Engel der Nacht von chaska ================================================================================ Kapitel 1: Überfall in der Nacht -------------------------------- Meine erste mehrteilige Fanfic. Eine Geschichte um Schuld, Rache und eine ganz große Liebe. Legende: » ... « = Sprechen ~ ... ~ = Gedanken ... < = Zitate ****************************************** Prolog Wenn die Sonne hinter den Wolkenkratzern der Großstadt verschwand, erwachten sie, die Kreaturen der Nacht und begannen ihr unheiliges Leben. Blut war ihr Lebenselixier. Kreaturen, wie sie es eine war. Doch hatte sie beschlossen ihr Leben zu ändern. Sie wurde zum Engel der Nacht. ******************************************** Überfall in der Nacht » Schon wieder so ein Artikel!« Schäumend vor Wut knallte Lou Miller dem jungen Polizist die Spätausgabe der New Yorker Zeitung auf dem Schreibtisch. Der Mann zuckte zusammen und rettete seine Kaffeetasse in letzter Sekunde vor dem Absturz. » Diese Reporter wissen gar nicht, was sie da anrichten. Die stiften die Leute ja förmlich dazu an, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. « Ben Carter, war Mitte dreißig. Dunkelbraunes Haar umrahmte ein markantes, sympathisches Gesicht. Eine Narbe an der linken Augenbrauen zeigte, dass er auch vor Auseinandersetzungen sich nicht scheute. Mit spitzen Fingern griff er nach der Zeitung und las die Titelzeile. Der Engel der Nacht rettet Ladenbesitzer. Was tut unsere Polizei? < Der Artikel war reißerisch aufgemacht. Verhöhnte die Polizei und lobte die Eigeninitiative des Engels der Nacht. Er kannte solche Bericht zur Genüge. Seit dem letzten Jahr tauchten sie mindesten einmal in der Woche auf. Er lehnte seine durchtrainierten 1,80 m in seinen Stuhl zurück und sah seinen Onkel an, der vor ihm stand. » Du kannst es nicht ändern, Onkel Lou. Die Medien sind immer an solchen Storys interessiert. Die Hälfte davon ist nur wahr. Irgendwann, werden wir den Engel der Nacht finden, dann ist dem Treiben ein Ende gesetzt. « » Dein Wort in Gottes Gehörgang, Junge. Wann willst du heim? Es ist schon spät. « Ben's Blick flog zur großen Uhr, die an der Bürowand hing. Sie zeigt auf fünf Uhr morgens. » Eher früh, Onkel Lou. Aber du hast Recht. Für heute sollte ich wirklich Schluss machen. « Er stand auf und griff nach der dunklen Jacke. » Wir sehen uns dann wieder zur Spätschicht. Bye, Onkel Lou.« ******************************************** Die Gasse war nur unzureichend beleuchtet. Aber es war die kürzeste Strecke nach Hause. Schon oft hatte Onkel Lou ihn dazu gedrängt hier wegzuziehen. Doch er war der Meinung er müsste im Viertel leben, das zu seinem Revier gehörte. Nur so konnte er ein Feeling für die Leute entwickeln, die hier lebten. Nur so konnte er ihre Probleme verstehen. Und was das Wichtigste war, nur so konnte er die nötigen Kontakte aufbauen, die so wichtig für seine Arbeit waren. Die Erfolge, die er hatte, gaben ihm Recht. Ben war müde. Die Razzia am Vorabend war recht erfolgreich gewesen. Der Papierkram und die Verhöre, die dem Ganzen folgten, hatten doch ganz schön gezehrt. Es war nur ein leises Schleifen, das ihn warnte. Blitzartig drehte er sich um und diese Bewegung rettete ihm das Leben. Vor ihm ragte eine dunkle Gestalt in die Höhe. Das trübe Laternenlicht brach sich funkelnd in der erhobenen Messerklinge, die nun blitzartig auf ihn zuschoss. Das Messer erwischte ihn an der linken Schulter und bohrte sich brennend in das Fleisch. Ben schrie auf und taumelte nach hinten. Die Hausmauer stoppte ihn und er sank