes Meisterstück herzustellen. Eine Waffe, die genauso stark oder noch stärker sein soll wie irgendein fantastisches Schwert, das angeblich hundert Feinde auf einen Streich vernichten kann." Eine ziemlich interessante Geschichte, dachte Sesshomaru, vielleicht erweist sich dieses geschwätzige Menschengerede endlich mal als nützlich. Äußerlich ließ sich der Dämon nichts von seinen Gedanken anmerken. "Wenn deine Söhne auf der Suche nach diesem Kaijinbo in die Nähe der Feuerberge gegangen sind, sind sie sicher tot", stellte er stattdessen trocken fest: "Die Feuerberge sind dämonischen Ursprungs, Menschen können dort nicht überleben. Sie sterben durch die giftigen Dämpfe." Aki schluckte erschrocken und sah dann unglücklich aus der Tür zu den spielenden Kindern. Einige Tränen rannen ihre runzeligen Wangen herab. "Sind die Eltern des kleinen Mädchens, das Ihr bei Euch habt, auch von Dämonen getötet worden?", fragte sie weiter: "Duldet Ihr sie deswegen bei Euch? Habt Ihr Schuldgefühle ihr gegenüber?" "Ich kenne keine Reue und habe niemals Schuldgefühle. Und ich weiß nicht, wer die Eltern dieses Mädchens sind, es interessiert mich auch nicht." "Also wollt Ihr die Kleine bei uns lassen, nicht wahr?" Ein Wunder ist geschehen, schoss es Sesshomaru durch den Kopf, die alte Närrin hat es endlich kapiert. Vielleicht sind Menschen nicht völlig dumm. "Ihr solltet das nicht tun", meinte Aki leise, "dieses Mädchen scheint viel Trauriges erlebt zu haben und sie mag Euch. Es wird ihr das Herz brechen, wenn Ihr sie verlasst." Was für ein gefühlsduseliger Unsinn, dachte Sesshomaru innerlich aufseufzend, Menschen sind doch äußerst dämliche Wesen... Die alte Frau sagte nichts mehr dazu und rief stattdessen ihre Enkel herein. Vergnügt und müde vom Ballspiel kamen Koji und seine beiden Schwestern in die Hütte. Auch das namenlose, stumme Kind lächelte heiter, es schien sich sehr wohl zu fühlen. Sesshomarus Plan lief also offensichtlich recht gut. Aki legte einige Matten und Decken aus. Die Kinder kuschelten sich dort gemütlich zusammen und lauschten dann einem Märchen, das die alte Frau ihnen erzählte. Nach und nach fielen den Kleinen dabei die Augen zu. Befriedigt beobachtete Sesshomaru seine lästige Menschengöre, die ebenfalls kaum noch die Augen offen halten konnte. Das Mädchen sah noch einmal zu ihm, lächelte ihn glücklich an und schlief daraufhin fest ein. Der Dämon stand lautlos auf. Währenddessen deckte Aki die schlafenden Kinder liebevoll zu und drehte sich dann bedächtig um. "Ich werde kurz rüber in die andere Hütte zu meinen Schwiegertöchtern gehen. Wollt Ihr lieber hier übernachten oder wollt ihr..." Die alte Frau stockte. Ihre Worte verhallten ungehört, Sesshomaru war verschwunden. Leise löschte Aki das Herdfeuer und verließ die Hütte. Draußen sah sie sich gründlich um, doch der Hundedämon war und blieb fort. "Armes, kleines Mädchen...", seufzte Aki, sah bekümmert in den dunklen Nachthimmel und ging schließlich ebenfalls zu Bett. In der gleichen Zeit begab sich Sesshomaru zu der Stelle, an der er am Nachmittag Jaken und den zweiköpfigen Drachen zurückgelassen hatte. Endlich hatte er es geschafft und war dieses alberne Klettenkind los. Seltsamerweise hielt sich seine Erleichterung darüber in Grenzen. Immer wieder sah er das Lächeln vor sich, das ihm das kleine Mädchen vor dem Einschlafen geschenkt hatte. Dieses Lächeln, das ihn bisher jedes Mal verunsichert, abgestoßen und gleichzeitig irgendwie fasziniert hatte, ließ sich einfach nicht aus seinem inneren Auge vertreiben. "Oh, Sesshomaru-sama, Ihr seid zurück", riss eine quäkende Stimme den Hundedämonen aus seinen Gedanken: "was habt Ihr denn dort bei den Menschen so lange... nanu, wo ist denn dieses komische Kind?" Sesshomaru ging ohne Reaktion weiter und lief seinen im Weg stehenden Diener dabei achtlos über den Haufen. "Lass uns gehen, Jaken." Stöhnend rappelte sich Jaken von der Erde auf und rieb sich den schmerzenden Rücken. "Äh... jawohl, mein Herr. Ganz, wie Ihr wünscht, mein Herr..." murmelte er, packte den Drachen an den Zügeln und trottete gehorsam hinterher. Nach etwa einer Stunde blieb Sesshomaru plötzlich stehen. Jaken rannte von hinten in seine Beine und purzelte zu Boden. "Huch, verzeiht, Sesshomaru-sama... äh, was habt Ihr denn?" Der Hundedämon antwortete nicht, er lauschte nur. Dann sprang er mit einem Satz hinter einige Hügel und verschwand. Verdutzt eilte Jaken seinem Herrn nach und bemerkte nach einiger Zeit ein entferntes Geschrei, das durch die Dunkelheit schallte. Es waren die verzweifelten Schreie eines Menschen, eines Kindes, und diese Schreie wiederholten laut, deutlich und unaufhörlich einen Namen: "Sesshomaru-sama... Sesshomaru-sama... Sesshomaru-sama..." _ _ _ _ _ Tja, so ein Pech aber auch. Sesshomarus schöner Plan scheint daneben gegangen zu sein und Rin hat in ihrer Verzweiflung wohl ihre Sprache wiedergefunden. Nun ja, einfach macht das Mädchen es dem Hundedämonen auch weiterhin nicht, ein bisschen was kommt da schon noch auf ihn zu... Bald erfahrt ihr mehr, wie geplant lade ich in kurzer Zeit (siehe dazu auch mein Weblog) bereits das nächste Kapitel hoch. Über einen Kommentar zu diesem hier würde ich mich sehr freuen. Kapitel 8: Verflixtes Weinen ---------------------------- Kapitel 8 - Verflixtes Weinen ------------------------------------------------------- Ich habe mich brav beeilt, krankheitsbedingt hat es jetzt aber doch länger gedauert (gomen nasai): das neue Kapitel ist da! Dieses Mal machen Tränen, ein sogenannter ,alter Kumpel' und der diensteifrige Jaken Sesshomaru das Leben schwer. Ich bedanke mich herzlich bei fairytale, Hrafna, Hotepneith, Mondvogel, Rin_, Sesshoumaru_sama, Tessa-chan, Tigerin und Xell für die Kommentare zum letzten Kapi. Kapitel 8 - Verflixtes Weinen Ausdruckslos stand Sesshomaru auf einem hohen, grasbewachsenen Hügel und sah in die Wiesen unter sich herab. Er beobachtete ein kleines Menschenmädchen, das stolpernd durch das taunasse Gras rannte und immer wieder seinen Namen in die Nacht rief: "Sesshomaru-sama..." Ihre Worte klangen unbeholfen, als hätte sie niemals zuvor gesprochen und ihre flehentlichen Rufe schienen vergeblich zu sein. Doch sie gab nicht auf und rannte schreiend weiter. "Sesshomaru-sama..." Sie sucht nach mir, dachte Sesshomaru verärgert, warum tut sie das? Warum ist sie nicht bei den Menschen geblieben? Sie war doch glücklich dort, was will sie denn nur von mir? Die einzige Antwort, die er bekam, war sein sehnsüchtig gerufener Name. "Sesshomaru-sama..." Irgendetwas im Klang dieser Stimme zog ihn fast magisch an. Als er zudem plötzlich einen dämonischen Geruch in die Nase bekam, auf den das Kind unwissentlich zulief, zögerte er nicht länger und folgte dem Ruf. Das Mädchen irrte weiter in den Wiesen umher und wurde immer verzweifelter. Ihre sehnlichen Rufe gingen schließlich in trostloses Schluchzen über. In ihrem Kummer merkte sie nicht, dass sie mitten in eine Gruppe Dämonen hineinrannte. "Hey du, kleine Süße, wo kommst du denn her?", fragte eine Stimme spöttisch: "Hast du dich verlaufen? Du solltest nachts nicht allein in der Gegend herumstreunen, sonst könntest du einem Dämonen begegnen, der dich zum Fressen gern hat!" Erschrocken wich das Mädchen zurück, stolperte über einen Stein und blieb erstarrt am Boden sitzen. Vor der Kleinen standen fünf Gestalten. Drei von ihnen erinnerten entfernt an Wiesel. Sie hatten schlanke, fellbedeckte Gesichter und stechende, leuchtend gelbe Augen. Hinter ihnen stand eine kräftige Frau mit derbem Körperbau und schulterlangen, purpurroten Haaren. Sie trug Männerkleidung und war reichhaltig mit allerlei Tand und Schmuck behängt. Ein unheimliches Pferd, das nur aus einem Skelett bestand und geisterhaft schimmerte, komplettierte die Gruppe. "Ein niedliches Kindchen", sagte die Frau lachend und leckte sich dann gierig die Lippen, "mit ein bisschen Milch und Honig ergibt sie eine köstliche Nachspeise. Wie sieht es aus, Jungs, wollen wir unser Geschäft mit einem kleinen Festmahl besiegeln?" Die drei wieselartigen Dämonen entblößten grinsend ihre nadelspitzen Zähne und wandten sich dann dem angsterstarrten Mädchen zu. Doch gerade, als sie ihre Beute packen wollten, sprang ein weißgewandeter Schatten schützend vor das Kind. Ein blendendes, grünes Licht schleuderte die drei Angreifer zurück, zerfetzte sie und löste sie völlig auf. Das skelettartige Geisterpferd wieherte panisch, bäumte sich auf und stob einige Meter davon. Die schmuckbeladene Dämonin war ebenfalls ein Stück zurückgewichen, überwand ihren Schrecken aber schnell wieder und lachte. "Sesshomaru-kun, alter Kumpel, was für eine nette Überraschung! Und wie immer sehr angriffslustig. Kannst du nicht etwas freundlicher mit meinen Kunden umgehen? Du ruinierst mir meine Geschäfte!" "Du solltest endlich lernen deine lose Zunge zu zügeln, Beniga, oder ich werde sie dir eines Tages rausschneiden. Und du solltest dich lieber niemals an etwas vergreifen, das mir gehört!" "Soso...", meinte die Dämonin frech, "dann habe ich mich also nicht getäuscht, als dieses Menschenbalg da deinen Namen schrie. Sie gehört tatsächlich zu dir und du beschützt sie auch noch... wie interessant..." Verdammt, dachte Sesshomaru, was habe ich denn da für einen Blödsinn gesagt? Und was habe ich da eigentlich getan? Wieso habe ich dieses vermaledeite Kind gerettet und das ausgerechnet im Angesicht der größten Klatschbase des Dämonenreichs! Ich muss wahnsinnig geworden sein. "Wo hast du denn deine schicke Rüstung gelassen", fragte Beniga nun, "ist das der Grund für deinen Besuch bei mir? Soll ich dir schon wieder eine neue besorgen? Neuerdings gehen dir die Dinger aber auffallend häufig zu Bruch..." Neuerdings werden mir auch viel zu viele neugierige Fragen gestellt, kam es Sesshomaru in den Sinn und er überlegte kurz, ob er der Dämonin nicht den Garaus machen sollte. Er hätte diesem ungehobelten, respektlosen Weibsstück sowieso schon mehrmals gerne den Hals umgedreht. Beniga gehörte einem etwas verrückten Marderhund-Clan an, der sehr eng mit Sesshomarus Vater befreundet gewesen war. Die dämonischen Marderhunde waren auf Handel spezialisiert und konnten fast jede gewünschte Sache auftreiben. Ebenso waren sie geschickte Diebe. Die herausragendste Eigenschaft dieser herumstreunenden Dämonen war allerdings ihre Tratschsucht. Wahrscheinlich würde Beniga jetzt überall herumerzählen, dass der gefürchtete Hundedämon des Westens in die Fußstapfen seines Vaters stieg und sich mit Menschen abgab. Auf der anderen Seite waren die väterlichen Freundschaftsbande zu den Marderhunden eine unschätzbare und äußerst nützliche Kontaktquelle, auf die Sesshomaru nicht verzichten wollte. Der Hundedämon warf einen wütenden Blick auf das hinter ihm kauernde Menschenmädchen und wandte sich dann wieder an Beniga. "Du hast recht, ich könnte eine neue Rüstung brauchen. Und wenn du dir keinen Ärger einhandeln willst, könntest du verschwinden, um mir schnellstens eine zu holen." "Stets zu Diensten, mein Herr", kicherte die Dämonin und bestieg ihr Knochenpferd. Das Geistertier trabte los, schwang sich in die Lüfte und war binnen weniger Sekunden mit seiner Reiterin verschwunden. Erleichtert darüber, die vorwitzige Dämonin für eine Weile los zu sein, drehte sich Sesshomaru zu dem Kind hinter sich um. Nun würde er ein für alle mal dieses Problem aus der Welt schaffen! "Sesshomaru-sama... hier seid Ihr also", meldete sich in diesem Moment ein altbekannter Störfaktor zu Wort: "Wen habt ihr denn da eben getroffen? Und... ach, du dickes Krötenei, da ist ja diese Göre schon wieder..." Immer musste dieser grüne Nervkeks im denkbar ungünstigsten Augenblick auftauchen! "Jaken..." "Äh... ja, mein Herr?" "Wo hast du den Drachen gelassen?" "Oh, äh... huch, verzeiht, Sesshomaru-sama... äh also, den habe ich doch glatt vergessen... äh, ich hole ihn sofort, bitte seid nicht böse..." Hastig rutschte Jaken rückwärts auf Knien aus der Reichweite von Sesshomarus Krallen und flitzte dann davon, um den verlorenen Drachen zu suchen. Als Jaken weg war, blickte Sesshomaru zu dem kleinen Menschenmädchen, das sehnsüchtig zu ihm zurück sah. Glitzernde Tränen lagen auf den Wangen der Kleinen. Lange Zeit starrten sich das schmächtige Kind und der mächtige Hundedämon wortlos an. "Warum bist du wieder von den Menschen weggelaufen?", durchbrach Sesshomaru schließlich das Schweigen: "Waren sie nicht mehr gut zu dir, haben sie dir etwas angetan?" Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Warum rufst du dann nach mir und rennst weiter hinter mir her?" Stumm senkte das Mädchen den Blick und sah zu Boden. "Antworte mir", befahl Sesshomaru ihr scharf, "du kannst sprechen, also sag mir endlich, was du von mir willst!" Zögernd sah die Kleine wieder auf und formte mühsam einige leise Laute mit den Lippen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen brachte sie schließlich wenige verständliche Worte heraus: "...will... bleiben... bei... bei... Sesshomaru-sama..." "Du kannst nicht bei mir bleiben. Geh zurück zu deinesgleichen!" Das Mädchen schüttelte wieder seinen Kopf und stand auf. Zaghaft streckte sie ihre Hand nach Sesshomarus Fell aus. Mit einem lauten, erbitterten Knurren wich Sesshomaru einen Schritt zurück und hob knackend seine krallenbewehrte Hand. In seinem goldenen Blick schimmerte ein glühendrotes Licht, als seine dämonischen Kräfte erwachten. "Fass mich nicht an und verschwinde endlich, oder ich werde dich töten!" "... ich... bleibe bei dir... Sesshomaru-sama...", flüsterte das Mädchen und sank weinend vor ihm in die Knie. Flehentlich sah sie empor in Sesshomarus feurige Augen. Ihr kindlicher, sehnsüchtiger Blick und ihre Tränen weckten merkwürdige Assoziationen in Sesshomaru. Irgendwie wollte er, dass sie aufhörte zu weinen und musste plötzlich an eine Hundemutter denken, die tröstend und liebevoll ihre Welpen ableckt. Entsetzt über diese seltsamen Gedanken ließ der Dämon seine erhobene Hand sinken und sah schnell von dem Mädchen weg. Äußerlich völlig ausdruckslos starrte er in den Nachthimmel. "Also gut", sagte er schließlich kühl, "meinetwegen kannst du noch für eine Weile bei mir bleiben. Doch nur vorübergehend, bis ich einige Dinge erledigt habe. Solange wirst du mir gehorchen und mir nicht auf die Nerven gehen. Danach werde ich dir helfen ein neues Zuhause zu finden und dort wirst du dann bleiben, hast du das verstanden?" Das Mädchen begann glücklich zu strahlen und nickte. "Gut. Wie heißt du?" "R... Rin." "Rin also... leg dich schlafen. Morgen ziehen wir weiter." Wieder nickte das Mädchen und rollte sich, wo sie hockte, also direkt vor und halb auf Sesshomarus Füßen, zusammen. Brav schloss sie die Augen und schlief ein. Ganz so wortwörtlich habe ich das eigentlich nicht gemeint, dachte Sesshomaru und seufzte. Vorsichtig machte er einen Schritt zurück, zog seine Füße unter dem Kopf der Schlafenden weg und setzte sich neben sie. Gedankenverloren tastete er nach dem Griff seines Schwertes. Ich muss wirklich wahnsinnig geworden sein, dieses Kind und sein verflixtes Weinen haben mich völlig durcheinander gebracht. Diese mysteriöse Heulerei der Menschen muss irgend so eine Geheimwaffe sein, mit der sie ihre Feinde verwirren. Wieso kümmere ich mich um dieses Kind? Wie konnte ich nur so verrückt sein und Tensaiga einsetzen? Dieses Schwert ist nicht normal... "Jetzt komm endlich, du blödes Biest mit deinen dämlichen Sturköpfen! Du stammst wohl von einem störrischem Esel ab. Beweg endlich deinen fetten Hintern oder ich mach dir Feuer dahinter!" Am Rande eines Wiesenhügel tauchte Jaken auf. Er fuchtelte mit seinem Kopfstab wüst in der Luft herum und trieb schimpfend Sesshomarus Reittier an. Der doppelköpfige Drache trottete gemächlich durch das Gras, schnupperte zwischendurch an einigen Grasbüscheln und beachtete den um ihn herumhüpfenden Dämonengnom überhaupt nicht. Nicht der schon wieder, dachte Sesshomaru. Das Gequassel seines Dieners, irgendwelche nervigen Fragen oder auch nur dessen verwunderte Blicke wollte er jetzt einfach nicht ertragen. Jaken kam schwitzend, erschöpft und mit den Nerven am Ende zu ihm und ließ sich müde vor Sesshomaru ins Gras plumpsen. "Ich habe den Drachen geholt, wie Ihr befohlen habt, Sesshomaru-sama. Verzeiht, dass es so lange gedauert hat, aber dieses ungehorsame Vieh will einfach nicht auf mich..." "Dann hol jetzt Holz und mach ein Feuer", unterbrach Sesshomaru ihn, "ich will nicht, dass Rin friert und aufwacht!" "Was... äh, wer?" Fassungslos glotzte Jaken von seinem Herrn zu dem schlafenden Menschenmädchen neben ihm. "Habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt? Du sollst Holz holen!" "Aber, mein Herr", jammerte Jaken, "wo soll ich denn hier Holz herkriegen? Der nächste Wald ist doch meilenweit weg und..." Sesshomaru sagte nichts dazu, sondern hob nur leicht lächelnd seine Hand. Jaken starrte wie hypnotisiert auf die scharfen Fingernägel des Hundedämonen, die im Mondlicht blitzten. "Oh äh... natürlich, Sesshomaru-sama, ich gehe ja schon. Ihr wisst doch, ich mache nichts lieber als Euch zu dienen..." Zum Beweis seiner Worte stand Jaken eifrig auf, entfernte sich rückwärts gehend unter vielen Verbeugungen und hastete dann noch eifriger davon. Befriedigt verschränkte Sesshomaru seine Beine und wollte ein wenig meditieren. Doch er kam nicht zur Ruhe. Immer wieder blickte er missmutig zu dem schlafenden Mädchen neben sich und stand schließlich auf. Innerlich aufgewühlt begann er auf der Stelle auf und ab zu wandern. Langsam brach der Morgen an. Es wurde kein freundlicher Tag, der Himmel war fahl und düster. Die letzten Böen des Nachtwinds spielten mit Sesshomarus langem, weißem Haar. Dann verstärkte sich der Wind und ein knochiges Pferd tauchte wie aus dem Nichts neben dem Hundedämonen auf. "Da bin ich wieder, Kumpel", sagte die Reiterin des Geisterpferds und grinste Sesshomaru an, "was ist denn mit dir los? Beunruhigt dich was? Du siehst so nervös aus..." "Es gibt nichts, das dich etwas angeht, Beniga." "Freundlich und galant wie immer. Hier kommt deine bestellte Rüstung. Genau wie deine bisherigen, Marke Spezialanfertigung und wunderbar unverwüstlich. Nun ja, unverwüstlich in den meisten Fällen jedenfalls. Ich möchte zu gern wissen, wie du die Teile immer kaputt kriegst." "Auch das geht dich nichts an. Was willst du dafür?" "Betrachte es als kleines Geschenk unter Freunden.", sagte Beniga und kletterte etwas schwerfällig von ihrem Pferd. "Soll ich dir beim Anlegen der Rüstung helfen? Du hast da ja gewisse Probleme..." Ständig müssen mich irgendwelche Idioten an die Sache mit meinem Arm erinnern, dachte Sesshomaru und unterdrückte mühsam seine aufwallende Mordlust. Den nächsten, der etwas dazu sagt oder mir liebenswürdig seine Hilfe anbietet, verarbeite ich zu Kleinholz! Beniga lächelte frech, legte die Rüstung in ihren Händen am Boden ab und sah sich neugierig um. "Ach... du hast ja ein neues Reittier. Nett, dieses Drachenwesen. Mir sind diese Viecher allerdings zu stur und anhänglich. Wenn diese Doppel-Dickschädel mal irgendwas oder irgendwen ins Herz geschlossen haben, benehmen sie sich wie ein treuherziger Hund... Oh, entschuldige, nimm es nicht persönlich... Ist Jaken auch noch bei dir? Und jetzt hast du noch ein Menschenkind in deiner Sammlung... Wirklich süß, die Kleine, und wie lieb sie schläft... du bist echt ein exzentrischer Typ..." "Wolltest du nicht gehen?", knurrte Sesshomaru mürrisch. "Meine Güte, sei doch mal ein bisschen zutraulicher! Glaub mir, das macht dich gleich viel sympathischer..." Als ob ich sympathisch wirken möchte, dachte Sesshomaru genervt und sagte kalt: "Wenn du unbedingt mit mir reden willst, könntest du mir eine Frage beantworten: was weißt du über Kaijinbo?" "Kaijinbo, der Schwertschmied? Ein unangenehmer Kerl und absolut unfähig. Er hat beispielweise mal ein Schwert verkauft, das auf seinen Besitzer losgegangen ist. Danach hat die Waffe ein wahres Massaker angerichtet bis es irgendwie zerstört werden konnte. Sein Meister hat ihn rausgeschmissen, ich glaube, der hieß Totosai... Warum interessiert dich das, willst du dir ein Schwert machen lassen? Wozu das, hat dir dein Vater nicht ein mächtiges Schwert vererbt?" Sesshomaru schwieg. Achselzuckend bestieg Beniga daraufhin wieder ihr skelettartiges Pferd. "Vielleicht erzählst du mir ja bei unserer nächsten Begegnung mehr. Beispielsweise, wenn du mal wieder eine neue Rüstung oder etwas anderes brauchst... Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Sesshomaru-kun!" rief die Dämonin vergnügt und ritt rasch davon. Ich hoffe nicht, dachte Sesshomaru und sah dann zu Jaken, der in diesem Moment am Wiesenrand auftauchte und ächzend ein Bündel Holz herangeschleppte. Der kleine Dämon erreichte den Hundedämonen, ließ erleichtert seine Last fallen und verbeugte sich dann diensteifrig. "Hier ist das gewünschte Holz, Sesshomaru-sama. Womit kann ich Euch jetzt dienen? Wie ich sehe, habt ihr eine neue Rüstung... soll ich Euch dabei helfen sie anzulegen?" Kaum hatte er diese Frage gestellt, fand sich Jaken am Boden wieder. Ein wuchtiger Schlag hatte ihn bäuchlings und mit dem Gesicht voran in die Erde gerammt. Sein Kopf dröhnte, als ob ein Amboss inklusive Hammer und der dazugehörigen Schmiede auf ihn niedergefallen wäre. Was habe ich denn nun wieder falsch gemacht, dachte der kleine Dämon schmerzerfüllt, die Welt ist einfach ungerecht, immer auf die Kleinen... _ _ _ _ _ Nun folgt ein Part, den ihr teils kennt, denn Sesshomaru entdeckt einen rätselhaften Geruch und bekommt endlich ein schickes (,brauchbares') Schwert. Unglücklicherweise kriegt er dabei nicht mit, was Rin in seiner Abwesenheit derweil so alles anstellt. Und das wird ihm fast zum Verhängnis werden... Hoffentlich hattet ihr wieder ein bisschen Spaß beim Lesen. Wenn ihr wissen wollt, wann es weitergeht, schaut am besten in mein Weblog. Jeden, der mir einen Kommi hinterlässt, werde ich auch per ENS informieren, sobald ich das neue Kapi hochlade. Kapitel 9: Verflixtes Vertrauen ------------------------------- So, zumindest ein neues Kapitel meiner Sesshomaru/Rin-Geschichte ist nun fertig. Eigentlich wollte ich auch an meiner ersten Fanfic ("Die unzertrennlichen Brüder") weiter schreiben, doch das habe ich leider nicht geschafft. An drei verschiedenen Geschichten gleichzeitig zu schreiben, ist doch ein bisschen schwer für mich. Und ich habe oft keine Zeit oder Muße dafür. Deshalb bitte ich weiterhin um Geduld. Ich möchte mich bei allen Lesern bedanken, die mir trotzdem die Treue halten. Ganz besonders bedanke ich mich bei denen, die mich bei ,Pech und Schwefel' per Kommi unterstützt haben: bade-schaum, Bridget, BrokenWings, ChailaMing, fairytale, Hotepneith, Hrafna, Mondvogel, Ravenday, Rin_, Sesshoumaru_sama, Tessa-chan, Tigerin, und Xell. THANKS! Nun geht's weiter: Kapitel 9 - Verflixtes Vertrauen Viele Stunden später, nach dem Treffen mit der neugierigen Marderhunddämonin Beniga, war Sesshomarus Laune an einem Tiefpunkt angelangt. Schuld daran war wieder einmal das kleine Menschenmädchen, das ihn unerschütterlich und hartnäckig verfolgte. Rin..., dachte Sesshomaru. Immerhin kannte er nun ihren Namen. Das war aber auch alles, was er über die Kleine wusste. Er wusste nicht, wo sie ursprünglich her kam, was sie dazu trieb, einem Dämon nachzulaufen und warum sie bei ihm bleiben wollte. Das Mädchen blieb ihm ein Rätsel und ebenso rätselhaft blieb die Frage, warum er sie immer noch bei sich duldete. "Sesshomaru-sama!" Strahlend stürmte in diesem Moment das kleine Rätsel auf den Dämonen zu und zeigte ihm eine gepflückte Blüte: "Das ist...eine... Blu... Blume!", sagte sie dazu. Ohne Reaktion und stur an dem Kind vorbei blickend ging Sesshomaru weiter. Rin ließ die Blume in ihrer Hand fallen, hüpfte flink hinter dem Dämonen her, überholte ihn und hob dann ein Felsstück vom Boden auf. "Ein... Stein!", erklärte sie stolz. Kurz darauf deutete sie begeistert in den Himmel und rief: "Oben... da sind... Vö... Vögel!" Angestrengt bemühte Sesshomaru sich, das Mädchen weithin zu ignorieren. Doch das wurde zunehmend schwieriger. Schon den ganzen Tag über, seitdem der Dämon mit seinen Begleitern den Weg zu den Feuerbergen eingeschlagen hatte, sprang Rin munter um ihn herum, zeigte ihm ständig allerlei Sachen und sagte deren Namen. Die Kleine fand zunehmend Gefallen an diesen spielerischen Sprechübungen und schien sich auch nicht daran zu stören, dass keiner sie beachtete. Fröhlich plapperte sie weiter und widerlegte damit endgültig die Vermutung, dass sie stumm war. "Und da steht ein gr... großer... Baum!", hörte Sesshomaru sie sagen. Das Mädchen besaß also eindeutig die Fähigkeit zu sprechen. Aber warum hatte sie dann eigentlich so lange geschwiegen, warum hatte sie nicht sprechen wollen? Und warum hatte sie plötzlich wieder zu reden angefangen? Sesshomaru konnte nicht leugnen, dass ihn diese Frage sehr beschäftigte. Eigentlich war es ihm gleichgültig, ob das Menschenkind nun sprach oder nicht, aber ihn störte die Tatsache, dass Rins erstes Wort ausgerechnet sein Name gewesen war. So wie es aussah, hatte Rin ihre Sprache wegen ihm wiedergefunden, weil sie gewaltige Angst davor gehabt hatte, dass er sie verließ. Sie hatte Sesshomaru nicht verlieren wollen. Deshalb hatte sie ihre Stummheit überwunden und nach ihm gerufen. Wie ein verzweifeltes Kind auf der Suche nach den verlorenen Eltern. Und er war ihrem Rufen gefolgt... Wohin sollte das alles noch führen, sollte Sesshomaru etwa Familienersatz für ein menschliches Waisenkind spielen? Was war nur mit ihm geschehen, seit er das Mädchen getroffen und Tensaiga eingesetzt hatte? Der Dämon umkrampfte wütend den Griff seines Schwertes. Du verdammte Rostklinge, dachte er, wenn du glaubst, dass du mich zum Idioten machen kannst, hast du dich geschnitten. Ich weiß nicht, durch welchen Schwachsinn sich mein Vater hat leiten lassen, als er dich schmieden ließ, aber ich mache dieses verrückte Spiel ganz bestimmt nicht mehr lange mit! "Au..." Ein leiser Schmerzenslaut ließ Sesshomaru innehalten. Er blieb stehen und sah zu Boden. Neben ihm hockte Rin im Gras und fasste mit weinerlichem Gesichtsausdruck nach ihrem Fuß. Ihre nackte Sohle blutete, sie war auf einen spitzen Stein getreten. Als Sesshomaru auf das verletzte Kind herabblickte und ihre unterdrückten Tränen sah, spürte er ein sehr seltsames Gefühl in sich aufsteigen. Rasch wandte er sich ab und ging weiter. Sofort sprang Rin auf und wollte ihm nachlaufen, aber ihre Verletzung behinderte sie. Jaken kam an dem Menschenmädchen vorbei und beobachtete hämisch, wie die Kleine humpelnd versuchte zu Sesshomaru aufzuschließen. "Geschieht dir recht, du freche Göre!", meinte der kleine Dämon: "Warum gehst du meinem Herrn auch ständig mit deinem kindischen Rumgehüpfe und deinem Gequatsche auf die Nerven? Warum siehst du nicht ein, dass du hier nichts verloren hast?" Rin beachtete Jaken nicht. Verbissen hinkte sie weiter und streckte flehend ihre Arme aus: "Sesshomaru-sama... bitte, warte auf mich!" "Hach, du bist wirklich ein dummes Kind", höhnte Jaken und marschierte mit überheblich erhobenem Kopf vorwärts, "glaubst du etwa, Sesshomaru-sama würde auf dich hören? Mein edler Herr interessiert sich doch nicht für die Probleme eines erbärmlichen Menschenkindes und..." Weiter kam Jaken nicht, denn in diesem Moment prallte er gegen Sesshomarus Beine. Der Hundedämon war stehen geblieben und betrachtete Rin. Dann kam er zu ihr, hob das Mädchen hoch und setzte sie sanft auf den zweiköpfigen Drachen, der ihnen nachgetrottet kam. "Reite, wenn du nicht mehr laufen kannst. Und jetzt sei still und hör auf zu weinen!" Rin strahlte den Hundedämonen glücklich an. "Hai, Sesshomaru-sama!" Jaken verstand die Welt nicht mehr. Er glaubte, nicht recht gesehen und gehört zu haben. Irgendetwas musste mit Sesshomaru nicht in Ordnung sein, anders ließ sich sein ungewöhnliches Verhalten einfach nicht erklären. Sorgenvoll überlegte Jaken, was die Ursache dafür sein könnte. Wenn er sich richtig erinnerte, verhielt sich Sesshomaru so seltsam, seit er gegen Inu Yasha gekämpft hatte. War das der Grund? Hatte der Hundedämon dabei vielleicht eine heftige Kopfverletzung erlitten, die sich nun auf seinen Geisteszustand auswirkte? "Ist etwas, Jaken?" Erschreckt fuhr der kleine Dämon zusammen und ruderte nervös mit seinen Armen. Der auf ihn gerichtete, argwöhnische und eiskalte Blick seines Herrn jagte ihm Todesängste ein. "Ähm... äh... nein, es ist nichts, Sesshomaru-sama... überhaupt nichts..." Sesshomaru drehte sich wortlos um und ging weiter. Der zweiköpfige Drache mit Rin auf dem Rücken und der eingeschüchterte Diener folgten ihm. In den Dämmerungsstunden bekam Sesshomaru Menschengeruch in die Nase. Sorgfältig prüfte er die Richtung, aus der die Witterung kam. Er wollte keinesfalls dorthin gehen, denn von Menschen hatte er nach seinen jüngsten Erlebnissen zur Zeit die Schnauze voll. Doch dann stutzte er. Er bemerkte weitere Gerüche: er roch Blut, Dämonen und etwas sehr Vertrautes... Neugierig geworden ging Sesshomaru noch einige Schritte vorwärts, schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Wind. Rin beobachtete den Hundedämonen interessiert. "Jaken-sama, was macht Sesshomaru-sama?" Jaken warf dem Mädchen einen giftigen Blick zu, ehe ihm bewusst wurde, wie er eben angesprochen worden war. Jaken-sama... Mit der ehrerbietigen Anrede ,sama' war er schon lange nicht mehr bedacht worden. Ihm wurde ganz wohlig ums Herz. Geschmeichelt entschloss er sich zu antworten: "Er prüft die Luft. Sesshomaru-sama kann sehr gut riechen. Auf diese Weise weiß er über alles, was in der Umgebung ist und geschieht, genauestens Bescheid." "Ui, wirklich?" Rin sah wissbegierig zu Sesshomaru, hielt ihre Nase nachahmend in den Wind und schnupperte erwartungsvoll: "Wie geht das, dass man alles riechen kann?" "Menschen können so was nicht", erklärte Jaken herablassend. Die Tatsache, dass er selbst auch nicht viel mit Gerüchen anfangen konnte, verschwieg er. Sesshomaru öffnete wieder seine Augen. Wenn er Jaken und Rin nicht den Rücken zugewandt hätte, hätten diese die Fassungslosigkeit sehen können, die sich für einen winzigen Augenblick auf dem Gesicht des Hundedämonen abzeichnete. Was er da eben gerochen hatte, war einfach unglaublich! Das musste er überprüfen. Er setzte sich in Bewegung. Als Jaken bemerkte, dass sein Herr auf ein Menschendorf zuging, wurde er erneut sehr besorgt. Schon wieder verhielt Sesshomaru sich untypisch. "Sesshomaru-sama", fragte Jaken vorsichtig, "was sucht Ihr hier?" "Einen toten Dämon." antwortete der Angesprochene kalt. Einen toten Dämon? Mit dieser Antwort konnte Jaken nichts anfangen, doch er hütete sich weitere Fragen zu stellen. Er kannte seinen Herrn gut genug, um zu wissen, dass dieser momentan in einer sehr bedrohlichen Stimmung war. "Ich helfe dir beim Suchen, Sesshomaru-sama!" rief plötzlich eine helle Kinderstimme. Rin hüpfte aufgeregt von dem Drachen herab. Ihre Fußverletzung schien nicht mehr sehr schlimm zu sein, wie Jaken feststellte. Eifrig stürmte sie an den Dämonen vorbei und rannte vor Sesshomaru auf das Dorf zu. Irgendwie ärgerte sich Jaken über ihre spontane Hilfsbereitschaft, wollte sie Sesshomaru einen Gefallen damit tun? Was erlaubte sich dieses Balg eigentlich? Wenn hier jemand dem Hundedämonen einen Gefallen tat, dann nur er, sein treuer Diener! Ohne weiter nachzudenken rannte Jaken dem Mädchen hinterher. Rin sah den kleinen Dämonen hinter sich und beschleunigte ihren Lauf. Kurz darauf entdeckte sie einen Haufen aus Fleisch und Knochen vor sich. Es sah aus wie ein riesiger, zerfetzter Teufel. Das Mädchen bremste, betrachtete die schaurigen Überreste und reckte triumphierend die Hände in die Höhe! "Erste!", jauchzte sie. Brummelnd kam Jaken hinzu. "Dummkopf! Das war doch kein Wettlauf!" Kaum hatte er das gesagt, wurde ihm bewusst, wie peinlich und kindisch er sich gerade benommen hatte, als er dem Mädchen so Hals über Kopf nachgelaufen war. Dieses nervige, alberne Kind..., dachte er beschämt. "Uaah! Guck mal Jaken-sama, der Teufel da ist wirklich tot", meinte Rin, "genau wie Sesshomaru-sama gesagt hat... igitt, er ist völlig zerstückelt!" Jaken begutachtete nun auch den toten Dämon. Scheinbar war er sehr stark und gefährlich gewesen. Doch irgendwer hatte ihn mit Leichtigkeit besiegt und zerrissen. Das musste jemand mit enormen Kräften gewesen sein. "Wer das wohl war?", überlegte Jaken laut. "Das war Inu Yasha", sagte eine eisige Stimme, "doch er scheint nicht unverletzt aus diesem Kampf hervorgegangen zu sein." Jaken drehte sich herum, Sesshomaru kam lautlos heran und griff nach dem abgerissenen Kopf des Toten. Rin schrie entsetzt auf. Inu Yasha? Sesshomarus Halbbruder war in der Nähe und hatte diesen monsterartigen Teufel zerlegt? Das konnte Jaken kaum glauben. Insbesondere nicht, da der Halbdämon dafür offenbar nicht Tessaiga, sondern nur seine Krallen verwendet hatte. Was war hier nur geschehen? Der Hundedämon musterte intensiv die Zähne des getöteten Ungeheuers und studierte genauestens jeden einzelnen Geruch. Das ist ja noch weitaus interessanter als ich dachte, überlegte er dabei und legte sich den Kopf dann über die Schulter. "Gehen wir." "Äh... wollt Ihr das da etwa mitnehmen?", fragte Jaken. Auch Rin war von der Aussicht, dass Sesshomaru den gruseligen Kopf mit sich schleppen wollte, offenbar nicht sehr begeistert. Sie kreischte weiterhin entsetzt vor sich hin. Dieses Geschrei war nicht besonders angenehm, es schrillte schmerzhaft in Sesshomarus empfindlichen Ohren. "Sei still, Rin! Das nervt." "Hai!" Rin gehorchte sofort. Sesshomaru beachtete sie nicht weiter, er hatte nun etwas anderes, mit dem er sich beschäftigen und über das er nachdenken konnte: Inu Yasha... Am Dorfrand war das zweiköpfige Drachenreittier wartend zurückgeblieben, Sesshomaru ging zu ihm und legte den Teufelskopf auf seinem Rücken ab. "Jaken, komm her", befahl er barsch, "wir werden fliegen." An Rin gewandt sagte er: "Setz dich wieder auf den Drachen!" Das Mädchen starrte von Sesshomaru auf den Rücken des Drachens und zurück zu Sesshomaru. Furchtsam schüttelte sie den Kopf und klammerte sich dann schüchtern an dem Hosenbein des Hundedämonen fest. Ungeduldig und genervt sah Sesshomaru zu ihr herab. "Was ist?" Zitternd deutete Rin auf den Teufelskopf: "Ich habe Angst vor dem Dämon!" Du meine Güte, dachte Sesshomaru. Tagelang rennt sie hinter mir, einem der am meisten gefürchteten Dämonen her und jetzt erklärt sie mir, dass sie Angst vor so was hat? Das durfte doch nicht wahr sein... Der Hundedämon verlor die Geduld und wollte sich nicht mehr mit unverständlichen menschlichen Verhaltensweisen herumärgern. Grob riss er das kleine Mädchen von seinen Beinkleidern los und setzte sie neben dem toten Dämonenkopf auf den Drachen. Dann wandte er sich ausdruckslos ab und aktivierte seine Flugfähigkeiten. Jaken hielt sich an seinem Fell fest. Rin kreischte erschrocken auf, als sich der Drache mit ihr in die Luft erhob und Sesshomaru nachflog. Der unheimliche Teufelskopf hinter ihr rutschte etwas vor und in ihren Rücken. Das war zuviel für die Kleine, Jammernd und zitternd verkrallte sie ihre Hände in die Mähne des Drachens und kniff fest die Augen zusammen. Unwillkürlich warf Sesshomaru einen Blick auf sie zurück. Der Anblick des verängstigen Kindes versetzte ihm einen Stich. Er versuchte Rins Panik zu missachten. Doch so sehr er sich bemühte, es wollte ihm einfach nicht gelingen. Schließlich ertrug er es nicht mehr. Einem instinktiven Gefühl folgend drehte er sich herum, flog zu seinem Reittier, setzte sich darauf und nahm Rin beruhigend vor sich auf den Schoß. Rin riss die Augen auf und sah ihn an. Ihre Anspannung löste sich schlagartig und ihre Angst wich. Und dann geschah das, was Sesshomaru jedes Mal völlig verwirrte und mit dem er einfach nicht umgehen konnte, was er aber nichtsdestotrotz ganz heimlich erhofft hatte. Sie lächelte ihn glücklich und vertrauensvoll an. Verflixtes Vertrauen! Wie konnte sich die Kleine nur so sicher und geborgen bei ihm fühlen? Sesshomarus Nerven standen kurz vor dem Zerreißen. Dieses Menschenkind machte ihn wahnsinnig. Sie gehörte einfach nicht in seine Welt, sie passte nicht zu dem, was er war und tat. Sie brachte ihn nur völlig durcheinander. Und doch wurde er sie nicht los. Warum, zur Hölle, warum nicht?! Mühsam verdrängte der Hundedämon jeden Gedanken, der sich auf Rin bezog, und konzentrierte sich auf den Flug. Geschickt lenkte er den Drachen und sah starr geradeaus. Mit leichtem Unbehagen spürte er, wie Rin sich wohlig an ihn kuschelte. Glücklicherweise hatte der Hundedämon ein Ziel, das ihn perfekt ablenkte und es ihm erleichterte das anschmiegsame Mädchen zu ignorieren. Dieses so erfreulich ablenkende Ziel hieß Inu Yasha und das erste Mal in seinem Leben war Sesshomaru seinem Halbbruder für etwas dankbar. Schließlich landete Sesshomaru mit seinem Drachen unterhalb vulkanisch aktiver Berge, in der Nähe eines brodelnden Sumpfs. Der Hundedämon sprang schwungvoll von seinem Reittier, setzte Rin am Boden ab und schulterte sich den mitgebrachten Teufelskopf über. Jaken, der sich die ganze Zeit über an das Fell seines Herrn geklammert hatte, war bei Sesshomarus Sprung zu Boden gefallen und rappelte sich nun schwerfällig auf. "Die Feuerberge...", murmelte er und sah sich scheu um, "Sesshomaru-sama, was wollen wir hier?" Sesshomaru schwieg und witterte gründlich. "Du gehst in die nahegelegenen Wiesenhaine und bleibst dort!", sagte er danach befehlend zu Rin: "Folge mir ja nicht in diese Sümpfe!", "Nein!", begehrte Rin auf: "Ich will aber mitkommen!" "Bist du schwer von Begriff?!", schimpfte Jaken, "Menschen können nicht weiter als bis hierher, sonst sterben sie von den giftigen Dämpfen!" Rin verstummte und sah enttäuscht zu Boden. Etwas angstvoll blickte sie wieder auf und fragte leise: "Sesshomaru-sama, kommst du auch bestimmt hierher zurück?" Der Hundedämon reagierte nicht. "Lass uns gehen, Jaken!", war das einzige, das er sagte. "Bitte komm wieder, jaaa?", rief Rin ihm nach. Sesshomaru ging wort- und ausdruckslos weiter. Rin nahm die Zügel des zweiköpfigen Drachens, der bei ihr zurückblieb, in die Hand und sah dem weißhaarigen Hundedämonen sehnsüchtig nach, bis seine Gestalt in den vom Sumpf her