Sanctuary von Tidus17 ================================================================================ Kapitel 9: Ein ernstes Gespräch ------------------------------- Ein ernstes Gespräch *Piiieeeeep, Piiieeeeep* Das Geräusch verhieß nichts Gutes. Die Schulzeit brach an. Ich hatte noch keine Lust zum Aufstehen. Als ich die Augen öffnete sah ich neben mir Lena liegen. Sie schien noch zu schlafen. Ich schaltete meinen Wecker aus. Kurz bevor ich aufstehen wollte, bemerkte ich, wie Lena mich immer noch an der Hand fest hielt. So streichelte ich ihr sanft über die Wange. „Hey, aufwachen.“ Sie blinzelte mich an. „Schon so spät?“ Obwohl, heute könnte ich ja mal den kürzeren Schulweg gehen, da hätte ich 15 Minuten mehr Zeit. Lena sah noch verschlafen aus. „Und gut geschlafen?“ Sie grinste. „Klar, ich hatte ja was Nettes zum Kuscheln gehabt. Wie hast du geschlafen, ich hoffe, ich war keine Klette?“ Ich schüttelte den Kopf. „So gut hab ich noch nie geschlafen.“ Das war nicht gelogen. Ich stand auf und ging ins Bad. Als ich wieder raus kam, hatte Lena ihre alten Klamotten wieder an. „Danke fürs Tragen.“ „Wo ist meine Unterwäsche?“ Ich grinste sie frech an. „Na, die werd ich dir bestimmt nicht unsauber überreichen.“ Sie stupste mit ihren Finger auf meine Nase. „Lass uns frühstücken gehen.“ Ich nahm ihre Hand und ging mit ihr die Treppe hinunter, geradewegs zur Küche. Da ich morgens nie wirklich Zeit fand zum Essen, haben wir uns Cornflakes mit Milch gemacht. Das erste mal seit längeren, dass ich mit jemandem zusammen frühstücke. „Wie sieht dein Stundenplan aus?“ „Nicht so schön. Im ersten Block haben wir Mathe, danach folgen 2 Blöcke Deutsch und im letzten hab ich Französisch, wo wir anschließend noch einen Abschlusstest schreiben.“ „Klingt sehr langweilig.“ Lena rührte in ihren Cornflakes rum und aß ab und zu was. „Kann man sagen. Was machst du heute?“ Sie schaute mich an und hatte wieder ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. „Wenn du heute nichts vor hast, könnte ich dir mal einen schönen Ort zeigen.“ „Mein Tag verläuft wie immer, Schule, danach ins Café und dann nach Hause.“ Jetzt war ich gespannt, was sie mir am Nachmittag zeigen wollte. „Wir treffen uns um 16 Uhr am Park vor deinem Baum, von da aus ist es nicht so weit zu dem Ort und Carola würde uns dort nicht finden, wie wenn wir uns im Café treffen würden.“ Klingt plausibel, aber der Name Carola ging mir echt auf die Nerven. Auf die darf ich mich gleich noch freuen. „Okay, ich muss dann auch schon los.“ Wir stellten das dreckige Geschirr noch in der Spülmaschine und verließen das Haus. „Ich begleite dich ein Stück.“ Sie reichte mir die Hand und ich nahm sie dankbar an. Ich fühlte mich geborgen, wenn sie neben mir stand und wir Hand in Hand durch die Stadt gingen. An einer Kreuzung blieben wir stehen. „Schade, dass man die Zeit nicht anhalten kann.“ Ich war etwas enttäuscht, ich wollte den Moment noch ein bisschen genießen. „Na komm, die Schulzeit vergeht doch schnell und nachher darfste dich dann mit mir wieder rumschlagen.“ Sie zwinkerte mir leicht zu. „Das würde ich aber angenehmer finden, als in der Schule zu sitzen.“ „Danke für das Kompliment.“ Lena grinste frech und schaute den Autos hinterher. „Also bis später.