zu Boden. Vor ihm ragte die verdreckte Gestalt seines Angreifers in die Höhe. Die Klinge, nun rot von seinem Blut, zielte wieder auf ihn. » Rück deine Kohle raus oder ich schlitze dich komplett auf. « Ben hatte immer mal damit gerechnet bei einem Einsatz zu sterben. Doch nie war ihm der Gedanken gekommen für ein paar lausige Doller in einer dunklen Gasse erstochen zu werden. » Hey ... du! Tu das Messer lieber weg. Sonst verletzt du dich noch selbst! « Leise, doch sehr deutlich erklang die Stimme hinter Ben's Angreifer auf. Ben musste fast lachen, als er das entsetzte Gesicht des Mannes sah. Hinter dem Mann in der Dunkelheit der Gasse war ein Schatten aus dem Nichts aufgetaucht. Für einen Moment glaubte Ben ein glühendes Augenpaar zu sehen. Doch nach einem Wimpernschlag, war es verschwunden und er schob es auf seine überreizten Nerven. Der Gangster drehte sich blitzschnell herum und stürzte sich auf die dunkle Gestalt. Ben sah nur die wirbelnden Schatten der beiden Kämpfer. Mit einem Wehlaut brach auf einmal der eine zusammen und der andere beugte sich über ihn. Ben's Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Seine Rechte tastete vorsichtig nach der Waffe, die im Schulterholster steckte. Er konnte nicht erkennen, wer gewonnen hatte. Sein Angreifer oder sein Retter. Im nächsten Moment erklang das typische Geräusch von Handschellen, die sich um Handgelenke schlossen. Die eine Gestalt richtete sich wieder auf. »Ein schlechter Zeitpunkt um ohne Rückendeckung hier herumzuschleichen ... Detektiv «, erklang die Stimme. Ben entspannte sich und zog die Hand von der Waffe zurück. Offensichtlich hatte sein unbekannter Retter gesiegt. Langsam dämmerte es ihm, wer ihm da aus der Patsche geholfen hatte. Seit längerem ging in dem Bezirk schon das Gerücht über jemanden herum, der den Menschen hier half. Der Überfälle verhinderte und ohne Bedenken Diebe und andere Gangster dingfest machte. Ein Telefonanruf brachte dann die Polizei zu dem Ort, wo die Verbrecher dann lagen. Sorgfältig mit Handschellen gefesselt. Die Geschichten, die diese Verbrecher dann erzählten, waren unglaublich. Da war die Rede von einem schrecklichen, Furcht erregenden Wesen, das sie überwältigt hätte. Die Presse und das Fernsehen hatten diese Geschichten natürlich aufgegriffen und sie hatten diesen Jemand auch einen Namen gegeben. Erst heute Abend hatte er wieder einen dieser reißerisch aufgemachten Artikel in der Zeitung gelesen. » Sie sind der Engel der Nacht! « Ein leises Lachen erklang. » Diesen Namen haben mir die Medien gegeben. Ohne weiteres würde ich es persönlich nicht so sagen. « Die Gestalt trat langsam auf ihn zu und erreichte den Lichtkreis der Lampe. Überrascht zog Ben die Luft ein. Alles hatte er erwartet, nur nicht das, was er da sah. Aus der Dunkelheit schälte sich die Gestalt einer jungen Frau. Schlank und noch nicht mal sehr groß. Gekleidet in eine Jeans und mit einer schwarzen Lederjacke. Langes schwarzes Haar umrahmte ein schmales Gesicht in dem die großen grau-grünen Augen auffielen. Sie legte den Kopf leicht schief und lächelte ihn an. » Ich entspreche wohl nicht ganz ihren Erwartungen. « » Ich gebe zu, dass ich überrascht bin. Aber keinesfalls unangenehm « Sie lachte auf und kam auf ihn zu. Neben Ben ging sie in die Hocke. » Lassen Sie mich nach ihrer Schulter sehen. « Mit geschickten Bewegungen schob sie seine Jacke zur Seite und untersuchte die Wunde. Ben ließ sie für keine Sekunde aus den Augen und beobachtete jede ihrer Bewegungen. » Es ist nur eine Fleischwunde «, stellte sie fest und stand auf. » Schmerzhaft, aber nicht lebensgefährlich.