aufsteigenden Nebelschwaden verschwand. Er hatte ihr keine Antwort gegeben und sie verlassen. Dennoch hatte Rin dieses Mal keine Angst, dass sie ihn nochmals verlieren könnte. Sie vertraute fest darauf, er würde ganz bestimmt zu ihr zurückkehren. _ _ _ _ _ Nun ist Rin allein... Habt ihr euch schon mal gefragt, was die Kleine immer so treibt, wenn sie auf Sesshomaru wartet? Das muss doch eigentlich recht langweilig für ein kleines, spielfreudiges Kind sein. Ein bisschen vergnügliche Ablenkung dürfte daher sehr verführerisch für sie sein... Sesshomaru hätte sich lieber nicht nur auf Inu Yasha konzentrieren sollen. Rin unbeaufsichtigt zurückzulassen, wird er noch bereuen... (*harr, harr*). Jeden, der mir einen Kommentar hinterlässt, informiere ich per ENS, wenn es weitergeht. Feedback würde mich sehr freuen, ich hoffe, die Story macht euch noch Spaß. Kapitel 10: Verflixtes Erbarmen ------------------------------- Während Sesshomaru sich ein neues Schwert besorgt und sich mit seinem Halbbruder beschäftigt, streunt die zurückgelassene Rin neugierig in der Gegend umher und macht dabei eine aufregende Entdeckung, die noch ungeahnte Folgen für den Hundedämonen haben wird... Dickes Dankeschön an: badeschaum, Bridget, BrokenWings, Hotepneith, Hrafna, Mondvogel, Ravenday, Rin_, Tessa-chan, Tigerin, Xell sowie ganz neu auch Lini-bini und -Sae-. Eure fleißigen Kommentare zu Kapitel 9 haben mich sehr gefreut und angespornt. So habe ich mich mit vollem Elan ins zehnte Kapitel gestürzt. Viel Vergnügen damit! Kapitel 10 - Verflixtes Erbarmen Ein kaum zu sehender, dünner Sichelmond versank in den milden Farben der heraufziehenden Morgendämmerung. Drei ereignislose Nächte waren vergangen, bis schließlich der letzte Tag vor dem Monatswechsel anbrach. Die Sonne ging auf und tauchte die Feuerberge in goldenes Licht. Inmitten eines Hains, nahe eines Baums lag Sesshomarus zweiköpfiger Drache und schlief fest. Schützend schmiegten sich seine beiden Hälse um das direkt neben ihm liegende Menschenkind. Das kleine Mädchen schien zu träumen und bewegte sich unruhig im Schlaf. Ihre zarten Kinderhände ballten sich zu festen Fäusten, dann schrak sie mit einem erstickten Schrei auf. "Mama... Papa... mein Bruder...", flüsterte Rin, sah sich verängstigt um und schlang zitternd ihre Arme um die Knie. Der Drache neben ihr wachte nun auch auf und hob freundlich brummend seine Köpfe. Schutzsuchend kuschelte sich Rin an ihn und blickte zur langsam aufgehenden Sonne. "Ob Sesshomaru-sama heute endlich wieder kommt?", fragte sie sehnsüchtig. Darauf wusste der Drache keine Antwort, er gab ein undefinierbares Schnauben von sich, streckte sich ausgiebig und erhob sich. Noch etwas schlaftrunken rieb sich Rin die Augen und stand ebenfalls auf. "Ich habe Hunger... hilfst du mir wieder etwas zu essen zu suchen?", fragte sie den Drachen. Das zweiköpfige Tier nickte leicht und setzte sich in Bewegung. Rin vergaß ihre Furcht, die ihr die nächtlichen Alpträume bereitet hatten, und sprang fröhlich hinterdrein. Der Drache führte das kleine Mädchen zu einer Baumgruppe mit zahlreichen Himbeersträuchern. Begeistert stillte Rin ihren Hunger an den süßen Beeren und löschte danach ihren Durst an einem nahegelegenen Teich. Am Teichufer wachsende, langstielige Blumen mit prallen, honiggelben Blüten weckten ihre Aufmerksamkeit. Sie pflückte eine Handvoll davon, setzte sich mit ihrem Strauß ins Gras und bastelte eine Blumenkette daraus. Mit dem vollendeten Werk lief sie stolz zu dem Drachen zurück und hängte einem seiner herabgebeugten, äsenden Köpfe die Kette um den Hals. Der Drache ließ sich widerstandslos mit den Blumen schmücken und weidete gemütlich weiter. "Ich mach dir noch mehr Schmuck", sagte Rin, sammelte weitere Blumen und bastelte noch viele verschiedene Kränze, mit denen sie den Drachen behängte. Mittags aß sie weitere Himbeeren und vertrieb sich dann die Zeit mit vergeblichen Versuchen einige Frösche am Teich zu fangen. Am späten Nachmittag wurde ihr schließlich langweilig. Lustlos stieg sie auf einen hohen Wiesenhügel und sah sich um. Von dem Hügel hatte Rin einen guten Ausblick über den ausgedehnten Wiesenhain. In der Ferne konnte sie schwach Rauch erkennen, dort mussten Menschen wohnen. Doch das interessierte das Mädchen nicht besonders, viel interessanter fand sie einige Felsen, die sie nun ebenfalls entdeckte. Vergnügt lief sie zu den Steinformationen und erkundete sie interessiert. Ein besonders großer Felsen sah wie ein Pferd aus. Rin versuchte auf das Steinpferd zu klettern, um darauf spielerisch zu reiten, aber der Felsen war zu glatt für sie, immer wieder rutschte sie daran ab. Enttäuscht wandte sich die Kleine ab und suchte nach einer anderen Klettermöglichkeit, als ihr plötzlich ein leises Winseln und Wimmern auffiel. Neugierig umrundete sie den pferdeartigen Felsen und blieb dann wie angewurzelt stehen. Einige Meter vor ihr auf dem Boden lag ein brauner, abgemagerter Hund mit zerzaustem, verfilztem Fell und prallen Zitzen. Fünf winzige, nur wenige Stunden alte Welpen mit noch blinden Augen lagen daneben und stupsten suchend und verzweifelt wimmernd gegen den Bauch des reglosen Hundes. Vorsichtig kam Rin näher und streckte ihre Finger nach dem Kopf der Hundemutter aus. Erschrocken zog sie ihre Hand darauf gleich wieder zurück. Das Tier fühlte sich steif und kalt an. Es war tot. Voller Mitleid kniete sich Rin neben die hilflosen Hundebabys. Sie waren nun ganz allein. Ohne Mutter würden sie bestimmt nicht lange überleben. "Habt keine Angst, ich helfe euch", sagte Rin und streichelte die Welpen tröstend. Die hungrigen Tiere begannen sofort an ihren Fingern zu saugen. Kurzentschlossen sammelte das Mädchen die Welpen auf, und eilte zurück auf den hohen Wiesenhügel, von dem sie gekommen war. Kaum war sie oben, huschte ein freudiges Lächeln über ihr Gesicht. Unterhalb des Hügels, nahe den Bäumen und Büschen, bei denen Rin Himbeeren gesammelt hatte, stand Sesshomaru und betrachte stirnrunzelnd sein geschmücktes Reittier. Jaken entfernte gerade fluchend die vielen Blumenkränze, mit denen der zweiköpfige Drache behängt worden war. Aufgeregt stürmte das kleine Mädchen auf die Dämonen zu. "Sesshomaru-sama!" Genervt wandte der Hundedämon seinen Blick und sah der Heranstürmenden kühl entgegen. Er hatte momentan weder Zeit noch Lust, sich von irgendwelchen Kindereien aufhalten zu lassen. Doch dann fiel ihm auf, dass Rin etwas mit sich trug, und bemerkte den seltsamen Geruch, der davon ausging. "Was hast du da?" Rin kniete sich auf den Boden und legte die gefundenen Welpen vor Sesshomarus Füßen ab. Reflexartig wich Sesshomaru einen Schritt zurück und verlor für einen kurzen Augenblick seine Selbstbeherrschung. Seine Gesichtszüge entgleisten und wandelten sich bare Fassungslosigkeit. "Was, zur Hölle... wo hast du DAS denn her?" "Ihre Mama ist tot", erklärte Rin, "bitte, Sesshomaru-sama, bitte, du musst ihnen helfen..." Sesshomaru starrte Rin und ihren Fund weiterhin entgeistert an. Schließlich holte er tief Luft und zwang sich mühsam zur Ruhe. "Bring das sofort dahin zurück, woher du es hast!" Zögerlich strich das Mädchen den Hundewelpen über das flaumige Fell. "Hörst du nicht, was ich sage? Bring das wieder weg!" Mit gesenktem Kopf stand Rin langsam auf und nahm die Welpen zurück in ihre Arme. Vereinzelte Tränen rannen dabei über ihre Wangen. Traurigkeit und grenzenlose Enttäuschung zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Stumm bittend blickte sie schließlich noch einmal zu Sesshomaru empor. Mit einem gepressten, erbitterten Knurren drehte sich Sesshomaru zu seinem Diener um. "Jaken!" Der kleine Dämon warf sich sofort überaus diensteifrig vor ihm zu Boden. "Ja, mein Herr?" "Flieg ohne mich zu Kaijinbo und hol mein bestelltes Schwert allein ab! Komm dann so schnell wie möglich hierher zurück!" Jaken nickte gehorsam, bestieg den etwas widerwillig dreinschauenden Drachen und flog schließlich mit ihm davon. Sesshomaru wandte sich wieder Rin zu: "Komm mit!" Das Mädchen sah ihn fragend an, drückte die Welpen in ihren Armen an sich und folgte dem Dämonen, der nun die Witterung einer fernen Menschensiedlung aufnahm und rasch darauf zuging. Verdammt noch mal, dachte Sesshomaru wütend, welche Überraschungen hat dieses Kind denn noch auf Lager? Menschen und ihr verflixtes Erbarmen! Was gehen mich fünf jämmerliche Hundebabys an? Was glaubt diese Göre eigentlich, was ich bin? Ein Retter für verlassene Waisenkinder? Und wie schafft Rin es immer wieder mich klein zu kriegen? Das gibt es doch nicht, besitzt sie vielleicht irgendwelche geheimen Mikokräfte? Angestrengt unterdrückte der Hundedämon seinen Ärger und lenkte sich ab, indem er seine Gedanken auf etwas anderes konzentrierte. Sofern alles nach Plan verlief, würde er zumindest bald ein ordentliches Schwert haben. Danach konnte er seinem Halbbruder einen kleinen Besuch abstatten, um die Waffe an ihm und Tessaiga zu testen. Bei dieser Gelegenheit ließ sich hoffentlich auch ein weiteres Rätsel lösen, das Sesshomaru einfach keine Ruhe mehr ließ. Er musste unbedingt herausfinden, was mit Inu Yasha geschehen war, mit dem Halbdämonen stimmte was nicht. Denn was hatte das zu bedeuten, dass Inu Yashas Blut kurzfristig wie das Blut eines vollwertigen Dämons gerochen hatte? Sesshomaru war fest entschlossen dieses Geheimnis zu lüften. Dann konnte er Inu Yasha in die Hölle schicken und hätte zumindest schon mal einen nervraubenden Störfaktor beseitigt. Ein Entsetzensschrei riss Sesshomaru aus seinen Gedanken. Er hatte den Rand eines frisch gepflückten Ackers erreicht, auf dem einige Männer mit Hacken standen und den Dämonen furchterfüllt anstarrten. Sesshomaru sah kalt zurück, woraufhin sich die Männer in völliger Panik auf den Boden warfen und ihre Gesichter in den Erdboden drückten. "Habt Erbarmen... Lasst uns am Leben... Tötet uns nicht..." Verständnislos beobachtete Sesshomaru dieses ihn anwidernde Verhalten. Was sollte das? Wenn er die Menschen hätte umbringen wollen, wären sie tot gewesen, bevor sie überhaupt einen Ton von sich hätten geben können. Außerdem scherte es ihn nicht, wenn Todgeweihte um ihr Leben bettelten. "Rin, gib ihnen die Welpen!" Das Mädchen hinter Sesshomaru ging zu den knienden, zitternden Männern und legte die winzigen Tiere in ihren Armen vor den Bauern ab. "Kümmert euch darum!", befahl Sesshomaru, drehte sich um und ging dann schnell wieder fort. Rin streichelte die Welpen noch einmal liebevoll. Mit einem fröhlichen "Danke, Wiedersehen!" winkte sie den angsterstarrten Männern zu und hüpfte dann dem Dämonen hinterher. Vorsichtig hoben die Bauern ihre Köpfe und sahen dem davongehenden Duo verblüfft nach. Ebenso verwundert glotzten sie auf die fünf winselnden Hundebabys und gafften sich schließlich gegenseitig perplex an. "Sagt mal", meinte einer von ihnen, "kann mir mal jemand eine Ohrfeige geben? Ich fürchte, mein Verstand ist flöten gegangen... War hier jetzt eben wirklich ein Dämon mit einem Kind und hat uns befohlen, uns um kleine Hundewelpen zu kümmern? Oder hab ich das geträumt?" Ein anderer Bauer stupste die vor ihm liegenden Hündchen zaghaft an. "Scheint kein Traum zu sein", murmelte er daraufhin, "Diese Tiere fühlen sich jedenfalls sehr real an." Immer noch völlig verdattert standen die Männer auf. Es fiel ihnen äußerst schwer zu glauben, was eben vorgefallen war. Doch sie beschlossen es als verrückte Laune einer höheren Macht hinzunehmen und dem Befehl des Dämonen zu gehorchen. Immerhin hatte er sie am Leben gelassen. Und sie wollten nicht weiter über die seltsame Begegnung nachdenken. Dafür gab es schließlich Priester und Gelehrte, sollten die sich doch über das rätselhafte Verhalten von Geistern und Dämonen den Kopf zerbrechen! Sesshomaru war währenddessen in die Wiesenhaine zurückgekehrt und wartete dort auf Jaken. Neben ihm, dicht an ihn gekuschelt, lag Rin und schlief tief. Ein glückliches, zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Ergrimmt sah der Hundedämon von dem Mädchen weg und blickte ungeduldig in den mondlosen Nachthimmel. Wo blieb diese Kröte bloß so lange? Konnte Jaken denn nicht wenigstens ein einziges Mal etwas richtig machen? Was war denn so schwer daran ein Schwert abzuholen? Oder hatte dieser dämliche Schwertschmied namens Kaijinbo irgendwas vermurkst? Musste denn ständig alles schief gehen?! Innerlich vor Zorn kochend stand Sesshomaru schließlich auf und löste vorsichtig sein Fell aus Rins Umklammerung. Seine Geduld war am Ende. Also schön, dachte er, dann werde ich mich eben selbst auf den Weg machen. Und wehe all jenen, die es wagen sich mir in den Weg zu stellen! So war Rin, als sie von der Mittagssonne geweckt wurde, wieder allein. "Sesshomaru-sama?" Das Mädchen stand auf und lief suchend in den Wiesen umher. Völlig ohne Gesellschaft zu sein, gefiel ihr gar nicht, doch sie klammerte sich an die Hoffnung, dass der Hundedämon nur ganz kurz fortgegangen war, und ganz bestimmt gleich wiederkommen würde. Erst nach einer Stunde gab Rin ihre Suche auf, ließ sich ins Gras plumpsen und pflückte gedankenverloren einen Blumenstrauß. "Sesshomaru-sama braucht aber lange...", murmelte sie enttäuscht. Gleich darauf hob sie jedoch erfreut ihren Kopf. Als wolle das Schicksal Rin eine Enttäuschung ersparen, tauchte der von ihr Ersehnte mit Jaken und seinem drachenartigen Reittier am Wiesenrand auf und kam langsam auf sie zu. Überglücklich sprang Rin auf und lief den drei Dämonen entgegen. "Sesshomaru-sama!" Ein scharfer Befehl des Hundedämonen bremste ihren Lauf frühzeitig. "Halt still!" Rin erstarrte sofort in ihrer Bewegung und spürte einen Windhauch, als Sesshomaru blitzschnell an ihr vorbeisprang. Ein lautes, krachendes Geräusch war zu hören. Verwirrt umklammerte Rin fest den Blumenstrauß in ihrer Hand und blieb weiterhin stocksteif auf einem Bein stehen. Sie hörte Sesshomaru reden, eine Frauenstimme antwortete ihm, doch Rin konnte nicht verstehen, was sie sagten. Doch sie achtete auch nicht besonders darauf, sie brauchte ihre ganze Konzentration, um wie befohlen still zu halten. Erst, als Sesshomaru ihr ausdrücklich wieder erlaubte sich zu bewegen, erwachte sie aus ihrer Erstarrung und lockerte dankbar lächelnd ihre versteiften Glieder. Sesshomaru stand eine Zeitlang schweigend im Wind, sah nachdenkend in den Himmel und drehte sich dann zu seinen Begleitern um. Rin bemerkte nun ein glänzendes, zweischneidiges Schwert, das er in der Hand hielt. "Oh, Sesshomaru-sama... du hast ja ein neues Schwert! Aber du hast doch schon ein anderes, wozu brauchst du denn zwei Schwerter?" Eigentlich eine sehr gute Frage, überlegte Sesshomaru, vielleicht sollte ich einen Abstecher zur See machen und Tensaiga darin versenken. Dann wäre ich wenigstens eins meiner lästigen Probleme los... Zunächst gab es jedoch Wichtigeres zu erledigen. Sesshomaru besaß nun zwar ein taugliches Schwert, aber zu seinem Bedauern war es ihm nicht gelungen Inu Yasha zu beseitigen. Stattdessen hatte ihm der Halbdämon mit seiner mysteriösen Blutveränderung kurzfristig sogar Angst eingejagt. So etwas konnte der Hundedämon natürlich nicht hinnehmen, er musste dieser Sache auf den Grund gehen und endlich herausfinden, was hinter Inu Yashas Verwandlung steckte. Zum Glück gab es jemanden, der Sesshomarus Fragen sicher beantworten konnte. "Gehen wir!" Mit kühlem, ausdruckslosem Gesicht setzte sich Sesshomaru in Bewegung. Rin, Jaken und der zweiköpfige Drache schlossen sich ihm sofort an. Einen weiteren Tag und eine Nacht später machte der Hundedämon am Rand eines alten Waldes Halt. Er befahl Jaken ein Feuer zu machen und Rin bei der Essenssuche zu helfen. Jaken fügte sich widerstrebend dem Befehl und half Rin einige Pilze zu sammeln, die sie beide danach über dem Feuer brieten. Sesshomaru setzte sich neben einen Baum, lehnte sich gegen den Stamm und rieb sich die Schläfen. Irgendwie fühlte er sich nicht besonders gut. Sein Kopf schmerzte, seine Muskeln waren verspannt und seine Augen brannten leicht. Wahrscheinlich litt er an einer Nervenüberreizung. Nicht sehr verwunderlich, wenn er bedachte, was er in der letzten Zeit so alles erlebt hatte. Vielleicht würde es gut tun, sich ein bisschen auszuruhen. Müde schloss Sesshomaru die Augen. Bleierne Schwere legte sich über ihn. Seltsam, dachte der Hundedämon, mir ist so komisch zumute und das Atmen fällt mir so schwer... Was ist denn nur mit mir los?! Im nächsten Moment fiel er schlagartig in einen bewusstlosen Schlaf. Rin am Feuer gähnte und ging schließlich zu Sesshomaru, um sich neben ihn zu legen. Etwas verwundert sah sie den schlafenden Hundedämonen an und fasste zaghaft nach seiner schlaff herabgesunkenen Hand. "Lass den Herrn in Ruhe!", schimpfte Jaken: "Er mag es nicht, wenn man ihn unerlaubt anfasst!" Das kleine Mädchen hörte nicht auf die Ermahnungen. Sacht berührte sie Sesshomarus krallenbewehrte Finger und lauschte seinem schweren Atem. Zuletzt ging sie noch näher an den Hundedämonen heran und legte ihre Hand auf seine Stirn. Mit erschrockenen Augen drehte sie sich dann zu Jaken um. "Jaken-sama...", sagte Rin und ein überaus besorgter Unterton lag in ihrer kindlichen Stimme: "Ich glaube, Sesshomaru-sama hat hohes Fieber..." _ _ _ _ _ *grins* Was ist denn da jetzt passiert? Tja... Rin hat eben noch nicht gelernt, dass man sich immer ordentlich die Hände waschen sollte, wenn man Tiere anfasst, ansonsten könnte es sein, dass man da was überträgt... Im nächsten Kapitel erfahrt ihr dann mehr. *g* Eine Bemerkung zu der kurz angedeuteten Szene, als Sesshomaru auf Kagura trifft: dabei habe ich mich an die Mangavorlage gehalten. Im Anime ist diese Szene etwas anders, denn da trifft Kagura auf Sesshomaru bevor er Tokijin hat. Warum Manga und Anime hier voneinander abweichen, weiß ich nicht, so was passiert ja öfters und ist halt so. Aber für eine der beiden Versionen musste ich mich nun mal entscheiden und meist bevorzuge ich dann den Manga. Kommentare würden mich wieder sehr freuen. Als Dankeschön bekommt ihr dafür auch eine ENS von mir, wenn es weitergeht. Kapitel 11: Verflixtes Hundeblut -------------------------------- Wieder möchte ich mich zunächst herzlich bei allen bedanken, die mir zu Kapitel 10 einen Kommentar geschrieben haben (*tausend liebe, liebe Grüße an euch!!!*). Und jetzt möchte ich euch nicht weiter aufhalten. Wie ihr euch vielleicht noch erinnert, durfte Sesshomaru im letzten Kapitel nicht nur sein neu erworbenes Schwert ausprobieren, sondern zwischendrin auch ein paar Hundewelpen retten, die Rin ihm angeschleppt hatte. Einige Zeit später macht der Hundedämon mit seinen Begleitern über Nacht am Rande eines alten Waldes Rast und wird dann plötzlich bewusstlos... was nur ist passiert? Ich wünsche viel Vergnügen beim Weiterlesen! Kapitel 11 – Verflixtes Hundeblut Mit einem Ausdruck in den Augen, als wäre gerade die Sonne im Westen aufgegangen, glotzte Jaken zu Rin. Es dauerte eine Weile bis er seine Gedanken soweit geordnet hatte, dass er eine Frage stellen konnte: „Was hast du da eben gesagt?“ „Sesshomaru-sama hat Fieber“, wiederholte Rin, „er ist krank!“ „Red keinen Blödsinn“, meinte Jaken verärgert, „Dämonen werden nicht krank... glaub ich jedenfalls... und wenn, nur sehr selten...