“ Kurz bevor ich gehen wollte, kam Lena näher und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich schaute ihr verblüfft hinterher. Sie winkte nur und ich hielt mir die Backe. Für was war denn der jetzt? Mein Bauch kribbelte angenehm. Nennt man so was nicht Schmetterlinge im Bauch? So ging ich mit schnellen Schritten zur Schule, ich war doch ein bisschen spät dran. *Ding Daaaahhhhaaaaang Doooong* Endlich, die Mathestunde verlief echt schleichend. Ich griff in meine Tasche, um mir mein Frühstücksbrot rauszuholen, aber ich bekam einen Schreck. Verdammt, ich hab vergessen, mir Brote zu schmieren. Mein Magen grummelte schon vor sich hin. Na toll, da muss ich mir etwas in der großen Pause in der Cafeteria kaufen. Der Klassenraum war wie ausgestorben, ein paar Schüler blieben im Raum und erzählten sich, wie ihr Wochenende verlaufen war, die Anderen waren auf der Raucherinsel. Meine Augen schweiften im Klassenzimmer umher und blieben an der Tür hängen, wo Carola gerade herein kam. Bei dieser Miene konnte ich schon erahnen, was jetzt kommen würde. „SAG MAL, GEHT ES DIR GUT!!!!!!“ Sie schrie das ganze Klassenzimmer zusammen. Die Schüler, die noch im Raum waren, schauten uns verwundert an. Na ganz große Klasse, dass sie immer solch ein Theater machen musste. „WAS HAST DU MIT LENA GEMACHT!“ Ich schaute sie verwundert an. „Was soll mit der sein?“ Carola stand vor meinen Tisch. Sie schmiss meine Sachen auf den Boden und haute mit der Faust auf den Tisch. „ERZÄHL KEINE SCHEIßE, MANN!“ Jetzt platzte mir so langsam der Geduldsfaden. Was fällt der ein, meine Sachen vom Tisch zu schmeißen und mich so anzuschreien. „Komm erstmal runter, ich weiß gar nicht, was du von mir willst!“ Ich stand ebenfalls auf und schaute sie wütend an, aber meine Stimme blieb noch ruhig. Die Schulpause war schon lange zu Ende, aber durch Carolas Geschrei haben wir das überhört. Viele Schüler standen vor unserer Tür und beobachten das Szenario, das Carola veranstaltete. „Mädels? Beruhigt euch wieder und du geh wieder in deiner Klasse.“ Zum Glück war unser Deutschlehrer immer etwas früher da. „WIR SPRECHEN UNS SPÄTER!!!“ Sie stapfte aus der Tür und alle sahen ihr hinterher. Danach kam die Schülermenge wieder ins Klassenzimmer und starrten mich an. Als hätte ich dran Schuld gehabt. Ich sammelte derweilen meine Sachen, die auf dem Boden verstreut waren, wieder auf. Meine Laune sank jetzt schon wieder in den Keller, auf so was hatte ich nun echt keinen Bock. Der Lehrer fing mit seinen Unterricht an und ich kochte vor Wut auf meinen Platz. Ich fragte mich, was Carola von mir wollte. *Ding Daaaahhhhaaaaang Doooong* In der ersten Deutschstunde konnte ich mich kaum konzentrieren, die Szene ging mir die ganze Zeit im Kopf herum und jetzt war auch noch die große Pause. Ich beschloss, in die Cafeteria zu gehen. Dort holte ich mir ein Salamibrötchen. Ich biss ein paar mal von dem Brötchen ab und ging den Flur entlang. „Sag mal, gehst du mir aus dem Weg!“ Ich drehte mich um, im Mund hatte ich noch mein Brötchen. Vor mir stand Carola, die noch wütender aussah als vorher. Sie stapfte wieder mal auf mich zu und schlug mir das Brötchen aus dem Mund. Ich sah sie verdutzt an und wurde zugleich echt sauer. „Sag mal, geht es dir noch gut!?“ „ACH HALT DOCH DAS MAUL!“ Ich packte Carola an der Hand und zerrte sie regelrecht durch den Flur bis zur Frauentoilette. Dort knallte ich die Tür zu und schubste Carola an die Wand. „WAS SOLL DAS WERDEN!?“ „Du hast echt einen Knall, Carola! Hast du schlecht geschlafen oder was soll das ganze hier?“ Ich hatte keine Lust, dass die ganzen Leute uns beobachten, deswegen nahm ich sie auf das Klo mit. Meine Stimme versuchte ich noch leise zu halten, was ich langsam nicht mehr konnte. „NÖ, ABER DASS DU LENA GEGEN MICH AUFHETZT, FIND ICH JA UNTER ALLER SAU!“ „Wie bitte?“ Jetzt verstand ich nur noch Bahnhof, was sollte ich gemacht haben? „TU NICHT SO UNSCHULDIG! DU HAST SIE DOCH SCHON UM DEN FINGER GEWICKELT!“ Sie schrie regelrecht die ganze Toilette zusammen. „Was soll ich gemacht habe? Du spinnst doch! Senke dein Ton erstmal, dann reden wir weiter.“ Carola schaute mich wütend an. „Was war am Samstag? Ich hab euch beide gesehen!