« » Warum tun Sie das? Warum bringen Sie ihr eigenes Leben in Gefahr? « Ein Schatten glitt über ihr Gesicht » Ich habe eine Schuld zu begleichen Eine Schuld, für die ein Menschenalter nicht ausreicht. Außerdem.. «, lachte sie » Macht es Spaß« » Na ja, unter Spaß verstehe ich etwas anderes. « » Glauben Sie mir Detektiv, für mich ist das Risiko deutlich geringer, als es für Sie jetzt aussieht. « Lauschend hob sie den Kopf. » In wenigen Minuten wird die Ambulanz da. Ich habe sie vorhin verständigt, bevor ich eingriff. « Ben sah in Richtung der Hauptstrasse, doch konnte er außer den hellen Lichtern nichts erkennen. » Sind Sie sicher das ... « Er spürte einen Luftzug hinter sich und als er sich wieder umwandte, war er alleine, nur der Gangster, der ihn überfallen hatte lag wie ein dunkler Schatten auf dem Boden. Keine Spur von seiner Retterin zu sehen. Das gab es doch nicht. Wie konnte sie so schnell verschwinden? Unruhig sah er sich um, doch in der gesamten Straße war nichts von der Frau zu sehen. Nicht mal ein sich bewegender Schatten. In diesem Moment hörte er die Sirenen und ein Wagen bog in die Gasse ein. Helles Scheinwerferlicht zerriss die Dunkelheit. Nach wenigen Sekunden hielt der Wagen und ein Sanitäter trat auf ihn zu. » Hallo sind Sie der Verletzte? Wir wurden informiert, dass es hier eine Messerstecherei gab. « » Richtig. Ich bin an der Schulter verletzt worden und der da war es. Bitte informieren Sie über Funk das nächste Revier, dass der Kerl abgeholt wird. « Der Sanitäter nickte. » Also hat wieder der Engel der Nacht zugeschlagen. Ich möchte wirklich wissen, wer das ist?« Ben zuckte mit der unverletzten Schulter. » Keine Ahnung. Ich habe außer einem Schatten auch nichts gesehen. « » Schade. Na ja dann kommen Sie mal.« Mit Hilfe des Sanis stieg Ben in den Wagen ein. Bevor sich die Tür hinter ihm schloss, sah er nochmals die Gasse entlang, die ihm fast zum Verhängnis geworden war. Wo war diese Frau nur geblieben? ******************************************** Aus der sicheren Entfernung des Daches sah Jessy zu, wie der Ambulanzwagen eintraf und wie der Detektive schließlich in den Wagen stieg. Ein interessanter Mann. Sie war froh noch zur rechten Zeit gekommen zu sein, um seinen Tod verhindern zu können. Der Geruch des Blutes hatte sie auf die Spur gebracht. Er war auch jetzt noch ungewöhnlich stark vorhanden. Verwundert runzelte sie die Stirn. Als sie ihre Hände betrachtet, fielen ihr die Blutflecke an ihrer rechten Hand auf. Anscheinend war sie mit seinem Blut in Kontakt gekommen, als sie die Wunde untersuchte. Gedankenverloren musterte sie die roten Flecken und ohne sich ihres Tuns richtig bewusst zu werden, hob sie die Hand zum Mund und leckte das Blut ab. Für einen Moment erzitterte sie, als sie den Geschmack auf ihrer Zunge spürte. Genießerisch schloss sie die Augen. Menschenblut war doch ein ganz besonderer Saft. Als sie wieder die Augen öffnete, hätte ein vielleicht vorhandener Beobachter die Flucht ergriffen. Ihr Gesicht und ihre Augen hatten sich Furcht erregend verändert. Die sanft grau-grüne Färbung war einem kalten samarad-grün gewichen. Und als sie ihre Lippen zu einem freudlosen Lächeln verzog, entblößte sie ein Gebiss, das einem einen Schauder über den Rücken jagen konnte. Die beiden Eckzähne waren doppelt so lang geworden und berührten fast die Unterlippe. Diese junge, schöne Frau war ein Vampir. Nosferatu ... die Geisel der Nacht. Für die normalen Mensche ein Fantasiegeschöpf. Aus