“ „Aber fühl doch, Jaken-sama“, erwiderte Rin und streckte nochmals ihre Hand nach Sesshomaru aus, „seine Stirn ist ganz heiß!“ Zögernd kam Jaken hinzu und betrachtete seinen Herrn. Sesshomaru hatte die Augen geschlossen, er schien zu schlafen, doch sein Atem ging schwer und rasselte leicht. Sein Gesicht war aschfahl und glänzte im Feuerschein. „Sesshomaru-sama?!“ Vorsichtig rutschte Jaken auf Knien an seinen Herrn heran und berührte ihn unterwürfig am Fuß. Ihm war äußerst unwohl dabei, denn Sesshomaru konnte sehr ungehalten werden, wenn er ungebührlich gestört wurde. Doch der Hundedämon reagierte nicht. Nun völlig verunsichert griff Jaken nach Sesshomarus Handgelenk und schrak entsetzt zurück, die Haut seines Herrn war schweißnass und fühlte sich glühend heiß an. „Oh nein... wie kann das sein... oh nein... das gibt es doch nicht... oh nein... was mach ich denn jetzt... oh nein, oh nein...“ Panisch rannte Jaken um Sesshomaru herum und fuchtelte verzweifelt mit den Armen in der Luft herum. Rin beobachtete sein Verhalten zunehmend verängstigt. „Jaken-sama“, bat sie schließlich, „wir müssen Sesshomaru-sama helfen.“ Jaken stoppte blitzartig sein panisches Gerenne und starrte Rin an. Das Kind hatte recht. Sie mussten irgendwas tun. Aber was? Der kleine Dämon versank in grübelndes Nachdenken und musterte seinen Herrn genau. „Also... erst mal sollten wir ihn etwas bequemer hinlegen und ihm die Rüstung abnehmen, damit er leichter atmen kann. Vielleicht hilft das ja schon ein bisschen.“ Entschlossen ging Jaken zu Sesshomaru und zog ihn mit Rins Hilfe ein Stück von dem Baum weg, an den er gelehnt saß. Gemeinsam betteten sie den Hundedämonen auf sein weiches Fell. Jaken löste behutsam die seidene Schleife um Sesshomarus Taille und achtete sehr darauf keines der beiden Schwerter, die beim Entfernen des Gürtelbands zu Boden fielen, zu berühren. Mühselig nahm er seinem Herrn dann die schwere Rüstung ab. Immer noch rührte Sesshomaru sich nicht. „Das sieht aber gar nicht gut aus...“, murmelte Jaken besorgt: „Wenn ich nur wüsste, was er hat... wenn er doch wenigstens aufwachen würde...“ „Vielleicht hilft da Wasser“, überlegte Rin laut und sauste flink zu einem nahegelegenen Waldbach. Mit hohlen Händen schöpfte sie etwas Wasser, brachte es vorsichtig zu Sesshomaru und spritzte dem Hundedämonen einige Tropfen ins Gesicht. „Das ist doch völlig unsinnig“, kommentierte Jaken Rins Bemühungen, „du verschüttest das ganze Wasser ja vorher. Und außerdem ist das sehr unhöflich, was du da tust. Sesshomaru-sama würde so was sicher niemals erlau... HEY! Was fällt dir ein, gib mir das zurück!“ Völlig überraschend hatte Rin dem kleinen Dämonen seine Kappe vom Kopf gerissen, lief damit erneut zum Bach und benutzte Jakens Hut anstelle der Hände zum Wasserschöpfen. „GIB MIR DAS SOFORT ZURÜCK!“ Zornerfüllt sauste Jaken hinter dem Menschenmädchen her und fasste hitzig nach seiner Kopfbedeckung. Rin ließ die als Schöpfeimer missbrauchte Kappe reflexartig los, der nasse Inhalt ergoss sich schwungvoll direkt über Sesshomarus Schoß. Der Hundedämon regte sich daraufhin etwas und knurrte leise. Erschrocken wich Jaken einen Schritt zurück und versteinerte. Ängstlich und starr wie eine Statue sah er auf seinen Herrn herab. Mit rasenden Kopfschmerzen wachte Sesshomaru auf. Er bekam kaum Luft und seine Brust schmerzte, als ob seine Lunge von eisernen Ketten zusammengepresst werden würde. Verwirrt kniff der Hundedämon mehrmals seine Augen zu und öffnete sie wieder. Seine Sehfähigkeit war herabgesetzt, er konnte nur schemenhafte Schatten über sich ausmachen. Auch sein Geruchssinn funktionierte nicht richtig, da seine Atemwege verstopft waren. Was war denn nur los? „Sesshomaru-sama? Könnt Ihr mich hören? Geht es Euch etwas besser?“ Der Hundedämon erkannte Jakens Stimme. Krampfhaft bemühte er sich darum etwas zu sehen. Langsam klärte sich seine Sicht und Sesshomaru bemerkte, dass er auf seinem Fell am Boden lag. Zwei sorgenvolle Gesichter blickten ihm entgegen. Angestrengt rang der Hundedämon nach Atem und versuchte sich aufzurichten, doch er konnte sich nicht rühren, seine Glieder schienen fast völlig gelähmt zu sein. Ich bin in der Hölle, kam es Sesshomaru spontan in den Sinn, anders konnte er sich seinen momentanen Zustand zunächst nicht erklären. Aber was machten dann Jaken und Rin da? Gehörte es etwa zu den Höllenqualen, dass er nicht einmal im Jenseits von diesen kleinen Quälgeistern Ruhe hatte? Andererseits wirkten die beiden eigentlich noch recht lebendig und Sesshomaru konnte sich zudem nicht erinnern gestorben zu sein. Auch, was er sonst noch so erkennen konnte, sah eigentlich nicht nach Hölle, sondern nach einem Wald aus. Was also, verflixt noch mal, war mit ihm los? „Du bist plötzlich krank geworden, Sesshomaru-sama“, beantwortete Rin seine gedankliche Frage und fügte dann flehentlich hinzu: „bitte, bitte, werd ganz schnell wieder gesund, ja?“ Krank? Er war krank? Das war doch völliger Unsinn. Dämonen konnten doch nicht erkranken, das war doch gar nicht möglich... oder etwa doch? Sesshomarus Verwirrung nahm zu, ebenso wie seine Kopfschmerzen. Zudem erfasste ihn ein starkes Schwindelgefühl, so dass er kurzfristig seine Augen schließen musste, um seine orientierungslos gewordenen Sinne zu beruhigen und zu ordnen. Dabei fiel ihm auf, dass sich seine Kleidung zwischen seinen Oberschenkeln nass anfühlte. Der stolze Hundedämon riss die Augen wieder auf und schrak innerlich zutiefst zusammen. Hatte er etwa die Kontrolle über gewisse Körperfunktionen verloren und sich etwa... nein, das konnte doch nicht sein, er trank doch nur sehr selten etwas, da konnte er sich doch nicht unbewusst in die... ODER ETWA DOCH?!? Glücklicherweise bekam Sesshomaru im gleichen Augenblick auf diese unaussprechliche, für ihn mehr als peinliche Frage eine äußerst beruhigende Antwort. „Verzeiht, dass ich Wasser über Eure Hose geschüttet habe“, stammelte Jaken, „das war keine Absicht... Schuld daran ist die Menschengöre: sie wollte das Wasser benutzen, um Euch aufzuwecken, als Ihr bewusstlos wart. Ich habe ihr gesagt, dass sie das lassen soll und sie stellt sich ja eh so ungeschickt an, aber dieses Balg hört nicht auf mich. Und dann nimmt sie sich einfach meine...“ „Jaken...“, Sesshomaru musste feststellen, dass auch seine Stimme kaum noch funktionstüchtig war, denn er brachte die folgenden Worte nur noch mit größten Mühen heraus: „Sei... gefälligst still!“ Jaken verstummte. Dafür machte Rin wieder auf sich aufmerksam. Sie setzte sich direkt neben Sesshomaru ins Gras, löste den Gürtel ihres Kimonos und tupfte damit sorgfältig und liebevoll den Fieberschweiß von seiner Stirn. Spätestens jetzt hätte Sesshomaru am liebsten lauthals und protestierend aufgeschrieen, denn ihm gefiel Rins Fürsorge keineswegs. Doch bedauerlicherweise war er nicht in der Lage sich dagegen zu wehren. Seine mysteriöse Erkrankung hatte ihn mittlerweile absolut bewegungsunfähig gemacht und raubte ihm nun auch ganz die Sprache. Er konnte keinen einzigen Ton, nicht einmal ein Knurren, mehr von sich geben. Schwer atmend ergab sich Sesshomaru seinem Schicksal, er konnte nur hoffen, dass er sich bald wieder erholte und die grässliche Krankheit, was auch immer das war, möglichst rasch überwand. Aber leider sollte sich seine Situation sogar noch verschlimmern. „Ja so was, Kumpel, was machst du denn hier? Ich habe nicht erwartet, dass wir uns derartig schnell wiedersehen...“ Rin und Jaken sahen verblüfft hoch und wandten sich dem Rand des alten Waldes, neben dem sie lagerten, zu. Auch Sesshomaru wollte sich dorthin wenden, scheiterte jedoch erneut an jedem kleinsten Bewegungsversuch. Doch seine eingeschränkte Sicht genügte, um zu erfahren, wem die dreiste Stimme gehörte, die sich da eben zu Wort gemeldet hatte. Und es genügte, um Sesshomarus innerliches Entsetzen über seinen hilflosen, kläglichen Zustand noch weiter zu steigern. Aus dem Wald heraus tauchte eine stämmige, rothaarige und schmuckbeladene Dämonin auf. Sie führte ein skelettartiges, vollbepacktes Geisterpferd hinter sich her und musterte verwundert die Szenerie vor sich. „Also, ich glaub, das ist das erste Mal, dass ich dich am Boden rumliegen sehe, Sesshomaru-kun. Könnte es sein, dass du irgendein gravierendes Problem hast?“ „Halt deine vorlaute Klappe, Beniga, du unverschämte Marderhunddämonin!“, empörte Jaken sich: „Oder mein Herr wird dich fürchterlich strafen!“ „Das sieht aber gar nicht danach aus“, meinte die angesprochene Dämonin und grinste frech: „Mein alter Kumpel scheint nicht ganz in Form zu sein. Was hat er denn?“ „Sesshomaru-sama ist krank“, erklärte Rin. „Krank?“ Neugierig kam Beniga etwas näher an Sesshomaru heran und schnupperte prüfend in der Luft herum. Kurz darauf wich sie blitzartig einige Schritte zurück. „Ach, du schöne Scheiße...“, sagte sie, „Hundestaupe!“ „Häh?“, fragte Jaken mit dümmlichem Gesichtausdruck: „Hundestaupe? Was heißt das, was ist denn das? „Eine seuchenartige Tierkrankheit, die Hunde und ähnliche Arten wie beispielsweise Wölfe oder mir verwandte Tiere befällt“, erklärte Beniga, „Menschen und Dämonen können so was normalerweise nicht kriegen, außer wenn... nun ja, Sesshomaru ist ein sehr starker Dämon, dementsprechend ist auch die tierische Komponente ziemlich stark ausgeprägt bei ihm. Normalerweise hat das nur nützliche Effekte, das verleiht ihm besondere Sinne und Fähigkeiten, die sonst kaum jemand hat. Aber in diesem speziellen Fall wirkt sich sein mächtiges Hundeblut eher nachteilig aus, er hat damit auch eine hohe Anfälligkeit auf hundetypische Krankheiten vererbt bekommen...“ Sesshomaru hatte reglos zugehört, nun weiteten sich seine Augen vor Schreck. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie ihn sein Vater immer ausdrücklich vor jeglichen Hundekrankheiten gewarnt hatte. Gegen so etwas war er aufgrund seiner tierischen Verwandtschaft machtlos, auch seine dämonischen Kräfte konnten ihm da nicht weiterhelfen. Wie hatte er sich nur bloß solch eine Krankheit einfangen können? Die Hundewelpen... dachte er daraufhin entsetzt. Rin hatte verlassene Welpen, deren Mutter gestorben war, gefunden und angefasst. Und danach hatte sie eng neben Sesshomaru in seinem Fell geschlafen. Die Tiere mussten mit Hundestaupe infiziert gewesen sein und Rin als Überträger hatte ihn angesteckt! Verflixtes Hundeblut, dachte Sesshomaru, wie hatte er nur so unvorsichtig und gedankenlos sein können? „Und was kann man gegen diese Staupe tun?“, fragte Jaken währenddessen. „Nicht viel, soweit ich weiß“, erwiderte Beniga achselzuckend, „ein bisschen Beten könnte vielleicht nicht schaden, in den meisten Fällen verläuft diese Krankheit nämlich tödlich.“ Völlig entgeistert glotzte Jaken die Dämonin an: „Du meinst... Sesshomaru-sama könnte daran... sterben?!“ Rin war ebenfalls fassungslos. Sie schluckte kurz, dann füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Sesshomaru-sama darf nicht sterben“, jammerte sie, „bitte, ich mach alles, aber er darf nicht sterben... ich will nicht, dass er tot ist...“ Rins letzte Worte gingen in haltlosem Weinen unter. „Nun ja... vielleicht überlebt er es wider Erwarten ja“, sagte Beniga tröstend und schielte heimlich hämisch zu Sesshomaru, der verdächtig so aussah, als würde er gleich entrüstet platzen. Danach drehte die Marderhunddämonin sich zu ihrem geisterartigen Pferd um und kramte in ihrem Gepäck herum. „Ich habe da ein paar Kräuter, die sind gut gegen so allerlei. Vielleicht helfen sie ja ein bisschen. Am besten kocht ihr einen Tee daraus und süßt ihn mit viel Honig, denn das Zeug schmeckt grauslich. Auf jeden Fall solltet ihr versuchen irgendwie das hohe Fieber runterzukriegen, das ist am gefährlichsten.“ Sofort sprang Rin hilfsbereit auf: „Wir könnten ja kalte Wadenwickel machen“, schlug sie vor, „das hat meine Mama früher mal bei mir gemacht.“ Ohne auf die sehr verdutzten Mienen von Jaken und Beniga zu achten, schnappte Rin sich Sesshomarus Seidenschleifen. Eifrig lief sie damit zu dem nahegelegenen Waldbach und tauchte die Seide ins kühle Wasser. Dann kam sie schnell zurück, schob Sesshomarus Hosenbeine hoch und wickelte die langen, nassen Tücher um seine Unterschenkel. Das nun war eine Situation, in der sich Sesshomaru endgültig in die Hölle wünschte. Der Ort der Verdammnis und jede dazugehörige Qual konnte nicht schlimmer sein, als völlig stumm und gelähmt in solch überaus beschämenden Umständen am Boden liegen zu müssen, direkt vor den Augen einer schleimigen Kröte und einer klatschsüchtigen Marderhündin! Und wenn er Pech hatte, würde er jetzt an einer Tierseuche zugrunde gehen! Beniga beobachtete den Hundedämonen vorsichtig aus den Augenwinkeln. Kein Zweifel, Sesshomaru war sauer, mehr als sauer, er ähnelte einem brodelnden Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Das bedeutete, es war sicherlich sehr ratsam sich schleunigst zu verdünnisieren. Schließlich gab es keine Garantie dafür, dass Sesshomarus momentaner bewegungsloser Zustand von Dauer war. „Also dann, ich muss weiter. Ich habe ich es etwas eilig, weil... na ja, ich muss meine neu erworbenen Waren heimwärts bringen. Ich lass euch die Heilkräuter für den Tee und einen Topf Honig da... Tja also, dann gute Besserung!“ Mit ihrem letzten Satz wandte Beniga sich keck lächelnd an Sesshomaru. „Du glaubst gar nicht, wie viele Dämonen mich jetzt um diesen einmaligen Anblick beneiden würden, Sesshomaru-kun“, feixte sie. Sie beugte sich etwas zu Sesshomaru herab und flüsterte so leise, dass weder Rin noch Jaken die folgenden Worte hören konnten: „Solch ein Ende hast du dir nie erträumt, was? Damit übertriffst du sogar den schmählichen Abgang deines Vaters. Ich wünsch dir eine spaßige Reise ins Jenseits. Mach’s gut, alter Kumpel!“ Schadenfreudig kichernd kletterte Beniga zwischen die Gepäckstücke auf ihr Geisterpferd und ritt schnell davon. Aufgebracht sah Sesshomaru ihr nach und biss die Zähne zusammen. Warte nur, du freches Biest, das wirst du noch bereuen, dachte er. Und wenn ich dich als Toter aus der Hölle heraus verfolgen muss, du wirst es bereuen! Rin kniete sich derweil neben Sesshomaru, wischte wieder sanft seine fiebernasse Stirn ab und streichelte dann sanft durch sein Haar. Jaken sah etwas ratlos zu und stellte sich schließlich vor Sesshomarus Füße. Dort begann er mit geschlossenen Augen ein Gebet aufzusagen, das er mal vor langer Zeit von einem buddhistischen Mönch gehört hatte. Der kleine Dämon hatte zwar keine Ahnung vom Beten, war aber fest entschlossen alles Erdenkliche zu tun, das seinem erkrankten Herrn vielleicht helfen konnte. Sesshomaru mochte Jakens Beterei überhaupt nicht, da das nicht sehr aufmunternd klang. Doch er beschloss das ebenso wie Rins Streicheleinheiten und seinen schmachvollen Zustand zu ignorieren. Was blieb ihm in seiner misslichen Lage sonst auch übrig? Zumindest konnte es nicht noch schlimmer kommen, war er überzeugt. Damit befand sich der Hundedämon allerdings in einem Irrtum. _ _ _ _ _ Armer, armer Hund, der hat aber auch ein Pech... was jetzt wohl noch auf ihn wartet?!? Ich hoffe, ihr hattet wieder etwas Spaß beim Lesen. Bitte nicht böse oder ungeduldig werden, in den nächsten Monaten wird das Schreiben leider noch viel länger dauern (ich habe fast überhaupt keine Zeit und Muße!). Zudem komme ich künftig wieder seltener ins Netz. Und alle, die auch sehnsüchtig auf das Finale meiner ersten Fanfic (‚Die unzertrennlichen Brüder’) warten, bitte ich zudem tausendfach um Entschuldigung. Ich stecke da in einer enormen Schreibblockade und habe diese Story immer noch nicht fertig. Ich schätze, es wird noch etwa zwei bis drei Wochen dauern, bis ich meine erste FF endlich abschließen kann. Noch eine Bemerkung: Falls sich jemand für die Hundekrankheit interessiert, die Sesshomaru da befallen hat (ja, die gibt es auch wirklich!), hier ein paar Infos dazu: Hundestaupe wird durch ein Virus verursacht, die Infektion erfolgt meist von Hund zu Hund, aber auch indirekt über Gegenstände. Die Krankheit beginnt mit hohem Fieber und grippeähnlichen Symptomen. Erkrankte Hunde fressen nichts mehr und sind sehr apathisch. Im weiteren Verlauf der Infektion kommt es zu verschiedenen, vermischbaren Verlaufsformen (Darm-, Lungen und/oder Nervenstaupe) Die Sterblichkeit bei einer Staupeerkrankung ist insbesondere bei Jungtieren ungeimpfter Elterntiere sehr hoch. Falls die Staupe überlebt wird, behalten die Hunde nicht selten lebenslängliche Schäden wie Zahnschmelzdefekte (Staupegebiss), spröde, rissige Pfoten (Hard pad disease) und neurologische Störungen zurück. (Abschlussbemerkung: Ob Sesshomaru auch irgendwelche Schäden zurück behalten wird, will und werde ich nicht beurteilen, das lasse ich offen.) Kapitel 12: Verflixtes Kranksein -------------------------------- Zunächst ein ganz lieber Gruß an bade-schaum, Breaca, BrokenWings, chriss-chan, fairytale, Hotepneith, Hrafna, Jin-Jin, Mondvogel, Ravenday, Rin_, Tessa-chan, Tigerin, Weissquell, Xell und yamina-chan. Ich freue mich ungemein über eure treue Lesebereitschaft und besonders über eure Kommis zu Kapitel 11. (Toll, soo viele Kommi-Schreiber hab ich...*riesig freu*!) Im letzten Kapitel hat es Sesshomaru ganz besonders schlimm erwischt, jetzt hat ihn Rin auch noch unbeabsichtigt mit Staupe infiziert und in eine ziemlich schmachvolle Lage gebracht. Kann es noch schlimmer für ihn kommen? Oh ja, es kann! Viel Vergnügen weiterhin! Kapitel 12 – Verflixtes Kranksein Die ganze Nacht hindurch wachten Rin und Jaken an Sesshomarus Seite. Beide taten ihr Bestes, um dem erkrankten Hundedämonen zu helfen. Jaken murmelte unentwegt und ständig wiederholend sein Gebet vor sich hin. Er wusste nicht, was dieses Gebet bedeutete, wozu es normalerweise benutzt wurde, aber er kannte nun mal kein weiteres. Und je öfter er es wiederholte, desto wirkungsvoller würde es sicher sein, glaubte er. Rin zeigte ihre Anteilnahme durch fleißiges Stirn abtupfen und tröstendes Streicheln. Zwischendrin lief sie immer wieder eifrig zu dem nahegelegenen Waldbach, um Sesshomarus Wadenwickel zu erneuern. Sesshomaru selbst hatte sich völlig der Apathie seiner Krankheit hingegeben. Sein Zustand hatte sich weiter verschlechtert und mittlerweile war ihm alles egal, er fühlte sich einfach nur noch hundsmiserabel. Jeglicher Wehrfähigkeit beraubt und in Erwartung eines jämmerlichen Todes hatte er nur noch einen einzigen Wunsch: in völlige Bewusstlosigkeit abdämmern zu dürfen, damit er von all dem, was mit ihm und um ihn herum geschah, nichts mehr mitbekam. Dieser sehnliche Wunsch wollte sich bisher allerdings nicht erfüllen. Im Gegenteil, der Hundedämon musste stattdessen eine weitere Steigerung seiner misslichen Lage erleben. Die Verschlimmerung von Sesshomarus Situation kam aus derselben Richtung wie in der Nacht zuvor die Marderhunddämonin Beniga und tauchte so plötzlich aus dem Wald heraus auf, dass Rin und Jaken einen reflexartigen Schreckensruf losließen. Mühsam öffnete Sesshomaru seine bleischweren Lider und blickte mit fiebrigen Augen zu der Stelle, zu der seine beiden Begleiter sahen. Nein, dachte er dann, nein, das ist einfach nicht fair. Irgendeine schicksalsträchtige Kraft muss es auf mich abgesehen haben! Am Waldrand stand eine sechsköpfige Gruppe Mönche, die überrascht und verblüfft auf den Dämonen am Boden herabstarrten. Jeder von ihnen hatte eine Perlenkette und mehrere Bannzettel in der Hand. Es war ein gut gerüsteter Trupp, perfekt gerüstet für Dämonenjagd. Jaken fühlte jähe Panik in sich aufsteigen. Er erkannte sofort die Gefahr der Sache. Wenn die Mönche eine Ahnung davon bekamen, was für eine großartige Beute da ausgeliefert vor ihnen lag, würden sie sicher sofort die günstige Gelegenheit ergreifen und Sesshomaru attackieren. Trotz seiner Furcht umklammerte Jaken entschlossen seinen Kopfstab. Er wollte seinen wehrlosen Herrn verteidigen, bis zum letzten Blutstropfen! Doch bevor der kleine Dämon eine Warnung aussprechen oder die feurigen Kräfte seines Stabes aktivieren konnte, mischte Rin sich ein. Nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte, lief sie arglos auf die Mönche zu. „Konnichi wa“, begrüßte sie die Ankömmlinge artig und lächelte den Vordersten etwas schüchtern, aber auch neugierig an: „Seid ihr Mönche? Dann seid ihr bestimmt ganz klug und ihr müsst anderen immer helfen, oder?