“ „Na und? Ich hab sie zufällig getroffen, darf ich sie nicht mal auf offener Straße sehen?“ „NEIN! Lena will mich nicht mehr sehen und ich denke, dass DU das bewirkt hast und dass DU mit IHR alleine sein willst. DESWEGEN HAST DU SIE GEGEN MICH AUFGEHETZT!“ „Nur weil Lena dich nicht sehen will, musst du das nicht an mir ablassen...“ „Ähem, Entschuldigung, kann ich bitte am Waschbecken?“ Neben uns stand ein junges Mädchen, eventuell 11. Klasse, die anscheinend unserem Gespräch die ganze Zeit zugehört hatte. Ich war gereizt und Carola sowieso. „VERPISS, DICH!“ Wir zischten beide zur gleichen Zeit diese Worte. Das Mädchen schaute uns schockiert an und flüchtete hinaus. „DU BIST DOCH DER GRUND DAFÜR, AN WEM SOLL ICH DAS SONST ABLASSEN!“ Ich schwieg, warum stritt ich hier eigentlich? Gegen Carola kam ich doch sowieso nicht an. „Du wusstest, dass ich auf Lena stehe. Genau wie die Anderen schnappst du mir Lena weg. Du gönnst mir wohl kein Glück was.“ Sie sah traurig zu Boden. „Du erzählst vielleicht eine Scheiße! Ich hab dir gesagt, dass ich von Lena nichts will und das mit den Anderen, kann ich ja wohl nichts dafür. Die haben sich zwar alle in mich verliebt, aber ich hab denen einen Korb gegeben, schieb den Scheiß nicht immer auf MICH! Schließlich war ich auch nicht mit deinen Typen unterwegs.“ Woher nahm sie nur das Recht, mir so was an den Kopf zu knallen? Immer kommt sie mit dieser Leier an, dass ich ihr die Freunde ausspanne, so ein Schwachsinn. Ich wollte nie etwas von ihren Typen, die sahen sowieso aus wie ein Stück Dreck. „Du lügst doch wie gedruckt! Ich hab gesehen, dass Lena dich gestern besucht hat.“ Jetzt war ich verwundert. Woher wusste sie, dass Lena bei mir war? Ich fühlte mich richtig ertappt. „Ja und? Darf sie mich nicht mal spontan besuchen kommen?“ Sie sah mich an, ihre Augen waren mit Tränen gefühlt. Was sollte das hier werden? Macht sie wieder einen auf bemitleidenswert? „Du kennst Lena nicht, sie hatte von Anfang an einen Narren an dir gefressen. Ihre Beziehungen hielten nie lange, höchstens 1 Woche. Danach ist sie immer einem anderen Rockzipfel hinterher gestiegen. Ich denke, bei dir hält es auch nicht lange.“ Meine Laune fiel jetzt endgültig in den Keller. „Was interessiert mich das!? ICH BIN NICHT MIT IHR ZUSAMMEN, UND WER GIBT DIR DAS RECHT, SO ÜBER SIE ZU REDEN!“ „ACH HÖR DOCH AUF, ICH SEH DOCH, WIE DU SIE ANGUCKST. WARUM SOLLTE SIE DICH GESTERN SONST BESUCHEN KOMMEN? SICHERLICH HAST DU IHR IRGENDEINE BESTÄTIGUNG GEGEBEN UND GESTERN HABT IHR SICHERLICH ORDENTLICH GEFICKT!“ Das war zu viel des Guten. Ich schlug ihr eine ins Gesicht. Die gleiche Backe, auf die Lena schon geschlagen hatte. „UND DU WILLST EINE FREUNDIN VON IHR SEIN, ich wäre da echt am Boden, so was zu erfahren........eine tolle Freundin bist du, die so über andere denkt.....und dann behauptest du, dass du in sie verliebt bist. Du hast einfach keine Geduld mit Leuten, besonders in Beziehungen. Kein Wunder, das sie dich alle verlassen, wenn du wegen jedem kleinen Mist eifersüchtig wirst. Du hast hier einen guten Ruf in der Schule, aber den wirfst du gerade weg, wenn du so reagierst und alles zusammen brüllst.“ Ich verstand mich nicht, warum ich ihr das ausgerechnet sagte. Sicherlich jeder ist eifersüchtig, wenn man seinen Liebsten oder Liebste mit jemand anderem sieht, aber das dann so raus zuhauen, ist echt hart. Wäre Carola keine Freundin, würde ich ihr das nicht so freundlich sagen, ich wollte ihr im Grunde ja nur helfen, damit sie ihre Fehler einsieht. Hoffnungen wollte ich ihr nicht machen, aber das war umso schwieriger für mich, mit Lena Zeit zu verbringen. „Der Ruf ist mir egal......