Legenden. Doch sie war wirklich und ... sie war nicht allein. Sie seufzte auf, es war nicht immer leicht die Kontrolle über ihre Triebe zu behalten. Vor allem wenn die Versuchung so nahe war. Sogar in der Gasse dort unten hatte sie für Sekundenbruchteile die Kontrolle über ihr wahres Wesen verloren. Sie hoffte nur, das der Detektiv, diese Sekunden seinen Nerven zuschrieb. Entschlossen drängte sie ihre Verwandlung zurück. Ihr Blick schweifte über die Stadt. Im Osten war ein grauer Schimmer zu erkennen. Bald würde die Sonne aufgehen. Es wurde für sie Zeit zurückzukehren. ******************************************** Ende Kapitel 1 So, unsere beiden Hauptpersonen haben sich kennen gelernt. Ein Cop und ein Vampir. Kann das gut gehen? Gibt es für die beiden ein "Wiedersehen"? Bitte schreibt mir ein paar Kommis, wie Euch das erste Kapitel gefallen hat. Kapitel 2: Das Wiedersehen -------------------------- Das zweite Kapitel geht hiermit online. Viel Spaß damit. Legende: » « = gesprochene Worte ~ ~ = Gedanken *************************************************************************** Das Wiedersehen Zwei Wochen später Der Nachthimmel war von dunklen Wolken verdeckt. Kein einziger Stern blinkte und auch der Mond war nicht zu erkennen. Die Luft roch nach dem Regen, der vor kurzer Zeit niedergegangen war. Die grau-braune Ratte huschte auf der Suche nach was zu Fressen über den Asphalt. Sie näherte sich den großen Mühlcontainern in der Hoffnung, dort etwas zu finden, was den Hunger stillen würde. Kurz bevor sie die Metallbehälter erreichte, stockte sie und setzte sich auf die Hinterbeine. Sie hob den Kopf und die Barthaare wirbelten in der Bemühung herauszufinden, was das vor ihr in den Schatten lauerte. Urplötzlich quiekte sie angstvoll auf, drehte sich um die Achse und rannte, wie von Teufeln gehetzt in die Richtung, aus der sie gekommen war. Hier lauerte Gefahr. In der Dunkelheit hinter den Container bewegte sich ein kompakter Schatten. Nur durch die flüchtige Bewegung war er wahrzunehmen, ansonsten verschmolz er perfekt mit der Umgebung. Ein Quietschen, wie von Rädern klang auf und näherte sich. Eine alte Frau in grober zerlumpter Kleidung, die einen überfüllten Einkaufswagen vor sich her schob, kam langsam näher. In dem Wagen befanden sich allerdings keine Einkäufe, sondern das gesamte Hab und Gut der Person. Sie hielt genau auf die Müllcontainer zu. Kurz davor blieb sie stehen. Kleine Augen musterten die Schatten, und mit Alkohol geschwängertem Atem, rief leise. » Hey Engelchen, bist du da? « » Ja !«, es klang neutral, so das man noch nicht mal sagen konnte, ob die Stimme einem Mann oder einer Frau gehörte. Ein krächzendes Lachen kam von der in Lumpen gekleidete Frau mit dem Einkaufswagen. » Pünktlich, wie immer. Auf dich ist Verlass, Engelchen. Also was gibt es Neues? Theresa lässt grüßen, sie ist auf dem Weg der Besserung. Leider hat es den Laden von Li erwischt. Sie kamen heute um die Mittagszeit. Li wollte das Schutzgeld nicht bezahlen. Es waren andere Typen, als sonst. Genau wie bei Theresa. Engelchen, hier stimmt was nicht. Hier versucht eine neue Organisation Fuß zu fassen. Leo, von West-Gang, ist seit drei Tagen nicht mehr auffindbar. Seine Kumpels machen sich langsam Sorgen. Und das will schon was heißen, bei diesen Typen. Übrigens jemand hat ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt und ich weiß, dass es die Bullen nicht waren. « Aus der Dunkelheit flog ein weißer Umschlag zielsicher in den Einkaufswagen. Hände in Handschuhen, denen die