“ Der angesprochene Mönch wechselte einen verdutzten Blick mit seinen Kollegen hinter sich und sah dann auf das Mädchen. „Also, eigentlich suchen wir einen Dämon, der gestern verschiedene Vorräte und Wertsachen aus dem Dorf neben unserem Kloster gestohlen hat“, sagte er schließlich zögernd: „Aber es ist natürlich unsere Pflicht jeden Menschen, der uns braucht, zu unterstützen. Können wir dir vielleicht helfen?“ Rins Gesicht nahm einen hoffnungsvollen Ausdruck an, eifrig deutete sie auf Sesshomaru und blickte dem Mönch flehentlich bittend in die Augen. „Könnt ihr auch Sesshomaru-sama helfen? Er ist fürchterlich krank und ich hab Angst, dass er sterben muss. Bitte, könnt ihr ihn gesund machen?“ Es war sehr fraglich, wer in diesem Moment fassungsloser dreinschaute, die Dämonen oder die dämonenjagenden Mönche. Nach einer Weile räusperte sich der erste Mönch und beugte sich skeptisch zu Rin herab: „Das ist eine höchst ungewöhnliche Bitte, meine Kleine“, flüsterte er: „Deine Begleiter sind Dämonen. Hat dir nie jemand erklärt, was ein Dämon ist? Von solchen Wesen solltest du dich lieber fernhalten, die sind alle sehr böse, tückisch und gefährlich.“ „Sesshomaru-sama ist nicht böse, er ist gut“, begehrte Rin auf: „Er ist jetzt für mich da und ich gehöre zu ihm!“ Wieder wechselte der Mönch einen erstaunten Blick mit seinen Gefährten. Dann nahm er Rin prüfend an der Hand und zog sie zu sich hin. Sorgfältig musterte er das Mädchen und hielt ihr einen keilförmigen Gegenstand an die Stirn. Verwundert und verängstigt wich Rin zurück. „Unter einem dämonischen Zauberbann steht sie offensichtlich nicht“, raunte der Mönch leise seinen Gefährten zu, „im Gegenteil, mein Dokko zeigt, dass ihr Herz so rein und unschuldig ist wie selten eins. Sie hat eine Seele klar wie ein Bergkristall... wirklich sehr seltsam, das alles...“ Verunsichert sahen die Mönche von dem kleinen Mädchen zu den Dämonen. Jaken hielt immer noch verteidigungsbereit seinen Kopfstab fest und starrte misstrauisch zurück. Im Hintergrund stand der zweiköpfige Drache und fauchte mahnend. Sesshomaru versuchte den letzten Rest seiner Fassung zu bewahren, indem er sich krampfhaft einredete, dass alles nur ein Alptraum war. Rin kniete sich aufgeregt neben ihn. „Ich glaube, das sind nette Menschen, Sesshomaru-sama“, meinte sie begeistert, „sicher helfen sie dir!“ Soll ich mich jetzt etwa darüber freuen, fragte sich der Hundedämon. Er überlegte, was wohl beschämender war: die Gefahr von einer Hundekrankheit zugrunde gerichtet zu werden oder die Aussicht sich von dämonenjagenden Mönchen, die ihn sicher lieber umbringen würden, helfen lassen zu müssen. Die Mönche hatten sich währenddessen dicht zusammen gedrängt und beratschlagten leise miteinander. „Wir sollten diese Dämonen alle vernichten“, flüsterte einer von ihnen, „dieser weißhaarige Kerl da gefällt mir nicht. Westlich der Kaiserstadt habe ich oft Berichte über einen mörderischen Dämon gehört. Angeblich stammt dieser Dämon von dem legendären Dämonenhund ab, der einst den Westen beherrschte, und soll einer der gefährlichsten Youkai überhaupt sein. Und der soll genau so aussehen wie dieser Typ, der da vor uns am Boden liegt!“ „Unsinn“, meinte ein anderer, älterer Mönch, „diese Legenden kenne ich auch, aber das kann einfach nicht sein. Dieser Dämon, von dem du da sprichst, würde nie ein so liebes, reines Menschenkind bei sich dulden.“ „Das stimmt“, bestätigte ein weiterer Mönch, „ich habe auch von diesem Nachkommen des großen Dämonenhunds gehört, das ist eine menschenverachtende Killerbestie! Aber der große Hundedämon hatte angeblich zwei Söhne, die auf irgendeine Art und Weise völlig verschieden sein sollen. Vielleicht ist das da ja der zweite Sohn. Und möglicherweise ist der charakterlich ganz anders als sein grausamer Bruder, nämlich gut und freundlich?!“ „Ja, das ist wohl die Erklärung“, überlegte der erste Mönch, der sich mit Rin unterhalten hatte, „in diesem Falle sollten wir ihm helfen.“ Den Mönchen war offensichtlich nicht klar, dass der Hundedämon, über den sie gerade sprachen, ein sehr gutes Gehör hatte und jedes Wort der heimlichen Unterhaltung mitbekam. Ich träume, redete Sesshomaru sich weiterhin ein, es kann nur ein grässlicher Traum sein, dass mich hier eine widerwärtige Tierseuche gelähmt und stumm auf den Boden nagelt, während niedere Kreaturen über mich diskutieren und mich zur Krönung auch noch mit Inu Yasha verwechseln! Währenddessen kamen die Mönche nach ihren Überlegungen näher, der erste von ihnen lächelte Rin freundlich an. „Also, meine Kleine, wir helfen deinem guten, kranken Dämon. Wir nehmen euch alle mit zu dem Dorf neben unserem Kloster. Dort gibt es ein Haus, in dem Kranke und Kriegsverletzte gepflegt werden.“ Sesshomaru konnte und wollte nicht glauben, was er da hörte. War die ganze Welt verrückt geworden? Oh, Himmel und Hölle, helft mir, flehte er innerlich vor lauter Entsetzen. Womit habe ich das verdient, dass ich dermaßen gequält werde?! Doch weder Himmel noch Hölle erhörten ihn und so musste er es über sich ergehen lassen, dass die Mönche aus Holz eine notdürftige Trage bastelten, ihn darauf legten und mit sich fort schleppten. Der erkrankte Dämon hatte keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren. Und keiner, nicht einmal Jaken, kam auf die Idee, dass Sesshomaru das Ganze nicht gefallen könnte. Ein schmerzhafter, lähmender Krampf durchzog Sesshomarus Glieder. Schwer atmend und erschöpft schloss er die Augen, starke Mattigkeit presste ihn nieder. Sieht etwa so mein Ende aus? Gerade, als der Hundedämon sich das fragte, merkte er, dass jemand neben seiner Trage her lief und nach seiner Hand griff. Rin, dachte er. Verärgerung kochte wieder in ihm hoch. Dieses Mädchen war an allem schuld, sie allein hatte ihn in diese Misere und diese Schmach gebracht... Verdammt noch mal, warum bin ich dieses Menschenkind nicht losgeworden? Die Müdigkeit verdrängte schließlich jeden weiteren Gedanken. Resignierend ergab sich Sesshomaru der bodenlosen Schwärze, die ihn nun umfing. Während er endlich in die lang ersehnte Bewusstlosigkeit fiel, fühlte er die Wärme von Rins kleiner Hand in seiner Rechten. Was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht dieses Kind bei sich zu lassen? Er konnte es nicht zu fassen, ein winziges, schwaches und naiv ihn anlächelndes Menschenmädchen hatte den mächtigen, gefährlichen und überall gefürchteten Hundedämonen zu Fall gebracht... Herbe, teils unangenehme Düfte nach Arzneien und das Gewirr heller, schnatternder Stimmen holten Sesshomaru schließlich ins Bewusstsein zurück. Wo war er? Reglos analysierte der Hundedämon mit geschlossenen Augen die Umgebung. Seine Sinne funktionierten offensichtlich wieder einwandfrei, auch das Atmen fiel ihm nicht mehr so schwer. Probeweise bewegte er seine Finger, er war immer noch extrem geschwächt, jede einzelne Regung war mühsam. Aber er hatte keine schmerzenden Lähmungserscheinungen mehr. Etwas Kühles, Nasses klebte auf seiner Stirn, es war ein feuchtes Tuch. Ungehalten schob Sesshomaru es weg, stützte sich auf seinen rechten Unterarm und richtete sich keuchend ein wenig auf. Er befand sich in einem kleinen Zimmer, lag auf einer Bettstatt aus Reisstroh und sah auf eine gegenüberliegende, offene Schiebetüre. Sonniges Morgenlicht drang dort hinein und überflutete den Holzboden. Sofern er mit seiner Vermutung richtig lag, gehörte das Zimmer, in dem er war, zu einem größeren Haus. Von der Bauart her schien es so etwas ähnliches wie ein Gasthaus zu sein, ein Gebäude mit vielen Räumen, die sich um einen eckigen, deckenfreien Hof gruppierten. Auf jeden Fall war es eine menschliche Behausung, es roch unverkennbar danach und das Geschnatter, das vom Hof her kam und ihn geweckt hatte, klang wie das Gerede von Menschenfrauen. „Gib mir den Tee und das Wasser, ich mach das“, sagte eine weibliche Stimme gerade bestimmend, „du bist eine schlechte Pflegerin und immer viel zu grob zu all den Kranken.“ „Das stimmt doch gar nicht“, protestierte die hohe Stimme eines jungen Mädchens laut, „du willst ja bloß jede Gelegenheit ausnutzen, um bei dem schönen Dämon zu sein. Aber ich will ihn auch mal pflegen dürfen!“ „Was sollen denn diese Streitereien, ihr unreifen Küken“, mischte sich eine weitere Frauenstimme ein, „macht Platz da, ich kümmere mich selbst um ihn!“ Heilloses Entsetzen fuhr Sesshomaru durch sämtliche Glieder. Bei allen Mächten, wo war denn hier gelandet? Wie lange war er bloß bewusstlos gewesen? Panisch ließ er seine Blicke auf sich selbst herabgleiten und erschrak erneut. Abgesehen von einer fremden, ärmellosen Unterbekleidung und einer dünnen Decke, die über seinen Unterkörper gebreitet worden war, trug er sonst nichts am Leib. All seine Sachen waren fort, nur sein Fell lag als weiche Kopfstütze hinter ihm. Seine Haut roch überall seifenartig und nach Kräutern. Das war zuviel des Guten, was hatte man nur mit ihm gemacht? Etwa gewaschen und mit Heilsalben eingerieben? Ein Schatten fiel ins Zimmer, Sesshomaru sah auf und gewahrte eine etwa fünfzigjährige Frau, die zu ihm ins Zimmer trat. Sie trug ein Wassergefäß, einige Tücher, eine Teekanne und eine becherförmige Teetasse in den Händen. Überrascht blieb sie stehen. „Oh...“, entfuhr es ihr, dann drehte sie sich etwas und schrie energisch aus der Tür: „Takako, Megumi, sitzt da nicht dumm rum, macht euch nützlich. Der Youkai ist aufgewacht, einer von euch sollte das kleine Mädchen holen!“ Nach ihren letzten Worten wandte sich die Frau an Sesshomaru. „Guten Morgen, mein Herr. Habt Ihr Euch etwas erholt? Wie geht es Euch?“ Angst oder Respekt schien die energische Dame nicht viel zu haben. Doch Sesshomaru war von der momentanen Situation zu sehr bestürzt, um angemessen reagieren zu können. Außerdem fühlte er sich noch zu geschwächt. So sah er die Menschfrau nur reglos an. „Ich heiße Rumiko“, stellte sie sich vor und kam forsch näher. Ohne Bedenken kniete sie sich neben den Hundedämon und stellte das Wassergefäß in ihren Händen zusammen mit dem mitgebrachten Teegeschirr neben sich ab. Ebenso bedenkenlos nahm sie dann Sesshomarus Arm in eine Hand und fasste mit ihrer anderen Hand nach seiner Stirn. Reflexartig wich Sesshomaru vor der Berührung zurück und knurrte drohend. Rumiko ließ sein Handgelenk los und rückte etwas von ihm ab. Ansonsten schien die Reaktion des Dämons sie allerdings nicht weiter zu beunruhigen. „Das Fieber ist eindeutig zurück gegangen, bewegen könnt Ihr Euch auch wieder. Damit seid Ihr wohl über den Berg. Kaum zu glauben, gestern sah es so aus, dass ihr die Nacht nicht überstehen würdet. Ihr scheint vom Glück gesegnet zu sein!“ Dieser Feststellung konnte Sesshomaru nicht recht beipflichten, er hatte eher das Gefühl, dass irgendeine Schicksalsmacht Gefallen daran fand, ihm Streiche zu spielen. Und diese Macht lachte sich zur Zeit gewiss halbtot. „Sesshomaru-sama!“ Eine aufgeregte, überglückliche Kinderstimme ließ den Hundedämonen zur Zimmertür blicken. Im selben Augenblick schoss Rin wild rennend auf ihn zu, plumpste ebenso stürmisch in seinen Schoß und umklammerte ihn fest. „Bist du wieder gesund? Musst du jetzt nicht mehr sterben? Ich hatte solche Angst... du lässt mich jetzt nie mehr allein, jaaa, Sesshomaru-sama?!“ Stirnrunzelnd packte der Hundedämon das kleine, schwarzhaarige Mädchen am Nacken und zog es mühselig von sich weg. Sanft, aber bestimmend drückte er das Kind neben sich auf den Boden. Brav blieb Rin dort sitzen und strahlte ihn freudig an. Auch Rumiko lächelte nun. Sesshomaru zeigte so schnell er konnte seinen eiskalten, völlig emotionslosen Gesichtsausdruck. Er war sehr froh, dass seine Jahrhunderte lang eingeübte Selbstbeherrschung ihm half nicht komplett durchzudrehen. „Wo ist Jaken?“, erkundigte er sich kühl. „Meint Ihr damit diesen verrückten, grünen Gnom, der aus undefinierbaren Gründen dauernd Hochzeitssegenswünsche vor sich hin betet?“, fragte Rumiko: „Ich glaube, er ist draußen bei dem Drachenwesen, auf den Weiden. Er wollte nicht mit ins Dorf kommen.“ „Bring mir meine Kleidung“, sprach Sesshomaru ausdruckslos weiter und blickte suchend um sich: „Wo sind meine Schwerter?“ „Oha, ein typischer Fall eines sehr ungeduldigen Kranken!“, erwiderte Rumiko: „Doch mir könnt Ihr nichts vormachen, ihr seid noch sehr schwach und müsst ruhen. Also bleibt gefälligst liegen! Eure Kleidung haben wir gewaschen, sie war völlig verschwitzt, so wie Ihr selbst auch. Von Schwertern weiß ich nichts, Ihr wart unbewaffnet, als Euch die Mönche zu uns brachten.“ „Die Schwerter habe ich vergessen“, meinte Rin kleinlaut dazu, „wir haben sie im Wald gelassen... tut mir leid, Sesshomaru-sama, bist du jetzt böse?“ Böse war nicht der richtige Ausdruck, Sesshomarus Nerven waren komplett am Ende. Er hätte sich gern schleunigst auf und davon gemacht, aber da seine Kräfte noch nicht wiederhergestellt waren, wäre er wohl nicht sehr weit gekommen. Und die im Wald vergessenen Schwerter würden schließlich nicht weglaufen, Tokijin konnte niemand sonst beherrschen und Tensaiga... nun ja, prinzipiell wäre das kein großartiger Verlust für ihn, immerhin hatte er dieser ungeliebten Klinge es zu verdanken, dass Rin an ihm klebte. Wenn es nicht Vaters Schwert gewesen wäre... Sesshomarus Gedanken schweiften ab. So hörte er nur mit halbem Ohr, wie Rumiko aufstand und das Zimmer verließ. An der Tür drehte sich die energische Dame nochmals um. „Falls Ihr noch Wünsche habt, etwas essen möchtet oder etwas anderes braucht, ruft einfach. Ich bin in der Nähe. Und trinkt den Kräutertee, er scheint recht gut gegen Eure Krankheit zu helfen. Außerdem müsstet Ihr schrecklichen Durst haben, das Fieber hat Euch ja richtig ausgedörrt.“ Verärgert sah Sesshomaru der davongehenden Frau nach, Ratschläge einer menschlichen und zudem unverschämten Krankenpflegerin würde er sicher niemals annehmen. „Hier, Sesshomaru-sama“, lenkte Rin die Aufmerksamkeit des Hundedämonen zurück auf sich. Sie lächelte ihn immer noch an und hielt ihm nun eine Teetasse unter die Nase. Sesshomaru zuckte etwas zurück, der arzneiartige Kräuterduft, der von dem Tee ausging, roch einfach widerlich. Es handelte sich dabei um den Kräutertee, den die Marderhunddämonin Beniga ihm verehrt hatte. Sollte er diese ekelhafte Brühe etwa trinken? Nie und nimmer! „Bitte!“, flehte Rin und sah ihn bettelnd an, „ich will, dass du ganz schnell wieder gesund wirst!“ Sesshomaru starrte in die rehbraunen, glänzenden Kinderaugen und wusste, dass jeder Widerstand zwecklos war. Verflixtes Kranksein, dachte er und nahm die Teetasse von Rin entgegen. Das ist das letzte Mal, dass ich dieser Menschengöre auf irgendeine Weise nachgebe, schwor er sich. Wenn ich das hier überstanden habe und wieder bei Kräften bin, werde ich die Kleine los! Endgültig! Rin lächelte zufrieden und rollte sich an der Seite des Hundedämonen zusammen. Sie war unendlich müde, denn sie hatte nur wenige Stunden Schlaf bekommen. Rumiko hatte das Mädchen gewaltsam von Sesshomarus Krankenlager fortschleifen müssen, als die Kleine nicht hatte aufhören wollen neben dem lange bewusstlosen Dämon zu wachen. Doch nun war wieder alles gut, dachte Rin glücklich, Sesshomaru war nicht gestorben, sie hatte ihn nicht verloren. Er war bei ihr und sie würde nun immer bei ihm bleiben. _ _ _ _ _ Tja, Dämon und Menschenkind haben da wohl etwas unterschiedliche Ansichten. Ob Sesshomaru noch einmal eine Chance erhält Rin loszuwerden und ob er diese Chance nutzen wird? Ich hoffe, die Geschichte wird noch nicht langweilig, ein bisschen was habe ich noch zu erzählen. Geplant sind bisher 15 Kapitel, also ist das Ende ja nicht mehr allzu fern. Und falls mich jemand fragt: ja, es ist nicht bloß Zufall, dass die ältere Dame, die da so fachmännisch oder auch respektlos mit Sesshomaru umspringt, Rumiko heisst...^^ Wie immer freu ich mich über Kommentare. Jeder, der mir zu diesem Kapitel etwas schreibt, bekommt von mir natürlich eine ENS, wenn es weitergeht. Kapitel 13: Verflixtes Gefühl ----------------------------- Ich habe wieder ein paar Blumen zu verteilen und zwar an: chriss_chan, Hotepneith, Hrafna, Jin-Jin, mangaalarm, Minerva-moon, Mondvogel, redcatW, Rin_, Tigerin, Xell und yamina-chan. Großen Dank für eure Kommentare zu Kapitel 11. (Und einen ganz besonders herzlichen Dank noch an Sesshoumaru_sama: ich weiß, wegen der Sache mit der Staupe war ich fällig für die Dokkaso und ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich noch am Leben bin, ehrlich!) In den letzten Kapiteln bin ich nicht mehr so gemein zu dem armen Inuyoukai. Ich hoffe, ihr habt dennoch weiterhin Vergnügen beim Lesen! Kapitel 13 – Verflixtes Gefühl Nachdem er mit innerlicher Todesverachtung den Kräutertee getrunken hatte, gab auch Sesshomaru sich dem Schlaf hin, um seine Kräfte zu regenerieren. Rin neben ihm begann träumend zu wimmern, ihr schmächtiger Körper zitterte, schließlich schreckte sie verängstigt aus einem Alptraum auf. Furchtsam sah sie kurz um sich und kroch dann mit sehnlichem Blick näher an Sesshomaru heran. Zaghaft fasste sie nach seiner Hand, schob seinen Arm um ihre Schultern und schmiegte sich sachte an seine rechte Seite. Der fest schlafende Hundedämon ließ sie gewähren. Ohne es wirklich wahrzunehmen drückte er das kleine Mädchen reflexartig an sich und hielt sie schützend in seinem Arm fest. Überglücklich kuschelte Rin sich in Sesshomarus unbewusste Umarmung und schlief wieder ein, dieses Mal tief und friedlich, ohne böse Träume. So bot sich Rumiko, als sie in den späten Nachmittagsstunden nach ihrem ungewöhnlichen Patienten sah, ein sehr anrührendes Bild. Lächelnd blieb sie in der Türe stehen und genoss den zauberhaften Anblick bis Sesshomaru ihrer gewahr wurde, schlagartig erwachte und sich blitzschnell aufrichtete. Rumiko entging nicht, dass der Dämon dabei die Reaktionen und die Haltung eines jederzeit angriffsbereiten Kriegers offenbarte. „Es ist Zeit zum Abendessen“, bemerkte die Pflegerin, kam ins Zimmer und stellte neben Sesshomarus Liegestatt ein Tablett mit Reis und Gemüse ab. „Ich esse keine Menschennahrung“, knurrte Sesshomaru. „Das habe ich fast befürchtet“, erwiderte Rumiko unbeeindruckt, „aber Eurer kleines Mädchen hat doch sicher Hunger.