“ Carola hielt sich ihre Wange, die etwas gerötet war. „........ab heute kündige ich dir die Freundschaft.......Lena geb ich aber nicht mehr her!“ Sie ging an mir vorbei und aus dem Damenklo hinaus. Die Tür schmiss sie zu. Ich stand wie angewurzelt da. Meine Augen blickten in den Spiegel. Momentan wusste ich nicht, was hier gerade passiert war. Hat sie mir echt die Freundschaft gekündigt? Ich ahnte Schlimmes, was ist wenn sie meine Vergangenheit ausplauderte? Wieder hatte ich eine gute Freundin verloren und sie würde mir auf dem weiteren Weg ein Bein stellen. Warum finde ich keine Freunde, mit denen die Freundschaft ewig hält? Bei Carola hielt sie schon 5 Jahre, nur wegen einer Person zerbricht diese. Es gab mit ihr zwar schon öfter diese Diskussion und das so genannte Ende der Freundschaft, aber in Inneren wusste ich, dass es dieses mal endgültig war. Ich seufzte schwer. Die Schulglocke ertönte und ich ging langsam wieder in mein Klassenzimmer. In der letzten Deutschstunde konnte ich mich gar nicht mehr konzentrieren, die Worte, die Carola mir über Lena an den Kopf geknallt hatte, gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Sicherlich jeder hat seine Macken, aber ich glaube nicht, dass Lena solch ein Mensch ist, der nach dem Sex den Partner wechselt. Irgendwie hatte ich noch mehr Angst mich Lena zu nähern und ich habe mich doch schon richtig in sie verknallt. Ich habe nur Angst, dass ich wieder abserviert und wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen werde. Ich seufzte einige Male. Dass jemand so schnell meine Gefühle erobert und mein Herz zum Schlagen bringt, war erstaunlich. Ich war ein Wrack und jetzt konnte mich nichts mehr erschüttern, so glücklich war ich gerade. Mir machte es nichts aus, dass ich mit Carola nicht mehr befreundet war. Lena hatte etwas an sich, was ich nicht beschreiben konnte, wenn ich sie sah, waren all meine Sorgen weg. Die Worte, die Carola sagte, nahm ich gar nicht mehr wahr und ich freute mich auf den heutigen Nachmittag mit Lena. Ich hoffte nur in meinen Herzen, dass ich mich dieses Mal nicht in eine Sache verrenne und ich endlich glücklich mit jemanden leben könnte. *Ding Daaaahhhhaaaaang Doooong* Den Französischtest hatte ich locker gemeistert. Mir war egal, was Carola jetzt versuchte, um mich nieder zu machen. Sollte sie doch ruhig die ganze Schule auf mich hetzen, ich hatte so viel erlebt, das würde mich nicht mehr erschüttern. Außerdem würde ich die Schule sowieso in 2 Wochen verlassen. Die Ergebnisse würden wir erst Ende dieser Woche erhalten, ich war aber voller Zuversicht mit meinen Ergebnissen. Meine Arbeiten waren immer akzeptabel, da müsste ich alle gemeistert haben. Ich verließ voller Freude das Schulgebäude. Das Wetter war einfach herrlich. Ich schaute auf die Uhr, es war kurz nach 15 Uhr, bis zum Park brauchte ich nur einige Minuten. Am Eingangstor blieb ich stehen. Hinter mir hörte ich Carolas Stimme, die mit ein paar Leuten aus ihrer Clique an mir vorbei lief. Sie schaute mich an und ich konnte die Wut in ihren Augen gut erkennen. Sie würde wohl eine große Hürde bleiben. Dennoch dachte ich, dass Carola ein gutes Herz hatte und sich nicht mehr groß um diese Sache eben gerade scheren würde und zu viel ausplaudern würde über mich. Davor hatte ich etwas Bammel. Alles hatte ich Carola aus der Vergangenheit nicht erzählt, aber eine große Sache hatte sie selber miterlebt und das war schon echt ein Abgrund von mir. Das alles wieder aufzuwühlen, würde die ganze Situation verschlechtern und Lena sollte davon nichts mitbekommen. Jedenfalls nicht jetzt und nicht am Anfang. So ging ich mit schnellen Schritten in den Park und freute mich gleich die Person zu sehen, welche mein Herz höher schlagen lässt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)