Fingerspitzen fehlten, griffen eilig zu. » Großzügig wie immer, Engelchen. Pass auf dich auf. Die Bullen haben es auch auf dich abgesehen. Die können es einfach nicht leiden, wenn es jemanden gibt, der ihren Job besser macht als sie. « Die Frau packte den Umschlag unter ihre Jacke. Der Wagen quietschte, als sie die Straße weiterging. Ohne sich umzudrehen, bog sie in die nächste Seitenstraße ein und verschwand, damit aus den Blicken der Person, die sich in dem Schatten verborgen hatte. Aus dem Schatten schälte sich die Gestalt einer jungen Frau. Jessy sah sich sorgfältig um. Ihre nichtmenschlichen Sinne tasteten die Umgebung ab. Keiner war der alten Frau gefolgt. Sie war ihre Augen und ihre Ohren am Tage, wo Jessy sich vor der Sonne verbergen musste. Keiner kam auf den Gedanken, dass die alte Bettlerin die Informantin des Engel der Nacht war. Sie konnte sich vollkommen unauffällig in den Straßen bewegen. Keiner gönnte ihr mehr als einen Blick. Jessy wandte sich um und ging in Richtung Hauptrasse. ************************************************************************* Zufrieden verließ Ben die Bar. Es war doch mehr gewesen, als er sich vorgestellt hatte. Charlie war bis jetzt immer zuverlässig gewesen. Die Informationen, die er ihm jedoch heute gegeben hatte, gefielen dem jungen Detektive ganz und gar nicht. So wie es schien, versuchte eine neue Organisation hier im Viertel Fuß fassen zu wollen. Das bedeutete großen Ärger. Die Reviere waren unter den hier ansässigen Gruppen fest verteilt. Eine neue Organisation würde alles in Unordnung bringen. Diejenigen, die darunter zu leiden hatten, waren die Bürger, die eh und je schon kein leichtes Leben hier hatten. Er sah die Straße hinunter. Das Leben pulsierte hier. Hell erleuchte Reklame warf schillernde Lichter auf die Straße. Dort wurden sie von der nassen Asphaltdecke reflektiert. Es hatte geregnet, während sie in der Bar gewesen waren. Die Feuchtigkeit lag noch in der Luft. Fröstelnd schlug Ben den Kragen seiner Jacke hoch. Unbewusst rieb er sich über die linke Schulter. Die Wunde war gut verheilt. Nur manchmal erinnerte ein kurzes Ziehen, das es vor zwei Wochen doch ganz schön knapp für ihn geworden war. Im selben Moment erstarrte er. Das konnte doch nicht sein. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah er SIE. Es war kein Zweifel möglich. Das war sie, das war der Engel der Nacht. Wie ein gewöhnlicher Passant ging sie an den Geschäften und Bars vorbei. Ben zögerte nicht lange, rasch überquerte er die Straße und begann ihr zu folgen. Es war ein Risiko für eine schöne Frau hier spät am Abend allein zu gehen. Doch sie wurde nicht ein einziges Mal belästigt. Plötzlich bog sie links in eine Hofeinfahrt ein und war verschwunden. Als Ben die Einfahrt erreichte und vorsichtig um die Ecke spähte, sah er nichts als dunkle Schatten. Er war neugierig. Was machte diese Frau hier? War sie wieder auf "Einsatz"? Langsam und vorsichtig ging er durch die Einfahrt und fand sich nach wenigen Schritten in einem dunklen Hof wieder. Offene Mülltonnen standen an den Wänden und verbreiteten einen üblen Geruch. Ben blieb stehen und sah sich um. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Dieser Hof weckte schlechte Erinnerungen an seinen Überfall. Er griff in seine Jacke und umschloss den Griff der Pistole. Es war keinerlei Spur von der Frau zu sehen. Hatte sie sich versteckt oder war sie in einer der zwei Türen verschwunden, die sich dunkel von der einen Hauswand abhoben? Ben spürte plötzlich einen Luftzug in seinem Nacken. Er wirbelte herum und zog die Pistole. » Sie sind wohl einer von der unbelehrbaren Sorte. Sie sind ja immer noch ohne Rückendeckung unterwegs, Detektive! « Direkt vor ihm, als wäre sie vom Himmel gefallen, stand die junge Frau. Er atmete erleichtert auf » Wo....Wo kommen Sie denn her? « fragte er verblüfft und steckte die Waffe wieder ins Schulterholster zurück. Er sah das Schulterzucken. » Hatte mich eben gut versteckt. Sind Sie auf Streife Detektive?« »Ich glaube nicht, dass dies der richtige Ort ist, um sich zu unterhalten. Wie wäre es? Ich lade Sie zu einem Drink ein. « Jessy zögerte kurz, dann stimmte sie mit einem Nicken zu. » Einverstanden !« ************************************************************************ Wenig später saßen sie zusammen in einer kleinen Bar und eine junge Bedienung fragte sie nach ihren Wünschen. » Für mich ein Bier ! «, bestellte Ben. » Und für Sie ? « » Ein Wasser bitte. « Die Bedienung zog davon und Ben wandte sich an sie. » Erst mal vielen Dank!« » Wofür?« » Na, hören Sie mal. Sie haben mir das Leben gerettet. Wenn Sie nicht gewesen wären, dann läge ich jetzt wohl schon im Leichenschauhaus. Die meisten Leute hätten das nicht getan und damit ihr eigenes Leben riskiert. « » So schlimm war das nicht «, wiegelte Jessy ab. Aufmerksam musterte Ben die junge Frau. Zum ersten Mal sah er sie in einer halbwegs normalen Beleuchtung. Sie war hübsch, nein sie war ausgesprochen schön. Das mitternachtschwarze Haar fiel in leichten Wellen bis weit über ihre Schultern. Ihre Figur war schlank, aber an den richtigen Stellen gut gerundet. Ihre Haut war weiß, wie Alabaster und ihr kirschroter Mund lud förmlich zum Küssen ein. Ihre Augen schimmerten in einem sanften grau-grün. Nur ihr Blick zeigte einen Ausdruck, den Ben nicht zu deuten vermochte. Ihre Augen sahen irgendwie alt aus. Als ob sie schon zuviel gesehen hatten. » Zufrieden mit dem, was Sie sehen, Detektive? « Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und vertrieb den unheimlichen Ausdruck. Ben fühlte sich ertappt. » Durchaus «, gab er zu. » Sie tragen den Namen Engel der Nacht völlig zu Recht. Sie haben doch sicher noch einen anderen. Mein Name ist Ben Carter. « Er streckte ihr die Hand über den Tisch entgegen. Nach einem kurzen Zögern ergriff Jessy die dargebotene Hand. » Mein Name ist Jessica. « Ben war überrascht, wie kühl sich ihre Hand anfühlte. Kurz erwiderte sie seinen Händedruck, dann entzog sie ihm sanft, aber entschlossen wieder ihre Hand. » Jessica? Ein hübscher Name. Er passt zu Ihnen und weiter? « » Jessica genügt. Man hat mich meistens Jessy gerufen. « » Also gut, Jessy. Dann genügt das auch für mich. Was treibt so eine hübsche Frau dazu, hier in diesen Straßen ihr Leben zu riskieren? « » Mr. Carter ....« » Ben ... bitte. « » Also Ben. Der Grund meines Tun ist eigentlich von keinem Belang. Ich versuche den Menschen hier zu helfen. Es gibt hier auch ehrliche Bürger, die nur das Pech haben nicht genügend Geld zu haben um in eine andere Gegend zu ziehen. « » Ich wollte Sie nicht kritisieren. Ich hatte eher an eine Art Zusammenarbeit gedacht. « Dieser Gedanke war Ben spontan gekommen, und je länger er darüber nachdachte, desto mehr gefiel er ihm. Das war eine gute Möglichkeit, endlich mehr über diese neue Organisation zu erfahren, die sich hier im Viertel breit machte. Außerdem, war die Aussicht mit einem so hübschen Partner zusammenarbeiten zu können sehr verlockend. Erstaunt runzelte Jessy die Stirn. » Eine Zusammenarbeit? Zwischen uns ? Ich glaube das ist keine gute