“ Sie ist nicht mein Mädchen, dachte Sesshomaru verärgert. Wie kommen denn immer alle auf die absurde Idee, dass dieses Kind mich kümmert? Ungehalten spannte der Hundedämon seine Armmuskeln an und bemerkte in diesem Moment überrascht, dass er etwas mit seiner Hand umfasste und an sich presste. Verdutzt sah er zur Seite und entdeckte zu seiner noch größeren Überraschung Rin in seinem Arm. Die Kleine wachte nun auch auf, sie gähnte herzhaft und schenkte dem perplex dreinblickenden Hundedämonen ein freudiges Lächeln. Hastig ließ Sesshomaru das Kind los, rückte etwas beiseite und sah zu Rumiko. „Wenigstens habt Ihr den Tee getrunken“, murmelte diese gerade und sammelte geschäftig das leere Teegeschirr auf: „Ich koch Euch gleich einen neuen!“ „Nein.“ Sesshomarus Stimme klang sehr bestimmend. Das hätte ihm gerade noch gefehlt, dass er noch mehr von diesem grauslichen Zeug herunterwürgen müsste. „Dann bring ich Euch jetzt Eure gewaschene Kleidung, sie ist wieder trocken“, meinte Rumiko und erhob sich: „Ihr könntet derweil versuchen, ob Ihr aufstehen und gehen könnt. Aber überanstrengt Euch nicht, wir wollen ja nicht, dass Ihr plötzlich wieder vor Schwäche umkippt!“ Beinahe hätte die fürsorgliche Krankenpflegerin ihre letzten Worte mit dem Leben bezahlt. Zu ihrem Glück hatte Rin nun das Tablett mit dem verführerisch duftenden Essen entdeckt und sprang begierig auf. Dabei hopste sie genau in Sesshomarus Schussfeld, so dass der Hundedämon davon absah die Funktionsfähigkeit seiner Giftklaue zu überprüfen und Rumikos beleidigende Aussage ungestraft hinnahm. „Ui, so viel leckere Sachen“, staunte Rin, „sind die für dich, Sesshomaru-sama? Darf ich auch etwas davon essen?“ „Iss. Ich will nichts davon.“ Rin strahlte. Hungrig setzte sie sich vor Sesshomaru auf seine Bettstatt und machte sich munter über das Essen her. Nachdenklich sah Sesshomaru dem kleinen Mädchen zu. Für Rin war das schlichte Mahl ein Festessen, es war für sie immer ein ganz besonderes Erlebnis etwas vorgesetzt zu bekommen, das extra für sie gekocht worden war. Das bewies, dass die Kleine schon lange, bevor sie den Dämonen im Wald fand, kein Zuhause mehr gehabt hatte, lange allein gewesen sein musste, lange niemanden mehr gehabt hatte, der sich um sie sorgte... Eine merkwürdige Empfindung kroch in Sesshomaru hoch. Zeitgleich wurde ihm bewusst, dass er unmerklich seine Hand nach Rin ausstreckte. Erschrocken zog er seine Hand schnell wieder zurück, bevor er das vor ihm sitzende Mädchen berühren konnte und schüttelte sich leicht. Was machte er denn da, was war denn das für ein verflixtes Gefühl? Seine Schläfen begannen zu pochen. Offensichtlich war er noch nicht ganz wieder bei Sinnen, seine Krankheit hatte ihm wohl ziemlich zugesetzt. Es wurde höchste Zeit zu verschwinden und diese peinliche Episode mit der Hundestaupe samt Rin aus dem Gedächtnis zu streichen. Vorsichtig stützte sich Sesshomaru mit der Hand am Boden ab und versuchte aufzustehen. Er war froh, dass keiner außer Rin, die vom Essen abgelenkt war, seine Bemühungen auf die Beine zu kommen mitbekam. Denn es dauerte eine Weile bis er einen sicheren Stand gefunden hatte und es sah auch nicht überragend elegant aus. Kurz darauf kam Rumiko wieder ins Zimmer, sie trug Sesshomarus Kleidung im Arm. Zwei neugierige, vielleicht sechszehnjährige Mädchen folgten ihr und blieben schaulustig an der Tür stehen. „Na, das Aufstehen klappt ja schon ganz gut“, sagte Rumiko und legte die Gewänder in ihren Händen am Boden ab. Sesshomaru blickte die Menschenfrau ergrimmt an, langsam aber sicher ging ihm diese Krankenpflegerin extrem auf den Geist. Die nächste unpassende Bemerkung würde nicht ohne Folgen bleiben, beschloss er, gleichgültig der Tatsache, dass diese Menschen ihm geholfen hatten. Rumiko musterte den Hundedämonen gründlich. „Braucht Ihr Hilfe beim Umkleiden?“ „Nein.“ Der bestimmende Ton in Sesshomarus Stimme wurde schärfer. Er fühlte sich sehr an seine vergangenen Erlebnisse mit der alten Bäuerin Aki erinnert. Warum hatten all diese Menschenfrauen dauernd das nervenaufreibende Bedürfnis ihn zu bemuttern? Zumindest hatte Rumiko es unterlassen ihn auf seinen fehlenden Arm hinzuweisen, das verlängerte ihre Lebenserwartung schon mal enorm. „Na schön“, meinte Rumiko und wandte sich nun an Rin, die mit dem Essen fertig geworden war und sich gerade genüsslich die Finger abschleckte. Das Tablett war völlig leer geputzt. „Hat es dir geschmeckt?“ Rin nickte und fragte dann zögerlich: „Darf ich noch was haben?“ Die Krankenpflegerin lachte und strich dem Mädchen liebevoll über die schwarzglänzenden Haare. „Natürlich darfst noch etwas haben, Kleine. Komm mit mir in die Küche, da gibt es noch ein paar ganz besondere Leckereien. Und ich habe auch noch was anderes für dich. Ich hoffe, es gefällt dir.“ In einer Hand das leere Essenstablett, in der anderen Hand Rin, verließ Rumiko das Zimmer. Draußen verpasste sie den beiden jungen Mädchen, die sich leise kichernd an der Tür herumdrückten und Sesshomaru neugierige Blicke zuwarfen, einen leichten Schlag mit dem Tablett. Wie aufgeschreckte Hühner stoben die Zwei daraufhin davon. Erleichtert darüber, endlich allein zu sein und sich in Ruhe sammeln zu können, streifte Sesshomaru den schlichten, ärmellosen Kimono ab, in den er gesteckt worden war, und griff nach seiner Kleidung. In seinen eigenen Sachen fühlte er sich sofort deutlich wohler. Fehlte nur noch seine Rüstung, vermutlich lag die zusammen mit seinen Schwertern vergessen im Wald. Jaken würde was erleben, weil er die Besitztümer seines Herrn zurückgelassen hatte oder noch eher, weil er nichts dagegen unternommen hatte, dass Sesshomaru in ein Menschendorf und in ein Krankenhaus verschleppt worden war. Der Hundedämon war gerade mit dem Ankleiden fertig, als Rin aufgeregt zurückkam. „Schau mal, Sesshomaru-sama, was mir Rumiko geschenkt hat!“ Voller Begeisterung zeigte sie ihm einen kleinen, kunstvoll aus Holz geschnitzten Delfin. Sesshomaru blickte kurz desinteressiert auf das Holztier und sah dann nach draußen. Es wurde bereits wieder dunkel, doch das war gleichgültig, er war gern nachts unterwegs und er würde sicher keine Minute länger unter dem Dach von Menschen verweilen. „Wir gehen.“ Als hätte sie nur auf diese Aufforderung gewartet, hüpfte Rin fröhlich vor dem Hundedämonen aus dem Raum. Sesshomaru folgte ihr langsam in den Hof, bemüht sich nicht anmerken zu lassen, dass er noch etwas wackelig auf den Beinen war. Im Hof standen mehrere Menschen, die ihn in einer Mischung aus Achtung, Faszination und Angst anstarrten und in einem respektvollen Abstand vor ihm zurückwichen. Der Hundedämon ignorierte jeden von ihnen, verließ das Gebäude und durchquerte so schnell er konnte die Menschensiedlung. Am Dorfrand erwartete ihn Rumiko. „Wie ich schon vermutete, Ihr habt es sehr eilig. Seid Ihr sicher, dass Ihr keine Erholung mehr braucht und nicht noch eine Nacht bleiben wollt?“ Eine solch überflüssige Frage muss ich nun wirklich nicht beantworten, entschied Sesshomaru und sah die Menschenfrau nur kalt an. Diese seufzte leise und wandte sich daraufhin an Rin. „Sayonara, kleiner Schatz. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Vielleicht kommst du mal wieder zu mir? Ich würde mich sehr darüber freuen.“ „Oh ja, das wäre toll“, antwortete Rin leichthin, „und vielen Dank für dein Geschenk!“ „Schön, dass dir der Delfin gefällt.“ Zärtlich umarmte Rumiko das Mädchen und drückte ihm dann noch zwei Getreidekekse in die Hand: „Die sind für den zweiköpfigen Reitdrachen. Probier mal, ob sie ihm schmecken!“ Rin bedankte sich erneut und sauste sofort vergnügt auf zwei Gestalten zu, die abseits des Dorfs auf einer Weide standen. „Jaken-sama! Guck mal, Sesshomaru-sama ist wieder gesund, und schau mal, was ich alles geschenkt bekommen habe!“ „Sie ist ein ganz besonderes Mädchen, aber Ihr solltet niemals vergessen, dass sie ein Menschenkind ist“, sagte Rumiko leise, als Sesshomaru an ihr vorbeiging, um Rin zu folgen. Der Hundedämon blieb stehen. Was sollte diese Bemerkung denn jetzt? Glaubte diese Menschenfrau etwa, er könne nicht zwischen Menschen und Dämonen unterscheiden? „Wenn Rin auf Dauer bei Euch bleibt, wird sie irgendwann unglücklich werden genau wie Ihr“, fuhr Rumiko fort, „ein Mensch gehört nicht zu einem Dämonen und das wisst Ihr genau wie ich. Eurem Vater brachte das sogar den Tod.“ Ruckartig drehte sich Sesshomaru zu ihr um. „Ja, ich kenne Euch, ich weiß genau, wer Ihr seid“, erklärte Rumiko lächelnd, „es ist einige Generationen her, aber ich habe die Geschichte meiner Familie niemals vergessen. Weder die Geschichte von unserer Izayoi noch die Geschichte von dem, den sie liebte.“ „Diese Geschichte ist nicht mehr von Interesse“, erwiderte Sesshomaru, „und sie hat nicht das Geringste mit mir zu tun.“ „Wenn das so ist, möchte ich Euch einen Vorschlag machen. Ich bin die letzte Überlebende meiner Familie. Alle anderen sind dahingerafft worden, gewaltsam, im Krieg oder von Krankheiten. Mir blieb nur meine jüngste Tochter. Der Delfin, den ich Rin geschenkt habe, war ihr liebstes Spielzeug. Sie war der letzte Sonnenschein in meinem Leben, aber vergangenen Winter starb auch sie. Als sie ging, bin ich ebenfalls gegangen. Ich fand einen neuen Sinn in meinem Leben, indem ich anderen Menschen half. Doch der Schmerz blieb. Bis zu dem Moment, als Ihr zu uns gebracht wurdet, bis zu dem Moment, als ich Rin sah... sie ist meiner verstorbenen Tochter sehr ähnlich und ich weiß nicht wie, aber sie hat mich wieder glücklich gemacht. Ich habe mich entschlossen nach Hause zurückzukehren. Ein paar Frauen, die wie ich ihre Familie verloren haben, möchten mit mir gehen. Wir werden heimatlosen Kindern ein neues Zuhause geben. Es könnte auch ein Zuhause für Rin werden... Ich würde sie gerne bei mir aufnehmen, ich verspreche Euch, sie wird es sehr gut bei mir haben...“ Sesshomaru schwieg und rührte sich nicht. „Überlegt es Euch“, bat Rumiko ihn eindringlich, „denkt daran, was das Beste für Rin ist. Ich bin sicher, wenn Ihr es wollt, würde Rin bei mir bleiben und sich gut eingewöhnen. Ihr könntet sie ja auch jederzeit besuchen. Ihr wisst, wo die Heimstatt meiner Familie ist, oder?“ „Ja.“ Immer noch stand Sesshomaru völlig regungslos. Starr sah er zu Rin, die vergnügt um Jaken und den zweiköpfigen Drachen herumsprang. „Es wird einige Tage dauern bis ich daheim bin. Ihr habt also genug Zeit über alles nachzudenken. Danach könnt Ihr Rin jederzeit zu mir bringen.“ Rumiko wandte sich ab und kehrte ins Dorf zurück, Sesshomaru ging schweigend zu seinen Begleitern. Jaken kam ihm watschelnd entgegen. „Oh, mein Herr“, rief er, „ich bin ja so froh, dass es Euch wieder gut geht. Meine Gebete wurden tatsächlich erhört...“ Ein deftiger Schlag beförderte den grünen Gnom zu Boden. „Bete in Zukunft lieber um deine eigene Gesundheit“, warnte Sesshomaru ihn. „Uhm... ja-jawohl, Sesshomaru-sama“, stöhnte sein Diener, rieb sich schmerzerfüllt seinen verbeulten Kopf und sah dann vorsichtig hoch: „Ah, wohin wollt Ihr denn jetzt... Wartet auf mich!“ Rasch raffte sich Jaken wieder auf und eilte dem davongehenden Hundedämonen nach. Der zweiköpfige Drache und Rin schlossen sich ihm an. Seiner eigenen Witterung folgend durchquerte Sesshomaru den alten Wald, der ihm das schicksalhafte Erlebnis mit der Hundestaupe beschert hatte. Bald nahm er einen weiteren vertrauten Geruch wahr, den Geruch von Tensaiga und des neugeschmiedeten Schwertes Tokijin. Und noch etwas war zu riechen, etwas das den Gestank von ungewaschenen Stinktieren verbreitete und eine Beleidigung für jede feine Hundenase darstellte. Irgendeine übelriechende Kreatur hatte es doch tatsächlich gewagt sein vergessenes Eigentum anzufassen! Mit angespannter Klaue sprang Sesshomaru aus dem Wald heraus. Er landete schwungvoll auf weichem Gras neben seiner dort zurückgelassenen Rüstung, seine Krallen streiften einen Busch und verschmorten ihn. Um ihn herum flüchteten viele kleine Gestalten und suchten Deckung hinter Steinen oder Bäumen. Nur einer war nicht schnell genug, er hatte Tensaiga in der Hand und war vor Schreck versteinert. Sesshomaru packte den kleinen Kerl am Hals und hob ihn grob in die Höhe. Der Dämon, der nun in diesem Würgegriff zappelte, war in etwa so groß wie Rin und sah abgesehen von seinen spitzen Ohren und seinen spitzen Zähnen aus wie ein sechsjähriger, sommersprossiger und leicht dicklicher Bub. Sein kurzes, borstiges Haar war flammend rot. „Ich würde dir raten, den Fangzahn meines Vaters loszulassen“, sagte Sesshomaru bedrohlich leise zu ihm, „oder dein Clan hat ein paar missratene Marderhundjunge weniger!“ Der rothaarige Bursche ließ sofort Tensaiga fallen und plumpste dann unsanft auf sein Hinterteil zu Boden, als Sesshomaru ihn wieder freigab. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Hundedämonen an. „Wir... äh, meine Brüder und ich, wir... “, stotterte er, „wir wollten nicht klauen... wir dachten nur... unsere Schwester erzählte uns, dass...“ Sesshomaru verengte seine Augen zu Schlitzen. „Äh... ich... ich weiß von nichts... bitte... ich meine, wir erzählen auch nichts weiter, ganz bestimmt nicht... Versprochen! ... Ehrenwort!“ Die Stimme des kleinen Marderhunddämonen wurde schrill vor Panik. Sesshomaru knackte mit seinen Krallen. „Nein... Bitte tu uns nichts!“ Aufschreiend sprang der Junge auf und suchte sein Heil in kopfloser Flucht. Seine Brüder taten es ihm nach. Zornig sah Sesshomaru den davon stürmenden Dämonenkindern nach, er machte allerdings keine Anstalten die Flüchtenden zu verfolgen. Er hatte keine Lust sich weiter mit solch unangenehm duftenden Wesen abzugeben oder sie eventuell nochmals anzufassen. Angewidert schnupperte er kurz an seiner Hand. Der Bengel, den er zwischen den Krallen gehabt hatte, stank als hätte er seit seiner Geburt nicht gebadet, wahrscheinlich wusste er nicht einmal, was ein Bad war. Mit der geschwätzigen, großen Schwester der vertriebenen Marderhundjungen allerdings stand noch eine Rechnung offen. Beniga hatte der Versuchung nicht widerstehen können und hatte ihren kleinen Brüdern von ihrer letzten Begegnung mit Sesshomaru erzählt. Sicherlich hatte sie auch anderen Dämonen davon erzählt. Das bedeutete, die tratschende Marderhunddämonin und ihre Gesprächspartner durften sich jetzt über einen ganz besonderen, unerwarteten Besuch freuen. Der Hundedämon sammelte seine Schwerter und seine Rüstung auf und wandte sich zu seinen Begleitern um. Rin sah ihm lächelnd entgegen. Sesshomaru dachte an Rumikos Vorschlag. Es war ein guter Vorschlag, ein besseres Zuhause für Rin würde er wohl kaum finden. Sobald das Beniga-Problem aus der Welt geschafft war, würde er Rumikos Angebot annehmen und das kleine Mädchen bei ihr abliefern. Rin brachte ihn nur ständig in Verwirrung und in Schwierigkeiten, so etwas konnte er nicht brauchen, er musste sie endlich loswerden. Das seltsame Gefühl, das ihn mittlerweile jedes Mal bei Rins Anblick überfiel, und die innerliche Stimme, die ihn ganz heimlich, still und leise fragte, ob er das Menschenkind überhaupt loswerden wollte, überhörte er. _ _ _ _ _ So, jetzt darf sich Herr Dämon mal ein bisschen abreagieren und Klatschtanten mundtot machen. Mal sehen wie erfolgreich er damit ist. Sein Plan Rin an Rumiko loszuwerden wird ja scheinbar nicht so erfolgreich verlaufen. Warum wohl...?! ^^ Nicht mehr lange und diese Geschichte ist abgeschlossen, hoffentlich hat euch das vorliegende Kapitel wieder ein bisschen gefallen und hoffentlich freut ihr euch auch noch auf die letzten zwei Kapis. Ich freu mich jedenfalls sehr über Kommentare und bedanke mich auch mit einer Nachricht per ENS, sobald es weitergeht. Kapitel 14: Verflixtes Menschenkind ----------------------------------- Zunächst ein riesiges, dickes DANKESCHÖN an alle meine Leser, die mir trotz meiner chronischen Schreiblahmheit und Aufschieberitis die Treue halten und weiterhin meine Fanfic auf animexx verfolgen. Für die Kommentare zu Kapitel 13 geht zusätzlicher Dank an chriss-chan, Etwas, Hotepneith, Jin-Jin, mangaalarm, Minerva-moon, Mondvogel, Rin_, Sesshoumaru_sama, Tessa-chan, Tigerin, Xell, yamina-chan und einen Unbekannten. Weil das dreizehnte Kapitel schon so lange her ist, eine kurze Zusammenfassung zur Erinnerung: unser verehrter Hundedämon hat seine verhängnisvolle Staupeerkrankung überstanden. Eine nette, alte Krankenpflegerin namens Rumiko, die Sesshomaru geholfen hat und sich als Nachfahre aus Inuyashas mütterlicher Verwandtschaft entpuppt, möchte Rin adoptieren. Das wäre die ideale Gelegenheit für Sesshomaru sein lästiges Anhängsel loszuwerden. Und dass es sehr wichtig ist, von Rin loszukommen, wird ihm in diesem Kapitel klar... Viel Spaß! Kapitel 14 – Verflixtes Menschenkind „Also schön, mein Freund, ich mach dir ein letztes Angebot. Du legst noch ein Dutzend Fuchsfelle drauf und ich gebe dir dafür noch diesen kostbaren Jadeschmuck dazu. Zusammen mit den feinen Minzekräutern wirst du deine Angebetete damit bestimmt betören.“ „Noch ein ganzes Dutzend Felle? Also hör mal, Beniga, das ist aber ganz schön teuer. Füchse sind schließlich nicht leicht zu erledigen. Sie werden von ihren dämonischen Verwandten beschützt und deren Zaubertricks können einen echt in den Wahnsinn treiben...“ „Glaubst du etwa, es ist einfacher Menschen zu beklauen? Das letzte Mal hätte mich fast ein Trupp Mönche erwischt. Wenn dir meine Preise nicht passen, such dir doch einen anderen Geschäftspartner!“ „Ist ja schon gut... also meinetwegen, du kriegst deine Felle. Ich liefere sie dir morgen früh.“ „Abgemacht!“ Mit diesem Dialog endete in einem abgelegenen Waldstück ein langes, zähes Verhandlungsgespräch zwischen zwei Dämonen. Immerhin hatte die Mühe sich gelohnt, zumindest für eine rothaarige, stämmige Marderhunddämonin. Sie hatte ein gutes Geschäft gemacht. Zufrieden lächelnd lehnte sie sich an einen Baum zurück und genoss die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach des Waldes brachen. Das Leben war wunderbar. „Und was gibt es sonst so Neues?“, wurde sie von ihrem Gegenüber, einem sehnigen Katzendämon, gefragt. „Nicht viel“, antwortete die Rothaarige achselzuckend, „es war recht friedlich in letzter Zeit. Wenn man von den Verrückten absieht, die diesen komischen Juwelsplittern hinterher jagen und sich ständig darum prügeln.“ „Kennst du jemanden, der Splitter vom Juwel der vier Seelen besitzt?“, fragte der Katzendämon weiter: „Meine Herrin und ihre Geschwister interessieren sich auch sehr für diese Splitter... ich schätze, sie würden für jede Information darüber sehr gut bezahlen...“ Gute Bezahlung gehörten zu den Lieblingsworten der Marderhunddämonin. „Ich kann mich ja mal ein bisschen umhören“, meinte sie gefällig grinsend: „An Infos ranzukommen, ist kein Problem für mich.“ In Wahrheit hatte sie sogar schon eine Menge Informationen über das Juwel der vier Seelen. Doch das brauchte sie ja nicht gleich jedem auf die Nase zu binden, wenn sich aus diesem Wissen noch Kapital schlagen ließ. „Wofür braucht ihr Katzen die Splitter denn?