Idee. « » Überlegen Sie mal. Wir kombinieren unsere Aktionen und unsere Möglichkeiten. Damit sind wir sicher effektiver, als wenn wir im Alleingang, jeder für sich, agieren würden. Außerdem haben Sie sicher Verbindungen, die uns nützen können. Bessere vielleicht, als ich als Polizist. Sie haben es sicher auch schon bemerkt. Es breitet sich hier etwas aus. Eine kriminelle Vereinigung, wie sie noch nie da gewesen ist. Selbst die eingesessenen Gangs ziehen sich zurück. Alles scheint diese neue Organisation an sich zu reisen. Sei es Schutzgeld, Drogenhandel oder Prostitution.« Nachdenklich sah Jessy ihn an. Dieser junge Detektive war engagiert, und er hatte Recht,hier braute sich wirklich etwas zusammen. Außerdem war er attraktiv. ~ Lass das! ~ rief sich Jessy zur Ordnung. ~ Du willst doch nicht, dass er erfährt, was du bist. Wenn er das erst mal weiß, dann wird er sich sowieso mit Abscheu von dir abwenden. ~ » Was halten Sie davon? «, fragte Ben direkt. Er hatte mit keinem Wort ihr Schweigen unterbrochen. » Eine Zusammenarbeit würde sich als ziemlich schwierig gestalten. Ich bin nur nachts unterwegs. Ich mag das Tageslicht nicht besonders «, machte Jessy noch einen letzten Versuch. » Oh, das trifft sich gut. Auch meine Arbeitszeit ist die Nachtschicht. Sie sehen, es gibt keinen Grund, es nicht wenigsten Mal zu versuchen. Kommen Sie ... einen Versuch ist es doch wert. Oder? « Die Versuchung war groß. Es war schon Ewigkeiten her, dass sie eine solche Nähe zu einem Anderen zugelassen hatte. Die Einsamkeit ihres Lebens kam ihr urplötzlich mit aller Macht zu Bewusstsein. » Einverstanden, wir probieren es «, stimmte sie schließlich zu. Die warnende Stimme in ihrem Inneren drängte sie einfach zur Seite. » Prima! «, freute sich Ben aufrichtig. Er war fest davon überzeugt, dass diese Zusammenarbeit klappen würde und nebenbei würde er auch noch mehr über diese faszinierende Frau erfahren. Das sie ein Geheimnis umgab, stand wohl außer Frage. Ein Geheimnis, das er zu lösen gedachte. Er nahm den Bierdeckel und schrieb seine Handynummer darauf. » Hier ist meine Nummer. Sie können mich damit jederzeit erreichen. « Jessy nahm den Pappdeckel entgegen. Warf einen kurzen Blick darauf und steckte ihn ein. » Vielen Dank für die Einladung, Ben. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns bestimmt. « Jessy stand auf und griff nach ihrer Jacke. » Hey! «, hielt Ben sie zurück. »Kennen Sie denn nicht das Ritual? « Jessy sah ihn erstaunt an. » Was für ein Ritual? « » Na, ich habe ihnen doch meine Telefonnummer gegeben. Also müssen Sie mir auch die Ihre geben. Das ist so Tradition. « Jessy sah ihn für einen Moment verblüfft an, dann lachte sie kurz auf. » Keine Sorge, Ben. Ich rufe Sie sicher an. « Ben sah ihr nach, wie sie das Lokal verließ. Schade, das hatte diesmal nicht geklappt. Beim nächsten Mal. » Zahlen bitte! «, rief er die Bedienung herbei. Während er die paar Doller abzählte, fiel sein Blick auf die beiden Gläser, die er bestellt hatte. Sein Glas war leer, doch aus ihrem fehlte kein Schluck. Verwundert musterte er die Gläser. Es war ihm gar nicht aufgefallen, dass sie nichts getrunken hatte. Schulterzuckend beglich er die Rechnung. Vielleicht, hatte sie keinen Durst gehabt und wollte nur nicht unhöflich sein. ************************************************************************** Oder es war nicht nach Jessy's Geschmack. Eine Zusammenarbeit von Cop und Vampir, ob das gut geht? "Gemeinsame Ermittlungen" werden es zeigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)