“ „Das geht dich nichts an“, erwiderte der Katzendämon mürrisch, „und es braucht auch sonst niemand zu wissen, dass wir nach den Splittern suchen, klar?! Vor allem nicht dieser vermaledeite Köter Sesshomaru.“ Die Marderhunddämonin grinste wieder. „Um Sesshomaru braucht ihr euch keine Sorgen mehr zu machen...“ Der Katzendämon horchte auf. „Wie meinst du das?“ Das Grinsen der Rothaarigen wurde breiter. „Nun, bei unserem letzten Treffen sah er nicht sehr gesund aus. Dieser arrogante Idiot hat sich irgendwie mit Staupe infiziert. Und zwar gründlich. Der müsste jetzt eigentlich in der Hölle sein.“ „Du behauptest, er ist an einer Tierseuche krepiert?!“ Die Augen des Katzendämons zeigten deutliche Ungläubigkeit: „unmöglich... wie das?“ „Wahrscheinlich hat es ihn erwischt, weil er genauso dämlich wie sein Vater war und sich mit Menschen angefreundet hat. Bei Haustieren kommt diese Hundekrankheit ja öfters mal vor, da hat er sich wohl irgendwie angesteckt.“ „Blödsinn, verkauf mich doch nicht für dumm! Sesshomaru würde sich nie mit Menschen abgeben, er kann sie nicht ausstehen. Er würde sie nicht einmal fressen. Das weiß doch jeder. Ich glaub dir kein Wort!“ Mittlerweile grinste die Dämonin so breit, dass man ihre mit Gold verzierten Backenzähne sehen konnte. „Ich weiß, es ist kaum zu glauben, aber ich schwöre dir, es ist wahr. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen... und ich könnte dir Sachen darüber erzählen, die sind so lachhaft, dass...“ Ein grellgrün aufblitzender, peitschender Lichtstrahl unterbrach weitere Ausführungen. Die Marderhanddämonin blinzelte überrascht und glotzte dann noch überraschter auf die Stelle, auf der bis vor kurzem noch ihr Gesprächspartner gesessen hatte. Dort war jetzt nur noch ein verkohlter Rußfleck im Gras zu erkennen. Und auf diesem Rußfleck stand ein Paar schwarze Schuhe. Vorsichtig sah die Dämonin zu dem Eigentümer dieser schwarzen Schuhe auf. „Ach du Scheiße...“, waren die ersten Worte, die ihr spontan einfielen. Mit goldfunkelnden Augen blickte ein weißhaariger und weißgewandeter Hundedämon auf die Rothaarige herab. Sein Gesicht blieb zunächst ausdruckslos, dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem kaum erkennbaren, mörderischen Lächeln. „So sieht man sich wieder, Beniga“, sagte er, „offenbar leben tot geglaubte tatsächlich länger. Ich gebe dir jetzt noch etwas Zeit für würdevolle letzte Worte und schenk dir dann sogar ein rasches Ende. Sofern du mir brav die Namen aller anderen verrätst, mit denen du über mich geklatscht hast.“ „Sesshomaru-kun... ja, so was... du lebst ja... äh, wie schön... hör mal, ich kann verstehen, dass du ein wenig sauer auf mich bist, weil ich mir ein paar Scherzchen über dich erlaubt habe. Aber ich mach’s wieder gut, okay? Wir sind doch gute, alte Freunde, oder? Und du wirst mir doch nichts...“ Benigas weitere Worte gingen in einem Würgegriff unter. „Versuch nicht abzulenken“, drohte Sesshomaru leise und presste die Marderhunddämonin fest gegen den Baum hinter ihr: „Das wird nicht funktionieren. Ich lasse mich von nichts und niemanden ablenken!“ Oh Mist, dachte Beniga. Sie fühlte, wie sich Sesshomarus Finger fester um ihren mit Goldketten behängten Hals schlossen und seine ätzenden Krallen sich durch den Schmuck in ihre Haut bohrten. In Erwartung eines äußerst schmerzhaften Todes biss sie die Zähne zusammen, schloss krampfhaft die Augen, verabschiedete sich von ihrem wunderbaren Leben und... plumpste plötzlich kopfüber auf den Waldboden. Nachdem sie für eine Weile bäuchlings auf der weichen Erde liegen geblieben war, richtete sie sich verdutzt auf und sah sich behutsam um. Sesshomaru war fort. Er war derartig blitzartig verschwunden, dass die Marderhunddämonin zunächst glaubte, sie hätte einen Alptraum gehabt. Die verschmorten Schmuckstücke und die Wundmale an ihrem Hals sowie der Rußfleck im Gras, der mal ein Katzendämon gewesen war, bewiesen jedoch, dass sie sich in der Realität befand. Zweifelsohne war Sesshomaru eben hier gewesen und hatte Beniga ebenso zweifelsfrei umbringen wollen. Aber irgendein Wunder hatte den Hundedämonen, der sich angeblich von nichts und niemanden ablenken ließ, von seinem Vorhaben abgelenkt. Während Beniga sich fragte, was der Grund für das Wunder gewesen sein könnte, hörte sie ein entferntes, weinerliches Schreien. Es klang wie das Jammern eines Menschenkindes. Neugierig geworden lauschte die Marderhunddämonin und überlegte. Sie hatte zwei Möglichkeiten. Entweder sie machte sich schleunigst aus dem Staub oder sie versuchte das ihr gnädige Schicksal weiter auszunutzen und herauszufinden, was passiert war. Da eine erfolgreiche Flucht wahrscheinlich aussichtslos war, entschied sich Beniga für die zweite Möglichkeit. Also ging sie dem seltsamen Kinderplärren nach. Wenig später erreichte die Marderhunddämonin eine sonnige Lichtung. Inmitten dieser Lichtung lag Sesshomarus zweiköpfiger Reitdrache, direkt daneben kroch Jaken auf Knien herum. Neben Jaken hockte ein kleines, schwarzhaariges Menschenmädchen, das ein zerstörtes Holztierspielzeug in Händen hielt und herzergreifend heulte. Und neben dem schluchzenden Mädchen stand Sesshomaru und starrte in kompletter Hilflosigkeit auf das weinende Kind herab. Es war ein geradezu grotesker Anblick. Er, der mächtige, gefährliche und überall gefürchtete Dämon war völlig hilflos. Hilflos durch die Tränen eines winzigen, schwachen und naiven Menschenmädchens! Beniga traute ihren Augen kaum. War das der Grund, warum Sesshomaru so plötzlich verschwunden war? Weil er die Kleine hatte weinen hören? Ließ er sich ausgerechnet von einem Menschenkind beeinflussen? Je länger die Marderhunddämonin die Szene betrachtete, desto mehr verwandelte sich ihre Verwunderung in Gewissheit. Ein berechnendes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Vielleicht gab es doch noch eine Chance für sie, um den Tag zu überleben. Hastig eilte sie zu dem Mädchen und nahm sie tröstend auf den Schoß. „Hey, Süße“, schwatzte sie das Kind an, „sag mir, warum bist du denn so traurig? Nicht weinen, vielleicht kann ich dir helfen?“ „Lass sie sofort los“, grollte eine eisige Stimme in Benigas Rücken. Die Dämonin sah hinter sich und begegnete Sesshomarus drohendem, rötlich schimmerndem Blick. Rasch setzte sie eine betont unschuldige Miene auf und lächelte den Wütenden beschwichtigend an. „Was regst du dich denn so auf, Kumpel? Ich will deinem Mädchen ja nichts antun. Ich will doch bloß nett und hilfsbereit sein... du hast ja offensichtlich keine Ahnung, wie man mit kleinen Kindern umgeht!“ Sesshomaru schnappte nach Luft. Benigas Unverfrorenheit raubte ihm den Atem. Was erlaubte dieses impertinente Weibstück sich, warum mischte sie sich ein? Und was machte sie überhaupt hier? Moment mal, kam es ihm in diesem Augenblick in den Sinn, was machte ER SELBST eigentlich hier?! Erst jetzt wurde dem Hundedämonen bewusst, dass hier etwas verkehrt gelaufen war. Vor wenigen Minuten war er noch in bester Mordlaune gewesen. Aber nun stand er zu seinem eigenen Erstaunen nicht neben Benigas Leiche, sondern neben Rin. Als er ihr Weinen gehört hatte, war er sofort zu ihr gekommen, alles andere hatte er schlichtweg vergessen. Wie und warum das allerdings passiert war, entzog sich völlig seinem Begriffsvermögen. Beniga bemerkte Sesshomarus Verwirrung und wurde innerlich immer zuversichtlicher, sie sah ihre Chancen auf eine längere Lebenszeit steigen. „Also, Kindchen“, wandte sie sich wieder an Rin, „sag, was hast du?“ Die Angesprochene wischte sich über das tränenüberströmte Gesicht und hob dann zaghaft das Holztier in ihren Händen empor. „Mein Delfin...“, schluchzte sie, „er ist kaputt... Jaken-sama hat ihn verbrannt...“ „Das war ein Versehen“, beeilte sich Jaken hinzuzufügen, „ich wollte ein Feuer für das Mittagessen anzünden. Ich habe nicht gesehen, dass dieses dumme Gör sein Spielzeug neben mein gesammeltes Holz gelegt hat. Sie ist selbst schuld!“ Beniga besah sich das angekokelte Holztier. „Tja... das sieht schlimm aus... Aber deshalb brauchst du nicht traurig zu sein. Ich kenne einen geschickten Holzschnitzer, der genau solche Tiere für Kinder herstellt. Ich denke, der könnte deinen Delfin wieder heil machen.“ Sofort heiterten sich Rins Gesichtszüge auf. „Wirklich?“ fragte sie hoffnungsvoll. „Aber ja“, bestätigte Beniga und drehte sich nun mit einem gewinnenden Lächeln erneut zu Sesshomaru um. „Wie wär’s mit einem kleinen Geschäft, Kumpel?“, schlug sie ihm vor: „Ich lasse unauffällig den kaputten Holzdelfin für dein Mädchen richten und du vergisst dafür das kleine Ärgernis, das ich dir bereitet habe, ja?“ „Glaubst du etwa, du kannst mit mir schachern?“ Sesshomarus Stimme war dermaßen kalt, dass seine Worte als Beschwörungsformel für eine neue Eiszeit hätten gelten können. Doch davon ließ sich Beniga nicht abschrecken, immerhin hatte sie nicht viel zu verlieren außer ihr eh schon verwirktes Leben. Sie nahm all ihren Mut zusammen, stand auf und sah den Hundedämonen herausfordernd an. „Meinetwegen kannst du dich gern selbst darum kümmern und dir selbst jemanden suchen, der das Holztierchen von deinem Mädchen repariert. Das sorgt sicher für ein paar neue Lacher in der Dämonenwelt, wenn so bekannt wird, dass du dich neuerdings für Kinderspielzeug interessierst.“ „Klatschtanten wie dich kann ich leicht zum Verstummen bringen“, meinte Sesshomaru kühl. „Da wäre ich mir nicht so sicher“, gab Beniga zurück: „Keiner hat mehr Erfahrung mit Tratscherei als ich. Und ich sag dir, es ist schon zu spät. Du wirst es nicht mehr verhindern können, bald weiß jeder, dass du dich verändert hast und dass du eine kleine Schwäche hast.“ „Du redest Unsinn“, schnaubte Sesshomaru verächtlich: „ich habe mich nicht verändert und ich habe keine Schwächen.“ „Ach, echt nicht?“ Grinsend und bedeutungsvoll blickte Beniga zu der kleinen Rin, die naiv lächelnd und verständnislos die Unterhaltung der beiden Dämonen verfolgte. Schweigend sah nun auch Sesshomaru das Menschenmädchen an. Und hatte plötzlich das Gefühl, den Halt unter den Füßen zu verlieren. „Komm schon, Kumpel“, fuhr Beniga mit ihrer schmeichelhaftesten Stimme fort, „du kannst nur gewinnen, wenn du auf meinen Vorschlag eingehst. Du machst deiner Kleinen eine Freude und sicherst dir zusätzlich meine immerwährende Dankbarkeit. Ich werde im Gegenzug kein Wort mehr über die ganze Geschichte verlieren. Stattdessen steuere ich dem Klatsch entgegen und sorg dafür, dass ein paar neue Gerüchte über deine Bosheit in die Welt gesetzt werden. Ist ein Klacks für mich. Damit ist dein guter Ruf problemlos wiederhergestellt und alles wieder paletti.“ Sesshomarus Antwort auf Benigas Angebot kam so schnell, dass niemand im Nachhinein sagen konnte, wie es zugegangen war. Auf einmal fand sich Beniga in der rechten Klaue des Hundedämonen wieder, einen halben Meter über dem Boden schwebend. „Ich warne dich“, hörte sie Sesshomarus flüsternde Stimme, „das ist das einzige und letzte Mal. Eine weitere Chance wirst du nicht mehr bekommen. Und wenn du mich enttäuscht, wirst du um deinen Tod betteln!“ Nach diesen Worten ließ er Beniga wieder frei, die Marderhunddämonin stürzte direkt vor Rin ins Gras. „Gib Beniga deinen Delfin.“, befahl Sesshomaru dem Mädchen. Rin legte sofort ihr demoliertes Spielzeug vertrauensvoll in Benigas Hände. Sie kapierte zwar nicht so recht, worüber die Marderhunddämonin mit Sesshomaru gesprochen hatte, aber sie hatte zumindest verstanden, dass ihr schöner Delfin wieder gerichtet werden sollte. Das genügte ihr, um glücklich und zufrieden zu sein. Die Marderhunddämonin stand auf und pfiff laut. Wie aus dem Nichts tauchte daraufhin ihr gewohntes Reittier, ein knochiges Geisterpferd, neben ihr auf. Beniga schwang sich so rasch sie konnte auf das Pferd und jagte davon, als wären Tod und Teufel hinter ihr her. Jaken sah der davon reitenden Dämonin kopfschüttelnd nach. Zaghaft wandte er sich danach an seinen Herrn. „Ihr seid auf ihr Angebot eingegangen, Sesshomaru-sama? Warum denn das? Ihr lasst Euch doch nicht etwa von Beniga erpress...?“ Wieder reagierte Sesshomaru blitzschnell. Ehe Jaken wusste, wie ihm geschah, entlud sich über ihm ein Prügelgewitter. Unzählige, deftige Schläge später sah Jakens Schädel aus wie ein völlig verbeulter Kochtopf. Nach der erholsamen Entladung seines innerlichen Zorns, setzte sich Sesshomaru am Rande der Waldlichtung auf einen umgestürzten, halb verrotteten Baumstamm und versank in grüblerisches Nachdenken. Verdammt, dachte er, warum habe ich das getan? Warum habe ich Beniga nachgegeben? Warum mache ich mir Sorgen über irgendeinen Klatsch, der sich eventuell über mich verbreitet hat? Rin kam zu ihm gelaufen und lächelte ihn fröhlich an. „Danke, dass du meinen Delfin heil machen lässt, Sesshomaru-sama. Das ist so lieb von dir“, sagte sie. Ihre rehbraunen Kinderaugen strahlten vor Freude und Begeisterung. Sesshomaru schwieg und betrachtete das lächelnde Mädchen. Er wusste, warum er Beniga nachgegeben hatte, warum er den Klatsch fürchtete. Weil es die Wahrheit war. Es war wahr, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, dass er sich verändert hatte. Er war beeinflussbar, unfrei geworden, denn er hatte eine Schwäche. Und diese kleine Schwäche stand direkt vor ihm: ein verflixtes Menschenkind! Schwäche jedoch war etwas, das Sesshomaru niemals akzeptieren konnte und damit stand seine Entscheidung endgültig fest. Rin musste weg. Sofort. Der Hundedämon stand auf. „Gehen wir.“ _ _ _ _ _ So, damit startet Sesshomaru seinen letzten Versuch Rin loszuwerden... Ich hoffe, dass ich nicht wieder so verflixt lang brauchen werde, bis ich das Schlusskapitel on stellen kann. Freu mich sehr über jeden hilfreichen Kommentar! Salut! Kapitel 15: Verflixtes Leben ---------------------------- Das letzte Kapitel... Ein letztes Mal noch möchte ich alle aufzählen, die mich bei dieser Geschichte mit Kommentaren zu dem einen oder anderen (oder jedem) Kapitel unterstützt haben: Breaca, Bridget, BrokenWings, ChailaMing, chriss-chan, Etwas, fairytale, Hrafna, Jin-Jin, mangaalarm, Minerva-moon, Mondvogel, myuki-chan, Nochnoi, Ravenday, Rin_, -Sae-, Sesshoumaru_sama, Tessa-chan, Tigerin, Weissquell, Xell, yamina-chan und alle (mittlerweile leider wohl abgemeldeten) Unbekannten. DANKE! Okay, dann wollen wir die Geschichte jetzt mal beenden. Was sagte die alte Rumiko in Kapi 12 zu Sesshomaru?! >Ein Mensch gehört nicht zu einem Dämon und das wisst Ihr genau wie ich.< Natürlich weiß Sesshomaru das. Bisher hätte er diesen Worten auch anstandslos beigepflichtet. Doch dann kam Rin... Wird der Inuyoukai die Kleine jetzt wirklich loswerden (wollen)? Nun, ich denke, ihr kennt die Antwort... Trotzdem: Viel Freude beim Lesen! Kapitel 14 – Verflixtes Leben Mit ausdruckslosen, in Gold schimmernden Augen und einer Miene wie aus Stein gemeißelt sah Sesshomaru von einer Anhöhe herab auf das Land, das sich unterhalb vor ihm ausbreitete. Es war ein gesegnetes Land, warm, fruchtbar und blühend, mit saftigen Wiesen, rauschenden Bächen und urwüchsigen Bäumen. Den östlichen Teil des Landes hatten Menschen besiedelt, sie hatten das dortige Gebiet weitgehend gerodet und urbar für Ackerbau und Viehhaltung gemacht. Der westliche Teil gehörte allein der Natur, dies war die Heimat eines alten, geheimnisvollen Waldes. Nur selten wagten die Menschen diesen Wald zu betreten oder ihn gar anzurühren und sein Holz zu nutzen, denn sie waren nicht zu Unrecht überzeugt davon, dass die Bäume dort beseelt waren und bewacht wurden von Dämonen. Sesshomaru betrachtete einen kleinen Pfad, der durch das vor ihm liegende Land führte. Der Weg schlängelte sich über abgegraste Weiden und durch sanfte Haine bis zu einem See. Dort teilte sich der Pfad in zwei Wege, einer davon nach Westen führend, in die bewaldete Wildnis, der andere nach Osten führend, zu den Behausungen der Menschen. Ein staunender Ausruf und ein Händeklatschen lenkten den Hundedämonen von seinen Betrachtungen ab. Er wandte sich beiseite. Direkt rechts neben ihm stand nun Rin. Die Kleine hatte fröhlich ihre Handflächen zusammengeschlagen und bewunderte freudestrahlend das herrliche, sonnenüberstrahlte Land. „Ui, Sesshomaru-sama“, rief sie munter, „das ist aber schön da! Gehen wir dort hin?“ Bevor der Angesprochene etwas hätte erwidern können, wurde er erneut abgelenkt, dieses Mal von der Witterung einer dämonischen Aura. In Gewohnheit eines geübten, jederzeit kampfbereiten Kriegers drehte sich Sesshomaru sofort instinktiv zu der möglichen Gefahrenquelle um. Ohne es sich bewusst zu sein, schob er dabei reflexartig Rin hinter sich, in den Schutz seines Körpers. Ein plötzlicher, kalter Windstoß fuhr durch seine langen, weißen Haare. Dann tauchte wie aus dem Nichts ein knochiges Geisterpferd aus den Lüften heraus auf. Rin lugte vorsichtig hinter den Beinen des Hundedämons hervor und beobachtete, wie von dem Geisterpferd ächzend eine stämmige, mit Schmuck überhäufte Dämonin herunter kletterte. Es war Beniga. „Ah... Aua, verdammt noch mal“, stöhnte die Rothaarige, „ich brauche unbedingt mal ein anderes Reittier. Auf diesem Knochenvieh scheuere ich mir nur ständig den Hintern wund...“ Die Dämonin dehnte und streckte kurz ihre Glieder, rieb sich das Gesäß und wandte sich danach an Sesshomaru. „So, mein lieber, guter, alter Freund“, sagte sie und setzte ein gewinnendes Lächeln auf, „hier bin ich wieder. Auf Beniga-chan kann man sich eben immer verlassen...“ Eisiges Schweigen war die Antwort. Beniga wich hastig Sesshomarus kaltem Killerblick aus und räusperte sich. „Äh... Nun gut... Also...“, fuhr sie murmelnd fort und begann hektisch in den zahlreichen Taschen ihrer Kleidung herum zu kramen. Als sie gefunden hatte, was sie suchte, näherte sie sich Rin: „So, süßer Spatz, hier hast du deinen Delphin wieder!“ Mit diesen Worten legte die Marderhunddämon dem kleinen Mädchen ein Holztierchen in die Hände. Rin ergriff das Spielzeug und hob es nach kurzer Musterung begeistert in die Höhe. „Oh, schau nur, Sesshomaru-sama“, jubelte sie, „er ist wieder heil... jetzt ist mein Delphin sogar noch viel schöner als vorher... Dankeschön!“ Überglücklich strahlte das Mädchen die beiden Dämonen an. In kindlichem Übermut umarmte sie daraufhin spontan eines von Sesshomarus Beinen und schmiegte sich fest in die Seide seiner Hosen. Nach dieser Liebkosung ließ sie den völlig überrumpelten Dämonen wieder los, schaute von der Felsenhöhe hinab in das unterhalb gelegene, friedvolle Land und deutete eifrig zu dem nicht weit entfernten See. „Darf ich da hinunter gehen?“, fragte sie aufgeregt, „ich möchte meinen Delfin gern schwimmen lassen. Darüber freut er sich ganz bestimmt!“ Immer noch etwas perplex wegen Rins überraschender Umarmung und ihrer überschäumenden Freudenbezeugung sah Sesshomaru der Kleinen kurz in die rehbraunen, erwartungsvollen Kinderaugen. Ihr seliges Gesicht und ihr warmherziges Lächeln waren einfach wunderschön. Der Dämon konnte nicht leugnen, dass ihn das faszinierte. Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es schwer für ihn werden würde auf diesen unwiderstehlichen Anblick in Zukunft verzichten zu müssen. Doch diesen Gedanken schob er rasch beiseite, sein äußerlicher Ausdruck wandelte sich wieder in absolute Emotionslosigkeit. „Geh“, sagte er nur und sah dann scheinbar ungerührt in den Himmel. Erfüllt von spielerischer Vorfreude sauste Rin jauchzend den Pfad von der Anhöhe hinab. Sesshomaru warf einen Blick auf Jaken, der sich zusammen mit dem zweiköpfigen Drachentier in höflichem Abstand im Hintergrund gehalten hatte. „Folge Rin und pass auf sie auf!“ Jaken ließ sich nichts von seinem Widerwillen, den dieser Befehl in ihm hervorrief, anmerken, sondern watschelte gehorsam mit dem Drachen dem davon stürmenden Menschenmädchen nach. Beniga blieb bei Sesshomaru. Der Hundedämon schien sie nicht zu beachten, er hatte ihr den Rücken zugedreht, stand wieder völlig reglos auf der Anhöhe und beobachtete schweigend das ungewöhnliche Trio aus Drache, Dämon und Menschenkind das nun über die Weiden auf den See zu lief. Eine Weile noch wartete Beniga geduldig in Sesshomarus Rücken, doch lange hielt sie das nicht aus. Von Neugier gepackt trat sie an seine linke Seite und studierte forschend sein unergründlich wirkendes Gesicht. Welche Gedanken dem mächtigen Hundedämonen wohl durch den Kopf gingen? „Was wirst du mit der Kleinen machen?“, brach die Marderhunddämonin schließlich fragend das Schweigen: „Willst du sie behalten?“ „Dieses Kind geht dich nichts mehr an“, antwortete Sesshomaru schroff, „du hast das Mädchen niemals gesehen. Verstanden?!“ „Klar doch, Kumpel“, beteuerte Beniga rasch, „du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich weiß von nix. Meine kleinen Brüder und der Rest meines Clans werden auch alle dichthalten, dafür verbürge ich mich. Und jeglicher Tratscherei diesbezüglich werde ich, wie versprochen, entgegen wirken!“ „Dann verschwinde jetzt!“ Die Marderhunddämonin musste einsehen, dass ihre unersättliche Wissbegier vorerst wohl nicht befriedigt werden würde. Enttäuscht zog sie sich zu ihrem geisterhaften Reittier zurück und saß auf. Sie hätte gerne gewusst, wie diese interessante Beziehungsgeschichte zwischen einem kleinen, süßen Menschenmädchen und einem großen, bösen Dämon ausging. Doch um ihr Leben willen war es wohl besser jede Neugierde diesbezüglich zu zügeln und Sesshomaru zukünftig zu meiden. „Na dann... Ade, Kumpel. Bis irgendwann einmal!“ Erwartungsgemäß reagierte Sesshomaru nicht auf den Abschiedsgruß. Vom See her war Kinderlachen zu hören. Die kleine Rin schien sehr vergnügt zu sein. Beniga zögerte einen Moment. Sollte sie Sesshomaru noch von diesem seltsamen, in ein weißes Pavianfell gehüllten Typen erzählen, dem sie erst kürzlich begegnet war, während sie Rins Spielzeugdelfin hatte richten lassen? Lieber nicht, entschloss sie sich. Wenn Sesshomaru etwas über diese Begebenheit wüsste, würde das wahrscheinlich nur seine Zweifel wecken, ob es richtig gewesen war die Marderhunddämonin am Leben zu lassen. Zudem hatte Beniga keine Ahnung mehr, wer dieser merkwürdige Pavian überhaupt gewesen war, welchen Namen er gehabt hatte, was er gewollt hatte und was sie ihm möglicherweise aus Versehen alles erzählt hatte. Sie konnte sich nur noch an den überaus köstlichen Sake erinnern, den er ihr großzügig angeboten und eingeschenkt hatte. Ein launiges Zechgelage mit irgendeinem komischen Affen war sicherlich unbedeutsam und brauchte Sesshomaru folglich nicht zu interessieren. Achselzuckend schnalzte die Marderhunddämonin mit der Zunge, trieb so ihr Knochenpferd an und verschwand. Nach einiger Zeit verließ auch Sesshomaru die Anhöhe. Langsam und lautlos folgte er Rin, Jaken und dem Drachen auf dem kleinen Pfad zum See. Als er die dortige, am Seeufer gelegene Weggabelung erreichte, blieb er stehen und schaute ostwärts. Sein Blick fiel auf eine entfernte Menschensiedlung, neben der ein ehemals fürstliches, mittlerweile jedoch zum Teil verfallenes Anwesen zu erkennen war. Der nach Osten abzweigende Weg führte direkt dorthin. Während Sesshomaru dieses alte Gebäude betrachtete, wurde seine Stimmung immer missfälliger. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals, dachte er, dass mich mein Weg ausgerechnet hierher führt. Ausgerechnet an den Ort, an dem einst Izayoi mit ihrem kleinen Bastard wohnte. Verflixtes Leben, das mir so einen Bruder beschert hat und mir damit dauernd irgendwelche gemeinen Streiche spielt! Alles, das mir Ärger bereitet, hat ständig direkt oder indirekt was mit Inu Yasha zu tun. Dieser brüderliche Schandfleck ist ein lebendes Übel, er hat mir Tessaiga gestohlen, hat mir einen Arm abgeschnitten und er ist schuld daran, dass ich Rin begegnet bin und dadurch in die unmöglichsten Situationen gebracht wurde... Es ist einfach ungerecht, dass ich nach all dem auch noch ausgerechnet auf den letzten Nachfahren aus Inu Yashas mütterlicher Verwandtschaft stoßen musste: diese Rumiko, die mir nun mein kleines Mädchen wegnehmen wird... Sesshomaru stutzte. Verwundert überprüfte er nochmals seinen letzten Gedanken. Seltsam, wie kam er denn jetzt auf so etwas? Rin wurde ihm doch gar nicht weggenommen, er wollte sie doch loswerden. Und es passte doch hervorragend die lästige Menschengöre an Inu Yashas Menschenverwandtschaft abschieben zu können. Rumiko gab bestimmt eine ideale Ersatzmutter ab. Doch trotz all dieser vernünftigen Überlegungen wurde Sesshomaru ein komisches Gefühl nicht los. Ein Gefühl des Bedauerns, das sich unmerklich in seine Seele geschlichen hatte und das sogar fast an Eifersucht grenzte... Bedauern? Neid? Blödsinn! Solch alberne Empfindungen kannte er nicht! Verärgert schüttelte der Hundedämon kurz seinen Kopf, um seine eigenartigen Gedanken zu vertreiben. Er hatte seine Entscheidung getroffen, sein Wille war unumstößlich und nun würde er Taten folgen lassen. Jetzt sofort würde er der ganzen Geschichte mit dem Menschenkind ein Ende bereiten! Entschlossen öffnete Sesshomaru seinen Mund, er wollte seine Begleiter zu sich befehlen und weiter nach Osten gehen. Doch merkwürdigerweise brachte er keinen einzigen Ton heraus und konnte sich auch nicht rühren. Stattdessen blieb er wie angewurzelt auf der Weggabelung stehen und starrte unentwegt zum Seeufer, an dem Rin mit ihrem Holzdelphin spielte. Die Kleine sah sehr glücklich aus, das Spielen machte ihr offensichtlich viel Freude. Ich sollte sie nicht dabei stören, überlegte Sesshomaru, die unbeschwerte Fröhlichkeit des Kindes gefiel ihm. Was machte es schon, wenn er dem Mädchen das Vergnügen ließ und noch ein Weilchen damit wartete sie wegzugeben? Auf ein paar Stunden mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an... So ließ sich der Hundedämon entgegen seiner ursprünglichen Absicht nahe des Seeufers bei seinem grasenden Drachenreittier nieder und ließ schweigend seinen Blick über die in der Sonne glitzernde Wasseroberfläche gleiten. Zwischenzeitig blickte er immer wieder ganz heimlich zu Rin. In diesen Momenten erfüllte ihn eine Zufriedenheit wie er sie niemals zuvor gefühlt hatte. Und der Wunsch, die Zeit möge stehen bleiben. Doch die Zeit ließ sich nicht anhalten, sie verging sogar rasend schnell. Bald schon senkte sich der Abend herab. „Sesshomaru-sama“, riss Jakens quäkende Stimme den Hundedämonen schließlich aus seiner Versunkenheit, „wollt Ihr über Nacht hier bleiben?“ „Au ja, das wäre fein“, meldete sich Rin zu Wort, „hier ist es so schön. Und ich habe Hunger! Im See könnten wir Fische fangen!“ Dagegen war eigentlich nichts einzuwenden. Sesshomaru fühlte sich zwar keinesfalls für Rins Essensversorgung verantwortlich, aber es gab andererseits auch keinen Grund dafür die Kleine hungern zu lassen. Bevor er sie wegbrachte, konnte sie genauso gut erst noch was essen. Jaken war mit der Körpersprache seines meist schweigsamen Meisters sehr vertraut, erkannte Sesshomarus Einverständnis daher sofort und machte sich auf den Weg, um Holz für ein Lagerfeuer zusammen zu sammeln. Das war nicht unbedingt notwendig, aber Fisch schmeckte gegrillt besser als roh und ein bisschen Wärme in den oft recht kühlen Nächten konnte auch nicht schaden. Rin kam zu Sesshomaru und hielt ihm ihren Holzdelphin hin. „Passt du auf ihn auf, Sesshomaru-sama?“, fragte sie vertrauensselig. Der Hundedämon war noch niemals gebeten worden auf ein Spielzeug aufzupassen, dementsprechend konsterniert schaute er deshalb auch drein. Rin allerdings deutete seinen Gesichtsausdruck einfach als ein Ja, packte Sesshomarus Handgelenk und drückte ihm den hölzernen Delphin in die Finger. Danach lächelte sie munter, hüpfte zum Seeufer zurück, band sich den Rock ihres Kimonos hoch und watete bis zu den Knien ins Wasser, um Fische zu fangen. Mit äußerster Vorsicht umschloss Sesshomaru das Holztier, das er bewachen sollte, mit seinen tödlichen Krallen. So etwas Lächerliches konnte auch nur einem Kind einfallen, dachte er. Eigentlich war es unverständlich, dass er solche Albernheiten mitmachte und nicht sofort unterband. Aber es war schließlich der letzte Abend, den er mit Rin verbrachte, da konnte er ausnahmsweise schon mal etwas tolerant sein. Kurz darauf kam Jaken mit Holz zurück und entzündete mit seinem Kopfstab ein Feuer. Verblüfft sah er zu seinem Herrn und glotzte dabei mit kugelrunden Augen auf dessen Hand. Sesshomau bemerkte, dass er gedankenverloren den Rücken des Holzdelphins mit seinem Daumen streichelte. Hastig legte er das Spielzeug neben sich am Boden ab und bedachte seinen starrenden Diener mit einem böswilligen Blick. Jaken entschloss sich rasch so zu tun, als ob er absolut nichts gesehen hatte, und stocherte geschäftig im Feuer herum. Zu seinem Glück zog in diesem Augenblick zudem etwas anderes Sesshomarus Aufmerksamkeit auf sich. Denn auf einmal war ein gurgelnder Schrei zu hören, verbunden mit einem Platschen. Rin hatte bislang kein Glück beim Fischfang gehabt. In einem großen See war so etwas per Hand natürlich auch eine schwierige Aufgabe. Und da die größeren Fische sich vorzugsweise in größeren Tiefen aufhielten, hatte sich das kleine Mädchen immer weiter in den See vorgewagt, bis der seichte Ufersaum plötzlich steil absank. Rin rutschte ab und verlor den Boden unter den Füßen. Sie wurde von einer Unterströmung erfasst und unter Wasser in die Tiefe gezogen. Selten zuvor hatte Jaken seinen Meister so schnell reagieren sehen, genau genommen sah er überhaupt nicht, was Sesshomaru tat. Wie ein Blitz schoss der Hundedämon zum See und stand dann im Bruchteil von einer Sekunde wieder neben Jaken am Feuer. In seinem Arm hielt er die pitschnasse und Wasser aushustende Rin. „Ach herrje, was hat dieses Balg denn jetzt angestellt? Kann man Menschenkinder denn keinen Moment aus den Augen lassen, ohne dass sie sich oder andere in Gefahr bringen? Wie kann jemand nur so lebensunfähig sein...?“ „Eigentlich wäre es deine Aufgabe gewesen, auf Rin aufpassen, wenn ich mich richtig erinnere“, erwiderte Sesshomaru kühl die Beschwerden seines Dieners und setzte das halb ertrunkene Mädchen behutsam neben dem Feuer ab. Rin zitterte heftig, das Wasser war kalt gewesen. Wenn ich sie da in ihren nassen Kleidern hocken lasse, holt sie sich wahrscheinlich noch eine Erkältung, dachte Sesshomaru. Nachdem er vor kurzer Zeit erst selbst eine Krankheit überstanden hatte, konnte er nachempfinden wie grässlich es sein konnte krank zu sein. Das wollte er Rin nicht zumuten, er wollte sie lieber wohlbehalten in ihrem neuen Zuhause bei Rumiko abliefern. Niemand sollte sagen können, ein Dämon würde seine Gefolgsleute schlechter behandeln als ein Mensch. Also setzte sich Sesshomaru neben Rin, zog ihr den nassen Kimono aus und verpackte sie dann warm in sein flauschiges Fell. Rin hatte nichts gegen diese Behandlung, im Gegenteil, sie kuschelte sich sofort in den Pelz und schnurrte wohlig wie eine Katze. Jaken durfte derweil die Aufgabe der Essensbeschaffung übernehmen. Griesgrämig machte sich der kleine Dämon ans Werk. Kurz überlegte er, ob er Rins Vorbild nacheifern sollte, sich ins tiefe Wasser fallen lassen und ein Ertrinken vortäuschen sollte. Denn er wäre auch gern von Sesshomaru gerettet und noch viel lieber in sein schönes, weiches Fell verpackt worden. Doch irgendwie bezweifelte er, dass Sesshomaru ihm die gleichen Vorrechte wie Rin einräumen würde. Außerdem schien Sesshomaru nun dermaßen von seiner Sorge um das Menschenkind abgelenkt zu sein, dass er nicht darauf achtete, was Jaken machte und ihn so vielleicht einfach absaufen ließ. Nach Mitternacht war weitgehend Ruhe eingekehrt. Jaken hatte zwei Fische erwischt, die er gegrillt und mit Rin gegessen hatte. Rin hatte ihren Fisch dabei unbedingt mit Sesshomaru teilen wollen. Um ihr eine Freude zu machen, hatte der Hundedämon sogar auch etwas davon gegessen. Mit dem Ergebnis, dass ihm nun schlecht war, weil er gekochtes Essen nicht gewohnt war und daher auch nicht gut vertrug. Am liebsten hätte er sich übergeben, aber so etwas war natürlich extrem würdelos und kam daher nicht in Frage. Zur Ablenkung verfolgte Sesshomaru den Lauf der Sterne. Seltsamerweise war ihm eine Nacht niemals vorher so kurz vorgekommen. Sobald der Morgen graute, würde er Rin zurück zu den Menschen bringen. Bis dahin würde ihre Kleidung sicher wieder trocken sein. Dann würde er sie los sein. Für immer... Sesshomaru spürte ein flaues Gefühl in der Magengegend, doch das schob er auf seine Übelkeit. Zögernd blickte er zu Rin. Die Kleine schlief tief und fest, genau wie der Rest von Sesshomarus Begleitern. Der Hundedämon beobachtete, wie sich die Brust des kleinen Mädchens hob und senkte, wie ihr regelmäßiger Atem die weißen Haare seines Fells bewegte, in das sie ihr niedliches Kindergesicht schmiegte. Sie lächelte im Schlaf. Plötzlich keimte eine Sehnsucht in Sesshomaru auf und er ertappte sich bei dem Bedürfnis die Kleine in den Arm nehmen zu wollen. Es war verrückt. Rin war zweifelsfrei nur ein ganz gewöhnliches Menschenmädchen, dennoch war sie das seltsamste Wesen, das dem Hundedämonen je begegnet war. Spielend leicht brachte die Kleine ihn dazu Dinge zu tun, die er gar nicht tun wollte. Ihr kindliches Verhalten rief Reaktionen in ihm hervor, von denen er bisher gar nicht gewusst hatte, dass sie existierten. Und ihr Lächeln hatte ein bisher unbekanntes Gefühl in ihm erweckt, ein Gefühl unbeschreiblicher Faszination, das sich jeglicher Kontrolle entzog. Ach, was soll‘s, dachte der Hundedämon und warf sämtliche Bedenken über Bord. Es war die letzte Nacht, die letzte Möglichkeit und keiner sonst würde etwas davon mitbekommen. Was sprach dagegen, ein letztes Mal ein bisschen Glück zu genießen? Sachte rückte Sesshomaru näher zu Rin, zog das Fell, auf dem sie eingehüllt lag, ganz nah an seine rechte Seite heran und legte behutsam seinen Arm um ihre schmächtigen Schultern. Zärtlich und vorsichtig, damit er sie nicht unbeabsichtigt mit seinen scharfen Krallen verletzte oder weckte, strich er ihr kurz über die Wange. So ähnlich musste sich wohl ein stolzer Vater fühlen, wenn er seinen Nachwuchs in den Armen hielt. Es war auf jeden Fall unbeschreiblich schön. Sesshomaru schloss die Augen, er wollte diesen Augenblick bewahren, so dass ihm zumindest die Erinnerung bleiben würde, wenn er das dazugehörige kleine Glück aufgeben musste und für immer verlieren würde. Er merkte nicht, wie er in einen tiefen, wohltuenden Schlaf glitt. Erst ein verlegen klingendes Räuspern weckte den Hundedämonen wieder. Etwas verwirrt schlug Sesshomaru die Augen auf und erblickte Jaken direkt vor seinem Gesicht. „Äh... Verzeiht, Sesshomaru-sama, dass ich Euren Schlaf störe. Aber es ist schon fast Mittag und ich dachte, wir sollten vielleicht langsam aufbrechen, wohin... Na ja, äh, wohin immer Ihr auch wollt...“ „Hast du gut geschlafen, Sesshomaru-sama?“, fragte Rin. Sie stand neben Jaken, reisefertig angezogen und fröhlich lächelnd. Hinter ihr wartete der gesattelte und gezäumte Drache. Sesshomaru setzte sich flink auf. Er hatte seitlich leicht eingerollt auf seinem Fell gelegen, mit rechts angewinkeltem Arm. In diesem Arm hatte bis zu seiner letzten bewussten Erinnerung Rin gelegen. Wie hatte sie aufwachen und aufstehen können, ohne dass er davon etwas merkte? Wie hatte er so tief schlafen können? Er wäre ja fast ins glückselige Nirvana abgedriftet! Seltsam, sehr seltsam und bedauerlicherweise auch recht peinlich. So sehr hatte er sich bisher niemals gehen lassen. Doch das war jetzt auch nicht mehr zu ändern, deshalb verschwendete Sesshomaru keinen Gedanken mehr daran und stand auf. Er verließ die nächtliche Raststelle am See und ging bis zur Abzweigung des zweigeteilten Pfads, der das Land durchzog. Seine Begleiter schlossen sich ihm sofort an. An der Weggabelung stoppte Sesshomaru und sah grübelnd zum Weg nach Osten. Das war der Weg zu den Menschen, der Weg, der ihn in ein gewohntes, freies Leben ohne die kleine Rin führte. Der Hundedämon zögerte. Solch ein Zögern war sehr ungewöhnlich. Wenn sich der Hundedämon beispielsweise dafür entschied jemanden umzubringen, konnte der Totengräber schon mal anfangen eine Grube zu schaufeln. Jaken begann sich deshalb sofort intensiv Sorgen um seinen Herrn zu machen und fragte sich, ob dessen geistige Gesundheit vielleicht doch unter Inu Yasha und der Hundestaupe gelitten hatte. „Wisst Ihr nicht, was Ihr wollt, Sesshomaru-sama? Kann ich Euch vielleicht irgendwie behilflich sein?“ Jakens freundliches Hilfsangebot kam keinesfalls gut an. Sesshomaru verpasste dem kleinen Dämonen einen derartigen Hieb, dass er wie ein in die Wand geschlagener Nagel bis zum Hals im harten Boden versank. „Ich weiß immer, was ich will!“, betonte Sesshomaru und sah dann kurz zu Rin. Mit einer schwungvollen, eleganten Bewegung drehte er sich herum, entschied sich für einen der beiden Wege und ging weiter. Rin nahm die Zügel des zweiköpfigen Drachens und lief dem Hundedämon vergnügt singend auf dem ausgewählten Weg nach. Es war der Weg nach Westen. Niemand bemerkte, dass Sesshomarus Schwert leicht schimmerte, man hätte denken können, die Klinge freute sich. Nach all der langen Zeit hatte Tensaiga es endlich geschafft: die angeblich so nutzlose Waffe des Lebens hatte ihren Meister rumgekriegt, hatte den mächtigen, gefährlichen und überall gefürchteten Dämon besiegt. Besiegt durch ein winziges, schwaches und naiv ihn anlächelndes Menschenmädchen! Jetzt würden die beiden wie Pech und Schwefel zusammenhalten... Und wenn es gekonnt hätte, hätte das Schwert lauthals gelacht! - - - - - ~ FINIS ~ - - - - - Tja, okay, das war‘s... Das letzte Kapitel hat zwar keinen bombastischen Knalleffekt, aber ich hatte eigentlich von Anfang an ein recht schlichtes, gern auch etwas offen wirkendes Ende für diese Story geplant. Ist vielleicht nicht ganz das, was ihr erwartet habt, oder?! *zwinker* Ich hoffe, es gefiel euch trotzdem und bedanke mich bei Hotep für’s vorige Betalesen! Würde mich sehr freuen, wenn ihr die Story ein letztes Mal kommentiert. Vielleicht lasse ich mich ja auch breitschlagen und schreibe irgendwann eine Art Fortsetzungsgeschichte hierzu. Ich will aber nichts versprechen. Danke für eure freundliche Unterstützung. *mich tief vor euch allen verbeuge* bye Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)